Ein Urlaubsgesuch

Man kann ja nicht nur arbeiten, und jeder muß sich ab und zu um seine privaten Dinge kümmern: Grund genug, einmal Urlaub zu nehmen! Genau dies hatte Christoph von Lerchenfeld vor, der als bayerischer Kriegskommissar im Heer der Katholischen Liga diente. Er hatte seinen Dienstherrn Kurfürst Maximilian von Bayern darum gebeten, für eine gewisse Zeit „heraufreisen“, also zurück nach Bayern kommen zu dürfen. Der Kurfürst antwortete ihm am 1. Februar 1628 (Bay HStA, Kurbayern Äußeres Archiv 2379 fol. 42-43 Konzept).

Bevor sich Maximilian zu diesem Punkt äußerte, ging er zunächst auf eine Reihe von anderen Themen ein: Da gab es noch Versorgungsfragen für die Besatzung der Festung Wolfenbüttel zu regeln, die erst kürzlich, zu Weihnachten 1627 vor den Truppen der Liga kapituliert hatte. Gleichzeitig ging die Belagerung der Festung Stade weiter, und die dort eingesetzten Truppen sollten durch Leistungen der Städte Braunschweig, Hildesheim und anderer unterstützt werden; auch Gelder für die Soldzahlungen sollten – darauf wies der Kurfürst eigens hin – „zu etwas erschonung der cassa“ (gemeint war die Kriegskasse der Liga) von diesen Städten mitaufgebracht werden. Schließlich ging es um die in Wolfenbüttel erbeutete Artillerie: was mit diesen Geschützen zu tun sei und vor allem, wie man sie kostengünstig nach Bayern bringen könnte, war ein noch offenes Thema.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/859

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Ein Urlaubsgesuch

Man kann ja nicht nur arbeiten, und jeder muß sich ab und zu um seine privaten Dinge kümmern: Grund genug, einmal Urlaub zu nehmen! Genau dies hatte Christoph von Lerchenfeld vor, der als bayerischer Kriegskommissar im Heer der Katholischen Liga diente. Er hatte seinen Dienstherrn Kurfürst Maximilian von Bayern darum gebeten, für eine gewisse Zeit „heraufreisen“, also zurück nach Bayern kommen zu dürfen. Der Kurfürst antwortete ihm am 1. Februar 1628 (Bay HStA, Kurbayern Äußeres Archiv 2379 fol. 42-43 Konzept).

Bevor sich Maximilian zu diesem Punkt äußerte, ging er zunächst auf eine Reihe von anderen Themen ein: Da gab es noch Versorgungsfragen für die Besatzung der Festung Wolfenbüttel zu regeln, die erst kürzlich, zu Weihnachten 1627 vor den Truppen der Liga kapituliert hatte. Gleichzeitig ging die Belagerung der Festung Stade weiter, und die dort eingesetzten Truppen sollten durch Leistungen der Städte Braunschweig, Hildesheim und anderer unterstützt werden; auch Gelder für die Soldzahlungen sollten – darauf wies der Kurfürst eigens hin – „zu etwas erschonung der cassa“ (gemeint war die Kriegskasse der Liga) von diesen Städten mitaufgebracht werden. Schließlich ging es um die in Wolfenbüttel erbeutete Artillerie: was mit diesen Geschützen zu tun sei und vor allem, wie man sie kostengünstig nach Bayern bringen könnte, war ein noch offenes Thema.

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/859

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Kanonen für katholische Iren

Während im Sommer 1645 immer mehr Gesandte nach Westfalen kamen, um dort endlich über eine Beendigung des Kriegs zu verhandeln, waren andernorts neue Konflikte ausgebrochen. So in Irland, wo seit 1641 ein Aufstand tobte, in dem sich sowohl der englische Konflikt zwischen Royalisten und Parlamentariern spiegelte, aber vor allem auch der konfessionelle Antagonismus eine große Rolle spielte. Vor dem Hintergrund ist ein Briefwechsel aus dem September 1645 zu sehen. Damals wandte sich der kaiserliche Feldmarschall Melchior von Hatzfeldt an Kurfürst Ferdinand von Köln und bat darum, daß er ihm wieder zwei halbe Karthaunen überlasse. Diese mittelgroßen Geschütze, die 12pfündige Kugeln verschossen, wolle er, Hatzfeldt, nun katholischen Iren „auf deren bewögliches ansuchen“ übergeben – ein kleines Beispiel für die kaum untersuchten Bezüge zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und den Konflikten in England und Irland (Melchior Graf von Hatzfeldt an Kurfürst Ferdinand von Köln, Eger 9.9.1645, Schönstein, Fürstlich Hatzfeldt-Wildenburgsches Archiv, Kriegsarchiv Melchior von Hatzfeldt Nr. 236, Konzept mit Verbesserungen; Ferdinands Antwort aus Bonn am 27.9.1645 ebenda.).

Die Geschichte dieser zwei Geschütze reichte bis ins Jahr 1642 zurück, als Hatzfeldt, wie er in diesem Brief berichtete, die beiden Kanonen vom damaligen kurbayerischen Feldmarschall Graf Wahl gekauft hatte. Im Lager bei Zons habe er für beide Stücke, über deren Herkunft man nichts weiter erfährt (waren es vielleicht Beutestücke?), 800 Reichstaler in bar bezahlt. Als bald darauf der Kaiser verfügte, daß Hatzfeldt den Niederrhein verlassen und sich um den Schutz der kaiserlichen Erblande kümmern sollte, wollte er die erhandelten Kanonen dem Kaiser für denselben Wert weitergeben. Dieser Kauf kam jedoch nicht zustande, und die Kanonen verblieben nach Hatzfeldts Abmarsch im Rheinland, wo sie unter die Obhut des Kölner Kurfürsten kamen. An letzteren richtete sich daher nun das „vnterthenigste[.] bitten“, diese Kanonen wiederum nach Köln bringen zu lassen, wo Hatzfeldt begütert war.

Der Kurfürst konnte sich diesem Ansuchen kaum verschließen, nicht nur weil Hatzfeldt der tatsächliche Besitzer war. Auch sein Anliegen, diese Kanonen den konfessionsverwandten Iren zu überlassen, mußte ganz im Sinne Ferdinands von Köln gewesen sein. Offenbar hatte Hatzfeldt schon im Jahr 1642 mit den Vertretern der Irischen Katholischen Konföderation (Konföderation von Kilkenny) Kontakt und war willens, ihnen diese Geschütze zu übergeben. Allerdings hatte es den Iren „damals an gelegenhit ermanglet, selbige fortzubringen“. Doch nun (also im September 1645) hatten sie sich erneut an ihn gewandt, und Hatzfeldt war nach wie vor bereit, ihnen zu helfen. Er knüpfte diese Hilfe jedoch an dieses „beding, das solche [=die Karthauen, M.K.] in Jerrlandt gefüehrt, vnnd daselbsten zu der Cathollischen Religion aufnehmen, vnd bestes amployrt [!] werden sollen“. Deutlich wird daran der konfessionelle Impuls, der Hatzfeldt damals bewegte; immerhin war gegenüber den Iren nicht die Rede davon, daß sie für diese Kanonen Geld zahlen sollten. Der kaiserliche Feldmarschall hatte diese Artillerie (hier ganz Kriegsunternehmer, der auch in Rüstungsgüter investierte) zunächst aus eigenen Mitteln erworben, war aber nun bereit, sie unter Verzicht auf dieses Geld abzugeben – freilich für eine gute Sache, wie er überzeugt war.

Ein Fragezeichen bleibt allerdings bei dem Wert, den diese Karthaunen darstellten. Daß Hatzfeldt sie für nur 800 Reichstaler erwerben konnte, stellt in meinen Augen doch einen sehr günstigen Preis dar. Ob es sich um eher minderwertige Kanonen handelte, die abzugeben vielleicht gar nicht so schwer fiel? In dem Fall relativiert sich auch Hatzfeldts Engagement für die Sache der Irischen Konföderation. Was immer auch aus diesen zwei halben Karthaunen geworden ist, Oliver Cromwell sollte dann die kurze Geschichte der Konföderation im Jahr 1649 beenden.

Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/455

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