„Unknown unknowns“? – Schärfung eines analytischen Werkzeuges

31.05.2017 Aljoscha Tillmanns und Martin Schröder

Das Wissen um das Nichtwissen über die Zukunft stellt ohne Frage eine Herausforderung dar. Dies gilt nicht nur für uns, denen es verwehrt ist, die Zukunft vorherzusagen, sondern ebenfalls für die Bemühungen, dieser Universalie menschlicher Existenz konzeptionell auf die Schliche zu kommen. Ein Versuch stammt von dem Soziologen Ulrich Bröckling, der mit seinem Begriffsduo der „known unknowns“ und „unknown unknowns“ zwei Ebenen des präventiven Zukunfshandelns unterschied.1

 

Folgt man Bröckling mit seinem Modell und sucht man daraufhin empirische Beispiele, so ergibt sich jedoch schnell ein Ungleichgewicht. Anschauungen für den Begriff der „known unknowns“ lassen sich relativ zügig ausfindig machen.

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Quelle: http://grk1919.hypotheses.org/292

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„Die erste wahre Opera buffa“: „La buona figliuola“ (1760) von Niccolò Piccinni in der DHI-Reihe „Concentus musicus“

1760 für ihren Autor Niccolò Piccinni (1728-1800) Durchbruch in der Musikstadt Rom sollte sie sich bald als europäischer Sensationserfolg erweisen, die komische Oper „La buona figliuola“. Das Teatro delle Dame, einst von einem Conte d’Alibert nahe der Piazza di Spagna eröffnet und führend unter den zahlreichen Opernhäusern der musiktheaterbegeisterten Tiberstadt, hatte auf den Komponisten aus Bari gesetzt. Der war allerdings zuvor am renommierten Neapler Teatro San Carlo mit einer Reihe erfolgreicher Titel in Erscheinung getreten und auch schon bei den Römern mit seiner Version des metastasianischen Dauerbrenners „Alessandro nelle Indie“ 1758 am Teatro Argentina gut angekommen, so dass sich das Risiko für Domenico Mazzoni, den von den Besitzern des Teatro delle Dame verpflichteten Impresario, in Grenzen hielt. Den Stoff für seine Oper am Teatro delle Dame hatte Piccinni selbst vorgeschlagen, ein Stück des renommierten venezianischen Komödiendichters Carlo Goldoni nach einem englischen Briefroman, „Pamela or Virtue Rewarded“ (1740), dem in ganz Europa enorm erfolgreichen Erstlingswerk von Samuel Richardson. „La buona figliuola“ lag also im Trend, mehr noch: Piccinni sollte es gelingen, mit ihr einen dem literarischen ebenbürtigen Sensationserfolg auf der Musikbühne zu erzielen und der gerade durch Goldoni für die Opera buffa nutzbar gemachten Gattung des „larmoyanten“ Dramma giocoso auf Dauer die Richtung zu weisen.

Das römische Publikum spendete „La buona figliuola“ in der Nacht des 6. Februar 1760 am Teatro Alibert bzw. Teatro delle Dame frenetischen Beifall und die italienische Opera buffa der Folgezeit knüpfte in vielfältiger Weise an Piccinnis römischen Geniestreich an, an Konstellationen, Situationen, Haltungen und Gebärden, an sprachliche und gestische Nuancierungen, an die feinen Abstufungen zwischen Seria- und Buffaprofil in der Personencharakterisierung, in der rhetorischen, in der musikalischen Konturierung. Ganz ohne Zweifel modellhaft war Piccinni die Gestaltung der Protagonistin gelungen, des „mezzo carattere“ Cecchina.

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Quelle: https://musicaroma.hypotheses.org/951

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Ein Reitergefecht, I

So viele Schlachten hat es im Dreißigjährigen Krieg gar nicht gegeben, was vielfach der praktizierten Strategie einer Schlachtenvermeidung entsprach. Stattdessen prägten die kleinen bewaffneten Zusammenstöße einzelner Trupps das Bild des Kriegs. Genau wie in diesem Gemälde von Sebastian Vrancx. Es zeigt den „Angriff einer Kavallerieabteilung“, zumindest ist es so auf dem Museumskärtchen beschrieben. Tatsächlich wird der Kampf zweier Reitertrupps dargestellt, wobei der Kampf schon entschieden scheint: die von der unteren rechten Bildseite aus angreifenden Reiter behalten die Oberhand, so daß die andere Partei nach links ausweicht. Auch wenn sie noch Widerstand leisten, setzen sich einige von ihnen bereits ab; mit der Fluchtbewegung in die Tiefe des Bildes entsteht ungefähr eine Diagonale von rechts unten bis links oben, die die Dynamik dieses Gemäldes ausmacht.

Sebastian Vrancx, Reitergefecht, ca. 1618



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Quelle: https://dkblog.hypotheses.org/1114

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Material from ‚place‘ to ’space‘: On analogue and digital sources

Article in German at sister blog Rumphius

„Wenn es um die Beschreibung von botanischem Material in Rumphius’ Amboinsch Kruid-boek (Ambonese Herbal) geht, und um die Ensembles von Objekten, in denen diese Texte wiederum zwischen Ambon und Amsterdam enthalten waren, ist für mich das Handhaben oder handling ein zentraler Begriff. Wer hat wann was in die Hand genommen? Vielleicht weitergegeben? Und was folgt daraus? Diese Frage kann ich von den Objekten und Akteuren aus dem 17. und 18. Jahrhundert auch auf meine eigene Forschungspraxis anwenden: Was bekomme ich in die Hand? …“

 



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Quelle: https://botanical.hypotheses.org/138

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Material from ‚place‘ to ’space‘: On analogue and digital sources

Article in German at sister blog Rumphius

„Wenn es um die Beschreibung von botanischem Material in Rumphius’ Amboinsch Kruid-boek (Ambonese Herbal) geht, und um die Ensembles von Objekten, in denen diese Texte wiederum zwischen Ambon und Amsterdam enthalten waren, ist für mich das Handhaben oder handling ein zentraler Begriff. Wer hat wann was in die Hand genommen? Vielleicht weitergegeben? Und was folgt daraus? Diese Frage kann ich von den Objekten und Akteuren aus dem 17. und 18. Jahrhundert auch auf meine eigene Forschungspraxis anwenden: Was bekomme ich in die Hand? …“

 



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Quelle: https://botanical.hypotheses.org/138

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Recht im Alltag mit Pierre Bourdieu

von Andrea Kretschmann

Dieser Beitrag ist Teil des Schwerpunkts „Das Potential Pierre Bourdieus für die Rechtssoziologie“

Bourdieus Beschäftigung mit dem Recht ist kaum als in sich geschlossene Rechtssoziologie beschreibbar – zu fragmentarisch ist sein Zugang zu diesem Themenbereich. So umfasst sein zentraler Text zum Recht, „La force du droit“ (Bourdieu 1986), gerade einmal 16 Seiten. Auch empirische Auseinandersetzungen mit dem Thema sind bei ihm kaum vorhanden. Ungeachtet der breiten Rezeption Bourdieus innerhalb der Soziologie bzw. der Sozialwissenschaften ist sein Rechtsdenken innerhalb der sozialwissenschaftlichen Rechtsforschung deshalb bislang kaum berücksichtigt worden; bis dato existiert nur eine einzige systematische Auseinandersetzung mit Bourdieus Rechtsbegriffen (siehe diesbez. Conradin-Triaca 2014). Bei der Beschäftigung mit Bourdieus Rechtsdenken stößt man deshalb bislang weniger auf Fragen nach dessen Gehalt als nach dem potenziellen Gewinn, der in deren Weiterführung liegt (vgl. Kretschmann 2016).

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Quelle: http://barblog.hypotheses.org/1715

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Name oder Nummer. Über die vernakulare Bürokratie des Taxiverkehrs am Flughafen von Dakar (Teil 1)

Teil 1/2: Funktionsprinzip einer bürokratischen Technologie.

Une version française de ce billet se trouve ici

Einer der vier coxeurs mit dem zentralen « Carnet d’or »

“Das Heft” (Fr. le carnet) machte mich zum ersten Mal neugierig, als meine Partnerin und ich bei unserer Rückkehr aus Zinguinchor in der Casamance nach Dakar den mir zu diesem Zeitpunkt bereits überteuert erscheinenden Preis von 5000 FCFA für ein Taxi vom Flughafen in die Stadt nicht bezahlen wollten. Hatten wir nicht auf der Hinreise zum Flughafen zehn Tage zuvor nur 2000 FCFA bezahlt, also weniger als die Hälfte? Der Preis sei festgelegt, beteuern die fünf Taxifahrer in ihren langen, muslimischen Gewändern und gelben Leuchtwesten darüber, deren schwarz-gelb angemalte, alte, französische Autos nebeneinander abfahrbereit warten. Sie zeigen auf ein Schild mit Aufschrift “Taxi 5-7000 FCFA”.

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Quelle: http://ihacrepos.hypotheses.org/574

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Heute: 28.5.1901, Dr. Dmitrij Fritz Möhle

Fritz Möhle war ein führender Funktionär des deutschen Wirtschaftsprüferberufs der 1940er bis 1960er Jahre auf nationaler und internationaler Ebene.

Biografisches: Dmitrij Fritz Möhle wurde am 28. Mai 1901 in Marburg geboren. Er verlebte den größten Teil seiner Jugend in Kiew, der Heimat seiner Mutter, Lydia Dmitrijewna Iswekowa. Hier unterrichtete sein Vater, Oberstudiendirektor Dr. Fritz Möhle am deutschen Gymnasium. Zwischen 1922 und 1926 studierte der junge Möhle, der nach dem Abitur eine Banklehre beim einem Hagener Bankhaus absolviert hatte, Jura in Münster, München und Marburg, wo er sein Studium mit einer Dissertation abschloss. In dieser staatsrechtlichen Studie behandelte er Idee und Realität der Demokratie am Beispiel der Rechtsgüter Freiheit, Gleichheit und Sicherheit. Seit 1927 leitete Möhle die Treuhand- und Revisionsabteilung der Technorat GmbH in Bielefeld; 1931 wurde er in die Geschäftsführung berufen.

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Quelle: https://abgehoert.hypotheses.org/600

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Rückkehr der Schreibmaschine?

Auf Einestages, der Geschichtsrubrik von Spiegel Online, ist vor zwei Wochen ein schöner Beitrag zur Geschichte der Schreibmaschine erschienen. Auch dieses Blog hat immer mal wieder Schreibmaschinenkundliches im Angebot. Selbstverständlich hat die Schreibmaschine die Aktenproduktion revolutioniert — jedoch nicht auf die offensichtlichste Weise (das wäre ihre Effektivität). Die vom Spiegel gestellte Frage, ob die Schreibmaschine in begrenzten Einsatzgebieten zurückkehren kann, ist ein Glasperlenspiel, führt aber zu grundsätzlichen Überlegungen. Doch der Reihe nach …

 

Der Spiegel reitet auf einer Welle der Schreibmaschinennostalgie, vergleichbar mit der Wiederentdeckung des Vinyls oder, jetzt neu, dem unter Berliner Hipstern ausgebrochenen bzw. herbeigeredeten Faible für Bleistifte, Radiergummis und Notizblöcke (dazu Bendandi/Komurki 2016, gepusht von — genau: Spiegel Online). Eine Reaktion auf die digitale Entfremdung, ein Hilferuf nach direkten Sinneseindrücken, erklärt ein Bericht des NDR, der ebenfalls der Schreibmaschine ein Comeback verheißt. Jugendliche sammeln so etwas angeblich.

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Quelle: https://aktenkunde.hypotheses.org/698

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Totschlagargumente

Vor längerer Zeit erzählte mir jemand einen Witz vom kleinen Fritzchen:

Lehrerin: „Vier Krähen sitzen auf dem Zaun, der Bauer kommt und erschießt eine, wie viele sind noch da?“

Fritzchen: „Keine.“

Lehrerin: „Kannst Du die Antwort erklären?“

Fritzchen: „Eine ist tot, die anderen sind weggeflogen, keine bleibt übrig.“

Lehrerin: „Nun, die Antwort ist falsch, aber ich mag die Art, wie Du denkst.

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Quelle: https://wub.hypotheses.org/96

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