PDF Stefan Gehlen (SPSG) Die Abdankung Kaiser Wilhelms II. 1918 beendete die Monarchie und die Gesch...
Quelle: https://recs.hypotheses.org/3534
Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
PDF Stefan Gehlen (SPSG) Die Abdankung Kaiser Wilhelms II. 1918 beendete die Monarchie und die Gesch...
Quelle: https://recs.hypotheses.org/3534
Man sieht förmlich, wie der gelehrte Jurist und Kanzler des Herzogtums Braunschweig-Wolfenb&uum...
Anselm Reichlin von Meldegg, von 1728 bis 1747 Abt des Fürststifts Kempten, war ein standesbewu...
Anselm Reichlin von Meldegg, von 1728 bis 1747 Abt des Fürststifts Kempten, war ein standesbewu...
Die britische Königin Elisabeth II. hat vor einigen Wochen aus Anlass ihres 65. Krönungsju...
In der jüngeren Forschung zur Frühen Neuzeit sind Rituale und Zeremoniell in ihrer kommunikativen Bedeutung neu gewertet worden. Herrschaftszeremoniell und politische Rituale, die lange als „barocke Ornamente“ oder sogar Zeichen des Verfalls staatlicher Strukturen gewertet wurden, wurden vor dem Hintergrund zeitgenössischen Verständnisses neu gelesen und in ihrer zentralen Bedeutung für Herrschaft und Staatlichkeit beschrieben1. Für die Historikerin interessant ist dabei freilich die Frage, ob die wissenschaftlich zweifellos plausible Deutung von Ritualen auch in den Äußerungen von Zeitgenossen als Zeitzeugen bspw. von Krönungen im Alten Reich ihre Widerspiegelung findet.
Freilich bedarf dieser Aspekt umfassender Untersuchung, und ein knapper Blog-Eintrag kann keine endgültige Einschätzung dafür liefern. Doch bei der Lektüre von Briefen zur Krönung der böhmischen Königin im Jahr 1627 stellte sich die Frage erneut, und nur für dieses Beispiel soll ihr hier nachgegangen werden. Interessant sind die Briefe nicht nur als Zeugnisse von Augenzeugen schlechthin, sondern auch aufgrund der Person ihrer Verfasserinnen:
Es handelt sich um die Erzherzoginnen Maria Anna und Cecilia Renata, 17 bzw. 16 Jahre alt, die Töchter Kaiser Ferdinands II.
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In den letzten drei Einträgen diese Blogs ging es um Audienzen der Kaiserinnen, in denen in zeremonieller Form Ranghierarchien innerhalb des Alten Reiches, aber auch zwischen europäischen Mächten abgebildet wurden. Ein Nebensatz im Bericht zur Audienz der Gräfin Oxenstierna, Gemahlin des schwedischen Botschafters in Wien, führte dabei einen Aspekt einer solchen Audienz vor Augen, der in zeremoniellen Beschreibungen gewöhnlich kaum eine Rolle spielt: Welchen Eindruck hinterließ sie bei der oder dem von einer Kaiserin Empfangenen?
1674 hatte man im Umfeld der Kaiserin vermutet, die auffällige – und für den vorbildlichen Ablauf der Audienz nicht unproblematische – Schweigsamkeit der schwedischen Gräfin könne mit dem „respect“ zu tun haben, den diese während der Audienz empfand. Hinter diesem „respect“ könnten dabei mindestens zwei unterschiedliche Gründe gestanden haben: einerseits die Sorge um zeremonielle Fehler und die daraus möglicherweise folgenden diplomatischen Verwicklungen, andererseits tatsächlich der Respekt für die Kaiserin als Person selbst. Und wenn es schon für die im höfischen Umfeld zweifellos erfahrene Gräfin Oxenstierna nicht ganz leicht war, sich bei einer solchen Audienz höfisch sicher und selbstverständlich zu bewegen, wieviel mehr galt das erst für rangniedrigere Personen?
Genau diesen Aspekt von Audienzen berührt eine Quelle, die mir gerade bei einem Forschungsaufenthalt in Wolfenbüttel in die Hände fiel. Es handelt sich um die Beschreibung einer Audienz bei Kaiserin Elisabeth Christine im Oktober 1737, die diese dem Sekretär des Prinzen Ludwig Ernst von Braunschweig-Wolfenbüttel (1718-1788) erteilte1.
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Im letzten Blog ging es um hierarchische Abstufungen zwischen Damen des Reichsfürstenstandes bzw. um solche zwischen Reichsfürstinnen und Kurfürstinnen des Reiches. Für jede Gruppe wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts detaillierte Niederschriften darüber angefertigt, wie eine Audienz bei der Kaiserin zu verlaufen hatte, um Hierarchien zeremoniell umzusetzen. Gleiches galt aber auch für Damen von außerhalb des Reiches: Auch die Gemahlinnen der Botschafter ausländischer Mächte am Wiener Hof hatten Audienzen bei der Kaiserin.
Die vielfältigen Hierarchien diplomatischen Zeremoniells und diplomatischer Ränge, die sich seit dem 16. Jahrhundert allmählich ausprägten, können und müssen dabei hier nicht im Einzelnen behandelt werden1. Zu erinnern ist jedoch daran, dass ein regulärer Botschafter in zeremonieller Hinsicht den ihn entsendenden Souverän „verkörperte“, dass bei seinem Empfang, vor allem bei der Einholung in die Stadt und bei der ersten Audienz, besonders strenge Regeln galten, die dem Rang des „hinter“ dem Botschafter stehenden Fürsten genau entsprachen2. Daraus resultierten im frühneuzeitlichen Europa zahlreiche Konflikte, die bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen reichen konnten3.
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Ende Februar 1692 traf die Markgräfin Franziska Sibylla von Baden-Baden1 in Wien ein. Sie war erst 17 Jahre alt, aber schon Gemahlin eines bedeutenden kaiserlichen Heerführers in den Türkenkriegen, Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, des „Türken-Louis“, und weilte aufgrund des militärischen Engagements ihres Mannes mehrfach in Wien. Außerdem hatte sie von ihrem Vater, dem letzten Herzog von Sachsen-Lauenburg, umfangreiche Ländereien in Böhmen geerbt. Sie war damit zweifellos vom Rang her eine „regierende“ Reichsfürstin, da ihr Gemahl seit 1677 die Herrschaft in der Markgrafschaft ausübte, auch wenn er bis 1697 eher auf den Schlachtfeldern in Ungarn und am Rhein anzutreffen war.
Mit diesem Rang als Reichsfürstin wurde sie auch von der Kaiserin empfangen, der sie schon Tage vorher ihre Ankunft angezeigt und die sie um eine Audienz gebeten hatte. Die in den Zeremonialprotokollen überlieferte Beschreibung derselben lässt erneut deutlich die Hierarchisierung der Sitzmöbel erkennen2, die schon für die Kurfürstinnen beschrieben worden war. Sie weist zudem Rangunterschiede zwischen den Fürstinnen aus: Da die Markgräfin „nur“ eine Reichsfürstin, keine Kurfürstin war, stellte sich wie immer seit dem Reichstag von 1653 das Problem hinsichtlich der kaiserlichen Obersthofmeisterin. Deren Rang in Bezug auf die Reichsfürstinnen war damals ja per kaiserlichem Dekret definiert worden, blieb aber stets von reichsfürstlicher Seite umstritten.
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Die Krönung von Kaiserin Eleonora Gonzaga-Nevers Anfang August 1653 erfolgte kurz nach der Eröffnung des Reichstages in Regensburg. Dies dürfte einer der Gründe dafür gewesen sein, dass sich etliche Reichsfürsten und Reichsgrafen mit ihren Gemahlinnen, zum Teil auch in Begleitung weiterer Familienmitglieder, in der Stadt aufhielten. Damit verbunden war ihre Einbeziehung in Alltag und Fest des kaiserlichen Hofes, insbesondere aber in die zeremonielle Inszenierung des Krönungsaktes. Die mögliche Teilhabe an der Krönung von Ferdinand IV. sowie der Kaiserin dürfte wiederum für die Reise manches Regenten nach Regensburg nicht unwesentlich gewesen sein, konnte man sich doch so auf großer Bühne als selbständiger Reichsstand zeigen und an der Darstellung des Reiches mitwirken. Vor allem der Zug zur Kirche und von dort in die kaiserliche Residenz zum abschließenden Krönungsmahl war dabei bedeutsam, und um diesen Zug bei der Krönung der Kaiserin ergaben sich im Vorfeld ernsthafte Konflikte.
Aus diesem Kontext stammt das unten wiedergegebene Schreiben, in dem mehrere Reichsfürsten gegen eine Entscheidung Kaiser Ferdinands III. hinsichtlich des Platzes ihrer Gemahlinnen, vor allem aber ihrer Töchter in Bezug auf die Obersthofmeisterin der Kaiserin Einspruch erhoben.
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