aventinus visio Nr. 8 [31.3.2014]: „Die wissen nicht, wohin mit ihrer Kraft“ — Generationen in der frühen DDR. Der Film Berlin Ecke Schönhauser (1957)
durchsichten: Transnationale Geschichte Bd. 1ff., hrsg. v. Michael Geyer u. Matthias Middell, Göttingen 2013ff.
Der Wahn vom Wiederholen der Geschichte – Deutschlands Nationalisten 1919-1945
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Waffenstillstandsuntersuchung in Compiègne 1918 |
Den heldenhaften Taten unserer Truppen zu Lande und Wasser wird der volle Sieg beschieden sein. Gebiete von der Größe des Deutschen Reiches sind mit dem Blut unserer Brüder und Söhne gewonnen. An den ehernen Mauern weit in Feindesland wird wie bisher jeder Anprall einer Welt von Feinden zerschellen. Dem bevorstehenden feindlichen Ansturm, in dem Flandern das Losungswort heißt, werden wir standhalten. Unsere U-Boote fügen England, das die ganze Welt gegen uns ins Geld führt, Monat für Monat, unüberwindlich und unabwendbar, einen Schaden zu, den es auf Dauer nicht ertragen wird. Auf das Urteil unserer Heerführer gestützt, erwarten wir mit der unerschütterlichen Zuversicht den vollen Sieg unserer Waffen. Ihm allein werden wir den Frieden verdanken. Bis er eintritt, muss, will und kann unser Volk aller Entbehrungen, aller Schwierigkeiten unserer wirtschaftlichen Lage Herr werden.
Zu Friedensverhandlungen wird Deutschland bereit sein, sobald die Feinde unter uneingeschränktem Verzicht auf ihre Forderungen zwangsweiser Gebietserwerbungen und Entschädigungen sie anbieten. Dann wird es die Aufgabe sein, den Frieden so zu gestalten, dass er Deutschland und seinen Verbündeten Dasein, Zukunft und Entwicklungsfreiheit wirksam sichert. Unsere Grenzmarken müssen für alle Zeiten besser geschützt sein; Ostpreußen darf nicht wieder den Gräueln eines Russeneinfalls ausgesetzt werden. An unseren stets vertretenen Auffassungen über das, was der Friede dem deutschen Vaterlande bringen soll, halten wir auch heute unbeirrt fest.
Durch Verständigung, die allein auf dem guten Willen der Feinde beruht, lassen sich diese Ziele nicht erreichen. Von entscheidender Bedeutung für die Gestaltung des Friedens wird die militärische Lage sein, wie sie sich zur Stunde der Verhandlungen gestaltet haben wird.
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Waffenstillstandsunterzeichnung in Compiègne, 1940 |
In dürren Worten wurde [… ] der Reichsregierung mitgeteilt, dass die OHL, nachdem die Ereignisse in der Heimat dem Heer die Rückensicherung genommen haben, nicht mehr über die Möglichkeit verfüge, die Waffenstillstandsforderungen abzulehnen oder mit der Waffe eine Verbesserung der Lage zu erzwingen. Die Regierung zog die Folgerungen und nahm die Bedingungen an.
Die Heeresleitung stellte sich bewusst auf den Standpunkt, die Verantwortung für den Waffenstillstand und alle späteren Schritte von sich zu weisen. Sie tat dies, streng juristisch gesehen, nur mit bedingtem Recht, aber es kam mir und meinen Mitarbeitern darauf an, die Waffe blank und den Generalstab für die Zukunft unbelastet zu erhalten. Ich bin aber auch heute noch der Überzeugung, dass wir ohne Revolution im Inneren an den Grenzen hätten Widerstand leisten können; ob die Nerven der Heimat noch durchgehalten hätten, erscheint mit sehr zweifelhaft; militärisch war sie denkbar. Zum letzten Kampf braucht man eine Heimat, die hinter dem Heer steht; unter diesen Voraussetzungen konnten wir versuchen, bessere Bedingungen zu erzwingen.
So wie sich aber in Wirklichkeit die Dinge im November gestaltet hatten, war eine Änderung der Lage durch das Heer nicht mehr herbeizuführen. Wenn nach dem Kriege Stimmen laut wurden, die meinten, das Heer hätte sich noch Monate, sei es in der – nicht ausgebauten – Antwerpen-Maas-Stellung, sei es weiter rückwärts, halten können, so muss ich das als Wunschtraum bezeichnen. Es blieb uns keine Wahl: Am 11. Wurde in Compiègne unterzeichnet, mittags 11,55 trat Waffenruhe ein.
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Wilhelm Groener 1928 |
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Kuno von Westarp |
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Verhandlungen in München, 1938 |
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Straße in Berlin, 1945 |
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/03/der-wahn-vom-wiederholen-der-geschichte.html
Vom “Zeitalter der Extreme” zum “Jahrhundert der Chancen”
Der englische Historiker Eric Hobsbawm (1917-2012) hat in den 1990er Jahren zwei Formeln geprägt, um das zerrissene 20. Jahrhundert zu beschreiben: “das Zeitalter der Extreme” und “das kurze 20. Jahrhundert”. Was genau wird mit diesen Formeln beschrieben? Ist die Rede vom “Zeitalter der Extreme” – 20 Jahre nach der Veröffentlichung von Hobsbawms “The Age of Extremes” – überholt? Mit welchen Begriffen lässt sich das 20. Jahrhundert alternativ fassen?
Mit diesen Fragen beginnt und endet das erste MONTAGSRADIO des “Supergedenkjahres” 2014, das auf der 7. Geschichtsmesse in Suhl aufgezeichnet wurde. Im Gespräch mit dem Juristen, Soziologen und Journalisten Dr. Ekkehard Klausa diskutieren Miriam Menzel und Patrick Stegemann darüber hinaus die Bedeutung des 20. Jahrhunderts für nationale und europäische Gründungsmythen und wagen eine Prognose für das 21. Jahrhundert als “Jahrhundert der Chancen”.
Ekkehard Klausa ist u.a. an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand und der Freien Universität Berlin tätig. In der Reihe “MONTAGSRADIO – Vor Ort in Suhl”, gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, werden im Februar und März 2014 drei weitere Gespräche zu diesen Themen veröffentlicht:
Mit der Medienwissenschaftlerin Dr. Anja Hawlitschek und der BStU-Mitarbeiterin Franziska Scheffler sprechen wir über die Digitalisierung der historisch-politischen Bildung in Form von Geocaching, Serious Games, E-Learning-Umgebungen und Co.
Mit dem Regisseur und Schauspieler Stefan Weinert sprechen wir über seinen mittlerweile preisgekrönten Dokumentarfilm “Die Familie”.
Mit Dr. Thomas Schleper, Leiter des Projektverbunds “1914 – Mitten in Europa”, diskutieren wir über neue Zugänge zur “Urkatastrophe” des 20. Jahrhunderts, die Vielfalt der europäischen Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und Möglichkeiten der Synthese.
Für einen schnellen Überblick: die Timeline zum Gespräch mit Ekkehard Klausa
00:25 Zum Begriff „Zeitalter der Extreme“
03:10 Die europäische Dimension des „Zeitalters der Extreme“
05:12 Die Verrohung des Geistes am Beginn des „Zeitalters der Extreme“
08:45 Ist das „Zeitalter der Extreme“ vorbei?
12:50 Erinnerung an das “Zeitalter der Extreme”: Mahnung und geistige Integration
15:45 Nationale Gründungsmythen und europäische Erinnerungskultur
18:15 1989/90 & 2004: Happy End des “Zeitalters der Extreme”?
22:00 Alternativen zur Formel “Zeitalter der Extreme”
24:36 Prognose: Das 21. Jahrhundert als “Jahrhundert der Chancen”
26:30 Die “Gedenkstätte Deutscher Widerstand” im Supergedenkjahr 2014
28:30 Der MONTAGSRADIO-Fragebogen
Foto: Ekkehard Klausa zu Gast im MONTAGSRADIO (Kooperative Berlin)
Quelle: http://www.montagsradio.de/2014/02/14/vom-zeitalter-der-extreme-zum-jahrhundert-der-chancen/
aventinus nova Nr. 46 [28.12.2013]: Überlegungen zu Entschädigung und Würdigung jüdischer Veteranen der Roten Armee in Deutschland
Irische Geschichte, Teil 7: The Troubles, 1968-1974
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Bürgerrechts-Mural in der Bogside, Derry |
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Erinnerung an den Marsch auf Derry 1968 |
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Mural für die UVF, Belfast |
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Katholisches Banner in Derry |
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Protestantisches Graffitti in Belfast |
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Polizeikontrolle in Belfast |
Literaturhinweise:
Richard English - Armed Struggle - The history of the IRA
Polizeikontrolle - George Louis (GNU 1.2)
Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/12/irische-geschichte-teil-7-troubles-1968.html