Rezension: Adam Tooze – The Deluge. The Great War and the Remaking of Global Order 1916-1931 (Teil 2)

 

Adam Tooze - The Deluge. The Great War and the Remaking of Global Order 1916-1931 (Deutsch) (Hörbuch)

Teil 1 findet sich hier.

Abschnitt 2, "Winning a Democratic Victory", verlässt dann die Ostfront und wendet den Blick nach Westen, wo die Versuche einen Frieden zu schaffen oder zu erzwingen, eher dem Ziel unterlagen, einen demokratischen Frieden zustandezubringen.

In Kapitel 9, "Energizing the Entente", zeigt Tooze, was damit gemeint ist. Angesichts der Krisen des Jahres 1916/17 entschieden sich Gr0ßbritannien und Frankreich für den genau entgegengesetzten Weg, den Deutschland ging (und wie er in Abschnitt 1 skizziert wurde): auch bei der Entente übernahmen Politiker das Ruder, die fest entschlossen waren, den Kampf bis zum siegreichen Ende zu führen und keine Kompromisse einzugehen (Clemenceau in Frankreich, Lloyd George in Großbritannien). Aber anders als in Deutschland ging dies mit dem Versprechen einer zukünftigen Demokratisierung einher. Der Krieg wurde dadurch zu einer Gleichheitsmaschine, die eine Ausweitung von Bürgerrechten und Partizipationsmöglichkeiten schuf.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2025/05/rezension-adam-tooze-deluge-great-war_02033503476.html

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Das große Kanzlerranking (2025)

Angesichts des Endes der kurzen Kanzlerschaft Olaf Scholz' sind Diskussionen über die Bedeutung seiner Kanzlerschaft und ihren Platz in der Geschichte absehbar. Um aber einschätzen zu können, wo Scholz' Platz in der Geschichte ist, ist ein Blick auf die anderen Kanzler der BRD unausweichlich. Der Versuch, eine Ranking-Liste zu erstellen, ist naturgemäß mit Schwierigkeiten behaftet, weil jede Wertung in einem gewissen Maße arbiträr ist – des einen LieblingskanzlerIn ist des anderen Gottseibeiuns. Ich habe mich daher dazu entschieden, für diese Übung die Frage zu stellen, wie konsequenzenreich, wie bedeutsam der jeweilige Kanzler oder die Kanzlerin für Deutschland waren.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2025/05/das-groe-kanzlerranking-2025.html

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Das große Kanzlerranking, Teil 9: Olaf Scholz

 

Angesichts des Endes der kurzen Kanzlerschaft Olaf Scholz' sind Diskussionen über die Bedeutung seiner Kanzlerschaft und ihren Platz in der Geschichte absehbar. Um aber einschätzen zu können, wo Scholz' Platz in der Geschichte ist, ist ein Blick auf die anderen Kanzler der BRD unausweichlich. Der Versuch, eine Ranking-Liste zu erstellen, ist naturgemäß mit Schwierigkeiten behaftet, weil jede Wertung in einem gewissen Maße arbiträr ist – des einen LieblingskanzlerIn ist des anderen Gottseibeiuns. Ich habe mich daher dazu entschieden, für diese Übung die Frage zu stellen, wie konsequenzenreich, wie bedeutsam der jeweilige Kanzler oder die Kanzlerin für Deutschland waren.

Der Vorteil dieser Heuristik ist, dass die Frage, ob mir die jeweiligen Weichenstellungen persönlich gefallen, keine Rolle spielt. Der Nachteil ist, dass diese Art des Rankings Kanzler*innen bevorzugt, die entsprechende Spielräume hatten – und für diese können die jeweiligen Personen oft recht wenig. Gleichzeitig schreiben wir womöglich Kanzler*innen mehr Einfluss zu, als sie tatsächlich hatten.

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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2025/05/das-groe-kanzlerranking-teil-9-olaf.html

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Rezension: Adam Tooze – The Deluge. The Great War and the Remaking of Global Order 1916-1931 (Teil 1)

 

Adam Tooze - The Deluge. The Great War and the Remaking of Global Order 1916-1931 (Deutsch) (Hörbuch)

Es gibt immer wieder Bücher, die so voller Erkenntnisse und Ideen stecken, dass sie mehrere Lektüren brauchen, um voll zu wirken. Manchmal sind sie ihrer Zeit geradezu voraus, ist die Wichtigkeit ihres Gegenstands zum Zeitpunkt des Erscheinens gar nicht klar oder sie werden vielleicht erst durch spektakuläre Ereignisse wirklich relevant. Werke wie "The Deluge" (hier und hier bereits besprochen) oder "Wages of Destruction" (hier und hier besprochen) sind solche Werke, auf eine Art, die Toozes neuere Schöpfungen wie "Crashed" (hier und hier besprochen) oder "Shutdown" (hier besprochen) nicht sind, obwohl sie eigentlich viel aktuellere Themen besprechen als die Zwischenkriegszeit. Es ist aber auch faszinierend, wie ein geänderter Blickwinkel plötzlich neue Dinge hervorhebt. Obwohl ich "The Deluge" bereits zweimal gelesen habe, hatte ich den Eindruck, es zum ersten Mal zu öffnen. Die besten Bücher schaffen so etwas, und das ist hier keine Ausnahme.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2025/05/rezension-adam-tooze-deluge-great-war.html

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Rezension: Cathal J. Nolan – The Allure of Battle: A History of How Wars Have Been Won and Lost

 

Cathal J. Nolan - The Allure of Battle: A History of How Wars Have Been Won and Lost (Amazon-Kauflink)

Als Putin im Februar 2022 die Ukraine überfiel, glaubte er an einen schnellen Sieg. Mit nur 120.000 Mann stieß er schnell auf Kiew vor, in der Hoffnung, die ukrainischen Verbände schnell zerschlagen und eine Entscheidung in seinem Sinne herbeiführen zu können. Trotz anfänglicher Erfolge scheiterte er, und der Krieg entwickelte sich zu einer verlustreichen und zähen Abnutzungsschlacht. Obwohl der Ukrainekrieg in Cathal J. Nolans Mammutwerk "The Allure of Battle" keine Rolle spielt, das mit dem Aufstieg der Condottiere in der Renaissance beginnt und mit der Niederlage der Achsenmächte im Zweiten Weltkrieg endet, passt er hervorragend in das Narrativ, das Nolan darin entwirft. Über mehrere Jahrhunderte der Kriegsführung zeichnet der Autor nach, wie Generation um Generation militärischer Planer und Staatschefs der Versuchung verfiel, auf dem Schlachtfeld die Entscheidung in einem Konflikt suchen zu wollen - und dass dies so gut immer eine törichte Hoffnung war, die in Blut erstickte.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2025/04/rezension-cathal-j-nolan-allure-of.html

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Rezension: Ulrich Herbert – Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert

 

Ulrich Herbert - Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert

Es besteht vermutlich kein Mangel an Überblickswerken über die jüngere deutsche Geschichte. Das allein allerdings kann kein Grund sein, nicht eine neue zu verfassen. Neue Erkenntnisse, neue Blickwinkel, neue Forschungsfragen treten konstant auf und beleben die Geschichtswissenschaft. In der deutschen herrscht ohnehin die Tendenz kleinteiligerer Arbeiten zu spezifischen Expert*innenthemen vor, die für die breite Öffentlichkeit wenig konsumierbar sind. Umso willkommener sind Werke von gestandenen Fachhistoriker*innen, die einen Überblick über eine Epoche geben und so auch einem in der Forschungsdiskussion weniger intensiv verankerten Publikum die Chance geben, von der historischen Wissenschaft zu profitieren. Mit Ulrich Herbert besteht auch wenig die Gefahr, die solchen Werken gerne zu eigen ist und in allzu populärwissenschaftliche Richtungen abzurutschen. Auch der schiere Umfang von 1450 großformatigen, eng bedruckten Seiten und ein stattliches Kampfgewicht, das es als Waffe klassifizieren könnte, legen eine nicht unbedingt leichte Kost nahe. Aber das alles sind Äußerlichkeiten. Die Frage ist, ob es Herbert gelingt, das deutsche 20. Jahrhundert auf der Höhe der Zeit, erkenntnisreich und dennoch lesbar zu untersuchen.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2025/01/rezension-ulrich-herbert-deutsche.html

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Droht eine AfD-Machtergreifung? Von Potenzial und Grenzen des historischen Vergleichs

 

Vergleiche mit dem Nationalsozialismus sind bekanntlich nicht eben dazu angetan, eine sachliche Diskussion zu ermöglichen. Einerseits ist die Nazi-Diktatur so extrem, so tödlich, so vernichtend, dass es so gut wie nichts gibt, das sich auf demselben Level bewegt (eigentlich eine gute Nachricht), andererseits sind sie gleichzeitig so ubiquitär, dass sie beinahe bedeutungslos sind. In der Debatte um die AfD kommt nicht zuletzt dank Strafverfahren gegen Björn Höcke, Aussagen von AfD-Funktionären und nicht endenden Warnungen immer wieder die Frage auf, inwieweit die Partei denn eine "Nazi-Partei" sei. Diese Frage lässt sich leicht beantworten: das Wort als solches ist nutzlos. Wer nach Vergleichsmarkern sucht, die in der politischen Kultur der 1920er und 1930er Jahre liegen - uniformierte parteipolitische Schlägertrupps etwa, Vernichtungsrhetorik etc. - wird diese nicht finden. Genauso sinnlos sind Verweise darauf, dass die AfD keine 51%-Mehrheit finden wird. Solcherlei Argumentationen beruhen häufig auf einer krassen Unkenntnis darüber, wie die Nationalsozialisten überhaupt an die Macht kamen.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2024/05/droht-eine-afd-machtergreifung-von.html

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Rezension: Lutz Raphael – Jenseits von Kohle und Stahl: Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom

 

Lutz Raphael - Jenseits von Kohle und Stahl: Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom

Ende der 1960er Jahre begann eine der größten Verwerfungen seit der Industriellen Revolution, die häufig unter "Strukturwandel" gefasst wird: die Deindustrialisierung Europas zugunsten eines stark anwachsenden Dienstleistungssektors. Der Typus des "Malochers", der so lange das Bild des Arbeiters bestimmte und der für das Selbstbild der Nachkriegs-Wachstums-Ära so entscheidend war, begann an Strahlkraft zu verlieren. Stattdessen rutschten die westlichen Industriegesellschaften in eine Strukturwandelskrise, aus der sie als Dienstleistungsgesellschaften wieder auftauchten sollten. Lutz Raphael legt mit "Jenseits von Kohle und Stahl" eine vergleichende Sozialgeschichte, die die Entwicklung ab dem Ende der 1960er Jahre bis in die 1990er Jahre hinein in Deutschland, Frankreich und Großbritannien nebeneinderstellt. Forschungsansätze verschiedener Art, die den Umbruch "von unten", aus der Perspektive der Betroffenen, erklären sollen, verknüpft er dabei mit einer klassischen Ereignisgeschichte, die gleichwohl stets die große Thematik im Blick haben soll. Inwieweit dieser Forschungsansatz aufgeht, soll die Rezension klären.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2024/03/rezension-lutz-raphael-jenseits-von_0683282106.html

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Rezension: Lutz Raphael – Jenseits von Kohle und Stahl: Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom (Teil 5)

 

Teil 1 hier, Teil 2 hier, Teil 3 hier, Teil 4 hier.

Lutz Raphael – Jenseits von Kohle und Stahl: Eine Gesellschaftsgeschichte Westeuropas nach dem Boom

Anders als in der Autoindustrie sah die Lage in krisengebeutelteren Branchen aus. Hierbei sieht er drei Problemkonstellationen. Zuerst die Bildung von Notgemeinschaften, die etwa tarifliche Untergrenzen freiwillig unterschritten oder die Produktion demokratisch weiterführten, obwohl die Unternehmensleitung das nicht mehr wollte, alles mit dem Ziel der Beschäftigungssicherung. Die zweite Kategorie war der "mühsame Auszug aus dem Patriarchat" (Kotthoff), das Erkämpfen von pluralistischen Beteiligungsrechten. Zum dritten beschreibt er das Auseinanderbrechen bestehender Sozialstrukturen bei zu starken personellen Einschnitten, das dann die Übernahme innovativer Methoden wegen des Misstrauens gegen das ortsfremde Managment nicht ermöglichte.



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Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2024/03/rezension-lutz-raphael-jenseits-von_01861755470.html

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