Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?
Vom 10.–11. Juni 2013 organisieren das Deutsche Historische Institut Paris und L.I.S.A. – das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung unter Mitarbeit des Centre pour l’édition électronique ouvert eine Tagung am DHI Paris zum Thema „Forschungsbedingungen und Digital Humanities: Welche Perspektiven hat der Nachwuchs?“
Im Zentrum der Tagung steht die Frage, welche Auswirkungen die digitalen Veränderungen auf die Forschungsbedingungen haben und welche Konsequenzen sich daraus für die Nachwuchsforscher ergeben. Welche neuen Kompetenzen gilt es zu erwerben? Welchen Platz haben sie in der Ausbildung? Wie können wissenschaftliche Leistungen im Bereich des Aufbaus von Forschungsinfrastrukturen, Datenbanken, Online-Publikationen aber auch in den sozialen Medien Anerkennung finden? Wie wird evaluiert, und wie wird Qualität gesichert?
In den Räumen des Deutschen Historischen Instituts Paris, 8 rue du Parc-Royal, 75003 Paris planen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei keine bloße Bestandsaufnahme, sondern die Herausarbeitung von Perspektiven und gezielten Maßnahmen im Umgang mit den digitalen Herausforderungen.
Um der Sicht der Nachwuchswissenschaftler gebührend Rechnung zu tragen, wurde am 18. April 2013 ein Call for Papers auf dem Blog Digital Humanities am DHIP veröffentlicht. Alle eingehenden Beiträge werden dort gesammelt und sind frei zugänglich.
Für die Tagung werden die eingereichten Beiträge von einer Gruppe junger deutsch-französischer Wissenschaftler – Aurélien Berra, André Donk, Marten Düring, Sascha Foerster, Sebastian Gießmann, Franziska Heimburger, Lilian Landes, Anika Meier, Michael Schmalenstroer, Bertram Triebel – aufbereitet und zu Beginn der jeweils vier vorgesehenen Panels zusammengefasst. Internationale Experten nehmen im Anschluss dazu Stellung.
Panel I: Wie verändert sich derzeit unsere Forschungs- und Wissenschaftskultur?
Dominique Bouiller, Centre d’études européennes de Sciences Po
Arianna Ciula, Wissenschaftlerin
Panel II: Universitäre Ausbildung: Welche neuen Kompetenzen sind erforderlich?
Malte Rehbein, Universität Passau
Jean-Michel Salaün, Collegium de Lyon
Panel III: Evaluierung und Qualitätssicherung in den Digital Humanities
Milena Žic-Fuchs, European Science Foundation Denise Pumain, P.A.R.I.S
Panel IV: Karriere, Finanzierung und akademische Anerkennung der Leistungen in den Digital Humanities
Claudine Moulin, Universität Trier
Pascal Arnaud, Agence nationale de la recherche
Die Tagung wird am 10. Juni 2013, um 18 Uhr, mit einem Vortrag von Christian Jacob eröffnet. Christian Jacob ist Professor an der École des hautes études en sciences sociales, an der er unter anderem für den Masterstudiengang „Histoire des sciences, des savoirs et des techniques“ verantwortlich ist. Er ist Autor des Blogs „Lieux de savoir“.
Tagungssprachen sind Englisch und Französisch; die Tagung wird durchgängig in Englisch und Französisch simultanübersetzt.
Gerne nimmt das Deutsche Historische Institut Paris Ihre Teilnahme- bzw. Interviewwünsche entgegen. Kontakt:
Dunja Houelleu
E-Mail: dhouelleu@dhi-paris.fr
Tel: +33 1 44 54 24 16
Das DHI Paris gehört zur Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und ist eine Schnittstelle zwischen deutscher und französischer Geschichtswissenschaft. Zu seinen Aufgaben gehört die Durchführung und Veröffentlichung von Forschungen zur französischen, deutsch-französischen und westeuropäischen Geschichte.
Das Institut verfügt über eine mit ca. 110 000 Medieneinheiten ausgestattete Spezialbibliothek und veranstaltet Vorträge, Seminare und Tagungen. Das DHI Paris gibt die Fachzeitschrift Francia sowie mehrere Buchreihen heraus. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Bereich des elektronischen Publizierens in Form von e-Journals, auf Publikationsplattformen und durch andere Online-Projekte. Von großer Bedeutung für die Vernetzung von deutscher und französischer Wissenschaft ist auch die Nachwuchs- und Forschungsförderung des Instituts durch verschiedene Fellow- und Förderprogramme.
Mit dem interaktiven und multimedialen Wissenschaftsportal L.I.S.A. bietet die Gerda Henkel Stiftung ein Fachangebot für Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftler sowie ein Kommunikationsnetzwerk für ihre Stipendiaten und Förderpartner an. Das Akronym L.I.S.A. nimmt die zentralen Möglichkeiten des Portals auf: Lesen, Informieren, Schreiben und Austauschen. Nicht zuletzt erinnert L.I.S.A. an die Gründerin der Gerda Henkel Stiftung, Frau Lisa Maskell. Ziel der Initiative ist es, sachrelevante Beiträge aus allen Bereichen der Geschichtswissenschaften sowie aus Archäologie und Kunstgeschichte zur Verfügung zu stellen und damit dem Bedarf an fächerübergreifenden Informationen in den Historischen Geisteswissenschaften Rechnung zu tragen.
Quelle: http://gab.hypotheses.org/750
re:publica 2013 – Nerds im Elfenbeinturm
Vom 6.-8. Mai waren Charlotte Jahnz und Sascha Foerster für die Max Weber Stiftung in Berlin bei der Konferenz re:publica 2013. Sie begann vor 7 Jahren als Blogger-Treffen und hat sich mittlerweile zur wichtigsten europäischen Internet-Konferenzen mit über 5000 Teilnehmern und mehreren hundert Rednern entwickelt.
Session “Geschichte des Computers” (CC-BY 3.0 Sascha Foerster)
Aus der Fülle des Programms möchte ich einige interessante Vorträge, Projekte und Themen der Konferenz vorstellen und persönlich kommentieren, besonders in Hinblick darauf, wie die digitalen Entwicklungen Wissenschaft verändern. Falls entsprechende Aufzeichnungen vorhanden sind, werden diese verlinkt. Weitere Themen, Thesen und Zusammenfassungen von Vorträgen können gerne in den Kommentaren ergänzt werden. Mehr Informationen zur Konferenz gibt es unter http://re-publica.de. Dies ist natürlich eine persönliche Auswahl aus der Vielzahl der Themen, die bei der Konferenz behandelt wurden. Wer Konferenzmitschnitte anschauen möchte, findet hier eine Übersichtsseite mit den Sessions und den entsprechenden Videos zum Anschauen.
Open Data, Open Access und Digital Humanities
Nicht nur in der Verwaltung sondern auch in der Forschung fallen viele Daten an, die oft nach Abschluss des Projekts verloren gehen. Im Vortrag “Die maschinenlesbare Regierung” wurde gefordert solche Daten, die bei öffentlich geförderten Projekten anfallen, unter einer verbreiteten freien Lizenz, zum Beispiel “CreativeCommons” (bzw. ähnliche) und maschinenlesbar zugänglich zu machen. Zum einen ermögliche dies die genauere Replikation und Überprüfung von Studien, zum anderen könnten diese Daten für weitere innovative und gesellschaftsdienliche Zwecke genutzt werden. Persönliche Daten sollen dabei geschützt bleiben und nicht veröffentlicht werden.
Nach Möglichkeit sollen bekannte und verbreitete freie Lizenzen für die Datenveröffentlichung verwendet werden. Maschinenlesbar bedeutet, dass diese Daten nicht als PDF “ausgedruckt” (Zitat: “Schnarchdaten”), sondern in Rohformaten veröffentlicht werden, die automatisiert gelesen und weiterverarbeitet werden können. PDF-Dateien sind für solche Zwecke denkbar schlecht geeignet, da die Rohinformationen dort erst wieder aufwendig extrahiert werden müssen.
Es wurden Forderungen gestellt, die Veröffentlichung von Verwaltungs- und Forschungsdaten gesetzlich verpflichtend zu machen. Entsprechende Gesetze sollen baldmöglichst “installiert werden”.
Links:
re:publica 2013 Session: Die maschinenlesbare Regierung – Eine kritische Analyse zur Gegenwart von Open Data und Open Goverment in Deutschland
Definition von “Offenes Wissen”
http://opendefinition.org/okd/deutsch/
http://de.wikipedia.org/wiki/Open_Data
re:publica 2013 Aufzeichnung: How radical are Open Access and the Digital Humanities?
http://www.youtube.com/watch?v=-9d0KM1I0aw
re:publica 2013 Aufzeichnung: OpenData, was hat das mit mir zu tun?
http://www.youtube.com/watch?v=QBSNr6UXIJg
re:publica 2013 Aufzeichnung: Datenbeifreiung, selbst gemacht. (Tools für Open Data)
http://www.youtube.com/watch?v=vWerZQFj4Xc
Crowdfounding, Crowdsourcing und Wissenschaftskommunikation
Ein Beispiel für gute Wissenschaftskommunikation war die Session zur Grundlagenforschung des CERN. Im Vortrag zeigten Henning Krause (Helmholtz-Gemeinschaft) und seine Kolleginnen und Kollegen vom CERN, wie es zur Entdeckung des Higgs-Teilchens kam. Fast alle Institute nutzen die Kanäle Blogs, Facebook, Twitter, teils auch Podcasts oder öffentliche Google Hangouts zur Wissenschaftskommunikation. In der Diskussion wurde später kritisch nachgehakt, ob die Entdeckung des Higgs-Teilchens den enormen finanziellen Aufwand von 6 Milliarden Euro für den Teilchenbeschleuniger LHC rechtfertige. Gerade wegen des hohen finanziellen Aufwands spiele es eine wichtige Rolle, der Öffentlichkeit die Forschungsergebnisse zu vermitteln und so weiter für die Notwendigkeit der Grundlagenforschung zu werben, wurde erwidert. Da am CERN durch Tim Berners-Lee auch die Grundlagen für das WWW geschaffen wurden, konnte man mit Verständnis unter den technikbegeisterten Zuschauern rechnen. Die enorme Datenverarbeitungskapazität, die nur durch ein weltweites Cluster von Rechner bereit gestellt werden können, zeigten auch, dass durch Grundlagenforschung aktuelle technische Entwicklungen voran gebracht werden können.
Zwischen den Sessions gab es immer wieder Gelegenheit persönlich mit Kollegen zu sprechen, unter anderem habe ich mit Thorsten Witt gesprochen, der für “Wissenschaft im Dialog” das Projekt www.sciencestarter.de leitet. Crowdfounding fordert Wissenschaftler/innen dazu auf, sich und ihre Forschung aktiv zu präsentieren, um so Forschungsgelder von einer interessierten Öffentlichkeit zu sammeln. Einerseits gibt es Befürchtungen der Popularisierung von Forschung, andererseits wird so von Anfang an die Wissenschaftskommunikation gefördert. Auch kleinere Projekte bekommen so eine Chance auf Förderung. Neue Projektvorschläge werden gesucht, besonders auch aus den Geistes- und Sozialwissenschaften.
Eine weitere Möglichkeit, die Crowd für die Forschung zu nutzen, besteht darin, ähnlich wie bei der Wikipedia, Forscher/innen dazu zu animieren, sich gegenseitig bei der Lösung von Forschungsproblemen zu unterstützen bzw. Freiwillige zu animieren bei einem interessanten Projekt zu helfen. Ein vergleichsweise einfacher Weg dazu kann eine offene wissenschaftliche Frage in einem Blogbeitrag sein (siehe z.B. die offene Frage und folgende Diskussion im dk-blog), die von anderen Lesern beantwortet wird. Es kann sich aber auch im Großprojekte wie die Digitalisierung historischer Werke handeln, die auch von Nicht-Experten unterstützt wird. Auch hier sind noch Experimente nötig um die entsprechenden Möglichkeiten und Risiken auszuloten.
Thorsten Witt organisiert übrigens ein SciCamp zum Thema “Wissenschaft im Netz”, das am 1. und 2. Juni 2013 in Berlin stattfinden wird.
Links:
re:publica 2013 Aufzeichnung: Faszination Grundlagenforschung: Higgs, Big Data und Teilchenphysik
http://www.youtube.com/watch?v=ceARb5FRy8A
Passend zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und Partizipation:
www.hellojed.de: “Public History: Mehr Öffentlichkeit? Bessere Öffentlichkeit?”
Ähnliche Themen:
re:publica 2013 Aufzeichnung: In, Side, Out of Science (Partizipation in der Wissenschaft)
http://www.youtube.com/watch?v=JZI3peYWGUU
re:publica 2013 Aufzeichnung: Horst Zuse, Die Geschichte des Computers
http://www.youtube.com/watch?v=YAh4Jr5dJcQ
Wikipedia und WikiData
Der Vortrag zu Wikipedia und besonders die kritischen Nachfragen aus dem Publikum zeigen, welche Schwachstellen die Wikipedia momentan hat. Einerseits besteht aus Sicht der Administratoren ein Großteil der Arbeit aus Löschung von unsinnigen Beiträgen, Rückgängigmachung von Vandalismus und Entfernung von Fehlern, die besonders gefährlich sind, da viele, besonders Medien aber auch Wissenschaftler, diese Fehler gegenseitig abschreiben und weiterverbreiteten. Dies wurde an verschiedenen Beispielen gezeigt, u.a. an einem Zahlendreher bei der Länge des Rheins oder einem Eintrag zur Berliner Karl-Marx-Allee. Andererseits werden so auch oft Beiträge und Änderungen gelöscht, die korrekt sind, was zu enormen Frust bei den Nutzern und Autoren führt. Gerade Wissenschaftler, die Spezialisten in ihrem Gebiet sind und Spezial-Artikel durch ihre Expertise auf ein höheres Niveau heben könnten, wenden sich aufgrund der langwierigen Diskussionen mit Administratoren um kleine Anpassungen wieder ab. Dabei sind sich prinzipiell alle Seiten einig, wie wichtig das Projekt Wikipedia ist.
Meiner Meinung nach ist es nicht einfach beide Fehlerarten (falsche Informationen, falsche Löschungen) gleichermaßen zu reduzieren, doch das wird die Aufgabe sein, die die Wikipedia zu lösen hat, um weder (freiwillig arbeitende) Administratoren noch qualitativ hochwertige (ebenfalls freiwillig arbeitend) Beiträger/innen zu verlieren.
Eine interessante Neuentwicklung ist das Projekt “WikiData“, dass eine Datenbank-Infrastruktur für die Wikipedia bereitstellt. Vielverspechend ist die Möglichkeit, Daten über verschiedene Artikel hinweg an einer zentralen Stelle aktualisieren zu können. Welchen Nutzen dies für Wissenschaftler/innen hat und welche Fragen sich mit diesen Datensätzen beantworten lassen, wird sich erst zeigen, wenn mehr Daten zur Verfügung stehen und einige Forscher damit experimentiert haben. Wer sich für WikiData interessiert, kann schon mal die API testen. Beispielsweise lassen sich auch historische Daten und Fakten in der Datenbank festhalten.
Links:
re:publica 2013 Aufzeichnung: Wikipedia: wo User geblockt, Artikel gelöscht und Reputationen zerstört werden
http://www.youtube.com/watch?v=5iSAl_krauA
http://www.wikidata.org/w/api.php
Digitalisierung und Langzeitarchivierung
Unter dem provokativen aber ernst gemeinten Titel “Das Buch muss überwunden werden – Digitales Utopia oder eher El Dorado?” stand der Vortrag über die “nächste Evolutionsstufe des Buches” und den gegenwärtigen Stand der Digitalisierung. Die Vortragenden vertraten eine klare Position für eine Digitalisierung bis hin zur Abschaffung des Buches in seiner physischen Form. Es wurden Projekte wie die “Deutsche Digitale Bibliothek” und “Europeana.eu“ vorgestellt und die urheberrechtlichen Hintergründe und Probleme erklärt.
Besonders Bücher zwischen 1850 bis 1950 seien vom Papierzerfall bedroht. Die Probleme der digitalen Langzeitarchivierung seien viel besser lösbar bzw. bereits gelöst. Alle Bücher zu digitalisieren, würde nach Schätzungen der Vortragenden 120 Millionen Euro kosten. Selbst wenn es viermal so teuer wäre, so wurde argumentiert, würde es immer noch durch die öffentliche Hand zu stemmen sein.
Zwei Nutzungsszenarien böten sich nach der Digitalisierung an: Zum Ersten könne man die Bücher einfach lesen. Zum Zweiten ließe sich erst nach Digitalisierung eine Volltextsuche durchführen, wie sie beispielsweise bereits von Google ngram angeboten wird.
Auch die Langzeitarchivierung von Blogs ist ein bisher nicht wirklich gelöstes Problem. Zwar gibt es die “Wayback Machine” des “Internet Archives”, doch geht dabei der dynamische Charakter der Blogs verloren, da diese ja meist auf ein Datenbanksystem zurückgreifen. Bereits 45% der Blogs aus der Zeit des Irakkriegs seien verloren gegangen – trotz des bestehenden “Internet Archives”. Das EU-geförderte Projekt “Blogforever” soll hier Abhilfe schaffen, indem es die dynamischen erstellten Blogs archivieren hilft. Es soll in Zukunft als OpenSource-Paket und als Webdienst verfügbar sein.
Ein digitales Archiv des analogen Alltags wird im Projekt “digIT – Graben, Retten, Teilen” beim WDR erstellt. Die Mitarbeiter/innen sammeln vor Ort analoge Videos und Fotos ein, digitalisieren diese und stellen eine Kopie auf ihrer Webseite. Als Beispiel wurde ein Video der Brückenverschiebung 1976 in Düsseldorf gezeigt. Im Workshop suchten die Mitarbeiter nach Ideen für ein besseres Tagging des Materials der Offliner, gegebenenfalls mit Hilfe von Onlinern.
Als Nachteil habe ich auch hier empfunden, dass keine freien Lizenzen verwendet werden, sondern eine Eigenentwicklung des WDR, bei der nur nicht-kommerzielle Archive und Bildungsträger das Material nutzen dürfen. Nicht allen Zuhörern war klar, was CC-Lizenzen sind, wie ein nachfragender Nebenmann mir bewies. Bei einer Nutzung von freien Lizenzen könnten die Digitalisate beispielsweise auch in der Wikipedia eingebunden werden. Bei Beendigung des Projekts werden so die Daten vermutlich nur noch für die eigene Mitarbeiter im WDR-Archiv zu finden sein.
Links:
re:publica 2013 Aufzeichnung: Das Buch muss überwunden werden – Digitales Utopia oder eher El Dorado?
http://www.youtube.com/watch?v=oOcOTE2IP34
re:publica 2013 Session: Blogforever
re:publica 2013 Session: digit.WDR.de – Graben, retten, teilen
Nestor : Digitale Langzeitarchivierung
Internet Archive: Wayback Machine
Best of Blogs, reclaim.fm und Owncloud
Dass Blogs schon lange mehr sind als Online-Tagebücher von Teenager, hat sich noch nicht überall herumgesprochen. Die Best-of-Blog-Awards, vergeben von der Deutschen Welle, zeigen, welche Bedeutung Blogs mittlerweile für die freie Meinungsäußerung weltweit haben. Auch die wissenschaftliche Blogplattform Hypotheses.org, deren deutschen Ableger de.hypotheses.org wir bei der Max Weber Stiftung managen, war nominiert.
Verweisen möchte ich auch auf den Überraschungsvortrag von Sascha Lobo, in dem das Tool reclaim.fm vorgestellt wurde. Es ist noch in der Entwicklung, soll aber dabei helfen die eigenen Daten aus Facebook, Twitter und anderen kommerziellen Diensten zurück in das selbstkontrollierte WordPress-Blog zu bringen, eine Entwicklung, die ich persönlich begrüße. Insgesamt wird immer wieder der Wunsch geäußert aus den kommerziell orientierten sozialen Medien zurück in die Blogosphäre zu kehren. Dort hat man Kontrolle über die eigenen Daten und wird nicht von Großkonzernen für bessere Werbeplatzierungen ausspioniert. Doch vermutlich wird diese Henne-Ei-Diskussion weitergehen, so lange die meisten Kontakte sich in kommerziellen Netzwerken befinden.
Eine freie Alternative zu Dropbox und Co. ist Owncloud. Man kann damit Dateien auf den eigenen Rechnern belassen und trotzdem über verschiedene Geräte synchronisieren, bzw. im Internet teilen. Es ist also eine selbstkontrollierte Datenwolke, bei der man keine “Allgemeinen Geschäftsbedingungen” zum eigenen Nachteil bestätigen muss, ohne dabei irgendeinen funktionellen Nachteil zu haben.
Links:
re:publica 2013 Aufzeichnung: The Bobs Six Winners
http://www.youtube.com/watch?v=EcsaUnQgvhM
re:publica 2013 Aufzeichnung: Sascha Lobo: Überraschungsvortrag II
http://www.youtube.com/watch?v=Raas1BhSIbs
Passend dazu:
http://schmalenstroer.net/blog/2013/05/reclaim-fm-die-eigene-social-media-sicherung/
re:publica 2013 Aufzeichnung: crushing data silos with Owncloud
http://www.youtube.com/watch?v=CwhKl0qvcfA
Workshops: Content, SocialCRM, Social Media
Im Rahmen der re:publica 2013 wurde auch die Konferenz re:campaign abgehalten, die einen Schwerpunkt auf NGOs legt, aber auch für Stiftungen und anderen Organisationen im Internet waren interessante Anregungen dabei.
Die Erstellung einer Content-Strategie für NGO’s wurde im entsprechenden Workshop mit folgenden Schritten beschrieben: Zuerst muss man die bestehenden eigenen Inhalte der Organisationen kennen lernen. Danach sollten Benutzerprofile der Rezipienten erstellt werden, zum Beispiel durch Interviews oder Umfragen. Die Fragen “Was wollen und was brauchen die Nutzer?” sollen so beantwortet werden. Anhand der Organisationsziele lässt sich dann bestimmen, welche konkreten Botschaften gesendet werden sollen. Damit Inhalte (Content) in Organisationen produziert und verteilt werden können, müssen Prozesse und Arbeitsabläufe geplant und strukturiert werden. Dazu gehören auch Kontrollmechanismen und festgelegte Verantwortlichkeiten. Schließlich wird entschieden, auf welchen Plattformen und wie die Inhalte verbreitet werden. Welche Medienformate eignen sich für welche Plattform? Insgesamt sollte es nicht zu textlastig werden. Einstiegsvideos helfen, Emotionen zu wecken, Storytelling macht die Inhalte interessant.
Im Workshop “Von SocialMedia zu SocialCRM” wurden Anregungen und Ideen gesammelt, wie Organisation besser mit ihrem Umfeld interagieren können. Klassische Instrumente der Kundenpflege greifen oft zu kurz, da sie die Sozialen Medien außer Acht lassen. Schwierigkeiten sind unter anderem, dass sich Organisationsziele nicht eins zu eins in die Sozialen Medien übertragen lassen, dass Soziale Medien heterogene Systeme sind, dass die Erfolgsmessung bei Sozialen Medien schwierig zu definieren ist und dass die Folgen nur schwer messbar sind. Es wurde angeregt, dass Mitarbeiter stärker als Menschen hervortreten und die Impulse aus der Community besser aufgegriffen werden sollen.
Die Folien des Workshops “10 Fehler die wir alle machen!” finden sich zum Nachlesen bei Slideshare. Auch hier waren interessante Anregungen für die Social-Media-Strategie von Organisationen dabei.
Links:
re:publica 2013 Workshop: Content Strategy für NGOs – Webinhalte erst strategisch planen, dann publizieren
re:publica 2013 Workshop: Von Social Media Management zu Social CRM
re:publica 2013 Workshop: 10 Fehler die wir alle machen! – Nonprofits und Social Media Stand 2013
Fazit
Insgesamt meinte ich bei den technologiebegeisterten Vortragenden Ungeduld und Frustrationen zu spüren. Vermutlich kämpfen sie schon lange mit den Widerständen und erreichen doch nur geringe Fortschritte, sowohl in Forschung als auch in Verwaltung. Deren Vertreter verwiesen in der Diskussion wiederum auf Schwierigkeiten bei der Umstellung, Sorgen über die Folgen oder kritisierten und blockierten insgesamt die digitalen Projekte.
Immer, wenn ich mit Menschen außerhalb der re:publica sprach, merkte ich meist schnell, dass die Themen und Stichwörter der Konferenz nur den Wenigsten etwas sagen. Nicht alle wissen, was eine CC-Lizenz ist, und vielen “Nerds” fehlt das Verständnis dafür, das andere nicht genau so gut Bescheid wissen, wie sie selbst, die sie mit mindestens zwei Bildschirmen parallel einem Vortrag folgen. Andererseits gibt es immer noch Vorurteile, wie “Blogs sind doch nur Meinungen von Teenagern” und es wird abgetan, dass dort mittlerweile auch wissenschaftliche Ergebnisse publiziert werden (siehe de.hypotheses.org). Dabei darf man Meinungen keinesfalls gering schätzen, wie man an Beispielen von eingeschränkter Meinungsfreiheit sieht und von Menschen, die sich diese Meinungsfreiheit im Netz, auch gerade durch Blogs, wieder erkämpft haben.
tl;dr: Es bleibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Nerds, kommt raus aus eurem Elfenbeinturm!
Quelle: http://mws.hypotheses.org/2838
Research Conditions and Digital Humanities: What are the Prospects for the Next Generation? #dhiha5
Program of the international colloquium, 10–11 June 2013, Paris. Organisation: Mareike König (IHA), Georgios Chatzoudis (Gerda-Henkel-Stiftung), in cooperation with Pierre Mounier (Cleo).
At this year’s conference, attended by experts from across the globe, the thematic focus will be on the effects current changes in the digital world are having on research conditions and in particular on the question as to the consequences this could have for the next generation in the humanities. The discussions will focus on the following themes: Education and careers, recognition of academic achievements, quality assurance and evaluation, and new digital forms of science.
Monday, 10th June 2013
15.00–17.00 Workshop: Blogparade, chat, hangout and co. Or: How the colloquium was prepared
18.00 Introduction: Mareike König, Pierre Mounier, Georgios Chatzoudis
18.15 Keynote Lecture: Christian Jacob (ANHIMA/EHESS): »Qu’est-ce que chercher?«
Lecture in French with simultaneous translation in English
In his opening lecture Christian Jacob will ask questions about the nature
of research work, its instruments, and its current metamorphose.
Tuesday, 11th June 2013
9.15 Welcome
9.30–11.00 Panel 1: Which Changes are Currently Taking Place in our Research and Academic Culture?
Panel prepared by Aurélien Berra, André Donk, Marten Düring, Sebastian Gießmann
= to the text of the working group : Which changes are currently taking place in our research and academic culture?
Dominique Bouiller, Centre d’études européennes de Sciences Po
Arianna Ciula, Independent Scholar
11.30–13.00 Panel 2: University Education: Which New Abilities/Skills Have now Become Essential?
Panel prepared by Franziska Heimburger, Michael Schmalenstroer, Bertram Triebel
= to the text of the working group : Training for the Digital Humanities – what skills are necessary, how can they be transmitted?
Malte Rehbein, University of Passau
Jean-Michel Salaün, Collegium de Lyon
13.00-14.00 Pause
14.00–15.30 Panel 3: Evaluation and Quality Assurance in the Digital Humanities.
Panel prepared by Lilian Landes, Sascha Foerster, Bertram Triebel
= to the text of the working group: Evaluation and Quality Control in the Digital Humanities
Milena Žic-Fuchs, European Science Foundation
Denise Pumain, P.A.R.I.S.
16.00–17.30 Panel 4: Career, Financing and the Academic Recognition of Achievements in the Digital Humanities.
Panel prepared by Anne Baillot, Natalia Filatkina, Anika Meier
= to the text of the working group: Career, Financing and the Academic Recognition of Achievements in the Digital Humanities
Claudine Moulin, University of Trier
Pascal Arnaud, Agence nationale de la recherche
18.00 Conclusion and writing of the Manifesto: Mareike König, Pierre Mounier, Georgios Chatzoudis
Languages will be French and English with simultaneous translation in both languages.
We will try to set up a livestreaming of the event. Please follow hashtag #dhiha5 on Twitter.
Inscriptions: event@dhi-paris.fr
Address: Institut historique allemand
8, rue du Parc-Royal
75003 Paris
Program (pdf) on slideshare: http://de.slideshare.net/DHI_Paris/programm-dhdhip-5
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Further information:
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1704
re:publica 2013 – In / Side / Out und Open Open Open
“Bei Wikipedia kann man keine Schweinehälften bestellen” – bei diesem Zitat aus dem Munde von Pavel Richter, einem der Vorsitzenden von Wikimedia Deutschland, könnte man durchaus vermuten, dass Internet sei noch immer nur ein Tummelplatz für Technikbegeisterte. 5ooo Internet-Faszinierte, zahlreiche Vertreter der klassischen Medien und auch einige der Politik, über 28o Sessions, Vorträge und Workshops, unzählige Tweets – die Zahlen machen klar, dass die re:publica längst für ein breitgefächertes Publikum das Highlight des Frühjahrs ist. Mit dem Motto “In / Side / Out of Science und Culture” im Gepäck, besuchte ich drei Tage Veranstaltungen zu Themen aus Kultur, Wissenschaft, Verlagen und E-Learning. Das Fazit vorweg: die digitale Revolution greift zunehmend auch auf diese Bereiche über, die Handlungsmöglichkeiten sind aber noch längst nicht ausgeschöpft. Und: neben Open Data oder Open Access treten nun auch Schlagwörter wie Open Expertise, Open Science, Open Culture oder Open Learning zunehmend in den Vordergrund.
Tag I – Von Ängsten und Möglichkeiten
Mein erster Tag auf der re:publica war bereits prall gefüllt mit lauter interessanten Projekten rund um die Sammlung, die Anwendbarkeit und den offenen Umgang mit Daten in Kultur und Wissenschaft. Ihrer Sammlung sind derzeit unzählige Projekte gewidmet, die Bücher (wie die Deutsche Digitale Bibliothek), museale Sammlungen (wie Open GLAM und Europeana) oder analoges Geschichtswissen (wie DigIt) digitalisieren. Und sie alle haben große Ziele.
Das WDR-Crowdsourcing Geschichts-Projekt DIGIT will kein Geld, sondern Wissen sourcen in Form von Zeitzeugen der Neuzeit wie Bildern und Videos. Der Erfolg seit Beginn der Kampagne im Dezember 2o12 ist groß, über 5ooo Fotos und 7oo Videos konnten gesammelt werden, um “analoge Erinnerung in die digitale Zukunft zu retten”. Eine solche Idee könnte für jeden Historiker ein faszinierendes und vielfältiges Archiv zugänglich machen. Gerade im Netz hat sie aber noch hohe Hürden zu überwinden, wie die hier angewandte rechtliche Basis zeigt. Da sich der WDR zu CC-Lizenzen für das zusammengetragene Material nicht durchringen konnte, wurde dieses unter nicht-exklusive Nutzungsrechte gestellt. Damit ist es zwar für den WDR weiterverwendbar, aber für Historiker, Interessierte, Blogger oder gar bloggende Historiker eben nicht.
Davon etwas ernüchtert, war ich umso begeisterter von dem Projekt OPEN GLAM (Galleries, Libraries, Archives, Museums) der Open Knowledge Foundation, das sich mehr Aufmerksamkeit und mehr Möglichkeiten der Nutzung des kulturellen Erbes zur Mission gemacht hat. Dabei soll vor allem die Öffentlichkeit eine große Rolle spielen, da sie als Finanzier einen Anspruch auf das von ihr finanzierte Wissen hat. Sehr gut fand ich neben dem prinzipiellen Anspruch der Open Knowledge Foundation ihre Zusammenarbeit mit Europeana, einem ähnlichen Projekt der EU, dass die Gemeinschaft Europas durch dessen gemeinsame Kultur und Geschichte betonen möchte. Hier werden Sammlungen unter Europeana als gemeinsamem Deckmantel digitalisiert, der die Verbindungspunkte der Länder verdeutlichen soll. Dies ist besonders wichtig, weil auch eine Vielzahl von Datenbanken für verschiedene Sammlungen nicht die gewünschten Ergebnisse bringen kann, wenn alle getrennt arbeiten und sich als unabhängig voneinander verstehen. Open GLAM und Europeana haben zusammen bereits mehr als 4o Millionen Daten gesammelt und mit CC-Lizensen online gestellt. Auch der nächste Schritt, ihre Anwendbarkeit, wurde in Form von Tools wie textus, timeliner oder crowdcrafting bereits in die Wege geleitet.
Bei einer Session, die im Namen der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) das Ende des Buches verkündete, stand jedoch wieder die Sammlung im Mittelpunkt, diesmal sogenannter gemeinfreier Bücher, die sich in den deutschen Bibliotheken und im Netz finden lassen. Auch wenn keineswegs das Ende des gedruckten Buches ausgerufen werden sollte, da die heutigen Bücher durch ihre Inhalte und Formen die Geschichtsquellen der Zukunft sind, geht es auch bei der DDB noch nicht primär um die Anwendbarkeit der Daten. Dies bedeutet nicht, dass es für nicht löblich wäre, für 12o Millionen Euro alle gemeinfreien Bücher in deutschen Bibliotheken zu digitalisieren, anstatt von demselben Geld einen Eurofighter zu kaufen. Aber gerade in Bezug auf die Anwendbarkeit von Open Data, die der eigentliche Kern der Forschung sein sollte, ist Open GLAM derzeit europaweit ein Vorbild für Projekte, die weiterhin im Status der reinen Digitalisierung verbleiben.
Das Ende des ersten Tages markierte für viele re:publica-Besucher der Vortrag von Sascha Lobo. Auch er sprach von Ängsten und Möglichkeiten, von der Netzgemeinde als Hobbylobby und Wut und Pathos als den Rezepten für ein freies, offenes und sicheres Netz. Die Drosselkom wurde nach diesem Vortrag nicht umsonst der meist-getwitterte Begriff der re:publica. Während Sascha Lobo die Netzpolitik als das schlimmste aller Orchideenfächer betitelte, war der Abschluss des Tages für mich vor allem der Blick über die unzähligen Reihen dieses buntgemischten und keineswegs nerdigen Publikums, das diesem Blogger lauschte, während die CDU noch immer glaubt, die Netzgemeinde sei eine eigenartige und etwas weltfremde Parallelgesellschaft.
Tag II – der Tag des Phönix
Während Open Data und Open Culture meinen ersten re:publica-Tag bestimmten, war der zweite geprägt von Open Expertise, Wissenschaftsjournalismus, Büchern und dem Ruf nach Open Open Open.
Leider ist das Social des Social Web auch im Journalismus noch nicht überall endgültig angekommen, wie die ersten beiden Sessions meines zweiten re:publica-Tages zeigten. So bleibt es weiterhin schwierig, die Menschen zu Teilnahme am journalistischen Diskurs zu bewegen, obwohl das öffentliche Interesse an wissenschaftlicher Aufklärung weiter ungebrochen ist. Hierfür spielen zwei Gründe eine Rolle. Zum einen bieten die großen Medien auch auf ihren Online-Plattformen nur suboptimale Diskussionsmöglichkeiten. Meist findet man eine Aneinanderreihung zahlreicher Kommentare mit nur wenig Bezug zueinander, kaum argumentative Sortierungen oder gar die Option zu direkten Bezugnahme auf einen bestimmten Absatz. Zum zweiten halten auch diejenigen Privatpersonen, die z.B. aufgrund von Hobbys wirkliche Ahnung haben, mit ihrem Wissen noch sehr oft hinterm Baum. Beides könnte dazu dienen, die Teilnahme an Open Expertise zu fördern und Lesern wie Journalisten neue Ideen und Betrachtungsweisen zu eröffnen. Auf der Suche nach der Wiedergeburt der Zeitung eröffnen sich so neue Wege, sich mit den Bedürfnissen und Fragen der Menschen direkter zu befassen. DER JOURNALISMUS IST TOD. ES LEBE DER JOURNALISMUS!
Ähnliches galt an Tag II für das Buch. Wie der Musikindustrie und dem Printjournalismus, reicht nun auch den geisteswissenschaftlichen und belletristischen Verlagen das Wasser der Gewohnheit bis an den Hals. Ein Damm der Innovationen muss gebaut und der Frage nachgegangen werden, was eigentlich noch Buch ist, auch wenn es noch scheint, als bleibe das gedruckte Buch weiterhin ein heiliger Gral, ein mythisches Ding mit geheimnisvoller Anziehungskraft. Denn definiert sich ein Buch über die Form, so sind weder Hör- noch E-Bücher Bücher. Definiert es sich über den Inhalt, ist alles Geschriebene Buch. Aber nur das gedruckte Buch riecht nach Buch, fühlt sich an wie Buch und ist dekorativ, wie nur Bücher es sein können. Trotzdem steigt die Beliebtheit von E-Books und Readern mit ihren Ideen von Offenheit, Teilbarkeit und wiederum Socialbarkeit. Wie die Platte in der MP3, wird also auch das Buch wiedergeboren. DAS BUCH IST TOD. ES LEBE DAS BUCH!
Die Digital Humanities versuchten am zweiten re:publica-Tag erneut, den Phönix aus der Asche zu erwecken. Was für die Humanities das Buch, ist für die Digital Humanities die Datenbank. Auch die EU machte Open Access in ihrer Agenda 2o2o zur Bedingung für öffentlich finanzierte Projekte. Doch leider scheint es, als wären die DH zwar ihrer Aufgabe entsprechend sehr stark digital geworden, hätten dabei aber viel ihres Humanities-Daseins verloren. Die TOOLIFICATION steht im Mittelpunkt, während die Forschung und wiederum der Aspekt des Social noch fehlen, den die reine Zugänglichmachung von Erkenntnissen in Form von Daten nicht abdecken kann. Kommunikation wird noch nicht groß geschrieben und das obwohl die Erwartungen der Öffentlichkeit an die Forschung und der Forschung an die Forschung sich teilweise sehr stark unterscheide. Die Kernfrage ist: was kann man vermitteln, was will man vermitteln und wer trägt die Kosten? Von der Beantwortung ist Open Science jedoch nicht weit entfernt und so ist der Phönix gerade erst zu Asche geworden.
Tag III – Lernen Lernen Lernen
Mein dritter re:publica-Tag stand unter dem Motto RE:LEARNING. Dabei wurde schnell deutlich, dass die digitale Revolution auch hier weder für die Kinder- noch für die Erwachsenenbildung ihr schöpferisches Potential bisher voll ausgenutzt hat. Dies liegt anscheinend daran, dass die herkömmlichen Herangehensweisen noch immer sehr stark sind und nur schwer zugunsten neuer Optionen aufgegeben werden wollen. Die Hoffnung war ein aktives, selbstbestimmtes, individuelles, kreatives Lernen durch Tools, die sich an die Bedürfnisse der Schüler, gleich welchen Alters, anpassen lassen. Tatsächliche bieten sie dafür bisher aber nur wenig Optionen. Dies gilt für digitale Schulbücher ebenso, wie für MOOCs. Die meisten Materialien lassen sich zwar downloaden, aber nicht verändern, die Hierarchie zwischen Lernenden und Lehrenden wird noch nicht überwunden und auch die Lernziele sind noch zu unflexibel. Inwieweit dies alles erstrebenswert ist, mag diskutabel sein, trotzdem ändert sich zurzeit primär das Lehren anstatt das Lernen.
Gerade Gamification ist hier ein interessanter Ansatz, der sich auch auf die Vermittlung von Geschichte und Kultur sehr gut übertragen lässt. Eine der Sessions widmete sich dem EDUCACHING, das in einem Berliner Projekt das beliebte Geocaching mit der Suche nach historischen Orten und Geschehnissen innerhalb der Stadt verbindet. Eine virtuelle Schnipseljagd mit Rätseln und Abenteuern, ein Tripventure, digitale Inhalte an realen Orten. Eine Form des Lernens also, die nicht nur in Berlin funktionieren kann und Kompetenz anstatt nur Qualifikation vermittelt.
Während zurzeit vor allem die Schulen noch mit der Angst vor Kontrollverlust durch das Internet zu kämpfen haben und ein wenig die Hoffnung zu schüren scheinen, es gäbe eine Rückkehr zu der Zeit vor dem Netz, übertragen die Universitäten zwar Kurse ins Netz, nutzen aber auch nur selten hierfür wirklich innovative Methoden. Online-Vorlesungen, gepaart mit Tests und Abschlussklausuren, wie sie udacity oder coursera mit Universitätspartnern wie Berkeley, Harvard und dem MIT bieten, sind dieselbe Form des Lehrens in einem anderen Medium und versprechen nur bedingt eine Verbesserung der Lern-Situation. Auch hier herrscht noch ein gewisses Maß an Unflexibilität. Zwar sind die Themen vielfältig und auch zukunftsträchtig, die wirkliche Nutzbarkeit für jeden ist durch technische, sprachliche und zeitliche Voraussetzungen jedoch weiterhin eingeschränkt. Zudem stehen die Materialien nicht frei zur Verfügung, sondern gehören den jeweiligen Universitäten. Es verwundert demnach nicht, dass die Mehrheit der Teilnehmer nach wie vor Akademiker sind.
Die Ideen des re:learning mögen demnach noch nicht ideal umgesetzt sein, digitale Schulmaterialien, virtuelle Diskussionsräume und eine verstärkte Ausrichtung auf den Social-Aspekt des Web 2.o zeigen aber das Licht am Ende des Tunnels. Insgesamt versprachen trotz noch offener Möglichkeiten und einem gewissen Festhalten an der Gewohnheit alle von mir besuchten Sessions, egal ob Open Culture und Open Science, Open Book oder Social Learning, denn auch neue Optionen, mit den Problemen der Welt umzugehen und mit innovativen Methoden durch die Zugänglichkeit von Wissen Lösungen zu schaffen. Denn nicht jeder hat, wie ich wortwörtlich am Ende der re:publica 2013 noch lernen durfte “the right mindset to study .. let’s say ancient history”..
Gamification der Lehrinhalte… und Sie? #dhiha5
Gamification, Ludification, Lubrification oder auch Ludicisation der Lehre… ja, ja, das sind echte Begriffe die in echt im echten Leben existieren. Grob gesagt geht es darum, die Lehrinhalte attraktiver, motivierender, bekömmlicher zu gestalten, indem man als Schmiermittel ein Spielelement hinzufügt. Um ein Bild zu verwenden: Es ist ein bisschen, als ob man dem Katzenfutter eine Pille untermischen würde. Ist Gamification nützlich, notwendig, sogar unerlässlich, um die Aufmerksamkeit der Erstsemester zu gewinnen? Verwenden Sie Spiele in Ihren Lehrveranstaltungen, auf welche Weise und mit welchem Ziel, außer dem, nicht selbst einzuschlafen? Soll die Fähigkeit, die Lehre mit Spielen anzureichern, als neue Kompetenz für akademische Dozenten betrachtet werden?
__________
Text und Zeichnung von Tis, aus dem Französischen übersetzt von Anne Baillot und Mareike König. Der Originalbeitrag ist auf dem Blog PHDelirium von Tis veröffentlicht.
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1685
Gamification der Lehrinhalte… und Sie? #dhiha5
Gamification, Ludification, Lubrification oder auch Ludicisation der Lehre… ja, ja, das sind echte Begriffe die in echt im echten Leben existieren. Grob gesagt geht es darum, die Lehrinhalte attraktiver, motivierender, bekömmlicher zu gestalten, indem man als Schmiermittel ein Spielelement hinzufügt. Um ein Bild zu verwenden: Es ist ein bisschen, als ob man dem Katzenfutter eine Pille untermischen würde. Ist Gamification nützlich, notwendig, sogar unerlässlich, um die Aufmerksamkeit der Erstsemester zu gewinnen? Verwenden Sie Spiele in Ihren Lehrveranstaltungen, auf welche Weise und mit welchem Ziel, außer dem, nicht selbst einzuschlafen? Soll die Fähigkeit, die Lehre mit Spielen anzureichern, als neue Kompetenz für akademische Dozenten betrachtet werden?
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Text und Zeichnung von Tis, aus dem Französischen übersetzt von Anne Baillot und Mareike König. Der Originalbeitrag ist auf dem Blog PHDelirium von Tis veröffentlicht.
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1685
Die drei Ordnungen. Das Weltbild der Digital Humanities #dhiha5
Aus dem Französischen übersetzt von Laura Roos, Anne Baillot und Mareike König (Originalfassung).
Wer sind nun die Digital Humanists? Ohne Zweifel eine komplexe und in Entwicklung befindliche Gemeinschaft, wie es fraglos die Panels des Kolloquiums DHIHA5 und unter ihnen besonders jene zur Ausbildung, zu den Formen digitaler Kultur und zu den Karrieremöglichkeiten vor Augen führen werden. Die kulturelle Vielfalt in den Digital Humanities, die ihren Ausdruck vor allem in der Mehrsprachigkeit findet, ist im Übrigen in Frankreich und Italien ein Thema von aktueller Bedeutung.
Doch auch über die Sprachen hinaus scheint es mir noch andere Möglichkeiten zu geben, die Bruchlinien innerhalb der Gemeinschaft derer, die sich zu den Digital Humanities bekennen, zu deuten. Vor langer Zeit wurde mir bewusst, dass die Digital Humanists in der Gemeinschaft, in der ich mich bewege, ein anderes Profil haben, als diejenigen, denen ich in anderen Bereichen begegnet bin, unabhängig von ihrem sprachlichen und kulturellen Hintergrund. Zum besseren Verständnis dieser Unterschiede verzeihen mir die Mediävisten (die meines Wissens hier zahlreich sind und denen ich selbst angehöre) hoffentlich den schelmischen Rückgriff auf ein berühmtes Werk von Georges Duby.
Oratores, bellatores, laboratores: jene, die beten, jene, die kämpfen, jene, die arbeiten. So könnte man in aller Kürze die drei von G. Duby unterschiedenen Stände zusammenfassen, die, wie es scheint, auch einen Schlüssel für das Verständnis der Gemeinschaft in den Digital Humanities darstellen könnten.
Jene, die arbeiten, übernehmen in der Dreiteilung von G. Dumézil die Produktion. In den Digital Humanities übernehmen diese Funktion diejenigen, die sich praktischen Aspekten und konkreten Umsetzungen widmen. Manchmal handelt es sich um Informatiker, die sich den Geisteswissenschaften geöffnet haben. Oft sind es passionierte Geisteswissenschaftler, die sich die Mühe machten, den Umgang mit den neuen Werkzeugen und Konzepten zu erlernen.
Es ist dies, befürchte ich, der Bereich, der für die Digital Humanities der unerlässlichste ist und in Hinsicht auf Karrieremanagement und akademische Anerkennung gleichzeitig auch der fragilste. In der akademischen Welt erfahren solche konkreten Leistungen die geringste Wertschätzung (unter “konkret” verstehe ich nicht nur die reine Implementierungsarbeit, sondern auch Aspekte wie Modellierung, Design, Ergonomie…). Zudem ergibt sich ein Teufelskreis: Beginnt ein junger Geisteswissenschaftler, sich in die Erstellung von DH-Ressourcen einzubringen und Kompetenzen in dieser Domäne zu entwickeln, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man vor allen anderen diese Fähigkeiten in Anspruch nimmt (da sie seltener sind) und den jungen Menschen schleichend in einen Karriereweg drängt, den man mit bewundernswertem Optimismus “alternative academy” nennt: Techniker (ingénieur de recherche), digitale Bibliothekare etc.
Jene, die kämpfen, nehmen sich der Verteidigung der Digital Humanities an, auf politischer und intellektueller Ebene. Oft kämpfen sie dafür, den Digital Humanities den Status einer eigenständigen Disziplin zu geben. Haben die DH diesen Status verdient? Aus persönlicher Sicht und auf einer rein intellektuellen Ebene zweifle ich stark daran. Aber es sind nicht nur intellektuelle Debatten hier im Spiel, denn: Nur die Anerkennung der Digital Humanities als akademische Disziplin kann jenen, die arbeiten den Weg zu einer tatsächlich akademischen Karriere öffnen. Der Kampf hat meines Erachtens mehr mit den sozialen Umständen zu tun als mit einer Wesensbestimmung. Ich bin im Grunde überzeugt, dass die neuen Methoden und Technologien sich dort, wo sie für die einzelnen Disziplinen nützlich sind, derzeit von selbst durchsetzen oder durchsetzen werden. Ich möchte glauben, dass durch eine Art “Darwinismus”, das, was einen Vorteil besitzt, natürlich in der Evolution sowohl der Lebewesen als auch der Forschungspraktiken ausgewählt wird.
Jene, die beten, formen die letzte Kategorie, die größtenteils diejenigen versammelt, die ich als “nicht praktizierende Gläubige” bezeichnen würde. Enthusiastisch und vom Phänomen der Digital Humanities angetan, sind sie jedoch in die konkrete Umsetzung selbst nicht einbezogen. Paradoxerweise habe ich den Eindruck, dass diese Position einer akademischen Laufbahn unter Umständen erheblich dienlicher ist als jene des laborator. Der Diskurs über die Digital Humanities kann sich für die Karriere als wertvoller erweisen als ihre praktische Umsetzung.
Diese Kategorien sind glücklicherweise nicht undurchlässig. Vor allem jene, die kämpfen entstammen häufig den beiden anderen Ständen. Am wenigsten intensiv scheint der Austausch zwischen jenen, die arbeiten und jenen, die beten, zu sein. Es ist, als würden diese beiden Kategorien immer weiter auseinander driften, was mir äußerst bedauerlich erscheint. Könnte es sein, dass in den kommenden Jahren – wenn nicht die Abschaffung – so doch die Vermeidung der weiteren Ausprägung einer Ständegesellschaft die zentrale Herausforderung für unsere Gemeinschaft ist?
______________
Literatur
Georges Duby, Les trois ordres ou L’imaginaire du féodalisme, Paris, Gallimard, 1978. (deutsch: Die drei Ordnungen. Das Weltbild des Feudalismus, Frankfurt a.M. 1986.)
Georges Dumézil, Mythe et Épopée (I – L’Idéologie des trois fonctions dans les épopées des peuples indo-européens, 1968; II – Types épiques indo-européens : un héros, un sorcier, un roi, 1971; III – Histoires romaines, 1973), Paris, Gallimard, rééd. 1995. (deutsch: Mythos und Epos; 1. Die Ideologie der 3 Funktionen in den Epen der indoeuropäischen Völker, Frankfurt/Main [u.a.] 1989.)
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1666
Die drei Ordnungen. Das Weltbild der Digital Humanities #dhiha5
Aus dem Französischen übersetzt von Laura Roos, Anne Baillot und Mareike König (Originalfassung).
Wer sind nun die Digital Humanists? Ohne Zweifel eine komplexe und in Entwicklung befindliche Gemeinschaft, wie es fraglos die Panels des Kolloquiums DHIHA5 und unter ihnen besonders jene zur Ausbildung, zu den Formen digitaler Kultur und zu den Karrieremöglichkeiten vor Augen führen werden. Die kulturelle Vielfalt in den Digital Humanities, die ihren Ausdruck vor allem in der Mehrsprachigkeit findet, ist im Übrigen in Frankreich und Italien ein Thema von aktueller Bedeutung.
Doch auch über die Sprachen hinaus scheint es mir noch andere Möglichkeiten zu geben, die Bruchlinien innerhalb der Gemeinschaft derer, die sich zu den Digital Humanities bekennen, zu deuten. Vor langer Zeit wurde mir bewusst, dass die Digital Humanists in der Gemeinschaft, in der ich mich bewege, ein anderes Profil haben, als diejenigen, denen ich in anderen Bereichen begegnet bin, unabhängig von ihrem sprachlichen und kulturellen Hintergrund. Zum besseren Verständnis dieser Unterschiede verzeihen mir die Mediävisten (die meines Wissens hier zahlreich sind und denen ich selbst angehöre) hoffentlich den schelmischen Rückgriff auf ein berühmtes Werk von Georges Duby.
Oratores, bellatores, laboratores: jene, die beten, jene, die kämpfen, jene, die arbeiten. So könnte man in aller Kürze die drei von G. Duby unterschiedenen Stände zusammenfassen, die, wie es scheint, auch einen Schlüssel für das Verständnis der Gemeinschaft in den Digital Humanities darstellen könnten.
Jene, die arbeiten, übernehmen in der Dreiteilung von G. Dumézil die Produktion. In den Digital Humanities übernehmen diese Funktion diejenigen, die sich praktischen Aspekten und konkreten Umsetzungen widmen. Manchmal handelt es sich um Informatiker, die sich den Geisteswissenschaften geöffnet haben. Oft sind es passionierte Geisteswissenschaftler, die sich die Mühe machten, den Umgang mit den neuen Werkzeugen und Konzepten zu erlernen.
Es ist dies, befürchte ich, der Bereich, der für die Digital Humanities der unerlässlichste ist und in Hinsicht auf Karrieremanagement und akademische Anerkennung gleichzeitig auch der fragilste. In der akademischen Welt erfahren solche konkreten Leistungen die geringste Wertschätzung (unter “konkret” verstehe ich nicht nur die reine Implementierungsarbeit, sondern auch Aspekte wie Modellierung, Design, Ergonomie…). Zudem ergibt sich ein Teufelskreis: Beginnt ein junger Geisteswissenschaftler, sich in die Erstellung von DH-Ressourcen einzubringen und Kompetenzen in dieser Domäne zu entwickeln, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass man vor allen anderen diese Fähigkeiten in Anspruch nimmt (da sie seltener sind) und den jungen Menschen schleichend in einen Karriereweg drängt, den man mit bewundernswertem Optimismus “alternative academy” nennt: Techniker (ingénieur de recherche), digitale Bibliothekare etc.
Jene, die kämpfen, nehmen sich der Verteidigung der Digital Humanities an, auf politischer und intellektueller Ebene. Oft kämpfen sie dafür, den Digital Humanities den Status einer eigenständigen Disziplin zu geben. Haben die DH diesen Status verdient? Aus persönlicher Sicht und auf einer rein intellektuellen Ebene zweifle ich stark daran. Aber es sind nicht nur intellektuelle Debatten hier im Spiel, denn: Nur die Anerkennung der Digital Humanities als akademische Disziplin kann jenen, die arbeiten den Weg zu einer tatsächlich akademischen Karriere öffnen. Der Kampf hat meines Erachtens mehr mit den sozialen Umständen zu tun als mit einer Wesensbestimmung. Ich bin im Grunde überzeugt, dass die neuen Methoden und Technologien sich dort, wo sie für die einzelnen Disziplinen nützlich sind, derzeit von selbst durchsetzen oder durchsetzen werden. Ich möchte glauben, dass durch eine Art “Darwinismus”, das, was einen Vorteil besitzt, natürlich in der Evolution sowohl der Lebewesen als auch der Forschungspraktiken ausgewählt wird.
Jene, die beten, formen die letzte Kategorie, die größtenteils diejenigen versammelt, die ich als “nicht praktizierende Gläubige” bezeichnen würde. Enthusiastisch und vom Phänomen der Digital Humanities angetan, sind sie jedoch in die konkrete Umsetzung selbst nicht einbezogen. Paradoxerweise habe ich den Eindruck, dass diese Position einer akademischen Laufbahn unter Umständen erheblich dienlicher ist als jene des laborator. Der Diskurs über die Digital Humanities kann sich für die Karriere als wertvoller erweisen als ihre praktische Umsetzung.
Diese Kategorien sind glücklicherweise nicht undurchlässig. Vor allem jene, die kämpfen entstammen häufig den beiden anderen Ständen. Am wenigsten intensiv scheint der Austausch zwischen jenen, die arbeiten und jenen, die beten, zu sein. Es ist, als würden diese beiden Kategorien immer weiter auseinander driften, was mir äußerst bedauerlich erscheint. Könnte es sein, dass in den kommenden Jahren – wenn nicht die Abschaffung – so doch die Vermeidung der weiteren Ausprägung einer Ständegesellschaft die zentrale Herausforderung für unsere Gemeinschaft ist?
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Literatur
Georges Duby, Les trois ordres ou L’imaginaire du féodalisme, Paris, Gallimard, 1978. (deutsch: Die drei Ordnungen. Das Weltbild des Feudalismus, Frankfurt a.M. 1986.)
Georges Dumézil, Mythe et Épopée (I – L’Idéologie des trois fonctions dans les épopées des peuples indo-européens, 1968; II – Types épiques indo-européens : un héros, un sorcier, un roi, 1971; III – Histoires romaines, 1973), Paris, Gallimard, rééd. 1995. (deutsch: Mythos und Epos; 1. Die Ideologie der 3 Funktionen in den Epen der indoeuropäischen Völker, Frankfurt/Main [u.a.] 1989.)
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/1666