Interview dem Theologen Friedrich Schorlemmer über die Bedeutung des Aufstandes vom 17.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/11288
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Interview dem Theologen Friedrich Schorlemmer über die Bedeutung des Aufstandes vom 17.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/11288
Lange Zeit war ein wirkliches Erinnern an den Volksaufstand von 1953 in der DDR, in der BRD und auch später nicht möglich. Der Aufstand wurde von Politikern aller am Kalten Krieg beteiligten Seiten so gedeutet, dass er sich für ihre jeweiligen Zwecke instrumentalisieren ließ. Im Ostblock sprach man vom „faschistischen Putschversuch“, den man erfolgreich in den Griff bekommen habe. Im Westen dagegen unterstellte man, es sei den Demonstranten vorrangig um die Wiedervereinigung Deutschlands gegangen. Lange hielt sich auch die Sichtweise, es habe sich um einen Aufstand der Berliner Arbeiter gehandelt. Fast auf den Tag genau 60 Jahre danach ist es überfällig, endlich einmal auf die menschlichen Schicksale einzugehen, die mit diesem Volksaufstand und seinem tragischen Ausgang verknüpft sind.
Dieser Aufgabe widmet sich Freya Klier auf engagierte Weise in ihrem Film „Wir wollen freie Menschen sein!“. Eingeordnet in die historischen Hintergründe schildert sie die Schicksale zweier Leipziger Zeitzeugen und ihrer Familien am 17. Juni 1953 ebenso wie die Konsequenzen, die dieses Ereignis für ihren weiteren Lebensweg hatte. Lebendig gestaltet wird der Film durch zeitgenössische Bilddokumente, Spielfilm-Szenen und Aufnahmen von den Originalschauplätzen. Der Zuschauer wird dabei mit auf eine Reise in das Jahr 1953 genommen.
Brigitte Dienst ist die Schwester des jüngsten Todesopfers bei der Niederschlagung des Volksaufstandes, dem damals 15-jährigen Paul Ochsenbauer. Peter Schmidt geriet als 10-jähriger zufällig in die Tumulte des 17. Juni und erlitt dabei einen Bauchschuss. Auf einfühlsame Weise bringt der Film den Zuschauern die Belastungen näher, mit denen die Opfer und ihre Familien in den Jahren danach fertig werden mussten. In der DDR durften sie nicht über ihr Schicksal sprechen und mussten den damit verbundenen Schmerz auf sich gestellt aushalten. Peter Schmidt durfte in der Schule nie die wahren Gründe für seine Verletzung nennen und Brigitte Diensts Familie konnte den Tod des Bruders nicht betrauern. Dass die Zeitzeugen 60 Jahre danach den Mut haben, offen vor der Kamera über ihr schweres Schicksal zu sprechen, ist zutiefst beeindruckend.
Freya Klier, die am eigenen Leib den Terror des SED-Regimes erlebt hat, leistet mit diesem Film einen entscheidenden Beitrag zu einer würdevollen Erinnerung an den 17. Juni 1953 und seine Opfer. Die Zuschauer – auch und gerade junge Menschen – erhalten hier durch die schonungslos offene Schilderung persönlicher Schicksale einen realistischen Einblick in die Lebenswirklichkeit in der DDR-Diktatur vor 60 Jahren. Der Film wird am 16. Juni 2013 um 22:45 Uhr im Fernsehsender RTL ausgestrahlt. Darüber hinaus finden zum 60. Jahrestag des 17. Juni zahlreiche weitere Vorführungen in Deutschland statt.
Quelle: http://de.hypotheses.org/71689