Entnazifizierungsgeschichten. Die Auseinandersetzung mit der eigenen NS-Vergangenheit in der frühen Nachkriegszeit

„Jetzt werde ich geschlachtet!“ Mit diesem Verzweiflungsausruf des Schriftstellers Ernst von Salomon betitelte der „Spiegel“ seinen Verriss über die erste (und letzte) Lesung seines berühmten Romans „Der Fragebogen“.[1] Organisiert hatte die Lesung am 17. Oktober 1951 der berühmte Bahnhofsbuchhändler Gerhard Ludwig. Dieser lud allwöchentlich zu seinen „Mittwochsgesprächen“ in den Kölner Hauptbahnhof ein. Das kostenlose, talkshowhafte Lesungsformat („Freier Eintritt, Freie Fragen, Freie Antworten“) war im bundesrepublikanischen Kulturleben schnell zur Instanz geworden. Wer bei Gerhard Ludwig auftreten durfte, dem war Aufmerksamkeit sicher, so auch Ernst von Salomon. Obgleich sein „Fragebogen“ als Besteller in diese Lesung ging – die 10.000 Exemplare der Startauflage waren bereits am Erscheinungstag ausverkauft[2] –, geriet die Veranstaltung für den Autor zu einem Debakel. Von den 300 Gästen wurde Salomons Werk, wie der „Spiegel“ berichtet, regelrecht „zerfetzt“, während Salomon, im noch behelfsmäßig eingerichteten Wartesaal „in Hemdsärmeln auf der Heizung thronend“, sein Buch energisch verteidigte.

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Quelle: http://histrhen.landesgeschichte.eu/2022/10/rezension-entnazifizierungsgeschichten-nachkriegszeit-glahe/

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„Todestango“?

„Todestango“?

Einleitung

Der „Todestango“ gehört zu den bekanntesten und zugleich rätselhaftesten Kompositionen, die in Konzentrations- und Vernichtungslagern der SS gespielt worden sein sollen. Der Legende nach entstand er im Zwangsarbeits- und Durchgangslager Janowska in Lemberg/Lviv, der damaligen Hauptstadt Galiziens, das nach dem Überfall des Hitler-Regimes auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 unter deutsche Besatzung geriet. Der stellvertretende Lager-Kommandant, SS-Untersturmführer Richard Rokita, der Musiker war und eine Lagerkapelle gründete, soll den inhaftierten Musikern Leopold Striks und Yacub Mund den Befehl zur Komposition eines „Todestangos“ gegeben haben, der fortan bei Selektionen und Exekutionen der Inhaftierten gespielt worden sei.

Zur Beglaubigung dieser Legende spielen zwei Fotografien eines Orchesters eine entscheidende Rolle. Eine der beiden zeigt ein im Kreis aufgestelltes Orchester. Sie ist das meistzitierte Motiv. Angeblich handelt es sich um die Kapelle des Zwangsarbeits- und Durchgangslagers in der Janowska-Straße in Lemberg.

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Quelle: https://visual-history.de/2022/10/24/dietz-todestango/

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„Todestango“?

„Todestango“?

Einleitung

Der „Todestango“ gehört zu den bekanntesten und zugleich rätselhaftesten Kompositionen, die in Konzentrations- und Vernichtungslagern der SS gespielt worden sein sollen. Der Legende nach entstand er im Zwangsarbeits- und Durchgangslager Janowska in Lemberg/Lviv, der damaligen Hauptstadt Galiziens, das nach dem Überfall des Hitler-Regimes auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 unter deutsche Besatzung geriet. Der stellvertretende Lager-Kommandant, SS-Untersturmführer Richard Rokita, der Musiker war und eine Lagerkapelle gründete, soll den inhaftierten Musikern Leopold Striks und Yacub Mund den Befehl zur Komposition eines „Todestangos“ gegeben haben, der fortan bei Selektionen und Exekutionen der Inhaftierten gespielt worden sei.

Zur Beglaubigung dieser Legende spielen zwei Fotografien eines Orchesters eine entscheidende Rolle. Eine der beiden zeigt ein im Kreis aufgestelltes Orchester. Sie ist das meistzitierte Motiv. Angeblich handelt es sich um die Kapelle des Zwangsarbeits- und Durchgangslagers in der Janowska-Straße in Lemberg.

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Quelle: https://visual-history.de/2022/10/24/dietz-todestango/

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