»Wiki und die Wissenschaft«

Wikipedia, das prominente Wiki, funktioniert, obwohl sich seine Autoren meist nicht kennen, sie in keiner gemeinsamen Kommunikationsstruktur und hierarchischen Beziehung zueinander stehen (was Entscheidungen nicht grundsätzlich einfacher macht), viele dort anonym unterwegs sind (was Destruktion Tür und Tor öffnet) und es kein (näher bestimmtes) gemeinsames und verbindendes inhaltliches Ziel gibt. Darüber kann man staunen, oder aber auf die Idee kommen, dass das einzige, was an dieser Aussage ganz falsch ist, das »obwohl« ist. Wikipedia funktioniert, »weil« … muss es wohl eher heißen.

Der potenzielle Einsatzbereich von Wikis hat eine enorme Spannbreite: als internes kollaboratives Werkzeug für kleine Arbeitsgruppen, fürs Projektmanagement, als Forschungsarchiv, als Redaktionssystem für die Publikation von Projektfortschritten und Forschungsergebnissen, als Plattform für die Kommunikation mit der Öffentlichkeit … Wer aber ein Wiki einrichtet und dann, gefühlt oder tatsächlich, mit mangelnder und unausgewogener Beteiligung kämpft, muss sich fragen, ob eigentlich die Rahmenbedingungen stimmen. Stehen Hierarchien dagegen? (»Darf ich das so schreiben?«) – es ist eben nicht nur eine Frage der sachlichen Kompetenz, wer in einem gegebenen Umfeld »etwas zu sagen hat«. Steht das neue System in Kokurrenz mit längst im Projekt etablierten Verfahren? (»Das machen wir doch seit Jahren mit E-Mail – jetzt soll ich auch noch in einem Wiki arbeiten!«). Muss man die fortschreitende Kontrolle der individuellen Arbeitsleistung befürchten? – Wikis eignen sich ja (leider) auch dafür.

So gibt es in dieser Hinsicht wirklich Grund zur Reflexion, aber das war nur einer der vielen Aspekte, die ich aus der Konferenz »Wiki und die Wissenschaft« mitgenommen habe. Dass Wikis sich für eine Vielfalt von Zwecken eignen, dass ihr konkreter Einsatz solide erforscht und geplant gehört (und wird!), dass Wikis mit freien Inhalten nur so gut sein können, wie Wissenschaft, Kultur und Medien (die »Stakeholder«) ihnen das erlauben, dass man ihrem schier unendlichen Material mit Big-Data-Visualiserungen auf den Leib rücken kann, dass man weiter über Schnittstellen, Standards und Lizenzen reden muss, schließlich, dass »Listen to Wikipedia« nicht nur ein guter, sondern ebenso entspannender wie anregender Rat sein kann. Viel gelernt, was will man mehr !

Dem interessierten Publikum (und der Allgemeinheit) stand während der Konferenz das die Veranstaltungreihe begleitende Wiki zur Bearbeitung offen, und die Versorgung mit eduroam und weiterem WLAN war selbstverständlich – rundum gelungen.

Ein ganz subjektiver Eindruck der Berliner Gespräche zur Digitalen Kunstgeschichte IV. Wiki und die Wissenschaft, Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, 20. Feb. 2014.

Ach ja ! Was es auf sich hat mit »Listen to Wikipedia«, das verrät ein weiterer Klick …

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3095

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Grenzen überschreiten – Digitale Geisteswissenschaft heute und morgen

Der dritte Workshop des Einstein-Zirkels Digital Humanities Berlin dreht sich dieses Mal nicht primär um die theoretische Definition der Digital Humanities. Vielmehr wird es um die Vielfalt der gelebten Praxis gehen, wie sich diese im Berliner Raum entwickelt hat und wie die Zukunftsaussichten aussehen. Unter dem Titel „Grenzen überschreiten“ werden die Bedingungen für ein inter-disziplinäres und inter-institutionelles Gespräch zwischen Projekten und Institutionen geschaffen, die zur Etablierung digitaler Werkzeuge und Methoden in den Geisteswissenschaften und angrenzenden Bereichen beitragen.

60+

Das Ergebnis des im Dezember 2013 lancierten Call for Posters zeigt schon, dass es tatsächlich tatsächlich darauf ankommt, sie zu vernetzen, denn: Die geisteswissenschaftlichen Nutzer digitaler Methoden gibt es ganz offensichtlich in Berlin und Umland bereits in vielfältiger Weise. Über 60 Beiträge wurden eingereicht, die nahezu vollständig die Berliner geisteswissenschaftliche Landschaft abdecken. Präsentieren werden sie sich am 28. Februar in drei Kategorien:

  1. Institutionen und Infrastrukturen
  2. Werkzeuge und Dienstleistungen sowie
  3. Projekte.

Während Institutionen und Infrastrukturen sich an besonders exponierter Stelle durchgehend mit ihrem Poster vorstellen werden, werden Werkzeuge und Dienstleistungen sowie Projekte feuerwerkartig in einminütigen Minivorträgen im Rahmen von zwei Slam-Sessions beleuchtet, um Besuchern eine Orientierung in der Menge der präsentierten Inhalte zu verschaffen.

Aufbau, Umbau und Ausbau

Für den Nachmittag wird zu Formaten zurückgekehrt, die Geisteswissenschaftlern/innen vertrauter sein werden. In einer Keynote wird Prof. Kurt Fendt das von ihm am MIT geleitete Hyperstudio und die Spannbreite dort bestehender Projekte vorstellen, aber auch seine Gedanken zu Erfolgen und Misserfolgen teilen und was wir für Berlin daraus lernen können.

Abgerundet wird der Workshop schließlich mit einer prominenten Podiumsrunde: Entscheidungsträger großer Institutionen diskutieren unter der Moderation von Matthias Spielkamp über die Zukunft der digitalen Projekte in den Berliner Geisteswissenschaften. Die Einzigartigkeit der Berliner Landschaft an Hochschulen, Museen, Bibliotheken und Archiven gibt den Rahmen für eine vielversprechende Debatte.

Melden Sie sich an!

Veranstaltet durch die Freie Universität und die Humboldt-Universität, getragen durch die Einstein-Stiftung, setzt sich diese Veranstaltung zum Ziel, den Dialog zu (er)öffnen. Dieser Dialog wird nicht zuletzt – wie die anderen Workshops des Einstein-Zirkels zuvor – davon leben, welche Fragen und Antworten das Publikum mitbringt. Darum melden Sie sich am besten gleich an unter: http://www.digital-humanities-berlin.de/workshop-registrierung

Auf zahlreiche Besucher freuen wir uns!

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2997

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Happy Birthday DHd-Blog: Neues Design zum zweiten Geburtstag

Den DHd-Blog gibt es jetzt schon seit rund zwei Jahren – Zeit für einen Tapetenwechsel. Ab heute erstrahlt der Blog dank unseres Designers Patrick Heck in frischem Grün. Wir hoffen, dass das ansprechendere Äußere die Lesbarkeit und Navigation noch leichter macht und gleichzeitig unsere Autorinnen und Autoren anspornt, den Blog weiterhin in bewährter Qualität zu bereichern, Diskussionen anzuregen, zu informieren und zu reflektieren.

75 Beiträgerinnen und Beiträger aus rund 60 Institutionen und Städten in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben seit Januar 2012 mit über 325 Artikeln und zahlreichen Kommentaren für einen regen Austausch über Digital Humanities-Themen im deutschsprachigen Raum gesorgt. Herzlichen Dank dafür!

Wir freuen uns auch 2014 wieder über Beiträge zu aktuellen Themen und Entwicklungen, Veranstaltungshinweise und Stellenanzeigen, Information und natürlich Diskussion!

Das DHd-Blog-Team

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2926

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Beiträge zur Konferenz “Digital Humanities Revisited” online

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Volker Crone and Felix Zahn / Volkswagen Stiftung

Zur Herrenhausen Konferenz “Digital Humanities Revisited”, die vom 05. bis 07. Dezember 2013 in Hannover stattfand (wir berichteten), sind jetzt ausgewählte Audio-Beiträge, Fotos und ein Tagungsbericht auf deutsch und englisch online.

So kann beispielsweise der Vortrag von Jeffrey T. Schnapp über “Knowledge Design” oder der Beitrag “Art, Data and Formalism” von Julia Flanders angehört werden. Außerdem stehen einige der Präsentationen auf slideshare.net  zu Verfügung.

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2918

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Computational Philology?

Stellenausschreibungsexegese. Wird auch zu wenig gemacht. Dabei kann das sehr erhellend sein, wenn es um die systematische Beobachtung und Analyse von Entwicklungen in einem Fachbereich wie den Digital Humanities geht.

„W1- Junior Professorship Computational Philology“ in Leipzig, ich beziehe mich auf diesen Link: http://www.zv.uni-leipzig.de/universitaet/stellen-und-ausbildung/stellenausschreibungen/hochschullehrer-und-leiter.html#c114366

„Computational Philology“? Nanu? Wieso? Was könnte das jetzt wieder sein? Erste Reaktion: check with google: Nö, kein eingeführter Begriff. Erster Gedanke: Wird wohl ein Synonym zu Digital Philology, Computerphilologie o.ä. sein. Oder nicht? Wenn es hier (was ich reichlich sinnlos fände) um die Volksfront von Judäa im Gegensatz zur judäischen Volksfront geht,[1] würde man ein Konzept oder ein Manifest zur Klärung, Definition und Abgrenzung erwarten. Scheint es aber nicht zu geben. Wenn es als Synonym zu Digital Philology gemeint ist, dann finde ich die ganze Sache erst einmal gut: Hurra, wieder eine Professur im Bereich der Digital Humanities. „Digital Humanities“ fände ich noch schöner, aber das Ausfüllen von Teilbereichen ist auch gut. Zeigt es doch die Breite und Differenziertheit des Faches.

Weiter: Zusammenarbeit mit dem „Humboldt-Chair of Digital Humanities“ und dem „Open Philology Project“? Wunderbar! DH, here we come!?

„The candidate must have a PhD in Computer Science“ – Hä? Ja wie jetzt? “Digital Humanities” ist, wenn man streng den normalen Regeln der englischen  Sprache folgt , ein Teilbereich der Humanities und wenn man weniger streng ist, eine Schnittmenge zwischen den oder ein Treffpunkt der Geisteswissenschaften und der Informatik. Im Normalfall würde man die beste Kandidatin also unter den informatisch orientierten Philologinnen (PhD in Philology) und den philologisch orientierten Informatikerinnen suchen. Was soll also diese Einschränkung? Geht es gar nicht darum, die beste Kandidatin zu finden? Ist das nicht eine sachfremde Beschränkung? Als würde man sagen: die Kandidatin muss einen Vornamen haben, der mit M anfängt? Oder vom Sternzeichen her Krebs sein? Oder steckt eine andere Agenda dahinter?

„The candidate should be prepared to develop a teaching program in digital philology that challenges computer scientists but also includes a track accessible to ambitious humanists.“ Das stützt zunächst die Synonymthese! Die Stelleninhaberin „W1-Computational Philology“ sollte vorbereitet sein, ein Lehrprogramm in „digital philology“ zu entwickeln (schade, dass sie es nicht entwickeln soll!). Danach wird es schwierig. An wen soll sich das Programm wenden? Jeder mag seine individuelle Übersetzung haben, meine geht so: Das potentielle Lehrprogramm sollte eine Herausforderung für Informatikerinnen sein, aber auch einen Weg enthalten, der für ambitionierte Geisteswissenschaftlerinnen zugänglich ist. Die Lesungen dazu sind infinit. Für mich schwingt hier eine gewisse Schieflage mit: während grundsätzlich alle Informatikerinnen herausgefordert sind, können nur „ambitionierte“ Geisteswissenschaftlerinnen (es gibt also auch nicht-ambitionierte?) auf einem (gesonderten?) „track“, vielleicht in einer weniger anspruchsvollen Nische(?), hier einen Zugang finden.

Es bleibt von der Denomination her eine Professur in „Philology“. Aber was ist Philologie? Der Begriff kommt in der Stellenbeschreibung nicht mehr vor. Der einzige Begriff, der in einer semantischen Nähe liegt, ist „text processing“? Aber was ist das? Die deutsche und die englische Wikipedia haben recht vernünftige Artikel dazu, beide enthalten aber nicht den Begriff und keinen Verweis auf Philologie.[2] Textverarbeitung mag man als Teilbereich und Hilfsdisziplin der Philologie betrachten, aber reicht das aus, um deshalb von einem Lehrstuhl in Philologie zu reden?

Und das Rätsel bleibt damit ungelöst.  Wieso sollte nur jemand mit einem PhD in CompSci  „rechnende philologische Forschung“ machen können? Was machen denn all die anderen Computerphilologinnen? Oder Texttechnologinnen? Ich würde denken, dass jede digitale Philologie mehr oder weniger „computational“ ist – wie sonst sollte man mit digitalen Daten arbeiten können? Auf der anderen Seite wäre zu überlegen, was denn die heutigen philologischen Fragestellungen sind und welche Voraussetzungen jemand haben müsste, um diese Fragestellungen informatisch bearbeiten zu können. Dazu gehört sicher ein fundiertes Verständnis der Philologie. Wie oben gesagt: DH und Digital Philology ist da, wo sich die Geisteswissenschaften und die Informatik treffen. Von beiden Seiten dürfte der Weg gleich weit sein.[3]

Also geht es hier vielleicht gar nicht um eine Ausprägung der Philologie bw. der Digital Humanities? Sondern nur um eine Spielart der angewandten Informatik? Ist es dann vielleicht einfach unglücklich etikettiert? Ist vielleicht eigentlich „Text Processing in Computer Science“ gemeint? Was es letztlich ist, wird sich erst an der Arbeit der Professur zeigen. Die Ausrichtung, die sich aus der Formulierung der Ausschreibung und dem ungewöhnlich restringierten Kandidatenprofil herauslesen lässt, stärkt aber nicht den sonst so erfreulich integrativen und interdisziplinären Ansatz der Digital Humanities, sondern deutet hier eher auf einen desintegrierenden Sonderweg hin. Damit würde aber die zentrale Idee, dass sich in den Digital Humanities Geisteswissenschaftlerinnen und Informatikerinnen auf Augenhöhe begegnen um gemeinsam zu zukunftsweisenden Lösungen zu kommen, konterkariert.



[3] Christof Schöch stellt dem entsprechend zu dieser Stellenausschreibung via Twitter die rhetorische Frage: „Is it easier for a computer scientist to learn what the humanities are about than it is for a humanist to understand computer science? “ – https://twitter.com/christof77/statuses/408625412680318976

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2719

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“Was sind eigentlich Digital Humanities?”

…fragt Caroline Sporleder, Professorin für Computerlinguistik und Digital Humanities an der Universität Trier und gibt in Ihrem Artikel auf academics.de auch gleich Antworten anhand zahlreicher Beispiele.

aihumnoi - Fotolia.com

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Dabei streift sie die Anfänge der Digital Humanities, stellt verschiedene Disziplinen vor, in denen Methoden der Digital Humanities verwendet werden und spannt anschließend den Bogen von der Digitalisierung unterschiedlicher Materialien über die Aufbereitung bis zur Analyse von Daten mithilfe digitaler Verfahren.

Zum Abschluss geht sie noch kurz auf die Möglichkeit ein, Digital Humanities als Fach zu studieren.

Den Beitrag “Was sind eigentlich Digital Humanities?” von Caroline Sporleder finden Sie auf academics.de.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2637

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Die Zukunft der DFG: “Drittmittel-Druck und Antragsflut”

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bilanziert in ihrem Dossier die aktuellen Entwicklungen im deutschen Wissenschaftssystem. Die Hochschulen stünden immer stärker vor dem Problem der ausreichenden Finanzierung, sodass der Druck zur Drittmitteleinwerbung und die Konkurrenz um Fördergelder erhöht werde. So müsse die DFG immer öfter wissenschaftlich sehr überzeugende Anträge ablehnen.

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Die „Erosion der Grundfinanzierung der Universitäten“ hat inzwischen auch Auswirkungen auf die Rolle der DFG und ihre Förderarbeit. „Die DFG wird ungewollt immer mehr zum Grundfinanzier universitärer Forschung, ihre Drittmittel werden zunehmend zu einer Art von sekundärer Währung im Wissenschaftssystem. Das führt dazu, dass wir über immer mehr und teurere Förderanträge entscheiden müssen und trotz kontinuierlicher Etatsteigerungen proportional weniger Anträge bewilligen können“, so DFG-Präsident Peter Strohschneider.

Weitere Infos zum Thema finden Sie hier.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2582

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Computerlinguistik und Digital Humanities

In einem Kommentar zu meinem Kurzbericht von der GSCL 2013 hat Patrick Sahle folgendes geschrieben:

Das finde ich spannend: Computerlinguistik/Sprachtechnologie ist
nach diesem Beitrag KEIN “Teil” von DH, sondern macht (auch) Sachen,
die für DH relevant sind.

Michael, könntest Du ein paar Hinweise dazu geben,
a) wieso CL/ST nicht als Teil der DH aufzufassen sind und
b) wie Du DH definierst, so dass man daraus ableiten kann, welche
CL/ST-Themen für die DH einschlägig/relevant/interessant sind
?
Das würde bei mir vermutlich vieles erhellen.

Ich möchte hier zunächst Frage (a) beantworten, also die Frage, ob Computerlinguistik (CL) und Sprachtechnologie (NLP) ein »Teil« der Digital Humanities sind. Diese Frage führt natürlich direkt zur Frage, was die Digital Humanities sind. In meinem Buch definiere ich sie wie folgt:

The emerging field of digital humanities aims to exploit the possibilities offered by digital data for humanities research. The digital humanities combine traditional qualitative methods with quantitative, computer-based methods and tools, such as information retrieval, text analytics, data mining, visualization, and geographic information systems (GIS).

Nach meiner Definition ist DH also die Ergänzung traditioneller geisteswissenschaftlicher Methoden durch rechnergestützte quantitative Methoden und Werkzeuge zur Beantwortung geisteswissenschaftlicher Forschungsfragen.

Was ist unter CL und NLP zu verstehen? CL und NLP hängen eng zusammen, im üblichen Sprachgebrauch wird CL meist für stärker linguistisch und theoretisch orientierte Forschung verwendet, während NLP nicht umsonst oft auch als »language engineering« bezeichnet wird: Hier geht es nicht um linguistische Forschungsfragen, sondern primär darum, effektive und effiziente Algorithmen, Datenstrukturen usw. für die Verarbeitung natürlicher Sprachen zu erforschen und für praktische Anwendungen nutzbar zu machen. Ein gutes Beispiel dafür ist die aktuelle Forschung im Bereich der maschinellen Übersetzung (MÜ).
Diese Definition nimmt bereits einen Teil der Antwort vorweg: NLP ist meines Erachtens kein Teil der DH, da sich NLP nicht mit geisteswissenschaftlichen Forschungsfragen beschäftigt. Die Situation ist vergleichbar mit der Rolle von NLP in der Pharmaforschung: Biomedizinisches Textmining spielt ein wichtige Rolle, dennoch ist Sprachtechnologie kein Teil der Pharmazie.

Auch wenn NLP kein Teil der DH ist, ist NLP aber eine wichtige Grundlage, oder, wie ich es in meinem Buch (S. 10) ausgedrückt habe: »NLP—and NLP for historical texts in particular—should be considered a foundation for the emerging discipline of digital humanities.«
Wenn Computerlinguistik und Sprachtechnologie nicht das selbe sind, wie sieht es dann mit der Computerlinguistik aus? Die Linguistik wird ja üblicherweise zu den Geisteswissenschaften gerechnet.

Zunächst ist hier zu beachten, dass die Linguistik eine der »naturwissenschaftlichsten« geisteswissenschaftlichen Disziplinen ist; ihre Methoden unterscheiden sich deutlich von – zum Beispiel – der Geschichtswissenschaft oder der Literaturwissenschaft.
Dazu kommt, dass sich die Computerlinguistik in den letzten 50 Jahren weitgehend von der Linguistik emanzipiert hat. Natürlich gibt es noch Forscher in der Computerlinguistik, die linguistische Fragestellungen bearbeiten, der Mainstream hat sich aber stark in Richtung NLP entwickelt. Wissensfreie statistische Verfahren haben sich etabliert, und angesichts der schnellen Erfolge, die man mit ihnen insbesondere in der MÜ erreicht hat, muss man sich heutzutage für regelbasierte, linguistisch motivierte Ansätze oft rechtfertigen. Die geringe Rolle der Linguistik in der Computerlinguistik wird andererseits aber auch seit einiger Zeit innerhalb der CL diskutiert (siehe etwa die Proceedings des EACL 2009 Workshop on the Interaction between Linguistics and Computational Linguistics oder die Artikel Computational Linguistics: What About the Linguistics? von Karen Spärck Jones und What Science Underlies Natural Language Engineering? von Shuly Wintner).

Ich würde daher auch die heutige CL nicht – jedenfalls nicht als Ganzes – als Teil der DH betrachten. Da die CL aber eine der Grundlagen für NLP sind, sind sie auch eine Grundlage für DH.

CL-Forschung mit einer stärkeren linguistischen Ausrichtung – also quasi die »klassische« CL, bei der es um die rechnergestützte Modellierung sprachlicher Phänomene geht, um ein besseres Verständnis von natürlicher Sprache zu erreichen – könnte man durchaus als Teil der DH betrachten, diese Forschung ist aber heute eher in der Korpuslinguistik angesiedelt.
Die Antwort auf die Frage (a) ist jetzt schon recht lang geraten, daher werde ich mich mit (b) in einem weiteren Beitrag beschäftigen.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2532

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Semantische Technologien

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Die Fachtagung “Semantische Technologien - Verwertungsstrategien und Konvergenz von Metadaten” befasste sich vom 26. bis 27. September 2013 mit der Nutzbarkeit semantischer Technologien für die Kultur- und Medienbranche. Thematisiert wurden Institutionen wie Verlage, Museen und Bibliotheken sowie die Bereiche Projektdokumentationen, Werbung und Marketing.

Der rückblickende Tagungsbericht stellt die zentralen Fragestellungen, Probleme und Chancen des semantischen Internet dar.

 

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2447

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