Quelle: http://digiversity.net/2013/zusaetzliche-javaoperationen-fuer-oxygen-xml-frameworks-veroeffentlicht/
Indexfunktionen in Oxygen XML Frameworks (Tutorial & Download)
Seit 2012 wird von der TELOTA-Initiative an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften »ediarum« entwickelt und eingesetzt. Dabei handelt es sich um ein Paket aus drei Softwarelösungen (Oxygen XML, eXistdb und ConTeXt), das es Wissenschaftlern in verschiedenen Editionsvorhaben ermöglicht, ihre Ergebnisse in TEI-XML zu bearbeiten, zu speichern und zu präsentieren. Damit die Eingabe und Bearbeitung möglichst komfortabel und einfach geschieht, wird als Eingabeoberfläche in ediarum die proprietäre Software Oxygen XML Author eingesetzt.
TELOTA hat nun die im Rahmen von ediarum entwickelten zusätzlichen Javaoperationen für Oxygen XML Frameworks als Java-Archive (JAR) und als Quellcode auf github zur Verfügung gestellt. Sie ergänzen die Javaoperationen, die Oxygen XML out-of-the-box mitbringt. Mit ihnen können u.a. Schaltflächen in Oxygen XML Author erstellt werden, die es Wissenschaftlern ermöglichen, einfach und schnell Textstellen, Personen- und Ortsnamen etc. zu indizieren.
Wie man die Indexfunktionen implementiert wird, in einem neuen Tutorial auf digiversity Schritt für Schritt erklärt. Weitere Infomationen und Downloadmöglichkeit von ediarum.jar finden sich dort ebenfalls.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2770
Lektüre: “Europa erfindet die Zigeuner”
Ich lese gerade Klaus-Michael Bogdals lesenswerte Studie über die diskursive Erfindung und Darstellung der “Zigeuner” in der europäischen Literatur seit dem späten Mitteltalter. Die Vereinnahmung der Romvölker und ihre Darstellung in Wissenschaft und Kunst, ohne mit den Menschen selber zu sprechen und wie dies zu Ausgrenzung und dauerhafter Marginalisierung führt, ist das Thema das Buches. Gut wird auch dargestellt, dass solche “harmlosen” Repräsentationen nicht unschuldig sind, sondern mit Praktiken der Entrechtung und Verfolgung korrespondieren.1
Anregend fand ich die Perspektive, die ich als mit kolonialgeschichte Beschäftigter gerne übersehe, nämlich dass die europäischen Nationen ihr Anderes, gegenüber dem sie ihre eigene zivilisatorische Höherwertigkeit begründeten, zuerst in Europa fanden, vor allem die Romvölker und – mit Unterschieden – die europäischen Juden. Vorurteile von erblicher Kriminalität, widersprüchliche Narrative von “Unzivilisierbarkeit” und gleichzeitigen Assimilations- und Erziehungsversuchen und anthropologische Vermessungen und Klassifizierungen im Geiste einer aufklärerischen Wissenschaft haben hier ihre Wurzeln. Das Instrumentarium, dass der misstrausche Staat gegenüber nicht-sesshaften Gruppen entwickelt hatte, wurde auch in Britisch-Indien im 19. Jahrhundert angewendet, etwa gegenüber den sogenannten “criminal tribes“.
Dass die durch jahrhundertelange diskursive Ausgrenzung und Marginalisierung erzeugten Vorurteile nach 1945 keineswegs aufhörten und sich besonders den Roma gegenüber am stärksten und längsten hielten, hat mich nicht überrascht. Dennoch ist das Urteil des BGH von 1956 bezüglich Wiedergutmachungsansprüchen der “Zigeuner” in seinem unverblümten Rassismus für mich besonders eindrücklich dafür gewesen, wie tief die durch Literatur und Wissenschaft erzeugten Repräsentationen bis heute Realitäten und Wahrnehmungen prägen:
Die Zigeuner neigen zur Kriminalität, besonders zu Diebstählen und zu Betrügereien. Es fehlen ihnen vielfach die sittlichen Antriebe zur Achtung vor fremdem Eigentum, weil ihnen wie primitiven Urmenschen ein ungehemmter Okkupationstrieb eigen ist.2
Angesichts aktueller Fälle rassistischer Praktiken und den selbstgefälligen Schwierigkeiten, dies auch so zu benennen, zeigt sich, wie tief die konstruierten Bilder des Fremden immer noch unser Denken prägen, selbst wenn man sich vor Rassismus gefeit wähnt.
Klaus-Michael Bogdal: Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung, Berlin 2011.
aventinus media Nr. 13 [15.12.2013]: Mittelalter eMGH und dMGH. elektronische und digitale Monumenta Germaniae Historica im Vergleich [=einsichten v. 19.01.2012]
An der Schnittstelle
audimax.de, das Online-Stellenportal für Akademiker, bringt einen kleinen Beitrag zum Thema Digital Humanities, zu Studienmöglichkeiten, Berufsfeldern und Jobaussichten. Zur Schnittstelle zwischen Geisteswissenschaften und IT werden u.a. Gerhard Lauer und Fotis Jannidis befragt. Digital Humanities als einzelnes Studienfach, in dem sich Spezialisten ausbilden lassen, wird, so Lauers Prognose, “wohl keinen Hype erleben. Was wir aber sehen werden, ist, dass die Methoden der Beantwortung geisteswissenschaftlicher Fragen auch mit Hilfe von Computerprogrammen zu den Selbstverständlichkeiten auch in den Geisteswissenschaften gehören werden.« Jannidis ergänzt: “Wer Digital Humanities studiert, beherrscht dann beispielsweise HTML, XML und PHP, wird aber kein Informatiker. Er ist und bleibt Geisteswissenschaftler und sollte seine Ausbildung idealerweise auch durch ein zusätzliches geisteswissenschaftliches Fach ergänzen. Durch die erweiterten Zusatzkenntnisse von Digital Humanities werden die Geisteswissenschaften aber enorm profitieren.«
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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2763
Personalstrukturen: Vorschläge der Jungen Akademie zur Weiterentwicklung der Universität
Man mag versucht sein (ich bin es jedenfalls), immer nur zu Themen zu schreiben, in denen man sich seine Meinung schon gebildet hat. Das fällt aber auch einmal schwer. So hat mich ein guter Kollege auf das Papier der Jungen Akademie: “Nach der Exzellenzinitiative: Personalstruktur als Schlüssel zu leistungsfähigeren Universitäten” (http://www.diejungeakademie.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/Personalstruktur_2013.pdf) aufmerksam gemacht. Darin fordern Mitglieder und Alumni/Alumnae der Jungen Akademie, das Lehrstuhlprinzip abzuschaffen, in dem Professoren im Rahmen ihrer Lehrstühle Mitarbeiter/innen zugeordnet sind, die Mitarbeiterstellen weitgehend durch Professuren zu ersetzen und so die Perspektiven von Nachwuchswissenschaftlern und von Universitäten im Ganzen zu stärken.
Die Argumente überzeugen nicht immer. Der Befund, dass viele deutsche Wissenschaftler ins Ausland gehen, ist nicht zwingend ein Beleg für die Unattraktivität der deutschen Universitäten als vielmehr zunächst ein Ausweis von Exportstärke: Offenbar treffen diese “Outgoings” auf Wissenschaftsmärkte, die ihnen Wissenschaft in hohem Maße zutrauen. Anderes ist aber durchaus nachvollziehbar: Dass etwa nur 20% derArbeitszeit eines Professors/einer Professorin für Forschung aufgewendet wird, während durchschnittlich 40% der Zeit in Begutachtungen, Drittmittelakquise und Verwaltung gehen, mag statistisch etwas grob aussehen, in der Tendenz aber stimmen. Die Universitäten haben bereits begonnen, hierauf zu reagieren, indem Unterstützung in der Drittmittelakquise aufgebaut und die Verwaltung (meist als “Management” tituliert) professionalisiert wird.
An diesem Punkt möchte man als Studienmanager gleich ansetzen: Gerade an gut organisierten Universitäten entwickeln sich im Zuge der Professionalisierung des Wissenschaftsmanagements auf allen Ebenen Expertenkulturen, die weder in der Lehrstuhllandschaft noch in den Gremien der Gremienuniversität in irgendeiner Weise strukturell eingebunden sind. Die Reaktion auf diese wachsende, professionelle Expertise ist häufig die strukturelle Ausdifferenzierung (meint: die Schaffung neuer Gremien außerhalb der nach Landeshochschulgesetzen bereits etablierten Gruppengremien) und die Einberufung von ad-hoc-Gremien – also genau das, was man soziologisch wohl erwarten würde. Eine strukturelle Antwort auf diese Entwicklungsprozesse gibt es noch nicht. Und hier spätestens zögere ich auch wirklich mit einer eigenen Meinung, denn an diesem Punkt kollidieren Demokratie und Partizipation (die ihren Ausdruck bisher in der Gremienstruktur finden) und die Ansprüche der natürlich nicht demokratisch legitimierten Profis mit technischer, administrativer oder rechtlicher Expertise.
Auf anderen ebenen lässt sich jedoch schon eine Auflösung des Lehrstuhlprinzips beobachten, wenn auch nicht im Sinne der Karikatur, die die Junge Akademie teilweise zeichnet. So hat die Auflösung der alten Studiengänge und die Entwicklung modularisierter Studienprogramme durchaus vielerorts dazu geführt, dass Professor/innen, Mitarbeiter/innen und Studierende lehrstuhlübergreifend Programme ausarbeiten und weiterentwickeln. Das passiert im Historischen Seminar der JGU seit vielen Jahren sehr konstruktiv. Das Lehrstuhlbild der Jungen Akademie hat hier also nicht gegriffen. Ob eine andere Struktur mit fast nur Professuren wesentlich andere (und bessere) Ergebnisse in einem Kernbereich universitäter Aktivität gezeitigt hätte, weiß ich nicht. Aber das Papier zielt auch eher aufBerufsperspektiven und Forschung – sicherein Manko des Papiers, das ja die Universitäten im Ganzen anspricht.
Das System, das die Junge Akademie im Blick hat, scheint zudem – und vielleicht tue ich dem Papier hier Unrecht – auf eine forschende Postgrad-Phase ohne Lehre (etwa in Projekten) und dann eine Professur mit entsprechend professoralem Lehrdeputat hinauszulaufen. Hier würde ich dann ganz ernsthaft didaktische Einbußen in der Lehre befürchten. Der Universität würde das mittelfristig nicht guttun.
Vieles andere in dem besprochenen Papier bin ich geneigt zu teilen. Dass solche Vorschläge überhaupt in einer so prominenten Form auf den Tisch kommen, ist ja auch ein Hinweis darauf, dass die Universitäten in ihrer Weiterentwicklung an systemische Grenzen stoßen und manches dysfunktional wird. Man darf gespannt sein, in welche Richtung diese Diskussionen gehen werden.
GEI sucht Koordinator/in für DH-Projekt “Welt der Kinder”
Das Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung (GEI) in Braunschweig sucht für das Projekt „Welt der Kinder“ zum 01. April 2014
eine/n wissenschaftliche/n Mitarbeiter/in, E13 T-VL, für drei Jahre in Vollzeit (Neuere/Neueste Geschichte) für Projektkoordination und Forschungs-/Publikationstätigkeit.
Die Basis des Projektes bildet ein digitaler Quellenkorpus, der in enger Kooperation mit anderen Geisteswissenschaftlern, Informatikern und Informationswissenschaftlern, sowohl mit etablierten geschichtswissenschaftlichen Methoden als auch mit Werkzeugen einer digitalen Geschichtswissenschaft – den Digital Humanities - erschlossen werden soll. Das Projekt will in transdisziplinärer Arbeit mit innovativen Methoden und Technologien zur Erschließung und wissenschaftlichen Annotation großer Textmengen neue Wege der Erkenntnisgewinnung erschließen und ihre Reichweite in Bezug auf qualitative Verfahren reflektieren.
Ausschreibung: http://www.gei.de/stellenangebote/stelle-details/article/wissenschaftlicher-mitarbeiterin-welt-der-kinder.html
Bewerbungsschluss: 15.01.2014
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=2755
Archivwesen: „The Third Order of Order“ – Relationale Erschließung und Indizierung als Chance für die Defragmentierung von Kontexten und Überlieferung
einsichten auf Planet-History von Michael Schmalenstroer
14. Welcher Ethiktyp sind Sie?
Wenn Ethiktypen ein Buffet wären, dann könnte man sich vor sie stellen und nach belieben auswählen, auf welches Gericht man am ehesten Lust habe könnte. Welches am ehesten zu einem selbst passen könnte. Sie haben gerade Ihr Bewerbungsgespräch erfolgreich beendet? Klar, jetzt richten Sie sich erst einmal nach einer kantischen Pflichtenethik. So gehört sich das eben. Und am Wochenende? Tja, da könnten Sie eher etwas leichtes gebrauchen. Wie wäre es daher mit einer hedonistischen Ethik, die Ihre wöchentliche Lustbilanz wieder in den Plus-Bereich zu heben versucht? Die gibt es nämlich mit Schirmchen. Letztlich hat doch jeder Mensch andere Präferenzen, oder? Wieso soll dann nicht auch jeder Mensch eine eigene Ethik verfolgen?
In erster Linie, weil Ethiken keine Buffets sind.
In zweiter Linie aber, weil man Sie dann hinter vorgehaltener Hand einen Dezisionisten nennt und Ihnen auf institutsinternen Weihnachtsfeiern nur noch die Schnittchen mit Fisch angeboten werden, die niemand mag. Drittens aber, weil Sie ein ungewöhnliches Verständnis von dem haben, was Ethik bedeutet.
Ethiken sind keine saisonalen Handlungsmaximen. Handlungsmaximen, wie Sie diese auch immer verstehen möchten, können Sie sich gerne setzen und trotzdem die guten Schnittchen abgreifen. Eine Ethik ist aber umfassender. Sie möchte umfassend erklären, was eine gute Handlung, was ein gelingendes Leben ist oder was man tun soll. Die Ethik gibt eine Theorie vor, die all diese Fragen (und noch einige mehr) abschließend erklären möchte. Ob ihr das gelingt ist eine andere Frage. Aber, verstehen Sie, heute eine abschließende Erklärung zu liefern und morgen eine andere, ist nicht nur semi-seriös, sondern auch widersprüchlich. Also: Welcher Ethiktyp erklärt Ihrer Meinung nach die genannten Fragen am besten?
Grundsätzlich unterscheidet man deontologische Ethiken von teleologischen Ethiken. τό δέον (to deon) heißt etwa „das Notwendige“ und τό τέλος (to telos) heißt im Griechischen „das Ziel“. Der Unterschied besteht darin, dass die deontologischen Ethiken mit Pflichten argumentieren. Sie sagen solche Sachen wie „man muss die Menschenrechte einhalten“ oder „du sollst nicht töten.“ Die anderen hingegen argumentieren mit Zielen. Sie sagen z.B. „Eine gute Handlung ist eine, die das Ziel verfolgt, möglichst großen Nutzen für möglichst viele Menschen zu bringen.
Wieso man nicht beide Ansichten zusammenfasst?
Hmm, Schnittchen?