Schulbücher als visuelle Medien

Das Bild als Werbeargument auf der Titelseite: Der erste Geschichtsunterricht. Mit Erzählungen aus dem Weltkriege. Kahnmeyer/Schulze, Bielefeld/Leipzig, 1917, inneres Vorsatzblatt.
Das Bild als Werbeargument auf der Titelseite: Der erste Geschichtsunterricht. Mit Erzählungen aus dem Weltkriege. Kahnmeyer/Schulze, Bielefeld/Leipzig, 1917, inneres Vorsatzblatt.

Das Bild als Werbeargument auf der Titelseite: Der erste Geschichtsunterricht. Mit Erzählungen aus dem Weltkriege. Kahnmeyer/Schulze, Bielefeld/Leipzig, 1917, inneres Vorsatzblatt.

In der Vermittlung von Geschichte spielen Bilder eine wichtige Rolle. Die Entwicklung von Schulbüchern – insbesondere Geschichtsschulbüchern – von einer „Bleiwüste“ hin zu einer multimodalen Sinnstruktur und infolgedessen die Entwicklung der darin enthaltenen Abbildungen von rein illustrativen Objekten hin zu Quellen verstärkt die bildliche Dimension von Bildungsmedien. Das Schulbuch wird zum visuellen Medium. Waren Anfang des Jahrhunderts trotz technischer Machbarkeit – illustrierte Zeitschriften waren bereits in großen Auflagen im Umlauf – noch äußerst wenige Abbildungen in Schulbüchern zu finden, so werden Bilder ab Ende der 1920er-Jahre in einigen Geschichtsschulbüchern bereits als Werbeargument ernst genommen (Abb.). Als Medium des kollektiven Bildgedächtnisses kommt dem Schulbuch eine besondere Rolle zu: Bilder strukturieren Inhalte, visualisieren Sachverhalte, veranschaulichen abstrakte Zusammenhänge und emotionalisieren Lebensweltbezüge. Als potenzieller Träger und Distribuent kollektiver Bildgedächtnisse erfordern Bildungsmedien daher besondere Aufmerksamkeit und interdisziplinär unterfütterte Analysemethoden.

Das Dissertationsvorhaben „Schulbücher als visuelle Medien. Ikonographien des Sozialismus“ versteht das Schulbuch als ein Medium, welches das Bildgedächtnis in besonderer Weise sowohl zu spiegeln als auch zu prägen vermag. Am Beispiel von Abbildungen des Sozialismus als „Signatur” des 20. Jahrhunderts wird untersucht, aus welchen Bildern dieses Gedächtnis jeweils geformt wurde bzw. wird, welche „Sprache“ Schulbuchbildern im Spannungsverhältnis zwischen Bildern und Bild-Texten zu eigen war und wie sich Bildmuster nach Umbrüchen wandelten oder auch über politische Zäsuren hinweg behaupteten. Anhand der seriell-ikonografischen Analyse von deutschen Geschichtsschulbüchern über den Umbruch von 1989/1990 hinaus sollen Bildtraditionen und -brüche analysiert werden und Rückschlüsse über Bildpraxen im Schulbuch und deren Auswirkungen auf den Bilderhaushalt einer Gesellschaft gezogen werden.

 

Institution: Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (Projekt „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“)

Thema: Schulbücher als visuelle Medien – Ikonographien des Sozialismus

Betreuerin: Prof. Dr. Simone Lässig

Laufzeit: 2012-2015

Quelle: http://www.visual-history.de/?p=354

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Workshop: Neue landesgeschichtliche Forschungen zur Geschichte der Weimarer Republik. Personen – Institutionen – Infrastruktur

Titel

Neue Ansätze, Methoden und Forschungsperspektiven der Landes- und Regionalgeschichte zur Erforschung der Weimarer Republik stehen im Fokus eines Workshops, der vom 6. bis 7. März 2014 am Institut für Bayerische Geschichte der LMU München stattfindet.

Diese Seite bietet im Vorfeld eine Diskussionsplattform zu zentralen Thesen.

 

Weimarer Geschichte – Landesgeschichte?

Die Geschichte der Weimarer Republik wird weiterhin – trotz aller Versuche zur Erweiterung des Blickfeldes – als Geschichte des Nationalstaates und seiner Akteure wahrgenommen. Noch zu wenig, und je nach Bundesland in stark unterschiedlichem Umfang wird die Bedeutung landes- und regionalgeschichtlicher Entwicklungen für die Lebenswirklichkeit der Menschen in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren erkannt. Dabei wurden auch in einem eher zentralistischen Bundesstaat wie der ersten deutschen Republik viele Weichen auf subnationaler Ebene in den Gliedstaaten gestellt; die Geschichte der Länder, die zudem stark von Krisendeutungen geprägt und überdeckt ist, bedarf deshalb einer unvoreingenommenen Aufarbeitung.

 

Es ist besonders  die Landes- und Regionalgeschichte, die mit ihrem Zugriff auf alternative Quellengattungen und ihren an der Bevölkerung vor Ort orientierten Fragestellungen unser Geschichtsbild korrigieren und es in neue Bahnen lenken kann. In das Blickfeld des Historikers rücken so neben Aufzeichnungen von Akteuren und Zeitgenossen lokalen Ranges auch kommunale und regional verortete Quellenbestände, die zu oft nur bei der Erstellung von Ortschroniken Beachtung gefunden haben. Ihr Potential ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft, so z.B. mit Blick auf infrastrukturelle Veränderungen, bei denen bekanntlich wichtige Impulse im lokalen Umfeld zu verorten sind.

 

Vom 6. bis 7. März 2014 widmet sich ein Workshop am Institut für Bayerische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München dem inhaltlichen und methodischen Austausch, um der landes- und regionalgeschichtlichen Erforschung der Weimarer Republik neue Impulse zu geben.

Ausgewählte Referate von Doktoranden aus verschiedenen bundesdeutschen und österreichischen Ländern werden die thematische und methodische Vielfalt aktueller Forschungen verdeutlichen und die besonderen Herausforderungen regionaler Geschichtsforschung aufzeigen.

 

Darüber hinaus hat es sich der Workshop zum Ziel gesetzt, die klassische Struktur von Vortragsveranstaltungen mit der ihnen immanenten reduzierten Beteiligungsmöglichkeit für Teilnehmer zu erweitern:

In drei parallel stattfindenden Werkstattgesprächen am 6. März gruppieren sich Referenten und Teilnehmer gemäß ihrer Forschungsinteressen, um sich unter professioneller Moderation über konzeptionelle Herausforderungen der drei Arbeitsfelder Personen-, Institutionen- und Infrastrukturgeschichte auszutauschen. So besteht die Möglichkeit, losgelöst vom Einzelfall methodische und quellenanalytische Probleme ausführlich zu diskutieren.

 

Wir freuen uns auf intensive Diskussionen im Blog und auf dem Workshop!

 

Ihr Organisationsteam

 

Maria Magdalena Bäuml        Matthias Bischel M.A.

Daniel Rittenauer M.A.           Thomas Schütte M.A.

 

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1238

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Das historische Bildarchiv im digitalen Zeitalter

Ein Problem derzeitiger Onlineangebote zur Bildrecherche ist ihre Reduktion auf zumeist knappe Aussagen zum Bildinhalt. Hier ein Beispiel aus dem Online-Bildkatalog des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung: Die Montage zeigt zum einen die spärlichen Angaben zur Aufnahme des Epitaphs Johannes Zecks in der Danziger Marienkirche im Bildkatalog, zum anderen eine Zusammenstellung der Zusatzmaterialien, die sowohl im Entstehungs- wie Rezeptionskontext des abgebildeten Fotos stehen und sich ebenfalls in den Sammlungen des Herder-Instituts befinden (Herder-Institut, Bildarchiv: Inv.-Nr. 89629; Dokumentesammlung: Drost 100–75, -19, -20, Bibliothek: 7 IX C4). Das Beispiel macht deutlich, welcher Verlust an Zusatzinformationen eine reine Nutzung der Onlineangebote mit sich bringen kann im Gegensatz zu einer Zusatzrecherche im analogen Archiv.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die die Fotografie als historische Quelle ernst nehmen, steigern die Ansprüche an das Wissen über die einzelne Bildvorlage. Es geht nicht mehr nur um das abgebildete Objekt oder Geschehen, sondern zunehmend rücken der Entstehungshintergrund und die mögliche Rezeption einer Fotografie ins Zentrum des Interesses.
Fotografien sind faszinierende Quellen, sie können uns einen Eindruck von materiellen Dingen, aber auch Ereignissen vermitteln, wie dies kein Text vermag. Fotografien wirken auf die Betrachtenden in vielschichtiger Weise, sie wirken emotional, und sie verführen allzu leicht, das Abgebildete als wahr und authentisch zu betrachten – schließlich war die fotografierende Person anwesend, also Augenzeuge des auf dem Foto Gezeigten. Fotografien halten einen äußert kurzen Augenblick, einen kleinen Ausschnitt des Geschehenen und des vom Fotografen bzw. der Fotografin Gesehenen für die Nachwelt fest. Dieser kurze mehr oder minder zufällig festgehaltene Moment und Ausschnitt kann nun immer wieder betrachtet sowie verglichen werden und bekommt so eine ungeahnte Bedeutung. Fotografien benötigen häufig begleitende Texte, die uns erst den Zugang zum Bildinhalt ermöglichen. Doch auch diese Texte sind oft problematisch, sie bedürfen einer quellenkritischen Betrachtung wie die Bilder selbst. Fotografien zu betrachten ist zudem ein komplexer Vorgang, bei dem wir zugleich die Bildvorlage und deren Bildinhalt wahrnehmen.

In Zeiten, in denen von der Wissenschaft eine stärkere Kontextualisierung der Bilder eingefordert wird, müssen nicht nur die Auswahlkriterien für die Digitalisierung kritisch reflektiert werden, sondern auch die Modalitäten der Bereitstellung von Bildern im Netz. Wissenschaftliche Bildarchive müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, wie die Informationen, die ein herkömmlicher Archivbesuch bietet (Originale mit Beschriftungen und ursprünglichen Hüllen, fachliche Beratung, Verweise auf weitere Bestände), im Onlinearchiv kompensiert bzw. zu neuen Informationsangeboten ausgebaut werden können.
Viele Fragen mussten in den Archiven geklärt werden bzw. sind einem laufenden Klärungsprozess unterworfen: In welcher Qualität wird digitalisiert? Welche Bestände werden digitalisiert? Wird die Sicherheitsverfilmung mit analogem Fotomaterial weitergeführt? Wie gehen wir mit digital entstandenen Fotografien um? Wie sieht die Langzeitarchivierung in Zukunft aus? Wie soll sich die Bilddatenbank entwickeln?

Seit der Onlineschaltung des Bildkatalogs im Jahr 2005 sind die schriftlichen Anfragen an das Herder-Institut rapide angestiegen, während die Nutzungszahlen im Archiv selbst leicht zurückgehen. Diese Entwicklung sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Selbstverständlich ist es sehr erfreulich, dass unsere Sammlungen von mehr Menschen wahrgenommen werden, gleichzeitig ist das eigene Wissen über die Bestände nicht mehr so gefragt – im Zeitalter des „visual turn“ eine vielleicht bedenkliche Entwicklung.

Ein Problem derzeitiger Onlineangebote zur Bildrecherche ist ihre Reduktion auf zumeist knappe Aussagen zum Bildinhalt. Hier ein Beispiel aus dem Online-Bildkatalog des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung: Die Montage zeigt zum einen die spärlichen Angaben zur Aufnahme des Epitaphs Johannes Zecks in der Danziger Marienkirche im Bildkatalog, zum anderen eine Zusammenstellung der Zusatzmaterialien, die sowohl im Entstehungs- wie Rezeptionskontext des abgebildeten Fotos stehen und sich ebenfalls in den Sammlungen des Herder-Instituts befinden (Herder-Institut, Bildarchiv: Inv.-Nr. 89629; Dokumentesammlung: Drost 100–75, -19, -20, Bibliothek: 7 IX C4). Das Beispiel macht deutlich, welcher Verlust an Zusatzinformationen eine reine Nutzung der Onlineangebote mit sich bringen kann im Gegensatz zu einer Zusatzrecherche im analogen Archiv.

Ein Problem derzeitiger Onlineangebote zur Bildrecherche ist ihre Reduktion auf zumeist knappe Aussagen zum Bildinhalt. Hier ein Beispiel aus dem Online-Bildkatalog des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung: Die Montage zeigt zum einen die spärlichen Angaben zur Aufnahme des Epitaphs Johannes Zecks in der Danziger Marienkirche im Bildkatalog, zum anderen eine Zusammenstellung der Zusatzmaterialien, die sowohl im Entstehungs- wie Rezeptionskontext des abgebildeten Fotos stehen und sich ebenfalls in den Sammlungen des Herder-Instituts befinden (Herder-Institut, Bildarchiv: Inv.-Nr. 89629; Dokumentesammlung: Drost 100–75, -19, -20, Bibliothek: 7 IX C4). Das Beispiel macht deutlich, welcher Verlust an Zusatzinformationen eine reine Nutzung der Onlineangebote mit sich bringen kann im Gegensatz zu einer Zusatzrecherche im analogen Archiv.

Institution: Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft (Projekt: „Visual History. Institutionen und Medien des Bildgedächtnisses“)

Thema: Das historische Bildarchiv im digitalen Zeitalter: Überlieferung, Sammlung und digitale Re-Kontextualisierung

Betreuer: Prof. Dr. Peter Haslinger

Laufzeit: 2012-2015

Quelle: http://www.visual-history.de/?p=301

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Die Armierung des Blicks

Die Armierung des Blicks

Margaret Bourke-White in der Fernsehsendung „Person to Person“, August 1955. Quelle: Bureau of Industrial Service, USA / Wikimedia Commons, public domain

Neben Robert Capa und Lee Miller zählt die Amerikanerin Margaret Bourke-White (1904–1971) zu den bekanntesten BildberichterstatterInnen des Zweiten Weltkriegs. Im Auftrag des legendären Bildmagazins LIFE fotografierte sie ab 1942 an Kriegsschauplätzen in Großbritannien, Nordafrika, Italien und Deutschland. Bis heute werden ihre Fotografien als Zeugen dieser historischen Ereignisse verstanden. Das gerade im Fotojournalismus immer noch wirksame dokumentarische Paradigma verstellt dabei den Blick auf die von unterschiedlichen Interessen geleiteten Entstehungskontexte, Bezugsrahmen und Rezeptionsräume, innerhalb derer ihre Fotografien entstanden und ihre Wirkung entfalteten.

Ziel des Dissertationsprojekts ist es, diesen engen Blick auf Bourke-Whites Fotografien aus dem Zweiten Weltkrieg zu erweitern und einer grundlegenden kulturhistorischen Analyse zu unterziehen. Zugleich sollen durch das Aufgreifen aktueller Forschungen zur Bildpolitik von Kriegen und gewalttätigen Konflikten neue Zugänge zur Analyse und Interpretation historischer Kriegsfotografien aufgezeigt werden.



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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/12/18/die-armierung-des-blicks/

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Bildpraxis der wissenschaftlichen Fotografie zwischen 1880 und 1920

Otto Lehmann: Sieben Aufnahmen zur Tropfenbildung von Flüssigkristallen, aufgenommen mit einem Projektions-Kristallisationsmikroskop, 29 x 21 cm, Silbergelatine, um 1904.

 

Im Zuge des Promotionsprojekts soll, um dem Begriff „Bildpraxis“ gerecht zu werden, sowohl nach den Eigenschaften des wissenschaftlichen Lichtbilds und dessen Verhältnis zum abgelichteten Gegenstand gefragt werden als auch nach den Entstehungsbedingungen der Aufnahmen und dem Umgang mit diesen.

Die Kategorie der wissenschaftlichen Fotografie umschreibt einen Bereich, der sich nicht zuletzt durch die Vielzahl an wissenschaftlichen Disziplinen und den dort herrschenden Methoden als ein sehr heterogener präsentiert. Daher galt es in einem ersten Schritt, den Bereich nicht nur zeitlich, sondern auch thematisch einzugrenzen. Dabei wäre eine Reduzierung auf eine wissenschaftliche Disziplin möglich gewesen wie auch auf ein übergreifendes Thema. Ausgehend von den Beständen im Archiv des Deutschen Museums, die die Grundlage für die Arbeit bilden, wurde bisher eine Fokussierung auf den Bereich der Mikrofotografie verfolgt.

Otto Lehmann: Sieben Aufnahmen zur Tropfenbildung von Flüssigkristallen, aufgenommen mit einem Projektions-Kristallisationsmikroskop, 29 x 21 cm, Silbergelatine, um 1904.



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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/12/10/dissertationsprojekt-bildpraxis-der-wissenschaftlichen-fotografie-zwischen-1880-und-1920/

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Agenten der Bilder

Abraham Pisarek, Fotograf der Zeitung "Junge Welt" mit Rolleicord und Contax Fotoapparaten, 2. Deutschlandtreffen der Jugend 1954.

Innerhalb der Geschichtswissenschaft gewinnen Bilder als Quellen und Untersuchungsgegenstände stetig an Bedeutung. Dabei hat sich das Augenmerk bisher stärker auf die Bilder als auf die Infrastruktur der Bildproduktion bzw. die an ihr beteiligten Akteure gerichtet.

In dem Projekt „Agenten der Bilder. Fotografisches Handeln im 20. Jahrhundert“ soll der Fotojournalismus als zentrales Feld politischer Öffentlichkeit im 20. Jahrhundert jedoch vor allem daraufhin untersucht werden, wie Bilder produziert, vervielfältigt, vermarktet und publiziert wurden. Dabei stehen – neben den Fotografien – vor allem die Protagonisten der Bildproduktion im Zentrum der Aufmerksamkeit. Dies gilt zunächst für die große Gruppe der Fotojournalisten.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/11/22/agenten-der-bilder-fotografisches-handeln-im-20-jahrhundert/

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Visual History

Fotoapparate-Friedhof von Sonja Allocca

Wer kontrollierte und bestimmte in der Krisen- und Umbruchphase des späten Staatssozialismus, welche Bilder in die Öffentlichkeit gelangten? Wie unterschieden sich diese Praktiken und der Umgang der Bildproduzenten mit ihnen in den einzelnen Ländern des Ostblocks? Welche Rolle spielen Schulbücher als visuelle Medien? Wie wird in ihnen die Geschichte des Staatssozialismus visuell repräsentiert? Wie nutzte die Wissenschaft das Medium der Fotografie, um ihre Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit sichtbar und nachvollziehbar zu machen? Welcher Techniken bediente sie sich dabei? Vor welchen Problemen stehen die Bildarchive im digitalen Zeitalter? Geht die Kompetenz der Bildarchivare verloren oder ergeben sich mit der Digitalisierung neue Möglichkeiten der historischen Kontextualisierung von historischen Bildmaterialien?

Dies sind einige der Fragen, denen sich das Verbundprojekt „Visual History.

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Quelle: https://www.visual-history.de/2013/11/20/visual-history-institutionen-und-medien-des-bildgedaechtnisses/

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Projektskizze: “Wütende Gemeinschaften. Die Kultivierung von Emotionen in der Musikkultur von Punk bis Grunge”

Mit dem Aufkommen der Punkmusik und -kultur Mitte der siebziger Jahre erhielt ein neues Phänomen Einzug in die Geschichte der Populärmusik: öffentlich zur Schau gestellte und intensiv ausgelebte Wut. Davon ausgehend lässt sich eine Entwicklung musikalischer Stilrichtungen erkennen, in denen das Transportieren und teils extrovertierte Ausleben ablehnender, anklagender Emotionen unerlässlicher, wenn nicht zentraler Bestandteil ist. Die Entstehung von Punk markiert damit, nicht allein musikhistorisch, einen Wendepunkt, von dem aus sich bis heute eine Vielzahl von Genres und KünstlerInnen der expressiven Darstellung von Wut, Zorn oder Hass als zentralem Element ihres Schaffens widmen (bspw. Punk, Hardcore, Heavy Metal oder Grunge).

Zusammenhängend mit der Entwicklung einer „wütenden Musikkultur“ bildeten und bilden sich Gemeinschaften, die auf verschiedene Weise und in verschiedenen Kontexten mit einer Vielzahl von Praktiken mit Musik und KünstlerInnen interagieren. Dabei ist davon auszugehen, dass in den Konstitutionsprozessen dieser Gemeinschaften, beispielsweise in Peer‐Groups, Emotionen eine tragende Rolle zukommt – unabhängig davon, ob sie situativen Charakter wie bei Konzerten haben oder langfristige Beziehungen darstellen. Die nähere Untersuchung dieses Zusammenspiels von Musik, Emotionen und Gemeinschaft im Kontext einer „wütenden Musikkultur“ in Deutschland und Großbritannien stellt den zentralen Aspekt dieses Projekts dar.

Empirisch richtet sich der Fokus des Projekts vor allem auf Selbsterzeugnisse der zu untersuchenden Szenen, darunter Fanzines, Interviews, Musikvideos oder Performances. Anhand der Identifizierung und Analyse von szenespezifischen Praktiken und Diskursen soll untersucht werden, wie bestimmte Formen von Emotionalität in diesen (sub-)kulturellen Kontexten geprägt beziehungweise hervorgebracht werden und welche Rolle diese Emotionen bei der Konstitution von Gemeinschaften spielen. Das theoretische Fundament der Arbeit bilden vor allem Auseinandersetzungen mit Fragen der Subjektivierung und neuere Ansätze der historischen Emotionsforschung.

Die zentralen Fragestellungen des Projekts lauten:

Wie wird aufgrund der musikalischen und performativen (Re‐)Präsentation von wütenden Emotionen die Entstehung von (emotionalen) Gemeinschaften initiiert? Welche Rolle spielen andere Emotionen, die im assoziativen Umfeld von Wut rangieren (Aggressivität, Hass, Zorn etc.) bei der Konstruktion von Gemeinschaften im Kontext einer „wütenden Musikkultur“?

Das Dissertationsprojekt wird im Rahmen der Forschungsgruppe “Gefühlte Gemeinschaften? Emotionen im Musikleben Europas” am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung bearbeitet. Betreuer sind Dr. Sven-Oliver Müller (Max-Planck-Institut für Bildungsforschung) und PD Dr. Jochen Bonz (Universität Bremen).

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/428

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“Wie klingt die globale Ordnung? Eine Diskussion über ‘World Music’, Markt und Politik”

In meiner Dissertation geht es um die Diskussion des Fallbeispiels der Herausbildung und Institutionalisierung des „World Music“ Marktes, um soziale Prozesse zu untersuchen, die zur Entstehung und Konsolidierung einer Idee der „globalen Kultur“ beitrugen. Die Forschung wird durch drei Fragestellungen geleitet: Was sind die sozialen Voraussetzungen für die Entstehung eines „World Music“ Marktes?, Wie kann der Prozess der „Kulturglobalisierung“ im „World Music“ Markt nachgewiesen werden? und Warum wurde dieser Markt zum Synonym für globale Kultur?. In meiner Arbeit erforsche ich die Formierung eines bestimmten Netzwerks zwischen England und Deutschland, das sich als Vertreter des „World Music“ Marktes anerkannt wird. „World Music“ geht hier von einer Stelle in den Plattenläden ins Genre über, was die Rolle der Bedeutungen in diesem Markt hervorbringt. Anhand der wirtschaftssoziologischen Theorie analysiere ich, wie diese Bedeutungen und die Praktiken des Musikmarkts sich verflechten, um den „World Music“ Markt herauszubilden.

Die Dissertation wird am Humboldt Center for Social and Political Research der Humboldt-Universität zu Berlin betreut (Prof. Dr. Klaus Eder) in Verbindung mit der Lehrstuhl Theorie und Geschichte der Populären Musik (Prof. Dr. PEter Wicke) entwickelt.

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/188

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“Jugendstile und Popkultur nach 1945 aus transnationaler Perspektive”

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es zu kontroversen Debatten über neuartige Jugendstile, die sich international vor allem in Metropolen herausgebildet hatten. In diesen Konflikten, die sich nach dem Muster der moral panics beschreiben lassen, wurden Images von Jugend, Pop und Kriminalität verschmolzen. Das Dissertationsvorhaben “Jugendstile und Popkultur nach 1945 aus transnationaler Perspektive” (Arbeitstitel) analysiert mediale und politische Diskurse, arbeitet die darin konstruierten Stereotypen heraus und sucht diese zeithistorisch zu kontextualisieren. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich auf die fünfziger und sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts; räumliche Schwerpunkte sind Deutschland, Frankreich, Großbritannien und die USA.

Anhand exemplarischer Fallstudien (etwa über britische teddy boys, deutsche Halbstarke oder amerikanische juvenile delinquents) wird die allmähliche Etablierung und transnationale Verbreitung einer multiethnisch geprägten Popkultur gegen teils vehemente gesellschaftliche Widerstände nachvollzogen. Quellen sind neben Archivalien und Medienberichten Selbstzeugnisse, Oral History und audiovisuelle Quellen. Auf theoretischer Ebene setzt sich die Arbeit vor allem mit den Cultural Studies auseinander. Deren Theorien und Methoden sollen auf eine Operationalisierbarkeit für die Historiographie überprüft und mit jüngeren Ansätzen einer transnationalen Kulturgeschichte konfrontiert werden.

Die Dissertation wird am Arbeitsbereich Zeitgeschichte der Freien Universität Berlin betreut (Prof. Dr. Paul Nolte) und ist am Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam assoziiert.

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/124

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