Ein Brief und zwei Reisen nach Spanien

Das Schreiben an Kaiserin Maria Anna (1606-1646), von dem hier die Rede sein soll, führt eine wichtige Funktion der Kaiserin vor Augen, über die wir im allgemeinen aber nur selten Informationen finden: Wie bei allen Fürstinnen zählte die Unterstützung von Hilfsbedürftigen zu ihren Obliegenheiten. Arme und Kranke, Witwen und Waisen, verabschiedete Soldaten oder mittellose Studenten und bedürftige Geistliche, aber auch langjährige Hofbediente wandten sich an sie mit der Bitte um finanzielle Unterstützung oder Fürsprache bei der Bewerbung um eine Stelle oder ein Hofamt.

Christliche Nächstenliebe und Mildtätigkeit waren dabei für die Fürstin allgemein nicht nur Bestandteil eigener Frömmigkeit, sondern auch Teil ihrer Vorbildfunktion für Untertanen hohen und niedrigen Standes. Wenn sich in jedem Jahr Dutzende, ja Hunderte von Personen mit Bitten um Almosen oder sonstigen Beistand an die Kaiserin wandten, war das Ausdruck ihrer hervorgehobenen sozialen Position – Fürstinnen und Fürsten waren aus Sicht der Zeitgenossen zu standesgemäßer Milde und Almosenspende geradezu verpflichtet.

Leider sind direkte, schriftlich vorgetragene Bitten an die Kaiserin kaum überliefert. Nur für eine kurze Zeitspanne aus den Jahren 1636 und 1637 haben einige Hundert solche Suppliken1 an Kaiserin Maria Anna, die Gemahlin Kaiser Ferdinands III.2, überlebt.

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Quelle: http://kaiserin.hypotheses.org/126

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Ein Treffen geistlicher Reichsfürsten in Köln

Der militärische Sturmlauf Gustav Adolfs ab dem Jahr 1631 zerstörte nicht nur die kaiserliche Vorherrschaft im Reich, sondern zwang auch viele katholische Reichsstände dazu, ihre Territorien zu verlassen: Exil fanden viele von ihnen in der Reichsstadt Köln. Das überrascht nicht, denn die Stadt am Rhein galt nicht nur als kaisertreu und katholisch, sondern war zudem auch gut befestigt. Im Laufe der Jahre flüchteten eine ganze Reihe von geistlichen Reichsständen nach Köln, unter ihnen der Kurfürst von Mainz, die Fürstbischöfe von Worms, Würzburg und Osnabrück sowie der Fürstabt von Fulda und die Fürstäbtissin von Essen. Da auch viele Domkapitulare aus den betroffenen Hochstiften sowie Mitglieder vieler Ordensgemeinschaften Zuflucht innerhalb der Kölner Mauern suchten, erschien die Stadt in diesen Jahren katholischer und klerikaler denn je. Hans-Wolfgang Bergerhausen hat in seiner monumentalen Studie zu „Köln in einem eisernen Zeitalter. 1610-1686“ dieses Phänomen beschrieben (S. 101-110).

Bedeutsam war vor allem, daß viele hochrangige Reichsfürsten wie die oben genannten vertreten waren. Sie machten Köln in diesen Jahren zu einem „Zentrum des katholischen Reichs“ (Bergerhausen).

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Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/994

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NPL-Rezension von Wolfgang Göderles „Zensus und Ethnizität“

In der aktuellen Ausgabe von Neue Politische Literatur (61.2016, S.304f) rezensiere ich folgendes Buch:

Göderle, Wolfgang: Zensus und Ethnizität. Zur Herstellung von Wissen über soziale Wirklichkeiten im Habsburgerreich zwischen 1848 und 1910. Göttingen: Wallstein, 2016.

Die wichtigsten Passagen meiner Rezension:

Durchgängiges Merkmal der Arbeit ist die Anwendung des Vokabulars der von Bruno Latour und seinem Team entwickelten Akteur-Netzwerk-Theorie; dieses beherrscht Göderle souverän und setzt es auch systematisch ein; er kann damit überzeugend die Fruchtbarkeit dieses Ansatzes für die Analyse historischen Verwaltungshandelns klarmachen, warum allerdings in einer zentralen Schlussfolgerung plötzlich ein Begriff Lacanscher Psychoanalyse („Herrensignifikant“, S.280) Verwendung findet, bleibt unklar, genauso wie die pointilistische Bezugnahme auf den Kittlerschen Begriff der Aufschreibesysteme überflüssig erscheint, da diese an keiner Stelle weiter entfaltet wird.
Generell gilt, dass die vorliegende Studie an einem Missverhältnis zwischen theoretischem Apparat und präsentierten Quellenbefunden leidet: Letztere beruhen in erster Linie auf gedrucktem Material wie Gesetzestexten, Durchführungsbestimmungen, publizierten Sitzungsprotokollen sowie Zeitschriftenartikel und obwohl der Autor an verschiedenen Stellen darauf zu sprechen kommt, dass eine „enorme Menge an Archivalien“ (S. 148, vgl. auch 226) vorliege, injiziert er diese seiner Arbeit nur in sehr homöopathischen Dosen.

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Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022589838/

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Zum Tag der Daten-Einheit

Als würde die Literaturgeschichte uns nicht schon vor genug ungelöste Rätsel stellen, dekuvrierte Frank Fischer im Gemeinschaftsblog weltliteratur.net letzte Woche ein weiteres: Bei Studien zu Datumsangaben in literarischen Werken fiel ihm auf, dass diese in unterschiedlichen Übersetzungen teilweise deutlich voneinander abweichen. Er trägt eine ganze Reihe solcher Beispiele zusammen und stellt schließlich die Frage, ob sie bloß das Resultat einer Serie von Versehen sind, oder ob es vielleicht Gründe dafür gibt, dass Übersetzer|innen die von den Autor|innen vorgegebenen Daten mutwillig veränderten. 

Die Übersetzer sind so frei?

Zahlen, so meint man, sprechen eine deutliche Sprache, die in allen Übersetzungen gleich lauten müsste. Dass dem nicht immer so ist, zeigt Frank am Beispiel von Shakespeares Othello:  Dort wurde offenbar der Einhaltung des Versmaßes höhere Priorität eingeräumt wurde als der Nennung der exakten Zahl von Galeeren (106 statt 107, witzigerweise innerhalb eines Gesprächs, wo niemand sich über den tatsächlichen Umfang der Flotte im Klaren ist). Eine solche Erklärung ist jenseits von Lyrik und Versdramen eher untauglich – weshalb aber verändern sich Zahlen und Datumsangaben auch im Übersetzungsprozess von Prosa?

20030614-204 Marseille Château d'If From Ferry
Castell D’If By wpopp  CC-BY-SA-3.

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Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/1813

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Neue Open Access-Zeitschrift: Administory

Mit 1. Oktober ging eine neue geschichtswissenschaftliche Zeitschrift online, deren Beiträge Open-Access verfügbar sind:

Administory: Zeitschrift für Verwaltungsgeschichte setzt gewissermaßen das 2008 eingestellte "Jahrbuch für europäische Verwaltungsgeschichte" (JEV) fort und erscheint einmal jährlich. Das Thema der ersten Ausgabe lautet "Verwaltungsgeschichte im Dialog/Administrative History in Dialogue".

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022589726/

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Ausstellungsbericht: Spettacolo barocco! Triumph des Theaters

Spettacolo barocco! Triumph des Theaters – Bericht zur Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum vom 3. März 2016 bis 30. Januar 2017

Marko & Sabrina-Victoria Deisinger (Wien)

Derzeit präsentiert das Österreichische Theatermuseum im Wiener Palais Lobkowitz die Ausstellung Spettacolo barocco! Triumph des Theaters. Den Kern der Ausstellung bilden Objekte aus den reichhaltigen Barockbeständen des Theatermuseums. Während aus der Sammlung der Handzeichnungen so wertvolle Objekte wie Ausstattungsentwürfe und Kostümfigurinen der einst im Dienst der Habsburger stehenden Künstler Lodovico Ottavio Burnacini, Antonio Daniele Bertoli und Giuseppe Galli Bibiena stammen, sind der Sammlung der Theatergrafik seltene Kupferstiche und Radierungen entnommen, welche die in der Schau thematisierten Theateraufführungen und Feste in Bild und Wort festgehalten haben. Ergänzt werden diese Exponate durch Zeichnungen, Modelle, Gemälde, Partituren, historische Musikinstrumente sowie originale Kostüme, Requisiten und Kulissenteile von Leihgebern aus dem In- und Ausland, z.

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Quelle: http://fnzinfo.hypotheses.org/869

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ARCHIVSOMMER: „Video“ oder: Was haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit Homer zu tun?

ARCHIVSOMMER: „Video“ oder: Was haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit Homer zu tun?
Visual History: Archivsommer 2024 Die Erstveröffentlichung dieses Artikels erfolgte im Oktober 2016. „Video“ oder: Was haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit Homer zu tun?“ – so lautet der vielleicht etwas rätselhafte und ungewöhnliche Titel meiner heutigen Abschiedsvorlesung.[1] „Video. Zu Ihrer Sicherheit“ –  so ist auf Hinweisschildern an und in U-Bahnhöfen in Berlin und auch in […]

Quelle: https://visual-history.de/2024/08/06/video-oder-was-haben-die-berliner-verkehrsbetriebe-bvg-mit-homer-zu-tun/

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Orientalische Manuskripte in der Gymnasialbibliothek


arab-12-b
„Handschrift, H 17 cm, B 12,5 cm; geglättetes Baumwollpapier, 148 beschriebene Seiten; Titel fehlt. Roter Saffianeinband mit Goldprägung“. (Lehrerbibliothek des Christianeums, Beschreibung 1878)

Die  „Arabische[n]  Handschriften“ der Lehrerbibliothek des Christianeums in Altona (Hamburg)  wurden zum ersten und letzten Mal 1878 beschrieben, und zwar von Marx Johannes Friedrich Lucht (1804-1891), Direktor und Bibliothekar der Anstalt.

Seine Darstellung leitete er folgendermaßen ein:

Die Bibliothek besitzt 12 Bände und Stücke Arabischer Handschriften. Die Notizen über Verfasser, Titel und Inhalt der Schriften entnehme ich aus dem mir vorliegenden, Hamburg, den 24. Decemb. 1798 datirten Schreiben eines mit der Arabischen Sprache und Litteratur wohlbekannten Mannes, Ant.

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Quelle: http://histgymbib.hypotheses.org/2037

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CfP: VERLÄNGERTE DEADLINE: Neue Forschungsgegenstände und Methoden? Wie Digitalität die Geisteswissenschaften verändert

Wir haben unseren Einsendeschluss verlängert!
Bewerbungen für den Workshop „Neue Forschungsgegenstände und Methoden? Wie Digitalität die Geisteswissenschaften verändert“ werden noch bis zum 6. November 2016 angenommen.

Infos unter: www.digitalitaet-geisteswissenschaften.de
Bewerbung an: digitalitaet.dfg@uni-bayreuth.de (Ansprechpartnerin: Julia Menzel)



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Quelle: http://dhd-blog.org/?p=7246

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