Sex & Music: Eine Arte-Dokumentation widmet sich der sinnlichen Dimension des Pop

Dass Popmusik viel mehr als nur Klang ist, haben etliche akademische Studien herausgearbeitet. Wie eine aktuelle Arte-Dokumentation zeigt, kommt dieses Thema mittlerweile auch in den Medien an. Schon seit den sechziger Jahren widmeten sich Akademiker aus verschiedenen Disziplinen dem Studium der Populären Musik als Kulturphänomen. Pioniere waren die Untersuchungen des Birmingham Centre for Contemporary Cultural Studies, die u.a. den Wert der jugendlichen Subkulturen für die Sozialwissenschaften sowie für die Politik hervorhoben.

Eine der klassischen Studien des Zentrums über populäre Musik ist das Buch “Subcultures: the meaning of style” (1979) von Dick Hebdige. In dessen Seiten werden die Subkulturen des Reggae, Mods, Punks und Glam Rock erforscht, um die komplexe Beziehung zwischen Musik und Lebensstil deutlich zu machen. Populäre Musik wurde darin als ein Gefüge von Klängen, sozialen Schichten, Generationen, Ethnien und Geschlecht betrachtet.

Jüngste Forschungen über Popmusik zeigen jedoch, dass weitere Aspekte untersucht werden sollten, um der Komplexität der populären Kultur gerecht zu werden. Zum Verständnis des Phänomens tragen u.a. die Analyse der wirtschaftlichen, institutionellen, technologischen sowie auch sinnlichen Perspektiven bei. Dieser letzte Punkt gewann in den letzten Zeiten nicht nur in der Wissenschaft an Bedeutung, auch eine Fernsehdokumentation widmet sich jetzt dem Themenkomplex.

Die Dokumentationsreihe “Sex & Music” des Fernsehsenders Arte betrachtet die Beziehung zwischen Sex und Popmusik aus vier Blickwinkeln: der Sexuellen Befreiung in der Sendung “Von der Pille zu Aids”, des Feminismus in “Masters and Servants”, der Gender-Identität in “Neue Formen des Begehrens” und der extremen sexualen Verhaltensweisen in “Rock’n’roll muss wehtun”. Mit Interviews von Musikern und Wissenschaftlern, darunter auch die Historiker (und Redakteure des Pop-History–Blogs) Florence Tamagne (Paris/Lille) und Bodo Mrozek (Berlin/Potsdam), gibt die Reihe einen umfassenden Überblick über das Thema, das als eine gute Einführung für alle an Popmusik Interessierten gelten kann. Wer die erste Ausstrahlung im Mai verpasst hat, kann die Wiederholungen vom 14. bis 17. Juni sehen.

 

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/1471

Weiterlesen

Pop jenseits des Westens: Die Geschichte des Massenphänomens Menudo

Pop-Phänomene werden sehr oft als musikalische Erscheinungsformen des Westens verhandelt. Vor allem die englischsprachigen Musiken gelten durchaus als Pop. Erweitert man jedoch den Blick über die westliche Welt hinaus, so findet man eine Vielfalt von Phänomenen, die sich auch als Pop klassifizieren lassen aber noch nicht in die Popgeschichtsbücher eingegangen sind. Jüngste musikethnologische Forschungen im Bereich Popmusik weisen darauf hin, wie vielversprechend diese Aufgeschlossenheit gegenüber nicht-westlicher populärer Musik für eine Geschichtsschreibung des Pops sein kann. Dies lässt sich beispielhaft an der Laufbahn der Boyband Menudo zeigen, deren Geschichte noch immer nahezu unbekannt ist.

menudo_1983_by_yurikosama4820-d5nej5a

Während britische und amerikanische Jugendliche 1977 den Punk begründeten, entstand die berühmteste Boyband der spanischsprachigen Welt. Mit fünf Jungs zwischen neun und zwölf Jahren organisierte der puerto-ricanische Manager Egdargo Díaz Meléndez eine Band für das vorpubertäre Publikum. Díaz hatte Anfang der 70er Jahre Regie und Produktion für Kino und Fernseher in Spanien studiert. Nebenbei produzierte er die Kinderband La Pantilla. Dabei erprobte er ein bestimmtes Arbeitsverfahren: Die Bandmitglieder konnten wechseln, ohne dass der Name der Band sich änderte. Diese Erfahrung bewog ihn zur Gründung einer eigenen Band. Zurück in Puerto Rico gewann er seine drei Neffe und zwei Söhne eines Freunds als Mitglieder für Menudo. Sie mussten singen und tanzen. Den Rest übernahm Díaz. November1977 war die Uraufführung der Band in einem Patronatsfest in Puerto Rico.

Menudo funktionierte von Anfang an als ein Unternehmen. Díaz registrierte die Marke Menudo, gründete das Label Padosa und stellte einen Choreographen, einen Produktionsleiter, zwei Komponisten und künstlerische Leiter, einen Fotografen und einen Gesanglehrer an. In den ersten zwei Jahren trat die Band ausschließlich an Wochenenden auf, damit die Jungs die Schule besuchen konnten. 1978 nahm Menudo zum ersten Mal an einer Fernsehsendung – “Noche de Gala”– teil. Daraus entstand ihre eigene Sendung “La gente jovem de Menudo” [Die Jugendliche von Menudo], die samstags um 18 Uhr für halbe Stunde zu sehen war. Damit gelangte die Band in Puerto Rico zu nationaler Berühmtheit. Als eines der Bandmitglieder 15 Jahre alt wurde, musste es aufgrund der Veränderung seiner Stimme und seines Körpers die Band verlassen. Díaz organisierte ein öffentliches Casting um neue Mitglieder zu werben. Dieses Verfahren wurde zur Regel.

Die neue Besetzung der Band hatte internationalen Erfolg. 1980 gaben Menudo ihre ersten Konzerte in Venezuela. Ein Jahr später verkaufte sich ihre Schallplatte in ganz Lateinamerika, was eine internationale Tournee ermöglichte. In Argentinien und Peru sangen die fünf Jungs vor 15.000 Zuschauern. Danach flogen sie nach Uruguay und Mexiko, um an Radio- und Fernsehsendungen teilzunehmen. Die Anzahl der Fans stieg beträchtlich in diesen Ländern. Díaz begann diverse nicht-musikalische Produkte unter der Marke Menudo herzustellen: Fernsehserien, Filme, Poster, Zeitschriften, Schlüsselanhänger, Ketten, Ohrringe, Gürtel und anderes mehr. Menudos Fernsehsendung wurde in “Menudo Mania” umbenannt und sieben Jahre lang in Puerto Rico übertragen.

Die Tourneen in Lateinamerika entwickelten sich zu Massenveranstaltungen. In Bolivien, Panama, Kolumbien, Honduras, Guatemala und El Salvador gaben Menudo Konzerte in bis auf den letzten Platz besetzten Fußballstadien. 1983 sammelten sich mehr als 100.000 Menschen in Mexiko-Stadt und Belo Horizonte (Brasilien), in Rio de Janeiro 130.000 und 200.000 Fans in São Paulo. Aufgrund der erfolgreichen Tournee in zwanzig brasilianischen Städten nahmen Menudo eine Schallplatte auf Portugiesisch auf und flogen Monate später in die USA. Die Konzerte im Madison Square Garden in New York sorgten ebenfalls für Furore. Ermutigt durch Medienberichte nahmen Menudo drei Schallplatten auf Englisch auf. Der Song “If you’re not here” wurde zum Radio-Schlager. Mitglieder von Menudo waren bei der Grammy-Verleihung zu sehen. Sie wurden als Botschafter der Jugend von UNICEF nominiert, um sich an Kampagnen gegen Drogen und Abwanderung der Schüler zu beteiligen. Nach einer Japan-Tournee erhielt die Band die goldene Auszeichnung des Tokio-Music-Festivals. Anschließend tourte sie in Taiwan und den Philippinen, worauf die Goldene Schallplatte für das Album “Reaching Out” folgte.

Angesichts des unkontrollierbaren, massiven Konzertpublikums, das in dem Mädchen zwischen 10 und 16 Jahren die Mehrheit stellten, kam es zu einigen Unfällen. Deswegen wechselte der Manager Díaz seine Strategie: Menudo sollten nun in kleineren Spielstätten auftreten. Daraus folgten einige Veränderung im Arbeitsverhältnis der Band. Die Jungs mussten ihre Schulen verlassen. Privatlehrer reisten mit ihnen, um in den Pausen unterrichten zu können. Die Eltern durften aus Kosten- und Organisationsgründe nicht mehr mit ihren Kindern auf die nun häufigeren Tourneen gehen. Auch die Gagen veränderten sich. Bis 1984 erhielten die Jungs zusammen 70 Prozent der Gewinne während der Produzent 30 Prozent behielt. Nun arbeiteten die Jungs als Angestellter des Unternehmens Menudo mit einem festen Gehalt. Alle anderen Kosten wurden aus der Produktion gedeckt. Sie durften bis zu ihrem 18. Lebensjahr Bandmitglieder sein. Daraus entstanden familiäre Probleme um den neuen “Reichtum” der Söhne. Außerdem zog die Band nach Miami um, wo sie gemeinsam in einem als “Menudosschloß” bekannten Haus wohnte.

Diese Veränderungen prägten auch die Musik der Band. Nach der Teilnahme an der argentinischen Fernsehserie “Por siempre amigos” [Freunde für immer] im Jahr 1987 entschied Díaz aus Menudo eine Rockband zu machen. Obwohl die Mitglieder immer noch keine Musikinstrumente spielten, trugen sie nun Lederjacken, Stiefel und zerrissene Jeans. Unter den Fans waren nun mehr Jungs zu finden. Die Fernsehserie “Los últimos héroes” [Die letzten Helden] zeigte diese neue Haltung der Band. Nachrichten zufolge wollten Hotels sie nicht mehr beherbergen, da die Fans gewalttätig geworden waren. Zwei Bandmitglieder wurden 1990 wegen Drogenbesitz auf dem Flughafen von Miami festgenommen. Unterdessen verloren Menudo an Popularität. Das Image der Naivität und Unschuld bekam Risse. Díaz wechselte die beiden straffälligen Bandmitglieder sofort aus und bemühte sich um einen eher lateinamerikanischen Stil. Die neue Besetzung war jedoch erfolglos. 1991 traten vier Bandmitglieder vor die Medien und beschuldigten ihren Manager der Ausbeutung und der körperlichen und sexuellen Misshandlungen. Obwohl sie den Manager nicht verklagten, war Menudo damit am Ende.

In 14 Jahren waren mehr als 30 Jungs Mitglieder von Menudo gewesen. Viele sagen, dass Díaz eine Erfolgsformel erfunden hat, um die Band immer “jung” zu halten und zugleich viele neue Interessierte anzuziehen. Der erfolgreichste Menudo war Ricky Martin, der danach eine Karriere als Sänger und Schauspieler in den USA machte. Unter dem Einfluss von Menudo bildeten sich aber neue Boybands in Lateinamerika (wie z.B. Dominó in Brasilien) und den USA (z.B. New Kids on the Block), die ohne das historische Vorbild von Menudo so nicht denkbar gewesen wären.

Menudo sind trotz ihres weltweiten Erfolges und ihres bahnbrechenden Geschäftsmodells noch immer völlig unbekannt in der westlichen Popforschung. Eine historische Analyse des Phänomens Menudo trägt aber nicht nur dazu bei die Konsolidierung einer bestimmten Art von Boyband in der internationalen Musikindustrie zu erklären. Sie würde auch die wirtschaftshistorische Analyse von Musikbands als Firmen erlauben und die ökonomische Prinzipien der Musikindustrie offenlegen. Hinter den Mythen um die Band und den Produzenten Edgardo Díaz Meléndez kann man die sozialen Mechanismen finden, die Entstehung und Verbreitung des Phänomens Boybands erklären helfen können. Pop, so heißt es oft, sei ein westliches Phänomen, das maßgeblich in den USA und in Großbritannien entstand. Ein kurzer Blick auf Massenphänomene wie Menudo reicht eigentlich schon aus, um die Beschränktheit dieser Sichtweise zu entlarven.

Abbildung: Menudo 1983 von ~YuRiKoSaMa4820: CC BY-NC-ND 3.0.

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/713

Weiterlesen

Humanitärer Pop

 

Humanitäre Fragen wurden häufig von der Popmusik sehr ernst genommen. Ironie ist angesichts der Schwere des Themas normalerweise nicht im Fokus. Betrachtet man die Videos “Radi-Aid – Africa for Norway” oder “Aid Aid – Pimp my aid worker”, so wird schnell deutlich, das man nicht umhin kommt, sich genau damit zu befassen. Ende 2011 organisierten sich südafrikanische Studenten in Norwegen, um die Verwendung von Stereotypen in internationalen Spendenaktionen für die Entwicklungsländer in Frage zu stellen. Das Projekt “Radi-Aid – Africa for Norway” wurde ins Leben gerufen. Mit finanziellen Mitteln der norwegischen Agentur für Entwicklungszusammenarbeit (Norad) und des norwegischen Rats für Kinder und Jugendliche (LNU) koordinierte der Norwegian Students’ and Academics’ International Assistance Fund (SAIH) die Aufnahme eines Musikvideos und die Erstellung einer Webseite (www.africafornorway.no).

 

Kurz gefasst kritisieren die Mitwirkenden den ausschließlichen Fokus auf Hunger, Armut, Kriminalität und AIDS, wenn es um mediale Spendenaktionen für Afrika geht. Ihrer Auffassung nach können solche Kampagnen die Menschen zwar kurzfristig zum Engagement motivieren. Langfristig habe die ständige Verwendung dieser Stereotypen jedoch den gegenteiligen Effekt: Die Menschen geben auf, weil ihnen die Hilfe nutzlos scheint. Deshalb plädieren die Organisatoren dieser Kampagne für die mediale Verbreitung positiver Entwicklungen in Afrika, mehr Kenntnis und mehr Respekt. Feinsinnig wird gezeigt, dass diese Kampagne sich für Entwicklungshilfe positioniert.

Das Interessante in diesem Projekt ist die ironische, aber gut gelaunte Kritik an den Stereotypen solcher Spendenaktionen. Das Musikvideo dreht den Spieß kurzerhand um: Es stellt das Leben der Norweger negativ dar und fordert die Afrikaner auf, sich für die Nordeuropäer zu engagieren. Für sie ist die Kälte in Norwegen so schrecklich wie Hunger — Kälte kann auch tödlich sein! Die Norweger seien deswegen auch kalt und hätten wenig Lebensfreude. Darum werden die Afrikaner gebeten, ihre Heizlüfter “with a tropical breeze” nach Norwegen zuschicken um so Licht und Lächeln zu teilen. Um diese Botschaft zu übermitteln, greifen die Organisatoren der “Radi-Aid”-Kampagne auch auf Stereotypen zurück, aber solche von der Pop-Konstellation.

Am Musikvideo beteiligen sich elf Sänger, die abwechselnd die Strophen und den Refrain zusammen singen. Die Sänger erscheinen hinter dem Mikrophon im Tonstudio, wo die Aufnahme des Songs stattfindet. So wird den Zuschauern der Produktionsprozess des Videos hinter den Kulissen gezeigt. Sofort werden Videos wie “Band-Aid – Do they know it’s Christmas?” und “USA for Africa – We are the world” ins Gedächtnis der Zuschauer gerufen. Zufall? Nein! Diese Videos dienten als Inspiration, wie in der Webseite des Projekts “Radi-Aid” erklärt wird.

Andere Projekte greifen auf diese ironische Form zurück, um ihre Kritik an humanitärer Hilfe zu äußern. Auch vom Norad und anderen unterstützt wurde das “Aid Aid – Pimp my aid-worker” Musikvideo. Hier erscheinen 23 Sänger aus Zambia mit Kopfhörern hinter dem Mikrophon in einem Studio. Ironischer und direkter als “Radi-Aid” plädieren die Organisatoren dieser Kampagne für eine neue Philosophie der Gleichheit:

“A world where real compassion includes a sense of real equality, where seriousness of purpose includes a sense of humor, where generosity includes moral clarity, where the black aid back and white’s not uptight, where we take each other seriously and smile at each other’s prejudices – as we move together as one”

(www.pimpnyaid.org/index.php/vision.html).

 

Warum wählten diese Projekte ein Musikvideo solcher Art aus, um ihre Kritik zu äußern? Warum ist das so ironisch?

Historisch betrachtet war das Projekt “Band-Aid – Do they know it’s Christmas?” bahnbrechend in der Verbindung von Popmusik und humanitärer Hilfe. Im November 1984 koordinierten die Musiker Bob Geldof (Boomtown Rats) und Midge Ure (Ultravox) die Aufnahme des Songs mit 36 britischen Popstars dieser Zeit. Jeder sang einige Strophen des Songs, einige Verse wurden von Mehreren gesungen. Der Refrain versammelte alle Sänger in einem Chor. Ein im Tonstudio aufgedrehtes “Making-Of”-Video wurde in ein Musikvideo des Songs umgewandelt, um Werbung für die Kampagne zu machen. Markant in diesem Video ist die ungewöhnliche Darstellung der Popstars als ganz normale Menschen: Sie haben keine Schminke, tragen einfache Kleidung und sind mit Kopfhörern im Tonstudio. Es wird gezeigt, wie sie im Studio eintreffen, einander begrüßen und sich hinter den Kulissen verhalten. Bekannt wurde auch ihr ehrenamtlicher, gemeinsamer Beitrag für den Kampf gegen Hunger in Äthiopien. Auf diese Weise versuchten sie, ihre Fans auf Augenhöhe anzusprechen und gemeinsam in einem Projekt zu engagieren. Schnell erreichte die Single die Spitze der Charts in Großbritannien.

 

International projizierte die nordamerikanische Version des Projekts – USA for Africa – durch den von Michael Jackson und Lionel Ritchie komponierten Song “We are the World” diese Form vom popmusikalischen Engagement für humanitäre Ursachen. Im Jahr 1985 erschienen mehr als 20 weitere Videos weltweit, in denen die originelle Form angepasst wurde, unter anderem “Band für Afrika – Nackt im Wind” (Deutschland), “Northern Lights – Tears are not enough” (Kanada), “Hawaii Stars – Way of Love Benefit” (Hawaii), “Stars – Hear N’ Aid” (Heavy-Metal-Musiker – USA), “Yu Rock Misija – Za Milion Godina” (Jugoslawen), “Forente Artiste – Sammen for livet” (Norwegen), “Rockzenészek az éhezó afrikáért – Mondo, mit ér egy falat kinyír?” (Ungarn), “Apua! Orkesteri – Soittaa Maksamme Velkaa” (Finnland), “Chanteurs sans frontières – Ethiopie” (Frankreich), “Australia too – The Garden” (Australien), “The Cause – Do something now” (USA), “Voces Unidas – Cantare, cantarás” (Lateinamerika), “Musicaitalia per l’Etiopia” (Italien), “Opus and Austria for Africa – Warum?” (Österreich), “2-Tone Allstars – Starvation” (England), “Tam tam pour l’Ethiopie” (Kamerun), “Krugerrand-Aid – Operation Hunger” (Südafrika), “Leven zonder honger” (Belgien) und “Samen” (Niederlande).

Der Absicht dieser Musiker, und vor allem Bob Geldofs, wurde schnell verdächtig in den Augen der Kritiker: Wollten sie tatsächlich helfen oder strebten sie nach weltweitem Ruhm und dadurch nach höherem Gewinn? Um diesen Verdacht auszuräumen, ließen sich z.B. Bono Vox (U2) und Bruce Springsteen auf äußerst politische Projekte wie “Sun City” ein. Diese neuen Musikvideos rekurrierten immer wieder auf dieses Format von kollektivem Engagement der Musiker. Als Folge wurde es zur weltweiten Form popmusikalischen Engagements par exzellence.

Vor diesem Hintergrund wird erst verständlich, warum die Projekte “Radi-Aid” und “Aid Aid” so ironisch wirken. Die Spannung zwischen der Form und dem Inhalt der Botschaft im Musikvideo bricht mit den Erwartungen der gewöhnlichen internationalen Hilfskampagnen. Auf diese Weise wird die politische Rolle der Popkultur in Frage gestellt: Kann der Pop als Plattform für eine neue Politik der Repräsentation auf internationaler Ebene dienen? Historische Analysen in dieser Hinsicht können uns helfen, Antworten zu finden. Dabei rückt der Popgeschichte ins Zentrum der Debatte.

 

 

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/627

Weiterlesen

“Wie klingt die globale Ordnung? Eine Diskussion über ‘World Music’, Markt und Politik”

In meiner Dissertation geht es um die Diskussion des Fallbeispiels der Herausbildung und Institutionalisierung des „World Music“ Marktes, um soziale Prozesse zu untersuchen, die zur Entstehung und Konsolidierung einer Idee der „globalen Kultur“ beitrugen. Die Forschung wird durch drei Fragestellungen geleitet: Was sind die sozialen Voraussetzungen für die Entstehung eines „World Music“ Marktes?, Wie kann der Prozess der „Kulturglobalisierung“ im „World Music“ Markt nachgewiesen werden? und Warum wurde dieser Markt zum Synonym für globale Kultur?. In meiner Arbeit erforsche ich die Formierung eines bestimmten Netzwerks zwischen England und Deutschland, das sich als Vertreter des „World Music“ Marktes anerkannt wird. „World Music“ geht hier von einer Stelle in den Plattenläden ins Genre über, was die Rolle der Bedeutungen in diesem Markt hervorbringt. Anhand der wirtschaftssoziologischen Theorie analysiere ich, wie diese Bedeutungen und die Praktiken des Musikmarkts sich verflechten, um den „World Music“ Markt herauszubilden.

Die Dissertation wird am Humboldt Center for Social and Political Research der Humboldt-Universität zu Berlin betreut (Prof. Dr. Klaus Eder) in Verbindung mit der Lehrstuhl Theorie und Geschichte der Populären Musik (Prof. Dr. PEter Wicke) entwickelt.

Quelle: http://pophistory.hypotheses.org/188

Weiterlesen