Thomas Schütte: Michael Kardinal von Faulhaber in der bayerischen Politik. 1918-1933. Workshop Weimar / Personengeschichte

Michael Kardinal von Faulhaber war von 1917 bis zu seinem Tod 1952 Erzbischof von München und Freising und geborener Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz. Er war damit der bedeutendste Kirchenführer Bayerns und verfügte – ab 1921 als Kardinal und als enger Vertrauter des Apostolischen Nuntius und Kardinalstaatssekretärs Eugenio Pacelli – über beste Beziehungen in den Vatikan. Auf seinen USA-Reisen 1923 und 1926 knüpfte er wichtige Kontakte in den amerikanischen Katholizismus. Meine Arbeit befasst sich zum einen mit seinem Einfluss auf und seiner Rolle in der bayerischen Politik der Zwischenkriegszeit – als Kultuspolitiker, als Innen- und Außenpolitiker, und besonders als Symbolfigur für verschiedene Bevölkerungsgruppen. Zum anderen geht sie der Frage nach, auf welchen Wegen und über welche Netzwerke und Foren Faulhaber in die politische Sphäre (besonders auch in die Bayerische Volkspartei) wirken konnte, was zu seiner Meinungsbildung zutrug, wie viel Spielraum innerhalb gesetzlicher und vom Heiligen Stuhl vorgegebener Standpunkte ihm selbst blieb.

 

Das Zentrum der Quellen für diese Dissertation bilden die 2010 wieder in kirchlichen Besitz gelangten (und seit 2012 der Forschung zugänglichen) Besuchstagebücher Kardinal Faulhabers, verfasst in Gabelsberger-Stenographie. In ihnen notierte Kardinal Faulhaber für seine gesamte Amtszeit als Bischof 1911 bis 1952 jeden Besuch, den er erhalten oder getätigt hatte, mitsamt einer Angabe des Gesprächsinhaltes und der Argumentationsstruktur seines Gegenübers. Aufgrund von Faulhabers engen Kontakten mit den führenden Gestalten der bayerischen Landespolitik finden sich in diesen Besuchstagebüchern zahlreiche vertrauliche Gespräche, in denen bayerische Landespolitik und Landeskirchenpolitik gestaltet wurde und zu denen oft keine Parallelüberlieferung existiert. Darüber hinaus scheinen in diesen Aufzeichnungen – wie in keiner zweiten zeitgenössischen Quelle – die politische Kommunikationsstuktur Münchens und die Netzwerke der politischen und geistlichen Akteure auf Lokal- Landes- und Reichsebene auf.

 

Manche Persönlichkeiten geraten hierbei schnell in den Blick: Die Kabinettsmitglieder der Bayerischen Volkspartei, jene Geistlichen, die als Abgeordnete dem Land- und Reichstag angehörten, die apostolischen Nuntien von München und Berlin. Die Rolle anderer Akteure in Faulhabers politischen Netzwerken, wie der weiteren Mitglieder der Freisinger Bischofskonferenz, der Ministerialbürokratie, der abgedankten königlichen Häuser oder des alten bayerischen Hofadels  sind weit undurchsichtiger.

 

Für alle diese Personengruppen finden sich in den Besuchstagebüchern ausführliche Eintragungen, der Kreis der Akteure ist jedoch so groß und wenig scharf getrennt, dass bei herkömmlichen Verfahren der Quellenauswertung die Übersicht nicht gewährleistet ist. Es drängt sich daher der Einsatz der Methode der EDV-gestützten, quantitativen Netzwerkanalyse deutlich auf; die Quellenbasis ist mit den seriellen, dynamisch gestaffelten und außerordentlich vollständigen Besuchsnotizen hierfür besonders geeignet. Die Ergebnisse einer rein quantitativen Netzwerkanalyse – der Netzwerkgraph und mathematisch errechnete Zentralitäts- und Netzwerkdichtewerte – erlauben jedoch keine valide Beantwortung der Fragestellung.

Dieser Problematik wird mit einer Kombination aus formaler (d.h. quantitativer) und qualitativer Netzwerkanalyse begegnet: Der Netzwerkgraph ermöglicht eine strukturierte Übersicht über die Beziehungskonstellationen, sowie die Bestimmung von strukturellen Schlüsselpersonen. Die Quellenbasis wird zu diesem Zweck um die schriftlichen Auslaufregister des Erzbischöflichen Sekretariates (um rein per Schriftverkehr geführte Kontakte Faulhabers abzubilden) und Beziehungsdaten aus Korrespondenzen verwandter Nachlässe (um weitere Informationskanäle zu identifizieren) erweitert.  Die gewonnenen Erkenntnisse werden in einem folgenden Schritt anhand der Quellen aufgearbeitet und in die chronologische Gesamtdarstellung eingeordnet.

 

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1350

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Maria Magdalena Bäuml: Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus zwischen 1926 und 1933. Workshop Weimar / Institutionengeschichte

Seit 1924 wurde Bayern durch eine Koalitionsregierung unter Ministerpräsident Heinrich Held geführt. Dessen Amtszeit brachte zunächst eine Beruhigung in wirtschaftlicher und politischer Hinsicht mit sich, insbesondere im Hinblick auf die Turbulenzen der Zeit zuvor wie dem Hitlerputsch. Doch dass die Konsolidierung nur oberflächlich war, zeigte sich innerhalb kürzester Zeit. So wies der bayerische Staatshaushalt bereits seit 1925 ein wachsendes Defizit auf. Aus dieser Verschärfung der wirtschaftlichen Situation nach der Weltwirtschaftskrise 1929, entwickelte sich in Bayern 1930 auf politischer Ebene eine Regierungskrise, die schließlich zum Austritt des Bauernbunds aus der Regierungskoalition mit der BVP führte, und damit zu einer bis 1933 geschäftsführend im Amt bleibenden Regierung Held. Diese musste sich nun der zunehmend aggressiveren Agitation radikaler politischer Gruppierungen aus unterschiedlichen Lagern zu auseinandersetzen, insbesondere mit den offensiv auftretenden Vertretern der NSDAP.

In meiner Arbeit untersuche ich die Arbeit des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus zwischen 1926 und 1933. Angesichts der wirtschaftlichen Einschränkungen und politischen Unsicherheit stellt sich die Frage, inwiefern es möglich war, überhaupt staatliche Kulturpolitik zu betreiben. Konnte das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus angesichts der wirtschaftlichen und politischen Krisenphänomene gestaltend tätig werden oder musste man damit zufrieden sein, den aktuellen Bestand an kulturellen Einrichtungen und Werken zu bewahren? Oder mussten gerade in diesem Bereich, der noch primär in den Kompetenzbereich der Länder fiel und dem in der bayerischen Argumentation für die Eigenständigkeit des Landes somit eine hohe symbolische Bedeutung zukam, die Gestaltungsmöglichkeiten weiterhin und mit aller Macht ausgeschöpft werden? Darüber hinaus gilt ein weiteres Untersuchungsinteresse der Frage: Wie reagierte man von Seiten des Kultusministeriums auf die zunehmenden Angriffe radikaler Gruppierungen?

Die zeitliche Eingrenzung des Untersuchungszeitraums ergibt sich durch die Amtszeit des bayerischen Kultusministers Franz Xaver Goldenberger, der im November 1926 auf Franz Matt folgte. Er hatte das Amt bis März 1933 inne, als er durch die Nationalsozialisten seines Amtes enthoben wurde und Hans Schemm seine Nachfolge antrat.

Um diese Fragen zu beantworten, habe ich im ersten Teil meiner Arbeit einen organisationsgeschichtlichen Zugang gewählt, da die Handlungen des Ministeriums nur vor dem Hintergrund der Rahmenbedingungen zu verstehen sind. Über diesen Ansatz hinaus wurde jedoch auch die Forderung an die aktuelle Institutionengeschichte nach einer kulturhistorischen Erweiterung berücksichtigt, die den Blick auf die Rituale und den Habitus einer Behörde lenkt und damit auch nach informellen Mechanismen neben den Entscheidungsverläufen im Sinne der offiziellen Geschäftsordnung fragt. Vor diesem Hintergrund stehen im zweiten Abschnitt die Kompetenzen und Handlungsfelder des Ministeriums im Mittelpunkt und wie stark das Ministerium hierbei seine Eingriffsrechte geltend machte. Der abschließende dritte Teil beschäftigt sich mit besonders aussagekräftigen Phänomenen, die in der Regel in fast allen Zuständigkeitsbereichen des Ministeriums zu beobachten sind und daher einer gesonderten Behandlung bedürfen. Die Bandbreite reicht dabei vom Mikrokosmos der weiblichen Bildung über die innerdeutsche Frage der Kompetenzverteilung zwischen Ländern und Reich bis hin zum Makrokosmos der Außenkulturbeziehungen.

Die entsprechende ministeriale Überlieferung findet sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv unter dem Bestand MK. Diese Akten bilden den Hauptbestand für die vorliegende Arbeit, der Einblicke in die Betätigungsfelder und Entscheidungsabläufe innerhalb des Ministeriums ermöglichte, ebenso wie in die Kommunikation mit Gruppierungen außerhalb des Ministeriums. Komplementär erfolgte die Auswertung der Aufzeichnungen weiterer staatlicher Akteure, wie der anderen bayerischen Ministerien, des Ministerrats oder des Landtags, aber auch die Akten der Reichsbehörden. Diese sind neben Hinweisen zur Kompetenzverteilung insbesondere im Hinblick auf Fragen der Auslandskultur aussagekräftig, ebenso wie die Überlieferung des Archivs des Völkerbunds in Genf. Darüber hinaus wurde die ministeriumszentrierte Perspektive neben grauer Literatur durch die Nachlässe zentraler Akteure erweitert, sowie punktuell durch die Auswertung der Berichterstattung in den Zeitungen.

 

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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1343

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Workshop: Neue landesgeschichtliche Forschungen zur Geschichte der Weimarer Republik.Themenbereich Institutionengeschichte

Stärker noch als im Bereich der allgemeinhistorischen Epochendisziplinen hat die Beschreibung und Analyse von Institutionen einen festen Platz im landes- und regionalgeschichtlichen Arbeiten:

Einerseits ist die Beschäftigung mit längerfristig bestehenden und an bestimmten Zwecken orientierten Einrichtungen für jeden Historiker nicht zu umgehen, da diese als Produzenten ereignisübergreifender und serieller Überlieferung in vielen Fällen einen Blickwinkel auf das zu erfassenden Geschehen eröffnen, ohne freilich ein vollständiges und objektives Bild zu vermitteln. Erst das Wissen um ihre Arbeitsweise und ihre Funktionsprinzipien befähigt deshalb zu fundierter Quellenkritik und ermöglicht somit geschichtswissenschaftliche Erkenntnisbildung.

Als Instrument der Herrschaftsausübung ist das Wirken von Institutionen jedoch darüber hinaus ein unerlässlicher Schlüssel zum Verständnis der historischen Entwicklung eines Territoriums als Ganzes. So besteht wohl kein Zweifel, dass der Art der institutionellen Durchdringung, das heißt der für einen bestimmten Personenkreis oder ein Gebiet beanspruchte Regelungsanspruch, entscheidenden Einfluss auf das Leben der betroffenen Gruppen und ihr Verhältnis zueinander hat.

Verkürzt formuliert kann Institutionengeschichte folglich sowohl den Status einer Hilfswissenschaft als auch eines für sich selbst relevanten Fachgebiets mit Recht beanspruchen.

 

Freilich wurden mit der reinen Aufzählung und Abgrenzung von Macht- und Rechtsbereichen die Anwendungsmöglichkeiten von Institutionengeschichte lange Zeit unnötigerweise beschränkt: Mit der Überwindung der konventionellen Fixierung auf den Aspekt der Herrschaftsausübung ist es nun gängige Praxis, sich beispielsweise die Frage vorzulegen, was eine beliebige Einrichtung eigentlich zur sozial anerkannten Institution erhebt. Diese und ähnliche Perspektivverschiebungen schaffen und erhöhen die Aufmerksamkeit für unterschiedliche Formen der Legitimation und symbolischen Kapitalbildung, steigern die Sensibilität für schrittweise Funktionsverschiebungen oder betonen gängige und innovative Interaktionsmuster mit der außerinstitutionellen Umwelt.

Die sich daraus bereits ergebende Erkenntnis, dass es sich bei Institutionen im Kern um normative Strukturen, also sozial erzeugte Idealbilder handelt, welche ständig um die Realisierung des eigenen Anspruchs zu ringen haben, erweitert deshalb den traditionell landeshistorischen Erfassungshorizont: Sie gibt endgültig den Blick auf interne Abläufe sowie Brüche frei und ermöglicht mit der Ablösung einer rein funktionalen Bewertung den Übergang zu einer ergebnisoffenen Analyse von Institutionen. Anstelle definierter Kompetenzkataloge gewinnen somit inhärente Eigenlogiken an Profil, statt der Feststellung eines mehr oder weniger abgesteckten Handlungsrahmens rückt nun die Betonung variabel interpretierbarer Handlungsspielräume in den Vordergrund.

 

Die Untersuchung von Institutionen aller Art wird folglich auch in Zukunft ein fruchtbares Arbeitsfeld der Landesgeschichte bleiben und ist deshalb mit drei Dissertationsprojekten auf dem Workshop vertreten:

Beleuchtet Maria Magdalena Bäuml in ihrer Studie zum Bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus den gesamten Bereich der Bildungs-, Kirchen- und Kunstpolitik, beschäftigt sich Beatrix Dietel in breiterem zeitlichen Rahmen mit Voraussetzungen, Zielen und Inhalten der Hochschulpolitik im Freistaat Sachsen; Michael Schmitt legt schließlich den Fokus auf die Würzburger Professorenschaft in der Übergangszeit zur nationalsozialistischen Diktatur.

 

Zur Hauptseite des Workshopauftritts und zur Anmeldung gelangen Sie hier.

Zur Diskussion des Themenbereiches Personengeschichte gelangen Sie hier.

Zur Diskussion des Themenbereiches Infrastruktur- und Kommunalgeschichte gelangen Sie hier.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1285

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Workshop: Neue landesgeschichtliche Forschungen zur Geschichte der Weimarer Republik. Personen – Institutionen – Infrastruktur

Titel

Neue Ansätze, Methoden und Forschungsperspektiven der Landes- und Regionalgeschichte zur Erforschung der Weimarer Republik stehen im Fokus eines Workshops, der vom 6. bis 7. März 2014 am Institut für Bayerische Geschichte der LMU München stattfindet.

Diese Seite bietet im Vorfeld eine Diskussionsplattform zu zentralen Thesen.

 

Weimarer Geschichte – Landesgeschichte?

Die Geschichte der Weimarer Republik wird weiterhin – trotz aller Versuche zur Erweiterung des Blickfeldes – als Geschichte des Nationalstaates und seiner Akteure wahrgenommen. Noch zu wenig, und je nach Bundesland in stark unterschiedlichem Umfang wird die Bedeutung landes- und regionalgeschichtlicher Entwicklungen für die Lebenswirklichkeit der Menschen in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren erkannt. Dabei wurden auch in einem eher zentralistischen Bundesstaat wie der ersten deutschen Republik viele Weichen auf subnationaler Ebene in den Gliedstaaten gestellt; die Geschichte der Länder, die zudem stark von Krisendeutungen geprägt und überdeckt ist, bedarf deshalb einer unvoreingenommenen Aufarbeitung.

 

Es ist besonders  die Landes- und Regionalgeschichte, die mit ihrem Zugriff auf alternative Quellengattungen und ihren an der Bevölkerung vor Ort orientierten Fragestellungen unser Geschichtsbild korrigieren und es in neue Bahnen lenken kann. In das Blickfeld des Historikers rücken so neben Aufzeichnungen von Akteuren und Zeitgenossen lokalen Ranges auch kommunale und regional verortete Quellenbestände, die zu oft nur bei der Erstellung von Ortschroniken Beachtung gefunden haben. Ihr Potential ist bei weitem noch nicht ausgeschöpft, so z.B. mit Blick auf infrastrukturelle Veränderungen, bei denen bekanntlich wichtige Impulse im lokalen Umfeld zu verorten sind.

 

Vom 6. bis 7. März 2014 widmet sich ein Workshop am Institut für Bayerische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München dem inhaltlichen und methodischen Austausch, um der landes- und regionalgeschichtlichen Erforschung der Weimarer Republik neue Impulse zu geben.

Ausgewählte Referate von Doktoranden aus verschiedenen bundesdeutschen und österreichischen Ländern werden die thematische und methodische Vielfalt aktueller Forschungen verdeutlichen und die besonderen Herausforderungen regionaler Geschichtsforschung aufzeigen.

 

Darüber hinaus hat es sich der Workshop zum Ziel gesetzt, die klassische Struktur von Vortragsveranstaltungen mit der ihnen immanenten reduzierten Beteiligungsmöglichkeit für Teilnehmer zu erweitern:

In drei parallel stattfindenden Werkstattgesprächen am 6. März gruppieren sich Referenten und Teilnehmer gemäß ihrer Forschungsinteressen, um sich unter professioneller Moderation über konzeptionelle Herausforderungen der drei Arbeitsfelder Personen-, Institutionen- und Infrastrukturgeschichte auszutauschen. So besteht die Möglichkeit, losgelöst vom Einzelfall methodische und quellenanalytische Probleme ausführlich zu diskutieren.

 

Wir freuen uns auf intensive Diskussionen im Blog und auf dem Workshop!

 

Ihr Organisationsteam

 

Maria Magdalena Bäuml        Matthias Bischel M.A.

Daniel Rittenauer M.A.           Thomas Schütte M.A.

 

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1238

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Die Ferchl-Sammlung zur Geschichte der Lithographie – zu einer vergessenen Sammlung des 19. Jahrhunderts


Vorbemerkung

Die Lithographie war im 19. Jahrhundert eines der am häufigsten verwendeten Verfahren für farbige Drucke. Die Geschichte der Lithographie hat auch eine starke bayerische Komponente. Sie wurde in München durch Alois Senefelder (1771-1834) erfunden und wurde intensiv durch die bayerische Vermessungsverwaltung verwendet. Noch heute verwahrt das nunmehrige Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in München in seinem Steinkeller mehr als 26.000 Steinplatten mit Kartenblättern (Flurkarte, topographischer Atlas). Verwendet wurde für die Steine vielfach der ebenfalls der aus Bayern stammende Solnhofer Plattenkalk.

Eher durch Zufall kam der Verfasser dieses Beitrags zu diesem Thema. Im Rahmen seiner Tätigkeit als Mitarbeiter des Bavarica-Referenten der Bayerischen Staatsbibliothek erreichte ihn im August 2013 eine Nutzeranfrage zur Geschichte einer lithographiegeschichtlichen Sammlung des Franz Maria Ferchl, die sich zeitweise vollständig in der königlichen Hof- und Staatsbibliothek in München befand; ein Aspekt der Bestandsgeschichte der Bayerischen Staatsbibliothek, der bisher weitgehend unbekannt war.[1]

Der Beitrag bietet eine Zusammenfassung des derzeitigen Standes der Recherchen zur Geschichte der Sammlung.

Die Person Ferchl

Franz Maria Ferchl (1792-1862)[2] war ein Münchner Privatgelehrter und Sammler, der mit Senefelder und seiner Familie befreundet war. Die Freundschaft ergab sich daraus, dass bereits Ferchls Vater Anton, Hoforganist und Klavierlehrer, Senefelder und seinen Kinder Musikunterricht erteilt hatte. Anton Ferchl begann mit der Sammlung von Zeugnissen zur Geschichte der Lithographie, die sein Sohn fortsetzte.

Franz Maria Ferchls historisches Interesse beschränkte sich nicht nur auf die Geschichte der Lithographie. Er war in vielen Bereichen – v. a. auch der Numismatik – tätig, u. a. auch im Umfeld des Historischen Vereins von Oberbayern, dessen Gründungsmitglied er 1837 war und in dessen Vereinszeitschrift („Oberbayerisches Archiv für vaterländische Geschichte“) er mehrfach publizierte.

Ferchl sammelte systematisch Objekte zu Senefelder und zur Entwicklung der Lithographie und baute somit eine umfassende Sammlung früher lithographischer Drucke auf („Inkunabeln der Lithographie“). Zu dieser Sammlung gehörten außerdem der Schädel und der rechte Arm Senefelders, die 1846 mit Erlaubnis der Nachkommen exhumiert wurden.

Außerdem verfasste er handschriftliche „Annalen der Lithographie“, die das Schaffen Senefelders minutiös dokumentierten. Deren Drucklegung  – 1857 stand diese angeblich unmittelbar bevor[3] – kam nicht zustande.

Ferchl versuchte vehement, den Ruhm Senefelders zu sichern, was immer wieder zu Auseinandersetzungen führte.[4] Hyacinth Holland, der Verfasser des ADB-Artikels über Ferchl, bezeichnet ihn kritisch als einen „in seinem Privatleben nicht anziehenden Mann“.[5]

Schicksal seiner Sammlung

Erstmalig wurde der Ankauf der Ferchlschen Sammlung durch den Staat 1847 diskutiert, als Ferchl versuchte, für das Inventar der Sammlung („Inkunabeln der Lithographie“) einen Druckkostenzuschuss zu erhalten. Die Akademie der Wissenschaften, die ein entsprechendes Gutachten erstellt, befürwortete darüber hinaus den Erwerb der Sammlung durch die königliche Hof- und Staatsbibliothek. Die Bibliothek verwies in ihrer Antwort vom 23. September 1847 indes darauf, dass ihr sogar die nötigen Mittel zum Druck des Handschriften Katalogs fehlten.[6]

In der Folgezeit kam es zu einer längeren, wohl dem Kaufpreis geschuldeten Diskussion über den Verkauf der Sammlung an den Staat. 1856 veröffentlichte Ferchl das genannte Inventar endlich im Druck,[7] zeitgleich begann die Zerschlagung seiner Sammlung in drei Teile zerteilt, die unterschiedliche Schicksale erlitten:[8]

  1. Die 1857 vom Staat an gekauften „Inkunabeln der Lithographie“ sowie weitere Realien zur Lithographie-Geschichte, z. B. den 1846 exhumierten Schädel und Armknochen Senefelders, die Totenmaske, eine Büste sowie seine erste Steindruckpresse und seine Handpresse.[9]
  2. Die vor 1857 an Fidelis Butsch verkauften Dubletten der „Inkunabeln“, die 1865 an Heinrich Brockhaus weiter veräußert wurden.
  3. Die zunächst in Familienbesitz verbliebenen „Annalen der Lithographie“

 

1. Der in Staatsbesitz gelangte Teil der Sammlung

Der 1857 vom Königreich Bayern für 3.000 fl erworbene Teil der Sammlung umfasste nach Carl Wagner frühe lithographische Drucke (gebundene und Einzelblätter), die Druckerpressen, die Totenmaske sowie den Schädel und den rechten Arm Senefelders.[10] Die Übergabe an die Akademie der Wissenschaften und das Generalkonservatorium der wissenschaftlichen Sammlungen des Staates erfolgte am 23. Mai 1857.[11] Mit Schreiben vom 30. Mai 1857 folgte das zuständige Staatsministerium des für Kirchen- und Schulangelegenheiten einem Antrag des Generalkonservatoriums und überwies die vollständige Sammlung an die Königliche Hof- und Staatsbibliothek mit der Auflage, diese dort in einem eigenen Zimmer aufzustellen. Die Sammlung sollte dabei im Eigentum des Generalkonservatoriums verbleiben.[12] Die Überführung in die Bibliothek erfolgte am 9. Juni 1857.[13] Die Sammlung blieb auch in den Folgejahren in einem eigenen Zimmer.[14]

In der Ausstellung zum hundertjährigen Jubiläum der Lithographie, die 1895 in Paris stattfand, wurden einige frühe Lithographien aus der Ferchl-Sammlung ausgestellt.[15] Dort erregten die Stücke „allgemeine Bewunderung“.[16]

Ein Artikel in der Allgemeinen Zeitung am 6. Februar 1898 zeigt, dass sich damals die Sammlung noch in der Hof- und Staatsbibliothek befand, aber nur unzureichend präsentiert wurde. Der anonyme Autor brachte für eine Neuaufstellung der Sammlung das bisherige Nationalmuseum ins Spiel, für das nach dem Neubau eine neue Nutzung gesucht wurde. Ebenso wollte er dort die Maillinger-Sammlung untergebracht sehen. Als prädestiniert für die Übernahme der Ferchl-Sammlung sah er das Kupferstichkabinett an, doch fehle diesem an Platz. Die Unterbringung an der Hof- und Staatsbibliothek war für ihn unbefriedigend, da ein eigner Raum mangle und vor allem die Sammlung mit den Aufgaben der Bibliothek nicht in Zusammenhang stünde.[17]

Um 1905 wurde die Sammlung, die bis dahin in der Hof- und Staatsbibliothek geschlossen verblieben war,[18] auf verschiedene Einrichtungen verteilt:

a)      Die Totenmaske Senefelders und die Druckergeräte wurden 1905 dem zwei Jahre zuvor gegründeten Deutschen Museum übergeben.[19] Dort befinden sie sich immer noch. Das Deutsche Museum besitzt die Stangenpresse, die Handpresse sowie das Konvolut Werkzeuge und Farben Senefelders bis heute.[20] Auch die Totenmaske befindet sich noch dort.[21]

b)      Schädel und rechter Arm kamen laut Wagner an die anatomische Sammlung des histologischen-embryologischen Instituts in München[22] bzw. die „Königliche Anatomie“[23]. Bei dieser Einrichtung handelt es sich um die heutige “Anatomische Anstalt” der Ludwig-Maximilians-Universität München, die auch um eine Anatomische Sammlung verfügt.[24] Hans-Jürgen Imiela berichtete 1993, dass Schädel und Arm 1944 bei den Bombenangriffen auf München verbrannt seien. Er beruft sich dabei auf eine telefonische Auskunft der „Staatssammlung“, die mitgeteilt hätte, dass nur wenige Affenschädel und altbayerische Schädel des Mesolithikums den 2. Weltkrieg überstanden hätten.[25] Damit ist klar, dass er fälschlich bei der „Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie“ angefragt hat.[26] Die Anatomische Anstalt teilte am 11. September 2013 auf Anfrage mit, dass „niemandem bekannt [ist], dass dieser Schädel hier im Hause ist bzw. gewesen ist.“[27]

c)       Im Sommer 1905 gab die Hof- und Staatsbibliothek die Einzelblätter der Sammlung an die Staatliche Graphische Sammlung – also das ehemalige, mittlerweile reorganisierte Kupferstichkabinett – ab, in der Hof- und Staatsbibliothek verblieben nur die gebundenen Werke.[28] Es handelte sich um 1500 Blätter, von denen zwei Drittel im Zweiten Weltkrieg verbrannten.[29] 400 Blätter wurden jedoch als Dubletten an die Bibliothek zurückgegeben.[30] In den 1960er Jahren wurden von der Staatsbibliothek ferner Mappenwerke mit losen Einblattdrucken an die Staatliche Graphische Sammlung abgeben.[31]

d)      Die in der Hof- und Staatsbibliothek verbliebenen Drucke blieben nicht als geschlossener Fonds erhalten, sondern wurden auf verschiedene Fächer aufgeteilt:

  1. Ein Teil der Sammlung befindet sich im ca. 1903/05 durch Georg Leidinger angelegten Fach „Lithographa“. Die Entstehung dieses Fachs fällt dabei in eine Zeit, in der auch andere Spezialfächer (Einbandsammlung, Rariora, Exlibris) in der Handschriftenabteilung angelegt bzw. deutlich ausgebaut wurden.[32]  Dieses Fach enthält aber nicht nur die Sammlung Ferchl, sondern auch andere seltene Lithographien. Im Repertorium sind Hinweise auf die Provenienz nicht durchgängig vorhanden.[33]
  2. Der zweite Teil der Sammlung wurde unter die Notendrucke („Musica practica“) eingereiht. Soweit aus den Unterlagen erkennbar, ist dies erst in den 1960er Jahren schrittweise zwischen Neuerwerbungen erfolgt. Über den Dienstkatalog lassen sich derzeit 55 Musikdrucke aus der Sammlung Ferchl nachweisen. Nachweise sind zwar auch im OPAC zu finden, sie sind allerdings nicht recherchierbar.[34]

2.  Sammlung Brockhaus

Dubletten der „Inkunabel der Lithographie“ erwarb bereits vor 1857 der Augsburger Antiquar und Sammler Fidelis Butsch (1805-1879).[35] Dieser verkaufte sie seinerseits 1865 an den Leipziger Verleger Heinrich Brockhaus.[36] Die Sammlung Brockhaus ist seit dem 2. Weltkrieg verschollen. Möglicherweise befindet sie sich im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der DNB in Leipzig.[37]

3. “Annalen der Lithographie”

Die minutiösen Aufzeichnungen über die Geschichte der Lithographie und das Werk Senefelders verblieben im Besitz der Familie Senefelder. Die Enkelin verkauft dieses Werk an den Sammler Dogerloh, der es an jüdischen Sammler Julius Aufseeßer weiterveräußerte. [38] Das weitere Schicksal der Annalen war bisher nicht bekannt, sie galten als verschollen.[39] Tatsächlich wurde die „Annalen“ noch vor 1918 durch das Königliche Kupferstichkabinett in Berlin angekauft, wo sie als Ms 360 verwahrt werden. Eher durch Zufall wurde dort die Handschrift, die den Titel „Alois Senefelder. Leben und Wirken“ trägt, durch Jürgen Zeidler entdeckt, der ihre Bedeutung erkannte und sie als das verschollene Ferchlsche Werk identifizierte. Zu diesem Werk gehörige Beilagen fehlen indes, sie wurden getrennt versteigert. Eine Edition des Werks wird derzeit von Jürgen Zeidler vorbereitet.[40]

[1] Z. B. nicht erwähnt bei Rupert Hacker, Bestandsgeschichte der Bayerischen Staatsbibliothek, in: Ders. (Hg), Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek, München 2000, 377-397.

[2] Franz Maria Ferchl. Nekrolog, in: Allgemeine Zeitung 1862, S. 4386-4388 (= Beilage zu Nr. 265, 22. September 1862), online: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10504441-0; Holland, Hyacinth, „Ferchl, Franz Maria“, in: Allgemeine Deutsche Biographie (1877), S. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd116465433.html?anchor=adb.

[3] Die Ferchl’sche Inkunabel-Sammlung der Lithographie, in: Allgemeine Zeitung 1857, Beilage zu Nr. 173, 22. Juni 1857, S. 2763-2764 (URL: URL: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10504408-6) „Mit dem Sammeln der Druckproben und ersten ausgeführten Blätter gieng aber die Aufschreibung eigener und fremder Beobachtungen ununterbrochen Hand in Hand, und so entstanden daraus so vollständige gleichzeitige Annalen historischen, technischen und biographischen Inhalts, wie deren sich keine andere derartige Erfindung rühmen kann. Dieselben sind so weit vorbereitet, daß man ihrer baldigen Veröffentlichung entgegensehen darf.“

[4] Nagler, Georg K., Alois Senefelder und der geistliche Rath Simon Schmid als Rivalen in der Geschichte der Erfindung des mechanischen Steindruckes …, München 1862, online: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10376918-9. Bezeichnend ist der ausführliche Untertitel „Abwehr der Behauptungen und masslosen Angriffe in F. M. Ferchl’s Geschichte der ersten lithographischen Kunstanstalt in München“.

[5] Holland, „Ferchl, Franz Maria“ (wie Anm. 2).

[6] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B V, Ferchl. – Vgl. auch: Paul Ruf, Schmeller als Bibliothekar, in: Rupert Hacker (Hg.), Beiträge zur Geschichte der Bayerischen Staatsbibliothek (Schriftenreihe der Bayerischen Staatsbibliothek 1), München 2000, S. 177-252, hier 226.

[7] Ferchl, Franz Maria, Uebersicht der einzig bestehenden, vollständigen Incunabeln-Sammlung der Lithographie und der übrigen Senefelder’schen Erfindungen …, München 1856, URL: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10385634-6

[8] Wagner, Carl, Alois Senefelder, sein Leben und Wirken. Ein Beitrag zur Geschichte der Lithographie, Leipzig 1914, S. 171-173.

[9] Bayerische Staatsbibliothek Alt. Reg. B V, Ferchl, Übergabeprotokoll vom 23. Mai 1857.

[10] Wagner, Alois Senefelder, S. 173, Anm. 1.

[11] Bayerische Staatsbibliothek Alt. Reg. B V, Ferchl, Übergabeprotokoll vom 23. Mai 1857. Vgl. Die Ferchl’sche Inkunabel-Sammlung der Lithographie, in: Allgemeine Zeitung 1857, Beilage zu Nr. 173, 22. Juni 1857, S. 2763-2764 (URL: URL: http://www.mdz-nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:bvb:12-bsb10504408-6) mit dem Bericht über die Übergabe der Sammlung an die Akademie der Wissenschaften und der ihr zugeordneten Sammlungen (dort die Übergabe irrig auf den 23. April datiert). „Die Sammlung, das Resultat eines mehr als fünfzigjährigen liebevollen und glücklichen Sammlerfleißes, ist, nach Umfang und Werth der Drucke die in ihr enthalten sind, sehr bedeutend. Sie umfaßt gegen dreitausend verschiedene Blätter, die sehr häufig, da viele erste Probedrücke von neuer Behandlungsart darunter sind, gerade durch ihre künstlerische Unvollendung wie durch ihre außerordentliche Seltenheit für uns Bedeutung haben. Sie gewährt eine vollständige Uebersicht über Ursprung und Verlauf dieser merkwürdigen Erfindung, und reicht mit ihren frühesten Anfängen bis zu den ersten mechanischen Druckversuchen Senefelders im Jahr 1796 und den seine Erfindung vollendenden Proben der chemischen Druckkunst aus dem Jahr 1798 zurück. Ihr Hauptvorzug vor allen ähnlichen Sammlungen ergibt sich aus der erwähnten Art ihres Entstehens; sie ist keine erst nachträglich und daher lückenhaft angelegte, sondern der Erfindung und ihrer allmählichen Entwickelung gleichzeitige. Mit dem Sammeln der Druckproben und ersten ausgeführten Blätter gieng aber die Aufschreibung eigener und fremder Beobachtungen ununterbrochen Hand in Hand, und so entstanden daraus so vollständige gleichzeitige Annalen historischen, technischen und biographischen Inhalts, wie deren sich keine andere derartige Erfindung rühmen kann. Dieselben sind so weit vorbereitet, daß man ihrer baldigen Veröffentlichung entgegensehen darf.“

Vgl. Donau-Zeitung, 1860 Nr. 11, 11. Januar 1860, S. 1-2 [von Ferchl verfasste Meldung über den Schädel Senefelders]: „Dieser merkwürdige Schädel des unsterblichen Erfinders befindet sich in der reichen und einzig bestehenden kompleten Inkunabeln-Sammlung der Lithographie und der übrigen Senefelder’schen Erfindungen, welche Se. Maiestät der König vor ca. 3 Jahren von dem unterzeichneten Sammler derselben für die wissenschaftlichen Sammlungen des Staates käuflich erworben hat.”

[12] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B 245.

[13] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B 245.

[14] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B 245 (Schriftwechsel von 1863/64 wegen einer Schenkung an die Sammlung mit Erwähnung des Zimmers. Es ging dabei um die Fahne des Vereins der Lithographie-Besitzer). Vgl. Franz Maria Ferchl. Nekrolog (wie Anm. 2), S. 4387: „In dieser jetzt mit der königlichen Hof- und Staatsbibliothek verbundenen Sammlung“.

[15] Centenaire de la Lithographie. Catalogue officiel de l’exposition. 1795-1895, Paris 1895, 117-122. Vermerkt als „Coll. de la Bibliothèque royale de Munich“.

[16] Allgemeine Zeitung, 6. Februar 1898, Ausschnitt in Bayerische Staatsbibliothek, Nachlass Hyazinth Holland unter Ferchl, Franz Maria.

[17] Allgemeine Zeitung, 6. Februar 1898, Ausschnitt in Bayerische Staatsbibliothek, Nachlass Hyazinth Holland unter Ferchl, Franz Maria. Diese Sammlung, „ein wahrhaftiges Dornröschen“ wurde – so der Autor – nach dem Erwerb durch die Akademie der Wissenschaften „wohl aus ganz äußerlichen Gründen, der Staatsbibliothek überwiesen; doch konnte es sich nur um eine Verwahrung handeln, da sie ja mit den Aufgaben derselben keinen Zusammenhang hatten. Der Platz für ihre Aufstellung mangelte. … Eine Uebertragung in das Kupferstichkabinet, das den meisten Anspruch hätte, kann nicht in Frage kommen, denn es leidet ja selbst an betrübenden Platzmangel.“

[18] Winfried Glocker, Drucktechnik. Ein Begleitbuch zur Ausstellung im Deutschen Museum, München 2007, 136/141: „1905 wurden diese bis dahin in der Bayerischen Staatsbibliothek aufbewahrten Originale …

[19] Wagner, Alois Senefelder, S. 173, Anm. 1.; Glocker, Drucktechnik, 136/141.

[21] Glocker, Winfrid, „Senefelder, Johannes Nepomuk Franz Alois“, in: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 251-252 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118613219.html.

[22] Wagner, Alois Senefelder, S. 172.

[23] Jahrbuch für das Lithographische Gewerbe 1909, S. 30.

[25] Hans-Jürgen Imiela, Geschichte der Druckverfahren. Band 4: Stein- und Offsetdruck (Bibliothek des Buchwesens 10), Stuttgart 1993, S. 36.

[27] Mail des Sekretariats Professor Dr. Jens Waschke, Anatomische Anstalt, vom 11. September 2013 an Florian Sepp.

[28] So beschrieben von Wagner, Alois Senefelder, S. 173 Anm. 1. Vgl. Pallmann, Heinrich, Die Königl. Graphische Sammlung zu München 1758 – 1908, München 1908, S. 51-52. Das frühere Kupferstichkabinett hatte 1901 einen neuen Ausstellungssaal erhalten hatte und 1904/05 war reorganisiert und umbenannt worden.

[29] Künstler zeichnen. Sammler stiften. 250 Jahre Staatliche Graphische Sammlung München. Band 1, München 2008, S. 257.

[30] Bayerische Staatsbibliothek, Alt. Reg. B V, Ferchl (Schreiben der Graphischen Sammlung an die Hof- und Staatsbibliothek vom 22. September 1905)

[31] Mail von Dr. Claudia Bubenik, Bayerische Staatsbibliothek, vom 27.8.2013.

[32] Karl Dachs, Eine ” Reserve seltener Drucke” für die Bayerische Staatsbibliothek, in: Bibliotheksforum Bayern 4 (1976) S. 175-190, hier S. 181.

[33] Mail von Dr. Claudia Bubenik, 27.8.2013.

[34] Mail von Dr. Sabine Kurth, 27.8.2013

[35] Ferchl, Uebersicht, S. 22: „Auch Hr. Antiquar Butsch in Augsburg ist im Besitz von vielen ältesten Lithographien, welche derselbe als Doubletten aus der F.’schen Hauptsammlung schon vor mehreren Jahren erworben hat.“

[36] Wagner, Alois Senefelder, S. 172-173.

[37] Ein maschinenschriftliches Inventar der Ferchl-Butsch-Sammlung befindet sich in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig in der Fachbibliothek des Museums; gefertigt wurde es von Carl Wagner: http://d-nb.info/994349297

[38] Wagner, Alois Senefelder, S. 173 Anm 1.

[39] Archiv für die Geschichte des Buchwesens 8 (1967), S. 90. Genauso die Angabe unter http://www.nachlassdatenbank.de/; der dort unter Franz Maria Ferchl verzeichnete Teilnachlass im Stadtarchiv München stammt von tatsächlich vom Offizier und Archivar des Militär-Max-Josephs-Ordens Georg Ferchl (1846-1923), der als Sohn des Försters Franz Anton Ferchl in Ruhpolding geboren wurde. Eine Verwandtschaft zu Franz Maria Ferchl ist nicht nachweisbar (Freundliche Hinweise von Dr. Manfred Heimers, Stadtarchiv München, Mail vom 2. September 2013).

[40] Freundliche Mitteilung von Jürgen Zeidler am 12. November 2013 bei einem Treffen in München.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/1213

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Ein stiller Blick zurück

StadtAAm Fotosammlung 101-372-001 high

Das Bild ist 11,2 cm breit und 8 cm hoch. Die Sepiafarben der Aufnahme sind von den letzten hundert Jahren stark ausgebleicht, beinahe schon ausradiert worden. Nur das kalte Auge eines hochwertigen Scanners vermag noch letzte Bruchstücke zu erkennen. Teure Software berechnet Verluste und versucht auszugleichen, bemüht sich um eine ungefähre Rekonstruktion des bereits Verschwundenen. Besser erhalten als die Braun- und Grautöne der Kamera ist die Handschrift der vormaligen Besitzerin, selbst längst verstorben, die jene Aufnahme vor Jahrzehnten einmal mit dem Vermerk „nicht wegschmeißen“ dem Amberger Stadtmuseum schenkte, von wo aus sie in die Fotosammlung des Stadtarchivs gelangte.

Nur die wenigsten Betrachter des 21. Jahrhunderts stutzen nicht bei einem flüchtigen ersten Blick. Zu vertraut ist der oft selbst genutzte Kreisverkehr am Nabburger Tor, das unverkennbar in der rechten Ecke aus dem erahnten Grün der mächtigen Bäume lugt. Sein Nicht-Vorhandensein irritiert, ebenso wie der reiche Baumbestand, der zur Linken nur einen vagen Blick hinein in eine uns unbekannte Straße zulässt. Die überall gut zu erkennenden Jägerzäune mögen seinerzeit ausgereicht haben, um einem der vier Radfahrer Einhalt zu gebieten, die der Szenerie zumindest einen Hauch Betriebsamkeit verleihen. Doch bleibt es dabei – Hektik ist dieser Szene so fern wie die französische Front des Ersten Weltkrieges, während dem diese Aufnahme entstand.

Keines der vier „Automobilfuhrwerke“, die das Adressbuch des Jahres 1914 für die Stadt ausweist ist zu sehen, auch keines der natürlich noch von Pferden bewegten Frachtfuhrwerke ist zu entdecken. Erst recht kein Automobil – kaum verwunderlich, bewegte sich anno dazumal sogar der rechtskundige Bürgermeister Dr. Eduard Klug eher auf Schusters Rappen durch die Stadt.

Ein Kreisverkehr ist jenen nicht nur fremd, sie haben schlicht keinen Bedarf für derlei Dinge. Zur Rechten führt die Straße nach Regensburg (sie tut es heute noch). Weiter oben ahnt der Betrachter eher die Straße, die dort zum Werksgelände der Baumannschen Emaillfabrik und zum Bahnhof führen muss und der nicht einer der stummen Geister zuzustreben scheint. Das Nabburger Tor entlässt eine größere Menge Volks aus dem sicheren Schutz der ehrwürdigen Stadt und einige wenige kommen aus der zur Linken Richtung Wingershofer Tor abzweigenden und reich mit Bäumen bestandenen Chaussee, die gute vierhundert Meter weiter einen Knick stadtauswärts vollführen wird, um etwa auf der Höhe des heutigen Kneippbeckens die Vils zu überqueren. Die Kurfürstenbrücke ist noch nicht erdacht und späteren Zeiten vorbehalten.

Bleibt die Frage, was der linke Bildrand vor unserem neugierig gewordenen Auge verbirgt, dem die längst Entschlafenen sämtlich zuzustreben scheinen. Einige wenige weiße Hemdkragen sind zu sehen, doch die zweckmäßige Kleidung zielstrebiger Arbeiter dominiert das Bild und am linken unteren Rand ist gar ein Uniformierter zu erkennen. Sie alle haben das gleiche Ziel: Den Eingang der königlichen Gewehrfabrik, in jenen Jahren der noch ungeahnten Weltwende des Ersten Weltkrieges die größte Waffenschmiede des Bayerischen Königreiches. In deren produktivster Zeit finden dort gut 4.000 Menschen (1916) ein knappes Auskommen – geprägt durch schmale Lebensmittelzuteilungen und viele Arbeitsstunden. Viele von ihnen waren treue Kunden der unsichtbaren Gaststätte Velhorn, deren Standort gleich beim Werkstor uns dieselbe aufmerksame Hand bezeichnet hat, die schon wohlwollend auf die Präsenz des Nabburger Tores hinwies.

Schon bald wird sich der Krieg auch hier als der „große Beschleuniger“ erweisen – die Niederlage wird die Schließung der Fabrik erzwingen. Schon ein Jahr nach Ende des Krieges wird sich der Magistrat der Stadt mit der Beschaffung eines Lastkraftwagens inklusive Anhänger für das städtische Gaswerk (ein direkter Nachbar der todgeweihten Gewehrfabrik) beschäftigen, da die Zahl der verfügbaren Pferde verschwindend gering geworden ist.

Ohne es zu wissen hat der unbekannte Fotograf nicht nur die anonymen Akteure einer alltäglichen Szene festgehalten, die Straßen und Orte konserviert – er hat auch die Beschaulichkeit einer Zeit eingefroren, deren Ende bereits unmittelbar bevorstand.

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/460

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Edition der Faulhaber-Tagebücher beginnt

Michael (von) Faulhaber (1869-1952) war eine der Schlüsselfiguren des bayerischen und deutschen Katholizismus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Zunächst Theologieprofessor wurde er 1910 Bischof von Speyer und 1917 Erzbischof von München und Freising, letzteres bis zu seinem Tod. Seit 1921 war er Kardinal. Sein Wirken fällt damit in die Zeit von Monarchie, Erstem Weltkrieg, Revolution und Räterepublik, Weimarer Republik, Nationalsozialismus, Zweitem Weltkrieg und den ersten Nachkriegsjahren bis in die frühe Bundesrepublik Deutschland. Faulhaber polarisierte schon Zeitgenossen und bis heute ist er Ziel heftiger, oft auch unsachlicher Kritik.

Daher dürfte die heute, am 15. Oktober 2013, angekündigte Edition seiner Tagebücher von großem wissenschaftlichen Wert sein und zahlreiche neue Erkenntnisse zu Faulhabers Biographie und zur bayerischen (Kirchen-)geschichte erwarten lassen. Faulhaber führte seit 1911 Tagebücher (Besucherbücher), ergänzt durch Gesprächsnotizen.

Diese Unterlagen standen der Forschung bisher nur eingeschränkt zur Verfügung, da sie Faulhabers letzter Privatsekretär, Johannes Waxenberger, nach dem Tod des Erzbischofs an sich genommen hatte. Erst 2010 gelangten die Tagebücher und weitere Unterlagen an das Erzbischöfliche Archiv in München. Doch noch ein zweiter Grund behinderte bisher die Auswertung der Tagebücher – sie sind fast durchgängig in Gabelsberger-Kurzschrift geschrieben. Gabelsbergers Kurzschrift war zwar um 1900 eines der am weitesten verbreiteten Kurzschriftsysteme; mit der Einführung der deutschen Einheitskurzschrift 1924 verlor sie jedoch an Bedeutung und ist heute kaum mehr bekannt.

Die Edition der Tagebücher erfolgt in Zusammenarbeit des Instituts für Zeitgeschichte in München und des Lehrstuhls Kirchengeschichte, Prof. Hubert Wolf, Münster, als DFG-Projekt, das auf auf zwölf Jahre angelegt ist. Erfreulich ist die Ankündigung, dass die Edition auch online erfolgen soll.

Links:

- Pressemitteilung des Erzbistums München und Freising vom 15. Oktober 2013

- Statement von Archivleiter Dr. Peter Pfister mit Hintergrundinformationen zur Überlieferungsgeschichte und zur Quelle

- Gemeinsame Pressemitteilung des Instituts für Zeitgeschichte und des Seminars für Mittlere und Neuere Kirchengeschichte, Münster

 

 

 

Quelle: http://histbav.hypotheses.org/413

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Kunst wurde überschätzt

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Bildende Kunst aus Ost und West der Zeit 1945 bis 1968. Auf der einen Seite die offene Struktur des Abstrakten als Symbol der Freiheit – auf der anderen Seite der sozialistische Realismus mit seiner Individualität und Figuration? Inwiefern vermittelt sie – gegenübergestellt – die ideologischen Gräben zwischen den konkurrierenden deutschen Teilstaaten? Unter dem Titel “Der geteilte Himmel” stellt die Neue Nationalgalerie die Hauptpositionen von Ost und West der Epoche 1945 bis 1986 vor.

Die Unterscheidung der “abstrakten” Kunst des Westens auf der einen Seite und der “figurativen” oder der “Staatskunst” des Ostens auf der anderen Seite greift zu kurz. Welche Rolle spielte die Kunst jeweils in Ost und West während der politischen Ereignisse des Kalten Krieges konkret? Und welche Bedeutung kommt dem Staat bei der Ausübung der Kunst zu? Im MONTAGSRADIO “Vor Ort” in der Neuen Nationalgalerie sprechen Markus Heidmeier und Jochen Thermann mit der Kunsthistorikerin Susanne von Falkenhausen, Professorin für Neuere Kunstgeschichte an der Humboldt Universität zu Berlin, und der Kunstkritikerin Ingeborg Ruthe über die Charakteristika der Kunst in Ost  und West, über “Aushandlungsformen und -prozesse” in der Künstlerszene, über Leitbilder und Begegnungen. Sie sprechen auch über Kontinuitäten und Brüche vor und nach 1945, verursacht durch das NS-Regime und seine Protagonisten.

 

Und hier noch die Timeline zu dem Gespräch:

- 01:00 Erste Eindrücke: “Über die Gräben hinweg Dialoge anzetteln”

- 05:00 abstrakte Kunst des Westens vs. “Staatskunst” der DDR?

- 09:00 “im Rahmen der Nation gedacht”

- 11:00 Produktionswirklichkeiten von Künstlern in der DDR – “Bilder mit der Butterseite zur Wand”

- 15:50 die Restriktionen des Westens

- 20:00 Kontinuitäten und Brüche nach 1945

- 24:00 das Leitbild der Kunstproduktion in der DDR

- 27:30 Wann hatte der Staat Angst vor der Kunst?

- 32:00 die Individualität der DDR-Kunst in den 70er und 80er Jahren

- 37:00 gibt es eine “deutschere” Kunst?

- 40:00 Allegorien, Metaphern und Gleichnisse

- 43:30 Gab es Begnungen zwischen den Künstlern in Ost und West?

- 46:00 Überraschungen & Entdeckungen der Ausstallung

- 49:30 MONTAGSRADIO-Fragebogen

 

Die Ausstellung “Der geteilte Himmel. Die Sammlung. 1945 bis 1968″ ist noch bis September 2013 in der Neuen Nationalgalerie zu sehen.

Quelle: http://www.montagsradio.de/2013/06/10/kunst-war-uberschatzt/

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durchsichten: Ostmitteleuropa Transnational. Studien zur Verflechtungsgeschichte I bis III, koord. v. Katja Naumann

http://www.uni-leipzig.de/~gwzo/index.php?option=com_content&view=article&id=284 Aus dem BMBF-geförderten Projekt soll ein dreibändiges Handbuch zur Verflechtungsgeschichte Ostmittelruopas entstehen. Der erste, von 1867 bis zum Ersten Weltkrieg reichende Teil widmet sich den trannationalen Aspekten ostmitteleuropäischer Nationsbildungsprozesse. Der zweite Teil reicht bis Ende der 1940er Jahre, in welcher transnationalen Bindungen der ostmitteleuropäischen Staaten gelöst und durch die Einbindung in die sowjetische Einflusssphäre […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/06/4478/

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Bericht online: 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive in Deutschland (AGOA)

Zur 17. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Ordensarchive in Deutschland (AGOA), die vom 8. bis zum 10. April 2013 stattfand, trafen sich 80 Archivarinnen und Archivare in St. Ottilien. Ein Bericht von Helga Penz (Referat für die Kulturgüter der Orden, Wien) ist nun online: http://kulturgueter.kath-orden.at/termine-service/agoa-2013-st-ottilien   Die im Bericht zusammengefassten Beiträge: Werkstattberichte Susanne Kaup, Barmherzige Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, München Wolfgang Schaffer, Schwestern vom Guten Hirten, Würzburg Sr. Irmhild Hesse, Schwestern der christlichen Liebe, Paderborn Sr. Waltraud Löckler und Sr. Beate Kleß, Dillinger Franziskanerinnen, Dillingen (Vortrag als [...]

Quelle: http://ordensgeschichte.hypotheses.org/4209

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