Zwei Sammlungen von China-Karikaturen (1900)

Die militärische Intervention zur Unterdrückung der Yihetuan 義和團-Bewegung (1900/01) war (wie an anderer Stelle ausgeführt) in den Zeitungen Europas das Thema des Sommers  des Jahres 1900, in allgemeinen Zeitungen, aber auch in satirisch-humoristischen Blättern – es ist daher wenig überraschend, dass schon zeitnah Sammlungen von China-Karikaturen erschienen. Zwei dieser Sammlungen sollen in diesem Beitrag vorgestellt werden.

Vermutlich Ende1900 gab der Journalist und Kunsthistoriker John Grand-Carteret (1850-1927) eine Sammlung von China-Karikaturen heraus. Der Titiel – Chinois d’Europe et chinois d’Asie : documents illustrés pour servir à l’histoire des
chinoiseries de la politique européenne de 1842 à 1900. (([John Grand Carteret:] Chinois d’Europe et chinois d’Asie : documents illustrés pour servir à l’histoire des chinoiseries de la politique européenne de 1842 à 1900. Recueillis et mis en ordre par John Grand-Carteret collectionneur ès-chinoiseries. (Paris : Libraire illustrée Montgredien, 1900). – Digitalisat → Bibliotheca Sinica 2.0.)) – erscheint etwas irreführend, denn es handelt sich um eine Sammlung von Karikaturen aus europäischen und amerikanischen Blättern.

Die rund 170 Karikaturen sind etwa 50 verschiedenen Blättern entnommen. Darunter finden sich viele der bekannten Blätter wie Punch (London), Le Charivari (Paris), Simplicissimus[1], Kladderadatsch[2], Puck (New York), Kikeriki[3], Figaro ((Digitalisiert bei ANNO -  S/W und in zum Teil eher schlechter Qualität.)) und Floh[4]. Darunter finden sich aber auch Blätter, die heute zum Teil vergessen sind: Papagallo (Bologna), Pasquino (Torino), Bolond Istök und Borsszem Jankö, El Cardo (Madrid) oder Humoristické listy[5]
Zu jeder Karikatur wird die Quelle – Titel der Zeitschrift und Datum – angegeben, Titel und Texte der einzelnen Karikaturen sind in französischer Übersetzung angeführt – wobei die Übersetzungen in manchen Fällen den ursprünglichen Text verzerren oder gar grob verfälschen …

Die Sammlung beginnt mit einigen französischen Karikaturen aus der Zeit des so genannten Zweiten Opiumkrieges (1856-1860) aus den späten 1850er und frühen 1860er Jahren, mit deutschen Karikaturen zur Reform der chinesischen Armeen aus den 1880er und 1890er Jahren und mit Karikaturen zur Europareise Li Hongzhangs. Der überwiegende Teil der Karikaturen bezieht sich auf die Ereignisse des Sommers 1900.

Ein deutschsprachiges Gegenstück ist das Album “Zopf ab” : die chinesische Affaire im Lichte der europäischen Karikatur[6]

In diesem Band finden sich neben Karikaturen aus satirisch-humoristischen Blättern Europas auch satirische Texte, die diesen Blättern entnommen sind. In der Regel wird nur der Titel des Blattes (häufig in Abkürzung) genannt, das genaue Datum fehlt.

Sammelalben wie die beiden hier vorgestellten zeigen, dass der China-Diskurs in der satirisch-humoristischen Publizistik weit über simple Bildchen von ‘kleinen gelben Männchen mit langem Zopf und komischer Kleidung’ hinausgeht. Texte und Bilder zeugen von Fakten- und Kontextwissen zu den Ereignissen in China, aber auch von Wissen um chinesische Besonderheiten (im weitesten Sinn) beim Publikum, denn kein Karikaturist hätte in seinen Arbeiten Markierungen verwendet, von denen er annehmen musste, dass das Publikum sie nicht spontan erkennt …

  1. Digital: simplicissimus.info.
  2. Digitalisat: UB Heidelberg.
  3. Digitalisiert bei ANNO-  S/W und in zum Teil eher schlechter Qualität
  4. Digitalisiert bei ANNO – der Floh war das erste Wiener Blatt mit farbigem Titelblatt, weshalb hier das (teilweise sehr schlechte)  S/W-Digitalisat kritisch anzumerken ist.
  5. Digitalisat: Ústav pro českou literaturu AV ČR.
  6. “Zopf ab” : die chinesische Affaire im Lichte der europäischen Karikatur (Berlin : Verlag von Dr. Eysler [1900]]. Digitalisat → Bibliotheca Sinica 2.0.

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1502

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Du musst Caligari finden!

Ein Interview mit Werner Sudendorf zu einem der wohl berühmtesten expressionistischen Stummfilme der 1920er Jahre: Das Cabinet des Dr. Caligari

Interview bearbeitet von Diana Kühndel

Werner Sudendorf ist Sammlungsleiter der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen Berlin. Anlässlich der Wiederaufführung des expressionistischen Stummfilms „Das Cabinet des Dr. Caligari“ 2014 bei der Berlinale wurde er von Studentinnen des Seminars Filmedition der Freien Universität Berlin interviewt. Das Seminar Filmedition im Masterstudiengang Editionswissenschaft an der FU Berlin wurde von Dr. Anna Bohn geleitet.

 

Herr Sudendorf, erst einmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, für ein Gespräch über die Sammlung in der Kinemathek und natürlich über „Caligari“ zur Verfügung zu stehen. Wie und was sammelt man denn hier überhaupt?

Was gesammelt wird, das bestimmen zum einen Angebot und Nachfrage. Das heißt, es gibt Leute, die uns anrufen und sagen, wir haben das und das und möchten Sie das haben? Das ist sehr viel mehr geworden seit dem Umzug der Deutschen Kinemathek an den Potsdamer Platz im Jahr 2000. Uns [die Deutsche Kinemathek, Anm. D.K.] gibt es ja seit 50 Jahren, ich bin hier seit 32 Jahren. Das ist sehr viel mehr geworden, seitdem das Filmmuseum im Jahr 2000 eröffnet wurde. Dann gibt es Leute, die z.B. die Illustrierten Filmkuriere bzw. die Illustrierte Filmbühne gesammelt haben und das wird dann hier abgegeben, damit das auch in Zukunft seinen Wert behält. Von diesen Programmserien haben wir sehr viele Nummern. Es gibt auch Leute, die uns Fotos bringen, einfach Personen, die mit Nachlässen zu tun haben von Vater, Großvater oder wem auch immer, und dafür einen sicheren Platz suchen. Das sind die kulturell interessierte Menschen, die uns auch als Hilfestellung brauchen. So entscheiden wir manchmal, wenn uns eine Person interessiert, von der wir wissen, die hat im Film lange Zeit gearbeitet oder sehr erfolgreich gearbeitet, ob wir Hilfe bei der Bewältigung des Nachlasses anbieten. Viele sind mit der Hinterlassenschaft ihrer Verwandten überfordert und freuen sich, wenn sich ein Museum dafür interessiert.

Manchmal wird aber auch eine Ausstellung – wie aktuell zu Friedrich Wilhelm Murnau (1888-1931), dessen Geburtstag sich zum 125. Mal jährt – ausgearbeitet, und dazu wird dann recherchiert und vorhandenes Material ausgewertet[& Publikation von Sudendorf u.a.]. Man muss auch stets recherchieren, wer die Rechte z.B. an Bildmaterial, das gezeigt werden soll, verfügt. Die Kinemathek hat ein sehr umfangreiches Fotoarchiv und erweitert stets die Sammlung, was als Institution leichter fällt als wenn man ein Privatsammler wäre. Im Grunde aber ist die Erwerbungspolitik nach zwei einfachen Prinzipien aufgebaut: Interesse (das heißt, wir interessieren uns für eine bestimmte Zeit, ein Thema, eine Person) und Recherche. Wer nicht recherchiert, wer nicht fleißig ist, dem kommt das Glück auch nicht zur Hilfe – ganz einfach. Und auch das Glück – oder nennen wir es den Zufall – ist ein sehr verlässlicher Partner.

Drittens haben wir noch die Langzeitperspektive. Das heißt, Sachen, die ich vor zehn Jahren oder noch länger begonnen habe, kommen jetzt langsam zur Reife. Zum Teil tauchen auch bei verschiedenen Auktionen immer wieder einmal interessante Materialien oder Nachlässe auf, aber zum Ankauf fehlt uns [der Deutschen Kinemathek, Anm. D.K.] meistens das Geld. Die Eigentümer von filmrelevanten Unterlagen wollen „umworben“ und in ihrer Person wahrgenommen werden.

Häufig ist es aber zunächst ein Hinweis, dem man nachgeht und manchmal kommen dann tatsächlich neue Dokumente zum Vorschein.

Und wie war es bei „Caligari“? Wie wurde das Drehbuch gefunden?

Das ist eine ganz lange Geschichte. Also, sie beginnt zu der Zeit, als ich in Paris lebte, irgendwann in den 1970erJahren, und dort in einer Buchhandlung ganz viele Jahresbände der Tageszeitschrift „Filmkurier“ sah. Diese Tageszeitschrift war die wichtigste deutsche Filmzeitschrift von 1919 bis 1945. Gero Gandert war immer hinterher, diese Zeitschrift zu kaufen. Gero Gandert ist der Seniorkurator hier. Ich habe ihn angerufen und mitgeteilt: „Diese Zeitschrift gibt es hier, kostet so und so viel“, und er ist nach Paris gekommen. Als er ankam und wir in diese Buchhandlung gingen, war die Zeitschrift weg, weil die Verkäufer nicht wollten, dass Deutsche das kaufen –  nehme ich an. Das war natürlich eine herbe Enttäuschung. Unter anderem haben wir dann Lotte Eisner, die französische Filmkritikerin und Filmhistorikerin, besucht. Gero Gandert sprach mit ihr über seine Passion, Drehbücher zu sammeln und fragte sie, „Wissen Sie vielleicht, wo das Drehbuch von Caligari ist?“ Und sie sagte: „Ja, nach meiner Information müsste das bei Werner Krauß am Mondsee sein.“ Das hat sie auch schon immer in den sechziger Jahren gesagt. Dann ist Gandert wieder zurückgekommen, hat Frau Krauß angerufen und tatsächlich, das Drehbuch war da. Nach eingehenden Gesprächen mit Frau Krauß ist das Drehbuch nach Berlin gekommen (Abb. 1). Der Zustand des Drehbuchs war in Ordnung, also das war nicht irgendwie zerfleddert oder sowas, es war auch nicht bestückt, also es war nicht mit Eintragungen usw., was man sonst gern hätte.

Das Drehbuch zu „Das Cabinet des Dr. Caligari“ Foto: Teja Häuser, Quelle: Schriftgutarchiv Deutsche Kinemathek Berlin, Archivsignatur: SDK 9245

Abb. 1: Das Drehbuch zu „Das Cabinet des Dr. Caligari“
Foto: Teja Häuser, Quelle: Schriftgutarchiv Deutsche Kinemathek Berlin, Archivsignatur: SDK 9245

Quelle: http://filmeditio.hypotheses.org/335

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Die Deadline unseres Call4Papers zum Thema “Emotionen: Wie sozial sind unsere Gefühle?” endet am 31.05.2014!

Wie soziologisch relevant ist es eigentlich, wenn wir uns freuen, lachen, weinen oder wütend sind? Wenngleich sich bereits einige soziologische Klassiker wie Max Weber, Émile Durkheim, Georg Simmel, Norbert Elias und Erving Goffman mit Emotionen beschäftigt haben, kann dennoch von … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6320

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AbteilungsleiterIn Spezialsammlungen gesucht

Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB Göttingen) gehört auch hinsichtlich ihrer wertvollen Sondersammlungen zu den führenden Bibliotheken Deutschlands. Durch einen planmäßigen Aufbau seit ihrer Gründung verfügt sie über exzellente Sammelschwerpunkte im Bereich der Alten Drucke (18. Jahrhundert), der Handschriften, wissenschaftlichen Nachlässe und Karten. Sie ist an zahlreichen Projekten und Initiativen maßgeblich beteiligt, um die Erweiterung, Erhaltung, Erschließung und Verfügbarkeit ihrer Sammlungen voran zu bringen. Diese Anstrengungen umfassen insbesondere die digitale Verfügbarkeit ihrer Sammlungen für die Wissenschaft weltweit.

Für die Leitung der Abteilung sucht die SUB Göttingen zum 1.11.2014

Eine Abteilungsleiterin / einen Abteilungsleiter Spezialsammlungen (A 15 BBesO)

 Für die erfolgreiche Wahrnehmung dieser Stelle bestehen folgende Voraussetzungen:

  • Umfangreiche Praxis in der wissenschaftlichen Nutzung des kulturellen Erbes
  • Promotion im Bereich der Geisteswissenschaften oder der Wissenschaftsgeschichte
  • breite Kenntnisse der Best Practice im Bereich der Digitalisierung und digitalen Verfügbarmachung
  • gute Fremdsprachenkenntnisse (v.a. Latein, Englisch)
  • Teamfähigkeit, Erfahrungen mit Führungsaufgaben
  • Erfahrungen mit Projektdurchführung und Drittmittelförderung
  • Laufbahnbefähigung für die Laufbahngruppe 2, zweites Einstiegsamt, an wissenschaftlichen Bibliotheken. Falls die Laufbahnbefähigung nicht vorliegt bzw. andere Voraussetzungen für eine Verbeamtung fehlen, kann eine Beschäftigung nach TV-L erfolgen.

Von Vorteil wären:

  • Berufserfahrung in den Sondersammlungen einer wissenschaftlichen Bibliothek, vor allem in den  Bereichen Erwerbung, Erschließung und Bestandsvermittlung
  • nachweisbares nationales und internationales einschlägiges Netzwerk
  • praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der Digital Humanities
  • abgeschlossenes Studium der Historischen Grund- bzw. Hilfswissenschaften
  • Erfahrungen in den Bereichen Konservierung, Restaurierung und Ausstellungen

Für Rückfragen steht Ihnen der stellv. Direktor der SUB Göttingen Herr Dr. Rupert Schaab (schaab@sub.uni-goettingen.de), +49 551 39-5214 (Tel.), gerne zur Verfügung.

Bewerbungen erwarten wir bis zum 16.6.2014 an den Direktor der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, Platz der Göttinger Sieben 1, 37073 Göttingen oder an die Personalabteilung (kanzlei@sub.uni-goettingen.de).

Reichen Sie bitte die Bewerbungsunterlagen nur in Kopie ein. Die Unterlagen werden nach einer Aufbewahrungsfrist von fünf Monaten nach Abschluss des Verfahrens vernichtet. Eine Rücksendung erfolgt nur, wenn der Bewerbung ein ausreichend frankierter und adressierter Rückumschlag beigefügt ist.

Die Universität Göttingen strebt in den Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind,
eine Erhöhung des Frauenanteils an und fordert daher qualifizierte Frauen ausdrücklich zur Bewerbung auf. Schwerbehinderte Menschen werden bei entsprechender Eignung bevorzugt berücksichtigt.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3538

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Raul Zeliks Beitrag zur EU-Debatte: Stellen wir die Politik auf den Kopf

Guter Text von Raul Zelik zur EU, hier ein paar Auszüge daraus:

Täuschen wir uns nicht – es gibt gute Gründe, als internationalistischer, antinationalistischer Mensch gegen die EU zu sein. Es stimmt zwar, dass Deutschland – mitverantwortlich für den ersten Weltkrieg, alleinverantwortlich für den zweiten – heute in Europa stärker eingebunden ist. Aber das macht die EU noch lange nicht zur Friedensmacht. In der Ukraine verfolgt die Europäische Union in erster Linie ihre eigenen ökonomischen Interessen und hat damit zur militärischen Eskalation beigetragen – ganz ähnlich wie auf der anderen Seite Russland unter seinem rechtsnationalistischen Präsidenten Putin. In Syrien hat die EU erst lange über eine Intervention diskutiert, im entscheidenden Moment dann aber doch den NATO-Verbündeten Türkei bei ihrer Blockade der demokratischen Aufständischen im kurdischen Nordsyrien unterstützt. Freiheit und Demokratie besitzen für Europa offensichtlich nur so lange Bedeutung, wie sie nicht in Widerspruch zu ihren geopolitischen und ökonomischen Interessen stehen.
(...)
Neoliberale, autoritäre und militärische Strukturen sind so tief in die EU-Institutionen und -Gesetze eingeschrieben, dass wir nicht weniger brauchen als eine Neugründung Europas. Aber wie soll das gehen: Die Institutionen neu gründen, die Politik auf den Kopf stellen?
(...)
[W]enn es uns ernst ist mit dem Diskurs von Menschenrechten, Frieden, sozialem Fortschritt und Demokratie, haben wir keine Alternative zu dieser Neugründung. Wir müssen die neoliberale Vorherrschaft in Europa brechen und etwas Neues schaffen.
Die Wahlen zum Europaparlament können hierfür ein Zeichen setzen - viel mehr aber auch nicht. Wenn wir dem Neoliberalismus ein Ende bereiten wollen, müssen wir schon mehr tun: Wir müssen uns die Politik zurückholen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/894824436/

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Workshop „Für wen edieren wir?“

Köln2

Zu dieser Frage veranstaltete  am Freitag und Samstag, dem 16. und 17. Mai das Zentrum für Textedition und Kommentierung (ZeTeK) der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster, ein Zusammenschluss von Editionsprojekten verschiedener Fachbereiche,  dem als assoziierte Mitglieder auch einige archivische Editionsprojekte in Münster angeschlossen sind, einen Workshop. Zusätzlich waren einige Vertreter anderer Universitäten eingeladen. Mit viel Engagement und großer Offenheit wurden verschiedene laufende, aber auch abgeschlossene Projekte vorgestellt und diskutiert, von der lateinischen Philologie des Mittelalters über mittelalterliche und frühneuzeitliche Kloster- und Kirchengeschichte über die Wirtschafts- und Sozialgeschichte bis zur Rechtsgeschichte und Sprachwissenschaft.

Jedes Projekt  erwuchs zunächst aus den Interessen des Herausgebers und richtete sich primär an Vertreter der eigenen Fachdisziplin  mit jeweils eigenen Anforderungen. Vor allem bei Editionen und Faksimile-Ausgaben von Handschriften mit einem hohen Identifikationspotential für die örtliche Bevölkerung kamen als weitere Zielgruppen örtliche Sponsoren und ein breites Publikum hinzu, denen ein Interesse weniger an einer wissenschaftlichen Aufbereitung als an einer repräsentativen Ausgabe unterstellt wurde. Wichtig ist es in jeden Fall, vor Beginn eines Projektes den möglichen Nutzerkreis zu bestimmen, dabei nicht zu eng zu verfahren und danach die Grundsätze der eigenen Edition fest- und darzulegen.

Um späteren Generationen nicht die Bürde abgeschlossener, aber unbefriedigender und ungenügender Editionen zu hinterlassen, die die Rechtfertigung einer wissenschaftlichen Edition erheblich erschweren können,  sind auf jeden Fall bestimmte Standards einzuhalten: eine kodikologische, paläographische und philologische Beschreibung der Handschriften, eine historische Einordnung des Textes, eine diplomatische oder normalisierte Transkription, eine Erläuterung der Personen, Orte und Ereignisse sowie eine Darlegung der Arbeitsschritte. Hinzu kommen sollte und muss in vielen Fällen eine Übersetzung in modernes Hochdeutsch. Nicht zu vernachlässigen ist schließlich auch ein benutzer- und leserfreundliches Format.

Damit die Weiterverarbeitung und Nutzung der Texte möglichst flexibel gehandhabt werden kann, steht für  die Transkription und Erschließung von Texten die xml-basierte Auszeichnungssprache TEI (Text Encoding Initiative) zur Verfügung, deren Einsatz als nicht selbsterklärend, aber erlernbar beschrieben wurde; eine der Hauptaufgaben besteht darin, aus einer Vielzahl von Möglichkeiten die für das jeweilige Projekt passenden und notwendigen auszuwählen. Solchermaßen aufbereitete Texte lassen sich gut weiterverarbeiten und können am Ende sowohl als Internet-Edition ins Netz gestellt als auch gedruckt werden, eine Form, der die Mehrzahl der Teilnehmer weiterhin den Vorzug gab. Außerdem  empfiehlt es sich, um die Nutzung durch andere Fachdisziplinen nicht von vorneherein zu erschweren oder gar auszuschließen, frühzeitig den Kontakt zu und Austausch mit den Nachbardisziplinen zu suchen, eine Aufgabe, für die gerade das ZeTeK eine gute Basis bietet.

Zu guter Letzt noch ein Aspekt, der gerade in Deutschland noch zu selten beachtet wird: die geeignete Vermarktung von Editionen. Abgesehen von öffentlichen Präsentationen, wie sie z.B. der Westfälische Städteatlas inzwischen regelmäßig veranstaltet, bieten sich in vielen Fällen auch Lesungen ausgewählter Passagen einer Edition an. Eine solche Veranstaltung dient auf jeden Fall der Transparenz gegenüber der Öffentlichkeit.

Die Ergebnisse des Workshops mögen nicht in allen Fällen neu sein, können aber in jedem Fall zur Selbstvergewisserung der Editoren und zur Reflexion über ihr Tuns beitragen.

Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/746

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durchsichten: Grenzziehungen im Europa des 19. Jahrhunderts. Eine transnationale Geschichte

http://dhi-roma.it/projekte-aktuell+M5fcbc8480a5.html Die Entstehung von Staaten modernen Typs, wie sie sich auf dem europäischen Kontinent im 19. Jahrhundert vollzog, trieb die politisch-administrative Festleguing des Hoheitsgebietes durch die öffentlichen Gewalten in einem bis dahin unbekannten Maß voran. Dieser hoheitliche Territorialisierungsprozess fand einen wichtigen Ausdruck darin, dass die äußeren staatlichen Grenzen sehr viel genauer als in der Vergangenheit […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/05/5127/

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Digitale Forschungsinfrastruktur für Geistes- und Kulturwissenschaften – Verbundprojekt der Universitätsbibliothek Göttingen geht in die zweite Förderphase

Pressemitteilung der Universität Göttingen, Nr. 119/2014 – 23. Mai 2014

DARIAH-DE Logo mit deutscher Unterschrift CMYK 1.1Das von der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen (SUB) koordinierte Verbundprojekt DARIAH-DE geht in die zweite Förderphase. Nach positiver Evaluierung wird das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit insgesamt rund zehn Millionen Euro geförderte Projekt nun zwei weitere Jahre fortgeführt. DARIAH-DE baut als nationales Teilprojekt des europaweiten Projekts DARIAH-EU (Digital Research Infrastructure for the Arts and Humanities) seit 2011 eine digitale Infrastruktur für die geistes- und kulturwissenschaftliche Forschung in Deutschland auf. In Deutschland sind insgesamt 20 Partner daran beteiligt, darunter Universitäten, Rechenzentren und fachspezifische Forschungsinstitute.

DARIAH-DE unterstützt Forschende in den Geistes- und Kulturwissenschaften mithilfe neuer IT-gestützter Technologien: Der Aufbau einer nachhaltigen Forschungsinfrastruktur für digitale Werkzeuge und Forschungsdaten und die Entwicklung von Technologien für Lehre und Weiterbildung ermöglicht ihnen eine standortunabhängige und disziplinübergreifende Zusammenarbeit, etwa im Rahmen von gemeinsamen Verbundprojekten.

„DARIAH-DE leistet in der zweiten Förderphase einen wesentlichen Beitrag zum Ausbau des Spektrums der digitalen Geisteswissenschaften, auch dank der Kooperationen mit neu hinzugekommenen Partnern wie beispielsweise der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel und der Open Knowledge Foundation Deutschland“, so die Projektkoordinatorin Dr. Heike Neuroth, Leiterin der SUB-Abteilung Forschung und Entwicklung. Prof. Dr. Norbert Lossau, Vizepräsident der Universität Göttingen, betont: „Die Anwendung neuer digitaler Medien bedeutet eine große Bereicherung für die Geistes- und Kulturwissenschaften. Wir freuen uns, diese Entwicklung am Göttingen Research Campus maßgeblich mitgestalten zu können.“

In Göttingen ist neben der SUB die Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung (GWDG) an verantwortlicher Stelle am Projekt beteiligt. Weitere Informationen zu DARIAH-DE sind unter https://de.dariah.eu zu finden.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3527

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EU: Science Europe fordert die Stärkung Sozial- und Geisteswissenschaften in Horizon 2020

vom Informationsdienst Forschung, Internationales, Transfer – “FIT für die Wissenschaft”

Mit einem offiziellen Brief an die EU-Forschungskommissarin Geoghegan-Quinn
hat sich Science Europe – die Vereinigung der wichtigsten Forschungs- und
Förderorganisationen auf dem Gebiet der Grundlagenforschung in Europa mit
Sitz in Brüssel – mit Nachdruck für eine bessere Implementierung der
Sozial- und Geisteswissenschaften (engl.: Social Sciences and Humanities, SSH)
in Arbeitsprogrammen der „Gesellschaftlichen Herausforderungen“ unter
Horizon 2020 eingesetzt.

So sei das Ziel, die SSH-relevanten Themen in allen Topics der verschiedenen
Arbeitsprogramme besonders zu berücksichtigen, nicht erreicht worden. Eine
Analyse des von der EU geförderten Netzwerkes „Net4Society“ ergab, dass
nur 25% der in den aktuellen Topics (2014-2015) ausgeschriebenen Budgets
relevant für SSH-Themen sind. Angestrebt waren ursprünglich 75%.

Science Europe fordert nun durch ihre „Committees for the Humanities and the
Social Sciences“ die EU-Kommission auf, diesen Umstand – soweit dies
möglich ist – schon in den nächsten Aufrufen für 2015 zu beheben.
Desweiteren sollen die SSH-relevanten Bereiche der kulturellen und sozialen
Dimensionen vollständig in die Texte der kommenden Arbeitsprogramme 2016-2017
als sog. „scientific resources“ aufgenommen werden.

Weitere Informationen:
http://www.scienceeurope.org/uploads/PublicDocumentsAndSpeeches/SCsPublicDocs/Letter_Science_Europe_WP2015_Challenges.pdf

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3524

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First World War Noises – Listening to the Great War

In Monty Python’s famous record shop, First World War Noises was not among the “terrifically popular” items. While other records were selling fast, the soundtrack of the Great War got stuck. In modern historiography, too, the acoustics of history were left on the shelf for a long time – historians have only just begun to discover the significance of sound as a field of research. Inspired by this new strand of scholarship, the German Historical Institute London will mark this year’s centenary with a series of lectures that revolve around the auditory dimensions of the First World War. In order to highlight the experience and the impact of sound in history from various angles, the lecture series will take a broad approach, including perspectives from military history, media history, the history of music and the history of collective memory. The lectures will explore what the acoustics of the Great War meant for the soldiers on the battlefield and how they influenced public remembrance, popular media and the arts. The lecture series will thus probe the place of sound both in contemporary experience and the aftermath of the war.

 

WAR NOISES IN THE MEDIA

27 May

MARK CONNELLY (CANTERBURY)

War Noises in Silent Films. First World War Battle Reconstructions
in British Instructional Films, 1921-1931

British Instructional Films made a series of battle reconstructions with the aid of the War Office and Admiralty that proved smash hits across the Empire. Now almost entirely unknown, these films attempted to show the people of the Empire exactly what their soldiers and sailors had done on their behalf. Using hundreds of troops and ships lent by the army and navy, BIF was able to create epics which thrilled people whilst also making them consider the cost of the war. Of course, these films were never ‘silent’ – sound effects and music were added to enhance as well as shape the viewing experience. In addition, the frequent use of soldiers’ songs in the musical accompaniment encouraged the audiences to sing along, turning a screening into a community experience resurrecting memories and emotions. The lecture will explore what these films reveal about how people across the British Empire understood the war in its immediate aftermath.

Mark Connelly is Professor of Modern British History at the University of Kent. His main research interests are on the memory of war, the image of the armed forces in popular culture and aspects of operational military history. His publications include The Great War: Memory and Ritual (2002); We Can Take It: Britain and the Memory of the Second World War (2004) and Steady the Buffs! A Regiment, a Region and the Great War
(2005).

 

WAR NOISES ON THE BATTLEFIELD

10 June

JULIA ENCKE (BERLIN)

The Beleaguered Ear. On Fighting Underground and Learning to
Listen in the Great War

On the frontlines of the First World War the noise of battle, rattling machine guns, cannonading artillery and bursting shells laid siege to the ear. Soldiers had to learn how to discriminate between these various war noises in order to anticipate looming danger and increase their chances of survival. Technical devices and tactics were designed to detect the sounds of war: listening posts were employed, telephone systems and microphone equipment were installed, sound locators were invented and geophones adapted to the mine war. Unlike the eye that could be closed, however, the ear was always open and constantly in touch with the fighting. Perceiving and identifying war noises became a top priority in the trenches. The lecture will explore the sound of war from the perspective of the soldiers on the battlefields.

Julia Encke is editor of the feuilleton in the Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung and from 2001 to 2005 was editor of the feuilleton in the Süddeutsche Zeitung. After studying literature in Freiburg, Toulouse and Munich, her doctoral research was on the sensory perception of the First World War. Her publications include Augenblicke der Gefahr. Der Krieg und die Sinne, 1914-1934 (2006) and Charisma und Politik – Warum unsere Demokratie mehr Leidenschaft braucht (2014).

 

WAR NOISES IN GERMAN MUSIC

24 June

STEFAN HANHEIDE (OSNABRÜCK)

Reflections of War Sounds in German Concert Halls

Shortly after the outbreak of the First World War, composers in the belligerent countries began to comment on the hostilities in their works. A variety of war noises and their musical representation served as semantic symbols to express their views on the war. They did not rely primarily on the sounds of the battlefield, however, but mostly on other war-related acoustic signals, like anthems, patriotic chorales, military music and
marching songs. As the war progressed, more and more tones of sorrow, grievance and denunciation entered the music. After 1918, sarcastically distorted military music and noises from military life were used to express criticism of the unprecedented carnage. The lecture will investigate the aims underlying the German composers’ treatment of the sounds of war in their work. It will analyse techniques applied and discuss why the sounds of the battlefield were incorporated only to a limited degree.
Stefan Hanheide is Professor of Music History at the University of Osnabrück. His current research focuses on music in the context of political violence from the seventeenth to the twentieth century. His recent publications include Music Positions its Forces – Functionalisations of Music during the First World War (2013); and Pace. Musik zwischen Krieg und Frieden. 40 Werkporträts (2007).

 

WAR NOISES IN BRITISH MUSIC

15 July

JEREMY DIBBLE (DURHAM)

War, Impression, Sound and Memory. British Music and the First
World War

The First World War occurred at a critical juncture in Britain’s musical history. It led to mass casualties among younger talent, whose cohort had been enjoying a new, more highly respected status as composers and performers, and further marginalized the declining influence of the Victorian pedagogues. The war’s end helped define a musical aftermath of cathartic memory from which the country’s musical institutions had to rebuild. Against this backdrop, British composers not only adopted a new cultural nationalism, but also attempted, in different ways, to represent the sights and sounds of the war in their works. The lecture will
analyse how the guns of the Somme, the evocations of the dreadnought battleships, the spectre of mechanized warfare and the sounds of military signals were incorporated into British music of the time.

Jeremy Dibble is Professor of Music at the University of Durham. His research covers a wide range of topics including historiography, Irish music, opera and church music in Britain during the Victorian, Edwardian and Georgian eras. His recent book publications include John Stainer: A Life in Music (2007); Michele Esposito (2010); and Hamilton Harty: Musical Polymath (2013).

 

 

Seminars are held at 5.30 p.m. in the Seminar Room of the German Historical Institute, 17 Bloomsbury Square, WC1A 2NJ London
Tea is available from 5.00 p.m. in the Common Room, and wine is served after the seminars 
Please check for any last minute changes on 020 7309 2050 (tel.) or visit: http://www.ghil.ac.uk

 

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1566

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