Die Rezeptionsgeschichte des amerikanischen Pragmatismus weist markante Eigenheiten und Ambivalenzen auf. Dies trifft sowohl auf die Aufnahme im Mutterland, noch mehr aber auf die europäische Rezeption zu. Vorschnell wurde der Vorwurf erhoben, es würde sich beim Denken von Charles Sanders Peirce, William James, John Dewey oder George Herbert Mead um einen „logischen Utilitarismus“ handeln (Émile Durkheim); wahlweise konnte man den Pragmatismus als „Philosophie des Dollars“, als verdünnte amerikanische Nietzscherezeption (so wohl Georg Simmel) oder Reduktion der menschlichen Erkenntnis auf reines „Herrschaftswissen“ (Max Scheler) abtun. [...]
Ein weiterer Übelstand bei der Hausnummerierung in Innsbruck, 1874
(Zur Häusernummerirung.) Wir werden auf einen Uebelstand bei der neuen Häusernummerirung auf dem Stadtplatze aufmerksam gemacht, der wohl behoben zu werden verdiente. Die neuen Hausnummern sind nämlich an den Häusern außerhalb der Lauben angebracht, während sich doch der ganze Verkehr zu Fuß unterhalb der Laubengänge bewegt, wo dem entstprechend auch seinerzeit die alten Hausnummern angebracht worden sind. Wenn nun ein Fußgänger eine Hausnummer in der Herzog-Friedrichsstraße aufzusuchen hat, so muß er aus den Laubengängen heraustreten, um dieselbe zu finden. Zu Gute kömmt diese gegenwärtige Placirung der Nummern nur dem nicht bedeutenden Verkehre zu Wagen, während sie für die Fußgänger sehr unbequem ist. Am zweckentsprechendsten wäre es wohl, die Häuser mit Laubengängen mit Nummern-Doubletten zu versehen, wenn aber diese doppelte Nummerirung allenfalls wegen der Kosten nicht durchgeführt werden könnte, so entspräche es den Bedürfnissen des Verkehrs, daß die Nummern-Täfelchen unter den Lauben angebracht werden.
SdK 33: Jörg Rogge über kultur-wissenschaftliches Arbeiten
Quelle: http://feedproxy.google.com/~r/kulturwissenschaften/~3/BlnsWTH4XEE/sdk33
Bernard Schmid zur Präsidentschaftswahl in Frankreich
Die Geschichte des Geldes – ein Opferkult?
Ungedeckte Kredite und Schulden in Milliardenhöhen sind im 21. Jahrhundert Normalität. Die westlichen Finanzsysteme kollabieren, die Folge sind ganze Staatspleiten und gemeinschaftliche Rettungssysteme. Der Reiz des Geldes bleibt dennoch ungebrochen. Woraus resultiert die Anziehungskraft des Geldes und wer leidet in Finanzkrisen am meisten?
Im kommenden MONTAGSRADIO 06/2012 sprechen Markus Heidmeier und Jochen Thermann mit Christina von Braun, Professorin für Kulturwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin über ihr Buch “Der Preis des Geldes. Eine Kulturgeschichte”, das 2012 im Aufbau Verlag erschienen ist. Demnächst erscheint hier das komplette Gespräch.
Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/05/07/die-geschichte-des-geldes-%E2%80%93-ein-opferkult/
Archivreport digital: Archiv des Liberalismus
Die höchste Hausnummer Deutschlands
Update: Nun ist der FAZ-Artikel frei zugänglich!
FES: Historische Ausstellungen
Patchworkfamilien, Alleinerziehende, Regenbogenfamilien. Wie neu ist das tatsächlich?

Alles nur Fassade? Das Familiensitz der Runtinger in Regensburg. Sebastian Fischer, GFDL oder CC via Wikimedia Commons
Gerade im Mittelalter gab es eine große Vielfalt. Die höfische Gesellschaft, also die Oberschicht, war überhaupt nicht familiär organisiert. Anstelle der Kernfamilie gab es viele Erwachsene, Kinderstuben, in denen Kinder ganz unterschiedlicher Abstammung zusammen aufwuchsen, viele Kindermädchen, viele Liebespaare kreuz und quer. [...]
Wenn ein Bauer im Mittelalter sagt: „Ich liebe die Frau mit den dreißig Kühen“, dann sollten wir nicht so sicher sein, dass da kein Gefühl dabei ist. Es geht da auch um Codes. Der Bauer drückt sich einfach anders aus als jemand aus dem Bürgertum des 19. Jahrhunderts. Der würde vielleicht eher sagen: „Ich liebe die Frau, mit der ich eine tiefe Übereinstimmung spüre, weil wir beide Goethe lesen und Schubert hören.“ Implizit stehen Goethe und Schubert aber auch für die Zugehörigkeit zur gleichen Klasse und einen vergleichbaren Kontostand. Im Mittelalter kamen Ehen zwischen sozial Ungleichen – etwa einem reichen Mann und einer ärmeren Frau – relativ oft vor. Am Ende des 18. Jahrhunderts breitete sich die Heirat zwischen sozial Gleichgestellten aus. [...]
Wenn wir den Hofklatsch des 18. Jahrhunderts anschauen, dann sehen wir zahlreiche Geliebten-Arrangements. Es ist damals selbstverständlich, dass der Zeugungspartner nicht der Liebespartner ist und dass beide wiederum wenig mit den Partnern in der Kindererziehung zu tun haben. Die drei Elemente zu koppeln, ist eine Setzung unserer Zeit – und somit auch eine Restriktion, die wir uns selbst auferlegt haben. Unsere Möglichkeitsspielräume sind heute gar nicht so grenzenlos, wie wir meinen.
Haben Sie ein Beispiel?
Die Toleranz gegenüber einem Familienvater, der nebenher eine schwule Beziehung unterhält, ist heute enorm klein – sowohl unter Schwulen als auch bei anderen Eltern und in der Spielgruppe. Im vormodernen Adel war das alles aber unter Umständen kein Problem. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich wünsche mir die heimlichen Geliebten, die versteckten Schwulen und die betrogenen Ehefrauen nicht zurück. Aber diese Geschichten zeigen, dass wir uns in den letzten Jahrzehnten nicht nur immer mehr Freiheiten erlaubt, sondern auch neue Normen und Grenzen auferlegt haben.
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