Vortrag von Dr. Anja Kruke: “Zwischen Berlin und Paris. Politische Profile der Arbeiterbewegung”, 24.9., 9:30 Uhr

Kruke beleuchtet in ihrem Vortrag die Situation der Arbeiterbewegung am Vorabend des Ersten Weltkriegs und gibt einen Überblick über deren Entwicklung. Dies macht sie exemplarisch am Beispiel der Stadt Köln, die aufgrund ihrer geographischen  Lage und der freundschaftlichen Beziehungen zu Frankreich eine Sonderstellung in der Entwicklung einnimmt. Außerdem spiegelt sich, so Kruke, die Entwicklung der Bewegung auch hervorragend in der Stadtentwicklung Kölns. Die Referentin betont, dass die Genese der Arbeiterbewegung allerdings nicht linear verlief und viele verschiedene Aspekte aufweist. Die innere Spaltung war ihr oft hinderlich. Kruke erwähnt zudem die schwierige Quellenlage, die dadurch zu erklären ist, dass, die Arbeiterbewegung zwar durchaus historisch bewusst gearbeitet habe, viele der Dokumente aber ab 1933 vernichtet wurden. Auch existieren kaum Ego-Dokumente, und die wenigen die existieren, sind vor allem vom im Exil lebenden Mitgliedern der Bewegung verfasst worden, und somit kein Spiegel für die Situation im Land.

Zudem wird die Rolle der Rheinischen Zeitung als „zentraler Knotenpunkt der Kommunikation“ der Bewegung hervorgehoben und erwähnt, dass aus ihren Reihen die meisten wichtigen Persönlichkeiten der politischen Arbeiterschaft hervorgegangen sind. Die Zeitung spiegele somit auch die Entwicklung der Bewegung wieder.

Danach stellt Kruke einzelne Perönlichkeiten der Arbeiterbewegung vor. Ferdinand Lasalle hat die Kontinuität der Bewegung als einziger aus dem Inland bewahrt und wird bis heute in Köln als Gründer des Arbeitervereins verehrt. Im Zusammenhang mit Lasalle wird auch Moses Heß erwähnt. Eine weitere wichtige Persönlichkeit der Bewegung im Rheinland ist Adolf Hofrichter, der laut Kruke beispielhaft für die typische politische Karriere der Zeit war. Des Weiteren wird die AWO-Gründerin Marie Juchacz als Beispiel einer politisch aktiven Frau dargestellt. Die ursprünglich aus Berlin stammende Sozialdemokratin und Frauenrechtlerin war auch im Krieg noch sehr aktiv und 1919 Abgeordnete der SPD in der verfassungsgebenden Nationalversammlung.

Zum Abschluss ihres Vortrags geht Kruke auf die Reaktion der Bewegung auf den Kriegsausbruch ein. Die Stimmung schien gemischt und schwankte zwischen Fassungslosigkeit und Zustimmung.

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/469

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Vortrag von Dominik Geppert und Thomas Weber: „Militärische und geistige Mobilisierung an den Universitäten Bonn und Oxford“, 23.9., 15.30 Uhr

Die Referenten vergleichen die Studentenschaft und den Lehrkörper der Bonner und Oxforder Universität, was dem Thema eine intergenerationelle und eine internationale Perspektive gibt. Sie stellen die These auf, dass gerade im Bildungsbürgertum die Begeisterung für den Krieg in beiden Universitätsstädten besonders enthusiastisch war. Diese belegen sie mit der Anzahl der freiwilligen Kriegsdienstleister, die bei beiden Universitäten über die Hälfte der Studentenschaft ausmacht. Danach folgt eine Betrachtung der Studentenschaften und Professoren der beiden Universitäten, die die Gründe für einen Vergleich nahelegen. Zunächst wird festgestellt, dass es Unterschiede in der Sozialisation der deutschen und britischen Studenten gibt, jedoch die Gemeinsamkeiten den Ausgangspunkt des Vergleiches bieten. Neben der Universität verband die Städte, dass sie eher klein waren und eine ähnliche Studentenzahl hatten. Aber auch die Rolle der Universität als Ausbildungsstätte der Hohenzollern und die Universität Oxford als „finishing school des britischen Establishments“ verbinden sie. Der Blick wird anschließend auf die Sozialisation der Studenten- und Professorenschaft gelegt. Dabei lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen: Vor allem das Verständnis der Professoren als “objektive Wissenschaftler”, jedoch auch die Ambivalenz zwischen der nationalbejahende Haltung einerseits und der internationalen Kooperation der Gelehrten und Studenten andererseits, wird betont. Hierbei nehmen beide Referenten Bezug auf den Vortrag von Jay Winter, der auch die Internationalität der Wissenschaft thematisierte.

Zum Schluss stellen beide Referenten die Frage, was Studenten dazu motiviert hat, freiwillig in den Krieg zu gehen. Geppert und Weber sehen die Rolle des Nationalismus und Militarismus nur als geringfügig ausschlaggebend an. Das Pflichtgefühl, das aus der Sicht der Zeitgenossen zu Unrecht angegriffene Vaterland zu verteidigen, betrachten sie hingegen als bedeutenderen Auslöser. Auch der Gruppenzwang spiele eine Rolle unter Studenten, denn „keiner will hinter dem anderen zurückbleiben“. Die Rolle der Professoren während des Kriegs wird ebenfalls von den Referenten abschließend bewertet: Insgesamt sind die Aktivitäten der Professoren als Impuls zu sehen, selbst etwas für den Krieg und das Vaterland beizutragen.

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/349

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Vortrag von Dominik Geppert und Thomas Weber: „Militärische und geistige Mobilisierung an den Universitäten Bonn und Oxford“, 23.9., 15.30 Uhr

Die Referenten vergleichen die Studentenschaft und den Lehrkörper der Bonner und Oxforder Universität, was dem Thema eine intergenerationelle und eine internationale Perspektive gibt. Sie stellen die These auf, dass gerade im Bildungsbürgertum die Begeisterung für den Krieg in beiden Universitätsstädten besonders enthusiastisch war. Diese belegen sie mit der Anzahl der freiwilligen Kriegsdienstleister, die bei beiden Universitäten über die Hälfte der Studentenschaft ausmacht. Danach folgt eine Betrachtung der Studentenschaften und Professoren der beiden Universitäten, die die Gründe für einen Vergleich nahelegen. Zunächst wird festgestellt, dass es Unterschiede in der Sozialisation der deutschen und britischen Studenten gibt, jedoch die Gemeinsamkeiten den Ausgangspunkt des Vergleiches bieten. Neben der Universität verband die Städte, dass sie eher klein waren und eine ähnliche Studentenzahl hatten. Aber auch die Rolle der Universität als Ausbildungsstätte der Hohenzollern und die Universität Oxford als „finishing school des britischen Establishments“ verbinden sie. Der Blick wird anschließend auf die Sozialisation der Studenten- und Professorenschaft gelegt. Dabei lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten feststellen: Vor allem das Verständnis der Professoren als “objektive Wissenschaftler”, jedoch auch die Ambivalenz zwischen der nationalbejahende Haltung einerseits und der internationalen Kooperation der Gelehrten und Studenten andererseits, wird betont. Hierbei nehmen beide Referenten Bezug auf den Vortrag von Jay Winter, der auch die Internationalität der Wissenschaft thematisierte.

Zum Schluss stellen beide Referenten die Frage, was Studenten dazu motiviert hat, freiwillig in den Krieg zu gehen. Geppert und Weber sehen die Rolle des Nationalismus und Militarismus nur als geringfügig ausschlaggebend an. Das Pflichtgefühl, das aus der Sicht der Zeitgenossen zu Unrecht angegriffene Vaterland zu verteidigen, betrachten sie hingegen als bedeutenderen Auslöser. Auch der Gruppenzwang spiele eine Rolle unter Studenten, denn „keiner will hinter dem anderen zurückbleiben“. Die Rolle der Professoren während des Kriegs wird ebenfalls von den Referenten abschließend bewertet: Insgesamt sind die Aktivitäten der Professoren als Impuls zu sehen, selbst etwas für den Krieg und das Vaterland beizutragen.

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/349

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