Quelle: http://faz-community.faz.net/blogs/antike/archive/2012/07/16/weitere-schnaeppchen-ambivalent.aspx
Quo Vadis, Digital Humanities?
In einem Aufsatz mit dem Titel Quo Vadis Digital Humanities? Gedanken zum Computereinsatz in den Geisteswissenschaften habe ich ein paar eigene Gedanken zum aktuellen Stand und zu wünschenswerten Entwicklungen in den Digitalen Geisteswissenschaften formuliert. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen!
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=718
Absolute Linientreue? Das Leben in der Stasi-Familie
Was wussten die Kinder von den Tätigkeiten ihrer Eltern, wenn diese hauptamtlich bei der Stasi arbeiteten? Wie stark beeinflusste und prägte die Arbeit der Eltern – meist die der Väter – ihre Freizeit, ihre Freundschaften in der Schule und das gesamte Familienleben? Ruth Hoffmann, Autorin und freie Journalistin, interviewte 20 Kinder, deren Eltern ehemals hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) waren. Im MONTAGSRADIO, Ausgabe 11/2012, sprechen Jochen Thermann und Kaja Wesner über ihr Buch “Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat”.
Das MfS verfügte 1989 über rund 90.000 hauptamtliche Mitarbeiter. Zum Teil lebten sie mit ihren Familien in eigens angesiedelten Wohnkomplexen wie zum Beispiel rund um die Frankfurter Allee unweit der ehemaligen Stasi-Zentrale in Berlin-Lichtenberg.
Trotz vieler Privilegien unterlagen die hauptamtlichen Mitarbeiter und ihr Umfeld den Methoden und dem Druck des eigenen Überwachungssystems nicht weniger. Guckten ihre Kinder Westfernsehen oder hatten sie Beziehungen zu staatsfeindlichen Kritikern – wenn auch nur in einer Brieffreundschaft – mussten die Väter um ihre Karrieren fürchten und ihre Kinder zurück auf die “staatstreue Linie” bringen. Nicht selten führte dies zum Bruch zwischen den Eltern und den Jugendlichen.
Wie erlebten die Kinder ihr Aufwachsen und wie standen sie zu der Tätigkeit ihrer Eltern? Ruth Hoffmann lässt in ihrem Buch die Kinder in sehr persönlicher Perspektive sprechen. Sie erzählt von den familieninternen Konflikten, den jeweiligen Handlungsspielräumen und den Versuchen der Kinder, das Schweigen der Eltern nach dem Ende der DDR zu brechen.
Und hier die Timeline zum Gespräch
02:00 Regelwerk und Linientreue
03:30 Entstehung des Buches
05:00 Gibt es die typische Stasi-Familie?
06:36 Handlungsspielräume: vorauseilender Gehorsam bis Frühpensionierung
09:06 Schweigen nach dem Zusammenbruch der DDR
12:30 Sind alle Familien-Konflikte politisch?
17:34 Die Jugendlichen erfuhren Sonderbehandlung und waren zum Teil Außenseiter
20:02 Persönliche Erzählperspektive statt sachlicher Einordnung
24:00 Buch schafft Möglichkeiten zum Austausch
27:00 Der Umgang mit dem Erlebten
30:01 Montagsradio-Fragebogen
Quelle: http://www.montagsradio.de/2012/07/16/absolute-linientreue-%E2%80%93-das-leben-in-der-stasi-familie/
Ein Häutel als Verhütungsmittel
Im August 1830 führte Magdalena Kaubarek ein Scheidungsverfahren gegen ihren Ehemann. Sowohl sie als ihr Mann, ein Bindermeister aus der Leopoldstadt, waren zu diesem Zeitpunkt 42 Jahre alt. Aus dem Protokoll, das während der Verhandlung angefertigt wurde, erfahren wir folgendes:
Seine Gattin [habe ihm] einst im Bette erzählt, daß ihre beste Freundin, welche von ihrem Manne geschieden war, ihr einst gesagt habe, daß ihr Gatte bey Pflegung des Beyschlafs um die Kindererzeugung zu verhindern, gewisse Vorsichten anwandte.
Von Seite der Commission nahm man Anstand, die wörtlichen Ausdrücke zu Protokoll zu nehmen, allein derselbe beharrte darauf, und gab aus eigenem Munde folgendes zu Protokoll:
Seine Gattin habe gesagt, diese ihre beste Hausfreundin habe ihrem Manne das Recht abgewonnen, daß sie gerne ein Kind gehabt hätte; da habe sie darauf gesagt, so oft er sie gebraucht habe, habe er stets ein Häutel darüber gethan; da habe er Kauberek ihr zur Antwort gegeben, er sey schon 30 Jahre in der Fremd, habe sehr viel gesehen, aber dieß habe er nicht gesehen, wenn daher seine Gattin eine solche Hausfreundin hatte, so könne an ihr auch nichts braves seyn, das gehöre nicht für eine wohlerzogene Jungfrau.
Auf der Homepage des Museums für Verhütung & Schwangerschaftsabbruch findet sich eine Abbildung eines solchen Häutels. In den Beständen des Museums ist unter der Inventarnummer 2053 ein Schafsdarmkondom mit Bändchen verzeichnet.
Quelle: http://ehenvorgericht.wordpress.com/2012/07/16/ein-hautel-als-verhutungsmittel/
"Nach Hitler kommen wir" – Der nachkriegsdeutsche Streit um den Widerstand gegen das NS-Regime
In der nächsten Woche jährt sich der 20. Juli, der Tag des fehlgeschlagenen Attentats auf Hitler.
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10529
Buchrezension: Entfesselte Mörderbande. Maximilian Scheer: "Das Deutsche Volk klagt an"
Wie genau wurden die Deutschen über die konkrete Politik der Nationalsozialisten informiert? Was wussten sie? Was hätten sie wissen können?
Quelle: http://lernen-aus-der-geschichte.de/Online-Lernen/content/10528
Walter Benjamin wird 120
Heute vor 120 wurde der Philosoph und Literaturkritiker Walter Benjamin geboren. Der Mann, der unter anderem die Redewendung geprägt hat, dass man die Geschichte “gegen den Strich bürsten” müsse.
Benjamin war unter den dialektischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts sicher der nachdenklichere und der im besten Sinne sensiblere. Bis heute sind seine Arbeiten wegweisend für die Kultur- und Medientheorie. Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit ist wahrscheinlich den meisten – zumindest dem Titel nach – ein Begriff.
Wer sich mit Benjamin beschäftigen möchte, muss sich Zeit nehmen. Sein Sprache ist oft schwierig. Die Texte und Fragmente setzen einiges an Hintergrundwissen voraus. Das macht es nicht einfach. Aber die Mühe kann sich lohnen.
Für alle Menschen, die mit historischem Material arbeiten, empfehle ich seinen Aufsatz Eduard Fuchs, der Sammler und der Historiker (1937). Sehr gut lesbar werden hier viele Aussagen Benjamins zum Umgang mit Geschichte zusammengeführt. Sein großes Werk über die Pariser Passagen ist leider über die Materialsammlung nicht hinausgekommen. Aber die Sammlung wurde als “Passagenwerk” veröffentlicht und enthält unzähligen Anregungen für Historikerinnen und Historiker. Vor allem Benjamins Arbeitsweise und Zugriff weitet den intellektuellen Horizont.
Benjamins Thesen Über den Begriff der Geschichte (1940) gelten vielen als sein intellektuelles Testament. Kurz nach Niederschrift dieser Thesen nahm sich Benjamin auf der Flucht vor den Nazis im spanischen Port Bou – das ist in den Pyrenäen an der französischen Grenze – das Leben.
Da ich vor wenigen Wochen am Grab Walter Benjamins war und natürlich keine Geburtsfotos von Benjamin habe, hier zumindest ein paar Aufnahmen aus Port Bou und vom dortigen Benjamin Memorial.
Einsortiert unter:Ereignis
Quelle: http://kritischegeschichte.wordpress.com/2012/07/15/walter-benjamin-wird-120/
Volkssprachliche Flugschriften – Quellentyp und Methode
Ein sehr wichtiger Bestandteil meines Quellenkorpus sind volkssprachliche Flugschriften aus dem altgläubigen Lager. Flugschriften, oder in der Quellensprache „büchlein“, sind günstig hergestellte, handliche Mehrblattdrucke. Die Größe und der Seitenumfang können je nach Bindung stark variieren. Altgläubige Flugschriften scheinen im Durchschnitt länger gewesen zu sein als evangelische Flugschriften – zwischen 10 und 120 Folio-Seiten. Sie sind Massenware, wobei die Zahl der evangelischen Drucke die der altgläubigen Drucke bei weitem übersteigt und die altgläubige Flugschriftenproduktion erst nach 1520 in Schwung kommt. Diese volkssprachlichen Flugschriften richten sich in aller Regel an den niederen Klerus und den Gemeinen Mann, vor allem aus dem eigenen Lager und der großen Masse der – wie es in den Quellen heißt – „Verwirrten“ und „Verführten“, also der noch nicht eindeutig Festgelegten. Je nach Bedeutung des Autors im sozialen Feld und der Brisanz des Themas variiert die Verbreitung der Drucke. Die Inhalte stehen meist nicht für sich allein, sondern nehmen – verteidigend oder angreifend – Bezug auf vorangegangene Schriften. Sie zeichnen sich durch hohe Aktualität aus. Behandelt werden theologische Fragen (jedoch vereinfacht im Vergleich zu lateinischen Schriften und immer mit einer sehr “lebensweltlichen” Verbindung), aktuelle Ereignisse, Kriege, Veränderungen in der Religionspraxis, Wahrnehmungen des anderen Lagers, Zeitdeutungen usw.
Die Nachfrage lässt sich an der Zahl der Neuauflagen einer Schrift ablesen. Häufig neu gedruckt werden bei den Altgläubigen jedoch nur wenige Schriften, mehr als fünf Neueditionen innerhalb weniger Jahre im Reich sind selten. Indizien für die Einordnung der Flugschriften liefern auch die Flugschriftenpraktiken. Bei den Altgläubigen deuten meine Quellenfunde darauf hin, dass die Drucke vor allem über Netzwerke altgläubiger Kleriker verbreitet werden. Eine einzelne Flugschrift wurde vor allem zwischen Klöstern häufig verschickt und von dort aus in Städten an den Weltklerus und interessierte Laien weitergegeben und das, wie es scheint, recht rasch. Auch altgläubige Weltgeistliche kauften mitunter große Mengen an Flugschriften und versuchten, diese weiter zu verkaufen oder zu verteilen. Ein Flugschriftenexemplar dürfte demnanch dutzende Rezipienten haben. In Klöstern (wie bei den Nürnberger Klarissen) wurden die Schriften zu den Mahlzeiten vorgelesen. In Biberach erfolgte die Lektüre durch den altgläubigen Weltgeistlichen von Pflummern wohl persönlich und still zuhause, auch mangels anderer Abnehmer. Flugschriften sind somit in ihrem Gebrauch ein eminent soziales Artefakt. Man spricht über sie, man tauscht sie, man verteilt sie. Ihr Kauf/Besitz ist ein soziales Positions-Statement in der frühen Reformation. Denn man kauft vorwiegend das, was man auch gerne liest. Im Umkehrschluss wird deutlich: Flugschriften richten sich (auch mit ihrem geschriebenen Inhalt) an ein präzises potentielles Publikum, nämlich an das (tendenzielle) eigene Lager im Glaubensstreit. Flugschriften vertiefen und bestätigen vor allem schon vorhandene Kulturen und spiegeln diese somit auch. Sie eignen sich also gut zur zeitnahen Rekonstruktion von kulturellen Aktualisierungs- und Abgrenzungsprozessen.
Motivation durch Belohnung?
Unser Gehirn reagiert auf Belohnungen. Allerdings anders, als wir uns das gemeinhin vorstellen. Ein Satz wie: „Wenn du das und das tust, bekommst du 5 Euro“ bewirkt in der Regel eher das Gegenteil von dem, was man erreichen möchte. Und da sind wir schon beim Punkt. Eine Belohnung dafür auszusetzen, damit jemand etwas tut, was man gerne von ihm möchte, funktioniert nicht wirklich.
Hierzu gibt es viele und große Studien. Beispielhaft möchte ich zunächst folgende Studie von Lepper, Greene und Nisbett (1973) aufführen: Vorschulkinder, die gerne malten und zeichneten, wurden in drei Gruppen eingeteilt. Der ersten Gruppe wurde eine Belohnung fürs Malen und Zeichnen versprochen. Der zweiten Gruppe wurde nichts versprochen, sie erhielt nach dem Malen eine unerwartete Belohnung. Der dritten Gruppe wurde nichts versprochen und erhielten auch nichts. Zwei Wochen später sollten die Kinder erneut malen und zeichnen. Dabei stellte man fest, dass die Kinder der ersten Gruppe weniger Zeit dafür aufwendeten als die Kinder der zweiten und dritten Gruppe, die sich nur wenig unterschieden. Außerdem wurden die Bilder nach vorher festgelegten Kriterien beurteilt. Die Bewertung ergab, dass das qualitative Ergebnis der Kinder der ersten Gruppe unter dem der anderen beiden Gruppen lag.
Aus Studien wie dieser kann man schließen, dass erwünschtes Verhalten aufgrund von extrinsischer Belohnung abnehmen kann. Ja, eine Tätigkeit, die vorher Spaß machte, wird dadurch verdorben. Warum ist das so? Wir Menschen sind grundsätzlich motiviert. Wären wir das nicht, würde es uns nicht geben. Eine Tätigkeit, die wir gerne machen, und für die wir plötzlich eine materielle Verstärkung erhalten, muss wohl ziemlich blöd sein, wenn es dafür schon Geld gibt. Also machen wir das fortan nicht mehr (oder weniger).
Durch weitere Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Art der Belohnung von Bedeutung ist. Materielle Belohnungen wie Geld korrumpieren und wirken sich auf intrinsische Motivation negativ aus. Dagegen wirkt sich Lob verstärkend aus. Demnach ist verbale extrinsische Verstärkung geeignet, ein bestimmtes Verhalten zu fördern.
Genauso haben Boni eher eine negative als positive Wirkung. Die Leistung ist bei einem hohen Bonus im Vergleich zu mittleren und eher niedrigeren Boni am schlechtesten, weil ein hoher Bonus den Druck erhöht. Dadurch nimmt die Risikobereitschaft zu und die Leistung ab.
Außerdem wurde gezeigt, dass ein hoher Bonus nur bei einfachen mechanischer Tätigkeit einen positiven Effekt hat, während sich bei geistigen Tätigkeiten ein geringerer Bonus positiv auswirkt.
Richtig zu motivieren ist gar nicht so leicht, wie man sehen kann. Tom Sawyer brachte seine Freunde dazu, für ihn den Zaun zu streichen, indem er herausstellte, wie viel Spaß es mache und welche Ehre es sei. Spaß und Ehre, wer will das nicht? Für den 30 Meter langen Zaun seiner Tante Polly hat es gereicht. Ob solch eine Methode allerdings dauerhaft funktionieren würde, ist fraglich.
Siehe auch Manfred Spitzer bei BR-alpha: http://www.br.de/fernsehen/br-alpha/sendungen/geist-und-gehirn/geist-gehirn-belohnung100.html
Quelle: http://games.hypotheses.org/318
Ansichtssache: DH Nachwuchs bloggt zur DH2012
Unter http://dh.z-f-g.de/ werden die StudentInnen des Bachelor-Studiengangs Digital Humanities der Universität Würzburg über die diesjährige Digital Humanities Conference in Hamburg bloggen was das Zeug hält. Ihre “Ansichtssache” stellen sie zudem im Science Slam auf der DHD-Unconference am 17.7.2012 vor.
Quelle: http://dhd-blog.org/?p=714