Die Geschichte der völkischen Bewegung beginnt mit der deutschen Nationalstaatenbildung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Über die nationalsozialistische Ideologie hinaus beeinflusst sie auch heute noch den modernen Rechtsextremismus. In Ausgabe 13/2012 diskutieren wir mit dem Historiker Uwe Puschner über Trans-
formationsprozesse und Mythenbildung im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Die völkische Bewegung entsteht als als heterogene nationalistisch-reformerische Protestbewegung auf rassenideologischer Grundlage – Identifikationsmerkmal und historische Begründung ist die Rückbesinnung auf die Germanen. In Opposition zum Christentum wird eine neue Germanenideologie formuliert. In Anlehnung zum Nationalismus definiert sich auch die völkische Bewegung über Sprache und Kultur, andere Fundamente bilden lebensreformerische Bewegungen als Reaktion auf die urbane Gesellschaft und die Neuorientierung des Menschen.
Auch in der nationalsozialistischen Ideologie finden sich viele Elemente der völkischen Weltanschauung, mit der Machtübernahme Hitlers 1933 verliert die völkische Bewegung jedoch mehr und mehr an Bedeutung. Mit Uwe Puschner sprechen wir über die Erosion der völkischen Bewegung, darüber, wie sich die beiden Ideologien in ihren Elementen und Zielen unterscheiden und die völkischen Elemente im Rechtsextremismus der Gegenwart.
Und hier die Timeline zum Gespräch
02:07 Begriff „völkisch“ und die Anfänge der völkischen Bewegung
05:57 das aufstrebende Bürgertum als Protagonisten der bewegung
08:05 Geschichtskonstruktionen im 19. Jahrhundert
11:10 Formulierung einer neuen Germanenideologie
14:09 Konkurrenzbewegungen? NS-Ideologie und völkische Bewegung
22:14 Politisches Ziel: ständisch organisierter Führerstaat
25:32 Erosion der völkischen Bewegung ab 1925
29:01 Kulturjournalismus und Gustav Frenssen
33:00 Völkische Elemente im Rechtsradikalismus
39:09 Montagsradio-Fragebogen