Der Ort des Brünner Lecturkabinetts

Das Avertissement des Brünner Lecturkabinetts gibt als Ort das Freyherrlich Waldorfischen Haus auf dem Getreidmarkt N.ro 436 aus; nun gab es in Brno tatsächlich einen Platz, der so hieß und die Online-Enzyklopädie Brna.cz gibt bei ihrem kurzem Eintrag zu Bianchis Kabinett auch den heutigen Namen dieses Platzes an: Obilní trh. Das Problem dabei: Dieser Platz wäre außerhalb der damaligen Stadtmauern gelegen und der Umgebungsplan von Brno von 1815 kennt ihn noch nicht.

Eine Lösung des Rätsels bringt ein weiterer Eintrag im Intelligenzblatt: Demnach standen mehrere Bücher [z]um Verkauf auf dem großen Platz in dem Freyherrl. Waldorfischen Haus, in dem Lecturkabinet des Herrn von Bianchy (WIZ); dies ist nun leicht, denn der große Platz (also: náměstí Svobody) ist nun tatsächlich der zentrale Platz Brünns und der Plan Brünns von 1794 verzeichnet auch das Haus:

Lecturkabinett_Bruenn

Sonst sei schon mal verraten, dass es Bianchi auch in Brünn gelang, nicht wenig Schulden - in der Höhe nämlich von mehr als 1200 Gulden - zu machen und dass sein Kabinett gerade mal 1 1/2 Jahre, von Anfang 1774 bis Mitte 1775 aktiv war.

Wochentlicher Intelligenz-zetl aus dem Fragamte der Kaiser-Königl. privilegirten Lehen-Bank zu Brünn in Mähren (WIZ), 13.1.1774, Nr.2, unpaginiert.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434212809/

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Avertissement des Brünner Lecturkabinets von Jacob Bianchi, 1773

Nachricht.
Man macht sich das Vergnügen, die Errichtung eines Lecturkabinets, dem lesenden Publicum bekannt zu machen.
Die Absicht der Errichtung dieses Kabinets bestehet, allen Arten von Lesern Gelegenheit zu verschaffen, nach ihrer eigenen Wahl aus einer Sammlung von unterhaltenden und lehrreichen Schriften ihrer Wißbegierde auf eine bequeme und wohlfeile Art ein Genüge zu leisten.
Der Umfang, den theils die auf so vielfache Art in Gang gebrachte Erfindsamkeit, theils das Bestreben, Erfindungen und Entdeckungen gemeinnützig bekannt zu machen, theils die wirkliche Mannigfaltigkeit der Verbindungen, die Theile der Wissenschaften mit einander verknüpfen, deren jeder seine eigene Bearbeitung fodert und findet, und tausend andere bekannte und unbekannte Ursachen den menschlichen Känntnissen gegeben haben, erfordern von einem Manne, der ihn nicht ganz, sondern nur nach einigen Theilen einigermassen übersehen will, eine so ausgebreitete Bibliotheck, daß nur wenige Privatpersonen sich damit versehen können.
Das Kabinet hat daher zur Beförderung dieser Absichten zum Behufe der oben genannten Leser bereits eine Sammlung.
1) Von den berühmtesten periodischen Schriften und Journalen der Ausländer und Deutschen, die gemeinnützigen praktischen Wissenschaften, Oeconomie, Agricultur, Naturgeschichte, Chymie, u.s.w. betreffend, zu machen angefangen; womit zugleich 2) Einen Vorrath von ausführlichen, in diese Wissenschaften einschlagenden Werken verbindet. Eben so hat es zum Behufe der Liebhaber der schönen Litteratur, nicht nur eine beträchtliche Anzahl der besten ausländischen und deutschen Werken des Genies und Witzes zu sammeln angefangen, wo die Liebhaber der Dichtkunst, des Theaters, der Geschichte, der Reisebeschreibungen, Romanen, u.s.w. Stoff zur Unterhaltung und Abwechslung finden; sondern man hat auch eine Anzahl der besten Französischen und Deutschen Journale und gelehrten Zeitungen bestellt, welche von den Pränumeranten mit Bequemlichkeit gelesen werden können, und welche die Liebhaber in den Stand setzen werden, den ganzen Zustand der neuesten Litteratur zu übersehen. Von allen diesen Büchern und Journalen wird ein Catalogus an die Pränumeranten abgegeben werden.
Die nähere Bedingnisse, unter welchen man diese Bücher und Journalen wird lesen können, werden dem Catalogo vorgesetzt werden.
Dieses Lecturkabinet wird allhier den 15 Januarii 1774 eröffnet werden.
Anmerkungen. Diejenigen, welche Journale, Zeitungen, Bücher oder Wörterbücher zu Hause zu lesen verlangen, bezahlen für das ganze Jahr 12 fl. Andere, die nur halbjährig, vierteljährig oder Monatweis pränumeriren, können ebenfalls Bücher nacher Hause bekommen; Journale, Zeitungen und Wörterbücher aber müssen sie in dem Lecturkabinet lesen. Man wird auch der geringern Classe der Lesern, Bücher täglich zu lesen geben, wofür sie, nach Verhältniß des Werkes 1 oder etliche Kr. für den Tag zu bezahlen haben.
Die Pränumeration wird von heute an in dem Lecturkabinet angenommen; man bittet auch sich beyzeiten zu melden, damit man seine Einrichtung wegen der Journals und Zeitungen desto besser machen kann.
Von politischen und gelehrten Zeitungen werden zum Lesen zu bekommen seyn:
Gazette de Leiden. - - de Cologne. Erlanger. Das Wiener Diarium. Die Brünner. Die Wienerische Realzeitung.
Auch verkauft man in selbem allerley Sorten gebundener Bücher um einen sehr billigen Preiß.
Ingleichen von allerhand mathematischen Instrumenten, Perspective und Augengläser.
Das Lecturkabinet ist in dem Freyherrlich Waldorfischen Haus auf dem Getreidmarkt N.ro 436.


Wochentlicher Intelligenz-zetl aus dem Fragamte der Kaiser-Königl. privilegirten Lehen-Bank zu Brünn in Mähren, 16.12.1773, Nr.50, unpaginiert.

-Diese Publikation - Vorgänger der "Brünner Zeitung" - wird zur Zeit an der MZK digitalisiert, einen Vorgeschmack gibt es hier: http://krameriusndktest.mzk.cz/search/i.jsp?pid=uuid:73ad3060-7699-11e2-86a5-005056827e52

Der im Avertissement genannte Catalogus erschien tatsächlich 1774:

Plan des K.K.privilegirten Lecturkabinets in Brünn. Plan d'un Cabinet de Lecture privilegié a Brün. Brünn: Swobodische Schriften, 1774.
Muzeum Brnenska, Benediktu v Rajhrade: R III a. 4098, c.43
-Dank des Brünner Museums verfüge ich über ein Digitalisat dieses etwas entlegenen Werks.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/434212007/

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Schriftenreihe „Mediologie“ als Download

Die ersten 15 Bände der 2001-2006 bei DuMont erschienenen Schriftenreihe Mediologie stehen zum Download bereit, darunter Bände wie:

Andriopoulos, Stefan/Schabacher, Gabriele/Schumacher, Eckhard (Hg.): Die Adresse des Mediums. (=Mediologie; 2). Köln: DuMont 2001.

Scholz, Leander/Pompe, Hedwig (Hg.): Archivprozesse. Die Kommunikation der Aufbewahrung. (=Mediologie; 5) Köln: DuMont 2002.

Cuntz, Michael/Nitsche, Barbara/Otto, Isabell/Spaniol, Marc (Hg.): Die Listen der Evidenz. (=Mediologie; 15). Köln: DuMont 2006.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/404098052/

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Straßengeschichte 3: Ausstellung zur Pragerstraße

Nun also, nach der Triesterstraße und der Brünnerstraße die Pragerstraße:

Im Stadtmuseum Hollabrunn eröffnet am 23.5.2013 um 19 Uhr die Ausstellung Entlang der Pragerstraße. Konstante im Fluss der Zeit; sie wird allerdings nur kurz und zu reichlich obskuren Öffnungszeiten zu besichtigen sein, nämlich nur bis 30.6.2013 jeweils Sonntags 9:30-11:30. Die Ausstellung ist Nebenprodukt zu einem Buchprojekt über die Pragerstraße, das in der Edition Winkler-Hermaden erscheint.

Info:
Die Prager Straße verlief entlang der Trassenführungen der historischen Altstraßen von Wien-Floridsdorf über Hollabrunn und Znaim in die böhmische Residenzstadt Prag. Sie war Wiener Kaiser- und später Reichsstraße und ist auf österreichischem Boden heute die Bundesstraße 303. In Form der historischen, zweisprachigen Ausstellung „Entlang der Pragerstraße“ wird die Prager Straße als Konstante im Fluss der Zeit in den Stadtmuseen Hollabrunn und Znaim sowie in der Marktgemeinde Guntersdorf präsentiert. Im Zentrum der Ausstellung steht nicht der nostalgische Blick zurück, sondern die Geschichte der Menschen entlang dieses Verkehrsweges.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/404097626/

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Kathrin Passig zum digitalen Leseverhalten und dem Ende des Wartens

Kann ich nur bestätigen:

Das Anlegen digitaler Markierungen (...) erzeugt (...) eine für Weiterarbeit und späteres Zitieren sehr praktische Textdatei. Und da ich gern auf dem Handy lese, kann ich auch noch die winzigsten Wartezeiten mit Lektüre ausstopfen. Genau genommen gibt es gar keine Wartezeiten mehr – ich hole jetzt eigentlich ganz gern meine Post in der Filiale ab, weil es dort zuverlässig lange Schlangen gibt, die mindestens eine Viertelstunde ungestörte Lesezeit garantieren.

Was bei Kathrin Passig in der Zeit Online die Postfiliale, sind bei mir Wursttheke und Supermarktkasse: Eine wunderbare Gelegenheit, u.a. die neu eingelaufenen Tweets zu checken.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/390418272/

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Straßengeschichte 2: Ausstellung Straßengeschichte(n) in Schloss Wolkersdorf

Wolkersdorf liegt an der Brünner Straße, weswegen es nur zu nahe liegt, dass ab 5.5.2013 im dortigen Schloss die Ausstellung Straßengeschichte(n) - Handelswege quer durch Europa und mitten durchs Weinviertel zu sehen ist:

Im Zuge der Niederösterreichischen Landesausstellung 2013 bespielt die Stadtgemeinde Wolkersdorf das neu renovierte Schloss Wolkersdorf mit der Ausstellung "Straßengeschichte(n) - Handelswege quer durch Europa und mitten durchs Weinviertel" von den Kuratoren Mag. Dr. Stefan Eminger und Mag. Wolfgang Galler.

Straßen und Schienen überziehen wie Netzwerke das Land. Transportiert werden auf ihnen nicht nur Waren, sondern auch Ideen, Fähigkeiten und Wissen. Daher gilt das besondere Augenmerk der Wolkersdorfer Ausstellung den Menschen und Waren, die von der Antike bis zur Gegenwart auf diesen Verkehrswegen unterwegs waren. „Handelswege – quer durch Europa und mitten durchs Weinviertel“: wir verbinden Geschichte mit Geschichten. Lassen Sie sich entführen in regionale und überregionale Verkehrsgeschichte, in Leben und Schicksale der hier ansässigen Menschen... (DI Anna Steindl, Bürgermeisterin)

Besuchen Sie die Ausstellung und erfahren Sie mehr über die Entwicklung der Region: Was war vor der Brünnerstraße? Vom Trampelpfad zur Autobahn. Auf den Schienen des Fortschritts – der Siegeszug der Eisenbahn. uvm.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342963623/

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Straßengeschichte 1: Die Triesterstraße

Das neue Buch von Beppo Beyerl behandelt die Triesterstraße:

Beyerl, Beppo: Die Straße mit 7 Namen. Von Wien nach Triest. Wien: Löcker, 2013. ISBN 978-3-85409-650-4, € 19,80 [Verlags-Info]

Beppo Beyerl erwandert die Triesterstraße: Auf der "17-er", im Zug oder zu Fuß und stößt dabei auf demolierte Industrieanlagen, geschlossene Bahnhöfe, verwahrloste Wirtshäuser.
Wien und Triest, das war die vitale Achse der Monarchie, seit die Stadt an der Adria unter Karl VI. zum Freihafen wurde. Dabei wurden nicht nur Waren transportiert, nein, genauso wichtig waren Hoffnungen, Illusionen und eine ordentliche Portion an Mediterranophilie, die sich auf die große Reise über den Semmering und über den Karst machten.
Doch auf der Strecke von Wien nach Triest findet Beppo Beyerl zwischendurch in einem Brückenpfeiler eine Südbahn-Vinothek, er spürt den Texten von Ivan Cankar nach, der an der Triesterstraße aufgewachsen war, und er besucht am Ende der alten Kaiserstraße in Triest die Gefängniszelle von Wilhelm Oberdan, der als Guglielmo Oberdan den alten Kaiser umbringen wollte.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342800645/

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Listen-Tagung in Madrid, 29.4.2013

Ist doch schön, in Madrid im Casa de Velázquez findet am 29.4.2013 eine Tagung zum Thema Pour faire une histoire des listes à l'époque moderne (XVe-XIXe siècles) statt, wo Vorträge gehalten werden wie:

Arndt BRENDECKE
Méritos y calidades. Listas y servicio real en la España Moderna

Miguel Ángel MELÓN JIMÉNEZ
La frontera entre rejas de papel. Listas para perseguir el contrabando en España (1733-1800)

Christine LEBEAU
Comment et pourquoi faire une liste ? L'inventaire des richesses de la Monarchie des Habsbourg (seconde moitié du XVIIIe siècle)

Giuliano MILANI
Listes et gouvernement des communes italiennes

Rocío SÁNCHEZ RUBIO et Isabel TESTÓN NÚÑEZ
«Tener memoria de los que están en aquellas partes». Listas de pasajeros y pobladores de Indias

Giovanni RICCI
« Descrivere al ruolo ». Une liste de galériens offerts par l'Empereur au Grand Duc de Toscane en 1687

Jean Luc CHAPPEY
Inclure et exclure par les Listes au temps de la Révolution française

[via AHMUF]

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342799555/

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Tagung "Kulturtechnik und frühe Zivilisation", Depot, Wien 12.4.2013

Spannende kleine Tagung, die Wolfgang Pircher in Kooperation mit dem IWK konzipiert hat:

Kulturtechnik und frühe Zivilisation

Zeit: Fr 12.4.2013, 14:00
Ort: Depot, Breite Gasse 3, 1070 Wien
http://www.univie.ac.at/iwk/kulturtechnik_ss2013.html

Der Begriff „Kulturtechnik“ stand im späten 19. Jahrhundert für den ingenieurmäßigen Eingriff in die Landwirtschaft. Seit einiger Zeit aber wird in den Kulturwissenschaften von »elementaren Kulturtechniken« gesprochen, worunter Schreiben, Rechnen, Messen, Kalendererstellen, Kalkulieren und dergleichen gezählt werden. Die Praxis von Kulturtechniken in diesem zweifachen Sinn begleitet nun seit einigen tausend Jahren die Entwicklung der menschlichen Zivilisation.

14.00: Die Auswilderung der Signifikanten. Zur kulturtechnischen Kehre der Medienwissenschaft. Bernhard Siegert, Bauhaus-Universität Weimar

15.30: Es begann mit der Verwaltung: die Rolle von Repräsentation, Objektivierung und Objektmanipulation bei der Ausformung der Schrift. Gebhard J. Selz, Universität Wien

17.00: Der Charakter des Geldes. Bemerkungen zur Diskussion über seinen Ursprung. Wolfgang Pircher, Philosoph, Wien

Moderation: Peter Berz, Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/342795706/

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