Linkdossier: „Im Gedenkjahr nichts Neues?“ Der Erste Weltkrieg und die Zukunft Europas

Auch anlässlich der Podiumsdiskussion „Im Gedenkjahr nichts Neues?“ Der Erste Weltkrieg und die Zukunft Europas am 16. September 2014 haben wir hier wieder einige Links zu interessanten Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg und Erinnerungskultur gesammelt, da das Internet immer mehr zum Gedächtnisort wird.

Online-Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung

Die Bundeszentrale für politische Bildung bietet nicht nur ein umfangreiches Dossier zum Ersten Weltkrieg an, sondern gibt auch ein kostenloses E-Book heraus – Aus dem Vorstellungstext:

Die Edition versammelt 22 Texte zum Ersten Weltkrieg und zur unmittelbaren Vorkriegszeit: 13 davon sind 2013 und 2014 in “Aus Politik und Zeitgeschichte” erschienen, sechs wurden als Radioessays in der Reihe “Wegmarken” im Deutschlandfunk gesendet. Den Abschluss bilden drei Impulsreferate, die im April 2014 auf dem Symposium “1914–2014″ des Deutschlandfunks gehalten wurden.

Kein Denkmal für den Toten

In ihrem Artikel in der Zeit setzen sich Alma Hannig und Paul Miller mit der Erinnerung an Franz Ferdinand auseinander und beleuchten die Frage, warum der Tod das Lebenswerk des Erzherzogs überschattet:

Man kann nicht erwarten, dass die Erinnerung den folgenreichen Tod des Thronfolgers ausklammert. Aber er wird darauf reduziert. Der Erzherzog hat ein halbes Jahrhundert lang gelebt, sich für die Habsburgermonarchie sowie die Modernisierung ihrer Armee engagiert und schließlich eine der glücklichsten Ehen und Familien in der habsburgischen Geschichte geführt. Vielleicht ist all dies nicht so aufregend wie das Drama vom 28. Juni 1914, aber es verdient einen prominenteren Platz im kollektiven Gedächtnis der Österreicher.

 

Kollektives und kulturelles Erinnern

In seinem Aufsatz setzt sich Christoph Cornelißen mit Erinnerungskultur auseinander. Er kontrastiert das “kollektive Gedächtnis” und das “kulturelle Gedächtnis”, schildert die Wandlung vom Heldenmythos zum Opfergedenken und der (pop-)kulturellen Auseinandersetzung mit Geschichte.

Erinnerungskulturen sollten aber nicht, wie es oft geschieht, als statische Gedächtnisse von Gruppen verstanden werden, sondern vielmehr als ein dynamischer Prozess, in dem politische und gesellschaftliche Aspekte ausgehandelt werden. Wenn man also Erinnerungskulturen moderner Gesellschaften untersucht, geht es darum, das In-, Mit- und Nebeneinander eines von diversen Erinnerungskokurrenzen geprägten dynamischen Geschehens auszuloten. Je nach Generationszugehörigkeit, Geschlecht, Religion, Ethnie oder auch sozialen wie milieubedingten Zusammenhängen werden die gleichen Vorgänge untereschiedlich erinnert, auch deswegen, wie die Wortführer der jeweiligen Gruppen spezifische soziale Autobiografien konstruieren, die dann den Individuen eine zumindest partielle Identitätsfindung erlauben.

 

Umkämpfte Erinnerung – wie mit Geschichte Politik gemacht wird

Schon 2012 wurde Erinnerungskultur im Rahmen von Geisteswissenschaften im Dialog unter dem Titel besprochen. Bei perspectivia.net finden Sie Audiomitschnitte der Vorträge von Prof. Dr. Ute Daniel, Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Duchhardt, Prof. Dr. Günther Heydemann sowie der Podiumsdiskussion mit der Moderation von Hilde Weeg. Falls Ihnen der Audiomitschnitt nicht genügt und Sie die TeilnehmerInnen in voller Person sehen möchten gibt es ebenfalls einen Videomitschnitt. Auch unser Linkdossier zur Geschichtspolitik bietet eine Übersicht.

Aktivitäten der Max Weber Stiftung zum Centennium

Auch die Institute der Max Weber Stiftung begleiten den 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs. Die Projekte widmen sich dabei unterschiedlichen regionalen Perspektiven, von der virtuellen Ausstellung und Katalog der Bandō-Sammlung des Deutschen Instituts für Japanstudien Tokyo, das Originalmaterialen aus dem Kriegsgefangenenlager Bandō zugänglich macht bis zum Grande Guerre-Blog, das die Projekte der Institute näher vorstellt.

WeberWorldCafé

Vor der Podiumsdiskussion findet das zweite WeberWorldCafé statt. Unter dem Titel „Narrating the First World War – Experiences and Reports from Transregional Perspectives“ diskutieren NachwuchswissenschaftlerInnen mit Experten an mehreren Tischen zu Fragestellungen aus transregionaler Perspektive. So rückt das alltägliche Leben im Krieg in außereuropäischen Regionen ebenso in Blickfeld wie der Umgang mit dem Kriegsleid in der Literatur. Auf dem Blog zur Veranstaltung finden Sie weitere Linktipps sowie vorab Interviews mit den ExpertInnen.

Quelle: http://gid.hypotheses.org/1121

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Linkdossier 1: Migrationsland Deutschland?

Für unsere Veranstaltung am 3. Juni in der Fritz Thyssen Stiftung haben wir Lesetipps zusammengestellt, die sich mit Aspekten der Migration beschäftigen. Viel Spaß beim Einlesen!

Grundlagendossier Migration
Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert in einem Grundlagendossier umfassend über das Thema Migration. Neben europäischer und weltweiter Migrationspolitik, ihren Herausforderungen und dem Thema Integration stellt das Dossier mit einer Fotogalerie auch Migranten und ihr Lebensumfeld in Berlin vor.

Mehr als 150 Millionen Menschen weltweit leben als Migranten in einem Staat, der nicht ihre ursprüngliche Heimat ist. Dies entspricht etwa der doppelten Bevölkerungszahl der Bundesrepublik. Internationale Migration geht aus von Menschen, die ihre Familien zusammenbringen möchten, von hoch ebenso wie niedrig qualifizierten Arbeitsmigranten sowie von Asylbewerbern und anderen Flüchtlingen.

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Auf seiner Homepage informiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das dem Bundesministerium des Inneren unterstellt ist. In Themendossiers informiert das Bundesamt über seine Tätigkeiten und Veranstaltungen wie den Nürnberger Tagen für Integration oder die Tagung „Deutsche(r) werden – Deutsche(r) bleiben?“:

Maria Jakob von der Universität Leipzig analysiert für ihre Dissertation die bei Einbürgerungsfeiern erzählten Einbürgerungsgeschichten der Neubürger, die dort oft als Redner auftreten. In ihrer Präsentation „Wie werde ich heimisch hier?“ kam sie zu dem Schluss, dass sich die Neubürger in nahezu allen Reden vorrangig auf die lokale Ebene beziehen. „Deutschland“ spiele dem gegenüber nur eine Nebenrolle.

„Warum muss ein hochqualifizierter Migrant seinen Namen bei der Bewerbung streichen?“ – Offene Gesprächsrunde der Bonner SPD über Integrationsfragen
Bei einer Gesprächsrunde Anfang Mai im Haus MIGRApolis in Bonn sprach u.a. Rahim Öztürker, Integrationsratsmitglied in Bonn:

Zudem empfindet er die Erforderlichkeit, dass eingebürgerte Personen sich zusätzlich ins Wählerverzeichnis für die Wahl eintragen müssen, als hinderlich für eine höhere Wahlbeteiligung. Auch bemängelte er die fehlende Anerkennungskultur in Deutschland, wo MigrantInnen nach wie vor eher „bemitleidet“ werden statt z.B. auf ihren unternehmerischen Erfolg angesprochen zu werden.

Migrationsblog der Initiativgruppe e.V.
Auf seinem Blog beschäftigt sich der Integrationskurslehrer Leo Brux der Initiativgruppe e.V., die 1971 von Münchener Bürgerinnen und Bürgern gegründet wurde, kritisch und facettenreich mit dem Thema Migration und fordert zur Diskussion auf:

Kommentare – auch kritische – sind herzlich willkommen. Ich lasse mich gerne auf Debatten ein.

Migration Blog
Das Blog der australischen Regierung befasst sich auf vielfältige Art und Weise mit Migration, sodass zum Beispiel verraten wird, warum die Übertragung des Eurovision Songcontests immer noch wichtig für die Australier ist:

Executives from the Australian broadcasting service SBS will have taken delight knowing the kitsch, culture and cheese that was last Sunday’s Eurovision broadcast was being actively consumed and celebrated by almost half a million Australians across the nation. Nonetheless, celebrations may have been slightly dampened by the knowledge that our newer migrants are unlikely to have shared this unique viewing experience.

The reason for this lies in the changing nature of migration to Australia. Back in the early 1980s, when Eurovision first graced Australian screens, new arrivals were a substantially different bunch than they are today.

Deutsche Einwanderer in Paris im 19. Jahrhundert
Von 2001 bis 2006 führte das Deutsche Historische Institut Paris eine Studie über die Migration deutscher Einwanderer nach Paris durch:

Nicht nur Intellektuelle und Künstler zog es im 19. Jahrhundert aus den deutschen Ländern nach Paris. Handwerker und ungelernte Arbeiter stellten den überwältigenden Großteil der zeitweise bis zu 80 000 deutschsprachigen Migranten. Straßenkehrer, Lumpensammler und Kanalarbeiter aus Hessen, Erd- und Fabrikarbeiter aus der Pfalz, deutsche und elsässische Dienstmägde, Schreiner, Tischler, Schneider und Schuhmacher aus Baden, Bayern und dem Niederrhein: Sie machten Paris – neben Berlin und Hamburg – zeitweise zur dritten deutschen Großstadt.

Gauck plädiert für Vielfalt in Deutschland
400.000 Menschen sind 2012 nach Deutschland eingewandert. Damit ist es das zweitbeliebteste Einwanderungsland der Welt und lässt “klassische” Einwanderungsländer wie Australien oder Neuseeland hinter sich. Im Rahmen einer Einbürgerungsfeier sagte Bundespräsident Joachim Gauck:

Es sei “skurril”, der Vorstellung anzuhängen, es könne so etwas wie ein “homogenes, abgeschlossenes, gewissermaßen einfarbiges Deutschland” geben, sagte Gauck. Er räumte aber ein, dass Einwanderung starke Gefühle freisetze und Konflikte berge. Probleme dürften nicht verschwiegen werden. Gleichzeitig mahnte der Präsident Gelassenheit bei Debatten über Zuwanderung an. “Wir werden solche Auseinandersetzungen immer öfter erleben – aber nicht, weil Integration immer schlechter, sondern im Gegenteil, weil sie immer besser gelingt”, sagte das Staatsoberhaupt.

Quelle: http://gid.hypotheses.org/1054

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