
Barcamp = Veranstaltung, bei der sich verschiedene Leute zu einem Thema treffen und Informationen in ungezwungener Atmosphäre austauschen. Im folgenden Artikel geht es ums Barcamp der Kulturkonsorten am 20.4.2013 in München. Ich war dabei und kann insbesondere Mitarbeiter von Museen nur warnen, an solchen Barcamps teilzunehmen. Hier einige Gründe:
1. Sie treffen verrückte Leute
Die Leute, die Sie treffen, haben fast alle mit Kultur zu tun. Das ist zunächst nicht schädlich. Aber stellen Sie sich vor: alle wollen den Umgang mit Kultur verändern. Stellen Sie sich vor, diese Menschen warten nur darauf, Ihnen von ihren Ideen zu erzählen, damit sie in Ihrem Museum Dinge anstellen können, wie darin zu twittern, es bei Nacht zu beleuchten, damit es nicht nur am Tag genutzt wird, sondern auch bei Nacht einen guten Eindruck macht oder gar Dinosaurier zum Leben zu erwecken. Das war nicht alles; es gibt noch Schlimmeres. Dazu schreibe ich besser nichts, sonst können Sie nicht mehr schlafen.
2. Sie müssen abstruse Dinge tun
Im Museum soll man – außer Exponate anschauen – vieles mehr tun können. Solche Ansätze vertreten beispielsweise Menschen und Gruppierungen wie die Herbergsmütter. Der Name sagt doch alles! Wenn Sie sich von den Damen nicht veranlasst sehen wollen, sich Geschichten in Form von Tweets ausdenken zu müssen wie etwa: „Ihr Blick streifte die neue #Sitzgruppe, den #Lampenschirm und den #Blumenkasten, während sie mit ihrem Wohnfloß über den #Wellenkamm ritt und über ihren #Tripper nachdachte“, dann sollten Sie ein Barcamp meiden.
3. Sie müssen Twittern
Es läuft eine Twitterwall und Sie sollten fleißig twittern. Neben 10.000 anderen Dingen, die gleichzeitig auf Sie einströmen. Einfach nicht zu machen. Haben diese Leute noch nichts von Konzentration und selektiver Wahrnehmung gehört? Skandalös ist, dass sie das auch noch in die Museen tragen wollen. Das sind doch alles studierte Leute!
Sollte es Sie nicht interessieren, was die vielen anderen, die auch gerade auf dem Barcamp sind und mit denen Sie nicht sprechen können, denken und meinen, müssen Sie mindestens Ihr Smartphone zu Hause lassen. Wenn Sie nicht erfahren möchten, was Sie mit Twitter allgemein und in den Sozialen Medien im Besonderen anstellen können, bereiten Sie sich mit Ihrem Smartphone besser einen gemütlichen Tag daheim.
4. Es kann nicht seriös sein
Es laufen mehrere Veranstaltungen (sog. Sessions) gleichzeitig ab. Wenn Sie nicht die Gabe besitzen, sich aufteilen zu können, werden Sie nicht alle Angebote wahrnehmen können! Es gibt ja auch vorher kein Programm, das wird erst am Anfang „crowdgesourced“, also von den Teilnehmern festgelegt. Alles eindeutige Merkmale, dass es sich um keine seriöse Veranstaltung handeln kann.
5. Achtung: Neue Impulse, Ideen und Wissen
Bei den vielen Sessions werden Sie mit Dingen konfrontiert, von denen Sie noch nie gehört haben, ja nicht einmal für möglich halten, dass es sie gibt: welche Technologien es für Kunstvermittlung gibt, was Collaborative Art ist, was Augmented Reality mit dem Museum zu tun haben könnte oder was Social Marketing Profis raten. Wenn Sie auch nicht mit Juristen, die sich auf den Bereich Social Media spezialisiert haben ins Gespräch kommen wollen, und noch vieles mehr nicht erfahren möchten, ist ein Barcamp nichts für Sie.
6. Es ist generell gefährlich
Wenn Sie eines Tages nicht auch zu den Leuten gehören wollen, die jeden kunsthistorisch unwissenden Menschen für Kunst und Kultur begeistern wollen – sogar die jungen – dann sollten Sie einen Bogen um Barcamps machen. Die Atmosphäre könnte ansteckend sein und die neu gewonnenen Eindrücke und Erfahrungen sich auf Ihre Arbeit auswirken. Sie könnten auf die Idee kommen, Ihr Museum als einen Ort der Kommunikation neu zu erfahren und den Besucher nicht nur als passiven Rezipienten sondern als aktiven Gestalter eines Kommunikationsprozesses zu erleben. Der sich durch sein Tun (nicht nur schauen!) aktiv mit den Exponaten auseinandersetzt. Wenn Sie nicht ernsthaft riskieren möchten, dass Menschen beginnen, Spaß im und am Museum zu entwickeln, dann dürfen Sie auf keinen Fall ein Barcamp besuchen.
In diesem Sinne: Toll war’s! 
Quelle: http://games.hypotheses.org/1040