René Worms und Émile Durkheim oder Die Organisation der Soziologie um die Jahrhundertwende

Nicht frei von Stolz schrieb der französische Soziologe Émile Durkheim am 13. Juni 1900 über seine Zeitschrift Année sociologique an seinen Mitarbeiter Célestin Bouglé: „Songez en effet que c’est le premier groupe de ce genre qui s’organise, où il y ait une division du travail et une coopération véritables. Si donc nous pouvons durer, c’est d’un bon exemple.“1 Ganz ohne Zweifel diente die Betonung des Innovationscharakters auch als eine Art Selbstbestätigung für das Wirken Durkheims als Herausgeber: Denn die Année sociologique durchlitt eine schwere Krise, Durkheim war mit der Leitung der Zeitschrift schlicht überlastet und doch nicht bereit, sie einzustellen.

Der kollektive Charakter und die Arbeitsteilung, die jenen Innovationscharakter der Année sociologique kennzeichneten, erforderte eine stetige Organisationsleistung durch Durkheim: Und tatsächlich ist dieses Element neben wissenschaftlichen Fragen in der Korrespondenz zwischen ihm und seinen Mitarbeitern omnipräsent. Diesen bisher unterbeleuchteten Aspekt als Ausgangspunkt nehmend erscheint Durkheim nicht nur als ein eminent wichtiger Soziologe, sondern zugleich als ein wissenschaftlicher Organisator.2

Im Folgenden möchte ich mich der Figur des Organisators nähern, indem ich mich einerseits Émile Durkheim sowie andererseits seinem Konkurrenten René Worms zuwende. Durch den Vergleich einiger Aspekte der Koordinationspraxis beider Soziologen soll der Typus des wissenschaftlichen Organisators an Kontur gewinnen: Existierten unterschiedliche Auffassungen von der Tätigkeit als Organisator?

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Quelle: https://19jhdhip.hypotheses.org/2981

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Ausstellung „Fokus: Erde. Von der Vermessung unserer Welt“

Archiv für Geographie stellt Originaldokumente zur Verfügung

Erich von Drygalski bei Vermessungen in der Antarktis, 1902 © Archiv für Geographie

Am 23. März wurde in Potsdam im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte die Ausstellung „Fokus: Erde. Von der Vermessung unserer Welt“ eröffnet. Die vom Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum gemeinsam mit dem Museum entwickelte Schau zeichnet erstmals die Geschichte der traditionsreichen Geowissenschaften in Potsdam nach.

Für den Ausstellungsteil „Polarexpeditionen“ hat das Archiv für Geographie Originaldokumente der ersten deutschen Südpolarexpedition 1901 bis 1903 unter der Leitung Erich von Drygalskis als Leihgaben zur Verfügung gestellt, u.a. Karten, Beobachtungsbücher, Vermessungsunterlagen und Fotografien.

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Quelle: https://leibnizarc.hypotheses.org/1020

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Wollen wir wirklich BeStI(e)n sein? Ein Plädoyer an und gegen „den wissenschaftlichen Nachwuchs“

tldr: Der Begriff des „wissenschaftlichen Nachwuchses“ ist im heutigen Wissenschaftsbetrieb weder brauchbar noch für die meisten der darin Tätigen zutreffend oder angemessen. Er muss ersetzt werden durch einen Begriff, der den Zustand des akademischen Erwachsenwerdens und -seins losgelöst von Dauerstellen und Personalpolitik erreichbar macht. Der erste Schritt ist eine Ablehnung dieser Fremdzuschreibung und eine Neudefinition.

Am 9./10. Februar luden gleich 5 geistes- und gesellschaftswissenschaftliche Fachverbände in das Schader-Forum in Darmstadt zur wissenschaftspolitischen Konferenz „War die Zukunft früher besser? Akademische und außerakademische Berufsperspektiven in den Geistes- und Gesellschaftswissenschaften“ ein. In Streitgesprächen, Workshops, Dialog-Cafés sowie einer Podiumsdiskussion sollte über die Wege und auch Irrwege des heutigen Wissenschaftsbetriebs in Bezug auf die wissenschaftliche Karriere diskutiert und mögliche Lösungsansätze für die zunehmend als gravierender Missstand empfundene Lage des sogenannten „Mittelbaus“ gefunden werden. Ein Storify von Thorsten Thiel (@thothiel) ist hier verfügbar.

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/9774

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Michel Foucault und das Mittelalter? Analysebegriff „Selbsttechnologien“

Dieser Beitrag ist das dritte Diskussionspapier in unserer Reihe zur Rezeption der Werke und Ideen Michael Foucaults in den deutschen Geschichtswissenschaften. Der am 27. November 2016 veröffentlichte Artikel zur Einführung in diese Reihe ist hier verfügbar.

Selbsttechnologien und Selbstsorge sind zentrale Termini der Foucault’schen Subjekttheorie. Im zweiten Band der Reihe „Sexualität und Wahrheit“ beschreibt Foucault diese als Kulturtechniken, welche „[…] die Formen und die Modalitäten des Verhältnisses zu sich sind, durch die sich das Individuum als Subjekt konstituiert und erkennt“.[1] Neben Subjektivierungstechnologien, die den einzelnen Menschen von außen zum Subjekt machen bzw. werden lassen, betreffen Selbsttechnologien das subjektivierte Individuum, indem sie von innen auf es selbst wirken.

Diese Techniken entwickelt das Subjekt jedoch nicht autonom,[2] sondern in Abhängigkeit von seiner spezifischen Lebenswelt.

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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/9279

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Michel Foucault und das Mittelalter? Analysebegriff „Heilsökonomie“

Dieser Beitrag ist das zweite Diskussionspapier in unserer Reihe zur Rezeption der Werke und Ideen Michael Foucaults in den deutschen Geschichtswissenschaften. Der am 27. November 2016 veröffentlichte Artikel zur Einführung in diese Reihe ist hier verfügbar.

Im Mittelalter erfolgte ein langwieriger, aber einschneidender christlich-normativer Wandel, der nicht mit dem Begriff der Christianisierung gleichzusetzen ist. Dieser kann je nach Verwendung bereits die bloße Taufe durch vorbeiziehende Wanderprediger bezeichnen, mit der nicht zwangsläufig ein Verständnis und eine vollständige Übernahme christlicher Glaubensinhalte und Deutungen der Lebenswelt einhergingen. Arnold Angenendt schilderte die Konversion der Stammesgesellschaften wie folgt:

[…] der Wechsel zum Christentum […] forderte […] den totalen Bruch mit der Welt der Vorfahren und den von ihnen begründeten Lebensregeln. Die alten Traditionen, die in nichtschriftlichen Gesellschaften das alleinige Lebensfundament bilden, wurden zerstört, und zugleich mußten neue Traditionen aufgebaut werden, weil nur im Rahmen und in der Form von Tradition die zum Leben notwendigen Regeln verstanden werden konnten.[1]



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Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/9275

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Wolframs Widersetzlichkeit oder: die Vetomacht des Materiellen

Koinzidenzen begründen noch lange keine Kausalitäten. Sie bezeichnen vielmehr gefährliche Untiefen historischer Erkenntnissuche. Dem Navigator auf dem “ungeheuren Meere der empirischen Tatsachen”[1] setzen sie indes zugleich nützliche Orientierungsmarken, indem sie Indizien für potentielle Zusammenhänge liefern. Ein solches zufälliges zeitliches Ineinanderfallen…

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/8825

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„…ein Fan-T-Shirt in Größe L…“ – das Historische Lexikon Bayerns feiert seinen zehnten Geburtstag

Das Geburtstagskind: Historisches Lexikon Bayernshttps://t.co/yYYH9OiH1a
Hashtag: #HistLexBay pic.twitter.com/SB2rIiZY1F

— Maria Rottler (@MariaRottler) June 23, 2016

10 Jahre Historisches Lexikon Bayerns: Historiker Stefan Hemler @Muenchen1968 begleitet jetzt die Jubiläumsfeier unter #HistLexBay. #Histbav

— Staatsbibliothek (@bsb_muenchen) June 23, 2016

#HistLexBay @Muenchen1968 wird bei uns im Blog einen Bericht über die heutige Veranstaltung veröffentlichen.



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Quelle: http://histbav.hypotheses.org/4816

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Die Geschichte der Zahl Null

http://www.vimeo.com/161757232 http://www.spektrum.de/rezension/570663 Die Zahl Null gehört zweifellos zu den schillerndsten Größen der Mathematik. So unscheinbar sie auch wirkt, so widersprüchlich ist ihr Wesen: Sie markiert die Grenze zwischen negativ und positiv, zwischen Nichts und Etwas, sie ist der Zwilling der Unendlichkeit – gleich und doch gegensätzlich. Immer wieder stand sie im Zentrum philosophischer und wissenschaftlicher […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2016/05/6494/

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Was sind und zu welchem Ende studiert man Geisteswissenschaften?

Ein polnischer Kollege berichtete mir vor kurzem von einem seiner Studenten, dessen Prüfung sich aufgrund eines neuen Arbeitsplatzes verzögerte, den dieser zur Finanzierung seines Studiums angetreten hatte. Inzwischen hat er sein Studium der Geschichte erfolgreich abgeschlossen. Wie sich herausstellte, arbeitet…

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/7972

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CfA: Transformationen von Wissen und Wissenschaft im digitalen Zeitalter (H-Soz-u-Kult)

http://www.hsozkult.de/event/id/termine-29025 Die Schriftenreihe Transformationen von Wissen und Wissenschaft im digitalen Zeitalter versammelt Überlegungen zum digitalen Medienwandel und seinen Auswirkungen auf die wissenschaftliche Praxis. Bislang sind fünf Bände als E-Books bei Ripperger & Kremers erschienen. Für die nächsten Bände werden Beiträge gesucht.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2015/10/6173/

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