Reemtsma: Ein Stück frühe Werbegeschichte

Als der Erfurter Zigarettenhersteller Reemtsma in den 1920er-Jahren seinen Sitz nach Altona verlegte, revolutionierte das Unternehmen mit seinem neuen und professionellen Auftreten erst den Hamburger und schließlich den gesamtdeutschen Zigarettenmarkt. Damit legte der Konzern den Grundstein für die Herausbildung vieler prominenter Marken, die der Firma langjährigen Erfolg bescherten: 2010 konnte das Traditionsunternehmen 100-jähriges Bestehen feiern.

Die Firmengeschichte des Zigarettenherstellers Reemtsma beginnt 1910, als der Kaufmann Bernhard Reemtsma die Erfurter Zigarettenfabrik Dixi aufkauft, die lediglich sechs Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen schafft es, den Ersten Weltkrieg finanziell zu überleben. Alle Söhne Bernhard Reemtsmas steigen nach dem Krieg in das Unternehmen ein und ermöglichen so einen Neuanfang, begünstigt durch das Marktvakuum, welches durch das Fehlen von qualitativem Rohtabak während des Krieges entstand.

1923 zog das Familienunternehmen, inzwischen geführt von den Brüdern Alwin, Hermann und Philipp Reemtsma, auf ein ungenutztes Kasernengelände in Altona-Bahrenfeld um. Die Firma hatte viele Neuerungen mit im Gepäck: ein neues Logo, ein professionelles und einheitliches Auftreten des Unternehmens sowie die Möglichkeit zur industriellen Massenfertigung. Damit unterschied sich Reemtsma deutlich von den meisten anderen Hamburger Zigarettenherstellern, die zum großen Teil noch in Handarbeit in Hinterhoffabriken und ohne die Absicht eines markenbewussten Auftretens produzierten.

 

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Leinwand mit dem Firmenlogo, entworfen von Wilhelm Deffke, 1920 / Grafik: Museum der Arbeit (Hamburg) Reemtsma-Archive (im Folgenden: MdA ReeA) MA.D 2012/001.17

 

Domizlaff und Deffke, zwei Ikonen der modernen Werbung

Schlüsselereignis für den Innovationsschub bei Reemtsma war die Bekanntschaft der Unternehmer mit dem Grafiker und Werbefachmann Hans Domizlaff im Jahr 1921. Dieser galt zwar als erfindungsreicher Visionär, aber auch als schwieriger und exzentrischer Charakter. Dennoch wurde Domizlaff Reemtsmas Werbeberater und bleib bis 1958 für das Unternehmen tätig. Seine Ideen formten Reemtsmas Bild nach außen und innen nachhaltig. Bereits durch dieses Anstellungsverhältnis bewies das Unternehmen ein Gespür dafür, Trends in der Konsumindustrie- und gesellschaft frühzeitig zu erkennen. Gezielte Werbung war in den 1920er-Jahren in vielen Branchen noch ein Novum, ebenso eigens Personal zum Entwickeln von Werbestrategien und Unternehmenskommunikation anzustellen.

Domizlaff erschuf ein homogenes und einprägsames Auftreten der Firma in allen Bereichen und war immer um einen Wiedererkennungswert Reemtsmas bemüht. Mit solchen Ansätzen, die Vorläufer der heutigen Corporate Identity[1] waren, kann er als einer der Begründer der modernen Markentechnik gesehen werden.

Bereits vor dem Engagement mit Domizlaff unternahm Reemtsma einen wichtigen Schritt in Richtung eines professionellen Erscheinungsbildes. 1920 führte das Unternehmen ein neues Signet ein, gestaltet vom Gebrauchsgrafiker Wilhelm Deffke. So wie Hans Domizlaff als Begründer der Markentechnik bezeichnet werden kann, so wird Deffke oftmals als Vater des modernen Logos gehandelt. Deffke, vom Bauhaus inspiriert, entwarf für Reemtsma ein stark reduziertes, fast strenges Logo. Es zeigt einen stilisierten Bug eines Wikingerschiffes vor einer roten Sonne.

 

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Werbeplakat Eugen Schmidt mit Wikingerschiff und Reemtsma-Logo, ca. 1921 / Grafik: MdA ReeA MA.D 2012/001.14

 

Ab diesem Zeitpunkt war auf allen Reemtsma-Produkten das neue Logo in angepasster Form zu finden. Dieses Vorgehen bezog sich nicht nur direkt auf die Produkte, also die Zigarettenpackungen, sondern setzte sich auch in Anzeigen und Plakaten fort. Dies war einer der Verdienste Domizlaffs. Mit seiner neuartigen Auffassung von Kommunikation zwischen Unternehmen und Verbraucher war er darauf bedacht, dass alle Marken des Hauses, auch wenn sie unterschiedliche Kundentypen ansprechen sollten, die gleiche Linie verfolgten. In Reemtsmas Fall hieß diese Linie hohe Qualität für den anspruchsvollen Kunden, da das Unternehmen überwiegend höherpreisige Marken für den gehobenen Bedarf herstellte. Domizlaff, der schnell in der Unternehmenshierarchie Reemtsmas aufstieg, war daher besonders darauf aus, ein breites Angebot an Marken zu schaffen, die jedoch den gleichen verlässlichen Standard beibehielten. Das Reemtsma-Logo sollte dies als eine Art Versprechen an den Verbraucher garantieren. Dieses Versprechen gewinnt an Bedeutung, wenn berücksichtigt wird, dass die Qualität von Tabakprodukten während der Kriegsjahre stark abgenommen hatte.

Auch war diese Art der Vermarktung für die Zigarette als einem Produkt ohne oder mit sehr wenigen Eigenschaften bedeutsam; sie ermöglichte es dem Produkt, sich von seiner Konkurrenz abzuheben. So entstanden in den zwanziger Jahren unter der Ägide von Hans Domizlaff beispielsweise Marken wie R6 und Ernte 23, beide in einer schlichten Aufmachung, die für technische Überlegenheit und ausgewählte Qualität stehen sollen. Sie zählen auch heute noch zur Reemtsma Produktpalette.[2]

 

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Zigarettenpackung der Marke Reemtsma Gold, 1920 / Grafik: MdA ReeA MA.O 2007/003.4179

 

Trotz der Strategie, für jeden Kunden die passende Marke anbieten zu wollen, beschränkt sich Reemtsma auf die Herstellung einiger weniger, dafür aber stark charakteristischer Marken. Auch damit hebt sich das Unternehmen von der Masse der Zigarettenproduzenten ab. Anders als heute waren in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mehrere hundert verschiedene Zigarettenmarken auf dem Markt. Viele von ihnen jeweils nur für sehr kurze Zeit. Erreichte eine Marke nicht den gewünschten Umsatz, wurde sie ohne langes Zögern vom Markt genommen. Reemtsma hingegen war eine der ersten Firmen, die bewusst Markenkonzepte entwickelte und diese umsetzte.

Kampf gegen alte Symbolwelten

Das strenge Design Deffkes und die autoritäre Art Domizlaffs schienen als treibende Kräfte des noch jungen Unternehmens gut zu korrespondieren. Die Entscheidung, gleich zwei so visionäre Köpfe zu beschäftigen, mag den Reemtsma-Brüdern dennoch nicht leicht gefallen sein. Obwohl sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges eine Abkehr von der wilhelminischen Wert- und Weltvorstellung vollzog, und damit auch in den Bereichen Konsum, Design und Werbung die Türen für einen Neuanfang offen standen, hielten viele Unternehmen noch lange Zeit an der traditionellen Symbolik des Kaiserreiches fest. Reemtsmas Entscheidung, sich der Strömung der Moderne und Erneuerung anzuschließen, war also mit einem gewissen Risiko verbunden.

 

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Zigarettenpackung Marke Dreiersachsen, 1925 – Steht für die alte Symbolstruktur / Grafik: MdA ReeA MA.O 2007/003.3224
 
 

 

Die Gestaltung typischer Zigarettenpackungen der Vorkriegs- und Kriegsjahre war geprägt von Ornamentreichtum und heraldischen Zeichen wie Wappen, Adler und Flaggen, mit denen Bezug auf das Kaiserreich genommen wurde. Aus heutiger Sicht wirken diese dadurch oft mit Symbolen „überladen“ und standen im Kontrast zu den im Verhältnis schlichten Verpackungen der Reemtsma-Produkte. Das Gleiche gilt auch für die Markennamen. Eine große Anzahl der frühen Marken wie „The Kaiser“, „General Goeben“, „Unsere Marine“ und „v. Hindenburg“, trugen Bezeichnungen, die ganz offen eine Loyalität zur Monarchie sowie einen gewissen Nationalismus bekundeten. Die Reemtsma-Produkte der 1920er-Jahre waren weitgehend frei von solchen Botschaften. Nach dem Ersten Weltkrieg änderten Firmen die Namen ihrer Marken und ähnelten in diesem Punkt dem Reemtsma-Sortiment, doch ihre klassische Vorkriegsoptik blieb zunächst bestehen. Vermutlich auch, um die traditionelle Käuferschaft nicht zu verlieren.

Wie sehr diese noch in den alten Symbolstrukturen und Bildwelten verwurzelt war, zeigen die Reaktionen auf die Veröffentlichung des umgestalteten Reemtsma-Logos. 1920 wurde das Logo erstmals plakatiert – insgesamt 6000-mal entlang wichtiger Bahnstrecken Deutschlands. Viele Käufer zeigten sich empört über dieses als aggresiv[3] empfundene Zeichen. Sogar das Entfernen dieser Reklame wurde mehrfach verlangt. Das Unternehmen hielt jedoch an der Kampagne fest und ließ sich vom Reichkunstwart Edwin Redslob die Funktionalität und damit die Existenzberechtigung für das Logo bestätigen.

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Zigarettenpackung der Marke R6, entwickelt von Hans Domizlaff, ca. 1921 / Grafik: MdA ReeA MA.O 2007/003.4438

 

„Der volkswirtschaftlich so wichtigen Hinwendung zum Markenartikel“, so Redslob, „entspricht hierbei die Notwendigkeit, alle Markenartikel durch Warenzeichen zu kennzeichnen, die sich leicht einprägen. Hierfür bietet das Reemtsma-Warenzeichen eines der besten Beispiele, die mir bisher bekannt geworden sind.“[4]

Diese Einschätzung bestärkte Reemtsma in seinem Kurs und nach den ersten anfänglichen Schwierigkeiten setzte sich das Reemtsma-Logo auch bei den Käufern durch.

Diese Kombination aus einem offen zur Schau gestellten Bekenntnis zu Moderne, Technik und Fortschritt und einer Produktpalette, die dem Käufer suggerierte, für jeden ganz persönlichen Geschmack die perfekte Marke bieten zu können, bescherte den Reemtsma Cigarettenfabriken nachhaltigen Erfolg. Das gezielte Bewerben ihrer Produkte und das Wahren eines hohen Qualitätsanspruchs ermöglichte es dem Unternehmen, das Stigma einer Kleinfirma nach und nach zu überwinden. Gegen Ende der 1920er-Jahre stieg Reemtsma, noch vor seinem 20-jährigen Bestehen, zum Marktführer[5] auf.



[1] Gries, Rainer; Ilgen, Volker, Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse kriechen!“ Werbung und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 1995, S. 47.

[2] Böllert, Susanne: 100 Jahre Deutsche Industriegeschichte. 1910-2010. Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH. Hamburg 2010, S. 34.

[3] Jacobs, Tino: Zwischen Institution und Experiment. Hans Domizlaff und der Aufstieg Reemtsmas, 1921 bis 1932, S. 148-178. In: Berghoff, Hartmut (Hrsg.): Marketinggeschichte. Genese einer modernen Sozialtechnik. Frankfurt a.M., 2007, S. 153.

[4] Jacobs: S. 153.

[5] Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse kriechen“ Die Erfindung der Markentechnik als Herrschaftsinstrument, in: Forum Schulstiftung (Nr. 45, 12/2006), S. 85.

 

Literaturhinweise

  • Böllert, Susanne: 100 Jahre Deutsche Industriegeschichte. 1910-2010. Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH. Hamburg 2010.
  • Gries, Rainer; Ilgen, Volker, Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse krichen!“ Werbung und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 1995.
  • Jacobs, Tino: Zwischen Institution und Experiment. Hans Domizlaff und der Aufstieg Reemtsmas, 1921 bis 1932, S. 148-178. In: Berghoff, Hartmut (Hrsg.): Marketinggeschichte. Genese einer modernen Sozialtechnik. Frankfurt a.M. 2007.
  • Lindner, Erik: Die Reemtsmas. Geschichte einer deutschen Unternehmerfamilie. München 2008.
  • Rahner, Stefan; Museum der Arbeit (Hrsg.): Werbewelten made in Hamburg. 100 Jahre Reemtsma. Hamburg 2010.
  • Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse kriechen“ Die Erfindung der Markentechnik als Herrschaftsinstrument, in: Forum Schulstiftung (Nr. 45, 12/2006), S. 80-92, URL: http://www.schulstiftung-freiburg.de/de/forum/pdf/pdf_218.pdf.
  • Weisser, Michael: Cigaretten-Reclame. Über die Kunst, blauen Dunst zu verkaufen. Münster 1980.
  • Writes, Houston: Reemtsma. Von der Feldzigarette zur Anti-Wehrmachtsausstellung. Selent 2002.

 

Weiterführende Links

Werbemittelarchiv der Reemtsma Cigarettenfabriken am Museum der Arbeit Hamburg
PolitCIGs – die Kulturen der Zigarette und die Kulturen des Politischen

 

Zur Autorin:
Merle Strunk (B.A.) ist Master-Studentin der Geschichtswissenschaft an der Universität Hamburg und wissenschaftliche Hilfskraft im BMBF- Forschungsverbund “PolitCIGs”.

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1276

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Reemtsma: Ein Stück frühe Werbegeschichte

von Merle Strunk – Als der Erfurter Zigarettenhersteller Reemtsma in den 1920er-Jahren seinen Sitz nach Altona verlegte, revolutionierte das Unternehmen mit seinem neuen und professionellen Auftreten erst den Hamburger und schließlich den gesamtdeutschen Zigarettenmarkt.  Damit legte der Konzern den Grundstein  für die Herausbildung vieler prominenter Marken, die der Firma langjährigen Erfolg bescherten: 2010 konnte das Traditionsunternehmen 100-jähriges Bestehen feiern.

Die Firmengeschichte des Zigarettenherstellers Reemtsma beginnt 1910, als der Kaufmann Bernhard Reemtsma die Erfurter Zigarettenfabrik Dixi aufkauft, die lediglich sechs Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen schafft es den Ersten Weltkrieg finanziell zu überleben. Alle Söhne Bernhard Reemtsmas steigen nach dem Krieg in das Unternehmen ein und ermöglichen so einen Neuanfang, begünstigt durch das Marktvakuum, welches durch das Fehlen von qualitativem Rohtabak während des Krieges entstand.

1923 zog das Familienunternehmen, inzwischen geführt von den Brüdern Alwin, Hermann und Philipp Reemtsma, auf ein ungenutztes Kasernengelände in Altona-Bahrenfeld um. Die Firma hatte viele Neuerungen mit im Gepäck: ein neues Logo, ein professionelles und einheitliches Auftreten des Unternehmens sowie die Möglichkeit zur industriellen Massenfertigung. Damit  unterschied sich Reemtsma deutlich von den meisten anderen Hamburger Zigarettenherstellern, die zum großen Teil noch in Handarbeit in Hinterhoffabriken und ohne die Absicht eines markenbewussten Auftretens produzierten.

 

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Leinwand mit dem Firmenlogo, entworfen von Wilhelm Deffke, 1920                      / Grafik: MdA ReeA MA.D 2012/001.17

 

Domizlaff und Deffke, zwei Ikonen der modernen Werbung

Schlüsselereignis für den Innovationsschub bei Reemtsma war die Bekanntschaft der Unternehmer mit dem Grafiker und Werbefachmann Hans Domizlaff im Jahr 1921. Dieser galt zwar als erfindungsreicher Visionär, aber auch als schwieriger und exzentrischer Charakter. Dennoch wurde Domizlaff Reemtsmas Werbeberater und bleib bis 1958 für das Unternehmen tätig. Seine Ideen formten Reemtsmas Bild nach außen und innen nachhaltig. Bereits durch dieses Anstellungsverhältnis bewies das Unternehmen ein Gespür dafür, Trends in der Konsumindustrie- und gesellschaft frühzeitig zu erkennen. Gezielte Werbung war in den 1920er-Jahren in vielen Branchen noch ein Novum, ebenso eigens Personal zum Entwickeln von Werbestrategien und Unternehmenskommunikation anzustellen.

Domizlaff erschuf ein homogenes und einprägsames Auftreten der Firma in allen Bereichen und war immer um einen Wiedererkennungswert Reemtsmas bemüht. Mit solchen Ansätzen, die Vorläufer der heutigen Corporate Identity[1] waren, kann er als einer der Begründer der modernen Markentechnik gesehen werden.

Bereits vor dem Engagement mit Domizlaff unternahm Reemtsma einen wichtigen Schritt in Richtung eines professionellen Erscheinungsbildes. 1920 führte das Unternehmen ein neues Signet ein, gestaltet vom Gebrauchsgrafiker Wilhelm Deffke. So wie Hans Domizlaff als Begründer der Markentechnik bezeichnet werden kann, so wird Deffke oftmals als Vater des modernen Logos  gehandelt. Deffke, vom Bauhaus inspiriert, entwarf für Reemtsma ein stark reduziertes, fast strenges Logo. Es zeigt einen stilisierten Bug eines Wikingerschiffes vor einer roten Sonne.

 

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Werbeplakat Eugen Schmidt mit Wikingerschiff und Reemtsma-Logo, ca. 1921    / Grafik: MdA ReeA MA.D 2012/001.14 

 

Ab diesem Zeitpunkt war auf allen Reemtsma-Produkten das neue Logo in angepasster Form zu finden. Dieses Vorgehen bezog sich nicht nur direkt auf die Produkte, also die Zigarettenpackungen, sondern setzte sich auch in Anzeigen und Plakaten fort. Dies war einer der Verdienste Domizlaffs. Mit seiner neuartigen Auffassung von Kommunikation zwischen Unternehmen und Verbraucher war er darauf bedacht, dass alle Marken des Hauses, auch wenn sie unterschiedliche Kundentypen ansprechen sollten, die gleiche Linie verfolgten. In Reemtsmas Fall hieß diese Linie hohe Qualität für den anspruchsvollen Kunden, da das Unternehmen überwiegend höherpreisige Marken für den gehobenen Bedarf herstellte. Domizlaff, der schnell in der Unternehmenshierarchie Reemtsmas aufstieg, war daher besonders darauf aus, ein breites Angebot an Marken zu schaffen, die jedoch den gleichen verlässlichen Standard beibehielten. Das Reemtsma-Logo sollte dies als eine Art Versprechen an den Verbraucher garantieren. Dieses Versprechen gewinnt an Bedeutung, wenn berücksichtigt wird, dass die Qualität von Tabakprodukten während der Kriegsjahre stark abgenommen hatte.

Auch war diese Art der Vermarktung für die Zigarette als einem Produkt ohne oder mit sehr wenigen Eigenschaften bedeutsam; sie ermöglichte es dem Produkt, sich von seiner Konkurrenz abzuheben. So entstanden in den zwanziger Jahren unter der Ägide von Hans Domizlaff beispielsweise Marken wie R6 und Ernte 23, beide in einer schlichten Aufmachung, die für technische Überlegenheit und ausgewählte Qualität stehen soll. Sie zählen auch heute noch zur Reemtsma Produktpalette.[2]

 

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Zigarettenpackung Marke Dreiersachsen, 1925 – Steht für die alte Symbolstruktur / Grafik: MdA ReeA MA.O 2007/003.3224
 
 

Trotz der Strategie, für jeden Kunden die passende Marke anbieten zu wollen, beschränkt sich Reemtsma auf die Herstellung einiger weniger, dafür aber stark charakteristischer Marken. Auch damit hebt sich das Unternehmen von der Masse der Zigarettenproduzenten ab. Anders als heute waren in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts mehrere hundert verschiedene Zigarettenmarken auf dem Markt. Viele von ihnen jeweils nur für sehr  kurze Zeit. Erreichte eine Marke nicht den gewünschten Umsatz, wurde sie ohne langes Zögern vom Markt genommen. Reemtsma hingegen war eine der ersten Firmen, die bewusst Markenkonzepte entwickelte und diese umsetzte.

Kampf gegen alte Symbolwelten

Das strenge Design Deffkes und die autoritäre Art Domizlaffs schienen als treibende Kräfte des noch jungen Unternehmens gut zu korrespondieren. Die Entscheidung, gleich zwei so visionäre Köpfe zu beschäftigen, mag den Reemtsma-Brüdern dennoch nicht leicht gefallen sein. Obwohl sich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges eine Abkehr von der wilhelminischen Wert- und Weltvorstellung vollzog, und damit auch in den Bereichen Konsum, Design und Werbung die Türen für einen Neuanfang offen standen, hielten viele Unternehmen noch lange Zeit an der traditionellen Symbolik des Kaiserreiches fest. Reemtsmas Entscheidung, sich der Strömung der Moderne und Erneuerung anzuschließen, war also mit einem gewissen Risiko verbunden.

 

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 Zigarettenpackung der Marke Reemtsma Gold, 1920                                             / Grafik: MdA ReeA MA.O 2007/003.4179

 

Die Gestaltung typischer Zigarettenpackungen der Vorkriegs- und Kriegsjahre war geprägt von Ornamentreichtum und heraldischen Zeichen wie Wappen, Adler und Flaggen, mit denen Bezug auf das Kaiserreich genommen wurde. Aus heutiger Sicht wirken diese dadurch oft mit Symbolen „überladen“ und standen im Kontrast zu den im Verhältnis schlichten Verpackungen der Reemtsma-Produkte. Das Gleiche gilt auch für die Markennamen. Eine große Anzahl der frühen Marken wie „The Kaiser“, „General Goeben“, „Unsere Marine“ und „v. Hindenburg“, trugen Bezeichnungen, die ganz offen eine Loyalität zur Monarchie sowie einen gewissen Nationalismus bekundeten. Die Reemtsma-Produkte der 1920er-Jahre waren weitgehend frei von solchen Botschaften. Nach dem Ersten Weltkrieg änderten Firmen die Namen ihrer Marken und ähnelten in diesem Punkt dem Reemtsma-Sortiment, doch ihre klassische Vorkriegsoptik blieb zunächst bestehen. Vermutlich auch, um die traditionelle Käuferschaft nicht zu verlieren.

Wie sehr diese noch in den alten Symbolstrukturen und Bildwelten verwurzelt war, zeigen die Reaktionen auf die Veröffentlichung des umgestalteten Reemtsma-Logos. 1920 wurde das Logo erstmals plakatiert –  insgesamt 6000-mal entlang wichtiger Bahnstrecken Deutschlands. Viele Käufer zeigten sich empört über dieses als aggresiv[3] empfundene Zeichen. Sogar das Entfernen dieser Reklame wurde mehrfach  verlangt. Das Unternehmen hielt jedoch an der Kampagne fest und ließ sich vom Reichkunstwart Edwin Redslob die Funktionalität und damit die Existenzberechtigung für das Logo bestätigen.

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Zigarettenpackung der Marke R6, entwickelt von Hans Domizlaff, ca. 1921    / Grafik:  MdA ReeA MA.O 2007/003.4438

 

„Der volkswirtschaftlich so wichtigen Hinwendung zum Markenartikel“, so Redslob, „entspricht hierbei die Notwendigkeit, alle Markenartikel durch Warenzeichen zu kennzeichnen, die sich leicht einprägen. Hierfür bietet das Reemtsma-Warenzeichen eines der besten Beispiele, die mir bisher bekannt geworden sind.“[4]

Diese Einschätzung bestärkte Reemtsma in seinem Kurs und nach den ersten anfänglichen Schwierigkeiten setzte sich das Reemtsma-Logo auch bei den Käufern durch.

Diese Kombination aus einem offen zur Schau gestellten Bekenntnis zu Moderne, Technik und Fortschritt und einer Produktpalette, die dem Käufer suggerierte, für jeden ganz persönlichen Geschmack die perfekte Marke bieten zu können, bescherte den Reemtsma Cigarettenfabriken nachhaltigen Erfolg. Das gezielte Bewerben ihrer Produkte und das Wahren eines hohen Qualitätsanspruchs ermöglichte es dem Unternehmen, das Stigma einer Kleinfirma nach und nach zu überwinden. Gegen Ende der 1920er-Jahre stieg Reemtsma, noch vor seinem 20-jährigen Bestehen, zum Marktführer[5] auf.



[1] Gries, Rainer; Ilgen, Volker, Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse kriechen!“ Werbung und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 1995, S. 47.

[2] Böllert, Susanne: 100 Jahre Deutsche Industriegeschichte. 1910-2010. Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH. Hamburg 2010, S. 34.

[3] Jacobs, Tino: Zwischen Institution und Experiment. Hans Domizlaff und der Aufstieg Reemtsmas, 1921 bis 1932, S. 148-178. In: Berghoff, Hartmut (Hrsg.): Marketinggeschichte. Genese einer modernen Sozialtechnik. Frankfurt a.M., 2007, S. 153.

[4] Jacobs: S. 153.

[5] Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse kriechen“ Die Erfindung der Markentechnik als Herrschaftsinstrument, in: Forum Schulstiftung (Nr. 45, 12/2006), S. 85.

 

Literaturhinweise

  • Böllert, Susanne: 100 Jahre Deutsche Industriegeschichte. 1910-2010. Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH. Hamburg 2010.
  • Gries, Rainer; Ilgen, Volker, Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse krichen!“ Werbung und Mentalitätsgeschichte. Darmstadt 1995.
  • Jacobs, Tino: Zwischen Institution und Experiment. Hans Domizlaff und der Aufstieg Reemtsmas, 1921 bis 1932, S. 148-178. In: Berghoff, Hartmut (Hrsg.): Marketinggeschichte. Genese einer modernen Sozialtechnik. Frankfurt a.M. 2007.
  • Lindner, Erik: Die Reemtsmas. Geschichte einer deutschen Unternehmerfamilie. München 2008.
  • Rahner, Stefan; Museum der Arbeit (Hrsg.): Werbewelten made in Hamburg. 100 Jahre Reemtsma. Hamburg 2010.
  • Schindelbeck, Dirk: „Ins Gehirn der Masse kriechen“ Die Erfindung der Markentechnik als Herrschaftsinstrument, in: Forum Schulstiftung (Nr. 45, 12/2006), S. 80-92,
  • URL: http://www.schulstiftung-freiburg.de/de/forum/pdf/pdf_218.pdf.
  • Weisser, Michael: Cigaretten-Reclame. Über die Kunst, blauen Dunst zu verkaufen. Münster 1980.
  • Writes, Houston: Reemtsma. Von der Feldzigarette zur Anti-Wehrmachtsausstellung. Selent 2002.

 

 

Quelle: http://www.hh-geschichten.uni-hamburg.de/?p=1238

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“Was auch immer das heißt”: Diplomatische Aktenkunde in der Bundespressekonferenz

 

Wer sich als Neuling in die Aktenkunde einarbeitet, wird die meiste Energie wohl in das Teilgebiet der Systematischen Aktenkunde investieren müssen. Hier geht es darum, anhand gemeinsamer formaler Merkmale Gruppen von Aktenschriftstücken zu identifizieren, in die ein konkret vorliegendes Stück eingeordnet werden kann. “Die begriffliche Kennzeichnung des Schriftstücks soll dabei dem schnelleren Erkennen wichtiger Kontextinformationen dienen” (Beck 2000: 69). Die Systematische Aktenkunde ist also ein wichtiges Werkzeug der Quellenkritik. Zugegebenermaßen verführt die barocke Pracht von Begriffsbildungen à la “Behördendorsualdekret” dazu, dieses Teilgebiet als Selbstzweck zu betreiben und die Anwendung der Aktenkunde darauf zu verengen (vgl. ebd.: 77). Bei aller Skepsis gegenüber babylonischem Systembau ist jedoch die Notwendigkeit nicht zu bestreiten, den Dingen einen Namen zu geben, die uns in den Akten erwarten – und keineswegs nur im Archiv!

In der Regierungspressekonferenz vom 8. Juli dieses Jahres ging es auch um “angebliche Umtriebe der NSA in Deutschland”, um das Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut und um die Verwaltungsvereinbarungen zum G10-Gesetz; tagespolitisch interessierte Leser werden diese Debatte verfolgt haben. Und in diesem Zusammenhang fragten Journalisten nach Verbalnoten, die zwischen der Bundesrepublik und den Westalliierten gewechselt worden seien:

Zusatzfrage: Es gab 1968 aber nicht nur eine Verwaltungsvereinbarung, sondern auch eine „verbal note“, was auch immer das heißt. Das ist angeblich die Grundlage für die Spionage von „Echelon“ in 2004 gewesen. Ist diese „verbal note“ genauso zur Akte gelegt …?

Beyer-Pollok [Sprecher des Bundesinnenministeriums]: … Mit dem Begriff „verbal note“ kann ich jetzt nichts anfangen. Das kommt so ein bisschen aus der Diplomatensprache. Aber hier meinen Sie möglicherweise etwas anderes, was mit dem Verwaltungsabkommen zu tun hat. Dazu habe ich ja eben schon etwas ausgeführt.

“So ein bisschen aus der Diplomatensprache”. Der ebenfalls anwesende Sprecher der Auswärtigen Amts verschaffte Klärung:

Schäfer: … Eine Verbalnote oder ein Verbalnotentausch ist die offizielle, förmliche Kommunikation zwischen Staaten. Das sind Schreiben beziehungsweise Briefe, die zwischen Staaten in einer bestimmten Form ausgetauscht werden und einen bestimmten politischen, manchmal auch juristischen Inhalt haben.

Diese Erklärung war auf die Situation bezogen und hat das journalistische Publikum nicht mit Details belastet. Wenn wir es genauer wissen wollen, sehen wir uns zunächst eine diplomatisch-praktische Definition aus einer offiziösen Veröffentlichung an:

“Die Verbalnote ist ein unpersönliches, an eine fremde Mission gerichtetes Schreiben mit Geschäftszeichen, der Überschrift ‘Verbalnote’, einer international festgelegten Höflichkeitsformel und Schlussformel. Sie trägt einen Siegelabdruck und wird nicht unterschrieben.” (Beuth 2005: 127)

Bauen wir diese Definition nun hilfswissenschaftlich aus: Verbalnoten werden zwischen einer diplomatischen Vertretung und dem Außenministerium des Gastlandes ausgetauscht. Souveräne Staaten befinden sich protokollarisch immer auf Augenhöhe: Ein Rangunterschied – das primäre Klassifikationsmerkmal nach der klassischen Lehre Meisners – besteht somit nicht. Möchte man eher nach dem Schreibzweck klassifizieren, so führt die Erkenntnis, dass es sich um eine Mitteilung handelt, und somit weder um eine Weisung noch um einen Bericht, zu keinem anderen Ergebnis.

Diese Mitteilungsschreiben Ranggleicher sind nun unpersönlich stilisiert, also nicht im Briefstil, den die Selbstbezeichnung des Verfassers mit “ich” kennzeichnet. Typischerweise beginnen sie etwa so: “Das Auswärtige Amt beehrt sich, der Botschaft von X mitzuteilen, dass …” Für eine Anrede ist in diesem Formular kein Raum, sie wird durch die mittig angebrachte Überschrift “Verbalnote” ersetzt. Gleichfalls logisch ist der Wegfall der Unterschrift, an deren Stelle das Behördensiegel tritt.

Charakteristisch ist die erwähnte Höflichkeitsformel, auch “Courtoisie” genannt, die in der Tat international auf monotone Art standardisiert ist: “Die Botschaft von X benutzt diesen Anlass, das Auswärtige Amt erneut ihrer ausgezeichnetsten Hochachtung zu versichen”. Die möglichen Variationen sind minimal. Das ist natürlich kein Deutsch. Diese Formeln stammen direkt aus dem jahrhundertelang stilprägenden französischen Kanzleizeremoniell (und sind dort ja auch heute noch im geschäftlichen wie privaten Bereich üblich).

Verbalnoten sind das Massenschriftgut der Diplomatie und an sich für Alltagsgeschäfte eher technischer Natur vorgesehen. Gerade die Diplomatie hat aber Bedarf für einen flexiblen Formengebrauch, um Subtexte zu formulieren und Botschaften zu nuancieren. Dazu kann schon eine kleine Veränderung in der Courtoisie dienen, oder die absichtsvolle Benutzung einer Verbalnote für eine politische Angelegenheit, die eigentlich eher ein persönliches Schreiben des Botschafters an den Außenminister erfordern würde. Ein wunderbar flexibles Instrument also, das zu kennen auch für außenpolitische Berichterstatter wichtig ist.

Damit ist, wohlgemerkt, nur der Ist-Zustand beschrieben. Die Genese dieser Stilform ist kompliziert, weil bis in das 20. Jahrhundert neben der völlig unpersönlichen, fingiert von der Behörde als solcher verfassten Verbalnote auch die “Note” begegnet, die ebenfalls in der dritten Person stilisiert ist, in der aber eine natürliche Person als Verfasser auftritt, die sich mit “Der Unterzeichnete” einführt. Solche Noten haben eine Anrede und eine Unterschrift (Meyer 1920: 51 f.; Meisner 1935: 53 f.). Die Wikipedia irrt mit ihrer Weiterleitung von “Verbalnote” nach “Diplomatische Note”!

Dies weiter zu diskutieren, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Zu diesem Problemkreis werde ich übrigens am 4. November im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem referieren.

Literatur:

Beuth, Heinrich W. (2005): Regiert wird schriftlich: Bericht, Weisung und Vorlage, in: Auswärtiges Amt. Diplomatie als Beruf, hrsg. von Enrico Brandt/Christian F. Buck, 4. Aufl., Wiesbaden, S. 119–128.

Beck, Lorenz Friedrich (2000): Leistung und Methoden der Aktenkunde bei der Interpretation formalisierter Merkmale von historischen Verwaltungsschriftgut, in: Der Zugang zu Verwaltungsinformationen: Transparenz als archivische Dienstleistung, hrsg. von Nils Brübach, Marburg (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, Bd. 33), S. 67–79.

Meisner, Heinrich Otto (1935): Aktenkunde. Ein Handbuch für Archivbenutzer mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens, Berlin.

Meyer, Hermann (1920): Das politische Schriftwesen im deutschen Auswärtigen Dienst: Ein Leitfaden zum Verständnis diplomatischer Dokumente, Tübingen.

 

 

 

 

 

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/97

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“Was auch immer das heißt”: Diplomatische Aktenkunde in der Bundespressekonferenz

Wer sich als Neuling in die Aktenkunde einarbeitet, wird die meiste Energie wohl in das Teilgebiet der Systematischen Aktenkunde investieren müssen. Hier geht es darum, anhand gemeinsamer formaler Merkmale Gruppen von Aktenschriftstücken zu identifizieren, in die ein konkret vorliegendes Stück eingeordnet werden kann. “Die begriffliche Kennzeichnung des Schriftstücks soll dabei dem schnelleren Erkennen wichtiger Kontextinformationen dienen” (Beck 2000: 69). Die Systematische Aktenkunde ist also ein wichtiges Werkzeug der Quellenkritik. Zugegebenermaßen verführt die barocke Pracht von Begriffsbildungen à la “Behördendorsualdekret” dazu, dieses Teilgebiet als Selbstzweck zu betreiben und die Anwendung der Aktenkunde darauf zu verengen (vgl. ebd.: 77). Bei aller Skepsis gegenüber babylonischem Systembau ist jedoch die Notwendigkeit nicht zu bestreiten, den Dingen einen Namen zu geben, die uns in den Akten erwarten – und keineswegs nur im Archiv!

In der Regierungspressekonferenz vom 8. Juli dieses Jahres ging es auch um “angebliche Umtriebe der NSA in Deutschland”, um das Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut und um die Verwaltungsvereinbarungen zum G10-Gesetz; tagespolitisch interessierte Leser werden diese Debatte verfolgt haben. Und in diesem Zusammenhang fragten Journalisten nach Verbalnoten, die zwischen der Bundesrepublik und den Westalliierten gewechselt worden seien:

Zusatzfrage: Es gab 1968 aber nicht nur eine Verwaltungsvereinbarung, sondern auch eine „verbal note“, was auch immer das heißt. Das ist angeblich die Grundlage für die Spionage von „Echelon“ in 2004 gewesen. Ist diese „verbal note“ genauso zur Akte gelegt …?

Beyer-Pollok [Sprecher des Bundesinnenministeriums]: … Mit dem Begriff „verbal note“ kann ich jetzt nichts anfangen. Das kommt so ein bisschen aus der Diplomatensprache. Aber hier meinen Sie möglicherweise etwas anderes, was mit dem Verwaltungsabkommen zu tun hat. Dazu habe ich ja eben schon etwas ausgeführt.

“So ein bisschen aus der Diplomatensprache”. Der ebenfalls anwesende Sprecher der Auswärtigen Amts verschaffte Klärung:

Schäfer: … Eine Verbalnote oder ein Verbalnotentausch ist die offizielle, förmliche Kommunikation zwischen Staaten. Das sind Schreiben beziehungsweise Briefe, die zwischen Staaten in einer bestimmten Form ausgetauscht werden und einen bestimmten politischen, manchmal auch juristischen Inhalt haben.

Diese Erklärung war auf die Situation bezogen und hat das journalistische Publikum nicht mit Details belastet. Wenn wir es genauer wissen wollen, sehen wir uns zunächst eine diplomatisch-praktische Definition aus einer offiziösen Veröffentlichung an:

“Die Verbalnote ist ein unpersönliches, an eine fremde Mission gerichtetes Schreiben mit Geschäftszeichen, der Überschrift ‘Verbalnote’, einer international festgelegten Höflichkeitsformel und Schlussformel. Sie trägt einen Siegelabdruck und wird nicht unterschrieben.” (Beuth 2005: 127)

Bauen wir diese Definition nun hilfswissenschaftlich aus: Verbalnoten werden zwischen einer diplomatischen Vertretung und dem Außenministerium des Gastlandes ausgetauscht. Souveräne Staaten befinden sich protokollarisch immer auf Augenhöhe: Ein Rangunterschied – das primäre Klassifikationsmerkmal nach der klassischen Lehre Meisners – besteht somit nicht. Möchte man eher nach dem Schreibzweck klassifizieren, so führt die Erkenntnis, dass es sich um eine Mitteilung handelt, und somit weder um eine Weisung noch um einen Bericht, zu keinem anderen Ergebnis.

Diese Mitteilungsschreiben Ranggleicher sind nun unpersönlich stilisiert, also nicht im Briefstil, den die Selbstbezeichnung des Verfassers mit “ich” kennzeichnet. Typischerweise beginnen sie etwa so: “Das Auswärtige Amt beehrt sich, der Botschaft von X mitzuteilen, dass …” Für eine Anrede ist in diesem Formular kein Raum, sie wird durch die mittig angebrachte Überschrift “Verbalnote” ersetzt. Gleichfalls logisch ist der Wegfall der Unterschrift, an deren Stelle das Behördensiegel tritt.

Charakteristisch ist die erwähnte Höflichkeitsformel, auch “Courtoisie” genannt, die in der Tat international auf monotone Art standardisiert ist: “Die Botschaft von X benutzt diesen Anlass, das Auswärtige Amt erneut ihrer ausgezeichnetsten Hochachtung zu versichen”. Die möglichen Variationen sind minimal. Das ist natürlich kein Deutsch. Diese Formeln stammen direkt aus dem jahrhundertelang stilprägenden französischen Kanzleizeremoniell (und sind dort ja auch heute noch im geschäftlichen wie privaten Bereich üblich).

Verbalnoten sind das Massenschriftgut der Diplomatie und an sich für Alltagsgeschäfte eher technischer Natur vorgesehen. Gerade die Diplomatie hat aber Bedarf für einen flexiblen Formengebrauch, um Subtexte zu formulieren und Botschaften zu nuancieren. Dazu kann schon eine kleine Veränderung in der Courtoisie dienen, oder die absichtsvolle Benutzung einer Verbalnote für eine politische Angelegenheit, die eigentlich eher ein persönliches Schreiben des Botschafters an den Außenminister erfordern würde. Ein wunderbar flexibles Instrument also, das zu kennen auch für außenpolitische Berichterstatter wichtig ist.

Damit ist, wohlgemerkt, nur der Ist-Zustand beschrieben. Die Genese dieser Stilform ist kompliziert, weil bis in das 20. Jahrhundert neben der völlig unpersönlichen, fingiert von der Behörde als solcher verfassten Verbalnote auch die “Note” begegnet, die ebenfalls in der dritten Person stilisiert ist, in der aber eine natürliche Person als Verfasser auftritt, die sich mit “Der Unterzeichnete” einführt. Solche Noten haben eine Anrede und eine Unterschrift (Meyer 1920: 51 f.; Meisner 1935: 53 f.). Die Wikipedia irrt mit ihrer Weiterleitung von “Verbalnote” nach “Diplomatische Note”!

Dies weiter zu diskutieren, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Zu diesem Problemkreis werde ich übrigens am 4. November im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem referieren.

Literatur:

Beuth, Heinrich W. (2005): Regiert wird schriftlich: Bericht, Weisung und Vorlage, in: Auswärtiges Amt. Diplomatie als Beruf, hrsg. von Enrico Brandt/Christian F. Buck, 4. Aufl., Wiesbaden, S. 119–128.

Beck, Lorenz Friedrich (2000): Leistung und Methoden der Aktenkunde bei der Interpretation formalisierter Merkmale von historischen Verwaltungsschriftgut, in: Der Zugang zu Verwaltungsinformationen: Transparenz als archivische Dienstleistung, hrsg. von Nils Brübach, Marburg (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, Bd. 33), S. 67–79.

Meisner, Heinrich Otto (1935): Aktenkunde. Ein Handbuch für Archivbenutzer mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens, Berlin.

Meyer, Hermann (1920): Das politische Schriftwesen im deutschen Auswärtigen Dienst: Ein Leitfaden zum Verständnis diplomatischer Dokumente, Tübingen.

 

 

 

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/97

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“Was auch immer das heißt”: Diplomatische Aktenkunde in der Bundespressekonferenz

Wer sich als Neuling in die Aktenkunde einarbeitet, wird die meiste Energie wohl in das Teilgebiet der Systematischen Aktenkunde investieren müssen. Hier geht es darum, anhand gemeinsamer formaler Merkmale Gruppen von Aktenschriftstücken zu identifizieren, in die ein konkret vorliegendes Stück eingeordnet werden kann. “Die begriffliche Kennzeichnung des Schriftstücks soll dabei dem schnelleren Erkennen wichtiger Kontextinformationen dienen” (Beck 2000: 69). Die Systematische Aktenkunde ist also ein wichtiges Werkzeug der Quellenkritik. Zugegebenermaßen verführt die barocke Pracht von Begriffsbildungen à la “Behördendorsualdekret” dazu, dieses Teilgebiet als Selbstzweck zu betreiben und die Anwendung der Aktenkunde darauf zu verengen (vgl. ebd.: 77). Bei aller Skepsis gegenüber babylonischem Systembau ist jedoch die Notwendigkeit nicht zu bestreiten, den Dingen einen Namen zu geben, die uns in den Akten erwarten – und keineswegs nur im Archiv!

In der Regierungspressekonferenz vom 8. Juli dieses Jahres ging es auch um “angebliche Umtriebe der NSA in Deutschland”, um das Zusatzabkommen zum NATO-Truppenstatut und um die Verwaltungsvereinbarungen zum G10-Gesetz; tagespolitisch interessierte Leser werden diese Debatte verfolgt haben. Und in diesem Zusammenhang fragten Journalisten nach Verbalnoten, die zwischen der Bundesrepublik und den Westalliierten gewechselt worden seien:

Zusatzfrage: Es gab 1968 aber nicht nur eine Verwaltungsvereinbarung, sondern auch eine „verbal note“, was auch immer das heißt. Das ist angeblich die Grundlage für die Spionage von „Echelon“ in 2004 gewesen. Ist diese „verbal note“ genauso zur Akte gelegt …?

Beyer-Pollok [Sprecher des Bundesinnenministeriums]: … Mit dem Begriff „verbal note“ kann ich jetzt nichts anfangen. Das kommt so ein bisschen aus der Diplomatensprache. Aber hier meinen Sie möglicherweise etwas anderes, was mit dem Verwaltungsabkommen zu tun hat. Dazu habe ich ja eben schon etwas ausgeführt.

“So ein bisschen aus der Diplomatensprache”. Der ebenfalls anwesende Sprecher der Auswärtigen Amts verschaffte Klärung:

Schäfer: … Eine Verbalnote oder ein Verbalnotentausch ist die offizielle, förmliche Kommunikation zwischen Staaten. Das sind Schreiben beziehungsweise Briefe, die zwischen Staaten in einer bestimmten Form ausgetauscht werden und einen bestimmten politischen, manchmal auch juristischen Inhalt haben.

Diese Erklärung war auf die Situation bezogen und hat das journalistische Publikum nicht mit Details belastet. Wenn wir es genauer wissen wollen, sehen wir uns zunächst eine diplomatisch-praktische Definition aus einer offiziösen Veröffentlichung an:

“Die Verbalnote ist ein unpersönliches, an eine fremde Mission gerichtetes Schreiben mit Geschäftszeichen, der Überschrift ‘Verbalnote’, einer international festgelegten Höflichkeitsformel und Schlussformel. Sie trägt einen Siegelabdruck und wird nicht unterschrieben.” (Beuth 2005: 127)

Bauen wir diese Definition nun hilfswissenschaftlich aus: Verbalnoten werden zwischen einer diplomatischen Vertretung und dem Außenministerium des Gastlandes ausgetauscht. Souveräne Staaten befinden sich protokollarisch immer auf Augenhöhe: Ein Rangunterschied – das primäre Klassifikationsmerkmal nach der klassischen Lehre Meisners – besteht somit nicht. Möchte man eher nach dem Schreibzweck klassifizieren, so führt die Erkenntnis, dass es sich um eine Mitteilung handelt, und somit weder um eine Weisung noch um einen Bericht, zu keinem anderen Ergebnis.

Diese Mitteilungsschreiben Ranggleicher sind nun unpersönlich stilisiert, also nicht im Briefstil, den die Selbstbezeichnung des Verfassers mit “ich” kennzeichnet. Typischerweise beginnen sie etwa so: “Das Auswärtige Amt beehrt sich, der Botschaft von X mitzuteilen, dass …” Für eine Anrede ist in diesem Formular kein Raum, sie wird durch die mittig angebrachte Überschrift “Verbalnote” ersetzt. Gleichfalls logisch ist der Wegfall der Unterschrift, an deren Stelle das Behördensiegel tritt.

Charakteristisch ist die erwähnte Höflichkeitsformel, auch “Courtoisie” genannt, die in der Tat international auf monotone Art standardisiert ist: “Die Botschaft von X benutzt diesen Anlass, das Auswärtige Amt erneut ihrer ausgezeichnetsten Hochachtung zu versichen”. Die möglichen Variationen sind minimal. Das ist natürlich kein Deutsch. Diese Formeln stammen direkt aus dem jahrhundertelang stilprägenden französischen Kanzleizeremoniell (und sind dort ja auch heute noch im geschäftlichen wie privaten Bereich üblich).

Verbalnoten sind das Massenschriftgut der Diplomatie und an sich für Alltagsgeschäfte eher technischer Natur vorgesehen. Gerade die Diplomatie hat aber Bedarf für einen flexiblen Formengebrauch, um Subtexte zu formulieren und Botschaften zu nuancieren. Dazu kann schon eine kleine Veränderung in der Courtoisie dienen, oder die absichtsvolle Benutzung einer Verbalnote für eine politische Angelegenheit, die eigentlich eher ein persönliches Schreiben des Botschafters an den Außenminister erfordern würde. Ein wunderbar flexibles Instrument also, das zu kennen auch für außenpolitische Berichterstatter wichtig ist.

Damit ist, wohlgemerkt, nur der Ist-Zustand beschrieben. Die Genese dieser Stilform ist kompliziert, weil bis in das 20. Jahrhundert neben der völlig unpersönlichen, fingiert von der Behörde als solcher verfassten Verbalnote auch die “Note” begegnet, die ebenfalls in der dritten Person stilisiert ist, in der aber eine natürliche Person als Verfasser auftritt, die sich mit “Der Unterzeichnete” einführt. Solche Noten haben eine Anrede und eine Unterschrift (Meyer 1920: 51 f.; Meisner 1935: 53 f.). Die Wikipedia irrt mit ihrer Weiterleitung von “Verbalnote” nach “Diplomatische Note”!

Dies weiter zu diskutieren, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Zu diesem Problemkreis werde ich übrigens am 4. November im Archiv der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin-Dahlem referieren.

Literatur:

Beuth, Heinrich W. (2005): Regiert wird schriftlich: Bericht, Weisung und Vorlage, in: Auswärtiges Amt. Diplomatie als Beruf, hrsg. von Enrico Brandt/Christian F. Buck, 4. Aufl., Wiesbaden, S. 119–128.

Beck, Lorenz Friedrich (2000): Leistung und Methoden der Aktenkunde bei der Interpretation formalisierter Merkmale von historischen Verwaltungsschriftgut, in: Der Zugang zu Verwaltungsinformationen: Transparenz als archivische Dienstleistung, hrsg. von Nils Brübach, Marburg (Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, Bd. 33), S. 67–79.

Meisner, Heinrich Otto (1935): Aktenkunde. Ein Handbuch für Archivbenutzer mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens, Berlin.

Meyer, Hermann (1920): Das politische Schriftwesen im deutschen Auswärtigen Dienst: Ein Leitfaden zum Verständnis diplomatischer Dokumente, Tübingen.

 

 

 

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/97

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Aktenkunde bei der Tagesschau

Die Tagesschau berichtet heute über Vorwürfe gegen den Bundesminister der Verteidigung, früher als angegeben über erhebliche Probleme bei der Drohne “Euro Hawk” informiert gewesen zu sein. Schon länger ist bekannt, dass dem Minister im Dezember 2012 Gesprächsunterlagen vorgelegen haben, die u. a. das Zulassungsproblem thematisierten und eine Serienbeschaffung in Frage stellten.

Die “Berliner Zeitung” hat jetzt nach eigenen Angaben eine Version dieser Unterlagen erhalten, in der an den entscheidenden Stellen Markierungen mit Grünstift zu sehen sind – in der deutschen Verwaltungspraxis bekanntlich der untrügliche Hinweis auf den Behördenleiter, hier also den Minister, als Urheber. Die “Berliner Zeitung” spricht plastisch, wenn auch nicht ganz korrekt von der “Ministerfarbe”.

Für sich genommen ist dies bereits ein schönes Beispiel für den quellenkritischen Wert von Bearbeitungsspuren auf Aktenschriftstücken und für die unverzichtbare Anforderung an die Arbeit mit moderen Akten, unter den oft zahlreichen Doppeln das für den Geschäftsgang bestimmte Arbeitsexemplar zu ermitteln.

Die Tagesschau will es ihrem Publikum noch genauer bieten, aber sie verschlimmbessert. Da sei der “Berliner Zeitung” das “Original” der Gesprächsunterlagen durchgesteckt worden. Das ließe allerdings Schlimmstes für den materiellen Geheimschutz im Verteidigungsministerium befürchten. Gemeint ist wohl ein Farbscan vom Original.

Als Infokasten findet sich dann folgende Information:

Regeln für Aktenvermerke

Will ein Minister auf einer Akte oder einem Vermerk etwas markieren oder einen Gedanken festhalten, darf er nicht zu einem beliebigen Kugelschreiber greifen. Damit nachvollzogen werden kann, wer welche Anmerkungen hinterlassen hat, ist die Farbe der Stifte genau geregelt. Die “Anlage 2 zu Paragraph 13 Absatz 2″ der “Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien GGO” legt fest: Der Grünstift ist dem Minister vorbehalten. Streng hierarchisch ist außerdem vorgeschrieben: Parlamentarische Staatssekretäre zeichnen violett, beamtete Staatssekretäre rot, die Abteilungsleitung blau und die Unterabteilungsleitung braun.

Die GGO (S. 59) ist damit richtig zitiert, dabei übersieht die Redaktion aber, dass das “Farbspiel” hier nur für den Geschäftsgangsvermerk zur Festlegung der Bearbeitung von Eingängen festgelegt wird. Die generelle Zuweisung der Farbe Grün ergibt sich aus dem Verwaltungegebrauch und möglicherweise internen Vorschriften des jeweiligen Ministeriums.

Außerdem: Offenbar verwechselt die Redaktion den hier geregelten Geschäftsgangsvermerk, also eine dem Schriftstück aufgesetzte Verfügung und damit ein Element aus der Analytischen Aktenkunde, mit dem Aktenvermerk als Schriftstücktyp aus der Systematischen Aktenkunde. Da die hilfswissenschaftliche Terminologie durch die Mehrfachverwendung des Grundworts “Vermerk” aber selbst nicht konsequent ist, ist das eine lässliche Sünde.

Schließlich noch der Klassiker: Zwischen Aktenvermerken als Schriftstücken und Akten (von der Tagesschau natürlich im Singular gebraucht) als deren Zusammenfassung wird nicht unterschieden; aber diesen Lapsus findet der abgekläre Archivar und Hilfswissenschaftler auch in in der hohen Wissenschaft…

Quelle: http://aktenkunde.hypotheses.org/75

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Plagiator erhält Zürcher Journalistenpreis

Plagiatoren treiben nicht nur in der Wissenschaft ihr Unwesen, sondern seit eh und je auch in den Medien. Eine besonders unappetitliche Geschichte macht seit einigen Tagen in der Schweizerischen Medienszene die Runde: Letzte Woche erhielt der aus Basel stammende Jung-Journalist Maurice Thiriet, beim einstmals renommierten Tages-Anzeiger (Zürich) zuständig für «Medien, Drogen, Prostitution, Glücksspiel» den Zürcher [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/5451

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