Save the Date: First Swiss Digital Humanities Summer School

The first Digital Humanities Summer School in Switzerland will take place next year in Bern! Hosted by the University of Bern and organized by a network of Swiss university and research institutions, the first Digital Humanities Summer School Switzerland will feature well-known international scholars of Digital Humanities for four days of intensive training. More news [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6482

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Das Ende einer akademischen Wanderschaft. Interview mit Michael Matheus

 


Michael Matheus war von 2002–2012 Direktor des DHI Rom. Er ist Inhaber des Lehrstuhls für Mittlere und Neuere Geschichte und Vergleichende Landesgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, an den er im Oktober 2012 zurückkehren wird.

Michael Matheus, Sie haben zehn Jahre lang das Deutsche Historische Institut in Rom geleitet. Was verbindet Sie besonders mit dem Institut?

In diesen Jahren habe ich die auch für den Direktor anregende wissenschaftliche Arbeit sowie die gute Atmosphäre am DHI Rom geschätzt, nicht zuletzt den Schwung, den Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler dem Institut vermittelten. Wir haben in Teamarbeit immer wieder versucht, kulturgeschichtliche Fragestellungen und Methoden für unsere eigene Arbeit fruchtbar werden zu lassen. Für jemanden, der einmal Geiger werden wollte, war es zudem ein besonderer Glücksfall, ein Institut mit einer musikgeschichtlichen Abteilung leiten zu dürfen. Viele wissenschaftliche Veranstaltungen konnten wir mit dazu passenden Konzerten verbinden. Eine besonders wichtige Erfahrung war, dass unsere wissenschaftlichen Veranstaltungen und Projekte nicht nur in Rom, sondern in vielen Städten und Regionen Italiens durchgeführt werden konnten, in Genua und Venedig, in der Toskana und den Marken, in Sizilien, Apulien und im südlichen Latium.

Welche Erwartungen hatten Sie bei Ihrem Amtsantritt als Institutsdirektor? Was hat sich seither geändert?

Ich hatte gehofft, mehr eigene Forschungen durchführen zu können. Dies war nur begrenzt möglich, auch weil die Sanierung der Institutsgebäude sowie der Bau von Bibliotheksmagazinen und einem Gästehaus viel Zeit und Energie gekostet haben. Aber wir haben dadurch mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien (ELKI) und dem Melanchthon Zentrum Rom Nachbarn erhalten, von denen auch die wissenschaftliche Arbeit des Instituts profitiert. Im Jahre 2002 wurde die Stiftung DGIA gegründet. In den Aufbau und die Strukturierung der Stiftung habe ich mich gerne eingebracht und dabei auch viel gelernt.

Welche Schwerpunkte haben Sie während Ihrer Amtszeit in Rom gesetzt, um das Profil des DHI Rom zu schärfen?

Das DHI Rom hat seine traditionellen Schwerpunkte in der Grundlagenforschung mit der Entwicklung elektronischer Publikationsformate verknüpft. Zudem wurde das Institutsprofil durch interdisziplinare, international vergleichende und epochenübergreifende Forschungsprojekte geschärft. Ein besonderes Anliegen war ferner die Intensivierung der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung.

Kürzlich wurde das Institut im Rahmen der Qualitätssicherung der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland evaluiert. Welche Einsichten haben Sie daraus gewonnen?

Zusammen mit dem Deutschen Institut für Japanstudien Tokyo war das DHI Rom das erste Stiftungsinstitut, das einer externen Evaluierung unterzogen wurde. Der Aufwand war beachtlich, doch bot die Evaluierung eine willkommene Gelegenheit für alle Institutsmitglieder, über Starken und Schwachen der wissenschaftlichen Arbeit und über künftige Schwerpunkte der Institutsarbeit nachzudenken. Die Ergebnisse der Evaluierung sind für die wissenschaftliche Arbeit des Instituts insgesamt sehr erfreulich und ermutigend. Unter anderem freut es mich, dass die Bedeutung der am DHI Rom entwickelten historischen Datenbanken und der hierzu notwendigen Software gewürdigt und als Alleinstellungsmerkmal bezeichnet wird. Damit hat das Institut schon vor Jahren Entwicklungen eingeleitet, die in den Empfehlungen des Wissenschaftsrats aus dem Jahre 2011 zu den Forschungsinfrastrukturen in den Geistes- und Sozialwissenschaften beschrieben werden. Aufgrund ihres prototypischen Charakters wird empfohlen, die am römischen DHI entwickelten Lösungen den Instituten der Stiftung bereitzustellen. Zugleich soll dieser Arbeitsbereich am Institut in Rom weiter gefördert werden.

Max Weber, dessen Namen die Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland seit Juli 2012 trägt, hat unter anderem auch in Italien und Rom gewirkt. Was lässt sich zu seinem Verhältnis zum DHI sagen?

In den Jahren 1901 bis 1903, im Vorfeld der Niederschrift der „Protestantischen Ethik“, hielt das Ehepaar Weber sich in Italien bzw. in Rom auf. Max Webers Interesse an Religion und religionssoziologischen Fragen durfte in Rom gewachsen sein. Über die damaligen intellektuellen Prägungen wüsste man gerne mehr, übrigens auch zu der Frage, ob und wie intensiv Weber Mitglieder des Preußischen Historischen Instituts (heute DHI Rom) gekannt und Kontakte gepflegt hat. Zu denken wäre etwa an den Kenner früher kapitalistischer Formen Fuggerscher Prägung, Aloys Schulte, der 1901–1903 kommissarischer Direktor des Instituts war. Oder an den Protestanten Johannes Haller, einer der vielgelesen Historiker seiner Zeit, der 1893–1902 am Institut weilte. Zwar gibt es einige Lesespuren Max Webers im alten Buchbestand des römischen Deutschen Künstlervereins. Im Archiv des DHI allerdings findet sich leider nichts Aufschlussreiches.

 

Luftgestützte Laseraufnahmen in Ninfa

Sie sind der erste bekennende Katholik unter den Direktoren des DHI Rom. Welche Bedeutung messen Sie dieser konfessionellen Bindung bei?

Die Vorgängereinrichtung des DHI Rom wurde 1888 durch Preußen auf dem Kapitol (worauf das Institutslogo anspielt) im Kontext des Kulturkampfes und in Reaktion auf die zuvor erfolgte Öffnung des Archivio Segreto Vaticano gegrundet. Die damit einhergehende Prägung mag dazu beigetragen haben, dass die Direktion des Instituts – von den wenigen Monaten der Amtszeit Aloys Schultes abgesehen – Protestanten vorbehalten blieb. Dass mit mir der erste langer amtierende katholische Direktor gewählt wurde, interpretiere ich als Signal, dass konfessionelle Prägungen in der wissenschaftlichen Arbeit keine Rolle spielen (sollten), auch wenn ich persönlich im katholischen Glauben verankert bin. Zugleich war mir daran gelegen, mit der Wahl der neuen Nachbarn, ELKI und Melanchthon Zentrum, im Zentrum der katholischen Weltkirche ein ökumenisches Signal zu setzen.

Wie beurteilen Sie das italienische Wissenschaftssystem, vor allem mit Blick auf die Arbeit des Instituts?

Wir arbeiten in zahlreichen Forschungsprojekten mit italienischen Forschungsinstituten und Universitäten zusammen. Allerdings sollte bei der Auswahl wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht die nationale Herkunft, sondern die wissenschaftliche Qualität den Ausschlag geben. In Italien spielen meines Erachtens nicht zuletzt im Bereich der Geisteswissenschaften Klientelstrukturen eine zu große und akademische Leistungen eine zu geringe Rolle. Ich hoffe, dass internationale Kooperationen hier zu Verbesserungen beitragen.

Sie haben sich ja bereits in Mainz intensiv mit italienbezogenen Forschungsthemen befasst. Inwiefern hat der lange Aufenthalt in Italien Ihr wissenschaftliches Profil verändert? Konnten Sie von Standortvorteilen profitieren?

Die Stadt Rom und das Land Italien haben entscheidenden Anteil daran, dass mein wissenschaftlicher Horizont ganz wesentlich erweitert wurde. Zu den Themen der letzten Jahre zahlen: Rom als Studienort in der Renaissance, Germania in Italia, Christen und Muslime in der Capitanata, die Geschichte der mittelalterlichen Ruinenstadt Ninfa und der pontinischen Sumpflandschaft und schließlich – nicht zuletzt dank der Nachbarschaft der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien und des Melanchthon Zentrums – ein faszinierendes Themenspektrum von Luthers Romreise bis zum protestantischen Rombild im 20. Jahrhundert.

 

Das Kastell von Lucera

An welchen Quellenfund der letzten Jahre denken Sie besonders gern zurück?

Da kommt mir vieles in den Sinn, aber eine Quellenkonstellation sei besonders erwähnt. Im Jahre 2005 stieß ich auf Schriftdokumente, denen zufolge ein muslimischer Adeliger eine kleine Bischofsstadt im nördlichen Apulien, der so genannten Capitanata, im ausgehenden 13. Jahrhundert als Lehen erhielt. Im Rahmen eines interdisziplinaren Projektes, an dem derzeit Historiker, Archäologen, Bauhistoriker, Kunsthistoriker, Anthropologen und Geophysiker beteiligt sind, verfolgen wir von diesem bemerkenswerten Befund ausgehend die Frage, wie sich Formen der convivenza zwischen Christen und Muslimen in dieser Zeit darstellten. Zugleich erhellen die Forschungsergebnisse ein Kapitel europäischer Geschichte, das von der muslimisch-arabischen Kultur mitgeprägt wurde.

Welche Projekte möchten Sie künftig in Mainz realisieren?

Einigen der genannten Forschungsschwerpunkte werde ich auch in Mainz verbunden bleiben, zum Beispiel der interdisziplinar und epochenübergreifend ausgerichteten Umweltgeschichte der pontinischen Sumpflandschaft. Zudem freue ich mich auf eine ganze Reihe von Kolleginnen und Kollegen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die in den verschiedensten Fächern zu italienischen Themen arbeiten.

Zehn Jahre Rom – das ist sicherlich sehr prägend. Was schätzen Sie besonders an Italien? Worauf freuen Sie sich in Deutschland und was werden Sie vermissen?

Darauf kann ich mit wenigen Worten nicht angemessen antworten. Nach diesen Jahren wurde ich mich selbst als „Deutschrömer“ bezeichnen. Darunter verstehe ich jemanden, der als Wanderer zwischen beiden Kulturen von beiden nachhaltig geprägt ist. Dennoch bin ich Deutscher geblieben. Rom und Italien werde ich allerdings auch in meinen kommenden Mainzer Jahren eng verbunden bleiben. Die Mitarbeit in italienischen wissenschaftlichen Gremien wird dies ebenso befördern wie die Tatsache, dass ich seit dem vergangenen Jahr dem Direktorat des Römischen Instituts der Goerres-Gesellschaft angehöre, das wie das DHI Rom 1888 gegründet wurde. Aber in einigen Jahren wird die Entscheidung anstehen, die akademische Wanderschaft aufzugeben und dauerhaft ansässig zu werden. Das bedeutet für meine Frau und mich voraussichtlich die Rückkehr nach Rom, von dem ein Historiker im 19. Jahrhundert sagte, die Stadt erscheine ihm so unerschöpflich „wie die Welt überhaupt.“

Das Gespräch führten Kordula Wolf, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des DHI Rom, und Deborah Scheierl, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit am Institut.

Quelle: http://mws.hypotheses.org/1149

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Über das Kommentieren in Wissenschaftsblogs

  Gastbeitrag von Mareike König Es wird viel lamentiert, wenn es um Kommentare bei geisteswissenschaftlichen Blogs geht: Meistens bleiben sie aus, so heißt es, und wenn doch mal jemand kommentiert, dann ist der Inhalt oder der Ton oder beides nicht recht. Entweder Regen oder Traufe, Schweigen im Walde oder umzingelt von Trollen, so scheinen sich die Alternativen gegenwärtig resümieren zu lassen. Das wird deswegen tragisch genommen, weil die Interaktion auf dem Blog mit der Leserschaft in Form von Kommentaren einen neuralgischen Punkt betreffen: Denn Bloggen ist nicht nur Publikation, Bloggen ist auch Kommunikation, genau wie Wissenschaft Publikation und Kommunikation ist. Daher, so eine These, die ich selbst teile, passen Blogs und Wissenschaft eigentlich so gut zueinander. Bleiben dann allerdings Kommentare aus, scheint den Wissenschaftsblogs eine ihrer Grundlegitimationen entzogen. Grund genug, sich dem Thema „Kommentare“ anzunehmen, auch wenn es derzeit mehr Fragen als Antworten gibt: Warum wird so wenig kommentiert? Liegt es an unserer deutschen Forschungskultur? Ist es in anderen Ländern anders? Liegt es an der Zurückhaltung, ja am Misstrauen der Geisteswissenschaftler gegenüber den neuen Medien während in anderen Disziplinen munter diskutiert wird? Wie kann man mehr Interaktivität auf den Blogs generieren? Können provokante Thesen zu Kommentaren anregen, so wie es hier vor kurzem durch den Beitrag von Lilian Landes „Versuchen Sie es doch erstmal mit einem Blog…“ der Fall war? Diese und weitere Fragen werden auf Tagungen und in Blogs gestellt und diskutiert, und auch im Januar 2013 auf der Tagung „Rezensieren – Kommentieren – Bloggen“ wird man sicherlich darüber sprechen. Man könnte aber auch zunächst fragen: Werden Kommentare nicht generell überschätzt? Und: Wird überhaupt so wenig kommentiert? In meinem Beitrag zum Open Peer Review-Buch „historyblogosphere“ von Eva Pfanzelter und Peter Haber habe ich die Anzahl der Blogpostings und die der Kommentare auf der französischen Blogplattform hypotheses.org gegenübergestellt: Das Ergebnis ist gar nicht so niederschmetternd: „Im Jahr 2008 erhielt jeder vierte Beitrag durchschnittlich einen Kommentar, im Jahr 2009 wurde jeder dritte Beitrag kommentiert, 2010 dann jeder zweite Beitrag.“ (Quelle) 2011 gibt es einen “Einbruch”, und nur noch jeder vierte Beitrag erhält statistisch gesehen einen Kommentar. Woran liegt das? Die Diskussion könnte sich in die sozialen Netze verlagert haben (Kommentar von Sebastian Gießmann bei historyblogosphere); das wäre dann ein Teil der „stillen Konversation“, über die ich im Beitrag ebenfalls schreibe: Denn nicht jede Kommunikation über einen Blog oder ein Blogposting findet auf dem Blog selbst statt. Oftmals wird auf Tagungen, in Mails, am Telefon oder in der realen Kaffeeküche über Blogbeiträge gesprochen. Manchmal sogar, selten, in Tageszeitungen [1]. Ein weiterer Grund für die Halbierung der Kommentarzahlen bei hypotheses.org im Jahr 2011 könnte sein, dass die Zahl der Postings zugenommen hat, die nur einen Veranstaltungskalender enthalten, womit Kommentare nicht herausgefordert werden (Vorschlag von Benoît Majerus bei historyblogosphere). Vielleicht wurden aber auch viele ältere Blogbeiträge ohne Kommentare von bereits bestehenden Blogs auf die Plattform migriert. Über die vier Jahre gerechnet ist jedenfalls der Schnitt mit einem Kommentar für ca. jedes dritte Posting gar nicht so schlecht. Interessant wären vergleichbare Zahlen aus anderen Ländern und Disziplinen. Wie dem auch sei: Dies sind Zahlen, die nichts über die Qualität der Kommentare aussagen. Dazu hat vor kurzem John Scalzi ein Blogpost veröffentlicht mit dem Titel: „How to be a good commenter“. Sein Beitrag hat bisher 176 Kommentare provoziert, was am Thema, am ohnehin gut eingeführten Blog (seit 1998!), wie auch an der Formulierung der Thesen liegen kann. Ein Luxusproblem, mag man denken, wenn sich jemand nicht mehr um die Anzahl, sondern um die Qualität der Kommentare auf seinem Blog sorgt. Vermutlich ist man da in den USA einfach weiter. Zehn Fragen soll man sich stellen, so Scalzi, bevor man ein Blogpost kommentiert. Tatsächlich sind es nicht zehn Fragen, sondern allenfalls sieben, einige Gedanken wiederholen sich. Regel Nummer 1 besagt, dass man nur kommentieren soll, wenn man auch etwas zu sagen hat. Schon da bin ich anderer Meinung und würde differenzieren. Ein schlichtes: “Danke für den Beitrag, den ich sehr gern gelesen habe”, ist aus meiner Sicht als Kommentar absolut gerechtfertigt. Daraus entspannt sich dann zwar keine inhaltliche Diskussion, aber ein Feedback ist es allemal, zumal eines, das erfreut. Die weiteren Fragen, die man sich vor dem Posten eines Kommentars stellen soll, lauten: Ist mein Kommentar zum Thema? Kann ich richtig argumentieren? Kann ich meine Meinung belegen? Schreibe ich in anständigem Ton? Will ich wirklich in eine Diskussion eintreten oder will ich diese nur gewinnen? Weiß ich, wann ich aufhören muss? Das ist sicherlich alles wünschenswert und in großen Teilen auch richtig, aber eben unrealistisch. Die Leser/innen von Scalzis Blog haben seine Vorschläge dann auch nicht berücksichtigt: „I have nothing to say and will defend to the death my right not to say it!”, lautet der dritte Kommentar, der zu einem Beitrag über (fehlenden) Humor in deutschen Wissenschaftsblogs überleiten könnte. Letztlich ist es mit den schriftlichen Kommentaren bei Blogbeiträgen nicht anders als mit mündlichen Diskussionsbeiträgen auf Tagungen: Einige sind sehr gut, andere off-topic; einige Diskutanten hören sich gerne selbst reden und wieder andere behaupten einfach irgendwas. Und manchmal herrscht einfach nur Schweigen. Das ist dann nicht das Schlechteste. [1] Twitter für Historiker, in: FAZ, 17.10.2012, S. N4.    

Quelle: http://rkb.hypotheses.org/290

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Religiöse Zeitlichkeiten im 16. Jahrhundert

Selten wird in der westeuropäischen Religionsgeschichte die Frage nach der Zeitlichkeit so brisant wie in der Reformationszeit. Es ist eine eschatologische, ja apokalyptische Zeit. Für die einen ist der Antichrist schon auf Erden, nämlich als römischer Papst. Für die Anderen bringen die lutherischen “Vorläufer des Antichristen” den Zorn Gottes und das Ende der Welt näher. So oder so, die Welt dreht sich schneller.


Drachen und Tiere aus der “Cloister Apokalypse” (1405-08). Metropolitan Museum of Art, New York. 

Und überhaupt: die Veränderungsfrage. Selten zuvor und danach war sie so stark zeitlich aufgeladen. Veränderungen finden in der Religion des 16. Jahrhunderts statt, das ist allen Beteiligten klar. Nur der Ort und die Bewegungen der Zeitlichkeiten sind umstritten. Die Altgläubigen sehen sich als die, die beim alten Glauben – das heißt dessen Praktiken und materiellen Artefakten – bleiben. Sie bleiben in dieser Sicht in einer linearen und weder veränder- noch entwickelbaren zeitlichen Kontinuität der Religionskultur. Die halten sie für legitimiert durch die Praktik seit “uralten” Zeiten. Dabei ist ihnen nicht klar, wie sehr sich die Sinnzuschreibungen, (nun zusätzlich z.B. Konfessionen distinguierende) Bedeutungen und sicher auch Inszenierungen der tatsächlichen Praktiken verändern und nuancieren. So wird selbst-wahrgenommene Konservierung beim Blick auf das gesamte soziale Feld ebenso zur Aktualisierung.

Und natürlich kollidiert diese Zeitkultur der Altgläubigen mit jener der evangelischen “Neuerer”. Doch die verwehren sich gegen den Vorwurf der Neuheit. Im Gegenteil, sie sehen die Papisten als die wahren Neuerer, denn die hätten die urchristliche Religion mit neuen “Aufsetzungen” und “Zusetzungen” immer mehr auf die schiefe Bahn gebracht. Die Reformatoren wollen durch Veränderung bzw. “Reform” zurück zum reinen, alten, wahren Christentum, basierend auf dem “puren, lauteren Wort Gottes”. Sie sehen in den Praktiken der Christen um 1500 keine zeitliche statische Kontinuität des wahren Christentums, sondern gehen von einer stattgefundenen, qualitativen “Verschlechterung” der Religion im Fortschreiten der Zeit aus. Das macht die zeitliche Rückkehr zur wahren, alten Religion nötig. Oder vielmehr: das Wahre, Alte soll in das Jetzt geholt werden.

Nicht nur aus historischer Sicht, sondern auch in der Selbstsicht der Akteure finden im 16. Jahrhundert also “Gleichzeitigkeiten” (Achim Landwehr) bei den Zeitauffassungen statt. Altgläubige und Protestanten, ganz zu schweigen von den “radikalen” evangelischen Gruppen, leben gleichzeitig in verschiedenen, sich mitunter auch gezielt wiedersprechenden religiösen Zeiten. Und da sich Zeitlichkeiten als kulturelle Konstrukte immer dann besonders schnell wandeln, wenn sich die Kulturen, die sie hervorbringen, schnell wandeln, sind auch die Aktualisierungen der religiösen Zeitlichkeiten im 16. Jahrhundert besonders schnell – und unterschiedlich, ja gezielt antagonistisch.

Es findet eine beschleunigte Aktualisierung und Diversifizierung der Zeitkulturen statt. Diese sind dabei so plural und wiedersprüchlich wie auch der Ort von Zeit und Kultur: der Mensch.

Quelle: http://catholiccultures.hypotheses.org/229

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Johannes Taulers Verständnis von Demut (I)

 „Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen! Und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch, und lernt von mir! Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Matthäusevangelium 11, 28-30)

Wenn Johannes Tauler, ein deutscher Mystiker aus dem 14. Jhr., in einer seiner Predigten die obige Bibelstelle mit folgenden Worten zitiert: „lerent von mir das ich diemuͤtig bin und  senftmuͤtig’“1, dann fasst er diese Worte als eine verbindliche Regel Jesu auf. Wie zwei Schwestern oder zwei beste Freunde miteinander eng verbunden sind, so sind die Demütigkeit und Sanftmütigkeit für Tauler immer zusammengehörend.2 Auch spricht Tauler im Zusammenhang mit dieser Bibelstelle davon, wie ein Christ den „weg […]der zu der woren selikeit leitet“3, findet. Dieser Weg führe vor allem über die Selbstverleugnung und die wahre Demütigkeit.

Die Worte Jesu „Lernt von mir“ forderten auch Tauler heraus, dem Vorbild Jesu nachzueifern, der laut den neutestamentlichen Schriften, auf Erden sanftmütig und von Herzen demütig vor seinem himmlischen Vater, aber auch gegenüber den Menschen lebte. So berührt diese Bibelstelle das zentrale urchristliche Verständnis von Demut: Jesus ist als der Sohn Gottes auf die Erde in das Niedrige gekommen und in menschlicher Gestalt den Menschen solidarisch geworden. Er bietet den Mühseligen, Beladenen und Gedemütigten einen Ort der Ruhe an, weil er demütig, sanftmütig und solidarisch ist, und daher den Beladenen und Gedemütigten zugehörig ist. Jesus lebt die Solidargemeinschaft vor, in der die Demut nicht den eigenen Vorteil sucht, sondern den des Nächsten.4 So könne Jesus, der im Zusammenhang mit seiner Auferstehung erklärt, dass ihm „alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist“5 als demütiger Herrscher „seine Herrschaft […] in einer solidarischen Praxis der von ihm Beherrschten“6 vollziehen. Es ist die „Herrschaft eines Absteigers, des Gottgleichen, der sich aller Macht“ entledigt hat, nur um „sich auf dem Weg nach ganz unten den Geringsten solidarisch“7 machen zu können. Demnach demütigt Jesus nicht die Menschen, er erniedrigt und unterdrückt sie nicht von oben herab, so wie die Herrscher, „die ihre Völker unterdrücken“ und die Mächtigen, „die ihre Macht über die Menschen missbrauchen“, sondern er regiert in Sanftmut und Demut. Darüber hinaus fordert Jesus die Menschen auf, in ihrem Leben auf Erden in einer Solidargemeinschaft Demut zu praktizieren und anderen zu dienen, denn „wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll euer Sklave sein“.8

Wie viel Bedeutung Tauler und andere mittelalterliche Mystiker dem Thema der Demut beigemessen haben, kann aus heutiger Sicht mit der Untersuchung von überlieferten mystischen Schriften nur erahnt werden. Womöglich alle mittelalterlichen Mystiker vereinte die Sehnsucht nach der erlebbaren Gotteserfahrung und der Vereinigung des Menschen mit Gott. Auch in den Predigten Taulers ist diese Sehnsucht deutlich zu erkennen. Doch Tauler betont, vielleicht stärker als alle anderen Mystiker, dass nur über die gelebte und wahrhaftige Demut die Vereinigung mit Gott möglich ist.

Anlehnend an die Ausführungen Louise Gnädingers9, soll die Lehre des Mystikers Johannes Tauler zur Mystik des Sinkens – die Demut in seinen Predigten näher untersucht werden. Dabei sollen, am Beispiel des Johannes Tauler Einblicke in theologische und experimentelle/erfahrungsbezogene Aspekte der christlichen Mystik erlangt werden.

Taulers Verständnis der unio mystica und die Lehre vom Grund

In Anlehnung an die Inhalte der Untersuchung des Taulerschen Verständnis von Demut sollen im Folgenden zwei zentrale Themenfelder der Taulerschen Lehre, die unio mystica und die Lehre vom Grund, erläutert werden. Beide Themenfelder bilden für das Verständnis der Demut wichtige Grundlagen.

Das zentrale Anliegen von Taulers Predigten war es, seiner Zuhörerschaft die Möglichkeit der Erfahrbarkeit der unio mystica, des Einsseins mit Gott, zu vermitteln. Diese Art von geistlichem Wachstum sei nach Tauler durch das beständige Durchlaufen der verschiedenen prozessartigen Etappen der Drei-Wege-Lehre möglich, „der Reinigung (via purgativa), der Erleuchtung (via illuminativa) und der Einheit mit Gott (via unitiva)“.10 Diesen Etappen geht die eigene Selbsterkenntnis voraus, die darauf ausgerichtet sein soll, die widergöttlichen Anteile im Innern des Menschen zu erkennen, sie hinzuwenden zu Gott und seinen Vorstellungen anzupassen. Wie diese Etappen genau auszusehen haben, legte Tauler nicht fest. Er bietet in seinen Predigten vielmehr einen reichen Fundus an verschiedenen Beschreibungen über den Weg des Menschen zu seiner mystischen Vereinigung mit Gott.11 So umschreibt er die zur letztendlichen göttlichen Vereinigung führenden Etappen mit den Formen oder Zuständen der „Ekstase-Bedrängnis-Identischwerden“.12 Auf die Hinwendung zu Gott und dem Bewusstwerden seiner Güte folgt der Seelenzustand des „iubilatio“. In der zweiten Form folgt ein Zustand der geistlichen Armut, der Bedrückung und mystischen Verlassenheit. In der dritten Form erfolgt die komplette Vereinigung des menschlichen Geistes mit Gott.13 Zudem benennt Tauler die Sehnsucht danach, eine „immer stärkere Wahrnehmung von Gottes Gegenwart in allem“14 zu erhalten und beschreibt den Weg eines Menschen dorthin mit den Stadien des Anfangens (incipientes), des Fortschreitens (progredientes) und des Anlangens (perfecti).15

Die letztendlich erstrebenswerte Etappe der unio mystica, die Vereinigung mit Gott, beschreibt Tauler  als ein vollkommenes Sich-Verlieren, eine Art Selbstvernichtung des eigenen Seins und ein Versinken des menschlichen Geistes in das göttliche Sein. Der menschliche Geist wird in der göttlichen Einheit komplett seiner menschlichen Kräfte und Fähigkeiten enthoben, all seine Aufmerksamkeit richtet sich auf das Wesen Gottes.16 Was genau der Mensch in dieser göttlichen Vereinigung empfindet, das mag auch Tauler nicht zu sagen. Die Möglichkeit der Erfahrbarkeit dieser unio mystica und die Nähe des Menschen zu Gott ist für Tauler ein Geschenk aus Gnade, allerdings ist die eigene Bereitschaft des Menschen für die unio mystica von großer Bedeutung, ebenso wie die praktische Bemühung des Menschen sich Gott hinzuwenden.17 In seinen Beschreibungen der unio mystica war Tauler sichtlich geprägt von den Überlegungen des Bernhard von Clairvaux, Wilhelm von St. Thierry und Albertus Magnus.18 Der Ort der unio mystica ist, laut Tauler, der grunt (Grund) oder der auf den Menschen bezogene Begriff abgrunt (Abgrund): „Grund bezeichnet […] sowohl den ungeschaffenen Grund Gottes als auch den geschaffenen Grund des Menschen“.19 Außerdem verwendet er synonym den Begriff gemuͤt (lat. mens), der von Tauler, im Zusammenhang mit seinem anthropologischen Verständnis, auch als der oberste und höchste Teil der Seele bzw. als das „Tiefste und Verborgenste“20 verstanden wird.21 Die „Kräfte und Fähigkeiten des Menschen“ beziehen und erneuern unablässig „aus dem gemut ihr Vermögen“, genauso erneuert sich das gemuͤt des Menschen aus der Verbindung mit Gottes Grund. So soll der menschliche grunt (oder auch Seelengrund genannt) permanent mit dem göttlichen grunt interagieren und sich letztendlich durch die unio mystica vollständig in ihm verlieren.22 Auf „dem Boden des [menschlichen] Gemütes […] liegt das Bild Gottes im Menschen verborgen“.23 Dies umschreibt die Tatsache, dass der Mensch nach Gottes Ebenbild erschaffen ist und dass diese Verwandtschaft den Menschen in die Vereinigung mit Gott ruft. Synonym für den Begriff gemuͤt verwendet Tauler in seinen Predigten meist im Zusammenhang mit „der Umgestaltung des menschlichen Geistes in den göttlichen […]“24auch den Begriff geist. Weitere mit gemuͤt, grunt und geist sinnverwandte Begriffe sind funke der selen, boden, tolden.25

 

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Empfohlene Zitierweise: Blümel, Jonathan (2012): Johannes Taulers Verständnis von Demut (I). In: JBSHistoryBlog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

 

Bibliographie:

  1. Siehe V 65, S. 347, Z. 32-33 zitiert nach: Vetter, Ferdinand (Ed.) / Tauler, Johannes: Die Predigten Taulers : aus der Engelberger und der Freiburger Handschrift sowie aus Schmidts Abschriften der ehemaligen Straßburger Handschriften. Berlin 1910.
  2. Siehe V 65, S. 347, Z. 25-33.
  3. Siehe V 65, S. 347, S. 25.
  4. Vgl. Wengst, Klaus: Demut – Solidarität der Gedemütigten. München 1987. S. 90.
  5. Siehe Matthäusevangelium 28,18.
  6. Siehe Wengst 1987. S. 95.
  7. Siehe Wengst 1987. S. 95.
  8. Siehe Matthäusevangelium 20, 25-28.
  9. Gnädinger, Louise: Johannes Tauler: Lebenswelt und mystische Lehre. München 1993. S. 251-261.
  10. Siehe Gnädinger 1993. S. 252.
  11. Gnädinger 1993. S. 356f. ; Wrede, Gösta: Unio mystica: Probleme der Erfahrung bei Johannes Tauler. (Studia doctrinae Christianae Upsaliensia ; 14 Acta Universitatis Upsaliensis). Stockholm 1974. S. 208-214.
  12. Siehe McGinn, Bernard: Die Mystik im Abendland, Band 4: Die Mystik im mittelalterlichen Deutschland (1300-1500). Freiburg 2008. S. 484.
  13. Vgl. McGinn 2008. S. 484 u. 494.
  14. Siehe McGinn 2008. S. 477.
  15. Vgl. Gnädinger 1993. S. 252.
  16. Vgl. Wrede 1974. S. 84 ; McGinn 2008. S. 490.
  17. Vgl. Gnädinger 1993. S. 360f. u. 370 ; McGinn 2008, S. 492.
  18. Vgl. Gnädinger 1993. S. 368.
  19. Siehe Wrede 1974. S. 155.
  20. Siehe Gnädinger 1993. S. 243.
  21. Vgl. Gnädinger 1993. S. 241f. ; Wrede 1974. S. 154.
  22. Vgl. Gnädinger 1993. S. 274, Wrede 1974. S. 155 u. 192f. ; McGinn 2008, S. 440.
  23. Siehe Gnädinger 1993. S. 246.
  24. Siehe Gnädinger 1993. S. 248.
  25. Siehe Gnädinger 1993. S. 250.

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2012/10/johannes-taulers-verstandnis-von-demut-i/

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Johannes Taulers Verständnis von Demut (II)

Taulers Verständnis der Demut

Die zentrale Grundvoraussetzung dafür, die Vereinigung mit Gott zu erfahren bzw. dafür, dass der Mensch zu Gottes Grund und Gottes Innerstem gelangen kann, besteht nach Tauler darin, dass der Mensch in „luterre demuͤtkeit“1 auf seinen grunt und in sein Innerstes geht.2 Zudem soll sich der Mensch vor Gott seiner eigenen Fehlerhaftigkeit, Sündhaftigkeit3 und Nichtigkeit bewusst sein, um sich in diesem Bewusstsein unter die Pforte der großen Ehrwürdigkeit Gottes zu legen, „wo Gott in Barmherzigkeit ausfließt“.4 Die Selbsterkenntnis des Menschen über seine eigene Nichtigkeit führt Tauler auch in weiteren Predigten aus.5 Tauler weist darauf hin, dass in der Schöpfungsgeschichte der Mensch von Gott aus Nichts erschaffen wurde.6 Als Werkmaterie sei dieses Nichts für Gott am besten formbar.7 Die Erkenntnis der eigenen Nichtigkeit führt den Menschen geradewegs zur Empfänglichkeit und Bereitschaft für Gottes Wirken, der das Innerste des Menschen leert und sich darin eine Stätte bereitet.8

Ein beständiger Blick des Menschen auf die eigene Nichtigkeit und Niedrigkeit ermöglicht es dem Menschen außerdem, zur Wurzel der Demut zu gelangen und damit zur Höhe des Lebens vorzudringen. Gerade bei praktizierter Sünde9 wie aufkommendem Hochmut, Stolz und falscher Selbsteinschätzung ist die Rückbesinnung auf die eigene Niedrigkeit gegenüber der überragenden Größe Gottes dringend erforderlich: „So soll sich der Mensch vor allen Dingen in sein Nichts versetzen. Gelangt der Mensch auf den Wipfel aller Vollkommenheit, so hatte er es nie nötiger, niederzusinken in den allertiefsten Grund und bis an die Wurzel der Demut. Denn wie des Baumes Höhe von der tiefsten Wurzel herkommt, so kommt alle Höhe dieses Lebens aus dem Grunde der Demut“.10 Nach Tauler ist diese Rückbesinnung und das Sinken auf den tiefsten grunt keineswegs negativ konnotiert, sondern die Haltungen der Demut und des „Demütigsein[s] eröffnen vielmehr die unglaubliche Perspektive, in einer Beziehung Gott doch ein Äquivalent bieten zu können“.11 Tauler ermutigt in seinen Predigten dazu, im Vertrauen auf den tiefsten grunt zu sinken (V 45, S. 199, Z. 5: „Sink echt du: dir wirt das aller beste alles“) und sich der Unendlichkeit und Größe Gottes auszusetzen. Doch nur in der Tiefe der Demut und am tiefsten grunt ist dies für den Menschen auszuhalten.12 Nur so vermögen sich die „beiden Extreme, die hohe Herrlichkeit Gottes und die abgründige Demut des Menschen, […] durch ihre, wenn auch ungleiche, Unendlichkeit zu berühren“.13

Das von Tauler vorgegebene Ziel des Menschen, die Vereinigung mit Gott, und die von ihm beschriebene Gemeinschaft der beiden Extreme im tiefsten grunt beinhalten für den Menschen sowohl eine Abwärts- als auch eine Aufwärtsbewegung: Je tiefer die Erkenntnis des Menschen in die eigene Nichtigkeit wächst und seine Demut reicht (Abwärtsbewegung), desto tiefer kann Gottes Größe und Unendlichkeit – in für den Menschen aushaltbaren Maßen – erkannt werden (Aufwärtsbewegung). Beide Richtungen ermöglichen, nach Tauler, tiefere Einblicke in das göttliche wie auch das menschliche Sein.

Tauler umschreibt die Einblicke in das menschliche Sein folgendermaßen: Je tiefer der Einblick in Gottes Größe, desto tiefer die Erkenntnis der eigenen Niedrigkeit sowie das Versinken in das eigene Nichts: „Als der mensche dis gesmakt innerlichen, das tuͦt in versinken und versmelzen in sin eigen nicht und in sin Kleinheit ; wan so im ie klerlicher und bloslicher in lucht Gottes grosheit, so im ie bekentlicher wirt sin kleinheit und sin nichtkeit. Und do an sol man bekennen worheit dis goͤtlichen in lúchtens das es ein weselich in lúchten ist gewesen, nút in bilden oder in die krefte, sunder in den grunt der selen, do an das der mensche tieffer versinkt  in sin eigen nicht“.14 Die im grunt zum Vorschein tretenden sündhaften Haltungen und Tugenden sollen vom Menschen unter anderem mit tiefer Demut überwunden werden.15 Mit der tiefergehenden Demut des Menschen und der Liebe zu Gott geht eine „vollständige Aufgabe aller im Lichte Gottes klein und nichtswürdig erscheinenden Ichinteressen, -wünsche und –bedürfnisse“ einher und der Mensch besitzt „die ganz offene Bereitschaft, von Gott alles anzunehmen“.16 Die wachsende Demut des Menschen verbindet sich dann mit leidenschaftlicher Liebe und der Sehnsucht tiefer in Gottes Grund zu versinken.

In der Berührung der beiden Extreme von Gott und Mensch soll die Demut des Menschen ein solches Maß an Tiefe, Niedrigkeit und Selbstlosigkeit erreichen, dass ihr jegliches Bewusstsein ihrer eigenen Existenz fehlt.17 Tauler weist auf die Erforderlichkeit von selbstloser Demut hin, um vor aufkommendem Hochmut bei erlangter Demut zu warnen: „Dise demuͤtkeit die entsinkt al ze mole in ein abgrúnde und verlúret den namen und stet uf irem luterem núte und enweis nút von demuͤtkeit.“18 Im Zusammenhang mit dem Sündenbekenntnis mahnt Tauler, nicht in gemachter, das heißt, gestellter Demut vor Gott zu kommen, „denn diese ist eine Schwester der Hoffart“19. Weiterhin verweist Tauler auf Jesu Worte, selbstlos wie die Kinder zu werden: „Hielte der Mensch irgend etwas in sich für Demut, so wäre das falsch. Darum sprach unser Herr: „Wenn ihr nicht werdet wie dieses Kind, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“ Darum soll man von dem was wir tun nichts halten; denn unser Herr sprach: „Lasset die Kleinen zu mir kommen“.20

Ähnlich wie Jesus in Matthäus 19,30 das Paradoxon aufstellte: “So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten”, so wiederholt Tauler mehrfach in seinen Predigten den Leitspruch: „[…]so ie niderre, so ie hoͤher, und so ie minre, so ie merre (V 46, S. 206, Z. 4-5) „Je tiefer, um so höher; und je weniger, um so mehr“ 21 und stellt die Gleichung auf, dass die freiwillige Selbsterniedrigung spätere Erhöhung nach sich zieht: „Der sich nidert, der wirt erhoͤhet; ie niderre, ie hoͤher“.22 Auch erweitert Tauler dieses Paradoxon und erwähnt, dass am tiefsten grunt, dem Ort der Begegnung von Gott und Mensch, menschliche Maßstäbe von Höhe und Tiefe aufgehoben werden: „wan ie tieffer, ie hoͤher; wan hoch und tief ist do ein“23 bzw. „Denn je tiefer, desto höher, Höhe und Tiefe nämlich sind da [im tiefsten Grund]eins“ (Gnädinger 1993, S. 257 zu V 39, S. 162, Z. 18).

Tauler beschreibt die Notwendigkeit und Einzigartigkeit der gelebten Demut auf anschauliche Weise in seinem Bild vom Tal der Demütigkeit: „alle die uͤbunge die man mag iemer getuͦn uswendig, enist dem nút gelich das man habe den dal der demuͤtkeit“24. Dass andere Wege als der Weg zum Tal der Demütigkeit in die Irre führen, macht Tauler mit folgender Aussage deutlich: „Dis ist der rechte wore weg. Wele disen weg nút engont, die gont irre. Und  wie vil er uswendiger werke tuͦt, das enhilfet doch zemole nút, und si erzúrnent Got verre me denne si versuͤnen“.25 Tauler charakterisiert dieses Tal als den Ort des Wachstums von wichtigen Tugenden: „In dem tal do wachset senftmuͤtikeit, gelossenheit, stillikeit, gedult, guͤtlicheit“.26 Dass in diesem Tal Wachstum geschehen kann, verwundert nicht, soll doch Gottes Hoheit eigentlich und allermeist in das Tal der Demütigkeit blicken und in ihm sein Wirken vollbringen: „Gotz hochheit sichet eigenlichen und aller meist in das tal der demuͤtkeit“.27 Auch bezieht Tauler seine bereits erwähnte Gesetzmäßigkeit der Höhe und Tiefe auf seine Tal-Metaphorik: „So wo och das tal aller tieffest ist, da flússet des wassers aller meist“ bzw. „Gerade da, wo das Tal am allertiefsten ist, da fließt am meisten Wasser“.28 Auch hier gilt nach Tauler wiederum folgende Gleichung: Je tiefer das Tal bzw. die Demut, desto besser kann das Wasser fließen. Je tiefer das Tal der Demut ist, desto höher die Erhebung und Aufwärtsbewegung. Das Wasser deutet Tauler, ganz im Sinne der biblischen Metaphorik, als den Heiligen Geist, der sich „füllend überall dorthin“ ausgießt „wo er Raum findet“.29 In seinen Pfingstpredigten (V 26, V 27 und V 60e) führt Tauler seiner Zuhörerschaft eindrucksvoll und in bildlicher Sprache das Wirken des Heiligen Geistes im Menschen vor Augen. Der Heilige Geist „fúllet al zemole alle die enphengklicheit“30 des Menschen aus. Mit der Ausgießung des Heiligen Geistes an Pfingsten vor Augen, beschreibt er das Kommen des Heiligen Geistes mit einem zeitgenössischen Beispiel vom Hochwasser am Rhein: „Mit solch großem Reichtum und solcher Fülle und solchem Überfluß [kam er, der Heilige Geist,] und überflutete sie innerlich in gleicher Weise, als ob der Rhein in seinem Schuß und Wehr und Damm weg wäre. Wie er dann in ungehemmtem Lauf rauschend daherströmte und alles überschwemmte, als ob er alles ertränken und untergehen lassen wollte. Und er füllte alle die Täler und Gründe, die vor ihm lagen“.31 Gott füllt, laut Tauler, aus Gnade und durch seinen Heiligen Geist die Täler, Gründe, Tiefen, Herzen und Seelen, die sich ihm entgegengehalten und in denen er Raum findet, mit „Reichtum, mit Gnade, Liebe und Gaben, was unbeschreiblich ist“.32 Die Empfängnisbereitschaft des Menschen für den Heiligen Geist entspringt neben der Gelassenheit, Geduld, der Leere und innerlichen Gesammeltheit des Menschen, auch aus seiner Demut.33

Desweiteren weist Tauler in seinen Predigten unmissverständlich daraufhin hin, dass Demut auch im menschlichen Miteinander gelebt werden muss. Die Worte Jesu aus Lukas 9,48: Denn wer der Kleinste ist unter euch allen, der ist groß“ greift Tauler bereitwillig auf und weist darauf hin, dass jeder „seinen ganzen Fleiß“ darauf wenden soll, demütig bzw. „ganz klein und vernichtigt zu werden“, um von Gott in „in das Größte, in das Nächste und das Allerwürdigste […]“ das Gott hat, versetzt zu werden.34 Tauler zeichnet ein einfaches Prinzip: Je demütiger der Mensch ist, desto mehr kann Gott ihn mit seiner Gnade beschenken und damit erhöhen, je hochmütiger und weniger demütig der Mensch ist, desto weniger Gnade kann der Mensch von Gott empfangen und wird folglich von Gott niedergedrückt („so trucket er uns“ : V 60h, S. 323, Z. 20-24).

Gelebte Demut ist für Tauler unmittelbar mit dem Gebot verknüpft, Gott und den Nächsten mit bedingungsloser Liebe zu lieben.35 Daran anschließend bestünde die gelebte Demut auch darin, andere Mitmenschen nicht zu verurteilen.36 So warnt Tauler vor dem Umgang mit den Pharisäern (V 57) und kritisiert in mehreren seiner Predigten (V 9, 10, 19, 45, 54), dass sie ein äußerlich frommes Leben führen, jedoch voll des Urteils über andere sind, dabei selbstgefällig, hochmütig und nicht willens sich selbst zu beurteilen.37 Doch wen meinte Tauler mit den Pharisäern? Deutlich wird dies mitunter in seiner Predigt V 10, in der er die „die pharisei und die bischöffe und die schriber, das heilig schein“ 38 von den „waren frúnden Gottes“39 unterscheidet. Tauler definiert in V 9 die Pharisäer als diejenigen, „die etwas von ihrer Frömmigkeit hielten“ und die Schriftgelehrten als diejenigen, „die etwas auf ihre Kenntnisse gaben“.40 Laut Gnädinger können die weiteren Ausführungen der Predigt V 9 über die Pharisäer und Schriftgelehrten als Kritik an den zeitgenössischen Ordensleuten und Scholastikern verstanden werden, die sich ihrer Klugheit rühmten und selbstgefällig waren.41 Dem gegenüber stehen die wahren Freunde Gottes, die, weil sie nur auf Gott bezogen waren, keine Selbstgerechtigkeit, aber eine „gute[…] Lebensweise“ und „gute[…] Werke[…]“ aufwiesen42 und daher von anderen angefeindet werden. Bei diesen Äußerungen kann Tauler die Verfolgung der Laiengemeinschaften wie die von ihm betreuten Beginen durch Päpste und Bischöfe vor Augen gehabt haben. Auch flossen hier sicherlich seine Beobachtungen von den in den Klöstern tobenden Machtkämpfen mit ein.43 Vielleicht strebte Tauler Zeit seines Lebens nie ein höheres Amt an (oder er war froh, dass es ihm verwehrt wurde), weil er fürchtete, durch seinen beruflichen Aufstieg so hochmütig wie andere Geistliche zu werden. Tauler selbst hatte die Art der frommen Lebensführung von Heinrich von Nördlingen und seiner Laiengemeinschaft kennengelernt und es hatte ihn beeindruckt und ihn für sein weiteres Leben wesentlich geprägt.

Schlussendlich bleibt noch die Frage, was Tauler mit seinen Predigten beabsichtigte und bei seiner Zuhörerschaft zu bewirken versuchte? Mit Sicherheit wollte er keine weiteren wissenschaftlichen Diskurse über Theologie anregen und keine  theoretischen Abhand-lungen vermitteln, sondern er wollte schlicht und einfach seinen Beitrag zu dem praktischen Lebenswandel seiner Zuhörerschaft beitragen. Tauler predigte besonders häufig über „Tugenden und Frömmigkeitsübungen“44 und bemühte sich darum, möglichst schwierig zu verstehende Aspekte der biblischen Lehre verständlich und praxisnah zu vermitteln. Dabei verstand er es, seine Lehre „in einen Bezug zum Alltagsleben seiner Zuhörer“ zu bringen und immer wieder darauf zu verweisen, dass jeder selbst „bevinden (empfinden, erfahrend wahrnehmen, kennen lernen)“ müsse, also Gott mit seinem ganzen Sein „in erfahrender, kostender Weise“45 erleben müsse. Gott zu erleben,  solle nicht nur durch Hören und Lesen von etwas und nicht nur mit den Sinnen und dem Verstand passieren. Obwohl Tauler sich darum bemühte, das weiterzugeben, was er selbst erfahren oder erkannt hat, macht er beispielsweise in einer Predigt (V 41) deutlich, dass er das „volle Erlebnis in diesem Punkt nicht erreicht“ hat, das heißt er sieht zwischen „dem Erlebnis und dem Ziel“ eine Distanz, was bezogen auf die unio mystica bedeuten könnte, dass selbst die tiefsten menschlichen Erlebnisse nicht die Fülle der gesamten göttlichen Vereinigung umfassen können46: „Glaubt nicht, dass ich in eigenem Erleben bis dahin gelangt sei. Gewiss sollte kein Lehrer von Dingen sprechen, die er nicht selbst erlebt hat. Doch zur Not genügt, dass er liebe und das im Sinn habe, wovon er spricht, und ihm kein Hindernis bereite”.47 Doch in seinen Predigten und in seiner Verkündigung der Lehre stand nicht im Vordergrund was er selbst erlebt und nicht erlebt hat. Vielmehr muss für seine Zuhörerschaft wichtig gewesen sein, ob er fähig war, aus seinem Verständnis der biblischen Lehre heraus, seiner Zuhörerschaft den Weg zur unio mystica nachvollziehbar, ernsthaft und wahrheitsliebend zu vermitteln.48

Zur letztendlichen himmlischen Vereinigung mit Gott zu erlangen, bedeutet nach Tauler den Ort erreicht zu haben, wo das tiefste Versinken in den Grund der Demütigkeit möglich ist und in den tiefsten Grund gerechter Demütigkeit und Nichtigkeit hinab-zusinken, dessen Tiefe man mit den Sinnen nicht zu begreifen vermag.49 Doch auch der Weg zur ewigen Seligkeit führt, laut Tauler, über die Tugend der wahren Demütigkeit.50

Abschließend kann man folgende Ergebnisse formulieren: In seinen Predigten behandelt Tauler vorwiegend die notwendige Demut des Menschen gegenüber Gott. Doch aus dieser demütigen Haltung des Menschen entspringt auch eine demütige Haltung des Menschen gegenüber seinem Nächsten. Nach Tauler ist die Demut und Demütigsein grundsätzlich als positiv zu sehen, denn es ist, wie die Nichtigkeit des Menschen, die natürliche Haltung bzw. Position, die der Mensch vor Gott einnehmen soll, um mit ihm in eine Vereinigung zu kommen.

Ein überaus auffälliges Ergebnis der Untersuchung besteht darin, dass Tauler hinsichtlich der Demut nicht von seinen selbst gemachten Erfahrungen predigte, sondern vielmehr immer wieder auf sein eigenes Nichtssein51  als Mensch vor Gott hinwies:  “Der Mensch soll all sein Können vor Gott beugen … und soll von Grund aus sein natürliches und sein gebrechliches Nichts erkennen. Das natürliche Nichts, das ist, dass wir von Natur aus nichts sind; das gebrechliche Nichts ist unsere Sünde, die uns zu einem Nichts gemacht hat”.52 In dieser Haltung und der Gewissheit, dass der Mensch mit seinem Sein und Können von Natur aus Nichts ist, lädt er in seinen Predigten sich und seine Zuhörerschaft dazu ein, Gott in seiner Fülle zu erleben und sich vollkommen auf sein Wirken einzulassen.53

Die Verbindung von der Selbsterfahrung der Mystik und den gewonnenen Erkenntnissen mit der Verkündigung und Lehre des Erlebten/Erkannten, stellt sich bei Taulers Verständnis der Demut so dar: Gerade darin bestand die von Tauler gepredigte Demut, dass Tauler sich selbst in seinen Predigten über die Demut mit seinem Können und seinen möglichen Erfahrungen zur Demut zurückzunehmen konnte und sich mit seiner Person nicht in den Vordergrund zu drängen musste.54 Tauler kritisiert vielmehr die Selbstbezogenheit und Überschätzung vom eigenen Können sowie den heiligen Schein vieler seiner Zeitgenossen55 und setzt diesen Tendenzen die von Gott gewünschte Haltung der Demut entgegen. So würde Tauler sagen, dass die gelebte Demut keine Aufmerksamkeit braucht, denn sie weiß, wenn sie gelebt wird, nichts mehr von ihrer eigenen Existenz: „Dise demuͤtkeit die entsinkt al ze mole in ein abgrúnde und verlúret den namen und stet uf irem luterem núte und enweis nút von demuͤtkeit“.56

 

Empfohlene Zitierweise: Blümel, Jonathan (2012): Johannes Taulers Verständnis von Demut (II). In: JBSHistoryBlog.de. URL: http://jbshistoryblog.de [Zugriff: DD:MM:YYYY]

 

Bibliographie:

  1. Siehe V 38, S. 149. Z. 33-36.
  2. Vgl. McGinn 2008. S. 442.
  3. V 87, S. 419, Z. 5-9.
  4. Siehe Übers. Gnädinger 1993. S. 221 zu V 71, S. 387, Z. 35-37.
  5. Vgl. V 67, S. 365, Z. 18-22 u. V 35, S. 322, Z. 23-30.
  6. Vgl. V 60h, S. 322, Z. 19-33.
  7. V 46, S. 205, Z. 3-7.
  8. Vgl. Haas, Alois M.: Sermo mysticus: Studien zu Theologie und Sprache der deutschen Mystik. Fribourg 1979. S. 265.
  9. V 60h, S. 322, Z. 19-33.
  10. Siehe Übers. Gnädinger 1993. S. 252 zu V 57, S.274, Z. 9-13.
  11. Siehe Gnädinger 1993, S. 253.
  12. V 52 S. 238, Z. 35-36 bis S. 239, Z. 1- 5.
  13. Siehe Gnädinger 1993, S. 253-254.
  14. Siehe V 54, S. 249, Z. 33- 35 bis S. 250, Z. 1-4.
  15. Vgl. V 74, S. 399, Z. 10.
  16. Siehe Gnädinger 1993.  S. 257.
  17. Vgl. Gnädinger 1993. S. 254.
  18. Siehe V 55, S. 256, Z. 17-19.
  19. H 73, S. 566 zu V 81, S. 433, Z. 22-239, zitiert nach Tauler, Johannes: Predigten. Übers.: Hofmann, Georg. Band I und II. Freiburg i. Br. 1987.
  20. Siehe H 51, S. 394 zu V 45, S. 200, Z. 26-28.
  21. Siehe Gnädinger 1993, S. 256.
  22. Siehe V53, S. 245, Z. 15-16.
  23. Siehe V 39, S. 162, Z. 18.
  24. Siehe V 40, S. 164, Z. 19-20.
  25. Siehe V 40, S. 164, Z. 22-24.
  26. Siehe V 40, S. 164, Z. 21.
  27. Siehe Gnädinger  1993, S. 258 zu V 53, S. 245, Z. 17-18.
  28. Siehe Gnädinger 1993, S. 259 zu V 45, S. 200, Z. 33-34.
  29. Siehe Gnädinger 1993. S. 259.
  30. Siehe V 60e, S. 306, Z. 8.
  31. Siehe Gnädinger 1993 zu V 60e, S. 304, Z. 28-32.
  32. Siehe Gnädinger 1993, S. 260 zu V 60e, S. 305, Z. 1-5 ; Vgl. Haas 1979. S. 265.
  33. Vgl. Haas 1979. S. 268.
  34. Siehe Gnädinger 1994, S. 254 zu V 22, S.90, Z. 18-20.
  35. Vgl. McGinn 2008. S. 471.
  36. Vgl. McGinn 2008. S. 473.
  37. Vgl. McGinn 2008. S. 473.
  38. Siehe V 10, S. 49, Z. 22.
  39. Siehe V 10, S. 48, Z. 8.
  40. Siehe Gnädinger 1993.  S. 56.
  41. Siehe Gnädinger 1994. S. 56 zu V 9, S. 41, Z. 13-21.
  42. Vgl. Gnädinger 1994. S. 59-60.
  43. Vgl. Gnädinger 1989.S. 10-11.
  44. Siehe McGinn 2008. S. 425 u. 469.
  45. Siehe McGinn 2008. S. 453.
  46. Vgl. Wrede 1974. S. 270.
  47. Siehe H 41, S. 313 zu V 41, S. 175, Z. 4-7 sowie Haas 1979, S. 281 ; V 175, 3-7.
  48. Vgl. McGinn 2008. S. 454.
  49. Vgl. V39, S. 162, Z. 14-18.
  50. Vgl. V 65, S. 347, Z. 26.
  51. Anm.: „die demütige Erkenntnis des eigenen Nichtsseins“ McGinn 2008. S. 454.
  52. Siehe H 63: II, S. 485 ; V 67, S. 365, Z. 18-22.
  53. Vgl. McGinn 2008. S. 454.
  54. McGinn 2008, S. 454.
  55. Vgl. V 197.
  56. Siehe V 55, S. 256, Z. 17-19.

Quelle: http://jbshistoryblog.de/2012/10/johannes-taulers-verstandnis-von-demut-ii/

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Eine Datenbank für die verschwundene Kunst der DDR


Karl-Siegbert Rehberg nahm bei der Eröffnung der Dresden Summer School 2012 an der Podiumsdiskussion teil. Was in der stark theoritisierenden Diskussion unerwähnt blieb, war sein Projekt: Bildatlas “Kunst in der DDR”.

Innerhalb des Projektes wurden nicht nur die gerade eröffneten Ausstellungen in Weimar (Abschied von Ikarus; 19.10.2012-3.2.2012) Erfurt (Tischgespräch mit Luther. Christliche Bilder in einer atheistischen Welt; 21.10.2012-20.1.2013) und Gera (Schaffens(t)räume; 19.10.2012-3.2.2012) konzipiert, Kataloge geschrieben und ein Symposium organisiert, sondern ein digitales Verzeichnis von mehr als 20.000 Bildern und Objekten angelegt. Es handelt sich um Werke die in der DDR entstanden sind und nach 1990 weitestgehend aus den öffentlichen Räumen und aus den Museen verschwanden.

Die Datenbank gibt den Werken ihren Raum und ihre Aufgabe, als künstlerische Objekte und historische Zeugen zurück. Im Interview mit Fridtjof Harder hat Karl-Siegbert Rehberg die Vorzüge dieser digitalen Erfassung deutlich benannt. Neben der besseren Überschaubarkeit der sehr verstreuten, meist in Depots befindlichen Werke ermöglicht die Datenbank das Gegenüberstellen sowie das Entdecken neuer Zusammenhänge und Widersprüche der Werke und ihrer Künstler. Alle Aktivitäten des Projektes sowie der Bildatlas sind auf der Internetseite für jeden einsehbar. Ein wissenschafltiches Blog erleichtet die Kontaktaufnahme und konstruiert einen barrierefreien Besucherraum. Der Bildatlas “Kunst der DDR” greift den heutigen Museen vor, die oft nicht wissen, ob und wie sie ihre DDR Kunst präsentieren können oder wollen.

Weitere Informationen können dem Interview entnommen werden. Die Passage zur Bedeutung der digitalen Medien befindet sich unmittelbar am Ende. Das vollständige Interview liegt als PDF auf der Homepage des SFB 804. Der Besuch des Bildatlasses sei jedem ans Herz gelegt: http://www.bildatlas-ddr-kunst.de/index.php?pn=database

Quelle: http://dss.hypotheses.org/745

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