Martin Grosch: Johann Victor Bredt – Konservative Politik zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Eine politische Biographie. Workshop Weimar / Personengeschichte

Das Promotionsvorhaben stellt eine Biographie des vor allem in der Weimarer Republik bedeutenden Politikers Johann Victor Bredt (1879 – 1940) dar. Der Schwerpunkt liegt dabei auf seiner politischen Wirkung im Kaiserreich und insbesondere während der Weimarer Republik, da diese hier in ihrem Höhepunkt mündete: Reichstagsabgeordneter, führender Kopf seiner Partei (der Wirtschaftspartei) und Justizminister im 1. Kabinett Brüning.

Johann Victor Bredt war ein Politiker und Wissenschaftler, der heute nur noch einem historisch interessiertem Fachpublikum sowie Spezialisten und lokalen Heimatforschern ein Begriff zu sein scheint. Auch die aktuelle Forschungsliteratur greift den Politiker Bredt in der Regel nur beiläufig in Verbindung mit den beiden schon angedeuteten Komplexen auf – also Partei und Ministeramt.

Bredt war in einem Zeitraum von rund acht Jahren (1924 – 1932/33) Reichstagsabgeordneter. In dieser Eigenschaft war er in zahlreichen Ausschüssen vertreten und galt als herausragender Vertreter seiner Partei, der Wirtschaftspartei. Höhepunkt in Bredts Politikerkarriere war von der Bedeutung des Amtes her unbestritten seine neun Monate währende Tätigkeit als Reichsjustizminister im Jahr 1930. In seiner Eigenschaft als Politiker und Wissenschaftler machte er sich aber auch als Autor bedeutender verfassungsrechtlicher Werke einen Namen: Sein persönlicher Verfassungsentwurf aus dem Jahr 1919 und sein Kommentar bzw. seine Analyse „Der Geist der Deutschen Reichsverfassung“ von 1924 sind an dieser Stelle exemplarisch zu nennen.

In Bredts Biographie bündeln sich fast zwangsläufig alle zentralen innen- wie außenpolitischen Probleme, Kontroversen und Diskussionen der Weimarer Republik. Aber auch Fragen nach möglichen Traditionen und somit Kontinuitäten, jedoch auch Brüchen vom Kaiserreich hin zu Weimar, ja teilweise bis hin zum Nationalsozialismus, können bzw. sollen an der Person Bredt nachvollzogen und untersucht werden.

Die Arbeit will somit nicht nur einen Beitrag zur Struktur- und Verfassungsgeschichte der Weimarer Republik leisten, sondern auch neue Erkenntnisse zur Parteiengeschichte dieser Epoche liefern. Bredt war als führender Kopf der Wirtschaftspartei eine wichtige Figur im politischen Prozess Weimars. Er verkörperte zwar nicht einen Politiker der ersten Reihe wie beispielsweise Ebert, Stresemann, Hindenburg, Hugenberg oder Brüning, aber als ein politischer Repräsentant der „zweiten Reihe“ stellt er eine interessante Persönlichkeit dar, die hinsichtlich ihrer exemplarischen Bedeutung nicht übersehen werden darf. Als eine, wenn nicht gar die wichtigste Figur einer zeitweise ebenso wichtigen Partei muss sich zwangsläufig die Frage nach ihrer politisch-gesellschaftlichen Einordnung stellen:

  • War Bredt für oder gegen die Republik?
  • War er ein restaurativer bzw. reaktionärer Monarchist? oder
  • war er ein Vernunft-, Verlegenheits- oder Herzensrepublikaner? und
  • wie positionierte er sich somit auch gegenüber rechten bzw. rechtsradikalen Strömungen?

Auch die Funktion einer ausgeprägten, aber doch insgesamt eher kleineren Interessenpartei im vielfältigen Parteiensystem Weimars kann anhand der Wirtschaftspartei bzw. „Partei der Haus- und Grundbesitzer“ nachvollzogen werden; eine Partei, der zeitweise ein gewisser machtpolitischer Einfluss zukommen sollte. Hier ist zu untersuchen, inwieweit die Wirtschaftspartei die Republik stabilisierte oder destabilisierte. Die Wirtschaftspartei und die soziale Schicht des Mittelstandes – als deren herausragender Repräsentant Bredt in seiner Eigenschaft als Abgeordneter und quasi „Chefideologe“ fungierte – verdienen von daher auch eine ausführliche Betrachtung. Die Rolle der Konservativen, die Positionen des z.T. noch in der Tradition des Kaiserreichs stehenden Bildungs- und auch Besitzbürgertums sowie des sicher weit zu fassenden Begriffs des Mittelstandes können ebenfalls auf einer multiperspektivischen Ebene biographisch – exemplarisch an der Persönlichkeit Bredts analysiert werden.

Es gilt also zu klären, inwieweit bzw. wo Bredt als eine durch das Kaiserreich und speziell Bismarck geprägte Persönlichkeit seinen Platz in dem republikanischen System Weimars eingenommen hat. Zu fragen ist weiterhin, wie sich Bredt als Vertreter der Wirtschaftspartei von antidemokratischen Tendenzen abhob und wie er sein Verhältnis zum Nationalsozialismus definierte. Gab es programmatische Gemeinsamkeiten und politische Annäherungen bzw. Kooperationen? Kernfragen, die wesentliche historische Kontroversen zur Struktur-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Weimarer Republik sowie Mentalitätsdiskussionen und der Parteienforschung aufgreifen.

Zusammengefasst lautet die zentrale Leitfrage: Trat Bredt für nur soviel Veränderungen, Fortschritt und Modernität ein wie es ihm nötig bzw. der jeweiligen politischen Situation für angepasst erschien, um dadurch zentrale konservative Inhalte zu bewahren? War Bredt also ein aus seiner Perspektive realitätsbezogener Pragmatiker oder doch ein widersprüchlicher Politiker mit den Facetten eines „Januskopfs“?

Methode

Die oben knapp formulierten Thesen bzw. Arbeitshypothesen werden im Verlauf der Untersuchung zunächst anhand grundlegender theoretischer Überlegungen und politischer Konzeptionen Bredts, hier mittels exemplarischer Analysen seiner einschlägigen Publikationen überprüft werden. Die Untersuchung und Wertung der praktischen Umsetzung durch Bredt in seiner Funktion als Abgeordneter, Parteipolitiker und Minister führt zu einer Synthese der Ausgangsüberlegungen und Fragestellungen, die – eingeordnet in den jeweiligen historischen Kontext – dann vor dem Hintergrund aktueller Forschungsdebatten bewertet und somit abschließend verifiziert bzw. falsifiziert werden.

Was die konkrete Vorgehensweise bei der empirischen Untersuchung angeht, so schied eine Befragung von Zeitzeugen aus Bredts Verwandten- und Bekanntenkreis aus, da Bredts einzige Tochter, Ada Rambeau, am 2. Dezember 2001 verstorben ist und keine weiteren Nachfahren bzw. näheren Angehörigen ermittelt werden konnten. Daher wurde der biographische Zugang gewählt, um so ausführlich, ausgehend von der Sozialisation im Kaiserreich, Motive, politische Ideen und Maßnahmen Bredts aus seiner Zeit – das heißt aus den jeweiligen politischen und gesellschaftlichen Umständen heraus –analysieren und innerhalb des jeweiligen historischen Kontexts interpretieren zu können. Persönliche Aspekte, wie beispielsweise seine Ehe und sein Familienleben, können allerdings aufgrund der in dieser Hinsicht dürftigen Quellenlage nicht vertiefend untersucht werden.

Bei der Untersuchung wird insgesamt ein vom Lebensweg Bredts ausgehender chronologischer Zugang gewählt, der allerdings einen strukturell angelegten Abschnitt zur Weimarer Republik einschließt, da diese Phase den Höhepunkt des Politikerdaseins von Bredt bildet. Struktur und Person werden hier verbunden, die Bedeutung individueller Entscheidungen und Handlungen für den historischen Prozess soll sichtbar gemacht werden. Hier ist z.B. Bredts Haltung zur preußischen Wahlrechtsfrage 1917/18 zu klären, oder sein Mitwirken bei der Gründung der DNVP. Das Denken und die Handlungsmotive einer Person, aber somit auch einer Generation, hier Bredt als Vertreter eines im Kaiserreich sozialisierten intellektuellen Bürgertums, gilt es aufzuzeigen.

Die Biographie über Bredt versucht verschiedene historische Ansätze auf politik-, struktur-, sozial-/milieu- und auch mentalitätsgeschichtlicher Ebene zu einem neuen, übergreifenden Ansatz zu vereinen. Dabei spielen sowohl grundlegende Fragestellungen (z.B. die Sozialisation des Bildungsbürgertums im Kaiserreich) wie auch Detailaspekte beispielsweise des rheinischen Protestantismus in Form der reformierten Kirche eine Rolle.

Ebenso wichtig bei der Persönlichkeit Bredts ist die kritische Differenzierung zwischen seiner intendierten und seiner tatsächlichen Wirksamkeit. Glaubt man seinen Erinnerungen und auch der zeitgenössischen Presse, scheint Bredt eine nicht zu unterschätzende Bedeutung gehabt zu haben. Betrachtet man hingegen den aktuellen Forschungsstand und den heutigen Bekanntheitsgrad dieses Politikers, so scheint eher das Gegenteil der Fall sein. Auch hier versucht diese Arbeit zu einem fairen und abgewogenen Urteil zu gelangen. Schwerpunkt dieser Arbeit ist also in weiten Teilen die politische Tätigkeit Bredts unter Einschluss einer milieu- und mentalitätsgeschichtlichen Perspektive.

Auch der Ansatz des Generationenbegriffs bzw. der Generationenforschung findet im Rahmen dieser Untersuchung Beachtung, um zu diskutieren, inwieweit Bredt in ein – mehr oder weniger eindeutiges – Generationenschema eingeordnet werden kann. Zudem können Generationen die Funktion des „Ordnens von Geschichte“ besitzen. Mögliche Probleme eines derartigen Ansatzes sind allerdings die mangelnde Repräsentativität oder eine oft angenommene Homogenität. Die Herstellung einer Generation, das „generation building“, verläuft als ein im privaten und öffentlichen Raum stattfindendes Kommunikationsgeschehen, das vor allem durch ein an Generationsobjekte gebundenes Gemeinschaftsgefühl charakterisiert ist. Bei Bredts Generation mögen dies Inhalte aus dem Kaiserreich, wie das Militär, die schwarz-weiß-rote Flagge oder der Primat der Nation gewesen sein. Der Begriff der „Transgenerationalität“ geht davon aus, dass die genealogisch weitergegebene Erfahrung Wahrnehmungs- und Handlungsmuster der nachfolgenden Generation strukturiert. Bredts Bismarckverehrung z.B. lässt sich sicherlich nicht mit seiner politischen Analyse als Jugendlicher allein erklären. Vielmehr dürfte hier die Generation seines Vaters und Großvaters prägend und somit ausschlaggebend gewesen sein. Der Generationenbegriff stellt eine Kollektivbeschreibung mittlerer Reichweite dar, der auf der einen Seite Identifikationspotenzial bietet, auf der anderen Seite Unterscheidungsbedürfnissen Rechnung trägt. Die Ideale des Kaiserreichs wirkten z.B. in der Weimarer Republik bei vielen bürgerlichen Politikern identitätsstiftend und hatten auf politischer Ebene oft eine radikale Abgrenzung vom politischen Gegner zur Folge. Inwiefern diese Unterscheidungsbedürfnisse auch für Bredt eine Maxime dargestellt haben, gilt es zu untersuchen.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1430

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Smartphone-Web-App »Orte jüdischer Geschichte«

smartphone-app-orte-juedischer-geschichte-01Eine Gedenktafel für die 1938 zerstörte Synagoge, an deren einstigen Standort das Stadtbild längst nicht mehr erinnert, der alte jüdische Friedhof, unscheinbar und versteckt gelegen, ein ehemaliges ›KZ-Außenlager‹ mitten in der City – nur zu leicht läuft man, unwissend bleibend, daran vorbei. Das wäre es doch: Irgendwo aus dem Zug steigen, das Smartphone anschalten, und nachsehen: was gab es (und gibt es vielleicht noch) hier zur deutsch-jüdischen Geschichte? Das war meine Idee für die hier nun vorgestellte Web-App.

Doch woher die Daten nehmen? Wikipedia natürlich, die naheliegende (und für den digitalen Stand der Humanities vielleicht auch vielsagende) Antwort.

Iteriert man in der Wikipedia rekursiv über die Artikel, die dem Kategorienbaum Judentum in Deutschland angehören, so erhält man etliche Tausend Seiten als Ergebnis. Circa 1.500 davon sind georeferenziert. Die Smartphone-WebApp Orte jüdischer Geschichte1 erschließt und gruppiert diese mit Ortskoordinaten versehenen Wikipedia-Artikel zur deutsch-jüdischen Geschichte und zeigt sie (als Vorschau und mit Entfernungsangabe) im Umkreis eines gegebenen Ausgangspunktes an. Dieser »Point of View« lässt sich hier auf verschiedenen Wegen bestimmen. Der einfachste: Man startet die App im Browser des Smartphones, das ja die momentane geografische Position ermitteln kann (eventuell fragt der Browser nach, ob die Positionsbestimmung erlaubt wird). Alternativ lassen sich auch direkt Koordinaten eingeben. Besonders interessant aber wird es, wenn wir den praktischen DARIAH-DE-Service Getty Thesaurus of Geographic Names nutzen. Man gibt einen Ortsnamen ein, darauf wird dieser Dienst abgefragt und erlaubt, den von uns gemeinten Ort auszuwählen: Ein Klick (oder besser »Touch«) in die zurückgesendete Liste versetzt uns an einen beliebigen Ort, dessen Name bekannt ist, und lässt uns die Situation »vor Ort« erforschen.

Erfreulicherweise ist aber auch die Integration weiterer Datenquellen in Vorbereitung. Im Zusammenhang mit Projekten des Steinheim-Instituts ist das mit der Datenbank zur jüdischen Grabsteinepigraphik »epidat« (steinheim-institut.de) schon gelungen. Gespräche finden zudem statt im Rahmen des Netzwerks deutsch-jüdische Geschichte Nordrhein-Westfalen und Potenzial für Zusammenarbeit haben auch Angebote wie Stolpersteindatenbanken oder Webseiten wie »Orte jüdischer Geschichte und Gegenwart in Hamburg« (gis.hcu-hamburg.de). Ich selbst habe begonnen, einen Datensatz zu den NS-Bücherverbrennungen 1933 mit ihren brutalen antijüdischen Ausfällen zusammenzustellen.

Ebenfalls in Vorbereitung ist der naheliegende Zugang über eine Kartenvisualisierung. Entsprechend der ursprünglichen Idee ist die Anwendung für mobile Geräte konzipiert, sie funktioniert aber in jedem Webbrowser. Und tritt man einen Schritt zurück, zeichnet sich ja vielleicht eine generische Applikation ab, die für beliebige Wikipedia-Kategorien, etwa Kunst in Deutschland mit georeferenzierten Inhalten zu Kunst im öffentlichen Raum, Denkmalen, Skulpturen etc. funktionierte – oder darf es lieber Industriekultur oder Archäologischer Fundplatz sein?

Es gibt hier also etliche Aspekte, die demnächst eine genauere Betrachtung verdienen: Wikipedia und die Wissenschaft, das Potenzial generischer Schnittstellen, die zu (hoffentlich kreativer) Programmierung einladen, die jüngst angekündigte Linked-Open-Data-Zukunft der Getty Vocabularies (»Vocabularies as LOD«, getty.edu), die der App zugrunde liegende XML-Technik, die Frage nach dem geeigneten Datenmodell für weitere Datensätze, die infrastrukturellen Rahmenbedingungen, unter denen ein solches Angebot nachhaltig gedeihen kann, schließlich mobile first als vielleicht ein wenig provokante, aber wie mir scheint auch zeitgemäße Devise für Digital-Humanities-Anwendungen.

app-juedische-orte.de.dariah.euVielleicht ist es ja nicht nur mein Eindruck, dass eine solche Software eine neue, andere Perspektive auf verfügbare Daten erlaubt, die nicht nur aus fachlicher Sicht durchaus überraschen kann. Der schon recht zuverlässig funktionierende Prototyp hat gleichwohl noch unübersehbare Ecken und Kanten – über Feedback würde ich mich deshalb sehr freuen. Die App ist im Begriff, sich in die DARIAH-DE-Infrastruktur einzugliedern und ist erreichbar über die URL app-juedische-orte.de.dariah.eu/ sowie über den nebenstehenden QR-Code. Nur zu, Probieren geht über Studieren!

  1. Die Benennung gehört zu den anspruchsvolleren Aspekten des Projekts, und will zufriedenstellend nicht gelingen, geht es doch, je nach Sujet, hier vielleicht eher um »Kultur«, da eher um »deutsch«, dort um »deutsch-jüdisch«, um »mit«, um »gegen« … ein Smartphone-Display ist damit hoffnungslos überfordert.

Quelle: http://djgd.hypotheses.org/36

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Kommunikation und Konfrontation – Diplomatie und Gesandtschaftswesen Kaiser Maximilians I. (1486-1519)

1000 Worte Forschung: Abgeschlossenes Dissertationsprojekt an der FU Berlin

Johannes Cuspinian, Öl auf Holz, Lucas Cranach d. Ä., um 1502 (Quelle: Wikimedia Commons)

Johannes Cuspinian, Öl auf Holz, Lucas Cranach d. Ä., um 1502 (Quelle: Wikimedia Commons)

Ob es sich bei dem Tagebuch des diplomatischen Routiniers Johannes Cuspinian wirklich um das „Memoirenwerk eines Staatsmannes“ (H. Ankwicz-Kleehoven) im Sinne eines Kissinger oder Gorbatschow handelt, sei dahingestellt. Ein kritischer Blick in diese Aufzeichnungen zu den sich im Frühjahr des Jahres 1515 konkretisierenden Verhandlungen Kaiser Maximilians I. mit dem ungarisch-böhmischen König Wladislaw II. und Sigismund von Polen lohnt sich jedoch allemal: Schließlich wurde bei diesem, von Cuspinian maßgeblich arrangierten Herrschertreffen der Grundstein gelegt für die habsburgische Nachfolge in Böhmen und Ungarn, dito also für jenes komplexe Gebilde der österreichischen Donaumonarchie, das nach rund fünfhundertjährigen Bestehen erst durch die umwälzenden Erschütterungen des 1. Weltkriegs auseinanderbrechen sollte. Der Mythos des Jahres 1515 wirkt bis heute nach: In zahlreichen Historiengemälden wurde die Wiener Doppelhochzeit der Enkel Maximilians I. mit den jagiellonischen Thronfolgern gefeiert, zusammen mit dem berühmten Distichon „Tu, felix Austria, nube“ fand er sogar Eingang in die verschiedenen Erinnerungskulturen Ostmitteleuropas.

Eine akteurszentrierte Analyse der Wiener Zusammenkunft im Sinne einer „Geschichte der Diplomatie hinter verschlossenen Türen“ lenkt jedoch den Blick verstärkt auf dessen eigentliche Verhandlungsführer. Das waren weniger die repräsentativ auftretenden Monarchen, als vielmehr deren rhetorisch und juristisch versierte Bevollmächtigte. Sie trafen schon im April 1515 im ungarischen Pressburg zusammen und bedienten sich bereits damals meisterlich all jener Instrumentarien, die wohl auch heute noch einen nicht unwesentlichen Bestandteil langwieriger diplomatischer Geheimverhandlungen ausmachen: umfangreiche Schmiergeldzahlungen, Beleidigungen und emotionale Entgleisungen zwischen den Beteiligten. Diese lassen sich jedoch weniger mithilfe des eingangs erwähnten, vom Kaiser offiziell bestellten Auftragswerk Johannes Cuspinians nachweisen, sondern vielmehr in den bislang für diesen Kontext noch kaum ausgewerteten Berichten der venezianischen und polnischen Gesandten.

Die Wiener Doppelhochzeit, Ausschnitt aus dem Druckwerk „Ehrenpforte“, Albrecht Dürer, 1515 (Quelle: Wikimedia Commons)

Die Wiener Doppelhochzeit, Ausschnitt aus dem Druckwerk „Ehrenpforte“, Albrecht Dürer, 1515 (Quelle: Wikimedia Commons)

Dabei wird deutlich, dass sich makrogeschichtliche Faktoren in den spätmittelalterlichen Aussenbeziehungen wohl am anschaulichsten mithilfe eines mikrohistorischen Querschnitts durch die europäische Politik darstellen lassen. Während die konventionelle, einseitig ereignis- oder herrscherzentrierte Diplomatiegeschichtsschreibung dazu tendierte, die maximilianische Politik als eine wechselnde Abfolge von Kriegen und Friedenschlüssen nachzuzeichnen, begibt sich diese Studie bewusst auf die Ebene der eigentlichen Handlungsträger. Der komplexe Aufstieg des Hauses Österreich um 1500 hin zur global operierenden Casa de Austria Karls V. wird hier aus der mikrohistorischen Perspektive der habsburgischen Gesandten nachvollzogen. Sie werden als Schlüsselfiguren der vormodernen Politik, speziell der Politik Maximilians I. verstanden, da gerade er seine größten Erfolge, die Begründung der habsburgischen Herrschaft in den spanischen Königreichen sowie in Böhmen und Ungarn, eben nicht auf dem Schlachtfeld, sondern auf diplomatischem Wege verwirklichte.

Ausgehend von der Frage nach den elementaren Rahmenbedingungen der zwischenhöfischen Kommunikation bietet die Arbeit einen Einblick in die politischen Austauschprozesse jener Zeit. Insgesamt lässt sich unter Maximilian I. eine erhebliche Intensivierung des Gesandtschaftsverkehrs im Vergleich zu seinen unmittelbaren Vorgängern auf dem römisch-deutschen Königsthron konstatieren. Trotz seines nach wie vor ausgeprägten kaiserlichen Selbstverständnisses, wonach es angemessener sei, eine Vielzahl von Herrschaftsvertretern an seinem Hof zu empfangen, statt selbst solche zu entsenden, erweiterte er kontinuierlich seinen diplomatischen Aktionsradius. Erstmals wurden auch der Moskauer Großfürst und der osmanische Sultan in die Bündnis- und Friedensverhandlungen einbezogen. Der Ausbau der politischen Beziehungen zog naturgemäß eine beträchtliche personale Aufstockung des kaiserlichen Gesandtschaftswesens nach sich. Die stets mehrköpfigen Delegationen waren nach unterschiedlichen Rang- und Kompetenzkriterien zusammengestellt, so dass ihre Mitglieder entscheidende Eigenschaften wie Status, juristischer Sachverstand, sprach- und landeskundliche Kenntnisse sowie nicht zuletzt auch persönliche Kontakte im Kollektiv abdecken konnten. Bemerkenswert ist dabei der unter ihnen hohe Anteil des Niederadels und der bürgerlichen Räte, vor allem aus den österreichischen Erbländern beziehungsweise aus den königsnahen Landschaften im Elsass, Bayern und Schwaben. Eine ganze Reihe fähiger Gesandter übernahm der Kaiser zusätzlich aus den habsburgischen Niederlanden und Italien. Die Zahl der „Berufsdiplomaten“, zu denen man im engeren Sinne einzig die ständigen Vertreter Maximilians I. an der Kurie und allenfalls noch einige ausgewählte Spezialisten rechnen kann, blieb allerdings bis zuletzt gering. Statt der von der Forschung wiederholt postulierten Professionalisierung lässt sich für das kaiserliche Gesandtschaftswesen um 1500 eher eine Tendenz zur Spezialisierung auf bestimmte geopolitische Räume und Aufgabenfelder konstatieren. Neben den zeitbedingten Schwierigkeiten in der Verwaltung und bei der Nachrichtenübermittlung bildeten vor allem die kontinuierlich steigenden Kosten der imperialen Politik Maximilians I. ein bis zuletzt ungelöstes Problem. Eine Folge davon war die in der diplomatischen Praxis zunehmende Zahlung von Sporteln und Handsalben, aber auch die Ausbildung von Doppel- oder Mehrfachloyalitäten seiner Gesandten gegenüber anderen Herrschaften.

Die Rolle der Diplomaten als einflussreiche Akteure der europäischen Mächtepolitik wird exemplarisch anhand der Beziehungen des Kaisers zum König von Frankreich, zum Papst, zu Venedig sowie zu den Königen von Ungarn und Polen analysiert. Im Unterschied zu älteren Untersuchungen werden dabei die Argumentationsstrategien und Ziele der jeweiligen Verhandlungspartner nahezu gleichberechtigt miteinbezogen, so dass man den gemeinsamen Entscheidungsfindungsprozesses stets aus unterschiedlichen Perspektiven nachvollziehen kann. Zudem ermöglicht erst der Vergleich mit Diplomaten anderer Machthaber jener Zeit sinnvolle Aussagen über den Handlungsspielraum der habsburgischen Bevollmächtigten. Ein weiterer Analyseschwerpunkt liegt auf der großen Vielfalt verbaler und nonverbaler Austauschprozesse in der vormodernen Diplomatie: So wurden der jeweils anderen Seite bereits über die Wahl des Ortes, der Kleidung und des Gefolges erste Botschaften subtil übermittelt, die von den Zeitgenossen gleichsam als Spiegelbild der realen Mächtebeziehungen interpretiert wurden. Die kulturwissenschaftlich sensibilisierte Einbeziehung performativer Elemente wie Musik oder Geschenkübergaben als kommunikative Praktiken unterstreicht deren essentielle Bedeutung für das diplomatische Zeremoniell. Dabei fällt auf, dass die beteiligten Herrscher die häufig diffizile Verhandlungsführung und die Klärung der juristischen Vertragsinhalte nicht zuletzt auch aus Angst vor einer direkten Konfrontation mit der Gegenseite lieber ihren jeweiligen Bevollmächtigten überließen. Die oft langwierigen Disputationen sowie die in speziellen Ausschüssen von den Gesandten erarbeiten

Kardinal Matthäus Lang (1468-1540), Federzeichnung, Albrecht Dürer, um 1518 (Wikimedia Commons)

Kardinal Matthäus Lang (1468-1540), Federzeichnung, Albrecht Dürer, um 1518 (Quelle: Wikimedia Commons)

Lösungsansätze waren für die politische Entscheidungsfindung jedoch letztlich wichtiger als die sorgfältig arrangierten Empfänge und Antrittsaudienzen. Immer wieder lassen sich dabei auch spontane Reaktionen jenseits von Demonstration und gezielter Inszenierung nachweisen: Das breite Spektrum diplomatischer Praktiken umfasste die sachlich-persuasive Argumentation ebenso wie verdeckte Finten und offene Provokationen.

Jenseits von ihrem diplomatischen Aufgabenprofil bezieht diese Arbeit erstmals auch die vermeintlich unpolitischen Aktivitäten und Lebensumstände der Gesandten abseits der Verhandlungsräume mit ein. So nutzten beispielsweise die in Rom akkreditierten Vertreter des Kaisers ihre Kontakte an der Kurie tatkräftig zur Beförderung ihrer eigenen Kirchenkarriere, während sich etwa bei den nach Frankreich oder nach Venedig entsandten Bevollmächtigten der Einfluss klientelarer oder familiärer Interessen verstärkt nachweisen lässt. Solange dieses Engagement nicht das Loyalitätsverhältnis gegenüber Maximilian I. in Frage stellte, ließ dieser seinen Untergebenen diesbezüglich einen gewissen Handlungsspielraum. Im Einzelfall unterstützte er sogar die intellektuellen Neigungen seiner Gesandten, so dass Männer wie Johannes Cuspinian oder Matthäus Lang auf ihren zahlreichen Reisen in seinem Auftrag auch als europaweit agierende Gelehrte und Kunstmäzene in Erscheinung treten konnten.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/2897

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Über das geozentrische Weltbild des Mittelalters III – die Planeten und Ihre Bewegungen

Nachdem im letzten Beitrag der sublunare Bereich des Kosmos thematisiert wurde, nähert sich die Reihen heute der himmlischen Welt mit einigen Erklärungen zu den Planeten, die auf sieben Sphären die Erde umwandern. In den Ausführungen zur sublunaren Welt habe ich mich vor allem auf die Vorstellung von Aristoteles gestützt, der die vier Elemente unter der Sphäre des Mondes anordnet. Bis ins 12. Jahrhundert ging aber man davon aus, dass das Element des Feuers den Raum der Planeten einnehmen würde, den Äther. So schreibt Wilhelm von Conches in seinem Erstwerk, der Philososphia mundi:

„Also das Feuer: es ist die Erstreckung vom Mond nach oben hin, die auch Äther genannt wird. Seine Ausstattung aber ist all das, was oberhalb des Mondes erblickt wird, d.h. die Fixsterne und Wandelsterne.“[1]

Vor der Rezeption von Aristoteles naturphilosophischen Schriften, also vor dem 13. Jahrhundert, war das die gängige Beschreibung der himmlischen Sphären. Die himmlischen Sphären beherbergten zunächst die Planeten, die man von den Fixsternen am Firmament unterschied (dazu im nächsten Beitrag). Der angelsächsische Mönch Beda schreibt im frühen Mittelalter in seiner Enzyklopädie De natura rerum:

„The stars [gemeint sind die Fixsterne], borrowing their light from the sun, are said to turn with the world since they are fixed in one place, as opposed to being carried unfixed, with the world standing still. The exception is those that are called planets, that is, wanderers.”[2]

Bei Macrobius, einem im Mittelalter hoch geschätzten spätantiken Autor, lesen wir:

„The errant planets were thus named by the ancients because they are borne along in their own course, moving from west to east in a contrary direction to that of the greatest or celestial sphere; moreover, they all have similar movements and travel at the same rate of speed, and yet they do not all complete their orbits in the same amount of time.“[3]

Zunächst zu den Planeten selbst. Sieben kannte man an der Zahl, wobei man Sonne und Mond ebenfalls als Planeten ansah. Die Erde galt natürlich nicht als Planet und Pluto war noch nicht bekannt. Diese Planeten wandern auf einer eigenen Umlaufbahn oder Sphäre um die unbewegliche Erde, wie auf dieser Abbildung des Kosmos schön zu sehen ist.

 

Für ihren Erdumlauf brauchen die Planeten unterschiedlich lange, da ihre Kreisbahn bei zunehmender Entfernung zur Erde natürlich größer wird. Hieraus – und natürlich durch ihre unterschiedliche Sichtbarkeit – lässt sich dann auch eine Reihenfolge der Planeten ableiten, die in Antike und Mittelalter aber nicht unumstritten war. Im Kern war vor allem die Position der Sonne in diesem System umstritten.

Beda hat sich zum Beispiel für folgende Variante entschieden, der auch die Abbildung inhaltlich folgt (was aber nicht bedeutet, dass die Abbildung auf Beda basiert):

 „The highest of the planets is the star of Saturn, freezing cold by nature, completing a circuit of the zodiac in thirty years. Next is the star of Jupiter, temperate, completing its circuit in twelve years. Third is the star of Mars, blazing hot, completing its circuit in two years. In the middle is the sun, completing its circuit in 365 days and a quarter. Beneath the sun is Venus, which is also called Lucifer and Vesper, completing its circuit in 348 days. It never recedes further from the sun than 46 degrees. Next to it is the star of Mercury, with a circuit swifter by nine days. Sometimes it shines before the rising of the sun, sometimes after its setting. It is never remoter from the sun than 22 degrees. Last is the moon, accomplishing its course in 27 and 1/3 days, thereafter lingering in company with the sun for two days.”[4]

Wilhelm von Conches folgt eher Platon, der eine andere Reihenfolge vertritt und wählt dabei eine Argumentation, die recht typisch für das hohe Mittelalter ist:

 „Hierauf ist zu erörtern, warum die Chaldäer meinen, die Sonne sei der vierte, Platon und die Ägypter, sie sei der sechste Planet. Die Wahrheit ist, daß die Sonne unterhalb von Merkur und Venus in der Nähe des Mondes ist. Da nämlich der Mond kalt und feucht ist, war es nötig, daß ihm die Sonne, die warm und trocken ist, benachbart sei, auf daß durch die Sonnenwärme die Mondkälte, durch ihre Trockenheit seine Feuchtigkeit gemildert würde, damit die Sonne nicht, wenn sie in Erdnähe steht und dann über sie dominiert, übermächtig einherkäme und die Erde aus dem Gleichmaß bringe.“[5]

Im späten Mittelalter entscheidet man sich dann unter dem Einfluss von Aristoteles endgültig dafür, die Sonne an die vierte Stelle zusetzen.

So viel zur Reihenfolge der Planeten – zurück zu deren bereits angesprochene Bewegung, die den modernen Menschen im ersten Moment wohl etwas irritieren dürfte. Klar, wir wissen heute, dass sich die Planeten inklusive Erde um die Sonne drehen. Von der Erde aus gesehen lässt sich der Lauf der Planeten aber durchaus als Kreisbahn um die Erde beschreiben (Unregelmäßigkeiten in dieser Kreisbahn wurden durchaus registriert und durch verschiedene Theorien in das geozentrische Weltbild integriert). Es ist wichtig zu verstehen, dass sich im Grunde zwei Bewegungen der Himmelskörper beobachten lassen, eine „natürliche“ und eine „erzwungene“:

 „It was almost a general opinion of all the philosophers that the sun, the moon, and the other planets move by natural motion from west to east […]. But although their movement is contrary to the firmament’s, still the firmament [gemeint ist die Sphäre der Fixsterne] draws them back with it daily to the west and east.”[6]

Einmal am Tag werden also alle Planeten ohne eigenes Zutun von Ost nach West getragen. Am augenscheinlichsten natürlich die Sonne, die damit den Sonnentag erleuchtet. Diese Bewegung entspringt aber eigentlich nicht den Planeten (sie entspricht nicht deren natürlicher Bewegung), sondern wird durch die Sphäre der Fixsterne ausgelöst – wem das jetzt nicht ganz klar ist, der sollte einfach den Beitrag zum Firmament abwarten. Die Planeten selbst bewegen sich in ihrer natürlichen Bewegung eigentlich von West nach Ost (natürlich gibt es auch hier unterschiedliche Positionen antiker und mittelalterlicher Gelehrter), und zwar durch den sogenannten Zodiak, den Tierkreis.

 

Himmelskarte mit Tierkreiszeichen und Sternbildern in Deckfarben auf grünem Untergrund aus BSB CLM 210, fol. 113v

Dieser Tierkreis ist eigentlich nichts anderes als ein Hintergrund, ein Maßstab, vor dem man den Lauf der Planeten messen kann. Dazu muss man wissen, dass die damals bekannten Planeten des Sonnensystems sich auf einer Fläche um die Sonne bewegen.

Bahn der Planeten um die Sonne (Quelle: Wikimedia Commons)

Betrachtet man von der Erde aus den Nachthimmel, werden die Planeten also immer vor dem Hintergrund der selben, wenn auch wechselnden, Sternzeichen zu sehen sein, bis sie ihre Kreisbahn vollendet haben. Diesen Kreis durch die Sternzeichen nannte man den Tierkreis, den Zodiacus. Wer sich die obige Karte genauer ansieht, kann diesen Zodiacus am Rand des letzten Kreises erkennen.

Da die einzelnen Planeten unterschiedlich große Bahnen besitzen, umwandern sie nicht nur die Erde, sondern auch den Tierkreis in unterschiedlicher Zeit. Der Mond braucht dazu etwa einen Monat, die Sonne ein Jahr. Die Bahnen mit ihren Umlaufzeiten sind ebenfalls auf der obigen Karte abgebildet.

Die Sonne durchwandert also jedes Sternzeichen in etwa in einem Monat, und zwar von West nach Ost. Das bedeutet, dass sie etwa jeden Monat vor (im Sinne von vor dem Hintergrund eines) bzw. mit einem anderen Sternzeichen des Tierkreises aufgeht. Gleiches gilt in anderen Zeitabständen für alle Planeten. Gerade der Lauf der Sonne und des Mondes hatte große Auswirkungen auf das Leben auf der Erde, sie bedingten zum Beispiel die unterschiedlichen Jahreszeiten.

Der Umlauf der Planeten – vor allem von Sonne und Mond ­ war für die Menschen im Mittelalter daher extrem wichtig. Außerdem ließ sich darüber die Zeit bestimmen, vor allem das äußerst wichtigen Osterdatum (der Ostertermin war jeweils der erste Sonntag nach dem Frühlingsvollmond). Durch ihre zyklischen Bewegungen erlaubten die Planeten nicht nur das bloße feststellen des Datums, man konnte diese Bewegungen sogar durch mathematische Prozesse vorhersagen und in ablesbare Tabellen umwandeln, so dass man die Sterne und Planeten selbst gar nicht mehr beobachten musste.

Thorney Computus, Oxford, Saint John’s College, MS 17, fol. 7v und 8r. Quelle: http://blog.metmuseum.org/

Die jeweilige Position der Planeten war aber auch aus anderen Gründen wichtig. Jedem Planeten schrieb man bestimmte Eigenschaften zu, die Auswirkungen auf den menschlichen Organismus hatten. Die Planeten konnten etwa Krankheiten verstärken, oder die Laune vermiesen, aber auch angenehme Seiten des Lebens waren von ihnen betroffen. So schreibt Wilhelm von Conches:

„Der vierte [Planet] ist, nach Anordnung der Platoniker, die Venus, ein warmer und feuchter Stern; darum ist sie heilsam. Sie umläuft den Tierkreis in ungefähr einem Jahre. Man lastet ihr an, sie habe mit Mars Ehebruch getrieben, weil sie im oberen Abschnitt ihres Umlaufkreises, wenn sie in die Nähe des Mars gerat, weniger heilsam ist. Göttin der Wollust wird sie genannt, weil sie Warme und Feuchte zuteilt und da ja in denen, die warm sind und feucht, die Wollust stark ausgeprägt ist (dies, worüber wir im Kapitel über den Menschen ausführlicher sprechen werden, wollen wir nur kurz antönen, um Venus [der Göttin der Gefälligkeit] gefällig zu sein: die Warm Trockenen verlangen arg nach der Wollust wegen ihrer Hitzigkeit, doch wegen ihrer Trockenheit vertragen sie die Wirkung nicht; und wenn sie Wollust genießen, so schadet sie ihnen sehr. Die Kalt-Feuchten dagegen verlangen kaum nach ihr, doch vertragen sie ihre Wirkung gut. Doch die Kalt-Trockenen verlangen nicht nach der Wollust und vertragen ihre Wirkung nur selten. Die Warm-Feuchten dagegen verlangen nach ihr und genießen auch ihre Lust, und ihrem Körper ist der Genuß sehr zuträglich).“[7]

In einer Handschrift des 13. Jahrhunderts aus dem Zisterzienserkloster Altzella (UB Leipzig MS 1306) hat man übrigens genau diesen Abschnitt geschwärzt – wohl um die Novizen nicht von ihren eigentlichen Aufgaben im Kloster abzulenken.

Gefährlich konnte es werden, wenn sich bestimmte Planeten in einem Sternzeichen zu einer sogenannten Konjunktion versammelten. Eine solche Versammlung war aus der Sicht der Zeit durchaus in der Lage schlimme Katastrophen auszulösen. Zum Glück erlaubte die zyklische Bewegung der Himmelskörper eine Vorhersage solcher Ereignisse. Als sogenannte Toledobriefe (angeblich erstellt von einem Astronomen aus Toledo, dem damaligen Eldorado der Astronomie), zirkulierten Prophetien, in denen vor einer solchen Versammlung und schwerem Sturm und Erdbeben gewarnt wurde.[8]

Noch im 16. Jahrhundert formulierte der Tübinger Professor Johannes Stöffler eine ähnliche Warnung, die, befeuert durch den Druck, zu der so genannten Sintflut Debatte führte:

„Im Monat Februar ereignen sich 20 Konjunktionen, von denen 16 in einem wäßrigen Sternzeichen passieren, die zweifellos auf so ziemlich dem ganzen Erdkreis bezüglich Wetter, Königreiche, Provinzen, Verfassung, Würden, Vieh, Meerestiere und alle Landbewohner Veränderung, Wechsel und Bewegung bedeuten, wie sie sicherlich seit Jahrhunderten von Geschichtsschreibern oder von den Massen kaum wahrgenommen wurden. Erhebet daher eure Häupter, ihr Christen!“[9]

Der scheinbare Umlauf der Planeten beruht nach heutigem Kenntnisstand natürlich auf falschen Annahmen. Trotzdem konnte er im Rahmen des geozentrischen Weltbildes genutzt werden und ermöglichte relativ präzise astronomische und chronologische Vorhersagen, die sich sogar mathematisch automatisieren ließen. Dass diese Vorhersagen mitunter Befürchtungen auslösten, die wir heute als Aberglauben verlachen würden, mag uns heute befremdlich vorkommen. Im Grunde basierten sie aber auf den wissenschaftlichen Vorstellungen ihrer Zeit.

 

[1] Wilhelm von Conches: Philosophia mundi (ed. und üb. von Maurach, Gregor). Pretoria 1980, S. 138.

[2] Beda: On the Nature of Things and On Times (üb. von Kendall, Calvin und Wallis, Faith). Liverpool 2010, S. 80.

[3] Macrobius: Commentary on the dream of Scipio (üb. von Stahl, William Harris). New York 1990, S. 148.

[4] Beda: On the Nature of Things (wie Anm. 2), S. 81 (Hervorhebungen von mir).

[5] Wilhelm von Conches: Philosophia (Wie Anm. 1), S. 149.

[6] Wilhelm von Conches: A dialogue on natural philosophy (üb. von Ronca, Italo). Notre Dame 1997. S. 68.

[7] Wilhelm von Conches: A dialogue on natural philosophy, S. 147.

[8] Vgl. etwa Grauert, Hermann von: Meister Johann von Toledo. In: Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse (1901) S. 111-325 (https://archive.org/stream/sitzungsberichte1901bayeuoft#page/110/mode/2up); aktueller: Mentgen, Gerd: Astrologie und Öffentlichkeit im Mittelalter. Stuttgart 2005.

[9] Stuhlhofer, Franz: Humanismus zwischen Hof und Universität. Georg Tannstetter (Collimitius) und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des frühen 16. Jahrhunderts. Wien 1996, S. 136. Zur Sintflutdebatte im Allgemeinen vgl. Talkenberger, Heike: Sintflut. Prophetie und Zeitgeschehen in Texten und Holzschnitten astrologischer Flugschriften 1488–1528. Tübingen 1990; außerdem Mentgen (Wie Anm. 6).

Quelle: http://quadrivium.hypotheses.org/167

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Performances Staging Archive! Staging History! Wien 23.-25.1.2013

Spannende Performance an der Wiener Akademie der Bildenden Künste, angekündigt vom Salon 21:

Performances im Rahmen des “Rundgangs 2014″ der Akademie der Bildenden Künste Wien

Ort: Schillerplatz 3, 1010 Wien
Zeiten: Do, 23.01.2014, 19.00-20.30 Uhr; Fr, 24.01.2014, 17.30-19.00 Uhr; Sa, 25.01.2014, 19.00-20.30 Uhr

In diesem Semester arbeitet die Akademie der Bildenden Künste choreografisch sowie inhaltlich mit der Live-Performerin Anat Stainberg zusammen. “The thing that’s characteristic of my performance is that I literally do drag the whole studio onto the stage” (Laurie Anderson)

Das Performative ist in aller Munde und erfährt dadurch eine Überstrapazierung, eine Abnutzung – aber dieses MIS-used muss nicht zwangsläufig zu einer Verwerfung führen sondern kann auch Wiederbelebung von Performance-Kunst sein. Wie kann das Performative überhaupt erfasst werden? Dazu haben sie die Studierenden des Kurses in Archive wie die Sammlung Frauennachlässe begeben und sich auf die Suche nach unterschiedlichen Gesten des Archivierens gemacht. Wer archiviert was und wen? Wie konstituiert sich ein Archiv der ephemeren Kunst? Wie verhalten sich Dokumente und wie können sie zum Reden gebracht werden? Welche Rolle spielt dabei die Erinnerung und das Erzählen?
“I am just so DONE with ‘the performative’. It is overused and mostly MIS-used. From now on, I’m only going to use word ‘enactment’.” He replied, “You better hurry.” (according to A. Fraser).

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/615269535/

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2015 | 100 Jahre Völkermord an den Armeniern | Herausforderung für den Geschichtsunterricht


 
Deportation von Armeniern aus Kharpert, April 1915 (Public Domain, Wikimedia Commons)
 

Das Gedenkjahr 2014 holt den Ersten Weltkrieg ins öffentliche Bewusstsein zurück. In der hiesigen breiten medienöffentlichen Beschäftigung mit der vermeintlichen „Urkatastrophe“ (Kriege sind keine Katastrophen, sondern von Menschen verursacht) fällt allerdings auf, dass (zumindest bislang) nur wenig kontrovers debattiert wird. Beispielsweise sorgt die durch Clarks „Schlafwandler“ erneut aufgerollte Kriegsschuldfrage längst nicht mehr für so große Aufregung wie noch vor einem halben Jahrhundert die Fischer-Kontroverse. Auch das gelegentliche Bemühen, Parallelen zwischen 1914 und 2014 herzustellen, verfängt nicht wirklich.

Das kann sich 2015, wenn sich im April der Beginn des Völkermords an den Armeniern zum 100. Mal jährt, ändern. Die gezielte Tötung von hunderttausenden Armeniern bei Todesmärschen und Massakern (die Schätzung der Opferzahlen reicht von 300.000 bis 1.500.000; häufig angenommen wird eine Zahl zwischen 800.000 und 1.000.000) in den Jahren 1915/16 wird heute von den meisten Historikern als Völkermord bezeichnet. Die Anerkennung dieses Genozids im Sinne der UN-Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes (von 1948) ist umstritten; bisher 22 Staaten haben die Massentötungen offiziell in diesem Sinne anerkannt, außerdem auch internationale Organisationen wie die UN-Menschenrechtskommission und das Europäische Parlament. Die deutsche Bundesregierung hat (trotz verschiedener Anträge im Bundestag) eine solche Anerkennung bislang nicht ausgesprochen (ein wichtiger Hintergrund hierfür: das Deutsche Reich war seinerzeit Bündnispartner des Osmanischen Reichs). Der Streitpunkt (auch im Zusammenhang mit einem möglichen EU-Beitritt) liegt besonders in der Verweigerung der Türkei, die Ereignisse während des Ersten Weltkriegs als Völkermord zu bezeichnen. Um sich einen Überblick über die ideologischen Hintergründe zu verschaffen, die zur Vertreibung der Armenier führten – der Prozess “der Transformation des osmanischen Vielvölkerstaates zu einem türkischen Nationalstaat” – und die zugleich wichtige Ursache für die bis heute andauernde Leugnung in der Türkei bilden, kann der Beitrag Nationale Vision und Gewaltpolitik: Der Völkermord an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915/16 von Mihran Dabag als Einstieg dienen. Zugleich zeichnet sich in den letzten Jahren aber auch ab, dass in der türkischen Gesellschaft zunehmend kontrovers über die Ereignisse von 1915/16 debattiert wird.

Auf der Fachdidaktischen Tagung für Geschichte und Politik des Volksbunds
Deutsche Kriegsgräberfürsorge und des niedersächsischen Kultusministeriums in Hannover im Februar 2012, auf der Mihran Dabag o.g. Vortrag hielt, wurde auch die Frage diskutiert, ob und wie sich der Völkermord an den Armeniern angemessen im Geschichtsunterricht behandeln lässt. Auf die besondere Problematik angesichts häufig vieler türkischstämmiger Schüler/innen in den Klassenzimmern wurde bereits vielfach hingewiesen, beispielsweise in einer Ausgabe der Zeitschrift des Geschichtslehrerverbandes Geschichte für heute (aus 2013) oder auch auf einer Themenseite von Planet Wissen. Zum politischen Streit kam es 2002, als das Land Brandenburg den Völkermord an den Armeniern in den Lehrplan aufnahm. Aus didaktischer Sicht desaströs wäre – kommt der Armenier-Genozid im Unterricht zur Sprache -  eine gegenseitige, nationalen Zuschreibungen folgende Vorwurfshaltung: euer Holocaust hier, euer Armenier-Genozid dort. Bemerkenswert ist – um solche Stereotype  aufzubrechen – der Beitrag Völkermord an den Armeniern von Martin Stupperich, den er ebenfalls auf der Tagung in Hannover vorgestellt hat. Stupperich konstatiert sich “widersprechende nationale Selbstbilder [...] Haben wir auf deutscher Seite ein selbstkritisches Narrativ, so finden wir auf türkischer Seite ein heroisierendes.” (S. 1f.) Stupperich schlägt (für den Oberstufenunterricht) erstens eine Rekonstruktion der Massentötungen aus den Akten des Auswärtigen Amtes vor. Zweitens verfolgt er ein Unterrichtskonzept (ab S. 13), das die heutigen Auseinandersetzungen und Debatten über die Anerkennung des Völkermordes zum Gegenstand macht. Überzeugend an diesem Vorgehen ist der Anspruch, die emotional aufgeladene Debatte zu verstehen und die Interessenlagen der Akteure nachzuvollziehen. Hierfür lassen sich insbesondere geschichtskulturelle Materialien wie z.B. Presseartikel heranziehen. In diesem Zusammenhang lässt sich auch die Rezeptionsgeschichte des Holocaust in Deutschland vergleichen. Erst die Auseinandersetzung mit geschichtspolitischen Debatten lässt die kontroverse Berteilung der Vergangenheit und die perspektivische, nicht selten nationalistisch verengte Bedingtheit der hart aufeinandertreffenden Positionen deutlich werden. Eine solche Beschäftigung mit dem Armenier-Genozid könnte insbesondere während der 2015 erwartbaren medienöffentlichen Debatte einen wichtigen Beitrag zum interkulturellen Lernen leisten. Es wäre dabei erstens erstrebenswert, Lernangebote und konkrete Materialien (auch online) zur Verfügung zu stellen. Zweitens wäre ein Austausch über – sicher gelegentlich schwierige – konkrete Umsetzungen und Erfahrungen der Thematisierung des Armenier-Genozids im Geschichtsunterricht notwendig.

empfohlene Zitierweise    Pallaske, Christoph (2014):2015 | 100 Jahre Völkermord an den Armeniern | Herausforderung für den Geschichtsunterricht In: Historisch denken | Geschichte machen | Blog von Christoph Pallaske, vom 20.1.2014. Abrufbar unter URL: http://historischdenken.hypotheses.org/2343, vom [Datum des Abrufs].

Quelle: http://historischdenken.hypotheses.org/2343

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Normalität, Konformität und deviantes Verhalten – Von Benjamin Gröschl

Konformität und Abweichung bestimmen als relationale Basiskategorien die subjektive Typisierung der Lebenswelt und so auch die daraus entstehenden Objektivationen. Normalität bildet die gemeinsame Grundlage und muss doch ebenso diskursiv und kontextabhängig beschrieben werden. Dieser Artikel widmet sich daher dem Versuch, … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/5824

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FES: Veröffentlichungen zu Friedrich Ebert und seiner Zeit vom Geschäftsführer der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Prof. Dr. Walter Mühlhausen

http://www.ebert-gedenkstaette.de/pb/,Lde/Startseite/Die+Stiftung/Prof_+Dr_+Walter+Muehlhausen.html (unten) Die Publikationsliste des Geschäftsführers der Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte Prof. Dr. Walter Mühlhausen enthält einige weiterführende Publikationen zur Geschichte der SPD und zu Friedrich Ebert.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/01/4920/

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Der “Marsch der Freiwilligen” 義勇軍進行曲: Vom Titelsong eines Films zur Nationalhymne

Fēngyǔn érnü 風雲兒女 ["Sons and Daughters in a Time of Storm" oder "Children of Troubled Times"] aus dem Jahr 1935 erzählt die Geschichte eines Intellektuellen, der sein eher ‘westliches’ Leben aufgibt, um sich im Kampf gegen Japan zu opfern.  Die Handlung basiert auf einer Geschichte von Tian Han  田漢, der seit Anfang der 1930er Mitglied der Kommunisitischen Partei Chinas war, und der kurz nach der Veröffentlichung dieser Geschichte verhaftet worden war. Das Drehbuch schrieben  Tian Han 田漢 (1868-1968) and Xia Yan 夏衍 (1900-1995). Regisseur dieser Produktion der Diantong Film Company (電通影片公司) war Xu Xingzhi. In den Hauptrollen sind Yuan Muzhi 袁牧之 (1909-1978) und Wang Renmei 王人美 (1914-1987) zu sehen. Die Musik zum Film schreib Nie Er 聶耳 (1912-1935).

Fengyun ernü 風雲兒女 (1935)

Fengyun ernü (1935)
Internet Archive

Der Film wäre nicht weiter bemerkenswert, ähnliche Plots finden sich im linken Film der 1930er häufiger, wäre da nicht der Titelsong, gesungen von Yuan Muzhi und Gu Menghe: Yìyǒngjūn Jìnxíngqǔ 義勇軍進行曲 ["Marsch der Freiwilligen", "March of the Volunteers"]. Das Lied, das  in einem Theaterstück erstmals verwendet wurde und 1935 auf einem Album mit anderen patriotischen Musikstücken und Liedern veröffentlicht erschien, wurde gleichsam zur Hymne des Widerstands gegen die japanische Aggression.[1]

Im Februar 1949, kurz nach der Besetzung Beijings durch kommunistische Truppen erklang der “Marsch der Freiwilligen” als (inoffizielle) Hymne bei einer Konferenz in Prag. Im Sommer 1949 wurde im Zuge der Vorbereitung auf die Gründung der Volksrepublik China ein parteiinterner Ausschuss eingesetzt, um eine Hymne auszuwählen. Unter zahlreichen Vorschlägen fand sich auch der “Marsch der Freiwilligen”. Dieser Vorschlag wurde bei der ersten Plenarsitzung der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes (Zhōngguó rénmín zhèngzhì xiéshāng huìyì 中国人民政治协商会议) am 27. September 1949 angenommen.[2]

Der ursprüngliche Text wurde wiederholt verändert, um ihn den politischen Verhältnissen anzupassen. In den ersten Jahren der Kulturrevolution wurde die Hymne nicht verwendet, da Tian Han eines der ersten Opfer der Kulturrevolution geworden inhaftiert worden war.[3]. Ab 1969 wurde der “Marsch der Freiwilligen” wieder als Hymne verwendet, 1978 legte der Fünfte Nationale Volkskongress das Lied wieder als Hymne fest, allerdings mit leicht verändertem Text. Zuletzt hob eine Resolution der 5. Session des Fünften Nationalen Volkskongresses vom 4. Dezember 1982 hob die Änderungen auf[4] und stellte die ursprüngliche Version von Tian Han wieder her.

Seit 2004 ist die Hymne in der Verfassung der Volksrepublik China festgeschrieben:

Article 31 The title of the fourth chapter of the Constitution, which reads “The National Flag, the National Emblem and the Capital”, is revised to read “The National Flag, the National Anthem, the National Emblem and the Capital”. And one paragraph is added to Article 136 of the Constitution as the second paragraph, which reads, “The national anthem of the People’s Republic of China is the March of the Volunteers”.[5]

 

  1. S. Chang-Tai Hung: “The Politics of Songs: Myths and Symbols in the Chinese Communist War Music, 1937-1949″. In: Modern Asian Studies , Vol. 30, No. 4, Special Issue: War in Modern China (Oct., 1996) | DOI: http://dx.doi.org/10.1017/S0026749X00016838, 901-929, hier S. 901-903.
  2. S. “Resolution on the Capital, Calendar, National Anthem and National Flag of the People’s Republic of China”  (1949).
  3. In dieser Zeit wurde Dōngfāng Hóng 東方紅 ["Der Osten ist rot"] als inoffizielle Hymne verwendet.
  4. AsianLII: Resolution of the Fifth Session of the Fifth National People’s Congress on the National Anthem of the People’s Republic of China (Adopted on December 4, 1982).
  5. “Amendments to the Constitution of the People’s Republic of China (Adopted at the Second Session of the Tenth National People’s Congress and promulgated for implementation by the Announcement of the National People’s Congress on March 14, 2004).”

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/1269

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