Twitter-Wall der Tagung “Offene Archive 2.1″, 3. – 4. April 2014 in Stuttgart

Leider wurden m. E. nicht alle Tweets erfasst und auch die Retweets werden bei Storify nicht einzeln aufgeführt.
Bei der Tagung selbst wurde aber insgesamt mehr als 1000 mal getwittert!

Danke an alle “Mittwitterer” für das rege Befüllen der Twitterwall! :-)

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1561

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DARIAH-DE – Portal-Relaunch

Unter de.dariah.eu steht ab sofort das überarbeitete DARIAH-DE-Portal bereit. Es bietet Zugang zum Angebot von DARIAH-DE in den Bereichen Forschung, Lehre, Forschungsdaten, Tools sowie fachwissenschaftliche und technische Dienste und fungiert als zentraler Kommunikationsort für DARIAH-DE.

Neu sind unter anderem die überarbeitete Navigation, die DARIAH-DE Working Papers als zentrales Publikationsorgan für Beiträge im Projekt-Kontext oder zum Thema Digital Humanities, sowie eine große Sammlung an Schulungsmaterialien. Hierzu zählen das Tutorial Digitale Textedition mit TEI und die Schulungsmaterialien  TAToM – Text Analysis with Topic Models for the Humanities and Social Sciences“, die grundlegende Verfahren der quantitativen Textanalyse zeigen.

DARIAH-Portal-Relaunch

Die Inhalte des Portals werden natürlich weiterhin ständig um die im Projekt erarbeiteten Ergebnisse erweitert und ergänzt. Durch die technische Realisierung als Liferay-Portal besteht außerdem die Möglichkeit, nach und nach auch weitere neue Anwendungen oder Inhalte der DH-Community  über Liferay-Portlets bzw. selbst entwickelte Portlets in das Portal zu integrieren.

Viel Spaß beim Stöbern und Entdecken!

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=3323

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Nicht nur die “Digital nerds”- Die Tagung Offene Archive 2.1. in Stuttgart

TagungStuttgartPlakat

Nachdem die Tagung “Offene Archive? Archive 2.0 im deutschen Sprachraum (und im europäischen Kontext)” im November 2012 in Speyer als Start sehr erfolgreich gewesen war, war es nur logisch eine weitere Tagung zu diesem Thema folgen zu lassen.  So kamen am 3. und 4. April 2014 über 120 Kolleginnen und Kollegen zur Folgetagung  ins Hauptstaatsarchiv nach Stuttgart. Die Tagung hieß dieses Mal “Offene Archive 2.1 – Social media im deutschen Sprachraum und im internationalen Kontext”,  ein kleiner Hinweis darauf, wie schnell sich das Thema weiterentwickelt. Umso erfreulich war es, unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur die Personen zu finden, die man bereits aus dem Jahr 2012 kannte, sondern auch andere Archivarinnen und Archivare, die nicht unbedingt für ihre Aktiviäten im Bereich Web 2.0 bekannt sind, sich aber nun aktiv mit der wichtigen Thematik auseinandersetzen wollen. Hinzu kamen auch andere Interessierte, wie u.a. Betreiber historischer Blogs. Gerade diese Mischung des Publikums bereicherte die Diskussion der Tagung umfassend und  deutlich. Das Programm hatte bereits schon im Vorfeld auf dem begleitenden  Archive 2.0 mehr als neugierig gemacht.

Insgesamt ist die Organisation unter Beteiligung des Stadtarchivs Speyer, des Kreisarchivs Siegen-Wittgenstein und des Landesarchivs Baden-Württemberg hoch zu loben. Technisch wurde viel möglich gemacht. Neben Lan und W-Lan gab es einen Livestream  http://193.197.29.93/larch/web2.0/ und eine Twitterwall.

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Für den Livestream wurde aufgezeichnet

Deswegen war es auch unproblematisch die Keynote der Archivblogger Kate Theimar (Archives Next) am Telefon live vortragen zu lassen. Leider hatte der Lufthansa-Piloten Streik verhindert, dass die US-Amerikanerin in Persona an der Tagung teilnehmen konnte. Sie stellte in ihrem Grundlagenbeitrag klar, dass sich die Archive ihre Arbeitseinstellung ändern müssen. Anstelle von Einzelkämpfertum müsse man sich der vernetzten Welt anpassen und sich über Social Media selbst untereinander vernetzen. Ein Ziel dieser Vernetzung muss es sein, den Menschen Geschichte und ihre Bedeutung für die Gegenwart nahe zu bringen. Warum sollten Archive nicht wie die Museen Social Marketing für diese Zwecke nutzen?

Um die vielfältigen Möglichkeiten dieses Socialmarketing in der Welt des Web 2.0 drehte sich alles in der folgenden Sektion. Nach der Einnerung von Christoph Deeg und Marcus Bösch, auch die spielerischen Instrumente und ihre Wirkung nicht außer Acht zu lassen, berichteten Maria Rottler und Tanja Paske in ihren Beiträgen jeweils über das Bloggen. Deutlich wurde der Blog als ein Mittel der dauerhaften Informations- und Nachschlagemöglichkeit hervorgehoben. Paske betonte an ihren Beispielen wie wichtig es für den vielgepriesenen Austausch ist, dem Blog ein Gesicht zu geben, da Menschen lieber mit Menschen als mit Institutionen kommunizieren. Beide Vortragende brachten bereits ein wichtiges Element auf, was während der Tagung immer wieder diskutiert wurde. In  Blogs und Facebook-Auftritten in Deutschland wird kaum kommentiert. Woran kann das liegen? Wie Diskussionen im Web 2.0  in anderen Fachbereichen aussehen könnten, zeigte Pfarrer Alexander Ebel mit seinem Beitrag zur Web 2.0-Arbeit in der evangelischen Landeskirche in der Pfalz. Zuvor hatten Kathrin Pindl/Christopher Kolbeck und Susanne Haaf am Beispiel einer historisch-sprachwissenschaftlichen Editions gezeigt, welche Vorteile Web 2.0 für die Wissenschaft haben kann.

Ulrich Nieß vom Stadtarchiv Mannheim stellte die Arbeiten  zu “einer Web 2.0-Empfehlung für die Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag (BKK)” vor und verdeutlichte die Bedeutung des Web 2.0-Einsatzes in den Kommunen. Kommunale Archivmitarbeiter stehen oft vor der Herausforderung, entweder von ihrer Verwaltung gedrängt zu werden, Web 2.0-Anwendungen zu nutzen, oder dass bei der kommunalen Verwaltung Social Media-Anwendungen reglementiert oder ganz verboten sind. Eine Empfehlung der BKK zu diesem Thema wird deswegen hilfreich sein.

Erste Schritte für den Web 2.0-Einsatz eines Landesarchivs präsentierte  Bastian Gillner in seinem Beitrag zum Facebook-Auftritt des Landesarchivs NRW. Auch er bemerkte die Tendenz der Nutzer wenig zu kommentieren. Grundlage des Facebook-Auftritts sind interne Guidelines, die-obwohl inhaltlich selbstverständlich-wichtig für die korrekte Umsetzung erscheinen. Einen Ort, an dem ansatzweise Diskussion entsteht präsentierte Angela Stillwell aus München. Aus einer kleinen privaten Gruppe für archivische Fachfragen ist die Facebook-Gruppe “Archivfragen” inzwischen auf fast 300 Mitglieder angewachsen. Einige  wenige trauen sich im Rahmen dieser noch geschlossenen Gruppe auch Kommentare abzugeben.

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Für das Publikum gehörte “Twittern und Bloggen zum Handwerk”

 

 

 

 

 

 

 

Anschließend präsentierte Silke Jagodzinski das Projekt Linked Open Data im Archivportal Europa, das zum Ziel hat, auf dem Archivportal Europa die verschiedenen Daten der Archive mit einem sematischen Tool untereinander zuvernetzen. Jeder Inhalt und jedes Bild kann geteilt werden. Verschiedene Inhalte vereint auch das stadtgeschichtliche Wiki, das Christoph Sonnlechner vom Stadtarchiv Wien vorstellte. Unterschiedlicheste Inhalte vereinen sich zu einem semantischen Media-Wiki zur Geschichte der Stadt.

Den zweiten Tagungstag eröffnete Ingmar Koch, Archivinspektor und Archivblogger aus Meersen bei Maastricht. Er stellte in seiner Präsentation die wichtige Frage nach den Inhalten der Web 2.0-Funktionalitäten. Wenn immer mehr Behörden Web 2.0 für den Kontakt mit dem Bürger nutzen,  ist das dann nicht archivwürdig?

Neil Bates von Europeana brachte mit seinem Vortrag eine Lösung für die seit dem ersten Tag stets immer wieder kehrende Frage: Warum kommentiert keiner? Er zeichnete den durchschnittlichen Web 2.0-User v.a. als jemanden, der konsummiert, nicht partizipiert. Der normale Web 2.0-User ist für Bates ein “window-shopper”. Deswegen komme es vor allem darauf an, was in diesen “Fenstern” liege. Man ist also aufgefordert, vor allem an Bilder zu denken. Bilder führen den Konsumenten weiter zu den Inhalten. Bates präsentierte seine These am Beispiel des Europeansauftritts auf der Bilderplattform Pinterest.

Nachdem Anabella Arahuetes Barroso und Anna Sobczak beeindruckende Einblicke in die Nutzung von Social Media  der Archive in Spanien und Polen gegeben hatten, präsentierte abschließend Anneke van Waarden-Koets die Twitterinitiatven @follow an archive und @ask an archivist, die sie zusammen mit ihrer dänischen Kollegin Charlotte Jensen  ins Leben gerufen hat und seit einigen Jahren erfolgreich betreibt. Anneke van Waarden-Koets ist Archivarin im Zeeuws Archief in Middelburg und Archivbloggerin, außerdem ist sie für den Twitterbereich beim für die Niederlande zentralen Blog-Portal Archief 2.0 zuständig.

Die folgenden beiden Sektionen standen unter dem großen Thema Crowdsourcing. Ein wichtiges Thema, was v.a. den Nutzen der Web 2.0-Anwendungen für die Archive in den Focus stellte. Esther Howell präsentierte passend zu Beginn Überlegungen für ein Crowdsourcing-Projekt beim Landesarchiv Baden-Württemberg. Anhand eines mittleren Beispielarchives stellte sie u.a. eine Checkliste für ein mögliches Crowdsourcing-Projekt vor, die auf großes Interesse stieß. Vor allem die Auswahl eines geeigneten Bestandes für ein solches Projekt, war einer der Schwerpunkte dieser Liste. Es steht zu hoffen, dass das Landesarchiv in Kürze diese Überlegungen allgemein veröffentlichen wird. Anschließend zeigte Nanna Floor Clausen, dass in Dänemark im Bereich der Genealogie bereits seit 20 Jahren Crowdsourcing sehr erfolgreich betrieben wird. Nicole Graf vom Swiss-Air-Archiv in Zürich stellte ein Foto-Crowdsourcing Projekt vor, in dem es ihr und ihren Mitarbeitern gelungen war, speziell die Gruppe der alten Mitarbeiter der Swiss-Air anzusprechen, die nach und nach den freien Fotobestand des Swiss-Air-Archivs bis ins Detail erschloss. Hier zeigte sich ein weiterer wichtiger Punkt bei einem Crowdsourcing-Projekt: Die Mitarbeiter benötigen Betreuung und Fürsorge. Sogar bei einem recht klaren Mitarbeiterkreis, wie im Swiss-Air-Projekt (es waren alles alte Mitarbeiter der Firma) war dies der Fall. Bei eigenen Planungen sollte dieser Punkt dringend berücksichtigt werden.

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Nicole Graf präsentiert ihr Projekt

Nachdem Elisabeth Steiger  und Esther Howell die aktuellen Crowdsourcing Projekte des Stadtarchivs Speyer und des Landesarchivs Baden-Württemberg vorgestellt hatten, präsentierte Jochen Hermel die Strategie zur kollaborativer Erschließung im Historischen Digitalen Archiv der Stadt Köln. Dort ist es bedingt durch den Archiveinsturz ein zentrales Anliegen, einen vollfunktionstüchtigen elektronischen Lesesaal zu erschaffen und mit Digitalisaten zu füllen. Darüber hinaus ist die Mithilfe der Nutzer bei der Identifizierung ganzer Bestände oder einzelner Stücke unerlässlich.

Einen interessanten Perspektivwechsel bot dann der Vortrag von Andreas Job, der aus ehemaliger Nutzerbespektive die gemeinsamen Interessen von Genealogen und Archivaren in punkto Digitalisierung in den Vordergrund stellte und auslotete welche Möglichkeiten für eine effektive Zusammenarbeit über Crowdsourcing bestehen.

Bevor Mario Glauert als Moderator das Schlusswort sprach, fasste Karsten Kühnel die archivfachliche Perspektive des Crowdsourcings ins Auge. Er ging in seinem Beitrag Partizipation durch Standardisierung? Erschließung vor dem Hintergrund fortgeschrittener Nutzeremanzipation der Frage nach, welche Bedingungen erfüllt werden müssen, damit Nutzer den Archivar bei seiner Erschließung unterstützen können. Er setze sich in seinem Vortrag mit der Frage auseinander, wie die fachlichen Anforderungen der Archive auch in einem Crowdsourcing-Projekt erfüllt werden können.

Insgesamt brachte die Tagung eine sehr fruchtbaren Diskussionen in Punkto Archivar/Nutzerbeziehung, wichtigen Grundlagen und praktischen Hinweise zum Thema Crowdsourcing und die Aussicht auf eine Fortsetzungsveranstaltung “Offene Archive 2.2″. im Jahre 2016. Es hat sich gezeigt, dass sich der Themenbereich Web 2.0 und Social Media vom Außenseiter zu einem richtigen Fachthema entwickelt hat. Nicht nur deswegen berücksichtige der VDA das ganze Thema vor kurzem in einen gesonderten Arbeitsgruppe. Auch die Publikumszusammensetzung hat in diesem Jahr die Diskussion mehr als bereichert und befördert. Gerade deswegen steht zu hoffen, dass sich im Verhältnis Archive und Social Media weiterhin etwas bewegt, um die Ausgangsbasis beim nächsten Mal noch breiter zu gestalten. Ein Stillstand der Diskussion wäre bei einem Medium, dass sich so schnell verändert wie die Social Media mehr als fatal.

 

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Quelle: http://archivamt.hypotheses.org/502

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Die Politik Ferdinands II.

Kaiser Ferdinand II. hat es noch nie leicht gehabt: weder zu Lebzeiten, als er sich in den Kriegswirren zu behaupten hatte, noch nach seinem Tod, als die Historikerschaft ihn eher negativ beurteilt hat. Es entstand das Bild eines schwachen, zaudernden, sich allzu sehr von seinen Ratgebern, zumal den Geistlichen, abhängig machenden Monarchen, der in seiner Bigotterie das gesunde Maß für eine realistische Politik verloren habe. Mit der Politik des Kaisers hat sich jüngst Thomas Brockmann in seiner 2011 erschienenen Habilitationsschrift auseinandergesetzt.

Meine Meinung zu diesem Buch habe ich in einer Besprechung dargelegt, die gerade erschienen ist: ZHF 40 (2013), S. 720-722 (Eine weitere Besprechung liegt noch von Johannes Arndt vor.). Daß ich diese Arbeit sehr schätze, wird hoffentlich deutlich. Und mein positives Votum will ich auch durch die geäußerte Kritik nicht geschmälert wissen. Ja, ich finde es schade, daß die Studie um 1630 abbricht und nicht mehr die Phase des Schwedischen Kriegs miteinbezieht, in der sich die kaiserliche Politik angesichts der schweren militärischen Krisensituation neu ausrichten mußte. Doch relativiert dies nicht die analytische Leistung dieser Arbeit insgesamt.

Mir gefällt einfach der sehr ruhige und wägende Ton, mit dem eine komplexe archivalische Situation ausgewertet und eine lange Forschungstradition gewichtet wird, so daß am Ende historische Einschätzungen zustande kommen, die mindestens sehr erwägenswert sind. Ich sage dies sehr bewußt so, weil Brockmann in der Beurteilung mancher Sachverhalte durchaus zu anderen Ergebnissen gekommen ist als ich in meiner Dissertation (etwa bei einigen Aspekten bezüglich des Regensburger Kurfürstentags von 1630). Diese divergenten Ansichten anzunehmen, fällt aber deswegen umso leichter, als in dieser Studie stets erkennbar wird, daß der Autor sehr skrupulös gearbeitet und es sich wahrlich nicht einfach gemacht hat.

Handelt es sich nun um die abschließende Ferdinand-Biographie? Die Studie ist nicht als Biographie angelegt, auch wenn sie wesentliche Züge dieses Monarchen erhellt. Auch die Lücke für die Jahre 1631 bis 1637 fungiert hier als Vorbehalt, insofern die letzten Lebensjahre eben nicht berücksichtigt werden. Gleichwohl setzt Brockmann mit seiner Arbeit Maßstäbe, und man kann davon ausgehen, daß hier Anregungen geboten und vielleicht auch Reizpunkte gesetzt sind, die eine weitere Erforschung dieses Kaisers stimulieren.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/426

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Madame de Pompadour ist begeistert. Der Herzog von Croÿ und seine Architekturzeichnungen

Im April des Jahres 1760 entschied sich Emmanuel Herzog von Croÿ (1718–1784) Madame de Pompadour, Mätresse Ludwigs XV., erneut seine Aufwartung in Schloss Versailles zu machen. Bei diesem Besuch allerdings ging es dem Herzog von Croÿ nicht um seine ausstehenden Beförderungen … Continue reading

Quelle: http://archidrawing.hypotheses.org/300

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Aktion „Blogger schenken Lesefreude“

Das Quellenblog „Napoleon auf der Spur“ beteiligt sich an der Aktion „Blogger schenken Lesefreude“ anlässlich des Welttages des Buches (23.04.2014).

Hier kommt wissenschaftliche Literatur für historisch Interessierte, Studierende und Wissenschaftler!

Die vier ersten Beitragenden eines Quellenposts oder eines thematisch passenden Tagungsberichts für das Quellenblog „Napoleon auf der Spur“ erhalten ein Buch aus folgender Auswahl:

  • Claire Gantet / Bernhard Struck, Révolution, guerre, interférences 1789–1815, Villeneuve d’Ascq 2013 (Histoire franco-allemande, 5), ISBN: 978-2757404102.

Von der Redaktion des Deutschen Historischen Instituts Paris spendiert.


  • Gudrun Gersmann / Hans-Werner Langbrandter, Im Banne Napoleons: Rheinischer Adel unter französischer Herrschaft. Ein Quellenlesebuch, Essen 2013, ISBN: 978-3837505832.

Ulrike Schmitz, die am Quellenlesebuch mitgearbeitet hat, konnte bereits im letzten Februar drei Tagebucheinträge von Joseph Cornelius von Geyr aus diesem Quellenlesebuch auf dem Quellenblog veröffentlicht. Das Buch spendiert der Klartext-Verlag.


  • Claudie Paye, „Der französischen Sprache mächtig“. Kommunikation im Spannungsfeld von Sprachen und Kulturen im Königreich Westphalen 1807–1813, München 2013 (Pariser Historische Studien, 100), ISBN: 978-3486717280.

Vom De Gruyter-Verlag spendiert.


  • Bettina Severin-Barboutie, Verfassungsreformen im Großherzogtum Berg (1806–1813), München 2008 (Pariser Historische Studien, 85), ISBN: 978-3-486-58294-1.

Retrodigitalisate online auf perspectivia.net: http://www.perspectivia.net/content/publikationen/phs/severin-barboutie_herrschaftspolitik

Unser besonderer Dank gilt der Redaktion des Deutschen Historischen Instituts Paris für diesen Buchtitel, der im Buchhandel vergriffen ist.


Alternativ können Sie eines der obengenannten Bücher im Rahmen eines anderen Blogs oder auf recensio.net besprechen und können damit ebenso eines der vier Freiexemplare erhalten.

Über zahlreiche Rückmeldungen (im Zeitraum vom 08.04.–31.05.2014) freut sich naps!

 

Aktion „Blogger schenken Lesefreude”

Twitter: @BlogdenWelttag

#Lesefreude
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Nur Versand innerhalb der EU.

Abbildung Banner: C. G. H. Geißler, Buchhändler auf der Leipziger Messe, Radierung, koloriert, 1804, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Gei XVI/7/2, CC BY-NC-SA 3.0 DE.

Quelle: http://naps.hypotheses.org/730

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Partizipation durch Standardisierung? Erschließung vor dem Hintergrund fortgeschrittener Nutzeremanzipation

Folien:

 

Einleitung: Forscher suchen nach Inhalten

Als ich vor ein paar Jahren begann, eine virtuelle provenienzmäßige Beständebereinigung in einem nach Pertinenzen geordneten Archiv vorzunehmen und es dabei tiefer zu erschließen, gab mir das Forschungsdepartment des Hauses den Hinweis, dass Historiker nach thematischen Inhalten, nicht nach Herkunftsstellen suchten. Rückblickend war für mich damit der Startschuss gefallen, konventionelle Methoden archivischer Erschließung zu hinterfragen. Es wäre zu einfach, das Ansinnen nach themenbezogenen Suchmöglichkeiten auf beigegebene Indizes und Thesauri zu verweisen, selbst aber an der hierarchischen Erschließung auf der Grundlage des Fonds- oder des Registraturprinzips als unbedingter Krönung der Archivgutbeschreibung, vermeintlich gar nicht unreflektiert, zu beharren.

Was wäre damit gewonnen? Das zentrale Anliegen des Archivars, Archivbestände in ihren Kontexten darzustellen und zu beschreiben, verlöre seinen Wert, wenn seine Erschließungsprodukte von den Nutzern weder mehr akzeptiert noch gar verstanden würden. Am Ende könnte man verführt sein, den Archivaren die Erstellung ihrer monohierarchischen, kontextorientierten Provenienzfindbücher als Steckenpferd in ihrem Elfenbeintürmchen zuzugestehen, während zur intensiven Nutzung das käme, was in den Augen der Archivare eher die Ergänzung, das Bonbon für die Googlegeneration sein könnte: Die Schlagwortsuche, der Index, die Freitextsuche und ähnlich aufwändige Findsysteme für den amateurhaften Nutzer von der anderen Seite des tiefen Grabens, des so genannten „Archival Divide“.

Nein, das wäre kein Gewinn. Leider kann man die Probleme, die Historikerinnen und Historiker und erst recht andere Nutzergruppen mit unseren nach klassischen Methoden erstellten Findmitteln haben, nicht hinwegreden. Wir alle kennen sie aus eigener Erfahrung mit unseren Kunden. Und selbst wenn wir auf die erfahrensten Nutzer sehen: Wie viele unserer Findbücher wurden als Repräsentanten ihres Genre, also in allen ihren Teilen, studiert, wer liest die Verwaltungs- und Bestandsgeschichten oder gar die Erläuterungen zum Erschließungsprozess und die Erschließungsrichtlinien, bevor er sich an die Titelliste macht? Ist die Stufenerschließung nach ISAD(G) eine Anleitung, treffsicher Einschlaflektüre zu generieren, die nie gelesen wird? Wir kommen also nicht umhin, uns mit den veränderten Nutzeranforderungen eingehend auseinanderzusetzen und unsere Methoden ergebnisoffen zu hinterfragen.

Kontextstiftende Ordnung und konzeptuelle Einheiten

In der archivischen Erschließung wird meist zwischen den Prozessen der Ordnung und der Beschreibung unterschieden. In der deutschen Erschließungstradition ebenso wie in den Ausprägungen der nationalen Traditionen in den bekannteren internationalen Standards wie dem ISAD(G) oder dem DACS wird Erschließung auf der Grundlage eines Bestands, eines Fonds, vorgenommen und ist eine vom Allgemeinen zum Besonderen hinabsteigende mehrstufige hierarchische Repräsentation von Verzeichnungseinheiten als einer größeren Einheit. Wichtig ist es, die Bedeutung des Bestands oder Fonds als die maßgebende kontextstiftende Einheit in einem Archiv zu begreifen. Ich sage bewusst „kontextstiftend“ und nicht „kontextwahrend“, weil in den meisten Fällen Bestände nicht konzeptuell, sondern pragmatisch als physisch abgegrenzte Einheiten innerhalb eines Archivs, also eher als Schellenberg’sche Record Group denn als Fonds, verstanden werden. Dann aber sind sie vom methodischen Ansatz her bereits ein Stückweit dekontextualisiert, so dass die Erhellung der in ihnen bewahrten Kontexte bereits, ebenfalls ein Stückweit, zu einer Rekontextualisierung durch den Archivar werden kann.

Geoffrey Yeo nennt solche Bestände daher generell Collections.[1] Jennifer Meehan umschreibt die Wirkung der Fonds-Bezogenheit der Erschließung in ihrem 2014 erschienenen Aufsatz „Arrangement and Description: Between Theory and Practice“ und damit die Wirkung der traditionellen Standards geradezu entlarvend mit den folgenden Worten:

„[…] the fonds has served to codify archival description as a singular, fixed representation of a whole and its parts and as a linear, top-down process, which doesn’t adequately reflect or address the complex realities of recordkeeping.“[2]

Der Fonds steht demnach Modell für ein fixiertes Abbild, das in seiner Akkuranz den Anspruch der Singularität erhebt.

Der Abschnitt 3.5.3 des ISAD(G) zu den Related Units of Description im eigenen und in auswärtigen Archiven weicht diese Starre zwar auf, verharrt aber ebenfalls in der Vorstellung des Bestands als abgeschlossener Einheit in der Struktur der Tektonik eines Archivs. Dass der Fonds aber vielmehr eine konzeptuelle Einheit ist, ergibt sich bereits aus der Definition des Committee on Descriptive Standards des ICA im terminologischen Abschnitt des ISAD(G):

“The whole of the records, regardless of form or medium, organically created and/or accumulated and used by a particular person, family, or corporate body in the course of that creator’s activities and functions.”

In der Praxis weichen wir von der Theorie insofern ab, als wir eher selten dazu neigen, unsere Bestände nur als Teilbestände umfassenderer relationaler Korpora zu begreifen oder gar darzustellen. Vielmehr sehen wir zu ihrer Abgrenzung auf die physische Aggregation von Archivalieneinheiten in unseren jeweiligen Archiven. In Wirklichkeit aber ist es durchaus nicht selbstverständlich, dass das, was wir als Archivbestand ansehen, mit der Gesamtheit des Materials übereinstimmt, das vom selben Registraturbildner stammt. Wir alle kennen die Zerstreuung von Archivgut amtlicher Provenienzen auf staatliche Archive und Nachlässe in den Stiftungsarchiven der Parteien oder die weit verstreute historische Überlieferung des Reichssicherheitshauptamts, des Generalbauinspektors für die Reichshauptstadt sowie der Kolonial- und Besatzungsbehörden, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Die aufkeimenden Archivportale geben geeignete Instrumente, um dieser Verstreuung von Archivgut durch einen Rechercheverbund zu begegnen.

Wir verharren an dieser Stelle unserer Betrachtungen immer noch in der Betonung der institutionellen Herkunft als bestandsbildendem Kriterium, haben uns aber mit der Akzeptanz des Fonds als einer konzeptuellen Größe in der Frage der „kodifizierten archivischen Erschließung als singuläre und fixe Repräsentation“ desselben insoweit bewegt, als sich diese Repräsentation über die physische Archivgutaggregation in unseren Magazinen hinaus auf ein durch die gemeinsame Relation zum Bestandsabgrenzungskriterium „institutionelle Provenienz“ definiertes Rekonstrukt ausgeweitet hat.

Das eingangs erwähnte Forschungsdepartment wird auch an dieser Stelle noch einwerfen können, dass unsere Erschließung in diesem Stadium des Ordnungsprozesses in Gestalt der Beständeabgrenzung in ihrem Kern immer noch keine Anstalten macht, eine themenbezogene Herangehensweise zu unterstützen.

Terry Cook bezeichnete den Fonds als ein intellektuelles Konstrukt.[3] Er sagte dies angesichts sich schnell verändernder Strukturen und komplexer Muster im Verwaltungsaufbau und im Verwaltungsablauf in modernen Organisationen. Peter Scott kam bereits in den 1960er Jahren zu einer ähnlichen Anschauung und wurde zum Vater des australischen „Series System“.[4] Ausgehend von häufig wechselnden Strukturen und Aufgabenverteilungen, sah er, dass die Federführung bei langfristig laufenden Aktenserien häufig wechselte. Er stellte fest, dass solche Serien dadurch mehrere Registraturbildner erhielten. Daraus folgte die Einsicht, dass es möglicherweise weniger die Organisationseinheiten sind, die für die Schriftgutentstehung verantwortlich sind, als vielmehr die Aufgaben und Funktionen, die in deren Mandat liegen. Das australische Series System implizierte, dass eine Serie mehreren Fonds zuzuordnen war.

Begreifen wir Aufgaben und Funktionen als Urheber von Aktionen und Prozessen und das Archivgut als deren Repräsentation, so müssen wir unser Verständnis von Provenienz über die an Organisationen gebundene hin zu einer an Funktionen gebundenen erweitern. Wir müssen die „funktionale Provenienz“ als Bestandsabgrenzungskriterium akzeptieren.[5] Und, was unsere Traditionen weit mehr erschüttern kann: Wir müssen uns damit auseinandersetzen, dass Archivgut mehreren Beständen angehören kann, dass demnach auch die Erschließung nicht mehr eine ihrem Wesen nach einzigartige Repräsentation eines in jeder Hinsicht einmaligen und fix strukturierten Bestandes zum Ziel hat. In Anlehnung an Terry Cook bedeutet die Zuweisung von Archivgut zu jeweils einem einzigen Bestand die Verdunkelung von Kontexten, da es seine Existenz vielfältigen entstehungsursächlichen Beziehungsgemeinschaften verdankt. Diese Vielfalt gilt es bei der Erschließung sichtbar zu machen.

Kontextwahrende Beschreibung in relationalen Modellen

Die Beschreibung von Beziehungsformen, Beziehungsgemeinschaften und die ergänzende Berücksichtigung entstehungsursächlicher Funktionen kann zu einer Erschließung führen, die in der Tat eine themenbezogene Herangehensweise seitens des Nutzers unter Wahrung der Konnotation zu den Entstehungskontexten begünstigt. Entsprechende Metadaten können zugewiesen und in Normdateien erläutert werden. Durch eine verstärkte Betonung der Beschreibung von Beziehungen und Eigenschaften der Entitäten des angewandten Metadatenmodells lassen sich die Grundlagen dafür legen, die so entstehenden Erschließungsprodukte mit den Rechercheinstrumenten des Semantic Web zu nutzen. Der bestandsbildende und damit die äußere Ordnung schaffende Prozess verlagert sich auf die Identifikation dieser Beziehungen und Eigenschaften und wird damit Bestandteil des analysierenden Prozesses der Beschreibung von Archivgut.

Peter Horsman weist in seinem Aufsatz „The Last Dance of Phoenix“ darauf hin, dass bereits Peter Scott mit seinem Seriensystem die Beschreibung von Archivgut gegenüber dem physisch nachvollziehbaren Ordnungsprozess den Vorzug einräumt:

Scott added an important conceptual element by stressing the power of description, indeed, by eventually preferring description to arrangement [6]

Horsman zeigt ferner auf, dass die Diskussion darüber, ob die Bestandsabgrenzung durch den Beschreibungsprozess und nicht durch eine starre Form des Arrangement erfolgen sollte, bereits bis zum Internationalen Archivarskongress in Brüssel im Jahr 1910, der ein Meilenstein für die internationale Durchsetzung des Provenienzprinzips werden sollte, zurückreicht und in Deutschland von dem Archivar Gustav Wolf bereits frühzeitig thematisiert wurde. Dennoch bedurfte es vor allem eines Terry Cook, um diesem Ansatz in der jüngeren Archivwissenschaft erneut Beachtung zu schenken. Nun, letztlich kommt Horsman zu dem Schluss, dass die Gestalt von Archivbeständen, von Fonds, er benutzt diesen Term, durch den beschreibenden Prozess der Erschließung erfolgt. Er definiert einen Fonds quasi mit einer mathematischen Formel, indem er sagt:

A fonds (F) is any set of relationships (r1, r2, r3, etc.), where a record (a1, a2, a3, etc.) is an element in any of the identified (and non-identified) relationships. Evidently, a record can be part of two or more relationships, and two or more fonds.[7]

Damit haben wir eine neue Ebene erreicht. Um Bestände auf diese Weise identifizieren zu können, müssen die Einzelteile potentieller Fonds mit Metadaten versehen werden, deren Auswertung Beziehungsgemeinschaften zur Grundlage visualisierbarer Archivkörper machen kann. Wir benötigen dafür standardisierte Metadatensets, die maschinenlesbar sind. Geoffrey Yeo weist in einem 2012 erschienen Beitrag in der Zeitschrift „Archivaria“ darauf hin, dass es ein Proprium gerade unseres digitalen Zeitalters sei, Objekte durch das Arrangement von Metadaten zu ordnen, und nimmt dafür Bezug auf David Weinbergers Theorie der „Third Order of Order“, die gerade dadurch geschaffen wird:

This is Weinberger’s ‚third order of order,’ in which resources can be arranged into as many sequences as may be desired and users can organize their work independently of the limitations imposed by analog systems.[8]

Rufen wir uns nun erneut ins Gedächtnis, dass sich Fonds durch Beziehungsgemeinschaften abgrenzen lassen und je nach der Priorisierung dieser Gemeinschaften andere Grenzen haben, die über die einzelnen Archive hinausgehen, so ist die Standardisierung der Metadaten eines der Erfordernisse, um den Nutzern mit neuen Konzepten begegnen zu können, die einen Mehrwert für die Auswertbarkeit von Archivgut bringen; Nutzern, die längst begonnen haben, selbst Quellen zu entdecken und mit Hilfe breit angelegter Projekt zu erschließen und der Forschergemeinschaft zugänglich zu machen. Ich nenne Projekte wie CENDARI, DARIAH, EHRI und nicht zuletzt die Europeana als Pionierin im Aufbau und Einsatz wegweisender Metadatenmodelle. Wir haben es mit Nutzern zu tun, die als Historiker und Vertreter verwandter Disziplinen sich nicht nur im aktiven Zugang sondern auch in der Zugänglichmachung von Archiv- und Kulturgut emanzipiert haben, die Aufgaben übernommen haben, die ursprünglich auf dem ureigenen Terrain der Archivare lagen, die aber dabei auch umfassendere Formen der Erschließung vornehmen konnten, für die den Archiven die Ressourcen fehlten.

Die Standards zu formulieren und die erforderlichen Metadatensets vorzuhalten ist die Aufgabe der Archivare, um eine Erschließung zu gewährleisten, die sich nicht in Beliebigkeit verliert, die nicht Beziehungsgemeinschaften konstruiert, sondern in ihnen Kontexte identifiziert; eine mögliche Fehlentwicklung übrigens, die Jennifer Meehan als die Regel in der weithin gängigen Erschließungspraxis brandmarkt.[9] Die praktische Anwendung der Sets im Prozess der Beschreibung der einzelnen Archivguteinheiten ist eine Aufgabe, an der sich der emanzipierte Nutzer beteiligen kann, ja wohl beteiligen muss, um sie angesichts der kaum veränderbaren Ressourcenknappheit überhaupt ernsthaft angehen zu können.

Um Beziehungen und Eigenschaften von Entitäten eines Metadatenmodells standardisiert identifizieren und beschreiben zu können, bedarf es der Festlegung der Entitäten, mit denen man arbeiten möchte, der Beschreibung der Entitäten als Objekte, etwa in Gestalt von Normdateien (Authority Records) und eines Katalogs von Beziehungsformen und Eigenschaften, mittels derer die Verbindungen der Entitäten untereinander beschrieben werden können. Auf diese Weise gelangt man zu einem Findmittelsystem in der Gestalt eines so genannten Entity-Relationship Model (ERM), ähnlich dem im Museumsbereich angewandten CIDOC Conceptual Reference Model, das mit einem Katalog arbeitet, der auf die Verhältnisse musealer Objekte abgestimmt ist.[10] Im Bereich der Archive muss hier wohl das Conceptual Model for Archival Description in Spain von 2012 hervorgehoben werden.[11] Ansätze für die Umsetzung solcher Modelle in Datenaustauschformate finden sich zum Teil bereits im EAD-Schema, insbesondere im neuen EAD3, in dem der Beschreibung von Rollen der Entitäten größeres Gewicht eingeräumt wird.[12] Beispielsweise kann Archivgut mit Funktionen in Beziehung stehen, die einerseits entstehungsursächlich waren oder andererseits einen Nutzungskontext bezeichnen, in den das Archivgut bei einer späteren Nachnutzung zu anderen als den Ursprungszwecken gestellt wurde. Das ist mit Rollenbeschreibung gemeint. Die konsequente Durchsetzung eines Conceptual Reference Model gibt jede den Nutzer bevormundende Priorisierung des einen oder des anderen Beziehungs- oder Kontextstranges auf, beseitigt monohierarchische Tektoniken, arbeitet mit Ontologien und lässt den Nutzer an seinem PC selbst entscheiden, welche Beziehungsformen für sein konkretes Nutzungsvorhaben welche Priorität bekommen soll. Er befindet sich sozusagen vor einem Bausteinkasten von Geschichten und Namen, von stories and names, wie Wendy M. Duff und Verne Harris ihren Aufsatz über archival description as narrating records and constructing meanings betitelten, und stellt nun legitime Verknüpfungen zwischen den Bausteinen her, wodurch historische Narrative wieder aufleben.[13] Auf diese softwarebasierte Priorisierung von Information durch den Nutzer folgt die Generierung einer virtuellen Kollektion, in der Kontexte und Hierarchien zusammen mit den Archivgutbeschreibungen und den digitalen Repräsentationen angezeigt werden, möglicherweise in der äußeren Gestalt eines Findbuchs, wenn auch als temporäres und nutzungsfallbezogenes Erzeugnis.

Nachdem ein solcher Katalog von Beziehungen und Eigenschaften erstellt bzw. ein entsprechendes Datenset als dafür geeignet identifiziert und nach Möglichkeit als Linked Open Data übergreifend nutzbar ist, gilt es, um zu dem skizzierten Ergebnis zu gelangen, User zu adressieren, die sich eignen und Interesse haben, in passender technischer Umgebung den Archivalien solche Metadaten zu attributieren und möglicherweise auch selbst zur Vervollkommnung dieses Katalogs beizutragen. Von der Vorgehensweise handelt es sich dabei um eine Art von Indizierung mit vorgegebenen Werten durch den Nutzer. Weiters kann ihm erlaubt werden, zusätzliche Werte für den Katalog der Beziehungen und Eigenschaften vorzuschlagen. Diese Form der Interaktion zwischen Archiv und Nutzer, der Partizipation des Nutzers an der Erschließung, benötigt visuelle Repräsentationen des Archivguts. Ohne dass die in Frage kommenden Archivalien digitalisiert vorliegen, ist diese Form der Erschließung ebenso wenig möglich wie jede andere Art des onlinebasierten Crowdsourcing.

Die Attributierung von Eigenschaften in der geschilderten Weise muss sich übrigens nicht zwangsläufig an den Grenzen physischer Archivalieneinheiten orientieren. Das Modell des konzeptuellen Fonds ließe sich womöglich mikrokosmisch auf die konzeptuelle Archivalieneinheit ausweiten. Wenn man aber tatsächlich Beziehungsgemeinschaften zwischen Vorgängen, Dokumenten und Einträgen in die Erschließung einbeziehen möchte, so bekämen die Digitalisate eine neue Qualität. Die metadatengesteuerte Komposition von Subfile-Elementen schüfe neue semantische Einheiten, wenn man möchte, virtuelle Repräsentationen intellektueller Rekontextualisierungen. Denn es entstünden quasi Archivguteinheiten, die weder in analoger noch in digitaler Form so jemals vorgelegen hatte. Im Archiv würden auf diese Weise mehr oder weniger filigrane Informationskollektionen gebildet.

Partizipatorische Erschließung mit Social Communities

Wer könnten nun die Adressaten partizipatorischer Erschließungsformen sein?

Die zeitgleiche Arbeit am selben Archivbestand war Gegenstand eines interinstitutionellen Erschließungsprojekts von Beständen des Internationalen Suchdienstes, das ich koordiniert habe. Die adressierten Teilnehmer an der Erschließung waren in jenem Projekt Spezialisten in den Archiven von Yad Vashem und dem USHMM in Washington, D.C.

Eine Möglichkeit der Erschließung in Zusammenarbeit mit Dritten sind demnach geschlossene Kreise, die sich beispielsweise in Form der Mitarbeiter in einer kooperierenden Institution oder in Gestalt der Glieder irgendeiner anderen, unter Mitwirkung des Archivs zu konstituierenden Community konkretisieren können. Ein offenes Crowdsourcing, ein Anzapfen der „Schwarmintelligenz“, wird je unmöglicher, je höher die Anforderungen an die Qualität der Crowd sind.

Möchten wir vielleicht (lieber) von Addressed Sourcing sprechen und diesen Begriff verwenden, wenn es das Ziel ist, soziale Communities zu identifizieren, die bei der Erschließung interaktiv mit dem Archivar kooperieren? Der Schwerpunkt liegt auf dem Identifizieren und dem Kooperieren als beidseitigen Aktionen. Damit wäre dem Prosumentengedanken des Web 2.0 – wie ich meine – sehr gut Rechnung getragen. Anders als bei Crowdsourcing-Projekten, bei denen die Nutzer oft lediglich die Möglichkeit haben, Information zu rezipieren und neue Information hinzuzufügen, wären sie beim Addressed Sourcing ebenso auf die Rückmeldung des Archivars angewiesen, wie der Archivar auf die des Nutzers. Addressed Sourcing ist insofern eine dialogische, interaktive und durative Kooperation. Sie kann sich nicht auf ein punktuell fassbares Kommunikationsereignis beschränken, sondern funktioniert nur durch steten Austausch innerhalb einer längeren Verlaufsdauer.

Schluss

Web 2.0-Technologien einzusetzen, um Dritte an der archivarischen Arbeit teilnehmen zu lassen ist ein entscheidender Schritt zu einem erneuerten Ressourcenmanagement in den Archiven. Web 2.0, Addressed Sourcing, Standardisierung und emanzipierte Nutzer sind die Voraussetzung für eine erfolgreiche Partizipation. Damit gelingt die Integration der User in das archivarische Kerngeschäft. Die Nutzung von Web 2.0 und Web 2.0-Technologie führte nicht dazu, dass Nebenaufgaben aufgebläht oder völlig neue Arbeitsbereiche an Land gezogen werden, vielmehr führte sie zum Ressourcengewinn für die zentralen Aufgaben. Derartige Partzipationsformen lassen sich vermutlich auch auf andere Bereiche übertragen, etwa auf eine partizipatorische Bewertungspraxis. Wir gelangen somit vielleicht bei dem an, was man „Archiv 2.0“ nennen darf. Ich schließe mit einem Satz von Jennifer Meehan, in dem sie, anknüpfend an die Erläuterung des Begriffs Archives 2.0 durch Kate Theimer am Ende Joy Palmer zitiert:[14]

Rather, an ‚Archives 2.0‘ mode of description might encompass participatory archives, which ‚posits a more radical user orientation, where both archivists and users collaborate to build the archive itself’.

[1] „We can perceive that a collection has physicality, but a fonds, as Cook affirmed, should be seen as an intellectual construct.“ (Geoffrey Yeo, The Conceptual Fonds and the Physical Collection. In: Archivaria 73 (2012), S. 53.

[2] Jennifer Meehan, Arrangement and description: between theory and practice. In: Archives and recordkeeping: theory into practice, hg. v. Caroline Brown, London, 2014, S. 63-99; hier: S. 75.

[3] Vgl. u.a.: Terry Cook, The Concept of the Archival Fonds in the Post-Custodial Era. In: Archivaria 35 (1993).

[4] Vgl. u.a.: Peter J. Scott, The Record Group Concept: a case for abandonment. In: American Archivist 29 (1966).

[5] Die Theorie ist keineswegs neu, hat sich aber als Kriterium zur äußeren Beständeabgrenzung im deutschsprachigen Raum wenig etabliert; vgl. David Bearman, Archival Methods: Archives and Museum Informatics Technical Report. In: Archives and Museum Informatics, Pittsburgh, 1989; Ders., Electronic Evidence: Strategies for managing records in contemporary organizations. In: Archives and Museum Informatics, Pittsburgh, 1994. Im “International Standard for Describing Functions” (ISDF) wird Provenienz wie folgt definiert: “The relationships between records and the organizations or individuals that created, accumulated and/or maintained and used them in the conduct of personal or corporate activity. Provenance is also the relationship between records and the functions which generated the need of the records.” (First Edition, 2007, S. 10; http://www.ica.org/10208/standards/isdf-international-standard-for-describing-functions.html).

[6] Peter Horsman, The Last Dance of Phoenix – The De-Discovery of the Archival Fonds“. In: Archivaria 54 (2002), S. 1-23; hier: S. 15.

[7] Ebd., S. 17.

[8] Geoffrey Yeo, Bringing Things Together: Aggregate Records in a Digital Age. In: Archivaria 74 (2012), S. 43-91; hier: S. 58. Vgl. David Weinberger, Everything is Miscellaneous: The Power of the New Digital Disorder, New York, 2007.

[9] Jennifer Meehan, Arrangement and Description, S. 76.

[10] Deutsche Fassung des CIDOC-CRM: http://cidoc-crm.gnm.de/wiki/CIDOC-CRM:Portal. Vgl. auch die Ausführungen von Geoffrey Yeo, The Conceptual Fonds, S. 71 ff.; ders, Bringing Things Together, S. 81 ff.

[12] Vgl. Kerstin Arnold, EAD3 and the Consequences of the New Version: http://www.apex-project.eu/index.php/en/articles/149-ead3-and-the-consequences-of-the-new-version.

[13] Die Vielfalt der dem Archivgut innewohnenden Narrative betonte in jüngster Zeit u.a. Eric Ketelaar: „The record is full of meanings, some may be read in the record, or inferred from the intertextuality that connects it to other documents, others have to be deduced from the context of archives‘ creation and use.“ Er geht danach auch auf mögliche Instrumentalisierungen solcher Narrative ein. (Eric Ketelaar, Archives and Archivists without Borders In: Archives without borders/Archivos sin fronteras, proceedings of the international congress in The Hague, August 30 – 31, 2010 / ed. Hildo van Engen et al. – Berchem ; Vlaamse Vereniging voor Bibliotheek-, Archief- en Documentatiewezen, Sectie Archieven ; 2012 (= Archiefkunde, 12), S. 355-359.

[14] Jennifer Meehan, Arrangement and Description, S. 94; Joe Palmer, Archives 2.0: if we build it, will they come? In: Ariadne, 2009: http://www.ariadne.ac.uk/issue60/palmer.

Quelle: http://archive20.hypotheses.org/1555

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Essbare Wappen II: Lebkuchen und Marzipan als Medien der Wappendarstellung

 

In dem “Hausbuch der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung” aus dem Jahre 1520 lässt sich die Abbildung einer erstaunlichen Form von Wappendarstellungen finden (Siehe Abb. 1): Der Lebküchner Hanns Buel begutachtet hier einen frisch gebackenen Lebkuchen mit kritischem Blick. Deutlich sind auf dem Lebkuchen sowohl in seinen Händen als auch auf denen, die neben ihm auf einem Tisch liegen, Wappendarstellungen zu erkennen. Zur Herstellung dieser Lebkuchen benötige Buel zuvor wahrscheinlich einen sogenannten Model, eine Holzform mit eingekerbtem Muster, um damit Backwerk zu formen. Mit solchen Modeln konnte auch Marzipan mit verschiedensten Motiven – ob religiös oder profan – bereichert werden. Hinweise gibt es u.a. auf Abbilder von Herrschern, Allegorien, Tierfabeln und auch auf erotische Szenen.[1] Wieso Wappen auf Lebensmitteln dargestellt wurden, wer die dafür benötigten Backformen produzierte und wer sie in Auftrag gab, untersucht Ronald Salzer exemplarisch in seinem Aufsatz “Des Kaisers süße Propaganda”. Dabei stützt er sich auf einen in der niederösterreichischen Burg Grafendorf entdeckten Wappenmodel aus Keramik. Seine Untersuchung soll daher im Folgenden mit Blick auf die Verwendung heraldischer Kommunikation im Mittelalter näher vorgestellt werden. Der Wappenmodel von Grafendorf – ein Beispiel Anhand heraldischer Indizien datiert Salzer die Scheibe mit einem Durchmesser von 18 cm zwischen die Jahre 1508 und 1519. […]

 

 

Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/1022

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Betriebsratswahlen an der Uni Wien

Knapp nach Ostern finden an der Uni Wien Betriebsratswahlen statt, ich kandidiere für die Wahlplattform der kritischen Liste: GAKU / PLUM / IG-LektorInnen +
Auf der Homepage http://www.gakuplumig.at ist unser gemeinsames Programm, Erfolge der betriebsrätlichen Arbeit sowie die KandidatInnen-Liste einzusehen und sind weiters unter "Wahlservice" ein Verzeichnis der Wahllokale samt ihrer Öffnungszeiten zu finden. Bei den letzten Wahlen erlangte unsere Liste 16 von 28 Mandaten, diesmal sind 29 Mandate zu vergeben.

Merke: Auch LektorInnen und ProjektmitarbeiterInnen sind wahlberechtigt!

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/717897132/

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LMU: Annette Schavan kündigt ihr Ausscheiden aus dem Hochschulrat an

http://www.uni-muenchen.de/aktuelles/news/news_2014/schavan2.html Annette Schavan wurde zum 1. Oktober 2013 in den Hochschulrat der LMU bestellt. Dabei ging es darum, mit Frau Schavan eine herausragende Persönlichkeit mit umfassender Expertise und langjähriger Erfahrung im Wissenschaftssystem für dieses Gremium zu gewinnen. Der Aberkennung des Doktortitels von Frau Schavan wurde demgegenüber weniger Gewicht beigemessen, auch weil sich renommierte Wissenschaftler verschiedener […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/04/5030/

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