Geschichte lernen im digitalen Wandel, hrsg. v. Marko Demantowsky / Christoph Pallaske, deGruyter-Oldenbourg 2015

http://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/231648 Die Lebenswelt der Heranwachsenden unterliegt seit Jahren einem tiefgreifenden Wandel. Die alterstypische Kommunikation hat sich stark in digitale Social Networks verlagert (facebook, tumblr. etc.). Informationen und Interpretationen werden sehr vorrangig online recherchiert, vor allem in der Wikipedia. An gesellschaftlichen Debatten und Ereignissen nimmt man spontan, öffentlich und in Echtzeit teil (Twitter, Online-Threads etc.). Dieser […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/06/5874/

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St. Pauli: Die Kunst des Erinnerns

Mit dem Garten-Aufbau auf dem Heiligengeistfeld-Bunker möchte das Projekt hilldegarden auch ein Museum einrichten, das an die schwierige Geschichte des Bunkers erinnert. Doch beim Gedenken an den Zweiten Weltkrieg treffen zwei Philosophien des Erinnerns aufeinander. – Von Max Bahne

Portraet-Vorlage maxDer Weg zu Klaus Manns Erkenntnis führt über eine schmale Treppe unter die Erde. Dort hängen die Worte des Schriftstellers auf einem grauen Plakat vor einer behauenen Wand aus roten Backsteinen: „Das Hamburg, welches ich kannte, wird es niemals mehr geben. Sicherlich die Stadt wird wieder aufgebaut werden […]. Aber ihr Antlitz und ihre Atmosphäre werden wesentlich verändert sein.“ Das Plakat mit Manns treffender Beschreibung Hamburgs nach dem Zweiten Weltkrieg hängt im Museum unter der Kirche St. Nikolai, einem der bekanntesten Mahnmale der Hansestadt. Die Dauerausstellung dort erinnert an die Bombennächte von 1943, als die Operation Gomorrha einen Feuersturm in der Hamburger Altstadt entfachte.

[...]

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1940

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Mehr Gegenwart in die Gedenkstätten

Von Harald Schmid »(…) manchmal kostet es mehr Anstrengung, dem Neuen, das im Verborgenen wächst, auf die Spur zu kommen, als die Katastrophen, die selbst Blinde sehen, zu beschreiben.« Karl Schlögel In genereller Hinsicht ist die Diskussion um Erinnerungskulturen und Gedenkstätten eine Art Dauerbrenner der öffentlichen Wahrnehmung von Geschichte, genauer der Geschichte des Nationalsozialismus und dessen Verbrechen. In dieser Perspektive sind Gedenkstätten gleichsam ein Indikator für den Stand der Dinge in der Auseinandersetzung mit der Hitler-Zeit und deren Repräsentation – an keinem anderen Ort … Mehr Gegenwart in die Gedenkstätten weiterlesen

Quelle: http://erinnern.hypotheses.org/200

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Dezember 2014/ Januar 2015

Skandinavien und die europäische Kulturerbeplattform “Europeana”

Das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege Riksantikvarieämbetet präsentiert  mit 800.000 Digitalisaten die größte freie Sammlung auf Europeana. Der norwegische Kulturrat hat in der Rubrik “Sounds” mehr als 300 Klangbeispiele eingestellt.

Der sich seit Frühjahr 2014 in der Testphase befindliche Browser für digitalisierte historische Zeitungen (siehe folgenden Post dazu) wird ständig erweitert und hat jetzt eine vereinfachte Suchfunktion erhalten. Es sind u.a. bereits Zeitungen aus Finnland und Island recherchierbar.


Schweden

Das Projekt “Kulturerbe Norrbotten”, bestehend aus Archiven, Bibliotheken und Museen, hat diverse Medien (Dokumente, Fotos, Filme, usw.) in der Kulturarv Norrbottens Databas online gestellt.

Das schwedische Reichsarchiv hat die Volkszählungen mehrerer Gemeinden aus dem Jahr 1910 digitalisiert. Weiter ist die Digitalisierung der Kirchenbücher (församlings- och födelseböcker) für die Provinzen Uppsala och Örebro von 1925 bis 1943 abgeschlossen. Auch der sogenannte SCB-Auszug über Geburten, Taufen und Sterbefälle für das Jahr 1944 wurde online gestellt. Seit Dezember 2014 ist die Datenbank mit den Schriften und Briefen von Axel Oxenstierna wieder zugänglich.

Mit der Book History Online (BHO) stellt die schwedische Königliche Bibliothek eine buchhistorische Datenbank mit über 86 000 Verweisen auf Bücher, Artikel und Rezensionen online. Auch ein Fundus an Werbeschriften aus den Bereichen Architektur, Geschichte der Landwirtschaft und der technologischen Entwicklung aus dem 19. Jh. wurde digitalisiert.

Die kulturhistorischen Vereinigung Kulturen in Lund hat mehr 7000 Fotos der Fotografin Ida Ekelund in der Datenbank Carlotta eingestellt. Die Fotos dokumentieren die Stadtgeschichte zwischen ca. 1917 und 1926 (zur Anzeige der Bilder in das Suchfeld “KM 93676″ eingeben).


Norwegen

Das Arkivverket hat die bisher nicht publizierten Werke des norwegischen Historikers Halvard Bjørkviks “Det norske krongodset i middelalderen” und “Det norske krongodset i reformasjonshundreåret” auf seinem Arkivportal zugänglich gemacht.

Auch die digitalisierten Tagebücher von Leif Tronstad, der während des 2. Weltkriegs im Widerstand, u.a. in der Tungtvannet-Aktion, aktiv war, sind im Digitalarkivet öffentlich zugänglich. Quellenmaterial zu seiner Rolle in der Tungtvannet-Aktion findet sich in folgender Netzausstellung. Ein Album mit Fotos wurde im DigitaltMuseum eingestellt.

Ab dem 1.1.2015 ist unter bestimmten Auflagen das sogenannte Landssviksarkivet im Reichsarchiv zugänglich. Es handelt sich um eine Sammlung von Gerichtsunterlagen, die im Zusammenhang mit der polizeilichen Ermittlungen und der Strafverfolgung von Norwegern, die verdächtigt wurden, die deutsche Besatzungsmacht 1940-1945 unterstützt zu haben.

Das Reicharchiv verwahrt auch das digitalisierte Erinnerungsmaterial, das nach dem Anschlag auf Utøya am 22. 7.2011 abgelegt wurde und 20000 Dokumente sowie 5000 Gegenstände umfasst.

Mit den sogenannten Seterlistene hat das Reichsarchiv Quellen zur norwegischen Sennwirtschaft (seterbruk) und der bäuerlichen Gesellschaft zwischen 1928 und 1939 digitalisiert und veröffentlicht.

Das Stadtarchiv Oslo stellt die kommunalen Volkszählungen für 1883 und 1905 ins Netz.

Auf der Facebookseite Wilse2015 präsentieren die Nationalbibliothek sowie das DigitaltMuseum zum 150. Geburtstag des norwegischen Fotografen Anders Beer Wilse umfangreiches Quellenmaterial.

Das Bergen Byarkiv hat die Unterlagen der Hausverwaltungsgesellschaft Etat for boligforvaltning (EBF) digitalisiert. EBF verwaltet rund 5100 kommunale Wohnungen und Häuser (u.a. auch Pastorate). Das gescannte Material besteht aus Zeichnungen und anderen Unterlagen im Zusammenhang mit dem Betrieb und der Instandhaltung der Gebäude.


Dänemark

Die Staatlichen Archive haben zum Thema “1864” Unterrichtsmaterial online gestellt.

Mit den digitalisierten Adressbüchern Kraks Vejviser hat die Kopenhagener Rathausbibliothek  eine Quellensammlung zur Stadtgeschichte zwischen 1770-1969  ins Netz gestellt, in der auch viele Informationen zur Alltagsgeschichte verzeichnet sind. Ab dem Jahrgang 1878 ist eine Volltextsuche möglich.

Das Kopenhagener Stadtarchiv hat in seinem neuen Portal für Familienforscher Kildeviser die Volkszählungslisten für die Periode 1866-1923 online stellt. Dort finden sich auch ausgewählte Karten und Zeichnungen zur Geschichte Kopenhagens. Weitere 15 historische Karten hat das Archiv im Historisk Atlas veröffentlicht.

Das Reichsarchiv  hat eine Vereinbarung mit Dänemarks Marktführer im Bereich Familienforschung “My Harritage” über die Indizierung von Kirchenbüchern und Volkszählungslisten geschlossen. Die von “My Harritage” indizierten Daten sollen dem Reichsarchiv zur Verfügung gestellt werden.

Zwei Zettelkataloge sind jetzt online zugänglich: Wads Sedler aus dem Landesarchiv für Fünen enthält Angaben zu Personen, die zwischen 1430-1960 auf Fünen gelebt haben und zu denen es Archivmaterial gibt. Mortensens Sedler des Stadthistorischen Archivs in Esbjerg enthält ebenfalls Angaben zu Personen, die in verschiedenen Quellen wie Kirchenbüchern, Volkszählungen, u.a. erwähnt wurden.

Die Königliche Bibliothek hat vier Ingenieurzeitschriften aus dem Zeitraum 1892-1940 digitalisiert.


Finnland

Auf Flickr Commons haben zwei finnische Institutionen Sammlungen online gestellt: Das Finnische Rundfunkarchiv präsentiert eine Sammlung von Fotos, aber auch TV- und Radiosendungen, Musikaufnahmen und Soundeffekte.
Die Sammlung der Aalto-Universität enthält neben historischen Fotos von Aktivitäten, Personen und Räumlichkeiten, Illustrationen, architektonische und technische Zeichnungen, Kunst, Design Objekte und weiteres Material.

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2770

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Webressourcen aus Nordeuropa – Fundstücke Dezember 2014/ Januar 2015

Skandinavien und die europäische Kulturerbeplattform “Europeana”

Das schwedische Zentralamt für Denkmalpflege Riksantikvarieämbetet präsentiert  mit 800.000 Digitalisaten die größte freie Sammlung auf Europeana. Der norwegische Kulturrat hat in der Rubrik “Sounds” mehr als 300 Klangbeispiele eingestellt.

Der sich seit Frühjahr 2014 in der Testphase befindliche Browser für digitalisierte historische Zeitungen (siehe folgenden Post dazu) wird ständig erweitert und hat jetzt eine vereinfachte Suchfunktion erhalten. Es sind u.a. bereits Zeitungen aus Finnland und Island recherchierbar.


Schweden

Das Projekt “Kulturerbe Norrbotten”, bestehend aus Archiven, Bibliotheken und Museen, hat diverse Medien (Dokumente, Fotos, Filme, usw.) in der Kulturarv Norrbottens Databas online gestellt.

Das schwedische Reichsarchiv hat die Volkszählungen mehrerer Gemeinden aus dem Jahr 1910 digitalisiert. Weiter ist die Digitalisierung der Kirchenbücher (församlings- och födelseböcker) für die Provinzen Uppsala och Örebro von 1925 bis 1943 abgeschlossen. Auch der sogenannte SCB-Auszug über Geburten, Taufen und Sterbefälle für das Jahr 1944 wurde online gestellt. Seit Dezember 2014 ist die Datenbank mit den Schriften und Briefen von Axel Oxenstierna wieder zugänglich.

Mit der Book History Online (BHO) stellt die schwedische Königliche Bibliothek eine buchhistorische Datenbank mit über 86 000 Verweisen auf Bücher, Artikel und Rezensionen online. Auch ein Fundus an Werbeschriften aus den Bereichen Architektur, Geschichte der Landwirtschaft und der technologischen Entwicklung aus dem 19. Jh. wurde digitalisiert.

Die kulturhistorischen Vereinigung Kulturen in Lund hat mehr 7000 Fotos der Fotografin Ida Ekelund in der Datenbank Carlotta eingestellt. Die Fotos dokumentieren die Stadtgeschichte zwischen ca. 1917 und 1926 (zur Anzeige der Bilder in das Suchfeld “KM 93676″ eingeben).


Norwegen

Das Arkivverket hat die bisher nicht publizierten Werke des norwegischen Historikers Halvard Bjørkviks “Det norske krongodset i middelalderen” und “Det norske krongodset i reformasjonshundreåret” auf seinem Arkivportal zugänglich gemacht.

Auch die digitalisierten Tagebücher von Leif Tronstad, der während des 2. Weltkriegs im Widerstand, u.a. in der Tungtvannet-Aktion, aktiv war, sind im Digitalarkivet öffentlich zugänglich. Quellenmaterial zu seiner Rolle in der Tungtvannet-Aktion findet sich in folgender Netzausstellung. Ein Album mit Fotos wurde im DigitaltMuseum eingestellt.

Ab dem 1.1.2015 ist unter bestimmten Auflagen das sogenannte Landssviksarkivet im Reichsarchiv zugänglich. Es handelt sich um eine Sammlung von Gerichtsunterlagen, die im Zusammenhang mit der polizeilichen Ermittlungen und der Strafverfolgung von Norwegern, die verdächtigt wurden, die deutsche Besatzungsmacht 1940-1945 unterstützt zu haben.

Das Reicharchiv verwahrt auch das digitalisierte Erinnerungsmaterial, das nach dem Anschlag auf Utøya am 22. 7.2011 abgelegt wurde und 20000 Dokumente sowie 5000 Gegenstände umfasst.

Mit den sogenannten Seterlistene hat das Reichsarchiv Quellen zur norwegischen Sennwirtschaft (seterbruk) und der bäuerlichen Gesellschaft zwischen 1928 und 1939 digitalisiert und veröffentlicht.

Das Stadtarchiv Oslo stellt die kommunalen Volkszählungen für 1883 und 1905 ins Netz.

Auf der Facebookseite Wilse2015 präsentieren die Nationalbibliothek sowie das DigitaltMuseum zum 150. Geburtstag des norwegischen Fotografen Anders Beer Wilse umfangreiches Quellenmaterial.

Das Bergen Byarkiv hat die Unterlagen der Hausverwaltungsgesellschaft Etat for boligforvaltning (EBF) digitalisiert. EBF verwaltet rund 5100 kommunale Wohnungen und Häuser (u.a. auch Pastorate). Das gescannte Material besteht aus Zeichnungen und anderen Unterlagen im Zusammenhang mit dem Betrieb und der Instandhaltung der Gebäude.


Dänemark

Die Staatlichen Archive haben zum Thema “1864” Unterrichtsmaterial online gestellt.

Mit den digitalisierten Adressbüchern Kraks Vejviser hat die Kopenhagener Rathausbibliothek  eine Quellensammlung zur Stadtgeschichte zwischen 1770-1969  ins Netz gestellt, in der auch viele Informationen zur Alltagsgeschichte verzeichnet sind. Ab dem Jahrgang 1878 ist eine Volltextsuche möglich.

Das Kopenhagener Stadtarchiv hat in seinem neuen Portal für Familienforscher Kildeviser die Volkszählungslisten für die Periode 1866-1923 online stellt. Dort finden sich auch ausgewählte Karten und Zeichnungen zur Geschichte Kopenhagens. Weitere 15 historische Karten hat das Archiv im Historisk Atlas veröffentlicht.

Das Reichsarchiv  hat eine Vereinbarung mit Dänemarks Marktführer im Bereich Familienforschung “My Harritage” über die Indizierung von Kirchenbüchern und Volkszählungslisten geschlossen. Die von “My Harritage” indizierten Daten sollen dem Reichsarchiv zur Verfügung gestellt werden.

Zwei Zettelkataloge sind jetzt online zugänglich: Wads Sedler aus dem Landesarchiv für Fünen enthält Angaben zu Personen, die zwischen 1430-1960 auf Fünen gelebt haben und zu denen es Archivmaterial gibt. Mortensens Sedler des Stadthistorischen Archivs in Esbjerg enthält ebenfalls Angaben zu Personen, die in verschiedenen Quellen wie Kirchenbüchern, Volkszählungen, u.a. erwähnt wurden.

Die Königliche Bibliothek hat vier Ingenieurzeitschriften aus dem Zeitraum 1892-1940 digitalisiert.


Finnland

Auf Flickr Commons haben zwei finnische Institutionen Sammlungen online gestellt: Das Finnische Rundfunkarchiv präsentiert eine Sammlung von Fotos, aber auch TV- und Radiosendungen, Musikaufnahmen und Soundeffekte.
Die Sammlung der Aalto-Universität enthält neben historischen Fotos von Aktivitäten, Personen und Räumlichkeiten, Illustrationen, architektonische und technische Zeichnungen, Kunst, Design Objekte und weiteres Material.

 

 

 

 

 

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/2770

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Die #MemoryMakers bei Twitter, Instagram und Co. – Eine Multichannel-Kommunikation zum HMD15

Das „Super-Gedenkjahr“ 2014 ist zu Ende gegangen, doch auch im Jahr 2015 stehen weiterhin wichtige Gedenkdaten im Kalender. Erinnerte man im vergangenen Jahr an Ereignisse in Zusammenhang mit dem 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges, des 75. Jahrestags des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges und des 25. Jubiläums des Mauerfalls, so sind im Jahr 2015 die Gedenkdaten zumeist mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges vor 70 Jahren verknüpft. Ein erstes wichtiges Datum ist der 27. Januar – an diesem Tag wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau […]

Quelle: http://musermeku.hypotheses.org/2372

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Weihnachten, die Popkultur und der Erste Weltkrieg

Christmas Truce - der Weihnachtsfrieden - ist in die Popkultur schon lange angekommen. Der Film "Merry Christmas" (Trailer) von 2005 machte diese Episode des Ersten Weltkriegs noch einmal einem breiten Publikum bekannt. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit: zu Weihnachten 1914 kam es an einigen Stellen der Westfront zu einer spontanen Waffenruhe. Aber auch über den Film hinaus ist der Weihnachtsfriede als Symbol von Menschlichkeit mitten im Krieg zu einem starken Narrativ geworden. Paul McCartney behandelte ihn in seinem Song "Pipes of Peace" und spielte auch im dazugehörigen Video auf ihn an.  McCartney selbst stellt in dem Musikvideo sowohl einen deutschen als auch einen englischen Soldaten dar, was wohl auch mit der Botschaft verbunden ist, dass auf beiden Seiten Männer kämpften, die sich gar nicht so stark von einander unterschieden. Dies macht auch der Songtext deutlich:

Help them to see (help them to see)
That the people here are like you and me, (you and me)
Let us show them how to play, (how to play)
The pipes of peace (pipes of peace)

Im 1990 von der Band The Farm veröffentlichten Song "All together now" dreht sich ebenfalls alles um den Weihnachtsfrieden. Anstatt eines Reenactments der Szenen wie in McCartneys Video setzt das Video zum Song darauf, dass neben dem Leadsänger auch alte Männer das Lied singen und somit den Anschein von Veteranen des Ersten Weltkriegs erwecken:

Remember boy that your forefathers died
Lost in millions for a country's pride
But they never mention the trenches of Belgium
When they stopped fighting and they were one

A spirit stronger than war was at work that night
December 1914 cold, clear and bright
Countries' borders were right out of sight
When they joined together and decided not to fight

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."  Bild: public domain

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."
Bild: public domain

Auch heute noch ist das Andenken an den Weihnachtsfrieden in der britischen Gedenkkultur stark verankert. Anfang des Jahres 2014 kritisierte der damalige britische Bildungsminister Michael Gove u.a. die Fernsehserie Blackadder dafür, dass sie und andere "left-wing academics" seien, die "all too happy to feed those myths by attacking Britain’s role in the conflict"1 wären. Er spielte damit auf die 4. Staffel von Blackadder an, die unter dem Titel "Blackadder Goes Forth" lief und die in der letzten Folge auf den Weihnachtsfrieden anspielt: Der Protagonist Captain Edmund Blackadder spricht davon an einem der Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens teilgenommen und sogar ein Tor geschossen zu haben, das aber als Abseits gewertet worden sei.

Die Fußballspiele werden in der Gedenkkultur ebenfalls immer wieder referenziert. Am vergangenen Mittwoch fand deswegen in Erinnerung an diese im britischen Aldershot ein Fußballspiel zwischen dem British Army Representative Team und einer Auswahl von Bundeswehrsoldaten unter dem Titel 'Game of Truce' statt. Die Briten gewannen 1:0 gegen die deutsche Auswahl. Aber nicht nur im offiziellen Gedenken - das Fußballspiel wurde von der Royal British Legion veranstaltet - spielt der Weihnachtsfriede eine Rolle. Im Gedenkjahr 2014 hat der Erste Weltkrieg in Großbritannien von außen betrachtet eine viel gewichtigere Rolle eingenommen als in Deutschland, wo sich gelegentlich der Verdacht aufdrängt, dass sich die Debatte darüber in erster Linie im Feuilleton abspielt.

In Deutschland würde zumindest keine Supermarktkette darauf kommen, den Ersten Weltkrieg für ihre Weihnachtswerbung zu benutzen wie es die britische Kette Sainsbury's tat und damit eine Debatte darüber auslöste, ob man mit dem Ersten Weltkrieg werben dürfe. In der Weihnachtswerbung sieht man den britischen Soldaten Jim und den deutschen Soldaten Otto während des Weihnachtsfriedens. Es beginnt mit dem Singen von Silent Night bzw. Stille Nacht, worauf schließlich der britische Soldat Jim unbewaffnet ins Niemandsland läuft und der deutsche Soldat Otto dafür sorgt, dass nicht auf ihn geschossen wird. Schließlich trauen sich alle aus den Schützengräben. Deutsche Soldaten rasieren im Niemandsland einigen britischen Soldaten die Bärte und auch ein Fußballspiel findet statt. Nach Beendigung des Friedens sind beide in ihre Stellungen zurückgekehrt, wo der deutsche Soldat Otto in seiner Manteltasche die Weihnachtsschokolade des britischen Soldaten Jim findet. Beendet wird die Werbung mit dem Satz "Christmas is for Sharing". Die Schokolade, die in der Werbung gezeigt wird, verkauft Sainsbury's aktuell auch in seinen Läden. Die Einnahmen aus den Verkäufen kommen der Royal British Legion zu Gute.

Das Video wurde in Großbritannien stark rezipiert und auch kritisiert. Während die einen die Werbung positiv aufnahmen

A great depiction of the Christmas truce in 1914: Sainsbury's OFFICIAL Christmas 2014 Ad http://t.co/jvcLcnYHhs

— Marshall Neufeld (@MarshallNeufeld) November 25, 2014

sahen andere die Werbung mit kritischeren Augen. Ally Fogg, Autor bei The Guardian, fand, die Werbung würde den Ersten Weltkrieg und dessen hohe Opferzahlen schmälern. Und stellte zugleich die Frage:

"Would we welcome an advert next Christmas showing a touching little scene between a Jewish child and a disabled child in Auschwitz, swapping gifts for Christmas and Hanukah on their way to the gas chambers? I would hope not, yet I fail to see any great moral difference."2

Und auch sein Kollege Andrew Critchlow von The Telegraph sieht in der Werbung eine kommerzielle Ausschlachtung des Ersten Weltkriegs:

"True, the company’s latest festive commercial is a beautifully shot piece. It could almost be a Hollywood remake of the classic film “All quiet on the Western Front”, except that the important message of war being the most pointless waste of young life is entirely washed into the background of history by the ad’s real purpose, which is to make Sainsbury’s money."3

Die erste Parodie des Werbespots ist auch bereits online. Das Comedy-Trio "Hot Gulp" machte aus den Soldaten Mitarbeiter von Sainsbury's und dessen Mitbewerber Tesco. Das Fußballspiel findet auf dem Kundenparkplatz mit einem Wirsing als Fußball statt.

Ob es die Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens wirklich gegeben hat, ist eine weitere Frage, weil es kaum zeitgenössische Aufzeichnungen über sie gibt und die Erinnerung an sie erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufkam. Sainsbury's hält auf seiner offiziellen Webseite dagegen:

“We’ve worked closely with the Imperial War Museum archives, with the [Royal British] Legion and with military historian Taff Gillingham throughout. Every aspect of the production, everything from the depth of the trenches to the insignia on the uniforms is historically accurate. Even the hard biscuit we see the British soldier eating was baked to the original recipe."4

Doch es gibt auch andere Kritikpunkte. Dr. Robert Foley, Deputy Dean of Academic Studies (Research) am King's College London, sieht in der Werbung einige Mythen, gleichzeitig bilde sie aber auch ab, dass man 1914 noch nicht davon ausging, dass der Krieg weitere vier Jahre dauern würde:

"While it may not be the most historically accurate account, the advertisement demonstrates that over Christmas 1914, there was still considerable hope amongst the belligerents."5

Die Mythen, die die Werbung transportiert, sind es auch, mit denen sich Emma McFarnon im Onlineauftritt des BBC Magazins History Extra beschäftigt. Die Werbung vermittele den Eindruck, die jungen Soldaten seien in den Krieg gezwungen worden. Sie mache außerdem in keiner Weise deutlich, weshalb der Krieg nach dem kurzen Waffenstillstand über Weihnachten weiterging. Darüber hinaus würde die Stellung des Weihnachtsfriedens überbewertet. Die Forschung sei sich heute einig, dass es nicht an der gesamten Westfront zu solchen Verbrüderungsszenen gekommen sei. Vielmehr seien sie vereinzelt und unabhängig voneinander aufgetreten.

"So the advert is accurate, but for very few soldiers. It is a snapshot presented as a panorama. In reality, the truce can be localised to just one or two battalions."6

Sagt Mark Connelly, Professor für Modern British Military History an der University of Kent in McFarnons Artikel.

Dr. Emma Hanna, Senior Lecturer in History an der University of Greenwich, sieht in einem Gastbeitrag für das Blog der University of Kent in Sainsbury's Werbung eine gute Möglichkeit, um Forschungserkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen:

"This shows that historians shouldn’t be afraid of the sometimes yawning gap between history and myth. Sometimes, bizarrely, the gap isn’t as wide as we might think, and as the Sainsbury’s advert is just short of 14 million views since it was launched 3 weeks ago, we as historians should engage with the conversation about what the history and memory of the truce means to us in the history of 1914-1918."7

Aber auch in Deutschland wird in diesem Jahr an den Weihnachtsfrieden erinnert. Während die großen Supermarktketten ihn in ihrer Werbung aussparen, hat er seinen Platz in Deutschland in den Medien und bietet damit zum Abschied vom Gedenkjahr 2014 ein versöhnliches Narrativ.

  1. http://www.telegraph.co.uk/news/10548303/Michael-Gove-criticises-Blackadder-myths-about-First-World-War.html
  2. http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/nov/13/sainsburys-christmas-ad-first-world-war
  3. http://www.telegraph.co.uk/comment/personal-view/11228839/Has-Sainsburys-1914-Christmas-truce-ad-exploited-memory-of-war.html
  4. http://inspiration.sainsburys-live-well-for-less.co.uk/about-our-christmas-tv-ad/
  5. http://defenceindepth.co/2014/12/17/the-significance-of-the-sainsburys-christmas-truce-advertisement/
  6. http://www.historyextra.com/news/first-world-war/sainsbury%E2%80%99s-christmas-truce-advert-%E2%80%98confuses-understanding%E2%80%99-first-world-war
  7. http://blogs.kent.ac.uk/gateways/tag/sainsburys-christmas-advert-2014/

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1866

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Weihnachten, die Popkultur und der Erste Weltkrieg

Christmas Truce - der Weihnachtsfrieden - ist in die Popkultur schon lange angekommen. Der Film "Merry Christmas" (Trailer) von 2005 machte diese Episode des Ersten Weltkriegs noch einmal einem breiten Publikum bekannt. Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit: zu Weihnachten 1914 kam es an einigen Stellen der Westfront zu einer spontanen Waffenruhe. Aber auch über den Film hinaus ist der Weihnachtsfriede als Symbol von Menschlichkeit mitten im Krieg zu einem starken Narrativ geworden. Paul McCartney behandelte ihn in seinem Song "Pipes of Peace" und spielte auch im dazugehörigen Video auf ihn an.  McCartney selbst stellt in dem Musikvideo sowohl einen deutschen als auch einen englischen Soldaten dar, was wohl auch mit der Botschaft verbunden ist, dass auf beiden Seiten Männer kämpften, die sich gar nicht so stark von einander unterschieden. Dies macht auch der Songtext deutlich:

Help them to see (help them to see)
That the people here are like you and me, (you and me)
Let us show them how to play, (how to play)
The pipes of peace (pipes of peace)

Im 1990 von der Band The Farm veröffentlichten Song "All together now" dreht sich ebenfalls alles um den Weihnachtsfrieden. Anstatt eines Reenactments der Szenen wie in McCartneys Video setzt das Video zum Song darauf, dass neben dem Leadsänger auch alte Männer das Lied singen und somit den Anschein von Veteranen des Ersten Weltkriegs erwecken:

Remember boy that your forefathers died
Lost in millions for a country's pride
But they never mention the trenches of Belgium
When they stopped fighting and they were one

A spirit stronger than war was at work that night
December 1914 cold, clear and bright
Countries' borders were right out of sight
When they joined together and decided not to fight

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."  Bild: public domain

Diese Zeichnung vom Weihnachtsfrieden erschien am 9. Januar 1915 in der Illustrated London News mit der Bildunterschrift: "Saxons and Anglo-Saxons fraternising on the field of battle at the season of peace and goodwill: Officers and men from the German and British trenches meet and greet one another—A German officer photographing a group of foes and friends."
Bild: public domain

Auch heute noch ist das Andenken an den Weihnachtsfrieden in der britischen Gedenkkultur stark verankert. Anfang des Jahres 2014 kritisierte der damalige britische Bildungsminister Michael Gove u.a. die Fernsehserie Blackadder dafür, dass sie und andere "left-wing academics" seien, die "all too happy to feed those myths by attacking Britain’s role in the conflict"1 wären. Er spielte damit auf die 4. Staffel von Blackadder an, die unter dem Titel "Blackadder Goes Forth" lief und die in der letzten Folge auf den Weihnachtsfrieden anspielt: Der Protagonist Captain Edmund Blackadder spricht davon an einem der Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens teilgenommen und sogar ein Tor geschossen zu haben, das aber als Abseits gewertet worden sei.

Die Fußballspiele werden in der Gedenkkultur ebenfalls immer wieder referenziert. Am vergangenen Mittwoch fand deswegen in Erinnerung an diese im britischen Aldershot ein Fußballspiel zwischen dem British Army Representative Team und einer Auswahl von Bundeswehrsoldaten unter dem Titel 'Game of Truce' statt. Die Briten gewannen 1:0 gegen die deutsche Auswahl. Aber nicht nur im offiziellen Gedenken - das Fußballspiel wurde von der Royal British Legion veranstaltet - spielt der Weihnachtsfriede eine Rolle. Im Gedenkjahr 2014 hat der Erste Weltkrieg in Großbritannien von außen betrachtet eine viel gewichtigere Rolle eingenommen als in Deutschland, wo sich gelegentlich der Verdacht aufdrängt, dass sich die Debatte darüber in erster Linie im Feuilleton abspielt.

In Deutschland würde zumindest keine Supermarktkette darauf kommen, den Ersten Weltkrieg für ihre Weihnachtswerbung zu benutzen wie es die britische Kette Sainsbury's tat und damit eine Debatte darüber auslöste, ob man mit dem Ersten Weltkrieg werben dürfe. In der Weihnachtswerbung sieht man den britischen Soldaten Jim und den deutschen Soldaten Otto während des Weihnachtsfriedens. Es beginnt mit dem Singen von Silent Night bzw. Stille Nacht, worauf schließlich der britische Soldat Jim unbewaffnet ins Niemandsland läuft und der deutsche Soldat Otto dafür sorgt, dass nicht auf ihn geschossen wird. Schließlich trauen sich alle aus den Schützengräben. Deutsche Soldaten rasieren im Niemandsland einigen britischen Soldaten die Bärte und auch ein Fußballspiel findet statt. Nach Beendigung des Friedens sind beide in ihre Stellungen zurückgekehrt, wo der deutsche Soldat Otto in seiner Manteltasche die Weihnachtsschokolade des britischen Soldaten Jim findet. Beendet wird die Werbung mit dem Satz "Christmas is for Sharing". Die Schokolade, die in der Werbung gezeigt wird, verkauft Sainsbury's aktuell auch in seinen Läden. Die Einnahmen aus den Verkäufen kommen der Royal British Legion zu Gute.

Das Video wurde in Großbritannien stark rezipiert und auch kritisiert. Während die einen die Werbung positiv aufnahmen

A great depiction of the Christmas truce in 1914: Sainsbury's OFFICIAL Christmas 2014 Ad http://t.co/jvcLcnYHhs

— Marshall Neufeld (@MarshallNeufeld) November 25, 2014

sahen andere die Werbung mit kritischeren Augen. Ally Fogg, Autor bei The Guardian, fand, die Werbung würde den Ersten Weltkrieg und dessen hohe Opferzahlen schmälern. Und stellte zugleich die Frage:

"Would we welcome an advert next Christmas showing a touching little scene between a Jewish child and a disabled child in Auschwitz, swapping gifts for Christmas and Hanukah on their way to the gas chambers? I would hope not, yet I fail to see any great moral difference."2

Und auch sein Kollege Andrew Critchlow von The Telegraph sieht in der Werbung eine kommerzielle Ausschlachtung des Ersten Weltkriegs:

"True, the company’s latest festive commercial is a beautifully shot piece. It could almost be a Hollywood remake of the classic film “All quiet on the Western Front”, except that the important message of war being the most pointless waste of young life is entirely washed into the background of history by the ad’s real purpose, which is to make Sainsbury’s money."3

Die erste Parodie des Werbespots ist auch bereits online. Das Comedy-Trio "Hot Gulp" machte aus den Soldaten Mitarbeiter von Sainsbury's und dessen Mitbewerber Tesco. Das Fußballspiel findet auf dem Kundenparkplatz mit einem Wirsing als Fußball statt.

Ob es die Fußballspiele während des Weihnachtsfriedens wirklich gegeben hat, ist eine weitere Frage, weil es kaum zeitgenössische Aufzeichnungen über sie gibt und die Erinnerung an sie erst in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wieder aufkam. Sainsbury's hält auf seiner offiziellen Webseite dagegen:

“We’ve worked closely with the Imperial War Museum archives, with the [Royal British] Legion and with military historian Taff Gillingham throughout. Every aspect of the production, everything from the depth of the trenches to the insignia on the uniforms is historically accurate. Even the hard biscuit we see the British soldier eating was baked to the original recipe."4

Doch es gibt auch andere Kritikpunkte. Dr. Robert Foley, Deputy Dean of Academic Studies (Research) am King's College London, sieht in der Werbung einige Mythen, gleichzeitig bilde sie aber auch ab, dass man 1914 noch nicht davon ausging, dass der Krieg weitere vier Jahre dauern würde:

"While it may not be the most historically accurate account, the advertisement demonstrates that over Christmas 1914, there was still considerable hope amongst the belligerents."5

Die Mythen, die die Werbung transportiert, sind es auch, mit denen sich Emma McFarnon im Onlineauftritt des BBC Magazins History Extra beschäftigt. Die Werbung vermittele den Eindruck, die jungen Soldaten seien in den Krieg gezwungen worden. Sie mache außerdem in keiner Weise deutlich, weshalb der Krieg nach dem kurzen Waffenstillstand über Weihnachten weiterging. Darüber hinaus würde die Stellung des Weihnachtsfriedens überbewertet. Die Forschung sei sich heute einig, dass es nicht an der gesamten Westfront zu solchen Verbrüderungsszenen gekommen sei. Vielmehr seien sie vereinzelt und unabhängig voneinander aufgetreten.

"So the advert is accurate, but for very few soldiers. It is a snapshot presented as a panorama. In reality, the truce can be localised to just one or two battalions."6

Sagt Mark Connelly, Professor für Modern British Military History an der University of Kent in McFarnons Artikel.

Dr. Emma Hanna, Senior Lecturer in History an der University of Greenwich, sieht in einem Gastbeitrag für das Blog der University of Kent in Sainsbury's Werbung eine gute Möglichkeit, um Forschungserkenntnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen:

"This shows that historians shouldn’t be afraid of the sometimes yawning gap between history and myth. Sometimes, bizarrely, the gap isn’t as wide as we might think, and as the Sainsbury’s advert is just short of 14 million views since it was launched 3 weeks ago, we as historians should engage with the conversation about what the history and memory of the truce means to us in the history of 1914-1918."7

Aber auch in Deutschland wird in diesem Jahr an den Weihnachtsfrieden erinnert. Während die großen Supermarktketten ihn in ihrer Werbung aussparen, hat er seinen Platz in Deutschland in den Medien und bietet damit zum Abschied vom Gedenkjahr 2014 ein versöhnliches Narrativ.

  1. http://www.telegraph.co.uk/news/10548303/Michael-Gove-criticises-Blackadder-myths-about-First-World-War.html
  2. http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/nov/13/sainsburys-christmas-ad-first-world-war
  3. http://www.telegraph.co.uk/comment/personal-view/11228839/Has-Sainsburys-1914-Christmas-truce-ad-exploited-memory-of-war.html
  4. http://inspiration.sainsburys-live-well-for-less.co.uk/about-our-christmas-tv-ad/
  5. http://defenceindepth.co/2014/12/17/the-significance-of-the-sainsburys-christmas-truce-advertisement/
  6. http://www.historyextra.com/news/first-world-war/sainsbury%E2%80%99s-christmas-truce-advert-%E2%80%98confuses-understanding%E2%80%99-first-world-war
  7. http://blogs.kent.ac.uk/gateways/tag/sainsburys-christmas-advert-2014/

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1866

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Science Fiction und Allgemeinplätze der Erinnerungskultur. Genre-atypische Anspielungen auf den Holocaust in Christopher Nolans Interstellar

Heftige Staubstürme fegen über die Erde. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind zu einem trostlosen Agrarstaat geworden, heimgesucht von einer Plage, die nur noch den spärlichen Anbau von Mais zulässt. Um die von Nahrungsengpässen gequälte Bevölkerung zu ernähren, hat der Staat auf Planwirtschaft umgestellt, und in der Schule wird nur noch das Nötigste unterrichtet. Pionier-Errungenschaften, auf die das alte Amerika so stolz war, werden als Propaganda verleugnet. So zum Beispiel die Mondlandung des Apolloprogramms.

Der verwitwete Farmer Cooper (Matthew McConaughey), einst einer der besten Piloten des Landes, wird durch anormale Erscheinungen im Zimmer seiner Tochter auf die Existenz eines geheimen NASA-Stützpunkts aufmerksam. Im Verborgenen werden hier Missionen zu unbekannten Planeten koordiniert, die den Menschen Zuflucht bieten sollen, wenn in absehbarer Zeit die Erde endgültig unbewohnbar sein wird.

Cooper bekommt die Aufgabe, drei Planeten zu untersuchen. Nach einigen irrwitzigen Drehungen und Wendungen – Vorsicht, Spoiler! – gelangt Cooper in eine fünfdimensionale Sphäre, in der Zeit eine physikalische Eigenschaft ist. Vergangenheit und Zukunft sind variabel, so kann er seiner Tochter Zeichen geben, um mit dem im All erlangten Wissen Raumschiffkolonien zu bauen, die es den Menschen erlauben, die Erde zu verlassen und eine amerikanische Kleinstadtidylle in der Umlaufbahn des Saturn zu reproduzieren.

Christopher Nolans jüngster Film über Zeit und Raum, Liebe und Vergänglichkeit ist ein eindrückliches Kinoerlebnis. Der verdrehte Plot wird durch eine überwältigende Visualisierung unterstützt und ist gespickt mit Film- und Literaturzitaten, beispielsweise zu Kubricks 2001: Odyssee im Weltall oder John Steinbecks Früchte des Zorns.

Sind diese Referenzen in einem dystopischen Science-Fiction-Film erwartbar, so bedient sich Interstellar jedoch einiger Tropen, die sich regelmäßig nur in Repräsentationen des Holocaust wiederfinden. Diese genre-atypischen Anspielungen sind vermutlich nicht bewusst mit dem Holocaust im Hinterkopf in den Film aufgenommen worden, sie zeigen jedoch die wirkungsvoller Referenz, die der Holocaust für die Ästhetik und Narration amerikanischer populärer Filme darstellt.

Zwei Anspielungen fallen hier ins Auge: Zu Beginn des Films werden Ausschnitte von videographierten Zeitzeugeninterviews eingespielt. Diese Oral-History-Interviews ähneln den ikonischen Interviews mit Holocaust-Überlebenden, die systematisch seit den späten 1970er Jahren aufgezeichnet werden und vor allem durch Steven Spielbergs Shoah Foundation einem breiten Publikum bekannt gemacht wurden. Diese Interviews, in denen Zeitzeugen als in Würde gealterte Menschen gezeigt werden, die aus der sicheren Retrospektive ihre schreckliche Vergangenheit bezeugen, sind aus unzähligen Dokumentarfilmen bekannt. Sie werden in Museen und im Schulunterricht eingesetzt und zunehmend über das Internet verbreitet.

Erst zum Ende von Interstellar wird den Zuschauern klar, dass es sich auch in diesem Film tatsächlich um Zeitzeugen-Interviews von Überlebenden handelt, die in einem musealen Kontext gezeigt werden. Auf der Raumschiff-Kolonie wurde Coopers alte Farm als Museum nachgebaut, auf der das Leben vor dem Exodus dargestellt wird. Verschiede Installationen von Zeitzeugen-Interviews markieren diesen Ort erst als historisierendes Konzeptmuseum, wie es beispielsweise das U.S. Holocaust Memorial Museum oder unzählige andere Gedenkstätten und Holocaust-Museen sind. Ähnlich wie in den Holocaust-Interviews reflektieren die Überlebenden der Erde aus einer neuen und besseren Welt den Untergang der alten. Anne Rothe bezeichnete das (videographierte) Zeugnis als „Währung der Überlebenden“.[1] Indem Interstellar die Ikonographie der Holocaust-Zeugnisse kopiert, wird das Leiden der Erdlinge in die Währung des Holocaust umgetauscht.

Es gibt noch eine zweite Anspielung. Zum Ende des Films landet Cooper auf der Exilkolonie. Er hat sich allerdings zu lange in der Nähe des Schwarzen Lochs Gargantua aufgehalten, was zu einer gravitationsbedingten Zeitdilatation (Wikipedia) führte – mit der Auswirkung, dass die Menschen auf der Erde schneller alterten als Cooper und seine Kollegen im All.[2] So kommt es zu der kuriosen Situation, dass er als nur unwesentlich gealterter Mann an das Sterbebett seiner 90-jährigen Tochter gerufen wird. Im Krankenzimmer haben sich seine zahlreiche Nachfahren versammelt, unter denen er einer der Jüngeren ist. Abgesehen von dieser beliebten Konstellation eines Science-Fiction-Films steckt in der Zusammenkunft der Überlebenden mit ihren Nachfahren ein Motiv, das regelmäßig in Holocaust-Repräsentationen aufgegriffen wird. So beispielsweise in Schindlers Liste, wo auf die zahlreichen Nachkommen der von Oskar Schindler geretteten Juden verwiesen wird, oder in Interviews der Shoah Foundation, in denen die Zeitzeugen mit ihren (nachgeborenen) Angehörigen zu einem finalen symbolträchtigen Gruppenbild vereint sind. Insbesondere die Kinder und Enkelkinder der Zeitzeugen können so das positive Vermächtnis des Überlebens visualisieren und der Erzählung ein versöhnliches Ende geben. Das Überleben bekommt über das Zeugnisablegen für die Opfer und den Schrecken hinaus einen Sinn, denn es hinterlässt neues Leben, gründet gewissermaßen eine neue Lineage, die den dauerhaften Sieg des Überlebens über den Völkermord symbolisiert. Das Gruppenbild wurde zu einem Markenzeichen der Shoah Foundation, das in annähernd der Hälfte aller Interviews zu finden ist. Eine ganz ähnliche Funktion erfüllt die Familienzusammenführung in Interstellar. Obwohl die Familie auseinandergerissen wurde, hinterlässt sie eine Abstammungslinie und triumphiert so über den Untergang der alten Heimat.

Motive, die sich zur Darstellung des Holocaust etabliert haben, markieren in diesem fantastischen Untergangsfilm das Überleben. Dies verdeutlicht einmal mehr, wie der Holocaust und seine Überlebenden zu einer Chiffre der Popkultur geworden sind, die ihre Schwere und Wirkung aus dem Wissen um das reale historische Ereignis zieht. Die Überlebenden des Holocaust wie auch der Erde in Interstellar verstärken durch ihre Existenz, vor allem jedoch durch ihre Zeugnisse, den Triumph des Guten über das Böse und negieren so die reale wie auch die fiktive Dystopie.

[1] Anne Rothe, Popular Trauma Culture. Selling the Pain of Others in Mass Media, New Brunswick u.a.: Rutgers 2011, S. 29.

[2] Für eine Diskussion weiterer (logischer) Löcher des Films siehe 21 Things In Interstellar That Don't Make Sense oder ein Interview mit dem Regisseur.

Quelle: http://fyg.hypotheses.org/234

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Hitler auf der Weinflasche. Zwischen Werbekniff und Verharmlosung

Janine Schemmer Mussolini, Stalin und Hitler „zieren“ Etiketten von Weinflaschen, die in Schaufenstern einiger italienischer Cafés und Geschäfte ausgestellt sind und manch vorübergehenden Passanten zum Stehenbleiben und Staunen bringen. Als ich italienischen Freunden gegenüber meinen Unmut vor allem über die … Weiterlesen

Quelle: http://netzwerk.hypotheses.org/2120

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