Link-Hint Nr. 16 [12.05.2014]: “Die Chronik der Wende”. 163 Tage Rückblick auf die Wendezeit — ein trimediales Projekt des ORB

http://www.chronikderwende.de Aufg Grundlage der vom (früheren) Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg entwickelten 163-teiligen Sendereihe “Chronik der Wende” wurde die vorliegende Internetpräsenz entwickelt. Das Angebot erscheint auf dem ersten Blick hinsichtlich der Benutzerführung etwas veraltet, da die insgesamt drei Navigationsleisten erst einmal Verwirrung stiften. Berücksichtigt man, dass das Angebot laut eigenen Angaben seit knapp 15 Jahren nicht mehr […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/05/5114/

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Von Köln über Barcelona zur DDR-Geschichte

Weinert

Es ist die quälende Ungewissheit, die der Film “Die Familie” von Stefan Weinert so plastisch darstellt. Weinert erzählt die Geschichte der Familien von Mauertoten. Bis heute wissen manche von ihnen nicht, was ihren Söhnen, Ehemännern oder Brüdern tatsächlich zugestoßen ist.

Auf der 7. Geschichtsmesse in Suhl präsentierte Weinert seinen Film “Die Familie”. Im “MONTAGSRADIO – Vor Ort” spricht er mit Miriam Menzel und Patrick Stegemann über seinen Weg vom Schauspieler zum Filmemacher und erklärt, warum er erst von seiner Heimatstadt Köln nach Barcelona gehen musste, um sich intensiver mit der DDR auseinanderzusetzen.

Der Film “Die Familie” wurde mittlerweile mit dem “Cinema for Peace”-Award ausgezeichnet, hier ein visueller Vorgeschmack.

Die Reihe “MONTAGSRADIO – Vor Ort in Suhl” wurde gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

 

Für einen schnellen Überblick: die Timeline zum Gespräch mit Stefan Weinert

0:35 Worum geht’s im Film “Die Familie”?

1:34 Wie kamst du zu den Protagonisten?

2:45 Vom Schauspiel zur Zeitgeschichte

7:00 Probleme als Westdeutscher und “Aufarbeitungsneuling”

12:00 Klassische Dokumentarfilme sind alle gleich – mit diesen Rezeptionsgewohnheiten möchte Weinert brechen.

13:00 Weinert vertraut der Kraft der Zeitzeugen.

15.20 Wie hält man als Filmemacher das Leid der Zeitzeugen aus, das im Film ja so eine große Rolle spielt?

17.45 Was ist die Grenze der Brutalität, die im Film gezeigt werden kann?

19.10 Was leistet der Film eigentlich?

22:00 “Cinema for Peace”-Award, aber kein Sendeplatz im deutschen Fernsehen!?

23:20 Wie kommt Film international an?

27:20 Der Film funktioniert in Spanien besser als in Westdeutschland – entscheidend ist die Diktaturerfahrung, nicht die regionale Nähe.

34:00 Montagsradio Fragebogen

35:00 Stefan Weinerts Filmempfehlung: “Die Wohnung”.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2014/04/14/von-koeln-ueber-barcelona-zur-ddr-geschichte/

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aventinus visio Nr. 8 [31.3.2014]: „Die wissen nicht, wohin mit ihrer Kraft“ — Generationen in der frühen DDR. Der Film Berlin Ecke Schönhauser (1957)

Film ist eine vergleichsweise junge Quellengattung mit erheblichem Erkenntnispotenzial für die zeitgeschichtliche Forschung. Mit Blick auf die frühe DDR soll untersucht werden, welche Darstellung die Generationenthematik in der DEFA-Produktion Berlin Ecke Schönhauser (1957) erfährt. http://bit.ly/1ojgnq4

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/03/5015/

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Von der “Gamification” der Geschichte

MoRa_Hawlitschek_Scheffler

“Spielen macht klug. Warum Computerspiele besser sind als ihr Ruf” titelte der SPIEGEL im Januar 2014. Ist diese Botschaft im Bildungsbereich angekommen? Welche Segnungen hält die Digitalisierung für den Bereich der historisch-politischen Bildung bereit? Und wo liegen die Grenzen der “Gamification”?

Wir haben auf der  7. Geschichtsmesse in Suhl mit Dr. Anja Hawlitschek (Zentrum für multimediales Lehren und Lernen, MLU Halle-Wittenberg) und Franziska Scheffler (BStU, Außenstelle Leipzig) über Adventurespiele im Geschichtsunterricht und Geocaching mit Stasiakten gesprochen. Fazit: Die historisch-politische Bildung muss im 21. Jahrhundert ankommen, aber nicht auf jeden Zug aufspringen.

Anja Hawlitschek hat die multimediale Lernumgebung “1961″ entwickelt (Veröffentlichung: Sommer 2014), Franziska Scheffler betreut das History Caching Projekt “Untold Stories”. Das Gespräch führten Miriam Menzel und Patrick Stegemann.

In der Reihe “MONTAGSRADIO – Vor Ort in Suhl”, gefördert von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, werden im März 2014 zwei weitere Gespräche zu diesen Themen veröffentlicht:

Mit dem Regisseur und Schauspieler Stefan Weinert sprechen wir über seinen mittlerweile preisgekrönten Dokumentarfilm “Die Familie”.

Mit Dr. Thomas Schleper, Leiter des Projektverbunds “1914 – Mitten in Europa”, diskutieren wir über neue Zugänge zur “Urkatastrophe” des 20. Jahrhunderts, die Vielfalt der europäischen Erinnerung an den Ersten Weltkrieg und Möglichkeiten der Synthese.

 

Für einen schnellen Überblick: die Timeline zum Gespräch mit Anja Hawlitschek und Franziska Scheffler

01:00 Kurzvorstellung „Zentrum für multimediales Lehren und Lernen“

02:30 Das Projekt “Untold Stories”

04:45 Modernes Lernen / Mobile Learning

06:05 Geocaching – so geht‘s

09:00 Zielgruppen von Geo- und Histocaching

11:10 Macht Spielen klug?

13:00 Das Adventurespiel “1961″

13:45 Gamification: Aufschrei, positive Resonanz, Grenzen

20:00 Noch einmal: Machen Computerspiele klug?

22:15 MONTAGSRADIO-Fragebogen

 

Foto (v.l.n.r.): Patrick Stegemann regelt noch Etwas. Franziska Scheffler und Anja Hawlitschek haben gute Laune mitgebracht (Kooperative Berlin / CC BY-NC-SA 2.0).

Quelle: http://www.montagsradio.de/2014/02/27/von-der-gamification-der-geschichte/

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Ausstellung: Geschichte und Politik zwischen 1914 und 1989 in DDR-Comics

In der DDR kannte sie jeder: die Comiczeitschriften ATZE und MOSAIK. Mit monatlichen Auflagen in Millionenhöhe gehörten sie zum Alltag von Generationen. Von 1955 bis 1975 zogen die MOSAIK-Helden der Digedags, später dann die Abrafaxe in jahrmarktsbudenbunten Abenteuern durch die Zeitalter und Kontinente. Dabei folgten ihre Schöpfer nicht nur der eigenen künstlerischen Fantasie, sondern waren einem erstaunlich bildungsbürgerlichen Anspruch verpflichtet. Das von 1955 bis 1991 erschienene Magazin ATZE hingenen wurde von Comics mit politischem Hintergrund dominiert.

aus: Atze 6/1988

Die Ausstellung im Kunstverein Tiergarten Berlin zeigt, wie Geschichte und gesellschaftliche Entwicklung in einem für kommunistische Diktaturen ungewöhnlichem Medium interpretiert wurden. Erstmals überhaupt wurde das Prinzip der angestrebten kompletten „Durchherrschung“ aller Lebensbereiche am Beispiel der kulturellen Sphäre diskutiert: Text und Bild der Comics hatten mit der Darstellung geschichtlicher oder zeithistorischer Ereignisse in allen anderen DDR-Medien übereinzustimmen. Entsprechend entfaltet sich anhand von Bildern, Objekten und Fotografien vor dem Besucher die Ikonografie des Sozialismus.

aus: ATZE 7/1977, S. 5

In der Ausstellung werden Motive aus den Comics neben die medialen Vorlagen der Grafiker gestellt. Im Fall von ATZE adaptierte man z.B. sowjetische Filme oder DEFA-Produktionen mit politischen Inhalten wie der Oktoberrevolution, führenden Politikern wie Ernst Thälmann oder historischen Ereignissen wie dem Mauerbau. Lebensgroße Figuren wie z.B. von DDR-Präsident Wilhelm Pieck machen die Orientierung an Heiligendarstellungen und religiöser Ikonografie deutlich.

Das „MOSAIK-Kollektiv“ orientierte sich dagegen vorwiegend an populärwissenschaftlichen Werken und Bildbänden beispielsweise zur Erdgeschichte, Geographie, Technik- und Industrieentwicklung. 1959/60 erleben die Digedags Abenteuer auf dem erdähnlichen Planeten Neos. Dort ist die schöne neue Zukunftswelt nach der Vollendung von Walter Ulbrichts ehrgeizigem Wirtschaftsprogramm bereits Wirklichkeit geworden.

aus: ATZE 12/1975, S. 5

Großformatige Comicpanels stehen in der Ausstellung in Korrespondenz zu Modellen ihrer prägnantesten Motive: Dazu gehören das erste und einzige in der DDR entwickelte Düsenpassagierflugzeug oder das ehrgeizige Projekt einer Einschienenbahn, das am Beispiel eines PIKO-Spielzeugmodells vorgestellt wird. Auch die doppelseitige Comic-Zukunftsphantasie des Flughafens Berlin-Schönefeld vom Februar 1960 wird manchen Besucher von heute nachdenklich stimmen.

Nach offizieller Kritik an zuviel Klamauk wandte sich MOSAIK der Technikgeschichte zu, wobei insbesondere die akribische Transformation historischer Bildvorlagen aus Geschichte und Kunst, z.B. nach Georgius Agricola oder William Hogarth, in ein zeitgenössisches Bildvokabular besticht. Auf vielfältige Weise öffnet die Ausstellung ein Panorama von historischen, kunstgeschichtlichen und wissenschaftlichen Referenzen und verdeutlicht, wie zentral auch die zunächst sich an junge Menschen richtenden Publikationen der DDR-Comics ATZE und MOSAIK im Kontext politischer Programmatik und Propaganda zu begreifen sind.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus und der Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und wurde kuratiert von Dr. Thomas Kramer (Berlin). Sie wurde ermöglicht aus Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Eröffnung:
Galerie Nord, Turmstraße 75, 10551 Berlin am 28. Februar um 19 Uhr.

Es sprechen:
Dr. Ralf F. Hartmann, Kunstverein Tiergarten
Dr. Matthias Rößler, Präsident des Sächsischen Landtags
Rainer Eppelmann, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Dr. Thomas Kramer, Kurator

Ausstellung: 29.2. – 29.3.2014, Di – Sa, 13-19 Uhr

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1175

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Dokumentarische Fotografie und visuelle Soziologie

„Familie E. (Ärztin, Archäologe) am Esstisch“ (Berlin, Mai 1985)

 

In der Ausgabe „Soziale Ungleichheit im Staatssozialismus“ der „Zeithistorischen Forschungen“ (Heft 2/2013) findet sich ein interessanter Artikel zu dokumentarischer Fotografie und visueller Soziologie. Agneta Jilek stellt in ihrem Aufsatz die Serie „Familienporträts“ des ostdeutschen Fotografen Christian Borchert vor, die sich in dem Spannungsfeld „zwischen zeithistorischem Dokument, sozialhistorischer Quelle und subjektiv-künstlerischer Aussage“ bewegt. Ab 1979 fotografierte Borchert mehrere hundert Familien in der DDR, meist in ihrer privaten Umgebung, teils als Selbstauftrag, teils gefördert von der Gesellschaft für Fotografie. Jilek untersucht in ihrem Aufsatz eine Auswahl von Bildern unter der Fragestellung, welches Gesellschaftsbild und welche Indizien sozialer Ungleichheit sich in den Fotografien widerspiegeln.

Die Autorin Agneta Jilek ist Doktorandin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und am Graduiertenzentrum Geistes- und Sozialwissenschaften der Research Academy Leipzig. Sie ist Promotionsstipendiatin der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit der Thematik „Der Arbeiterstaat im Bild: Die Repräsentation von Arbeit in der künstlerischen DDR-Fotografie der 1970er und 80er Jahre“.

Siehe dazu auch eine Rezension zu Borcherts im Jahre 2014 erschienenen Buch „Familienporträts.

[...]

Quelle: https://www.visual-history.de/2013/11/08/dokumentarische-fotografie-und-visuelle-soziologie-christian-borcherts-familienportraets-aus-der-ddr-der-1980er-jahre-von-agneta-jilek/

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“Wir wollen freie Menschen sein”. Ausstellung zum DDR-Volksaufstand in Warschau

Der 17. Juni ist in der deutschen Geschichte ein feststehendes Datum der Erinnerung an den Volksaufstand in der DDR 1953. Bis zur Wiedervereinigung war der Tag im Juni der “Tag der deutschen Einheit”. Nach der Wiedervereinigung ist er bis heute in Deutschland ein Gedenk-, allerdings kein Feiertag mehr. Heute jährt sich der 17. Juni 1953 zum sechzigsten Mal.

Ein sowjetischer Panzer vor dem Gebäude des Georgi-Dimitroff-Museums (des ehemaligen Reichsgerichtes) in Leipzig um den 17. Juni 1953.
Bild: Bundesarchiv, Bild 175-14676 / CC-BY-SA

Am 5. Juni 2013 wurde im Warschauer Dom Spotkań z Historią (Haus der Begegnung mit der Geschichte) die Ausstellung Chcemy być wolni“ („Wir wollen freie Menschen sein“) eröffnet. Die sowohl in deutscher als auch in polnischer Sprache gestaltete Ausstellung soll an die Ereignisse vom 17. Juni 1953 erinnern, als in zahlreichen Städten der DDR eine Million Menschen – erstmalig im damaligen Ostblock – auf den Straßen gegen die kommunistische Diktatur demonstrierten. Die von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur konzipierte Ausstellung wird in Warschau unter Federführung der Deutschen Botschaft Warschau gezeigt, in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Institut Warschau und der Universität Warschau.

Ruth Leiserowitz,stellvertr. Direktorin des DHI Warschau Ulrich Mählert, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Markus Meckel, ehem. Minister, Ratsvorsitzender der Stiftung Aufarbeitung SED-Diktatur Rüdiger Freiherr von Fritsch, Deutscher Botschafter in Polen Ehrengast Tadeusz Mazowiecki, erster frei gewählter Ministerpräsident Polens Huberta Freifrau von Fritsch, Ehefrau des Botschafters (v.l.) bei der Ausstellungseröffnung.

Ruth Leiserowitz,stellvertr. Direktorin des DHI Warschau, Ulrich Mählert, Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Markus Meckel, ehem. Minister, Ratsvorsitzender der Stiftung Aufarbeitung SED-Diktatur, Rüdiger Freiherr von Fritsch, Deutscher Botschafter in Polen, Ehrengast Tadeusz Mazowiecki, erster frei gewählter Ministerpräsident Polens und Huberta Freifrau von Fritsch, Ehefrau des Botschafters (v.l.) bei der Ausstellungseröffnung. 

Für die polnische Version der Ausstellung, die wissenschaftlich gemeinsam von Jens Boysen (DHI Warschau) und Jerzy Kochanowski (Universität Warschau) betreut wird, wurden zwei Tafeln hinzugefügt, die darüber informieren, wie Staatsmacht und Gesellschaft in Polen zeitnah auf die ostdeutschen Ereignisse reagierten.

Bei der Eröffnung sprachen der erste polnische Premierminister nach 1989 und Ehrengast Tadeusz Mazowiecki, der Direktor des Hauses der Begegnung mit der Geschichte Piotr Jakubowski, der deutsche Botschafter in Polen Freiherr Rüdiger von Fritsch, die stellvertretende Direktorin des DHI Warschau Ruth Leiserowitz sowie der gegenwärtige Vorstandsvorsitzende der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Markus Meckel.

Weitere Informationen zur Ausstellung sind hier zu finden.

 

Quelle: http://de.hypotheses.org/72012

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Kunst wurde überschätzt

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Bildende Kunst aus Ost und West der Zeit 1945 bis 1968. Auf der einen Seite die offene Struktur des Abstrakten als Symbol der Freiheit – auf der anderen Seite der sozialistische Realismus mit seiner Individualität und Figuration? Inwiefern vermittelt sie – gegenübergestellt – die ideologischen Gräben zwischen den konkurrierenden deutschen Teilstaaten? Unter dem Titel “Der geteilte Himmel” stellt die Neue Nationalgalerie die Hauptpositionen von Ost und West der Epoche 1945 bis 1986 vor.

Die Unterscheidung der “abstrakten” Kunst des Westens auf der einen Seite und der “figurativen” oder der “Staatskunst” des Ostens auf der anderen Seite greift zu kurz. Welche Rolle spielte die Kunst jeweils in Ost und West während der politischen Ereignisse des Kalten Krieges konkret? Und welche Bedeutung kommt dem Staat bei der Ausübung der Kunst zu? Im MONTAGSRADIO “Vor Ort” in der Neuen Nationalgalerie sprechen Markus Heidmeier und Jochen Thermann mit der Kunsthistorikerin Susanne von Falkenhausen, Professorin für Neuere Kunstgeschichte an der Humboldt Universität zu Berlin, und der Kunstkritikerin Ingeborg Ruthe über die Charakteristika der Kunst in Ost  und West, über “Aushandlungsformen und -prozesse” in der Künstlerszene, über Leitbilder und Begegnungen. Sie sprechen auch über Kontinuitäten und Brüche vor und nach 1945, verursacht durch das NS-Regime und seine Protagonisten.

 

Und hier noch die Timeline zu dem Gespräch:

- 01:00 Erste Eindrücke: “Über die Gräben hinweg Dialoge anzetteln”

- 05:00 abstrakte Kunst des Westens vs. “Staatskunst” der DDR?

- 09:00 “im Rahmen der Nation gedacht”

- 11:00 Produktionswirklichkeiten von Künstlern in der DDR – “Bilder mit der Butterseite zur Wand”

- 15:50 die Restriktionen des Westens

- 20:00 Kontinuitäten und Brüche nach 1945

- 24:00 das Leitbild der Kunstproduktion in der DDR

- 27:30 Wann hatte der Staat Angst vor der Kunst?

- 32:00 die Individualität der DDR-Kunst in den 70er und 80er Jahren

- 37:00 gibt es eine “deutschere” Kunst?

- 40:00 Allegorien, Metaphern und Gleichnisse

- 43:30 Gab es Begnungen zwischen den Künstlern in Ost und West?

- 46:00 Überraschungen & Entdeckungen der Ausstallung

- 49:30 MONTAGSRADIO-Fragebogen

 

Die Ausstellung “Der geteilte Himmel. Die Sammlung. 1945 bis 1968″ ist noch bis September 2013 in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2013/06/10/kunst-war-uberschatzt/

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Quellennetzwerke der DDR-Auslandsspionage im Ostseeraum

Ein Gastbeitrag von Kimmo Elo. Der Kalte Krieg brachte auch die Teilung des Ostseeraums mit sich, so dass der berühmte eiserne Vorhang nicht nur durch das kontinentale Europa, sondern auch durch den Ostseeraum lief. Obwohl die nordischen Länder – Finnland, Schweden, Norwegen, Dänemark und Island – alle zur westlichen Gemeinschaft gehörten und eine „imagined community“ (Benedict Anderson) formierten, so sind – was den internationalen Handlungsspielraum der nordischen Länder angeht – unter dieser gemeinschaftlichen Oberfläche auch deutliche Unterschiede erkennbar. Wegen seines mächtigen Nachbars, der Sowjetunion, besaß Finnland den kleinsten Handlungsspielraum. Schweden als neutrales Land (oder zumindest ohne Bündniszugehörigkeit) in der Mitte konnte sich einen relativ großen Handlungsspielraum leisten. Dagegen wurde der internationale Handlungsspielraum der drei NATO-Mitgliedstaaten Norwegen, Dänemark und Island durch diese Bündniszugehörigkeit eingeschränkt.((S. dazu Steinbock, D. (2008). NATO and Northern Europe: From Nordic Balance to Northern Balance. American Foreign Policy Interests, 30(4):196–210; Musiał, K. (2009). Reconstructing Nordic Significance in Europe on the Threshold of the 21st Century. Scandinavian Journal of History, 34(3):286–306.))
Operational lag der Schwerpunkt der DDR-Auslandsspionage auf der Bundesrepublik Deutschland sowie den europäischen NATO-Staaten. Diesen gegenüber spielten die nordischen Staaten eine eher marginale Rolle. Insgesamt wurden zwischen den Jahren 1969 und 1989 insgesamt 6.500 Informationen zu den nordischen Angelegenheiten an die HV A geliefert. Da im gleichen Zeitraum mehr als 450.000 Informationen bei der HV A eingingen, waren die nordischen Länder mit ihrem Anteil von 1,4 % eher das Schlusslicht.

Netzwerk_Ostseeraum

Abbildung 1: Quellen und Lieferungen zu nordischen Angelegenheiten aus dem Quellennetzwerk der HV A im Ostseeraum (Quelle: eigene Berechnungen).
Zum Vergrößern anklicken.

 

Dennoch gab es zwischen den nordischen Ländern auch Unterschiede. In der Abbildung 1 wird jedes Land mit einem Kreis dargestellt. Je mehr Quellen zu diesem Land geliefert haben, desto größer ist der Radius des Kreises. Die Liefermengen werden mit dem Pfeil zu der HV A visualisiert: je breiter der Pfeil, desto mehr wurde geliefert. Was die Quellenanzahl angeht, so war Schweden mit 659 Quellen der Spitzenreiter, gefolgt von Dänemark (557) und Norwegen (451). Das Schlusslicht bildet Finnland mit seinen 352 Quellen. Hier sei jedoch anzumerken, dass die Quellenanzahl alle Quellen beinhaltet, die je zu nordischen Angelegenheiten geliefert. Somit geben sie keine Auskunft darüber, wo diese Quellen tätig gewesen sind.((Datenquelle: BStU, MfS, HV A/MD/2-5, SIRA TDB 11-14 (Stand: 15. September 2011). S. dazu auch Kimmo Elo; Helmut Müller-Enbergs: Suomen merkitys DDR:n ulkomaantiedustelun kohteena. Kosmopolis, 2010, 40(4), S. 31–47.))

Den Liefermengen sind einige interessante Aspekte zu entnehmen. Insgesamt sind die Lieferungen je Quelle sehr gering gewesen. Durchschnittlich hat eine Quelle nur 3–4 Informationen zu spezifisch nordischen Angelegenheiten geliefert und ca. 90 Prozent der Quellen wurden von weniger als fünf Informationen geliefert. Es sieht also so aus, als seien die nordischen Angelegenheiten für die meisten Quellen eher ein marginales Thema gewesen, der Schwerpunkt ihrer Lieferungen lag auf anderen Bereichen. Auch die Spitzenquellen haben die HV A mit Informationen nicht gerade überflutet (Finnland: 76 Lieferungen, Schweden: 59 und Dänemark: 64). Die klare Ausnahme ist Norwegen. Die Spitzenquelle zu norwegischen Angelegenheiten (XV/5368/62, „Lanze“) hat ganze 338 Informationen geliefert.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die nordischen Länder trotz ihrer geo- und sicherheitspolitischen Lage für die HV A operativ eher ein Marginal- bzw. Randgebiet waren. Dabei sei jedoch anzumerken, dass die bisherigen Forschungsergebnisse, vor allem was die Lieferungen angeht, vorwiegend auf Unterlagen mit speziellen Länderhinweisen beruhen. Da Unterlagen zu bestimmten Themenbereichen wie z.B. wissenschaftlicher oder wirtschaftlicher Spionage kaum mit Länderhinweisen versehen worden sind, sind unsere Erkenntnisse über nicht-länderspezifische Tätigkeiten der HV A in den nordischen Ländern sehr lückenhaft. In den kommenden Jahren hoffe ich, zur Schließung dieser Forschungslücke beitragen zu können. Die von mir angewandte historische Netzwerkanalyse hat bereits jetzt ihre Stärken bei Erschließung von verdeckten Verbindungen bewiesen. Daher ist anzunehmen, dass sich diese Methode auch künftig bei der Spurensuche von HV A-Aktivitäten in den nordischen Ländern als effektiv erweisen wird.

Der finnische Historiker Kimmo Elo lehrt Zeitgeschichte an der (finnischsprachigen) Universität Turku sowie an der (schwedischsprachigen) Åbo Akademi. Seine Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Geschichte der europäischen Integration und die deutsche Geschichte. In letzter Zeit hat er sich mithilfe der Methode historischer Netzwerkanalyse der Erforschung der Stasi-Tätigkeit in Nordeuropa und weiteren Aspekten der Spionagegeschichte gewidmet. Auf dem Deutsch-Finnischen Historikerseminar in Berlin im Februar 2013 hielt er einen Vortrag zur Stasi-Tätigkeit in Finnland. Die Powerpoint-Folien sind hier abrufbar.

 

 

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1606

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Das unbekannte trojanische Pferd: Schweden und die DDR im Kalten Krieg

 

Ein Gastbeitrag von Charlotta Seiler Brylla. Das Interesse für die Beziehungen zwischen der DDR und Schweden während des Kalten Krieges scheint nicht nachzulassen. Besonders die Aktivitäten des Ministeriums für Staatsicherheit (MfS) im Königreich Schweden erregen nach wie vor die Aufmerksamkeit von LeserInnen und Medien, was die auch hier auf dem NordicHistoryBlog bereits behandelte letztjährige Debatte über Birgitta Almgrens Buch Inte bara spioner… Stasi-infiltration i Sverige under kalla kriget [Nicht nur Spione…Stasi-Infiltration in Schweden während des Kalten Krieges] zeigte. Schweden war ein Schwerpunktland für die DDR-Außenpolitik und für die Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der Staatssicherheit. Zu keinem anderen nordischen Land wurden so viele Stasi-Berichte generiert wie über Schweden.

Der schwedische Journalist Christoph Andersson, der sich seit Jahrzehnten mit der DDR beschäftigt, hat in einem kürzlich erschienenen Buch neue Fallstudien über den Wirkungsbereich der Stasi in Schweden vorgelegt. Einer der Fälle – Operation Nordlicht – enthüllt, wie das MfS eine Propagandakampagne gegen Schweden plante. Leiter der Operation war eine Abteilung X, eine Sondereinheit der HVA. Ihr spezieller Auftrag galt der Desinformation, im Stasijargon ausgestattet mit der euphemistischen Bezeichnung Aktive Maßnahmen. Ziel der Operation war es, die schwedische Neutralitätspolitik zu demontieren, indem man versuchte, eine langjährige Tradition politischen Doppelspiels nachzuweisen. Es sollte aufgezeigt werden, wie der schwedische Staat und vor allem das schwedische Königshaus mit Nazideutschland kooperiert hätten, obwohl man sich offiziell als „neutral“ darstellte. Dieselbe Doppelmoral präge Schweden im Kalten Krieg: Unter vorgegaukelter Neutralität unterstütze es nun die westliche Nato-Allianz. Der Plan der Abteilung X war, ein Buch über die Aktivitäten Schwedens im Krieg herauszugeben, das im Rahmen der KSZE-Konferenz in Helsinki wie eine Bombe einschlagen und das schwedische Doppelspiel irreversibel diskreditieren sollte.

Die Abteilung X hatte dafür eine geeignete und zwangsläufig zuverlässige Person gefunden: Kurt Vieweg, Professor für Agrarwissenschaft, der in den Kriegsjahren im schwedischen Exil gewesen war. Vieweg hatte nach seiner Rückkehr als Exilkommunist einen guten Stand und konnte Karriere im SED-Regime machen. Relativ schnell geriet er aber in Ungnade, weil er die Zwangskollektivierung kritisierte. In Schweden hatte Vieweg Landwirtschaft studiert und das schwedische Modell kennengelernt, das eine Mischung aus Kooperation und eigenem Besitz favorisierte. Seine Reformideen hatten keinen Erfolg, die Stasi unterstellte ihm stattdessen „Revisionismus“ und „kontrarevolutionäre“ Tätigkeit. Seine Kontakte zu Herbert Wehner, den er ebenfalls in Schweden kennengelernt hatte, sowie ein Versuch, die DDR zu verlassen, führten dazu, dass Vieweg 1958 zu 12 Jahren Zuchthaus wegen Spionage und Republikflucht verurteilt wurde.

1964 kam Vieweg auf Bewährung frei, allerdings unter der Bedingung, fortan für das MfS tätig zu sein. Anfang der 1970er Jahre wurde er für die Operation Nordlicht eingeteilt. Als Schweden-Kenner und mit persönlichen Erfahrungen als Exilant im Krieg schien er für die anstehende Aufgabe perfekt geeignet. Mithilfe unzähliger Akten sollte Vieweg das Buch über Schwedens Rolle im Krieg als eine Art Ghostwriter verfassen. Dann sollten ein schwedischer Autor und ein Verlag gefunden werden, die bereit gewesen wären, ihren Namen für das Buch zu geben.

Aber dazu kam es nicht. Das Manuskript mit dem Arbeitstitel Das unbekannte trojanische Pferd, der Bezug nimmt auf den antifaschistischen Kabarettisten Karl Gerhard, blieb in einer Schublade der Abteilung X. Die DDR-Führung hatte beschlossen, den schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme für zuverlässig zu halten. Im Rahmen der Helsinki-Konferenz hatte Palme sich für den Vertrag, der unter anderem die Grenzen der DDR anerkannte, außerordentlich eingesetzt.

Palme Honecker SvD

 

Die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter
über Palmes DDR-Besuch 1984

Die Beziehungen zwischen Erich Honecker und Olof Palme blieben auch nach der Helsinki-Konferenz gut. Christoph Anderssons zeigt auf seinem Cover ein Foto der Begegnung beider Regierungschefs in Stralsund 1984. Sowohl die DDR-Presse als auch die schwedischen Medien berichteten von gemeinsamen Bestrebungen für Frieden und Abrüstung in Europa. Beinahe zynisch wirkt in diesem Kontext die Tatsache, dass Schweden und die DDR gerade zu diesem Zeitpunkt den Iran-Irak-Krieg durch Waffen-Exporte am Laufen hielten. Mithilfe der vom MfS kontrollierten Außenhandelsabteilung „Kommerzielle Koordinierung“ (KoKo) konnte der schwedische Rüstungshersteller Bofors große Mengen an Schießpulver in den Iran exportieren. Gleichzeitig lieferte ein anderes DDR-Unternehmen Waffen an den Irak. Anderssons Recherchen im BStU-Archiv zeigen, dass finanziellen Interessen sowohl in Schweden als auch in der DDR letzten Endes eine höhere Priorität als der Friedensfrage zukam

Während die Unterlagen der BStU die Geschäfte zwischen Bofors und dem KoKo-Unternehmen IMES bis ins Detail dokumentieren, konnte (durfte?) Birgitta Almgren bei ihrer Akteneinsicht des schwedischen Nachrichtendienstes (Säpo) hingegen keine einzige Akte zu diesen Embargo-Geschäften finden. Wie die Debatte vom letzten Jahr zeigte, ist der Zugang zu den Säpo-Akten willkürlich und in vielen Fällen nicht möglich. Christoph Anderssons Buch macht noch einmal deutlich, dass diese Debatte weiterhin geführt werden muss.

Charlotta Seiler Brylla ist Kultur- und Sprachwissenschaftlerin und ist seit 2009 Universitätslektorin für Deutsch/Linguistik an der Universität Stockholm. Sie arbeitet zum politischen Gebrauch von Sprache, zu begriffsgeschichtlichen Fragestellungen und hat sich bereits in mehreren Projekten ausgiebig mit den Beziehungen zwischen Schweden und der DDR beschäftigt. Derzeit forscht sie zu den rhetorischen und diskursiven Mitteln, welche bei der politischen “Vermarktung” der DDR gegenüber Schweden eingesetzt wurden.

Quelle: http://nordichistoryblog.hypotheses.org/1561

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