aussichten Nr. 24 [30.04.2012]: Neue Einträge bei aussichten-online.net; Digest 01.04.2012-30.04.2012
Zum Schutz des eigenen Systems? Über Geheimdienste und -polizeien im 20. und 21. Jahrhundert
Die Spionage- und Informantentätigkeit zur Erkundung und Abwehr des gegnerischen Feindes ist eines der ältesten Gewerbe der Welt und wird auch im 21. Jahrhundert noch völkerrechtlich geduldet. Die innenpolitische Dimension entwickelte sich im Zuge der Staatenbildung mit der Begründung, Staaten müssen den Erhalt ihrer Systeme schützen – in den Diktaturen des 20. Jahrhundert mit der Gestapo und der Stasi in ihren extremen Ausformierungen der Geheimpolizei.
Im MONTAGSRADIO 05/2012 sprechen Jochen Thermann und Kaja Wesner mit Jens Gieseke der Abteilung “Kommunismus und Gesellschaft” des Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) über die Methoden und Ziele des BND und der Stasi während des Kalten Krieges und deren Effektivität. Welcher Geheimdienst war am besten über die Grundhaltung der DDR-Bevölkerung im Jahr 1989 informiert und wie wurde das vorhandene Wissen bewertet?
Und hier noch die Timeline zu dem Gespräch:
01:15 Sind Demokratien ohne Geheimdienste denkbar?
02:15 Die Entstehung & Arbeitsweise von Geheimdiensten
05:00 Geheimdiensttätigkeit nach innen
06:00 Sind Geheimdienste vollständig kontrollierbar?
07:30 Die BND-Historikerkommission
09:00 Kontinuitäten im 20. Jahrhundert
13:30 Stasi als deutscher Sonderfall?
17:30 Fokus der Geheimdienste in Osteuropa
18:45 Stand der Aufarbeitung in Polen und Rumänien
23:00 Methode der Zersetzung
25:30 Agenten in Ost und West
28:00 Wissensstand BND / Stasi / CIA 1989
37:30 Feindbildkonstruktion als Legitimation für Geheimdienste
40:00 Aufarbeitung unterliegt Kategorisierung der Stasi, Beispiel “IM”
42:30 Wie effektiv arbeitet der Verfassungsschutz heute?
Und hier gehts direkt zu MP3.
“Geheimdienste gehören zur modernen Staatlichkeit dazu”
Montagsradio mit Dr. Jens Giesecke from kooperative-berlin on Vimeo.
Das Netzwerk der Inoffiziellen Mitarbeiter – kurz IM – war ein tragendes Element für das Ministerium der Staatssicherheit, dem Inlands- und Auslandsgeheimdienst der DDR und zugleich Geheimpolizei. Das gesamte Überwachungssystem war aber sehr viel komplexer und geht weit über die IMs hinaus. Im kommenden Montagsradio 05/2012 sprechen Jochen Thermann und Kaja Wesner mit Jens Gieseke der Abteilung “Kommunismus und Gesellschaft” des Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) über die Funktion von Geheimdiensten im Kalten Krieg und die Unterscheidung von Geheimdiensten und Geheimpolizei. Demnächst erscheint hier das komplette Gespräch.
Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/04/23/geheimdienste-gehoren-zur-modernen-staatlichkeit-dazu/
aventinus nova Nr. 38 [20.04.2012]: „Grenzerfahrungen“. Ein Projekt zur innerdeutschen Grenze in Niedersachsen [=PerspektivRäume Jg. 2 (2011), H.1, S. 71-80]
Autonomie trotz Affirmation? Über die Kunst in der DDR und die Ambivalenz der Bilder
Der schwierige Umgang mit der Kunst aus der DDR führte sehr schnell nach 1990 zum so genannten “Bilderstreit”. Handelte es sich bei den Bildern ostdeutscher Maler lediglich um propagandistische “DDR-Kunst”, da die offizielle Förderung und Privilegierung zugleich mit Anpassungsdruck und Gängelung einher ging? Oder war die Kunst in der DDR, insbesondere die Malerei, im Gegenteil zu bedeutenden, starken Werken fähig, die man in der westdeutschen Kunstlandschaft vergeblich sucht? Im MONTAGSRADIO 04/2012 sprechen Markus Heidmeier und Jochen Thermann mit Karl Siegbert Rehberg, Gründungsprofessor für Soziologie an der TU Dresden und wissenschaftlicher Koordinator des Forschungsverbundes “Bildatlas: Kunst in der DDR“.
Heute haben sich die Wogen des “Bilderstreits” gelegt – offensichtlich erfüllte die Kunst in der Nachwendezeit das, was andernorts nicht diskutiert werden konnte: Hier wurde stellvertretend gefragt, wie das, was Künstler in der DDR geleistet haben, zu bewerten sei. Wie groß war der Spielraum zwischen Anpassung und Autonomie? Dieser Frage gehen Markus Heidmeier und Jochen Thermann im Gespräch mit Karl-Siegbert Rehberg nach und sprechen mit ihm über den Bilderstreit und die Ambivalenz der Kunst (in) der DDR.
Timeline
1:00 Bilderstreit
4:00 bürgerliche Kunst und Autonomieideal
6:00 besondere, ambivalente Stellung der Kunst in der DDR
9:00 Autonomie trotz Affirmation
13:00 anfängliche “volksnahe Bebilderung des Fortschritts” und unangepasste Brigadebilder
15:00 80er Jahre: Problembilder als kritische Beiträge
17:00 Kunst nach 1945 betreibt in beiden deutschen Staaten eine “Doppelflucht aus der Geschichte”
21:00 Das Grauen der Geschichte und die Ästhetik des Aufbaus
23:00 Leipziger Schule: das ungeliebte Zentrum der DDR-Malerei und Malerei in der DDR
26:00 “Ordnung kann Unordnung schaffen” – die Paranoia der Herrschenden gegenüber der Kunst
30:00 Gegenszenen, “Zentren sind ja oft die wichtigsten Orte für Gegenbewegungen”, und Autonome
33:00 die Schwierigkeit der Bilderzensur, DDR als Integrationsgesellschaft und “Konsensdiktatur”
36:00 wo sind die Bilder heute?
40:00 Ausstellung in Weimar am 18. Oktober im Neuen Museum
43:00 Fragebogen
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Foto: flickr/delio
Der Reclam Verlag. Eine Geschichte der deutsch-deutschen Teilung
Die Geschichte der deutschen Verlage im 20. Jahrhundert ist die Geschichte der deutsch-deutschen Teilung. Ernst Reclam siedelte aus der SBZ in den Westen über und gründete in Stuttgart die Reclam Verlags GmbH, während das Stammhaus Reclam Leipzig der staatlichen Verwaltung der DDR unterstellt wurde.
Im letzten Teil der Sonderreihe MONTAGSRADIO “Vor Ort” auf der Geschichtsmesse 2012 in Suhl sprechen Miriam Menzel und Kaja Wesner mit Carmen Laux und Ingrid Sonntag vom Fachbereich Buchwissenschaften der Universität Leipzig über die Geschichte des Reclam Verlages, die Beziehungen der Reclam Verlags GmbH und Reclam Leipzig während der deutsch-deutschen Teilung und die Bedeutung der DDR-Verlagsgeschichtsforschung für die historische Aufarbeitung.
Und hier gehts zur Timeline des Gesprächs:
01:00 Studium als Zugang zur Geschichte
01:40 1968 von Gera nach Berlin
03:20 Buchwissenschaften in Leipzig
04:40 Buchstadt Leipzig und DDR-Verlagsgeschichtsforschung
08:00 Archivvernichtung im Zweiten Weltkrieg
10:00 Verlagsgeschichte im Blick der deutsch-deutschen Teilung
13:45 Reclam Leipzig als Geschichte der Opposition?
17:30 Rückkehr der Reclam-Archive von Stuttgart nach Leipzig im Jahr 2008
21:40 Verhältnis der beiden Standorte Stuttgart und Leipzig
25:30 Verlage während der deutsch-deutschen Teilung: Kiepenheuer & Witsch und Insel-Verlag
29:00 Sensationsfunde des Reclam-Archivs
32:00 Fragebogen “light”
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“Repression” exemplarisch sichtbar machen? Orte der Repression in der SBZ/DDR
Der Erhalt einer Diktatur geht einher mit dem dauerhaften Entzug von Menschen- und Bürgerrechten. Kann es geografisch anhand einzelner Orte fassbar gemacht werden, wie weitreichend und umfassend Menschen innerhalb politischer Systeme staatlichen Repressionen ausgesetzt waren oder sind? Ab wann und wodurch beginnt staatliche “Repression” in den Augen der betroffenen Bürgerinnen und Bürger? Im zweiten Teil der Sonderreihe MONTAGSRADIO “Vor Ort” sprechen Miriam Menzel und Oliver Baumann mit Ruth Rosenberger, Stiftung Haus der Geschichte in der Bundesrepublik, über das Online-Portal “Orte der Repression” und die Definition von “Repression” .
Eng gefasst bedeutet der Begriff “Repression” die gewalttätige Ausübung staatlicher Herrschaft. “Orte der Repression” sind in diesem Zusammenhang an erster Stelle Orte der politischen Haft. In der SBZ/DDR umfasst das vor allem die sowjetischen Speziallager ab 1945 und die späteren Untersuchungshaftanstalten des MfS, in denen die Inhaftierten unter entwürdigender Folter und Isolation litten. Die Überwachungs,- Unterdrückungs- und Zersetzungsmaßnahmen der Stasi trafen die meisten DDR-Bürger und Bürgerinnen hingegen in ihrem Alltag.
Und hier gibts die Timeline zu dem Gespräch:
0:45 Historisches Schlüsselerlebnis
1:50 Projektvorstellung “Orte der Repression”
4:00 Der Begriff “Repression”
8:00 Lager in der SBZ/DDR und im Westen?
11:00 Orte und Vorgeschichten
15:00 “Repression” ohne konkreten Ort?
16:50 Resonanz auf das Online-Projekt: Klickzahlen, Verweildauer u.ä.
18:30 Verzahnung zur offline-Welt?
20:30 Fragebogen “light”
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Buchbesprechung: Geteilt und geeinigt Egon Bahr, Peter Ensikat: "Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich"
Der Vordenker der Neuen Ostpolitik und der prominenteste Kabarettist der DDR sprechen miteinander über deutsch-deutsche Blockaden.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10140
“Gelobtes Land” – Überleben im stalinistischen Terror
Wolfgang Ruge war begeisterter Kommunist. 1933 flieht er im Alter von 16 Jahren vor den Nazis in die Sowjetunion. Das “gelobte Land” entpuppt sich jedoch als ein Ort der Verbrechen, der Verfolgung und des Terrors. Allmählich erlebt der Emigrant, wie Parteifunktionäre, wie Bekannte und Freunde verhaftet und ermordet werden. Nach dem Angriff des Deutschen Reiches auf die Sowjetunion 1941 gerät er in die Maschinerie des sowjetischen Lagersystems.
Über seine Zeit in Moskau, im Gulag und in der Verbannung hat Wolfgang Ruge den äußerst lesenswerten Bericht Gelobtes Land – Meine Jahre in Stalins Sowjetunion verfasst, den der Sohn und Autor, Eugen Ruge, nun in einer bearbeiteten Fassung herausgegeben hat. Im MONTAGSRADIO Ausgabe 02/2012 sprechen Kaja Wesner und Jochen Thermann mit Eugen Ruge über die Erinnerungen des Vaters an seine Zeit in der Sowjetunion und darüber, wie der Vater nach seiner Rückkehr in die DDR mit dem Erlebten umgegangen ist.
Eugen Ruge ist im vergangenen Jahr mit seinem Roman In Zeiten des abnehmenden Lichts bekannt geworden, für den er mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet wurde. Die Geschichte des Vaters bildet in gewisser Weise die reale Vorgeschichte des fiktiven Romangeschehens. Wolfgang Ruges Bericht “Gelobtes Land” ist ein Erinnerungsbuch, das die schwere Zeit der Säuberungen, der Lagerhaft, der unmenschlichen Arbeit und des Überlebens eindringlich schildert und den Leser durch die dichte, gelungene Darstellung in einen Sog zu ziehen vermag: den Sog historischer Abgründe, die nur ein Menschenleben zurück liegen.
Hier gehts zum schriftlichen Fragebogen von Eugen Ruge.
Und hier ist die Timeline zu dem Gespräch:
1:00 Moskau, Terror
4:00 Deportation ins Lager
6:00 Arbeitsbedingungen
7:30 Kriegsende und Verbannung
8:30 Hunger
9:30 Geschichte des Manuskripts
11:00 Lebensläufe Vergessener
11:30 Sog des Buchs, Spannung
14:00 Scheu der Erinnerung, aber kein Schweigen
16:00 Editionsgeschichte
23:00 warum kehrte Wolfgang Ruge in die DDR zurück?
26:00 ein neues Leben mit 39, Verhältnis zur DDR
28:00 Mauerfall
31:00 Verhältnis des eigenen Romans “In Zeiten des abnehmenden Lichts” zu “Gelobtes Land”
33:00 Bedeutung der Geschichte des Vaters für Eugen Ruge
35:00 das Verschweigen der Verbrechen in der DDR
Hier gehts direkt zum MP3.
Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/02/06/gelobtes-land-%E2%80%93-uberleben-im-stalinistischen-terror/