„Das Bier ist matt.“


Auswertung der Frage 5 des Fragebogens LVIII aus dem Jahr 1976

Die ersten Erhebungen der Dialekte in Franken unternahm die Kommission für Mundartforschung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Jahr 1913. Ihr folgte eine Reihe weiterer Dia­lekterhebungen. Die umfänglichste fand von 1961 bis 2001 statt. In diesem Zeitraum erreichten über 48.000 ausgefüllte Fragebö­gen die Forschungsstelle des Fränkischen Wörterbuchs (WBF).[1] Diese Erhebungsserie wird derzeit elektronisch erfasst und mit dem Ziel ausgewertet, ein Online-Wörter­buch zu erarbeiten.

Ausgehend von der Frage „Welche Leistungen kann ein Online-Wörterbuch anbieten, die über die Beschreibung eines Einzellem­mas hinaus gehen?“ hat man im Online-Wörterbuch „elexiko“ neue Typen von Wortartikeln entwickelt. In den sogenannten „Wortgruppenartikeln“ werden zu einem bestimmten Wort „sinnverwandte Wörter zusammen[ge]fass[t], […] die Stichwörter eines Themenfeldes betrachte[t] und Wortfelder“ erstellt (Klosa 2015:34).

[...]

Quelle: http://fraenkisch.hypotheses.org/15

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Snorri Sturlusons Mythologie und die mittelalterliche Theologie

1000 Worte Forschung: Dissertation LMU München, abgeschlossen im Juli 2012

Snorris Statue in Reykholt (Bildhauer: Gustav Vigeland) Foto: Jan van Nahl

Snorris Statue in Reykholt
Foto: Jan van Nahl

Eine Insel im Nordatlantik – Finanzkrise und Vulkanausbruch zum Trotz nur am Rande öffentlicher Wahrnehmung – rückte mit der Frankfurter Buchmesse 2011 in den Fokus eines literarisch interessierten Publikums aus aller Welt: Island. Zur Weltliteratur indessen zählten die volkssprachlichen Werke des isländischen Hoch- und Spätmittelalters schon vorher. Qualitativ und quantitativ scheuen sie keinen Vergleich im gesamteuropäischen Kontext, und in mancher Hinsicht ist ihnen auch gar nichts Vergleichbares an die Seite zu stellen: Weder die hochkomplexe Skaldendichtung noch die berühmten Isländerssagas blicken auf kontinentale Vorbilder.

Besonderes Interesse unter Wissenschaftlern und Laien gleicher­maßen hat aber die so genannte Edda des isländischen Gelehrten, Politikers und Dichters Snorri Sturluson auf sich gezogen. Geboren im Winter 1178/79, kam Snorri bereits als Kind in die Obhut des seinerzeit mächtigsten Mannes in Island, Jón Loftsson, dessen Herrschersitz Oddi doch zugleich auch ein Zentrum mittel­alterlicher Gelehrsamkeit war. Es wundert wenig, dass Snorri schon in jungen Jahren erste politische und wirtschaftliche Erfolge verbuchen konnte, aber auch ein Interesse an der Dichtkunst seiner Vorfahren wird bald erwacht sein. Als geschickter Taktiker wusste Snorri sich im Laufe der Jahre zur einflussreichsten und vermögendsten Persönlichkeit Islands zu erheben. Mehrere Aufenthalte am Hof des norwegischen Königs Hákon Hákonarson zeugen von politischem Weitblick, belegen aber auch ein Interesse, das der eloquente Machtmensch Snorri in elitären Kreisen Skandinaviens zu wecken vermochte. Indessen: Sein Streben nach Einfluss und Besitz, wohl auch manche Unstimmigkeit in weltanschaulichen Fragen ließ Snorri und Hákon zum Ende der 1230er Jahre im Streit auseinandergehen; gegen Befehl des Königs reiste Snorri zurück nach Island. Im September 1241 wurde er in den Kellerräumen seines Gehöfts in Reykholt von Hákons Häschern erschlagen – das frühzeitige, aber vielleicht vorhersehbare Ende einer Ausnahmegestalt des nordischen Mittelalters.

Hinterlassen hat er der Nachwelt ein literarisches Werk, das bereits seine Zeitgenossen zur Auseinandersetzung reizte. Sicher zugeschrieben wird ihm heute zum einen die Edda, ein Lehrbuch der Mythologie und Dichtkunst, dessen einzelne Abschnitte durchaus eigene Ziele verfolgen; zum zweiten die Heimskringla, eine umfangreiche Sammlung nordischer Königsgeschichten, die den Blick von mythischer Vorzeit auf dem asiatischen Kontinent bis weit hinein ins 12. Jahrhundert Skandinaviens richtet. Es besteht kein Zweifel, dass Snorris Edda das Fundament einer modernen Auseinandersetzung mit der mittelalterlichen Mythologie und Religion Nordeuropas bildet – und das seit über zwei Jahrhunderten. Entsprechend voluminös tritt die Forschungsliteratur in Erscheinung, Regalmeter werden gefüllt von Studien zum literarischen Erbe dieses Mannes, aber auch von mannigfachen Editionen und Übersetzungen.

Snorralaug, das von einer heißen Quelle gespeiste Bad Snorris aus dem 13. Jahrhundert Foto: Jan van Nahl

Snorralaug, das von einer heißen Quelle gespeiste Bad Snorris aus dem 13. Jh.
(Foto von 2004)
Foto: Jan van Nahl

Im Zuge der Überwindung fachgeschichtlicher Problema­tisierungen, wie sie das Ende des Dritten Reichs gefordert hatte, erstarkte die Forschung im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren. Namhafte Germanisten und Skandinavisten wussten ihre Thesen in zahlreichen Publi­kationen zu entfalten, aber auch die internationale Forschung trug wesentlich zur Diskussion bei. Rückblickend kristallisiert sich in dieser Debatte die zunehmende Zementierung gewisser Überzeugungen zu Snorris Werk heraus, die ihre Deu­tungsdominanz wirkungsvoll vor allem in Lexika und Anthologien zu manifestieren verstanden. Das Gros der aktuellen Forschung (und dies betrifft auch manche Studie des „wissenschaftlichen Nachwuchses“) ist solchen Linien des methodischen und thematischen Zugangs bewusst oder unbewusst verpflichtet. Dabei treten zwei wesentliche Aspekte aber in den Hintergrund.

Zum ersten ist dies die zeitgeschichtliche Bedingtheit von Fach und Forschung: Ein Fundament für Arbeiten der 80er und 90er Jahre wurde vor allem die epochale Abhandlung des „Nestors der altgermanischen Religionsforschung“ Walter Baetke (1884–1978): In seiner schmalen Akademieschrift „Die Götterlehre der Snorra-Edda“ (1950) [1] entfaltete er das wirkungsmächtige Konzept einer Odinstheologie, verband er nordische Mythologie mit theologischen Konzepten, Snorris Allvater-Odin mit dem unerkannten Christengott einer religio naturalis. Kriegsbedingt einem christlichen Standpunkt besonders verpflichtet, kam der akribische Quellenkritiker Baetke abschließend aber zu dem Ergebnis, Snorri habe trotz aller Relationen das nordische Heidentum eben doch als teuflischen Trug brandmarken wollen. Baute nachfolgende Forschung erheblich auf dieser Überzeugung, geriet deren zeitgeschichtlicher Kontext zunehmend aus dem Blick – mit Auswirkungen bis in jüngste Forschung: Zum zweiten nämlich scheint die neuerliche Untersuchung der mittelalterlich überlieferten Texte gleichsam gehemmt angesichts des unbestreitbaren Verdienstes international renommierter Forscher der letzten Jahrzehnte. Bisweilen aber überwiegt der Eindruck einer Abhängigkeit von diesen Arbeiten, die den Blick in festen Bahnen hält und eher eine Bestätigung denn Weiterentwicklung vorangehender Forschung zeitigt.

Dem Desiderat einer kritischen Aufarbeitung der gleichermaßen komplexen wie umfänglichen Forschung tritt die Münchner Dissertation „Snorri Sturlusons Mythologie und die mittelalterliche Theologie“ in mehreren Schwerpunkten entgegen. Nicht nur galt es, in grundsätzlicher Methodenreflexion den eigenen Standort zunächst zu erkennen und zu erklären; im Besonderen die Frage nach mittelalterlichen Kontexten der Person Snorris und seines Werks war zu stellen: Das betraf eine viel diskutierte Autorschaft, mehr noch aber Fragen nach Textfassungen, Sprachverständnis und vor allem kontinentalen Diskursen in ihrer Wirkung auf die Gelehrtenwelt Norwegens und Islands. Die Forschung der letzten Jahrzehnte hat Konzepte der Natürlichen Theologie [2], des Euhemerismus [3] und der Analogie [4] teils vehement vertreten – eine Synthese dieser Ideen scheint jedoch nur bedingt möglich, vielmehr ist die konstruktive Konfrontation gefordert.

Eine Basis künftiger Diskussion mittelalterlicher Interpretationsmethodik erarbeitete die Dissertation in ihrem Hauptteil, einer lexematischen Analyse der überlieferten Fassungen von Snorris Werk, der Gylfaginning und Ynglinga saga im Speziellen. Die Untersuchung so genannter „Schlüsselwörter“ gereichte bereits 1964 der einflussreichen Abhandlung „Studier i Snorres mytologi“ der norwegischen Philologin Anne Holtsmark (1896–1974) zum methodischen Ausgangspunkt [5]. Doch auch Holtsmark folgerte, Snorri habe sich in seinem Werk strikt von aller heidnischen Überlieferung distanziert, den nordischen Götterglauben kontrastiv zum Teufelskult degradiert. Demgegenüber kam die vorliegende Studie in Untersuchung mehrerer Dutzend Lexeme und dahinterstehender Konzepte zu gegenteiligem Ergebnis: In Analyse eines Wortschatzes, der in zeitgenössischen theologischen Werken Träger zentraler christlicher Vorstellungen war, konnte wahrscheinlich gemacht werden, dass Snorri – in Orientierung an epochalen Ereignissen wie dem 4. Laterankonzil 1215 oder dem 5. Kreuzzug von 1217–1229 – vielmehr die würdigende Konstruktion einer vorchristlichen Glaubenswelt vor Augen hatte. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass dieser unbezweifelte Meister der Sprache zwei Ebenen des Verständnisses in seinen Werken konstruierte: einerseits eine oberflächlich unterhaltende; andererseits eine viel tiefer reichende, die dem aufmerksamen Rezipienten wegweisende Analogien zwischen christlichem und nordisch-paganem Glauben eröffnete. Erstmals konnte darin auch eine werkübergreifende Konzeption Snorris wahrscheinlich gemacht werden.

Mit diesen Ergebnissen positioniert sich die Studie konträr zum Gros bisheriger und auch aktueller Forschung. Sie fordert keine Deutungshoheit, versteht sich aber als provozierender Impulsgeber künftigen Disputs zu einem interdisziplinären Forschungsthema.

Jan Alexander van Nahl (2013): Snorri Sturlusons Mythologie und die mittelalterliche Theologie. (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 81.) Berlin, Boston.

[1] Baetke, Walter (1950): Die Götterlehre der Snorra-Edda. (Berichte über die Verhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, phil.-hist. Klasse, 97/3.) Berlin.
[2] Vgl. z.B. Weber, Gerd Wolfgang (1986): Edda, Jüngere. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 6, S. 394–412. Berlin, New York.
[3] Vgl. z.B. Clunies Ross, Margaret (2006): The measures of Old Norse religion in longterm perspective. In: Anders Andrén/Kristina Jennbert/Catharina Raudvere (Hrsg.), Old Norse religion in long-term perspectives, S. 412–416. (Vägar til Midgard 8.) Lund.
[4] Vgl. z.B. Beck, Heinrich (2007): Die Uppsala-Edda und Snorri Sturlusons Konstruktion einer skandinavischen Vorzeit. In: Scripta Islandica 58, S. 5–32.
[5] Holtsmark, Anne (1964): Studier i Snorres Mytologi. (Skrifter utg. av Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo. II. Hist.-Filos. Klasse. Ny Serie 4.) Oslo.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/960

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Konferenz: Wassermühlen und Wassernutzung im mittelalterlichen Ostmitteleuropa (12.-13.4.13, Leipzig)

Die Nutzung des Wassers ist ein Forschungsbereich, der zwar häufig, aber oft in regional oder thematisch begrenzter Perspektive bearbeitet wurde. Mit dieser Tagung sollen diese Begrenzungen aufgebrochen werden. Hierbei steht ganz Ostmitteleuropa zur Diskussion. Eine Charakterisierung dieser Großregion wird durch einige das westliche Mitteleuropa betreffende Beiträge vertieft.

Im Rahmen dieser Tagung sollen Forschungsergebnisse des Projektes „Usus aquarum“ in einem Kreis ausgewiesener Fachwissenschaftler zur Diskussion gestellt werden.

Šerlink-Schiffsmühlen in der Prager Neustadt im Jahre 1610 (Detail), (Archiv der Hauptstadt Prag, Handschriftensammlung, Sign. 3469, Fol. 12r)

Šerlink-Schiffsmühlen in der Prager Neustadt im Jahre 1610 (Detail), (Archiv der Hauptstadt Prag, Handschriftensammlung, Sign. 3469, Fol. 12r)

Veranstaltungsort:
GWZO, Specks Hof (Eingang A), 4. Etage, Reichsstraße 4, 04109 Leipzig

Veranstalter/Organisation:
PhDr. Martina Maříková (GWZO – Projektgruppe Usus aquarum) E-Mail: martina.marikova@uni-leipzig.de
Dr. Christian Zschieschang (GWZO – Projektgruppe Usus aquarum) E-Mail: zschie@rz.uni-leipzig.de

www.uni-leipzig.de/gwzo; In Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Mühlen Sachsen-Anhalt e.V. (in der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung e.V.)

Tagungsprogramm

FREITAG, 12. APRIL 2013

Wassernutzung im Mittelalter

9:00 – 9:30:

Begrüßung Christian Lübke (Direktor des GWZO, Leipzig); Einführung in das Tagungsprogramm Matthias Hardt (GWZO, Leipzig)

9:30 – 10:00

Perception of Rivers and Other Water Streams in the Czech Middle Ages
Tomáš Klimek (Nationalbibliothek, Prag)

10:00 – 10:30

Inland Navigation in Transylvania (based on medieval charters and late medieval official reports)
Oana Toda (Babeş-Bolyai University, Cluj-Napoca)

10:30 – 11:00

Die Elbe als Wirtschaftsfaktor im nordwestlichen Böhmen
Nadine Sohr (Leipzig)

11:00 – 11:30 Pause

11:30 – 12:00

Alles hängt vom Wetter ab. Voraussage der Witterung in lateinischen Quellen des Mittelalters
Barbora Kocánová (Tschechische Akademie der Wissenschaften, Prag)

12:00 – 12:30

Wasserwirtschaft des Klosters Broda
Matthias Hardt (GWZO, Leipzig)

12:30 – 13:00

An Attempt at an Outline of the Historical Development of Water Supply and Sewerage of Medieval Settlements in the

Czech Lands in the Middle Ages
Kryštof Drnek und Jaroslav Jásek (Karls-Universität, Prag / Museum der Wasserversorgung in Prag)

13:00 – 14:30 Pause

Mühlen in Landschaft, Wirtschaft und Wahrnehmung

14:30 – 15:00

Die Verbreitung der Wassermühle im frühmittelalterlichen Mitteleuropa
Thomas Kind (Goethe-Universität Frankfurt am Main)

15:00 – 15:30

Die Bedeutung der Wassermühle für die zisterziensische Klostergemeinschaft
Winfried Schich (Humboldt-Universität, Berlin)

15:30 – 16:00

Mühlen, Dämme und Flutarchen – Die Nutzung von Wasserwegen im Spreewald im 15. und 16. Jahrhundert
Sascha Bütow (Universität Potsdam)

16:00 – 16:30 Pause

16:30 – 17:00

Namen der Wassermühlen in Schlesien
Stanisława Sochacka (Instytut Śląski, Opole)

17:00 – 17:30

Schlesische Orts- und Flurnamen mit dem Glied Mühle/mlyn
Monika Choroś und Łucja Jarczak (Instytut Śląski, Opole)

17:30 –18:00

Zur Benennung von Mühlen im Mittelalter
Christian Zschieschang (GWZO, Leipzig)

18:30 – 19:30

Führung durch die Wassermühle Dölitz

19:30

Gemeinsames Abendessen im Restaurant Spreewaldschänke (Im Dölitzer Holz 7)

GWZO-Mühlenkonferenz2

Der vom Lucní-Bach abzweigende Mühlgraben beim Dorf Zubrnice (Bez. Ústí nad Labem, Nordböhmen) [Foto: L. Galusová]

SAMSTAG, 13. APRIL 2013

Sachrelikte mittelalterlicher Mühlen

9:00 – 9:30

Verbreitung und Technik der hochmittelalterlichen Mühle aus archäologischer Sicht
Gerson H. Jeute (Universität Bremen)

9:30 – 10:00

Stoahackher im bayerischen Inntal. Eine Studie zu Mühlsteinbrüchen vom 8.–20. Jahrhundert
Wolfgang Czysz (Bayer. Landesamt für Denkmalpflege, Thierhaupten)

10:00 – 10:15 Pause

10:15 – 10:45

Mühlen im Befund – Archäologische Erscheinungsformen und Nachweismöglichkeiten von Wassermühlen
Jens Berthold (Kommunalarchäologie Schaumburger Landschaft, Bückeburg)

10:45 – 11:15

Die Baugestalt der mittelalterlichen Wassermühlen in Böhmen und Mähren
Lucie Galusová und Martina Maříková (GWZO, Leipzig)

11:15 – 11:45

Schlussdiskussion

11:45 – 12:15 Pause

12:30

Abfahrt zur Exkursion zu Mühlen in und um Freyburg (Unstrut) und Eckartsberga

18:00

Ankunft in Leipzig

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/767

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