Verstecktes Eigenlob

Bonner Münster; Bildquelle wikicommons

Grabdenkmäler erfüllen mehrere Funktionen: Sie dienen der Memoria und Repräsentation des Verstorbenen sowie des von ihm ausgeübten Amtes oder auch seiner Familie. Dass sie aufgrund ihres repräsentativen Charakters zur Vermittlung politischer Inhalte genutzt und von unterschiedlichen Auftraggebern manchmal sogar Jahrhunderte nach dem Tod des Verstorbenen vereinnahmt wurden, zeigt die Grabinschrift des Kölner Erzbischofs Engelbert II. von Valkenburg (1261–1274) im Bonner Münster.[1]

Diese ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert: Neben dem Bestattungsort – die Kölner Erzbischöfe wurden seit dem Spätmittelalter mit wenigen Ausnahmen im Kölner Dom beigesetzt – fallen die Schrift sowie der Inhalt der Grabinschrift auf. Letzterer weist nur wenige der Bestandteile auf, die für eine Grabinschrift üblich waren, denn es fehlen Angaben zum Todestag, der Grabstätte sowie eine Aufforderung zur Fürbitte für den Verstorbenen. Außer dem Namen und Amt des Verstorbenen – Engelbertus de Falkenburg Archiepis(copus) Col(oniensis) – bietet die Inschrift keine weiteren Informationen über diesen. Stattdessen steht das Lob der Stadt Bonn, welche hier mit der antiken Stadt Verona gleichgesetzt wird, als Bestattungsort im Fokus der Grabinschrift: floreat · in · celis · tua · laus · Verona · fidelis ·filia · tu · matris · Engilberti · qua · patris · Que · sua · metropolis · non · habet · ossa · colis (Dein Ruhm, treues Verona, möge in den Himmeln erstrahlen! Als Tochter der Mutter und des Vaters Engelbert pflegst du seine Gebeine, die die Bischofsstadt nicht besitzt).

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2023/02/verstecktes-eigenlob-grabinschrift-engelbert-valkenberg-clegg/

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Verstecktes Eigenlob

Bonner Münster; Bildquelle wikicommons

Grabdenkmäler erfüllen mehrere Funktionen: Sie dienen der Memoria und Repräsentation des Verstorbenen sowie des von ihm ausgeübten Amtes oder auch seiner Familie. Dass sie aufgrund ihres repräsentativen Charakters zur Vermittlung politischer Inhalte genutzt und von unterschiedlichen Auftraggebern manchmal sogar Jahrhunderte nach dem Tod des Verstorbenen vereinnahmt wurden, zeigt die Grabinschrift des Kölner Erzbischofs Engelbert II. von Valkenburg (1261–1274) im Bonner Münster.[1]

Diese ist in mehrerlei Hinsicht bemerkenswert: Neben dem Bestattungsort – die Kölner Erzbischöfe wurden seit dem Spätmittelalter mit wenigen Ausnahmen im Kölner Dom beigesetzt – fallen die Schrift sowie der Inhalt der Grabinschrift auf. Letzterer weist nur wenige der Bestandteile auf, die für eine Grabinschrift üblich waren, denn es fehlen Angaben zum Todestag, der Grabstätte sowie eine Aufforderung zur Fürbitte für den Verstorbenen. Außer dem Namen und Amt des Verstorbenen – Engelbertus de Falkenburg Archiepis(copus) Col(oniensis) – bietet die Inschrift keine weiteren Informationen über diesen. Stattdessen steht das Lob der Stadt Bonn, welche hier mit der antiken Stadt Verona gleichgesetzt wird, als Bestattungsort im Fokus der Grabinschrift: floreat · in · celis · tua · laus · Verona · fidelis ·filia · tu · matris · Engilberti · qua · patris · Que · sua · metropolis · non · habet · ossa · colis (Dein Ruhm, treues Verona, möge in den Himmeln erstrahlen! Als Tochter der Mutter und des Vaters Engelbert pflegst du seine Gebeine, die die Bischofsstadt nicht besitzt).

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2023/02/verstecktes-eigenlob-grabinschrift-engelbert-valkenberg-clegg/

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Marmor. Eine Ortsbegehung

Denkt man an antike Inschriften, so denkt man an Marmor. Was macht Marmor als Beschreibstoff so besonders? Benjamin Allgaier, Doktorand der Klassischen Philologie (Gräzistik) am SFB 933, fuhr Anfang April 2017 mit Archäologen, Althistorikern und Mittelalter-Kunsthistorikern nach Istanbul und auf die Insel Marmara im gleichnamigen Meer. Im Interview berichtet er über den Praxis-Workshop, der vor antiken Monumenten aus Marmor und im Steinbruch stattfand.

 

Nele Schneidereit: Lieber Benny, wie sah das Konzept Eurer Reise aus und welche Stationen hatte sie?

Benjamin Allgaier: Wir waren zuerst in Istanbul, dann zwei Tage auf der Marmara-Insel und in Kyzikos. Auf der Insel wird seit sehr langer Zeit und auch heute noch Marmor abgebaut. Das war ein ziemliches Kontrastprogramm – die Großstadt mit ihren vielen Monumenten und dann diese kleine Insel, auf der auch nur wenige Menschen waren.

[...]

Quelle: https://sfb933.hypotheses.org/195

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Wolframs Widersetzlichkeit oder: die Vetomacht des Materiellen

Koinzidenzen begründen noch lange keine Kausalitäten. Sie bezeichnen vielmehr gefährliche Untiefen historischer Erkenntnissuche. Dem Navigator auf dem “ungeheuren Meere der empirischen Tatsachen”[1] setzen sie indes zugleich nützliche Orientierungsmarken, indem sie Indizien für potentielle Zusammenhänge liefern. Ein solches zufälliges zeitliches Ineinanderfallen…

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/8825

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mediaevum.net: Tironische Noten. Rückwärtssuche bei den MGH

http://www.mgh.de/datenbanken/tiro/ Die im ersten Jahrhundert vor Christus als Kurzschrift entstandenen Tironischen Noten bestehen aus Hauptzeichen, die ganze Wörter ausdrücken sowie Beizeichen, welche v.a. Flexionsendungen darstellen. Die Trionischen Noten wurden u.a. im Frankenreich als Urkundenschrift verwendet. Die Monumenta Germaniae Historica bieten auf ihren Internetseiten eine Rückwärtssuche an. Mit dieser können zu lateinischen Begriffen die entsprechenden trionischen […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/12/6252/

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Inschrift – Handschrift – Buchdruck. Medien der Schriftkultur im späten Mittelalter


Bericht über den interdisziplinären Sommerkurs am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald (21.-27. September 2014)

Uppe · nye(n) · ia//res · aue(n)/de · des · leste(n) · daghes · des · iars/

der · bord · (christ)i · M · cd · lxii · wart · sla/ghe(n) · her · hinrik rubenow ·

doctor · in · / beide(n) · regte(n) · v(n)de · borgh(er)meister · hyr

Foto: Falk Eisermann

Transkriptionsübung am Rubenowstein (St. Marien, Greifswald). Foto: Falk Eisermann

Wow – heute hat der Sommerkurs erst begonnen und schon ist die erste Inschrift entziffert und richtlinienkonform transkribiert! Wir sind in der St. Marien-Kirche in Greifswald. Uns fröstelt, das trübe Wetter lässt wenig Licht in den sakralen Raum. Bewaffnet mit einer Taschenlampe, einer Anleitung zur Transkription von Inschriftentexten und Schreibmaterial stehen wir als Kleingruppe im Halbdunkel vor dem Rubenowstein von 1463.1 Es gilt, seine Inschrift zu entschlüsseln – und erstaunlicherweise gelingt es, gerade in der Gruppe und mit konstruktiver Diskussion über Buchstaben, Kürzungszeichen und Textverlust.

Schon jetzt fühle ich mich wie eine Entdeckerin und dieses Gefühl hat den ganzen Kurs hindurch getragen, besonders aufgrund einer wunderbaren fachlichen Leitung, einer bereichernden interdisziplinär ausgerichteten Teilnehmergruppe und anschaulichen Praxisphasen wie der gerade skizzierten.

21 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus den unterschiedlichsten mediävistischen Disziplinen von der Kunstgeschichte über die Philosophie bis hin zur Musikwissenschaft oder der Mathematik hatten im September 2014 die Chance, spätmittelalterliche Inschriften, Handschriften und Inkunabeln in Theorie und Praxis genauer in den Blick zu nehmen.

Unter der engagierten Leitung von Dr. Christine Magin (Die deutschen Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Arbeitsstelle Greifswald), die kräftig von ihren studentischen Hilfskräften unterstützt wurde, führten die Experten in ihren jeweiligen Fachgebieten die Teilnehmenden an ihre schriftlichen Medien heran. Für die Theoriephasen, den öffentlichen Abendvortrag und den Workshop stellte das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald seine Räumlichkeiten und seine gute Küche zur Verfügung. Auch weitere Teile der Organisation und der Finanzierung wie der Transfer nach Rostock, die Unterkunft in einem Studierendenwohnheim oder das opulente Abschiedsessen wurde von der wissenschaftlich unabhängigen Einrichtung übernommen. Es darf durchaus als bemerkenswert erachtet werden, dass die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung Essen, aber auch die Sparkasse Vorpommern und die Gesellschaft von Freunden und Förderern der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald e.V. die Kosten dieses erlebnisreichen Sommerkurses getragen haben, so dass eine Teilnahme für keinen Stipendiaten zu einer Frage des privaten Budgets wurde.

Doch nun zum Inhaltlichen: Inschrift – Handschrift – Buchdruck. Begibt man sich im Frühjahr auf die Suche nach Sommerkursen, nimmt man in den letzten Jahren ein vermehrtes Angebot und Interesse wahr, in die Arbeit mit Handschriften oder Urkunden sowohl paläographisch als auch kodikologisch einzuführen.2 Eine breite Mischung aus den verschiedenen Formen schriftlicher Überlieferung, wie sie der Greifswalder Sommerkurs anbot, ist deshalb neu und vielversprechend. So führt gerade die mittelalterliche Epigraphik, ähnlich wie andere Hilfswissenschaften auch, an so mancher deutschen Universität ein echtes Schattendasein. Ähnliches gilt für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Wiegendrucken.

Das Programm war entsprechend der Auseinandersetzung mit drei verschiedenen Schriftmedien dicht gedrängt, aber für die zur Verfügung stehende Zeit gelungen:

  • Sonntag, 21.9.:          Anreise, Begrüßung und Abendessen
  • Montag, 22.9.:          Inschriften
  • Dienstag, 23.9.:        Handschriften, Abendvortrag
  • Mittwoch, 24.9.:       Inkunabeln
  • Donnerstag, 25.9.:   Exkursion nach Rostock (Inschriften, Handschriften, Inkunabeln)
  • Freitag, 26.9.:           Workshop, gemeinsames Abschiedsessen
  • Samstag, 27.9.:         Zusammenfassung und Evaluation

Eine ausgewogene Mischung aller drei Schriftkulturen wurde dadurch erreicht, dass von den drei Arbeitstagen jeweils ein Tag pro Medium reserviert war. Eine theoretische Einführung am Vormittag wurde am Nachmittag durch einen Praxisteil vertieft, problematisiert und abgerundet. Am vierten Tag konnte man im Rahmen einer Exkursion nach Rostock das gesammelte Wissen an dortigen Handschriften, Inkunabeln und Inschriften erproben. Die Sommerschule wurde am vorletzten Tag ergänzt um einen Workshop, der neun Teilnehmenden als Nachwuchswissenschaftler/innen die Möglichkeit bot, ihre eigenen Forschungsprojekte vorzustellen und zu diskutieren. Alle anderen Teilnehmenden hatten unterdessen während der vier Theorie- und Praxistage Referate übernommen. Der letzte Tag diente schließlich dem Abschluss der Sommerschule und einer ausführlichen Auswertung.

Montag, 22. September 2014: Inschriften

Die Arbeitswoche begann, nach einem gelungenen Start am Vorabend bei einem gemeinsamen Kennenlernen in ungezwungener Atmosphäre, mit einer theoretischen Einführung in die spätmittelalterliche Epigraphik. Diese übernahm Dr. Jan Ilas Bartusch von der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Neben der Organisation und der Arbeitsweise der DI,3 wies er darauf hin, wie schwierig eine eindeutige Definition für Inschriften zu geben ist,4 genauso wie eine klare Einteilung von Inschriften problematisch sein kann. Konkret wurde es bei der Vorstellung von Inschriftenträgern (Grabmäler mit Bezug zur Grabstätte, Grabmäler zur Memoria aber auch Glocken), der Fertigungsmethode (vertieft oder erhaben geschlagene Buchstaben u.v.m.), der Form bzw. Schrift und natürlich besonders des Inhalts und der Funktion von Inschriften. Den beschränkten Platz nutzte man ähnlich wie bei den Handschriften auch durch die Einführung von Kürzungssystemen, deren Grundlagen wir für den Nachmittag und den Praxisteil brauchen würden. Ebenso erhielten wir eine Einführung in die Wiedergabe der Inschriftentexte nach den Standards der DI.

Derart gut gerüstet arbeiteten wir am Nachmittag an den Inschriften der Kirchen St. Marien und St. Nikolai in Greifwald. Unterstützt wurden wir dabei von Dr. Christine Magin und Jürgen Herold, die beide in der Inschriftenstelle in Greifswald arbeiten und die hiesigen Inschriften bearbeitet haben. Wie bereits in der Einleitung dieses Beitrages beschrieben, haben wir uns in St. Marien in Kleingruppen auf Entdeckertour begeben und einen Gedenkstein, zwei Grabplatten und eine Wandmalerei transkribiert. In St. Nikolai profitierten wir zusätzlich davon, dass viele Grabplatten im Bodenbelag der Kirche noch erhalten sind.

Foto: Gunthild Storeck

So manches Grabmal steht heute in einer Abstellkammer. Den Kopf drehen muss man zum Transkribieren einer Umschrift aber auf jeden Fall. Foto: Gunthild Storeck

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Grabplatte in St. Marien, Greifswald. Foto: Falk Eisermann

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Transkription einer Wandmalereiinschrift. Foto: Kristin Zech

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zur Einstimmung auf die Thematik des nächsten Tages, die Handschriften, hatten wir in St. Nikolai weiterhin die Möglichkeit, die Bibliothek des Geistlichen Ministeriums zu besichtigen und einige Schätze selbst zu begutachten. Im Bestand befinden sich 1900 Bände mit 3099 Titeln, darunter 104 Handschriftenbände, insbesondere aus den Klöstern der Dominikaner und Franziskaner. Besonders interessant war für uns der vierbändige Bibelkommentar, der von Katharina Rubenow, der Witwe des Greifwalder Bürgermeisters und Universitätsgründers Heinrich Rubenow, der uns im Gedenkstein in St. Marien bereits begegnet war, an das Schwarze Kloster der Dominikaner vermacht worden war.

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Bibliothek des Geistlichen Ministeriums. Greifswald, St. Nikolai. Foto: Kristin Zech

Dienstag, 23. September 2014: Handschriften

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Konferenzraum im Alfried Krupp Wissenschaftskolleg. Foto: Jens Pickenhan

Dr. Christoph Mackert (Universitätsbibliothek Leipzig, Handschriftenzentrum) und Dr. Jürgen Geiß-Wunderlich (Staatsbibliothek zu Berlin, Abteilung Handschriften) führten im Konferenzraum des Wissenschaftskollegs an diesem Vormittag in die Handschriftenkunde ein.

Dieser Theorieteil war für eine Vielzahl, wenn auch nicht für alle Teilnehmenden eine Wiederholung oder Auffrischung, was zum einen mit dem Schwerpunkt der Forschungsinteressen vieler Teilnehmender bei den Handschriften zu tun hat, zum anderen aber auch durch die höhere Ausbildungsdichte dieser Thematik an den Hochschulen begründet sein mag. Nichtsdestotrotz war die Theorieeinheit hochkarätig besetzt. So bietet Christoph Mackert im Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek in Leipzig selbst regelmäßig Sommerkurse zum systematischen Erlernen der Handschriftenarbeit an. Jürgen Geiß-Wunderlich ist zudem ein guter Kenner der Handschriften Greifswalds, die er auch für die Manuscripta Medievalia beschrieben hat. Formate, Lagenaufbau, Beschreibstoffe, Wasserzeichenkunde, Layout und Beschriftung, Buchschmuck sowie Einbandkunde waren Themen an diesem Morgen. Auch der Einfluss des Sammelkontextes und der Besitzer auf die Herangehensweise an Handschriften wurde herausgestellt. Ebenso die Bedeutung makulierter Texte, die zumeist recycelt von Buchbindern für Spiegelbeklebungen oder Falzverstärkungen genutzt wurden.5

Am Nachmittag besuchten wir die Universitätsbibliothek in Greifswald. Hier konnten wir in einem Arbeitsraum 11 Handschriften vom 13.- 16. Jahrhundert ansehen. Es handelte sich um eine bunte Auswahl: Eine mathematische, eine philosophisch-aristotelische und eine humanistische Sammelhandschrift, ein Gebetbuch, das Weseler Stadtrecht oder auch eine Motettensammlung. Leider war eine eigenständige Arbeit an den Originalen nicht möglich, da die Auflagen der Universitätsbibliothek dies nicht zuließen – ein Wehrmutstropfen dieses Sommerkurses.

Der Abend klang aus bei einem öffentlichen Abendvortrag von Prof. Dr. Felix Heinzer (Freiburg) zum Thema „Das verlorene Paradies – Blicke auf den ‚Hortus deliciarum‘ Herrads von Hohenburg“ mit anschließendem Empfang, den das Alfried Krupp Wissenschaftskolleg ausrichtete.

Mittwoch, 24. September 2014: Buchdruck

In die Welt der Wiegendrucke (etwa 1454 bis zum 31.12.1500) entführten an diesem Vormittag Dr. Falk Eisermann und Dr. Oliver Duntze (beide Staatsbibliothek zu Berlin, Abteilung Inkunabeln). Nach eine Vorstellung des Gesamtkatalogs der Wiegendrucke6, kurz GW, der eine Bibliographie aller Druckausgaben (ca. 30.000) des 15. Jahrhunderts umfassen wird, wurde es technisch: Wir erhielten eine Einführung in Typenherstellung, Satz und Druck und konnten verschiedene Stufen der Typenherstellung durch mitgebrachtes Material noch eindrücklicher verstehen lernen. Es wurde zudem deutlich gemacht, dass Drucker, Verleger und Verkäufer in dieser frühen Phase des Buchdrucks oftmals ein und dieselbe Person waren, und beleuchtet, wie wichtig sowohl eine Anbindung an eine leistungsfähige Papiermühle wie auch an gute Abnehmer (Klöster, Schulen uvm.) war.

Im Hinblick auf eine Verbindung zu den beiden anderen Schiftkulturen war die Paläotypie noch einmal besonders spannend. Denn der Wiegendruck griff auf verschiedene mittelalterliche Schriftenarten – wie die Antiqua (besonders für antike und humanistische Literatur) oder die Bastarda (besonders für volkssprachliche Texte) mit all ihren regionalen Unterschieden – zurück.

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Arbeit an Inkunabeln in der UB Greifswald. Foto: Jens Pickenhan

Da die Hälfte aller Inkunabeln nicht firmiert ist, also keine Angaben zum Drucker und zum Druckort liefert, werden Druckereien in der sogenannten Typenbestimmung über Drucktypen ermittelt. Die Idee der Typenbestimmung systematisiert haben die Engländer Henry Bradshow und Robert Proctor im 19. Jahrhundert über eine Bestimmung der Kegelhöhe der Typen, gemessen auf jeweils 20 Zeilen. Hinzu kommt das ‚Typenrepertorium der Wiegendrucke‘ (TW) von Konrad Haebler vom Beginn des 20. Jahrhunderts, das Typen nach der Form der Majuskel M klassifiziert. Die Ermittlung über die sogenannte Proctor-Haeblersche Methode wird bis heute angewandt. Das Typenrepertorium Haeblers wird dabei laufend durch die Abteilung Inkunabeln der Staatsbibliothek zu Berlin ergänzt und in einer Datenbank aktualisiert.

Am Nachmittag ging es ans praktische Arbeiten mit Inkunabeln der UB Greifswald und des Geistlichen Ministeriums. Ein besonderer Schwerpunkt lag hier auf dem Thema „Ablass und Wiegendruck“. So stellten Ablassbriefe, aber auch ein Traktat zum Ablass für Verstorbene (Modus subveniendi defunctis in purgatorio existentibus; GW M25064), einen Gegenstand unserer Untersuchungen und unserer thematisch wie anhand des Materials motivierten Diskussionen dar.

Donnerstag, 25. September 2014: Exkursion nach Rostock

Die Exkursion nach Rostock bedeutete Praxisanwendung pur. Wir besuchten die Universitätsbibliothek Rostock, die es uns ermöglichte, endlich eigenständig mit den Handschriften und Inkunabeln zu arbeiten – was wir dankbar annahmen.

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Foto: Falk Eisermann

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Foto: Jens Pickenhan

 

 

 

 

 

 

 

Am Nachmittag erkundeten wir das Kloster zum Heiligen Kreuz mit seiner Kirche sowie die Kirche St. Marien. Überall stießen wir auf Inschriften, auch der besonderen Art, so in einem Altarbild, auf einem Taufbecken oder als Ablassinschrift außen an der Kirche (St. Marien).

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Kirche des Klosters zum Heiligen Kreuz, Altarbild. Foto: Kristin Zech.

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Foto: Jens Pickenhan

 

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St. Marien, Rostock, Taufbecken. Foto: Falk Eisermann

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St. Marien, Rostock, Ablassinschrift außen. Foto: Falk Eisermann.

 

Insgesamt war die Exkursion nach Rostock ein rundum gelungener Abschluss des inhaltlichen Teils samt vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten des an den Tagen zuvor Erlernten.


Freitag, 26. September 2014: Workshop

Der Workshoptag stand ganz im Zeichen der Forschung einzelner Teilnehmender:

Christina Henss (Zürich): Wahrnehmung und Darstellung nichtchristlicher Räume in Mandevilles Reisen

Hanna Schäfer (Trier): Das Journal des Jean Aubrion und dessen Fortsetzung durch Pierre Aubrion

Lisa Böttcher (Berlin): Medizin in der mittelalterlichen sächsischen Franziskanerprovinz – Exemplarische Studien zu Konventsbibliotheken und Heilkunde

Claudia Heiden (Rostock): Das Antiphonar aus dem St.-Annen-Kloster in Lübeck

Dorette Werhahn-Piorkowski (Marburg): Die päpstlichen Kanzleiregeln im frühen Buchdruck

Caren Reimann (Berlin): Italienische Buchdrucker um 1500 – Matteo Capcasa und der venezianische Frühdruck

Rostislav Tumanov (Hamburg): Das Kopenhagener Stundenbuch

Elmar Hofman (Münster): Struktur und Funktion mittelalterlicher Wappenbücher

Gunthild Storeck (Berlin): Geometrie zwischen Universität und Handwerk: Transformation mathematischen Wissens in mittelalterlicher Volumenmessung

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Foto: Falk Eisermann

Am Samstag, 27. September 2014 schließlich fanden am Vormittag der Abschluss und die Auswertung des Sommerkurses statt. Die Rückmeldungen sowohl der Teilnehmenden als auch der Organisatoren fielen sehr positiv aus. Dafür gibt es gute Gründe:

Die Zusammenführung von Inschriften, Handschriften und Inkunabeln in einem Sommerkurs ist abschließend als innovativ und durch die enge und grundlegende Verflechtung dieser Schriftquellen als überzeugend und fruchtbar zu beurteilen. Für kommende Sommerkurse dieser Art ist der einzig offen bleibende Wunsch, den drei Schriftkulturen zeitlich etwas mehr Raum zu geben.

Einen besonderen Reiz machte der Kurs gerade in der Auseinandersetzung mit den zahlreich und gut erhaltenen Originalquellen der mecklenburg-vorpommerschen Region aus. Es erlaubte vielen der Teilnehmenden den Erstkontakt mit der Ostseeregion, gerade in wissenschaftlicher Hinsicht. Die gelungene Kooperation der Inschriftenstelle in Greifswald mit dem Alfried Krupp Wissenschaftskolleg ist für zukünftige Sommerschulen daher besonders wünschenswert.

Download (im pdf/a Format)

Zitationsvorschlag: Kristin Zech: Inschrift – Handschrift – Buchdruck. Medien der Schriftkultur im späten Mittelalter. Bericht über den interdisziplinären Sommerkurs am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg Greifswald (21.-27. September 2014), in: Mittelalter. Interdisziplinäre Forschung und Rezeptionsgeschichte, 10. März 2015, http://mittelalter.hypotheses.org/5435 (ISSN 2197-6120).

  1. DI 77, Greifswald, Nr. 143 (Jürgen Herold, Christine Magin), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di077g014k0014300 (Aufruf vom 21.2.2015).
  2. Vgl. die entsprechenden Berichte hier auf dem Mittelalterblog.
  3. Deutsche Inschriften; ein interaktives Forschungsvorhaben, das seit den 1930er Jahren besteht: www.inschriften.net.
  4. So schreibt Rudolf M. Kloss in seiner Einführung in die Epigraphik des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Darmstadt ²1992, bei einer Inschrift könne es sich nicht um einen schriftlichen Nachlass auf dem Beschreibstoff Papier oder Pergament handeln. Bartusch wies auf die Schwierigkeit hin, dass es aber beispielweise Altarbilder mit Pergamentinschriften gebe.
  5. Oftmals handelt es sich um ein liturgisches Schrifttum. Unter www.cantusdatabase.org ist es möglich, solche Fragmente zu lokalisieren.
  6. http://www.gesamtkatalogderwiegendrucke.de/. Seit 2003 gibt es ihn online; aktueller Bearbeitungsstand: bis Buchstabe „H“.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/5435

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Wiss. DH MitarbeiterIn im Projekt “Textdatenbank und Wörterbuch des Klassischen Maya” (E 13 TV-L, 75%), Universität Bonn

An der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Institut für Archäologie und Kulturanthropologie, Abteilung für Altamerikanistik, ist im Rahmen des Drittmittelprojekts „Textdatenbank und Wörterbuch des Klassischen Maya“ (NRW Akademie der Wissenschaften und der Künste, Laufzeit 2014 bis voraussichtlich 2029) ab 1. Juni 2014 die zunächst bis zum 31.12.2016 befristete Stelle (E13 TV-L, 75%) als

informationswissenschaftlicher DH-Mitarbeiter (w / m)

mit der Option auf Verlängerung zu besetzen.

Das von Prof. Dr. Nikolai Grube geleitete Langzeitvorhaben will auf der Grundlage einer Dokumentation der bisherigen Forschung und der digitalen Erschließung des gesamten Schriftkorpus die Grundlage für die Analyse des Wortschatzes und der Grammatik der Schriftsprache und damit zur vollständigen Entzifferung der Maya-Hieroglyphenschrift legen. Die technische Umsetzung baut auf TextGrid auf, einer Virtuellen Forschungsumgebung (VFU) für die Geisteswissenschaften mit Repository für geisteswissenschaftliche Forschungsdaten. Das Vorhaben wird mit der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (TextGrid) sowie der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn durchgeführt (Visual Library).

Arbeitsaufgaben:

  • Koordination und Umsetzung der informationstechnologischen Zusammenarbeit zwischen der Arbeitstelle, der VFU TextGrid und Visual Library
  • Konzeption, Erstellung und Anpassung der Datenbanksysteme und deren Einbindung in TextGrid (Literaturdatenbank, Bilddatenbank, Wörterbuch-Datenbank usw.)
  • Mitwirkung bei der Entwicklung einer Raum-Zeit-Visualisierung der Forschungsdaten
  • Mitentwicklung von Programmen zur automatisierten Berechnung und Rekonstruktion von Maya-Kalenderdaten sowie Anpassung bzw. Programmierung korpuslinguistischer und lexikographischer Anwendungen
  • Automatisierte Unterstützung von Forschungsprozessen (z.B. Extrahieren von Bildelementen und deren Einbindung in die VFU)
  • Einrichtung von Schnittstellen/Interfaces (REST, SOAP, OAI)
  • Betreuung des Dateningests und technische Unterweisung der wissenschaftlichen Mitarbeiter

Voraussetzungen:

  • Wissenschaftlicher Hochschulabschluss mit ausgewiesenen IT-Kenntnissen
  • Kenntnisse im Umgang mit digitalen Forschungsdaten
  • Sehr gute Kenntnisse in der XML-Familie (XML, insbesondere XML TEI, XSLT, xPath, eXist etc.)
  • Kenntnisse in der Datenmodellierung unter Berücksichtigung von Technologien des Semantic Webs (RDF/RDFS, SPARQL)
  • Kenntnisse von Digitalisierungsworkflows und OCR Verfahren
  • Kenntnisse gängiger Webtechnologien (HTML, CSS, JavaScript, Linux)
  • Gute organisatorische Fähigkeiten, gutes Zeitmanagement
  • Hohe Kommunikationskompetenz, sehr gute Teamfähigkeit, gute Englischkenntnisse und die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit Maya-Inschriftenforschung

Chancengleichheit ist Bestandteil unserer Personalpolitik. Schwerbehinderte werden bei gleicher Eignung bevorzugt.

Informationen zum Projekt finden Sie unter: www.iae.uni-bonn.de. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Herrn Dr. Christian Prager (0228/73-62307 oder cprager (at) uni-bonn.de). Wenn Sie sich für diese Position interessieren, senden Sie bitte Ihre vollständigen und aussagekräftigen Bewerbungsunterlagen bis zum 25. April 2014 an Prof. Dr. Nikolai Grube, Abteilung für Altamerikanistik, Oxfordstraße 15, 53111 Bonn, Kennzeichen TWKM, oder per E-Mail mit dem Betreff „Bewerbung TWKM“ an: idiom (at) uni-bonn.de

Bewerbungsunterlagen werden nur dann zurückgesandt, wenn ein adressierter und ausreichend frankierter Rückumschlag beigefügt ist.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3230

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aventinus media Nr. 15 [19.02.2014]: Epigraphik im digitalen Umfeld Zur Entwicklung historischer Onlineangebote am Beispiel der Plattform „Deutsche Inschriften Online“ [=Skriptum 1 (2011), Nr. 1, S. 7-11]

Die Plattform ist ein interakademisches Onlineprojekt der Inschriften-Arbeitsstellen an den deutschen Akademien der Wissenschaften. Ziel ist die Digi­ta­li­sierung der bei den “Deut­schen Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit“ entstehenden Publikationen. http://bit.ly/1hvp51g

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/02/4968/

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Frankfurter elektronische Rundschau zur Altertumskunde 22 (2013) – Andreas Kakoschke, Ein "neuer" Name aus der römischen Provinz Germania inferior. Zur Inschrift AE 2006, 869 aus Erftstadt (Rhein-Erft-Kreis)

Soeben ist die neue Ausgabe (22/2013) der Frankfurter elektronischen Rundschau zur Altertumskunde (FeRA) erschienen und steht zur Ansicht und zum kostenfreien Download bereit.

Für die Leser dieser Seite sei vor allem der Artikel von Andreas Kakoschke empfohlen, in welchem die alternative Lesung eines Gentilnomens in einer Inschrift aus Erftstadt vorgestellt wird.

Andreas Kakoschke, Ein "neuer" Name aus der römischen Provinz Germania inferior. Zur Inschrift AE 2006, 869 aus Erftstadt (Rhein-Erft-Kreis), FeRa 22, 2013, 1-4.

Quelle: http://provinzialroemer.blogspot.com/2013/12/frankfurter-elektronische-rundschau-zur.html

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Zu den Inschriften der Klöster Hirsau und Herrenalb und weiterer Standorte im Landkreis Calw

Die Inschriften des Landkreises Calw. Gesammelt und bearbeitet von Renate Neumüllers-Klauser (= Die Deutschen Inschriften 30). Wiesbaden: Reichert 1992. XXXII, 252 S. Mit 109 SW-Abbildungen und einer Karte. ISBN 9783882265125 1993 erhielt Renate Neumüllers-Klauser für diesen Band und den Band zum Enzkreis den Schillerpreis der Stadt Marbach. Ob die herausragende wissenschaftliche Qualität des Buchs tatsächlich gegeben ist, mag der Leser nach Lektüre der folgenden Zeilen selbst entscheiden. Die kritische Sichtung und Aufarbeitung der Inschriften des Klosters Hirsau ist von unschätzbarem Wert. Wer die fragmentarische [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5502

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