Duellieren als Rache für Ehebruch und als Rettung der männlichen Ehre

Der Roman Effi Briest von Theodor Fontane und die Novelle Lieutenant Gustl von Arthur Schnitzler erschienen an der Wende zum 20. Jahrhundert. Beide thematisieren unter anderem den Ehrenkodex des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Während Baron von Innstetten – der Ehegatte der Protagonistin in Theodor Fontanes Roman – nach Bekanntwerden der Liebschaft seiner Ehefrau mit einem Offizier nicht zögert und den Liebhaber im  Duell tötet, hadert der junge Leutnant in Arthur Schnitzlers Novelle mit dem Suizidgedanken, da er vom ihn beleidigenden Bäckermeister am Duell gehindert wurde und so dem militärischen Ehrenkodex nicht entsprechen konnte.

Interessant in Hinblick auf das Duellieren ist die gesetzliche Lage. Wie mich eine Kollegin aufmerksam machte, greift Evelyne Polz-Heinzl im Nachwort der bei Reclam erschienenen Ausgabe des Lieutenant Gustl diese Frage auf. Mit Verweis auf das von William M. Johnston 1974 erschienene Buch Österreichische Kultur- und Geistesgeschichte hält sie fest, dass 1911 Duelle mit Ausnahme einiger triftiger Gründe verboten wurden. Zu diesen triftigen Gründen zählte der Ehebruch:

In den Jahren nach dem Erscheinen des Lieutenant Gustl sollte die Institution des Duells aber zusehends verfallen, und zwar genau aufgrund der Interferenzen mit justitiablen Tatbeständen. Hatte man Gesetzesverstöße duellierender Offiziere bislang nicht geahndet, hatte Kaiser Franz Joseph noch jeden Offizier, der einen Zivilisten getötet hatte, begnadigt, so verzeichneteten die ab 1902 gegründeten Ligen gegen das Duell stetige Erfolge. Ab 1911 waren Offiziere laut kaiserlichem Dekret nicht mehr verpflichtet, eine Duellaufforderung anzunehmen; mit einigen Ausnahmen, wozu etwa die Rache für Ehebruch gehörte, wurden Duelle verboten.

Arthur Schnitzler: Lieutenant Gustl, hg. von Konstanze Fliedl, 2011, Nachwort von Evelyne Polz-Heinzl, S. 94-95.


Quelle: http://ehenvorgericht.wordpress.com/2013/03/18/duellieren-als-rache-fur-ehebruch-und-als-rettung-der-mannlichen-ehre/

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Publikation “Leitfaden zum Forschungsdaten-Management”

Die aus dem interdisziplinären WissGrid-Projekt entstandene Publikation “Leitfaden zum Forschungsdaten-Management” ist nun analog und digital erhältlich.

Digitale Forschungsdaten sind eine unverzichtbare Grundlage moderner Wissenschaft. Mit ihnen sind aber eine Reihe von notwendigen Datenmanagement-Aufgaben verbunden, damit sie in der aktiven Forschung bestmöglich eingesetzt werden können.

Der Leitfaden zum Forschungsdaten-Management stellt eine Checkliste und Anleitung bereit, um die wichtigsten Aufgaben und Fragen im Forschungsdaten-Management strukturiert zu beantworten und dessen Umsetzung effizient zu planen.

Die editierte Version ist analog im Verlag Werner Hülsbusch unter http://www.vwh-verlag.de/vwh/?p=814 erhältlich sowie open access und digital unter http://www.wissgrid.de/publikationen/Leitfaden_Data-Management-WissGrid.pdf verfügbar. Die nicht-editierten Versionen der WissGrid-Ergebnisse stehen auch weiterhin auf der Projekt-Homepage bereit.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1477

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Lebensmittelskandale und Annette Schavans Doktorarbeit beschäftigten in letzter Zeit nicht nur die Nachrichtenportale, sondern auch den soziologischen Teil des Internets. Was es sonst noch für Neuigkeiten aus der Soziologie und dem Soziologiemagazin gibt, erfahrt ihr in unserem aktuellen Wochenrückblick für die ersten zwei Märzwochen. Unter anderem mit aktuellen Call4Papers, Tagungsankündigungen und Verweisen auf Interviews und Dokumentationen.

News aus der Soziologie und vom soziologieblog im Zeitraum 01.März bis 15. März 2013 News aus der Soziologie 1.) Soziale (In)mobilität: “Vor allem zählt der richtige Stallgeruch” http://www.zeit.de/studium/uni-leben/2013-02/eliten-forscher-hartmann-stipendium-exzellenzinitiative 2.) “Die Plagiatsverfahren sollen völlig umgekrempelt werden, fordern einflussreiche Wissenschaftler. Warum eigentlich? … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/4501

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Mehr als Wissenschaftskommunikation: Studentisches Publizieren – ein Kommentar von Sandra Hofhues

http://www.sandrahofhues.de/2013/01/26/mehr-als-wissenschaftskommunikation-studentisches-publizieren Der durch den Beitrag “Wissenschaftstheorie, Wissenschaftspolitik und die Gründung eines ‘Instituts für Studentisches Publizieren’ — einige Überlegungen” (http://www.lisa.gerda-henkel-stiftung.de/blog.php?nav_id=4142) in L.I.S.A. Das Wissenschaftsportal der Gerda-Henkel-Stiftung initiierte Kommentar der Hamburger Mediendidaktikerin und Kennerin Studentischen Publizierens Sandra Hofhues versteht unter Studentischem Publizieren drei Bereiche: das wissenschaftliche, das journalistische sowie das organisationale Studentische Publizieren.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/03/3985/

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Lexikon zur Computergeschichte: Advanced Research Projects Agency Network – ARPANET

Das Advanced Research Projects Agency Network beruhte auf der seit Beginn der 1960er Jahre insbesondere am MIT entwickelten Idee einer dezentralen Kommunikation für strategsich relevante Verteidigungsprojekte in den USA. Der Startschuss war die Inbetriebnahme des Netzwerkknotens Leonard Kleinrocks an der Universität von Kalifornien im September 1969, die erste Datenübermittelung fand am 29. Oktober 1969 um […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/03/3972/

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Lernen aus der antiken Geschichte

 

“Der Historiker ist ein rückwärtsgekehrter Prophet”, sagte schon Friedrich Schlegel (Athenäum, I, 2, 20) und hatte damit vollkommen recht, denn die Beschäftigung mit der Geschichte bringt wesentlich mehr mit sich als Daten, Fakten und Ereignisse. Einsichten in die Psychologie der … Weiterlesen

 

 

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/547

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Alte Inhaltsverzeichnisse

Ich bin gerade auf der Suche nach einer Definition in Georg Jellineks Allgemeiner Staatslehre (nach der Auflage von 1928) und bin – mal wieder – ganz begeistert von der Sitte, ausführliche Inhaltsverzeichnisse zu erstellen.
Nicht nur, dass alle Unterkapitel kürzer als 10 Seiten sind und die Gliederung dementsprechend fein ist (22 Kapitel auf insgesamt ca. 800 Seiten mit je etwa 5 Unterkapiteln, teils haben diese auch noch eine Untergliederung), sondern diese kurzen Unterkapitel werden auch im Inhaltsverzeichnis in ein, zwei Sätzen zusammengefasst. Gut, das Inhaltsverzeichnis allein hat etwas über zwanzig Seiten. Aber die Orientierung im Buch erleichtert es ungemein!
Im übrigen erinnert mich das vom Stil auch sehr an meine Outline, an der ich gerade sitze…

Quelle: http://csarti.net/2013/03/alte-inhaltsverzeichnisse/

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Tagungsankündigung (Uni Heidelberg): “Politische Theorie und Gesellschaftstheorie – Zwischen Erneuerung und Ernüchterung” (25.-27.09.2013)

Gesellschaftstheorie richtet sich auf das Ganze der Gesellschaft. Während Gesellschaftstheorie durchaus ohne Politische Theorie denkbar ist, scheint die Politische Theorie explizit oder implizit auf gesellschaftstheoretische Annahmen angewiesen zu sein. Vor diesem Hintergrund und einem angesichts vielfältiger Krisendiskurse neu erwachten Interesse … Weiterlesen

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/4421

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Zahlen lügen wieder – Die Studie zu Facebook-Likes und Persönlichkeit

Wahrscheinlich ist inzwischen fast jede|r über die von Microsoft Research unterstützte Studie zu Facebook-Likes und Persönlichkeitsstruktur gestolpert. Sie ist bei PNAS Open Access erschienen, so dass sich jede|r ihr|sein eigenes Bild machen kann. Kollege Lars Fischer von den Scilogs hat das Ganze dankenswerterweise mal aufgegriffen, ich habe mich ein wenig in den Kommentaren vergangen und schließlich beschlossen, mich hier etwas länger auszulassen. Wenn ich mich nicht irre, gibt es nämlich Erstaunliches zu berichten. Ich habe ja schon öfter hier zur Statistik geschrieben und dabei auch erwähnt, dass ich keine wirkliche Ausbildung auf dem Gebiet genossen habe, sondern allenfalls eine gefährliche Mischung aus Bauchgefühl und angelesenem Halbwissen zum besten geben kann. Ich lasse mich also gerne verbessern.

Zunächst zu den Ergebnissen – die Studie behauptet z.B. zwischen Homo- und Heterosexuellen Männern zu 88% richtig zu diskriminieren (“The model correctly discriminates between homosexual and heterosexual men in 88% of cases”). Da es mehr als zwei Spielarten der sexuellen Orientierung gibt, die Autoren aber ein binäres Merkmal (also +/-) haben wollen, vereinfachen sie so, dass jeder Mann, der nicht ausschließlich Männer als mögliche Sexualpartner angegeben hat, das heterosexuelle Merkmal trägt. Was aber bedeuten die 88%? Lars meinte (durchaus nachvollziehbar, das dürften die meisten so interpretieren, hier z.B. auch die Zeit), der Algorithmus läge in 88% der Fälle richtig, d.h. von 100 Homosexuellen erkennt er 88 als homosexuell, 88 von 100 Heterosexuellen als heterosexuell. Wenn jetzt das Verhältnis sehr unwuchtig wird (d.h. eine Gruppe im Vergleich zur anderen sehr klein wird), bekommt man verhältnismäßig viele falsche Zuordnungen (falsch positive) in der kleineren Gruppe. Genau das habe ich in meinem Weihnachtsblogpost anhand eines anderen Beispiels thematisiert.

Schaut man in die Studie, so geben dort 4,3% der Männer an, sie seien homosexuell veranlagt. Insofern hätte ich einen guten Algorithmus an der Hand, der 95,7% der Probanden richtig zuordnet – indem nämlich alle als heterosexuell eingeordnet werden.

Ganz so einfach ist es dann doch nicht – die 88% sind nämlich (sorry, ich drück mich ums Übersetzen) “the prediction accurancy of dichotomous variables expressed in terms of the area under the receiver-operating characteristic curve (AUC)”. Puh, Integralrechnung, denkt sich der Kenner, alle anderen lesen den anschließenden Halbsatz “which is equivalent to the probability of correctly classifying two randomly selected users one from each class (e.g., male and female).” Übertragen auf unser Beispiel: Man nehme zwei Individuen, eines, das sich das homosexuelle, eines, das das heterosexuelle Merkmal gegeben hat. Der Algorithmus, basierend auf vergebenen Facebook-Likes (mit einer mehr oder weniger aufwändigen Hauptkomponentenanalyse dahinter), ordnet einem der Individuen das homosexuelle, dem anderen das heterosexuelle Merkmal zu.

Und da frag ich mich jetzt, ob das Ergebnis besonders gut oder zumindest aussagekräftig ist. Betrachten wir zuerst die Baseline: Die Wahrscheinlichkeit, völlig uninformiert richtig zu liegen, beträgt 50%. Offenbar leistet der Algorithmus also gute Arbeit, 88% sind ja ne ganze Stange mehr richtige Vorhersagen, von 100 Paaren werden nur 12 falsch zugeordnet. Aber was hat man davon? Wann in der Welt hat man es denn mit einem Personenpaar zu tun, von dem man weiß, dass nur eine Person ein Merkmal trägt (also z.B. heterosexuell ist), die andere aber auf keinen Fall. Und beauftragt dann einen Algorithmus, der mehr oder weniger sicher herausfindet, welche die Merkmalsperson ist? Also, der Messwert scheint zwar in Ordnung zu sein, sagt uns aber nichts darüber, in wie vielen Fällen der Algorithmus richtig läge, würde ihm nur ein Individuum präsentiert. Die Zahl wäre aber die Interessante gewesen (bzw. derer vier: Anzahl der richtig positiven, der falsch positiven, der falsch negativen und der richtig negativen). Kann sich jetzt jede|r selbst zusammenreimen, weshalb die Autoren sie nicht angeben.

So bin ich lediglich erstaunt darüber, wie eine Studie, die eine sehr eingeschränkte Aussage trifft, auf so große Resonanz stößt. Es gibt auch noch ein paar weitere Dinge zu bemängeln, etwa, dass offenbar direkt auf den Trainingsdaten klassifiziert wurde, statt Testdaten dafür zu erheben. Das würde in keiner Studie zur Sprachverarbeitung so durchgehen. Aber irgendwas scheint hier anders zu funktionieren.

Not facebook not like thumbs down

By Enoc vt (File:Botón Me gusta.svg) [Public domain or CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/841

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