Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022544588/
Von den Verheißungen der Resilienz: Zur Epistemologie von Rungius und Weller
Natürlich haben Charlotte Rungius und Christoph Weller (2016) recht: Der Resilienzbegriff transportiert ein doppeltes Versprechen. Wer Resilienz sagt, glaubt erstens zu wissen, „was gut und wünschenswert ist“, und er scheint zweitens auch noch davon auszugehen, dass genau das bewahrt werden kann, irgendwie. Das ist viel in einer Welt, in der so viel gleichzeitig passiert und doch nichts miteinander zu tun hat (vgl. Nassehi 2015) – in einer Welt, die selbst in den Ausschreibungen der EU für Horizon 2020 apokalyptische Züge annimmt. Dort ist von einer wahren Bedrohungsflut die Rede und von zum Teil ganz neuen Gefahren. Terrorismus, organisierte Kriminalität, menschengemachte Katastrophen. Also ein dickes Ja: Resilienz ist ein „positiv besetzter Begriff“ und beschreibt mehr als die „Anpassungs- und Widerstandsfähigkeit angesichts bedrohlicher Umweltbedingungen“. Und weiter mit Rungius und Weller: Resilienzforschung muss „eine analytisch greifbare Entität“ bestimmen und ist schon deshalb normativ, weil sie so zum einen bestimmte soziale Systeme und Funktionen heraushebt und zum anderen begründen muss, „warum die Resilienz genau dieses Phänomens oder Systems gut und wünschenswert ist“ (Rungius/Weller 2016). Man könnte sogar noch einen Schritt weiter gehen: Zum Resilienzbegriff gehört zwingend eine Bedrohung, die von außen kommen kann, von innen oder aus beiden Richtungen zugleich (vgl. Meyen 2015).
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Workshop Review: Practices and Context in Contemporary Annotation Activities
Annotationen sind zur Zeit eines der am intensivsten beforschten Themen im Kontext von E-Science und Digital Humanities. Vor gerade einmal zwei Jahren veröffentlichte die W3C Open Annotation Community Group ihren finalen Entwurf zur formalen Bestimmung dessen, was eine Annotation informationswissenschaftlich sein soll. Auf der anderen Seite haben fast alle großen europäischen Infrastrukturprojekte wie DARIAH, CLARIN, DASISH oder auch EUDAT das Thema Annotationen in der einen oder anderen Form in ihren Arbeitsplan aufgenommen. Etablierten Projekten wie dem Annotator der Open Knowledge Foundation oder dem CATMA-Projekt wird eine unvermindert anhaltende Aufmerksamkeit geschenkt. So bildet der Annotator einen zentralen Use-Case in der aktuellen W3C Web Annotation Working Group und ist technischer Ausgangspunkt für das von der Mellon Foundation geförderte hypothes.is-Projekt gewesen.
Zweifelsohne ist das Interesse an Annotationen im Kontext der Etablierung computergestützter Forschung stark gewachsen. Die „Entmaterialisierung“ von Annotationen – also die Tatsache, dass sie in einer digitalen Umgebung unabhängig vom Objekt, das sie annotieren, gespeichert und verwendet werden können – hat neue Anwendungs- und Verwertungsmöglichkeiten für Annotationen geschaffen, die noch lange nicht ausgeschöpft und hinreichend evaluiert sind. Crowdsourcing wie im vielbeachteten Transcribe Bentham-Projekt, Annotationen als primärer Forschungsoutput wie im Pelagios-Projekt oder als Mittel der formalen Datenintegration zur Automatisierung von Interferenzprozessen, wie am Beispiel der SWAN-Ontologie in den Neurowissenschaften zu sehen, sind nur einige wenige dieser Perspektiven.
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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=6371
Varieties of Patriotism and Public History
English
Is patriotism alive? Does it influence citizens’ historical representations? As for many other issues, George Orwell, during WW II, was lucidly able to anticipate its importance when he said: “One cannot see the modern world as it is, unless one recognizes the overwhelming strength of patriotism, national loyalty. In certain circumstances, it may crumble; at certain levels of civilization, it does not exist; yet as a positive force, there is nothing comparable. Next to it, Christianity and international socialism are weak as hay.”[1]
A Revival?
One can argue that, after WW II, patriotism and its presence in public history remained, generally, a rather old fashioned question until 9/11 (2001), when it came to life again.
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Quelle: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/4-2016-3/5216/
Historia Magistra Vitae? The Banality of Easy Answers
English
The Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) newspaper recently published an article by Berlin historian Alexander Demandt which had previously been rejected by the Konrad-Adenauer-Stiftung, a conservative political foundation. The following republication of the article by Swiss paper Neue Zürcher Zeitung (NZZ) caused a debate. Demandt’s hypothesis: the fall of the Roman Empire provides immediate historical lessons for today’s migrant crisis which must no longer be ignored.
Immigrating Germanic Hordes
In his article in the Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) from January, 21st 2016, Alexander Demandt employs the seemingly matter-of-fact tone of the chronicler to speak of the “end of the old order” without explicitly referencing present-day problems.[1] Those who know Demandt as a theorist of history[2] and as a classicist cannot help being irritated by this text. On the one hand, Demandt should be better aware than anyone else that the end of the Roman Empire was not simply caused by “Germanic hordes”, as he puts it, and by seemingly unmanageable “numbers of immigrants”, but by a number of complex and intertwined factors.
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So wird’s gemacht: Aktenkundliche Kritik einer modernen Stadtrechtsverleihung
Dieses Blog will auch verdeutlichen, dass Aktenkunde keine Trockenübung ist, sondern tatsächlich etwas bringt. Ein ausgezeichnetes Beispiel für methodisches Vorgehen und historische Erkenntnisstiftung hat jüngst der Stadtarchivar von Greven, Dr. Stefan Schröder, veröffentlicht.
Greven liegt im Landkreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Stefan Schröder leitet das Grevener Stadtarchiv, das eine auf den 22. November 1949 ausgestellte Urkunde des nordrhein-westfälischen Innenministers für die Verleihung des Stadtrechts verwahrt – als solche wurde dieses Schriftstück bislang zumindest aufgefasst.
In seinem Aufsatz analysiert Schröder (2014/2015) die Akten des Düsseldorfer Innenministeriums im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen mit dem klassischen, auf Heinrich Otto Meisner zurückgehenden Instrumentarium der Aktenkunde und gelangt zu einer überzeugenden radikalen Kritik des urkundlichen Prachtstücks.
Der Beitrag steht online zur Verfügung (pdf/9 MB).
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Berliner DH-Rundgang am 16. Februar 2016: TU Berlin, Servicezentrum Forschungsdaten und -publikationen (SZF)
Im Rahmen der Präsentation werden das SZF sowie DepositOnce und TUB-DMP vorgestellt und Einblick in Konzepte und Workflows gegeben.
Termin: Dienstag, 16. Februar 2016, 14:00(s.t.) – ca. 15:30 Uhr.
Ort: Universitätsbibliothek der TU Berlin, Fasanenstr. 66, 10623 Berlin, Raum 215.
Anmeldung: per Online-Anmeldeformular oder per E-Mail an info@ifdhberlin.
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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=6365
Von Verleugnung und Trauer – Toshio Hosokawas „Stilles Meer“ in der Staatsoper Hamburg
„Sie befinden sich in der sicheren Zone“ – so begrüßt ein kleiner Roboter, der farblich an BB-8 aus “Star Wars: The Force Awakens“ erinnert, die Protagonisten auf der Bühne. In Toshio Hosokawas Oper „Stilles…
Vulkane in der Umweltgeschichte oder das Problem der ‚Euphorie der Erkenntnis‘
Abstract: Interdisciplinary research promulgates euphoric hopes. By bringing together results of natural sciences and humanities scarce entries in historical data appear in a new light. A single account may offer a convincing explanation of a yet unexplored (or yet unconsidered)…
Ein Schnitzel kocht man nicht mit Wasser
Ein persönliche Anmerkungen zur Tagung Digitale Metamorphose: Digital Humanities und Editionswissenschaft
von Peter Andorfer, Austrian Centre for Digital Humanities Wien
Sein kurzes Resümee am Ende der Tagung Digitale Metamorphose: Digital Humanities und Editionswissenschaft [1] beschloss Thomas Stäcker mit der persönlichen Anmerkung, es wäre beruhigend zu sehen, dass alle anderen digitalen Editionsprojekte auch nur mit Wasser kochen würden. Thomas, derzeit interimistischer Direktor der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel, war maßgeblich für die Konzeptualisierung und vor allem auch die Realisierung der Wolfenbütteler Digitalen Bibliothek (WDB) verantwortlich. Ein integraler Bestandteil der WDB ist dabei die Reihe Editiones Electronicae Guelferbytanae, also eine Reihe von vornehmlich in Kooperation mit der HAB entstandenen digitalen Editionen. Was meint Thomas, dem man eine profunde Expertise in der täglichen und konkreten Arbeit mit digitalen Editionen also nur schwerlich absprechen kann, nun mit dieser Aussage? Oder anders formuliert, wie kann man diese Aussage verstehen.
Bekanntlich meint die Redewendung „die anderen kochen auch nur mit Wasser“, dass andere auch nicht viel besser sind als man selbst ist. Eine Redewendung also, die einerseits zwar selbstkritisch, andererseits aber auch stets entschuldigend ist.
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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=6362