#e1414 – der HistoryCampus in Berlin

Unter dem Titel “Look back, think forward” veranstaltete die Bundeszentrale für Politische Bildung gemeinsam mit der Körber-Stiftung und der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit dem Maxim Gorki Theater Berlin und zahlreichen weiteren Partnern in der vergangenen Woche einen History Campus für Jugendliche aus 40 Ländern. Ziel des History Campus war es, den Ersten Weltkrieg aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten. Die etwa 400 Teilnehmer im Alter von 18 bis 25 Jahren setzten sich in insgesamt 22 Workshops mit dem Thema auseinander. Fragen wie “Warum ist es für junge Menschen überhaupt wichtig, sich mit dem Ersten Weltkrieg auseinanderzusetzen? Wie wird in den einzelnen Ländern an den Ersten Weltkrieg erinnert? Welche Debatten zur Geschichte gibt es in Europa und welche aktuellen Bezüge gibt es zu heute?” sollten beantwortet werden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnete den History Campus und charakterisierte den Ersten Weltkrieg in Anlehnung an George F. Kennan als

“die so oft zitierte sogenannte Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts.  Er zeigte, welches Zerstörungspotenzial das industrielle Zeitalter in sich barg. Die Welt erlebte eine bis dahin nie dagewesene Mobilisierung von Menschen, Ökonomien und Medien. Bald sollten noch größere Schrecken als in den Jahren 1914 bis 1918 folgen, so furchtbar damals schon alles war. Wie konnte es dazu kommen? Diese Frage steht auch 100 Jahre nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs immer wieder aufs Neue im Raum. Wie konnte es passieren, dass Nationen einander den Krieg erklärten, deren Volkswirtschaften schon damals eng miteinander verflochten waren? Wie konnte es passieren, dass die verantwortlichen Politiker und Militärs ein aufblühendes Europa geradewegs in den Abgrund der Gewalt führten? Wie konnte es sein, dass dies so viel Rückhalt in der Bevölkerung fand? Das Motto Ihres Geschichtsfestivals ist angesichts dieser wichtigen Fragen ausgesprochen treffend: ‘Blick zurück nach vorn’ heißt es. Damit weist es darauf hin, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit immer auch eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart zur Gestaltung der Zukunft ist.”1

Gaming the War - Teilnehmende des HistoryCampus. (© bpb/Jan Konitzki)

Gaming the War – Teilnehmende des HistoryCampus. (© bpb/Jan Konitzki)

Nach dem Opening Event am Mittwoch, starteten am Donnerstagmorgen dann die Workshops für die sich die Teilnehmer im Vorfeld angemeldet hatten. Die 22 Workshops waren in die Kategorien “Geschichte analysieren”, “Geschichte – erinnern und gedenken”, “Geschichte digitalisieren” und “Geschichte inszenieren” unterteilt. So gab es beispielsweise Workshops, die Computerspiele zum Ersten Weltkrieg programmierten, Improvisationstheater zum Ersten Weltkrieg inszenierten, sich mit den Denkmälern des Ersten Weltkriegs auseinander setzten oder in fiktiven Friedenskonferenzen die Friedensverträge von 1919 neu verhandelten.

 

Neben den Workshops bot der HistoryCampus auch Führungen durch die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums, Videobustouren an Berliner Schauplätze des Ersten Weltkriegs und zahlreiche kulturelle Veranstaltungen. So versuchte Dietmar Lupfer mit seiner Skateperformance “Skate 14|14″

“sich provozierend mit der Verbindung von Technik und Krieg auseinander [zu setzen], indem sie das »harmlose« spielerische Skaten mit den Bild-und Klangwelten des Krieges verknüpft.”2

Während einer weiteren Veranstaltung im Rahmen des HistoryCampus diskutierte Außenminister Frank Walter Steinmeier mit drei TeilnehmerInnen des HistoryCampus über die verschiedenen Aspekte des Ersten Weltkriegs und bemerkte:

“Wenn ich die Geschichte von 1914 betrachte, dann schockiert mich das Versagen einer Diplomatie, der die Fähigkeit zu Verständnis und Verständigung abhandengekommen war. Max Weber hat das brutal auf den Punkt gebracht, als er 1914 schrieb: ‘Die Hunderttausenden bluten für die entsetzliche Unfähigkeit unserer Diplomatie’.”3

Die Workshops zum Themenblock “Geschichte digitalisieren” setzten sich auf unterschiedlichste Weise mit dem Ersten Weltkrieg auseinander. Im Workshop “World War One – I LIKE!?” erstellten die TeilnehmerInnen fiktive facebook-Seiten für Soldaten oder am Krieg teilnehmende Länder, im kreativen Experimentierlabor “World War One meets Web 2.0″ beschäftigten sich die TeilnehmerInnen neben historischen Karikaturen auch mit der Frage, welche visuellen Mittel heute zur Meinungsäußerung genutzt werden.

Darüber hinaus wurde der Workshop unter dem Hashtag #e1414 auf Twitter, mit einer eigenen Facebookseite und mit einem Blog begleitet. Weitere Eindrücke des HistoryCampus lassen sich darüber hinaus in der Sonderausgabe des Magazins PolitikOrange zum HistoryCampus finden.

  1. http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Rede/2014/05/2014-05-07-merkel-maxim-gorki-theater.html
  2. http://www.gorki.de/spielplan/skate/831
  3. http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Infoservice/Presse/Reden/2014/140509-BM_History_Campus.html

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1537

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Vortrag von Klaus Wolf: “Gallipoli 1915″

Ganz im Zeichen der wissenschaftlichen Aktivitäten des Instituts im Gedenken an den Ausbruch des Ersten Weltkriegs vor einhundert Jahren stand der Vortrag von Klaus Wolf im Orient-Institut am 16. Januar 2014, veranstaltet in Kooperation mit dem Istanbuler Kultur- und Wohltätigkeitsverein Teutonia e.V.: “Gallipoli 1915: Meilenstein des deutsch-türkischen Bündnisses im Ersten Weltkrieg und dessen Spuren bis heute”. Zwar ist, was den Ersten Weltkrieg angeht, die türkisch-deutsche “Waffenbrüderschaft” fester Bestandteil des kollektiven historischen Bewusstseins in der Türkei wie auch in Deutschland, jedoch sind Ausmaß und konkrete Ausgestaltung des Militärbündnisses über einen kleinen Kreis von MilitärhistorikerInnen hinaus heute kaum bekannt. Klaus Wolf (“Gallipoli 1915 – Das deutsche Militärbündnis im Ersten Weltkrieg. Bonn: Report-Verlag, 2008″) widmete sich in seinen Schilderungen auf der Grundlage von Aktenmaterial aus deutschen Militärarchiven sowohl den zentralen Personen, die die militärische Zusammenarbeit ausmachten, als auch den Orten, an denen noch heute Kriegsmaterial (etwa Wrackteile des deutschen U-Bootes UB46 oder die gewaltigen Krupp-Kanonen) von den Schrecken des Kriegsalltags in der Schlacht um die Halbinsel Gallipoli zeugen.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Newsletter des Orient-Institut Istanbul, Ausgabe April 2014.

Den Internetauftritt von Klaus Wolf finden Sie unter: gallipoli1915.de

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1534

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