Donau-Farce von Richard Schuberth

Erscheint demnächst: Das neue Buch von Richard Schuberth, besprochen auf ORF ON.

Schuberth, Richard: Trommeln vom anderen Ufer des großen Flusses. Eine Donau-Farce. Klagenfurt: Drava, 2013. [Verlags-Info]

Eine Berliner Literaturkritikerin, ein deutscher Banker, ein Kärntner Volxmusiker namens Lois K@r@w@nkinger, das Eingeborenenmädchen Lagunica und der geistig behinderte, stets geile Mönch Teofil werden als Schiffbrüchige vom bärbeißigen Kapitän Zvonko an Bord seines Donauschiffs genommen. Da gesellt sich noch der Dichter, Supertyp und Balkanspezialist Trader Horn, ein moderner Old Shatterhand, hinzu. Er soll im Auftrag Angela Merkels den Brustpelz des weltberühmten Schriftstellers Dragutin Draculescu erbeuten, der sich zum Zaren ausgerufen und einen Zigeuneraufstand angezettelt hat. Wie sich herausstellt, nehmen alle Protagonisten des Stücks ihr je eigenes Interesse an Draculescu. Es folgt eine abenteuerliche Flussreise durch moskitoverseuchten und von barbarischen Walachen, Serben, Skythen und NGOs bewohnten Dschungel, ehe es in der rettenden Stadt Lepograd zum unerwarteten Showdown kommt ...
Trommeln vom anderen Ufer des großen Flusses beschließt eine Komödientrilogie, die satirisch die kulturindustriell gefilterte Wahrnehmung und Verwertung der Welt reflektiert. Dieses Mal ist es wieder eine östliche Welt, auf die westliche Geistesmenschen ihre kulturelle Libido und koloniale Gier richten. Noch bizarrer und noch dichter an sprachlichen Volten und Pointen.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/264163584/

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Mein Dissertationsvorhaben – Erklärt für Nicht-Mediävisten

In den letzten Tagen ist mir bewusst geworden, dass das Potential eines Blogs wohl verschenkt ist, wenn es sich ausschließlich an das eigene Fachpublikum wendet. Daher habe ich hier mal mein Dissertationsvorhaben explizit für Nicht-Mediävisten niedergeschrieben.

Auch heute gilt das Mittelalter für Viele leider noch als ein weitgehend kulturfreier Raum, als Dunkles Zeitalter. Vor allem, was die Naturwissenschaften betrifft: Bis Columbus, so das gängige Vorurteil, dachten die Zeitgenossen westlich von Spanien die Erdscheibe runter zu plumpsen. Das stimmt natürlich nicht, wie ich hiermit beweise:

Auf diesem privaten Foto vom Schöpfungsportal des Freiburger Münster (mein persönliches Lieblingsdetail) sieht man links unten ein Sphärenmodell mit einem Globus im Zentrum.

Im Gegenteil, auch im Mittelalter gab es durchaus ein professionelles Interesse an den Abläufen der Natur. Wer hiervon einen kleinen Eindruck bekommen möchte, dem empfehle ich wärmstens die englische Übersetzung mit Kommentar zu Bedas De natura rerum von Wallis und Kendall.

Bis ins 12. Jahrhundert sind mit Blick auf die Naturwissenschaften (wobei das natürlich ein moderner Begriff ist, den man nicht unbesehen auf das Mittelalter anwenden sollte!) vor allem zwei Bereiche relevant:

  • Zum einen die sogenannte Komputistik, also Kalenderwissenschaft, die in den Klöstern auf hohem Niveau gepflegt wurde. Man muss sich vorstellen, zu dieser Zeit die Berechnung eines Kalenders, vor allem aber des wichtigen Osterfestes ganz schön viel astronomisches Know-how notwendig war. Einen kleinen Eindruck gewährt zum Beispiel diese Handschrift der UB Darmstadt
  • Zum anderen das Quadrivium, das zusammen mit dem Trivium die Sieben freien Künste bildete und eine Art Lehrplan des mittelalterlichen Unterrichts bildete. Es bestand aus den vier Fächern Arithmetik, Geometrie, Musik (ja, das war eine Naturwissenschaft!) und Astronomie. Dargestellt zum Beispiel in einer bekannten Abbildung im Hortus deliciarum

Die Mittelalterforschung weiß natürlich schon seit einer ganzen Weile, dass das man auch im christlichen Mittelalter intellektuell nicht ganz so weit hinterm Mond lebte. Einen wichtigen Anteil an dieser Erkenntnis hat dabei sicher der amerikanische Wissenschaftler Charles Homer Haskins, der 1927 ein Buch mit dem etwas trotzigen Titel The Renaissance of the Twelfth Century publizierte, in dem er auch für das Mittelalter, genauer dem 12. Jahrhundert, eine Renaissance vor der Renaissance postulierte.

Seit Haskins gilt es als gesichert, dass es in dieser Zeit einen allgemeinen intellektuellen Aufschwung gegeben hat, der sich unter anderem in Literatur, Recht, Theologie, Philosophie, Kunst, und Architektur niederschlug und der vor allem in den Domschulen und Städten Nordfrankreichs vonstatten ging.

Auffälligerweise, und hier setzt nun mein Projekt an, lässt diese ‚Erzählung‘ besonders zwei Aspekte außer Acht:

Diese Region gilt in intellektueller Hinsicht als weitgehend rückwärtsgewandt und konservativ, weil es zu dieser Zeit nur sehr wenig einflussreiche ‚deutsche‘ Autoren gegeben hat (Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe bekannter deutscher Autoren, die aber in der Regel in Frankreich lebten und schrieben).

Wenn man sich aber nicht nur die Produktion von Texten durch Autoren anschaut, sondern auch die Produktion von Handschriften – denn im 12. Jahrhundert mussten Texte ja noch mühsam von Hand kopiert werden – dann stellt man fest, dass gerade das Reich eine führende Stellung in dieser Produktion einnahm. Auch die alten Bibliothekskataloge geben Hinweise darauf, dass man hier modernes Wissen zumindest rezipiert hat, wenn man es schon nicht selbst verfasste.

Genau diese Vermutung möchte ich mir nun für den Bereich der Naturwissenschaften genauer anschauen. Anhand der Kataloge mittelalterlicher Bibliotheken und den erhaltenen Handschriften bzw. der Spuren, die die Zeitgenossen darin hinterlassen haben, erhoffe ich mir, Folgendes herauszufinden:

  • Was genau wurde wo gelesen und rezipiert?
  • Auf welchen Wegen verbreitete sich dieses Wissen?
  • Welchen Stellenwert hatte es?
  • Und wie genau ging man mit diesen Texten bzw. Handschriften um?
  • Und letztlich: Wie unterscheidet sich dieser Umgang von unserer modernen Einstellung zu diesem Wissen?

Wieso, mag der ein oder andere fragen, wieso der ganze Aufwand für ein paar handgeschriebene und veraltete Bücher? Weil ich glaube, dass es für eine Gesellschaft die so stark auf Wissen angewiesen ist, dass sie sich selbst als Wissensgesellschaft bezeichnet, wichtig ist, sich dem historischen Werden, aber auch den Brüchen ihres Wissens bewusst zu werden. Das eigene Wissens ist eben nicht universell gültig, sondern abhängig von der jeweiligen Kultur.

Vor allem beschäftige ich mich aber mit diesen Dingen, weil ich sie unglaublich spannend und faszinierend finde. Das sollte eigentlich reichen.

Quelle: http://quadrivium.hypotheses.org/22

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netzpolitik.org: EU-Parlament vor Ausverkauf unserer Daten

Die EU-Abgeordneten im Industrieausschuss (ITRE) stimmen am 20. Februar über ihre Stellungnahme zur EU-Datenschutzreform ab. LobbyPlag.eu hat gezeigt, dass das EU-Parlament den Interessen der Industrie nachgibt und unsere Grundrechte auf Privatsphäre und Datenschutz an US-Internetriesen verkauft. Vor allem die konservative EVP-Fraktion möchte nun weitreichende Ausnahmen für alle großen IT-Firmen durchsetzen. Das müssen wir verhindern! Hier […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/02/3876/

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DH in den Medien: Die FAZ über Digitale Geschichtswissenschaft

Wenn in den Medien über DH berichtet wird, startet meine Rezeption immer mit gemischten Gefühlen: Freude, dass wargenommen wird, woran man arbeitet und was einen selbst interessiert; Sorge, ob ein sinnvoller Bericht dabei herauskommt und ob der Journalist oder die Journalistin auch verstanden hat, wovon er oder sie schreibt. Beim Lesen des Artikels “Mittel auf der Suche nach einem Zweck” von Thomas Thiel, FAZ, 11.2.2013, überwiegt die Freude über eine gelungene Annäherung an ein nicht ganz einfaches Thema: der zunehmende Einsatz digitaler Verfahren in den Geschichtswissenschaften und die daraus resultierenden Auswirkungen auf die Methodik und die Praxis der Geschichtsforschung bzw. Geschichtsschreibung. Am Rande rührt das natürlich auch an einer der Grundfragen, die uns wohl alle hier umtreiben: Helfen digitale Werkzeuge bei der besseren Beantwortung alter Fragen? Führen sie zu einer Veränderung der Fragestellungen? Legen sie ganz neue Fragen nahe?

Am Beispiel der Tendenz zu quantifizierenden, jedenfalls aber formalisierten Untersuchungen, die sich hier vor allem auf Textmining und Textanalyse beziehen und für den Bereich der historischen Forschung wird dies zumindest angedeutet. Dabei ist klar, dass im Mainstream der Forschung und in der journalistischen Berichterstattung zunächst nur die einfachsten Verfahren ankommen: hier das Vorkommen oder gemeinsame Vorkommen (Co-Occurence) von Wörtern in Textkorpora. Dass dabei eine gewisse Neuheit behauptet werden muss, ist der Logik des Journalismus geschuldet. Den durchschnittlichen FAZ-Leser wird schließlich nicht so sehr interessieren, dass genau diese Fragen auch schon Pater Busa vor 60 Jahren beim Aufbau seines Index Thomisticus angetrieben haben, dass sich seit Jahrzehnten die Digital Humanities und Spezialbereiche wie die Computerlinguistik oder die in den 80er und 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts schon einmal in Blüte gestanden habende quantifizierende Geschichtsforschung mit diesen Verfahren beschäftig(t)en und dabei theoretisch, methodisch und in der Werkzeugentwicklung sehr viel weiter als bis zum einfachen Auszählen von Co-Occurences gekommen sind.

Eine anderes – leider nicht nur journalistisches – Wahrnehmungsmuster, das in einem Blog über Digital Humanities wohl thematisiert werden kann, ist die Unschärfe bzw. Ignoranz gegenüber dem Fachbereich, der diese Wandlungen auf der Entwicklungsseite vorantreibt: den Digital Humanities. Diese kommen in dem Artikel nämlich überhaupt nicht vor. Statt dessen scheint es (einmal mehr) so, als ob Methoden und Werkzeuge entweder einfach “da” sind und in den Geisteswissenschaften nur aufgegriffen werden, oder dass sie – wie es am vorgestellten Projekt “Historical Semantic Corpus Management (HSCM)” beschrieben – in Zusammenarbeit mit (wörtlich: “assistiert von”) einem “Informatiker” entwickelt würden. Dabei wird unterschlagen, dass es eben nicht die allgemeine Informatik ist, die die informatische Wende in den Geisteswissenschaften ermöglicht, sondern mit den Digital Humanities eine eigene Disziplin, die von manchen zwar als “Fachinformatik” klassifiziert wird, deren Wesen damit aber nur unzureichend zu fassen ist. Dabei reicht ein Blick auf die Webseite des Historical Semantic Corpus Management (HSCM), um zu sehen, dass das Projekt sich sogar selbst als “Digital Humanities Project” bezeichnet. Dort ist dann zwar die Rede von einer Zusammenarbeit zwischen “humanities and informatics”. Die “informatics”-Seite wird dann aber vertreten von Alexander Mehler und der hat eben keinen Abschluss in “Informatik”, sondern “graduated in computational linguistics [... and] got his PhD in computational linguistics” (so seine Website) – und das ist ja auch gut so, wenn man eben Verfahren zum Text-Mining in historischen Korpora braucht.

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1398

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Was Jacob Nielsens Studie über Teenage Usability mit Museen zu tun hat


Jacob Nielsen, Web-Usability Experte, hat jüngst auf seiner Homepage einen Artikel über eine Studie veröffentlicht, in der er Webseiten auf Usability für Teenager im Alter von 13 bis 17 Jahren untersucht. Er kommt zu dem Schluss, dass Teenager ihre eigenen Fähigkeiten in Bezug auf das Web als äußerst selbstbewusst einschätzen, dabei aber mit der Ausübung mehr Probleme haben als Erwachsene, weil sie

  • meist schlechter lesen könnten,
  • wesentlich ungeduldiger seien und
  • über unzureichende Recherchefähigkeiten verfügten.

Als ich das las, sah ich meinen Eindruck von der jüngeren Generation in Bezug auf den Umgang mit den neuen Technologien bestätigt. Bevor man an dieser Stelle die Jüngeren aber in einem allzu pessimistischen Licht sieht, sollte die Chance, die hier für alle anderen User liegt, nicht übersehen werden:

Unübersichtliche Webseiten gibt es zuhauf. Interessant ist, dass die Jungen aufgrund ihrer eingeschränkten Fähigkeiten gepaart mit einer guten Portion Ungeduld, nicht lange fackeln und Seiten, auf denen sie sich nicht zurecht finden, einfach wieder verlassen. Laut Nielsen beträgt der Unterschied in der Erfolgsrate, eine Aktion erfolgreich im Web abzuschließen, bei Erwachsenen bei 83% und bei Teens bei 71%. D.h. 29 von 100 Teens (das ist fast ein Drittel) und 17 von 100 Erwachsenen können eine Aufgabe im Web nicht bearbeiten. Das heißt dann gleichzeitig, dass sie z.B. einen Einkauf nicht tätigen oder eine gesuchte Information nicht erhalten. Und dann klicken sie weg und kommen so schnell nicht wieder.

Was heißt das für Museen?

Laut Nielsen haben Teens die wenigsten Probleme beim Besuch von E-Commerce-Seiten und die meisten Probleme beim Besuch von Non-Profit- Seiten sowie Seiten öffentlicher Institutionen und Schulen. In den letzten Bereich fallen auch die Museen.

In dem Artikel „Nehmt euch das Netz!“ schreibt Swantje Karich in der FAZ u.a. über den Webauftritt der Staatlichen Museen zu Berlin:

„Jedoch gibt es in Deutschland einen Museumsverbund, der zwar die schönsten Kunstwerke der Welt aus allen Epochen hütet, große Umbauten plant, aber auf diesem Feld Verantwortung vermissen lässt: die Staatlichen Museen zu Berlin. Ihre Internetseite ist reduziert. Sie ist eher etwas für Kenner, die schon um den Reiz dieser Museen wissen und allenfalls Öffnungszeiten abrufen wollen. Ab und an ist ein nettes Video zu sehen, die Orientierung auf der Seite ist jedoch eine Herausforderung.“

Das ist sehr treffend beschrieben. Neugierig macht die Seite jedenfalls nicht. Mit dieser Homepage wird lediglich die formale Aufgabe von Informationsvermittlung erfüllt (Übersicht der Ausstellungen, Öffnungszeiten, Anfahrt).

Aber reichen dermaßen gestaltete Webseiten für die Zukunft?

Kann man es sich so einfach machen und die Ansprache des jungen Publikums auf Facebook auslagern – falls das überhaupt geschieht? Und wird der Inhalt dort tatsächlich jugendlich-kompatibler dargestellt?

Nielsen gibt für die Gestaltung von Webseiten hinsichtlich junger Webnutzer folgende Ratschläge:

  • Für ungeduldige Leser schreiben, kurze Texte, mit kurzen Sätzen, leicht verständliche Wortwahl. Genug „white space“ lassen, Information in Chunks (Einheiten) präsentieren, so lässt sie sich besser merken.
  • Teens und Erwachsene mögen gleichermaßen keine zu kleinen Schriftgrößen. Eine zu geringe Schriftgröße in Kombination mit einer geringeren Lesekompetenz führt zu erschwertem Textverständnis bei den Jüngeren. Ältere ab 40 Jahren ziehen größere Schriften aufgrund der nachlassenden Sehschärfe im Nahbereich vor.
  • Langweiligen Inhalt und „Entertainment Overload“ vermeiden. Der Einsatz von verschiedenen Feedback-Features wie Quizfragen, Online-Abstimmungen, Spiele, Foren, Formulare, über die Fragen gestellt und Rückmeldungen gegeben werden können, etc. wird empfohlen.
  • Webseiten sollten schnell geladen werden können. Das bedeutet Verzicht auf rechen- und speicherintensiven Design-Schnickschnack.
  • Soziale Funktionen als „kann“-Option einbauen, nicht als „muss“. E-Mail-Funktion ist hilfreich.
  • Das Design der Webseiten für kleinere Geräte (Tablets und Handys) anpassen.

Vielleicht haben Sie beim Lesen des einen oder anderen Punktes gerade gedacht: „Das hätte ich doch auch gern“. Ja sehen Sie, gerade darin liegt die Chance für alle Menschen, ein anwenderfreundlicheres Web zu bekommen.

Begreifen wir das Unvermögen als Chance, denn es ist längst überfällig, Dinge im Web (das gilt für Anwender-Software ebenfalls) leichter bedienbar zu gestalten. Ob die Jüngeren nicht richtig lesen können und die Älteren nicht viel lesen wollen spielt doch keine Rolle: Wenn die Webseiten bezüglich der oben genannten Hinweise gestaltet werden, ist allen geholfen.

Leider wird dies von kommerziellen Unternehmen eher erkannt, als von nicht-kommerziellen Institutionen, wie Museen, die meist am öffentlichen Tropf hängen und das nicht nötig haben.

Nielsens Studie zeigt, dass jüngere Anwender auf einer Webseite, auf der sie sich nicht zurechtfindeen, schneller wegklicken als Ältere. Und hier liegt die nicht erkannte oder nicht beachtete Dramatik für die Museen: Wer wegklickt, kommt auch nicht. Und was das für die Zukunft bedeutet, brauche ich nicht auszuführen.

„In reality, teen overconfidence combined with developing cognitive abilities means they often give up quickly and blame the website’s design. They don’t blame themselves, they blame you.” (Jacob Nielsen)

Quelle: http://games.hypotheses.org/914

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Franz Schandl zum alpinen Größenwahn und über einen "Reichsschnee-Verweser"

Schöner Kommentar heute in der Presse (modifiziert auch im Freitag) von Franz Schandl über das chauvinistische Schauspiel, das alljährlich in Österreich rund um den Skisport gegeben wird.
Gibt mir mal wieder die Gelegenheit, auf meine Untersuchung des nicht minder abstoßenden Schranz-Rummels anno 1972 hinzuweisen:
Tantner, Anton: Der "Schranz-Rummel" von 1972. Geschichte, Sport, Krieg und Konstruktion von Nation, In: ZeitRaum. NF 2. Nr. 1/1995. S. 8-33; Wiederveröffentlichung online in: Demokratiezentrum Wien, April 2001 (PDF)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/264162234/

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Schöne neue Welt?

Michael Kaiser meint in seinem Statement zur Tagung “Kathedralen des Wissens – Bibliotheken im Internetzeitalter”:

Auch das war Bibliothek: Sie war nicht mehr restriktiv und gängelnd, im Gegenteil. Sie war ubiquitär und barrierefrei – auf einmal ergaben sich ganz neue Arbeitsmöglichkeiten und neue Recherchemöglichkeiten. Wer ähnliche Erfahrungen gemacht hat, kann den Wechsel von der traditionellen Bibliothek zur neuen Bibliothek im Internetzeitalter kaum als Verlusterfahrung begreifen. Vielmehr erlebte man durchweg Verbesserungen und es ergaben sich neue Chancen.
[Die neue Bibliothek: Die Perspektive eines wissenschaftlichen Nutzers]

Die neuen Chancen sind unbestritten – vor allem die im Text angesprochene Möglichkeit, jederzeit auf Rara zuzugreifen, diese bei Bedarf einfach auszudrucken und dann damit/darauf/darin zu arbeiten, ohne K(r)ampf mit Schaumstoffkeilen, Bleischnüren, ohne das Gefühl, allein durch das Berühren des Bandes des Bestand zu gefährden, ohne Diskussionen über den (Un-)Sinn weißer Handschuhe.

Die neuen Chancen wären noch größer und verlockender, wäre die Bibliothek tatsächlich ubiquitär und barrierefrei. In der Praxis türmen fehlende und/oder unzulängliche Recherchemöglichkeiten, die mit den Anforderungen und Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts nicht Schritt halten, neue Barrieren auf, sodass die Suche nach Digitalisaten den wissenschafltichen Nutzer vielfach in Vor-OPAC-Zeiten zurückwirft.

Aus der Sicht des Nutzers scheinen Katalogsysteme nicht für Bücher, die vor 1850 produziert wurden, gemacht zu sein – und auch nicht dafür anpassbar zu sein. Die diversen Richtlinien wie RAK-WB und Datenformate wie MAB2, MARC21, UNIMARC, MAB1/MAB2, Pica+/Pica3, ZDB-ZETA, etc. werden immer ausgefeilter. Die Möglichkeiten, Objekte in Bibliothekskatalogen zu beschreiben, immer ausgefeilter. Aber zwischen dem regelkonformen und systemkonformen Erfassen eines Buches für einen Katalog/eine Datenbank und dem Zugriff durch die wissenschaftliche Nutzerin liegen Welten:

  • Bibliographische Daten in Originalschrift werden nicht/nur teilweise angezeigt
  • Umschriften für nicht-lateinische Schriften werden willkürlich gewählt bzw. frei kombiniert – oder wie ist es zu verstehen, wenn bei der Transkription chinesischer Titel in Hanyu Pinyin 漢語拼音 Wörter nicht zusammengeschrieben werden, sondern allenfalls Silben mit Bindestrich verbunden werden? Die Daten sind de facto unbrauchbar.
  • OPAC und digitale Bibliothek sind nicht verknüpft (bzw. dauert der Abgleich häufig zumindest 4-6 Wochen) – sodass die Digitalisierungs-RSS-Feeds Objekte anzeigen, die dann entweder noch nicht verfügbar oder aber über normale Wege (= Katalog) nicht auffindbar sind
  • Kataloge, die nach 2 Minuten Inaktivätet ‘aus Sicherheitsgründen’ Sitzungen abbrechen – da sind die neuerdings 10 Minuten schon ein Riesenschritt:

    @monikalehner Ab heute längeres Time-Out im OPAC: Session-Unterbrechung erst nach 10 Min. 120s-Time-Out gilt für lange dauernde Suchanfragen

    — Staatsbibliothek (@bsb_muenchen) 5. Februar 2013

  • Metadaten sind kaum vorhanden / so rudimentär, dass Ausgaben nicht mehr erkannt und Adligate nicht (mehr) gefunden werden können.
  • Möglichkeiten, offensichtliche (Schreib/Lese)Fehler anzuzeigen gibt es (von wenigen Ausnahmen abgesehen) nicht -  der Katalog irrt nie, prinzipill ist die Nutzerin das Problem.

Die Klagen ließen sich lange fortsetzen … und vermutlich könnten BibliothekarInnen ebensolange Listen mit Klagen schreiben. Die Lösung kann nicht sein, durch immer neue Regelwerke und immer neue Umbauten der User-Interfaces Mauern zu halten und zu verstärken und ‘Stellungen zu verteidigen’.

Die ‘Kathedralen des Wissens’ – in meinem Fall so unterschiedliche Orte und Räume wie der Augustiner-Lesesaal der Österreichischen Nationalbibliothek, die UB Leiden mit dem offenen Magazin, die Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, die Bibliothek der School of Oriental and African Studies und viele andere – waren und sind Orte, die Texte verfügbar hielten und – manchmal mit Hindernissen – zugänglich machten. Die Art der Eröffnung des Zugangs (= Katalog i.w.S.) hat sich zwar äußerlich verändert, sich aber nur wenig den modernen Nutzeranforderungen angepasst. Für Einsteiger gaukelt die ‘einfache Suche’ einen leichten Zugang vor, für den fortgeschrittenen Benutzer, der mit einer Fülle unterschiedlicher Datenbanken, Bibliographien und Kataloge arbeitet, sind die ‘eigerlegenden Wollmilchsäue’ eher Frust denn Erleichterung.

Die geänderten technischen Möglichkeiten bringen es mit sich, dass viele Texte, deren Beschaffung vor wenigen Jahren noch eine große Herausforderung (und mit nicht unerheblichen Kosten) verbunden war, sind heute in Sekunden auf dem Desktop, auf der Festplatte gespeichert und/oder ausgedruckt sind.  Doch das ist nur der erste Schritt – die Möglichkeiten, die sich durch die leichtere Verfügbarkeit und den unmittelbaren Zugriff eröffnen (u.a. Vergleich unterschiedlicher Ausgaben, Zoom-in bei Abbildungen und Kartenmaterial) sind noch wenig ausgereizt.

 

 

Quelle: http://mindthegaps.hypotheses.org/369

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Levitan: Kulturgeschichte der britischen Volkszählung

Wird in der aktuellen Ausgabe der AHR (118.2013/1), doi: 10.1093/ahr/118.1.256 (Paywall) rezensiert:

Levitan, Kathrin: A Cultural History of the British Census: Envisioning the Multitude in the Nineteenth Century. New York: Palgrave Macmillan, 2011. [Verlagsinfo]

Laut Rezensent Rohan McWilliam eine important new study mit original approach, and the result will need to be engaged with by all historians working on modern Britain.; nach ihm vertritt die Autorin a soft Foucauldian thesis that the census offered forms of classification, which proved useful for the state in identifying and controlling the poor, in particular.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/264160629/

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»einsichten« im digitalen Langzeitarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek

http://opacplus.bsb-muenchen.de/search?q=Archiv+von-+Einsichten+-+Kontextualisierung+von+Geschichte »einsichten« sind nunmehr im digitalen Langzeitarchiv der Bayerischen Staatsbibliothek als für Geschichte fachlich zuständiger Sondersammelgebietsbibliothek aufgenommen. Dadurch wird eine langfristige Verfügbarkeit des Blogs gewährleistet.

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/02/3873/

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