Twitterarchiv und Reaktionen auf #dhiha5

dhiha_publicWas wäre eine Tagung über Digital Humanities ohne Twitter? Als zweite Diskussionsebene hat sich der Gedanken- und Linkaustausch in 140 Zeichen und unter vereinbartem Hashtag während einer Konferenz in der DH-Welt längst etabliert. So war es auch bei #dhiha5, oder: “Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?“.

Ob vor Ort im Saal oder zuhause vor dem Livestream: per Tweet wurde das Gesagte zusammengefasst, kommentiert, mit Links oder Fotos angereichert, Fragen gestellt und beantwortet etc. Und niemand störte es, wenn während der Vorträge auf Smartphones oder auf anderen mobilen Endgeräten getippt, mitgelesen und vor sich hin geschmunzelt wurde. Doch nicht nur vor Ort entsteht durch Twitter eine eigene Dynamik: Die Kombination aus Livestream und Twitter ermöglichte es den nicht vor Ort Anwesenden, über Tweets, die den Referenten vorgelesen wurden, in die Diskussion einzugreifen und die Antwort live zu hören. Dem Mitveranstalter L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung gilt für die gelungene technische Umsetzung des Streams , der in 37 Ländern aufgerufen wurde, ein großer Dank!

 

Das Twitterarchiv

Um die Tweets rund um die Tagung #dhiha5 zu archivieren, wurde am 10.4.2013, also einen Tag vor Beginn der Blogparade, ein Twitterarchiv mit TAGS eingerichtet. Dort wurden 1.835 Tweets mit dem Hashtag #dhiha5 gesammelt von insgesamt 296 verschiedenen Twitteraccounts (Stand: 12.6.2013, 17h). 1.350 mal wurde re-tweetet, d.h. ein Tweet von einem anderen user erneut gesendet. 1.439 aller Tweets und Retweets enthielten Links. Bei #dhiha3 waren 2011 “nur” 588 Tweets abgesetzt worden, allerdings gab es damals vorbereitend keine Blogparade und die Tweets wurden allein an den beiden Tagen der Konferenz gesendet[1]. Doch auch in diesem direkten Vergleich liegt #dhiha5 mengenmäßig mit über 1.100 Tweets für die eigentliche Tagung vorn. Bei #dhiha4 zeigt das Twitterarchiv 857 Tweets an.

Die Top-Twittererliste von #dhiha5 wird angeführt von @AnneBaillot mit 383 Tweets (!), gefolgt von @dhiparis mit 348 Tweets auf Platz 2 und @MarionLame mit 288 Tweets auf Platz 3 und das, obwohl sie während der Tagung nicht anwesend war. Insgesamt waren 520 Tweets an eine Person gerichtet und damit “Gespräche” unter den Twitterern. Darüber hinaus wurde in unbekannter Größe auch ohne Hashtag #dhiha5, der hier als Grundlage für das Archiv gilt, getwittert. Über dieses tatsächliche Twitteraufkommen liegen jedoch keine Zahlen vor.

Twitterwall – die Straße sagte “Ja!”

Wie so oft (immer?) gab es auch bei #dhiha5 eine Diskussion über die Twitterwall, die suboptimal hinter dem Podium aufgestellt war, so dass der Saal die Tweets mitlesen konnte[2]. Für die Vortragenden zeigte ein Laptop die Twitterwall an. Je nach Leiter/in der Panels und je nach Präsentation wurde die Twitterwall an- oder abgestellt, was dazu führte, dass Benoit Majerus (@MajBen) kurzerhand eine digitale Umfrage zur Twitterwall startete. Per Tweet wurde das nicht repräsentative Ergebnis (7-0 Stimmen für die Twitterwall) mitgeteilt und gefragt, ob das Votum der Straße wohl berücksichtigt werden würde… Ein weiteres Beispiel für den Einsatz von Twitter bei Tagungen.

Die Vorherrschaft des Englischen

#dhiha5_sprachenWährend der Konferenz wurde mehrfach über die Vorherrschaft des Englischen in den Digital Humanities und über die Notwendigkeit, andere Sprachen zu stärken und die Vielsprachigkeit zu erhalten, diskutiert. “Gefühlt” wurden die meisten Tweets rund um die Tagung in Englisch abgesetzt. Dazu schickte  Martin Grandjean, der die Veranstaltung aus der Schweiz verfolgte, noch während der Tagung eine Sprachauswertung, basierend auf der Oberfläche der jeweils verwendeten Browser bzw. Applikationen. Demnach nutzten die meisten Twitterer eine französische Oberfläche, wie auf der von ihm erstellten und freundlicherweise zur Verfügung gestellten Graphik hier zu sehen ist. Das sagt jedoch noch nichts über die Sprache der Tweets aus.

Als Spezialist für Visualisierung hat Martin Grandjean auf seinem Blog eine ausdrucksvolle Netzwerkanalyse anhand der Auswertung der Tweets mit dem Hashtag #dhiha5 publiziert. Als Grundlage dienten ihm dazu die Tweets, die während der beiden Konferenztage gesendet wurden, d.h. insgesamt 1.147 Tweets von 121 verschiedenen Twitteraccounts. Insgesamt zeigt sich aus meiner Sicht, dass die Kombination aus Blogparade, Twittern und Livestream für Kommunikation und Austausch rund um das Thema der Tagung äußerst gelungen war.

Echo und Reaktionen

Laufend ergänzt werden hier die Reaktionen auf die Tagung alphabetisch gelistet (Stand: 13.6.2013):

Anne Baillot, DH Too Human?, in: Digital Intellectuals, 13.6.2013, http://digitalintellectuals.hypotheses.org/1332.

Antonin Dubois, Une idée (hasardeuse) suite au #dhiha5, in: Recherches, reflexions et perspectives franco-allemandes sur l’histoire, 11.6.2013, http://parhei.hypotheses.org/240.

Martin Grandjean, Les Digital Humanities se déploient sur Twitter : l’exemple du colloque #dhiha5 !, in: Martin Grandjean, 12.6.2013, http://www.martingrandjean.ch/colloque-dhiha5-les-digital-humanities-se-deploient-sur-twitter/.

Benoit Majerus, #dhiha, in: a notebook, 11.6.2013, http://majerus.hypotheses.org/773.

Abbildungen

Abb. 1: Blick ins twitternde Publikum bei der Tagung #dhiha5, 11.6.2013.

Abb. 2: Tweet von @PortalLISA über die Zugriffe auf den Livestream, 11.6.013.

Abb. 3: Sprachverteilung der #dhiha5-Twitterer am 10./11.6.2013 von Martin Grandjean

  1. Mareike König,Tweets und Gedanken zur Tagung “Im Netz der sozialen Medien”, in: Digital Humanities am DHIP,  11.7.2011, http://dhdhi.hypotheses.org/284.
  2. Zur Kritik siehe z.B. Jan Hodel, Das Leiden an der Twitterwall, in: Weblog hist.net, 30.3.2012, http://weblog.hist.net/archives/6100.

Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1788

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HR2: Sendung mit Heinrich Bosse

HR2 sendet heute (13.6.2013, 12:05-13:00) ein Gespräch mit dem Germanisten Heinrich Bosse; eine von mir verfasste Rezension seines von Nacim Ghanbari herausgegebenem Buch Bildungsrevolution 1770 bis 1830 erscheint übrigens in der nächsten Ausgabe der Frühneuzeit-Info.

Am Tisch mit Heinrich Bosse, „Bildungsforscher“

Privatschulen und Nachhilfekurse, Seminare im Internet und Prüfungscoaching – sie alle boomen zurzeit. Neben dem staatlichen Schulwesen entsteht ein freier Bildungs-Markt. Das ist, so ungewohnt es anmutet, nichts Neues.

Einen freien Markt fürs Lehren und Lernen hat es in Deutschland schon einmal gegeben - das schildert Heinrich Bosse sehr anschaulich in seinem Buch „Bildungsrevolution 1770 bis 1830“. Mit ihm spricht Ruth Fühner im hr2-Doppel-Kopf.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434206942/

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Auftaktveranstaltung des Projekts „Visual History“ am 21.06.2013

Auftaktveranstaltung des Projekts „Visual History“ am 21.06.2013

 

EINLADUNG

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

mit einer Auftaktveranstaltung präsentiert sich das Verbundprojekt Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses erstmals in der Öffentlichkeit. Wir möchten Sie sehr herzlich unter dem Motto:

 

Das visuelle Zeitalter. Zeithistorische Perspektiven
am Freitag, den 21.

[...]

Quelle: https://www.visual-history.de/2013/06/12/einladung-zur-auftaktveranstaltung-des-projekts-visual-history-am-21-06-2013/

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Vier Schätze des Studierzimmers (II)

Während archäologische Befunde den Gebrauch von tuscheähnlichen Substanzen bereits für das Neolithikum belegen, schrieb man die Erfindung der Tusche traditionell dem Kalligraphen Wei Dan 韋誕 (179-253) zu[1]. Das später in der Bedeutung “Tusche” gebrauchte Schriftzeichen mo 墨 bezeichnete ursprünglich eine Methode der Bestrafung, bei der das Gesicht geschwärzt beziehungsweise tätowiert wurde[2].

Zumindest ab der Han- (206. v. – 220 n. Chr.) und bis in die Song-Zeit (960-1279) war der Ruß, den man beim Verbrennen von Kiefernholz gewann, der zentrale Bestandteil chinesischer Tusche. Erst danach wurde auch Lampenruß – der beim Verbrennen tierischer, pflanzlicher und mineralischer Öle entstand – für die Tuscheproduktion verwendet.[3]. Wie Song Yingxing 宋應星 (1587-1666?) in seiner in der ausgehenden Ming-Zeit (17. Jahrhundert) entstandenen technisch-naturkundlichen Enzyklopädie Tiangong kaiwu 天工開物 (“Die Nutzung der natürlichen Vorkommen”) schrieb, wurden damals 90% der Tusche aus Kiefernruß und nur 10 % aus Lampenruß gewonnen[4]

Für die Veredelung der Tusche stand ein breites Repertoire erlesener Ingredienzen zur Verfügung:

Der Abrundung von Farbe und Glanz der Tusche diente die Zugabe von feinst zerstoßenen Perlen, die Beimengung von Schweine- und Karpfengalle sowie von Extrakten aus Galläpfeln, Granatapfelschalen, Päonienrinde usw. Das Rosinchen für den Kenner war die olfaktorische Aufbesserung mit Hilfe von Kampfer, pulverisierten Nelken, Sandelholzaroma, Moschus, etc.[5]

Wie wichtig die Herstellung der Tusche war, spiegelt sich nicht zuletzt darin, dass vor allem ab der Tang-Zeit (618-906) eine ganze Reihe von bedeutenden Produzenten namentlich bekannt sind.[6]

Die Masse, die nach längerem Bearbeiten in einem Mörser entstand, wurde schließlich in Formen gepreßt und getrocknet, so dass feste Tuschestücke entstanden. Vor dem Schreiben mussten diese Tuschestücke – im Laufe der Geschichte zunächst Kugeln oder Halbkugeln, später dann rechteckig – in einem Reibstein unter Hinzufügen von angerieben werden. [7]

  1. Tsien Tsuen-hsuin: Paper and Printing (= Joseph Needham (Hg.): Science and Civilisation in China. Volume 5: Chemistry and Chemical Technology, Part 1; Cambridge 1985) 237 f.
  2. Vgl. ebd., 238.
  3. Vgl. Klaus Flessel: “Die Erfindung des Buchdrucks in China sowie einige Anmerkungen zu seiner frühen Nutzung” In: Archiv für Geschichte des Buchwesens 57 (2003) 267 f.
  4. Tsien: Paper and Printing, 241. Zu Song vgl. Dagmar Schäfer: “Der Außenstehende. Song Yingxing 宋應星 (1587-1666?). In: Heiner Roetz (Hg.): Kritik im alten und modernen China (Jahrbuch der Deutschen Vereinigung für Chinastudien 2, Wiesbaden 2006) 165-178.
  5. Flessel, “Erfindung des Buchdrucks”., 268. Vgl. dazu auch Tsien: Paper and Printing, 246 sowie Thomas O. Höllmann: Das alte China. Eine Kulturgeschichte (München 2008) 219 “Pflanzliche Beimengungen der Tusche (zusammengestellt nach den Erwähnungen im Mopu fashi)
  6. Vgl. dazu Tsien: Paper and Printing, 245 f.
  7. Vgl. Roland G. Knapp (Text), Michael Freeman (Fotos): Things Chinese. Antiques – Crafts – Collectibles (Tokyo/Rutland/Singapore, 2011) 41 f.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/523

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aventinus recensio Nr. 37 [12.06.2013]: Thomas König: Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich, Innsbruck u.a.: StudienVerlag 2012. 26,90 €. ISBN 978-3-7065-5088-8

Die besprochene Dissertation untersucht die Tätigkeit der United States Educational Commission in Austria von ihrer Gründung 1950 bis zur Umstrukturierung 1964, bei der diese österreichische Fulbright-Kommission in Austrian American Educational Commission umbenannt wurde. http://bit.ly/10hr1C8

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/06/4491/

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Abstract zum Vortrag von Dr. Claudia Kauertz: Die Fördergrundsätze des LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrums für archivische Aufgaben

Die Leiterin des Sachgebiets Archivberatung des LVR-AFZ Dr. Claudia Kauertz erläutert die Grundsätze der Förderung nichtstaatlicher rheinischer Archive im Kontext der Kulturförderung des LVR. Ihr Vortrag beginnt am 14. Juni um 10.00 Uhr.

Mit der Vielzahl seiner Kulturdienststellen in den verschiedenen Regionen des Rheinlandes sowie mit seinen Beratungsleistungen und Fortbildungsangeboten tritt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) als bedeutender Kulturförderer in Erscheinung. Darüber hinaus stellt der LVR finanzielle Fördermittel zur Weiterentwicklung der verschiedenen Kultursparten bereit. Auch die nichtstaatlichen Archive im Rheinland profitieren von den an verschiedener Stelle und in unterschiedlicher Höhe zur Förderung der archivischen Infrastruktur vom LVR bereit gestellten Zuschussmitteln. Allein in den letzten 5 Jahren hat der LVR im Rahmen verschiedener Förderprogramme insgesamt Mittel in Höhe von ca. 1,78 Mill. Euro an nichtstaatliche rheinische Archive ausgegeben.

Der vorliegende Beitrag informiert über die verschiedenen Fördermöglichkeiten, die der LVR allen nichtstaatlichen rheinischen Archiven – sowohl Kommunalarchiven wie auch übrigen Archiven – anbietet. Dabei geht er sowohl auf Fördermaßnahmen ein, bei denen die Mittel maßgeblich vom Land bereit gestellt, aber von den beiden nordrhein-westfälischen Landschaftsverbänden bewirtschaftet und vergeben werden, wie auch auf die vom LVR aus eigenem Etat zur Verfügung gestellten Zuschussmittel. Letztere werden den rheinischen Archiven v. a. im Rahmen der allen Kultureinrichtungen zu Gute kommenden Regionalen Kulturförderung vom LVR-Kulturdezernat (Dezernat 9) sowie im Rahmen der spartenspezifischen Archivförderung vom LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) zur Verfügung gestellt. Der Fokus liegt dabei auf der Archivförderung des LVR-AFZ, dessen Fördergrundsätze und -kriterien vorgestellt werden.

Quelle: http://lvrafz.hypotheses.org/953

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“…und trageten die blauen Röck so lang, bis sie vom Leib herbfauleten, vor auch wenn einer ohne das ein Schwein ist.” – Eine neue Quelle zur Salzburger Domliturgie


Neuerwerbung im Archiv der Erzdiözese Salzburg – Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar Band II.

Vorderdeckel der Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar

Vorderdeckel der Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar

Im Juni 2013 konnte für das AES eine wichtige Quelle zur Domliturgie erworben werden. Die “Bemerkungen für den Dom-Ceremoniar” enthalten einige Dokumente finanzielle Angelegenheiten die Domkustorei betreffend aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert und dann laufende Bemerkungen über verschiedene Liturgien am Dom und andere Feierlichkeiten in Anwesenheit des Erzbischofs vom beginnenden 19. Jahrhundert bis 1869. Beigefügt sind auch Aufstellungspläne, genaue zeitliche Abläufe und auch persönliche Bemerkungen zur Liturgie und ihren Begleitumständen.

Der gut erhaltene Band mit Lederrücken und schönem Marmorpapier am Vorder- und Hinterdeckel ist 352 Seiten stark und besitzt ein handschriftliches recht ausführliches Register.

Aus diesem Band soll eine besonders bemerkenswerte Mitteilung zur Kleidungsausstattung der Domchoralisten wiedergegeben werden:

Pro memoria

Alle 3 Jahre um das Fest ascensionis D. N. J. Ch. beckommen die Choralisten die blauen Chorröck. anno 1781 haben die Choralisten anstatt die Chorröck anmessen zu lassen, das Tuch in natura nehmen wollen, um ihnen ein Kleid machen zu lassen, welches aber ich Franciscus Moschee als dermahliger Subcustos nicht zugegeben habe, weilen, wann man es denen Choralisten angehen ließe, auch die Meßner und Ministranten, wie auch der Meßner in Mirabell auch practiciren wollten, zu dem ließen, auch die Choralisten den alten Chorrock wenden, und  in Fall, es sterbete einer ein halbes oder Viertljahr nach bekommenen neuen Röcken, so hätte der Nachfolger anstatt eines neuen, den alten umgewendeten, und auf solche Art wurde der Nachfolger defraudiert. Auf dieses sollte der Subcustos sehr bedacht seyn, solches intereßirtes und schmutziges Wesen abzustellen, denn wenn man solches angehen ließe, so wären die Choralisten im Stand, und trageten die blauen Röck so lang, bis sie vom Leib herbfauleten, vor auch wenn einer ohne das ein Schwein ist.

Doppelseite mit Planskizzen zu verschiedenen Feierlichkeiten

Doppelseite mit Planskizzen zu verschiedenen Feierlichkeiten

 

Quelle: http://aes.hypotheses.org/105

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Bayern und die MGH – (Fast) 200 Jahre gemeinsame Geschichte

In principio erat verbum et verbum erat manu scriptum1

Im Anfang war das Wort, und das Wort war von Hand geschrieben. Im Anfang war es ungedruckt. In ihm war das historische Leben. Aber es war verborgen in Archiven und Bibliotheken. Es trat ein Mann an den Wassern des Mains auf, der von Gott gesandt war.

Reichsfreiherr vom Stein (Quelle: MGH-Archiv)

Reichsfreiherr vom Stein
(Quelle: MGH-Archiv)

Sein Name war Heinrich Friedrich Karl, Reichsfreiherr vom Stein (1757-1831), und die Welt der deutschen Mittelalterforschung ist durch ihn das geworden, was sie noch heute darstellt. Das Paradies war in weiter Ferne. Es galt die Erkenntnis, dass Dornen und Disteln den schwer bestellbaren Boden bedeckten, und Staub war ein ständiger Begleiter. Diese Situation besteht noch heute, nach fast 200 Jahren.

Am Anfang stand die romantische Begeisterung für ein deutsches Reich vor dem Deutschen Bund. Ein altes Reich vor der Abdankung des römischen Kaisers Franz II., ein gemeinsames Reich vor den fast 20jährigen Kriegen Napoleons und seiner Fremdherrschaft, ein religiös geeintes Reich vor den Glaubenskämpfen, kurzum: ein einheitliches Reich – so wie man sich das Mittelalter vorstellen wollte. Am Anfang verbrüderten sich also Vaterlandsliebe und aufgeklärter Wissensdurst nach historischer Wahrheit, unverfälscht und unverschleiert.

Dieser Vortrag handelt also von Worten und Menschen und dem langen Weg der Monumenta Germaniae Historica nach Bayern und in die Moderne.

Man schrieb das Jahr 1819. Am 20. Januar, einem Mittwoch, „um zwei Uhr des Nachmittags“ trafen sich in der Privatwohnung des preußischen Ministers a. D. Karl Freiherr vom Stein (1757-1831) am Ort der Bundesversammlung Frankfurt die Bundesgesandten Bayerns, Badens, Württembergs und Mecklenburgs, um die „Societas aperiendis fontibus rerum Germanicarum medii aevi“ – die „Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde“, genauer zunächst deren Zentraldirektion zu gründen. Der Gesandte Bayerns, Johann Adam Freiherr von Aretin (1769-1822), hatte zusammen mit dem württembergischen Gesandten (Karl August Freiherr von Wangenheim) Stein bereits im Vorfeld bei seinen Plänen intensiv unterstützt. Letzterer schrieb wenig später: „Seit meinem Zurücktreten aus öffentlichen Verhältnissen beschäftigte mich der Wunsch, den Geschmack an deutscher Geschichte zu beleben, ihr gründliches Studium zu erleichtern und hierdurch zur Erhaltung der Liebe zum gemeinsamen Vaterland und Gedächtnis unserer großen Vorfahren beizutragen. Meine Absicht war auch, dahin zu wirken, daß die durch die Umwälzung des Jahres 1803 zerstreuten vielen Urkunden sorgfältig gesammelt und gegen den Untergang aufbewahrt würden, welches aber hauptsächlich von Maßregeln der Regierungen abhängt und wozu der Entschluß von einzelnen nicht ausreicht.“ „Im ganzen würden etwa 8 bis 10 Gelehrte sich das Hauptwerk teilen und in etwa eben so vielen Jahren wohl damit zustande kommen“. Der nicht nur gelehrte, sondern auch kluge Aretin ging keine zwei Wochen nach dem ersten formalen Treffen in einem ausführlichen Gutachten bereits von 10 bis 20 Jahren Dauer aus und regte die Schaffung einer erweiterten „gelehrten Gesellschaft“ an, in der neben Adeligen auch Wissenschaftler wirken sollten.

Johann Adam Freiherr von Aretin (Quelle: MGH-Archiv)

Johann Adam Freiherr von Aretin
(Quelle: MGH-Archiv)

Der Bayer Aretin sollte auch im Juli/August als stellvertretender Vorsitzender der zwischenzeitlich gegründeten Zentraldirektion an Stelle des abwesenden Stein das Projekt der Bundesversammlung erfolgreich vorlegen. Es wurde einstimmig angenommen, doch die von der Bundesversammlung zugesprochenen Geldmittel blieben großenteils aus. Ständige Geldnot bedrohte das Unternehmen von Anfang an erheblich, doch „Zuspruch und Zuwendung kamen von unerwarteter Seite, zum Beispiel von Zar Alexander I. von Russland, der sogar bereit war, die gesamten Kosten zu übernehmen. Stein wies diese Offerte aus patriotischer Selbstachtung zurück … „, wie Horst Fuhrmann bemerkt. Stein hatte bis zu seinem Tod 1831 ein Viertel der Kosten aus seinem Privatvermögen zugeschossen. Man darf bitte auf gut Bayerisch kommentieren: Respekt – Herr Minister a. D.! Bayern tat sich in keiner Weise rühmlich hervor, die Regierung Maximilians I. Joseph knauserte, und Akademie wie Reichsarchiv lehnten auch nur geringfügige Unterstützungen ab. Auch König Ludwig I. übertraf seinen Vater nicht an Großzügigkeit. Von den ursprünglich sechs subskribierten Bänden der Monumenta-Editionen in Edelausstattung gab man 1830 zwei zurück, da die Universitäten Erlangen und München neben der königlichen Bibliothek diese auf eigene Kosten bezogen hatten und man für die übrigen keine Verwendung fand!

Der Stein-Biograph Heinz Duchhardt stößt in seiner jüngsten Steinbiographie ins selbe Horn: „Dass die Monumenta … eine Erfolgsgeschichte werden sollten, war gleichwohl lange nicht absehbar – manche bitteren Worte Steins sind überliefert, mancher Ärger über seine Direktionskollegen aus dem Kreis der Bundestagsdiplomaten musste hinuntergeschluckt werden, manche Krisensitzungen waren anzusetzen, manche Enttäuschungen waren zu verkraften, wenn der eine oder andere Bundesstaat aus durchsichtigen Gründen sich gegenüber Bitten um Zuschüsse verweigerte oder wenn Standeskollegen auf seine ‚Bettelbriefe’ nicht reagierten. Die Empfehlung des Frankfurter Bundestags, das Unternehmen finanziell oder durch Subskriptionen zu unterstützen, hatte zunächst allenfalls begrenzten Widerhall gefunden.“ … Preußen, die Fürsten und die meisten Bundesstaaten versagten auf voller Linie. Einmal brach es aus Stein heraus: „Man macht kostbare naturhistorische Expeditionen von Wien, München und Berlin nach Ägypten, Nubien, Brasilien, dem Kap, man erforscht die Geschichte der Pharaonen, das Leben und Weben der Kolibris, Gazellen und Affen mit und ohne Schwänzen, aber für die Geschichte unseres Volkes geschieht nichts.“ [...] Der vollständige Artikel kann hier gelesen werden.

1Vortrag anlässlich des Symposions zur Ausstellungseröffnung „Bayern und die Monumenta Germaniae Historica“ am 19. Januar 2013 veranstaltet im Historicum der Ludwig-Maximilians-Universität München basierend auf Vorarbeiten zum „Zeitstrahl“ von Nikola Becker.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/1427

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Besuch von der Polizei wegen unliebsamen Tweets zum Fall Mollath

http://www.internet-law.de/2013/06/besuch-von-der-polizei-nach-tweet-zur-causa-mollath.html Fernab jeglicher Polemik muss die Frage erlaubt sein, wie es in einem demokratischen Rechtsstaat möglich ist, dass eindeutig harmlose Twitterer Besuch von der Polizei bekommen, wenn Sie etwas unliebsames im Web 2.0 verbreiten. Hierbei handelt es sich eindeutig um eine Form der Einschüchterung, welche unsere in der Geschichte hart erkämpfte und verteidigte Pressefreiheit nicht […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/06/4487/

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Die Entdeckung der digitalen Langsamkeit

Ich bin, glaube ich, in meiner ersten digitalen Krise. Das Problem: Während die Welt um mich herum immer schnelllebiger wird, werde ich selbst irgendwie immer langsamer. Dabei habe ich alles versucht, um mitzuhalten: twitter, Blog, rss Reader, Smart Phone es nutzt nichts. Sogar der Blogbeitrag, der mich dazu bewogen hat, mir die hier stehenden Gedanken zu machen, ist mittlerweile zwei Wochen alt.

Dort gibt Sabine Scherz sehr gute Hinweise für bloggende Wissenschaftler, wie sie ihre Themen finden können. Unter anderem geht es auch um die optimale Postfrequenz:

Als ersten Schritt für eine gewisse Regelmäßigkeit habe ich mir vorgenommen 1x wöchentlich einen Blogpost zu veröffentlichen. Für das Bloggen wird das allgemein als unteres Limit angesehen.

Das saß. K.o. in der ersten Runde. 1 X Wöchentlich. Das kenn ich woher… das hab ich doch vor einer Weile irgendwie… Ah ja, hier isses: 15.02.2013, mein erster Blogeintrag:

Ich habe mir […] vorgenommen in der Regel vier Mal im Monat Beiträge zu veröffentlichen.

Ein Blick auf die rechte Seite dahier zeigt schnell, was aus diesem Versprechen geworden ist. Nach übermütigen acht Beiträgen im Februar zunächst ein „leichter“ Einbruch auf einmal pro Monat. Die letzten zwei Monate dann in Zahlen 0, in Worten „null“ Beiträge.

Selbstverständlich – das habe ich beim Krisenmanagement eines ehemaligen Politikers plagiiert – bin ich gerne bereit zu prüfen, ob bei so wenigen Beiträgen der Fehler daran eventuell bei mir zu suchen ist und was genau mich daran gehindert hat, regelmäßiger zu schreiben. Hier stichwortartig einige Ergebnisse dieser Selbstkritik:

  • Nicht immer haben die eigenen Aktivitäten oder Ideen eine veröffentlichungswürdige Relevanz
  • Manche Idee braucht einfach Zeit um sich zu entwickeln und ziehen sich daher in die Länge
  • Bloggen kann ich nur in meiner „Freizeit“ neben Jobs und Dissertation. Hier frisst aber der schnöde Alltag extrem viel Zeit und vor allem Konzentration

Das sind sicherlich Standardgründe oder Ausreden. Machen wir doch mal eine Gegenprobe, was ich statt zu Bloggen mit meiner Zeit so angefangen habe:

  • An erster Stelle natürlich für Lohnarbeit
  • Um diese entbehrlich werden zu lassen an zweiter Stelle für Stipendienbewerbungen
  • Hier vor allem für das Exposé inklusive diverser Überarbeitungen
  • Für das Projekt habe ich daneben vor allem praktische Dinge erledigt, etwa mittelalterliche Bibliothekskataloge gesammelt und für die Untersuchung vorbereitet
  • Außerdem habe ich angefangen, die modernen Handschriftenkataloge zu sichten
  • Gerade konzipiere und erstelle ich eine Datenbank, in die ich meine Daten einhegen werde
  • Für ein kleineres Nebenprojekt war ich in Basel und Karlsruhe und habe ein paar Handschriften untersucht. (So eine Idee, die Zeit braucht, s.o.)

Faul war ich also nicht unbedingt. Dass ich nur wenig Zeit fürs bloggen gefunden habe, liegt meiner Ansicht nach eher an der Tatsache, dass ich nicht „on the fly“ schreiben kann. Um einen Beitrag zu schreiben muss ich mich dazu hinsetzen, ihn konzipieren, recherchieren und dann teilweise durchaus mühsam niederschreiben.  Dazu brauche ich Zeit und vor allem Ruhe, die nicht immer zur Verfügung steht. Ich bin immer von den Vielschreibern unter den Bloggern beeindruckt, die es schaffen, regelmäßig interessante und qualitativ hochwertige Beiträge zu liefern – ich selbst kann das nicht.

Aber, und das ist eine der wertvollen Erkenntnisse, die ich aus dieser Diskussion mitnehme: Das ist völlig in Ordnung so!

Das Problem liegt nicht in der Anzahl, Frequenz oder Umfang meiner Blogbeiträge, sondern in den zu großen Erwartungen, die ich an mich selbst gestellt habe. Gerade Anfänger des web 2.0 neigen zur Annahme, mit der Geschwindigkeit von twitter, Blogs und Kommentieren mithalten zu müssen, als ob sie sonst etwas verpassen würden oder kein vollwertiges Mitglied der Netzgemeinde wären. Das ungeheure Geschwindigkeitspotential der digitalen Kommunikation entwickelt so eine normative Kraft des Faktischen, dem man angestrengt versucht hinterherzurennen. Genau das ist aber ein Trugschluss, insbesondere für das wissenschaftliche Bloggen.

Im Gegensatz zum Druck kennt das Blog zum Beispiel keine Deadline, die man einzuhalten hätte. Ich entscheide, wann ein Text fertig ist und wann ich ihn veröffentliche. Auch haben kleinere Blogs in der Regel keinen festen Leserstamm, der eine gewisse Beitragsfrequenz einfordert (für Institutionenblogs oder größere Portale ist das sicherlich anders). Das große Angebot an Informationen, das das Internet bereit hält, führt zu einer selektiveren Rezeption von Information durch den Leser. Er reagiert, über Kanäle wie twitter, rss oder Ähnlichem auf einen Beitrag, weil er ihn interessiert, unabhängig vom Datum des letzten Beitrages. Gerade im Internet funktioniert das besonders gut, da potentielle Leser Google sei Dank zu jeder Zeit für sie relevante Beiträge lesen und finden können, auch wenn diese schon etwas älter sind.

Das Internet bietet daher nicht nur die Möglichkeit rasend schneller Informationsvermittlung, sondern ermöglicht auch das Gegenteil: eine Verlangsamung. Daher fand ich den Kommentar von Mareike König zum oben genannten Beitrag sehr treffend:

Das Schöne am Blog ist ja gerade die große Freiheit, die man als Bloggende in Bezug auf Textlänge, Stil und Publikationsrhythmus hat. Da sollte man sich auch nicht wieder einschränken oder unter Druck setzen lassen […].

Wichtig ist – denke ich – sein eigenes Tempo zu finden, sowohl was die Produktion, als auch die Rezeption digitaler Information angeht. Gerade was Ersteres anbelangt habe ich mich da etwas überschätzt: 4 x pro Woche lassen sich – zumindest für mich und im Moment – nicht einhalten. Solche Richtlinien möchte ich mir gar nicht mehr setzen, sondern die neuentdeckte digitale Langsamkeit genießen – wo doch schon die analoge Welt immer schneller wird.

Statt dem Wann habe ich mir aber ein paar Gedanken über das Was der Veröffentlichung gemacht. Zum Abschluss daher eine kleine Liste, was hier als nächstes geschehen wird:

Was als nächstes hier passiert:

  • Ich möchte ein paar Seiten einfügen und Informationen ergänzen
  • Vor allem möchte ich als Ergänzung zu der kurzen auch eine detaillierte Projektbeschreibung bieten
  • Meine kleinen Nebenprojekte möchte ich vorstellen
  • Außerdem möchte ich meine Datenbank vorstellen und zur Diskussion stellen.

Astreines Krisenmanagement, würde ich sagen.

Quelle: http://quadrivium.hypotheses.org/99

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