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Zur Zukunft des wissenschaftlichen Bloggens. Ein Ausblick, Abstract des Vortrags von Peter Haber
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Geschichtswissenschaftliche Blogs auf einen Blick
Das Projekt „Digital Library for Open Humanities“ (DILOH) hat am 14. Februar 2012 die Auszeichnung „Equipex“ für Zukunftsinvestitionen erhalten. Die Jury und das französische Bildungs- und Forschungsministerium würdigten mit diesem Schritt OpenEdition als strategischen Bereich innerhalb der Forschungs- und Innovationslandschaft. OpenEdition wird über einen Zeitraum von acht Jahren eine Förderung von sieben Millionen Euro erhalten. Ziel ist der Aufbau einer digitalen und internationalen Bibliothek für frei zugängliche geisteswissenschaftliche Publikationen. Das DHIP gehört mit zu den assoziierten Instituten.
Träger des Projekts ist das „Centre pour l’édition électronique ouverte“ (Cléo, Marseille, Paris und Lissabon), in Zusammenarbeit mit dem „Centre pour la communication scientifique directe“ (CCSD, Lyon), dem „Laboratoire des sciences de l’information et des systèmes“ (LISIS-CNRS, Marseille), dem „Roy Rosenzweig Center for History and New Media“ (CHNM, Washington) und den „Open Access Publishing in European Networks (Oapen, Den Haag).
Mit der Auszeichnung soll die Bedeutung von OpenEdition als wichtiges Open Access-Portal der Geistes- und Sozialwissenschaften bestätigt sowie seine internationale Reichweite ausgebaut werden. Dafür werden drei Hauptziele angestrebt:
1. Die Entwicklung der Plattformen von OpenEdition. Geplant ist, dass:
OpenEdition steht, unabhängig von Sprache oder Herkunftsland, für alle akademischen Veröffentlichungen zur Verfügung, die den Ansprüchen wissenschaftlicher Publikationen entsprechen. Der frankophone Kern von OpenEdition wird durch die Vielzahl der in unterschiedlichen Sprachen veröffentlichten editorischen Projekte ergänzt. Dazu gehört auch das deutschsprachige Portal für geisteswissenschaftliche Blogs de.hypotheses.org.
2. Innovationen einführen, die eine Nutzung der digitalen Möglichkeiten erlauben: OpenEdition stützt sich auf das Programm „recherche et développement“ (R&D), das die Entwicklung einer neuen Generation von Funktionalitäten für Lektüre, Schreiben, Navigation und Empfehlungen anstrebt. Dieses Programm von R&D nennt sich OpenEdition Lab.
3. Die Schaffung eines wirtschaftlichen Models für freizugängliche Inhalte: OpenEdition entwickelt das Programm OpenEdition Freemium, das den freien und kostenlosen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur anhand der Kommerzialisierung exklusiver und kostenpflichtiger Dienste ermöglichen soll. Hierzu zählen der Zugriff auf variable Formate (pdf, epub, etc…), und Dienstleistungen für Bibliotheken sowie für deren Nutzer.
Träger des Projekts „équipement d’excellence“ von OpenEdition ist das „Centre pour l’édition électronique ouverte“ (Cléo, Marseille, Paris und Lissabon), in Zusammenarbeit mit dem „Centre pour la communication scientifique directe“ (CCSD, Lyon), dem „Laboratoire des sciences de l’information et des systèmes“ (LISIS-CNRS, Marseille), dem „Roy Rosenzweig Center for History and New Media“ (CHNM, Washington) und den „Open Access Publishing in European Networks“ (Oapen, Den Haag). Das Projekt baut disziplinübergreifend und der internationalen Entwicklung gegenüber aufgeschlossen eine innovative, gemeinsame Plattform für elektronische Veröffentlichungen aus den Geistes und Sozialwissenschaften auf.
Das von OpenEdition getragene Projekt „équipement d’excellence“ ist das Ergebnis einer langjährigen Partnerschaft mit der Universität von Aix-Marseille, dem CNRS, der École des hautes études en sciences sociales und der Universität von Avignon et des Pays de Vaucluse. Es stellt seine Dienste der gesamten wissenschaftlichen Gemeinschaft in den Bereichen Literatur, Kunst, Geistes- und Sozialwissenschaften zur Verfügung und ist für alle Mitglieder der französischen und internationalen Forschungsgemeinschaft zugänglich.
OpenEdition profitiert von der gemeinsamen Zusammenarbeit der Laboratorien, Forschungszentren und Gesellschaften, die ihm ihre Inhalte anvertrauen. Auf vier Kontinenten haben sich 210 von ihnen als „unités associées“ in der Equipex-Gruppe zusammengeschlossen. Dieser Erfolg ist auch der ihrige, weshalb sie hier genannt werden.
Um regelmäßige Informationen über den Fortschritt dieses Projekts zu erhalten, können Sie sich unter der folgenden Adresse registrieren: https://docs.google.com/spreadsheet/viewform?formkey=dHZNLTlObHZVd2pFbnlMMGsxUi1OQ1E6MA#gid=60
1. EQUIPEX und LABEX
Die angeschlossenen Forschungsinstitute von EQUIPEX DILOH sind sowohl im Dienstleistungsbereich, als auch in der Forschung tätig. Hierzu gehören Forschungszentren im Ausland, französische Forschungsinstitute im Ausland, öffentliche Einrichtungen, spezialisierte Dokumentationszentren oder wissenschaftliche Stiftungen.
Die mit DILOH assoziierten Forschungszentren bestehen aus Beratungsgruppen, gemischten Forschungsvereinigungen, Forschungsgruppen, Forschungsverbänden und universitären Forschungsabteilungen.
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Übersetzt aus dem Französischen von Moritz Weber und Mareike König.
Originalbeitrag: Lisa George, OpenEdition lauréat des Équipements d’excellence (Equipex), in: L’édition électronique ouverte, 22.2.2012 http://leo.hypotheses.org/8619
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/799
Die vierte Veranstaltung des DHI Paris im Rahmen der “Digital Humanities am DHI” ist den Weblogs in den Geisteswissenschaften gewidmet. Die am 9. März 2012 in München stattfindende Tagung begleitet den Start des Blogportals de.hypotheses.org. Das Portal stellt kostenlos einen Service zur Verfügung, der das Eröffnen von Wissenschaftsblogs aus allen Disziplinen der Humanities erleichtert, diese unter einem Dach versammelt und für eine größere Sichtbarkeit wie auch für die Archivierung der Inhalte sorgt.Die Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften oder: Vom Entstehen einer neuen Forschungskultur” thematisiert in den insgesamt zehn Vorträgen Fragen der Zielsetzung, Akzeptanz, Qualitätssicherung und Stilformen dieser Art der Publikation. Neben einer Bestandsaufnahme wird auch ein Blick über den Tellerrand auf die Blogkultur anderer Länder und anderer Disziplinen geworfen und der Frage nachgegangen, inwiefern wir derzeit das Entstehen einer neuen Forschungskultur erleben.
Das Portal de.hypotheses.org stellt kostenlos einen Service zur Verfügung, der das Eröffnen von Wissenschaftsblogs aus allen Disziplinen der Humanities erleichtert, diese unter einem Dach versammelt und für eine größere Sichtbarkeit wie auch für die Archivierung der Inhalte sorgt. Damit wird auf ein Defizit reagiert: Während in anderen Ländern und in anderen Disziplinen das Bloggen bereits zum wissenschaftlichen Alltag gehören, führen sie in den deutschsprachigen Geisteswissenschaften derzeit ein Nischendasein. Kritiker verweisen auf das Risiko eines wissenschaftlichen Qualitätsverfalls und betrachten das Blogwesen vorwiegend als Mitteilungsort privater Befindlichkeiten. Doch die Stimmen derjenigen nehmen zu, die das Potential wissenschaftlichen Bloggens für die schnelle Verbreitung und Diskussion aktueller Forschungsinhalte hervorheben. Einblick in laufende Projekte zu gewähren, öffentliche Kommentare, die Freiheit im Stil und die Popularisierung von Ergebnissen sind dabei ungewohnte Erfahrungen.
Veranstaltet wird die Tagung vom Deutschen Historischen Instituts Paris und vom Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians Universität München, mit finanzieller Unterstützung von L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung und der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA).
Termin: 9. März 2012, 09:00–17:30 Uhr, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Alfons-Goppel-Str. 11, 80539 München.
Weitere Informationen: http://redaktionsblog.hypotheses.org
Kontakt / Anmeldung: Deutsches Historisches Institut Paris, Inger Brandt: ibrandt@dhi-paris.fr
Twitterhashtag: #dhiha4
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/767
Was ist ein Wissenschaftsblog? Form, Funktion und Ökonomie einer emergenten Kommunikationsform. Abstract des Vortrags von Cornelius Puschmann auf der Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften oder: Vom Entstehen einer neuen Forschungskultur” am 9. März 2012 in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München.
Abstract
Weblogs existieren seit den späten 1990er Jahren, wo sie zunächst als einfache Linklisten genutzt wurden, durch die ihre Eigentümer Hinweise auf interessante Seiten im noch überschaubaren World Wide Web miteinander austauschten. Inzwischen hat sich das einfach bedienbare Publikationswerkzeug von einem subkulturellen Phänomen zu einer alltäglichen Technologie gewandelt, die ihren subkulturellen Anstrich weitgehend verloren hat. Blogs werden von einer Vielzahl von Akteuren zu einer großen Bandbreite von Themen rezipiert und geschrieben, vom Politik- über das Restaurant- bis zum Modeblog. Institutionen und Unternehmen personalisieren durch Blogs ihre Kommunikation mit Partnern und Kunden, während Privatpersonen sie alternativ als persönliche Kommunikationsplattform, als Werkzeug des Wissensmanagements, oder als Raum für private Reflexionen interpretieren.
Wissenschaftliche Blogs sind ein vergleichsweise junges Phänomen, welches sich aus sehr unterschiedlichen Perspektiven beschreiben lässt (siehe u.a. Bonetta, 2007; Kjellberg, 2010). Zum einen konkurrieren Blogs zumindest potenziell mit traditionellen Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, Sammelbänden und Monographien, in denen üblicherweise die Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung vorgestellt werden. Zum anderen ergänzen sie aber auch eher informelle Kommunikationskanäle wie etwa E-Mail, Mailinglisten und soziale Netzwerke, die Wissenschaftler ebenfalls berufsbezogen nutzen, welche aber zumeist eher dem fachinternen Austausch und der Vernetzung dienen (vgl. Borgman, 2007, S.47). Neben unterschiedlichen Nutzungsansätzen unter Karrierewissenschaftlern spielen Blogs aber auch bei der zivilgesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Wissenschaft durch ein breites Spektrum weiterer Akteure eine Rolle, etwa für Journalisten, Studenten, interessierte Laien und Personen in wissenschaftsnahen Berufen, die ebenfalls zu wissenschaftlichen Themen und mit wissenschaftlichem Anspruch schreiben, kommentieren und diskutieren.
In meinem Vortrag werde ich eine grobe Typologie verschiedener Wissenschaftsblogs vorstellen und zugleich das Spannungsfeld zwischen institutionalisierter Wissenschaft und den in ihr akzeptierten Publikationsformen einerseits und dem partizipativen Anspruch von Blogs andererseits beschreiben.
Blood, R. (2000). Weblogs: A history and perspective. Rebecca’s Pocket. Abgerufen von http://www.rebeccablood.net/essays/weblog_history.html
Borgman, C. (2007). Scholarship in the digital age: Information, infrastructure, and the Internet. Cambridge, MA: MIT Press.
Bonetta, L. (2007). Scientists Enter the Blogosphere. Cell, 129(3), p. 443-445.
Kjellberg, S. (2010). I am a Blogging Researcher: Motivations for Blogging in a Scholarly Context. First Monday, 15(8). Abgerufen von http://firstmonday.org/htbin/cgiwrap/bin/ojs/index.php/fm/article/view/2962/2580
Cornelius Puschmann
Dr. Cornelius Puschmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Informations- und Bibliothekswissenschaften der Humboldt Universität zu Berlin (IBI) und Projektmitarbeiter am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG). Er beschäftigt sich primär mit computervermittelter Kommunikation aus sprach- und informationswissenschaftlicher Sicht, und mit den Auswirkungen des Internets auf die wissenschaftliche Kommunikation. Sein Blog: http://blog.ynada.com, Twitter: @coffee001
Zum Programm der Tagung “Weblogs in den Geisteswissenschaften” http://redaktionsblog.hypotheses.org/136
Tweets zur Tagung unter @dehypotheses / Hashtag: dhiha4
Weblogs in den Geisteswissenschaften oder: Vom Entstehen einer neuen Forschungskultur. Tagung des Deutschen Historischen Instituts Paris und des Instituts für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München zum Start des Blogportals de.hypotheses.org (Digital Humanities am DHIP #4) . Mit finanzieller Unterstützung von L.I.S.A. – Das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung und der Stiftung Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland (DGIA).
Wissenschaftliches Bloggen bietet ein großes Potential für die schnelle Publikation, Verbreitung und Diskussion aktueller Forschungsinhalte. Im deutschsprachigen Raum und speziell bei den Geisteswissenschaften wird das noch viel zu wenig erkannt und genutzt. Mit dem Aufbau eines deutschsprachigen Blogportals für die Geisteswissenschaften - http://de.hypotheses.org - soll diese Form der wissenschaftlichen Kommunikation nun stärker verbreitet werden. In Anlehnung an das französische Vorbild hypotheses.org wird ein Service eingerichtet, der das Eröffnen von Wissenschaftsblogs aus allen Disziplinen der Humanities erleichtert, diese unter einem Dach versammelt und für eine größere Sichtbarkeit wie auch für die Archivierung der Inhalte sorgt.
Entstanden ist die Idee vor dem Hintergrund des großen Erfolgs des französischsprachigen Blogportals hypotheses.org. Über 60 der derzeit 269 dort versammelten Blogs haben in diesem Sommer von der französischen Nationalbibliothek eine ISSN bekommen und können damit wie Zeitschriften in die Bibliothekskataloge aufgenommen werden[1]. Das Team von hypotheses.org um Marin Dacos und Pierre Mounier stellen die Infrastruktur für das deutschsprachige Portal kostenlos zur Verfügung, ganz im Sinne des Manifests der Digital Humanities, entstanden auf dem Pariser ThatCamp 2010, das Kollaboration in einer solidarischen, offenen, einladenden und frei zugänglichen Praxisgemeinschaft in den Mittelpunkt stellt.
Folgt man dem französischen Beispiel, so sind Wissenschaftsblogs denkbar für Forschergruppen, begleitend zu Seminaren, über Projekte, Ausgrabungen, Zeitschriften oder um die Arbeit von Instituten und Einrichtungen zu präsentieren. Anmelden können sich Forschergruppen und Einzelforscher/innen der Geisteswissenschaften, die über eine universitäre oder institutionelle Anbindung verfügen und die regelmäßig über ihre aktuelle Forschungen schreiben möchten.
Die Blogs laufen auf WordPress. Das Portal ist derzeit in einer Betaversion. Anmeldungen zur Eröffnung eines Blogs oder zur Migration eines bereits bestehenden Blogs sind ab sofort möglich auf der Seite “Blog eröffnen“.
Ein wissenschaftlicher Beirat, bestehend aus Gudrun Gersmann, Peter Haber, Gregor Horstkemper, Martin Huber, Hubertus Kohle, Gerhard Lauer, Claudine Moulin und Eva Pfanzelter, begleitet das Projekt. Über die Auswahl der Beiträge für die Startseite des Blogportals entscheidet die wissenschaftliche Redaktion des Portals, zu der Klaus Graf, Jan Hodel, Eliane Kurmann, Lilian Landes, Enrico Natale, Cornelius Puschmann, Christof Schöch, Anton Tantner, Sacha Zala und ich gehören. Die Redaktion plant den Aufbau eines eigenen „Redaktionsblog“ rund um das Thema geisteswissenschaftliches Bloggen. Die Redaktion twittert ab sofort unter @dehypotheses.
Redaktion und Beirat sei an dieser Stelle für die große Hilfe gedankt, allen voran Peter Haber und Eva Pfanzelter, die bei der Ausarbeitung und Umsetzung des Projekts federführend waren, sowie Klaus Graf für seine wertvollen Hinweise u.a. rund um das Thema Impressum und Urheberrecht. Die technische Umsetzung liegt bei Frédérique Muscinési von hypotheses.org, der an dieser Stelle für ihren großen Einsatz ebenfalls ausdrücklich gedankt sei. Ein Dank geht auch an Miriam Kreis für die Übersetzungsarbeiten und an Gordon Blennemann für seine Hilfe in diesem Zusammenhang.
Am 9. März 2012 wird das Blogportal in München mit einer Tagung über das wissenschaftliche Bloggen, unterstützt durch L.I.S.A., das Wissenschaftsportal der Gerda Henkel Stiftung und das DHI Paris, offiziell an den Start gehen. Am Portal oder der Tagung Interessierte können sich an das DHI Paris wenden unter der Mailadresse blog [at] dhi-paris.fr.
Weitere Literatur
Peter Haber, Eine neue Plattform de.hypotheses.org, in: weblog.histnet, 30.11.2011 <http://weblog.hist.net/archives/6001>
Pierre Mounier, Die Werkstatt des Historikers öffnen: Soziale Medien und Wissenschaftsblogs, in: dhdhi.hypotheses.org, 4.11.2011 <http://dhdhi.hypotheses.org/591>
Quelle: http://dhdhi.hypotheses.org/610