Wirtschaftspolitik im Dritten Reich, Teil 1

Von Stefan Sasse

Arbeitslosenzahlem von 1933 bis 1939
Die Wirtschaftspolitik des Nationalsozialismus ist von Mythen umrankt. Das ist verständlich, denn die NSDAP kam im Umfeld der größten Wirtschaftskrise mehrerer Generationen an die Macht und stabilisierte ihre Herrschaft auch durch scheinbare wirtschaftliche Erfolge, der größte davon eine nominelle Vollbeschäftigung. Und zum Ende waren nicht nur die Alliierten verwundert, wie das zusammengebombte Dritte Reich es schaffte, immer noch eine Rüstunsmaschinerie am Laufen zu halten. Im Folgenden soll deswegen der Wirtschaftspolitik des Dritten Reichs auf den Grund gegangen werden - sowohl im Frieden als auch, später, im Krieg.

Zu Beginn stehen die Konzepte. Die wichtigste Idee der Nationalsozialisten war die Autarkie. Sie verstanden darunter die Fähigkeit Deutschlands, völlig ohne Importe auszukommen und einen in sich geschlossenen Wirtschaftskreislauf zu schaffen. Diese Idee fußte auf zwei gleichermaßen fixen Ideen. Die erste war das grundsätzliche Misstrauen gegenüber marktwirtschaftlichen Strukturen, besonders im Handel mit anderen Nationen (eine Haltung, mit der die Nazis in den Protektionismus-geplagten 1920er und 1930er Jahren allerdings nicht alleine standen), die zweite das Bewusstsein, dass man es auf einen Krieg anlegte und in einem solchen eine Abhängigkeit vom potenziell feindlichen Ausland verheerend sein würde. Der Autarkismus sah die Schaffung eines eigenständigen Wirtschaftsblocks vor, der nicht nur aus Deutschland bestand, aber klar von Deutschland dominiert wurde. Die NS-Planer dachten an eine Art Kolonialreich, modelliert an einem völlig idealisierten Bild des britischen Weltreichs. Deutschland würde Rohstoffe aus nachgeordneten Staaten besziehen - vor allem in Osteuropa und auf dem Balkan - und diese für seine eigene Wirtschaft nutzen. So wäre es komplett unabhängig vom Welthandel.

5 Reichsmark, 1942
Das Konzept diente natürlich nicht der bestmöglichen Versorgung der Bevölkerung und ihrem Wohlergehen, sondern war den Interessen der so genannten Wehrwirtschaft untergeordnet - die Autarkie war lediglich ein wenn auch entscheidender Wegstein zur Vorbereitung eines Krieges. Sie musste instande sein, genügend Ressourcen für den militärischen und die Aufrechterhaltung eines rudimentären zivilen Sektors zu beschaffen (hierzu später mehr), den Treibstoff für die Fahrzeuge bereitszustellen, eine Infrastruktur aufzubauen, die schnelle Truppenverlegungen ermöglichte und all das auch finanzieren.

Den Nationalsozialisten war klar, dass die Errichtung dieser Wehrwirtschaft klar zulasten einer zivilen Wirtschaft, besonders der Konsumgüterindustrie, gehen musste. Stets das Schreckbild des Zusammenbruchs 1918 vor Augen definierten sie die zuverlässige Versorgung der Bevölkerung mit den Gütern des täglichen Bedarfs als höchste Priorität, die auch in der Tat wesentlich zum langen Durchhalten Nazi-Deutschlands beitrug. Die Versorgung mit Lebensmitteln musste gesichert werden, ebenso mit den Gütern, die zur Aufrechterhaltung des Propagandapperats notwendig waren - Zeitungen, Radios, Kinoeintritt u.ä. Des Weiteren wurden einige propagandistische Programme wie der Volkswagen initiiert, mit denen das Volk gegenüber dem Regime positiv gestimmt werden sollte. Vordringlichstes Ziel musste daher die Beendigung des Brüning'schen Austeritätsprogramms und die Herstellung von Vollbeschäftigung sein. Die Verbreitung bestimmter wirtschaftlicher Güter, vor allem Autos, sollte propgandistisch die Leistungsfähigkeit des Regimes herausstreichen. 

Saalebrücke bei Hirschberg - Man achte auf den regen Verkehr.
Mit diesen Zielsetzungen ging das Regime an die Planung seiner Wirtschaft. Aufbauend auf den Weimarer Programmen zum Infrastrukturausbau trieben die Nationalsozialisten den Ausbau der Autobahnen voran. Um möglichst schnell die Arbeitslosigkeit abbauen zu können, nutzten sie eine künstliche Manualisierung der Arbeit: mit primitiven Werkzeugen wie Hacken und Schaufeln, ohne großartigen Maschineneinsatz, wurde der Arbeitskräftebedarf künstlich vervielfacht. Tausende von schlecht ausgebildeten Arbeitslosen konnten hier zum Einsatz kommen. Da die Arbeit hart, schlecht bezahlt und von widrigen Umständen begleitet war - die Arbeiter mussten ihre schäbigen Unterkünfte selbst bauen - gab es kaum Freiwillige, weswegen das Regime die Arbeitslosen einfach zum Einsatz zwang. Die Maßnahme war vor allem propagandistisch erfolgreich und brachte eine sechsstellige Zahl Arbeitsloser in Arbeit; die Autobahnen selbst waren wegen der geringen Motorisierung unbedeutend; Truppenverlegungen geschahen ohnehin per Eisenbahn.

Die Nationalsozialisten gingen außerdem zügig daran, eine Kernforderung der Unternehmer zu erfüllen - die ihnen natürlich auch gelegen kam - und zerschlugen noch im Mai 1933 die Gewerkschaften vollständig. An ihre Stelle trat die DAF, die "Deutsche Arbeitsfront", die aber kein effektives Verhandlunsorgan war.  Als Ausgleich wurde die KdF, die "Kraft durch Freude", aufgebaut, eine Organisation, die Urlaubsreisen für Arbeitnehmer organisierte. Den größten Effekt auf die Arbeitslosigkeit aber hatten zwei Maßnahmen, beide 1935: die Einführung des "Reichsarbeitdiensts", in den Männer bis zum Alter von 24 eingezogen wurden und der effektiv unbezahlte, körperliche Arbeit darstellte, und die Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht, die die Zahl der Soldaten von 100.000 auf eine Million steigerte - und die Arbeitslosigkeit unter jungen Männern praktisch vollständig beseitigte. Ein effektiver Preisstop fror dazu die Löhne und Preise etwa auf dem Niveau von 1933 ein - der Lebensstandard im Reich lag damit unter dem von 1928, aber natürlich deutlich über dem der Jahre 1930-1932, die für die meisten Menschen den einzig gültigen Vergleichssmaßstab darstellten. 

Speisung im Obdachlosenasyl 1932
Es ist wichtig an dieser Stelle den Unterschied zwischen relativem und absolutem Wohlstand zu verstehen. Den Menschen ging es zu Beginn der nationalsozialistischen Diktatur im allgemeinen besser als während der Wirtschaftskrise, aber schlechter als in der Weimarer Republik. Nur war dieser feine Unterschied natürlich rein akademisch - wer drei Jahre lang in grausamen wirtschaftlichen Umständen gelebt hat erinnert sich nicht mehr realistisch an das, was vorher war (besonders wenn dieses Vorher ohnehin beständig denunziert wird). Bewusst war vor allem eines: die Massenarbeitslosigkeit war vorüber, und praktisch niemand mehr musste Angst davor haben, kein Brot auf den Tisch zu bekommen. Angst betraf einige andere Gruppen, vor allem ehemalige aktive Demokraten, Kommunisten und Juden. Diese Gruppen verloren enorm an wirtschaftlicher Sicherheit, allen voran die Juden.

Neben den propagandistischen Maßnahmen - vor allem der in Szene gesetzte Autobahnbau und die Einführung des Reichsarbeitsdiensts - fanden im Hintergrund umfrangreiche Richtungswechsel in der Wirtschaftspolitik statt. Diese Richtungswechsel wurden mit großem Aufwand vor der Öffentlichkeit innerhalb wie außerhalb Deutschlands verborgen, denn sie waren alles andere als hasenrein. Letztlich ging es Hitler darum, dass die Wirtschaft möglichst schnell einen akzeptablen Lebensstandard bereitstellte und andererseits in der Lage war, die geplante Aufrüstung zu schultern. Dies konnte nur mit einer expansiven Wirtschaftspolitik erreicht werden, doch diese würde unweigerlich destabilisierend wirken. Eine trabende Inflation aber konnte man sich genausowenig leisten wie eine Aufnahme von größeren Schuldenbeträgen. Letzteres war in der Weltwirtschaftskrise mangels Kreditgebern ohnehin nicht möglich. Der Vorsitzende der Reichsbank, Hjalmar Schacht, brauchte also dringend eine Möglichkeit, die ab 1935 rasch ansteigenden Rüstungsausgaben mit einer Art Schattenwirtschaft zu finanzieren, denn die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Landes reichte eigentlich gerade aus, um den Lebensstandard der Deutschen wieder auf das Niveau Ende der 1920er Jahre zu bringen (das übrigens im ganzen Dritten Reich nie wirklich erreicht wurde).

Funktionsweise der Mefo-Wechsel
Zu diesem Zweck grüdnete er zusammen mit vier namhaften deutschen Unternehmen - Siemens, Gutehoffnungshütte, Krupp und Rheinmetall - die "Metallurgische Forschungsgesellschaft", eine reine Tarnfirma. Diese "Mefo" diente lediglich einem Zweck: eine zweite Unterschrift für Wechsel bereitzustellen, mit denen diese zum gesetzlichen Zahlungsmittel werden konnten. Offiziell deckten diese vier Unternehmen also von der Reichsbank ausgegebene Wechsel, die nicht auf Gold oder anderen Werten basierten, wie es die Reichsmark offiziell tat. Die Eigenkapitaleinlage der Mefo betrug gerade einmal eine Million Reichsmark - bedenkt man, dass bis 1938 Wechsel über insgesamt 11,9 Milliarden Reichsmark ausgestellt wurden erkennt man den gewaltigen Hebel, mit dem hier gearbeitet wurde.

Da hinter den Wechseln keine echten Werte standen, konnte das Reich die damit getätigten Einkäufe natürlich kaum bezahlen. In der Realität wurden daher nur rund 40% der mit den Wechseln getätigten Einkäufe tatsächlich bezahlt. Die restlichen 60% wurden als Anteile auf spätere Einnahmen und Steuernachlässe gutgeschrieben. Dies führte zu zwei Entwicklungen: zum einen gruben die Mefo-Wechsel dem Reich innerhalb kürzester Zeit die Steuerbasis ab, weil ja gewaltige Steuergutschriften aufliefen. Und zum anderen entstand eine kurzfristig in die Zukunft verlagerte Notwendigkeit, neue Einkommensquellen zu erschließen, um die Wechsel zu bedienen. In den Firmen selbst wurde das System natürlich schnell durchschaut. Da mit nur 40% des Warenwerts kaum gewirtschaftet werden konnte, begannen die Firmen in gewaltigem Umfang die Bilanzen zu frisieren und um ein vielfaches höhere Preise abzurechnen. Das ab 1934 von Hermann Göring gesteurte Wirtschaftsministerium konnte dagegen wenig unternehmen - die Mefo-Wechsel hatten eine gegenseitige Symbiose geschaffen. Weder konnte das Wirtschaftsministerium die Bilanzfälschungen anprangern noch die Firmen die Wechsel einlösen. 1938 wurde die Ausgabe der Wechsel gestoppt, ermöglichte bis dahin aber die Aufrüstung auf ein Niveau, das in etwa dem der Nachbarstaaten entsprach.

Bildnachweise: 
Arbeitslosenrate - Hedwig Klawuttke (CC-BY-SA 3.0)
Reichsmarl - Bildarchiv der Deutschen Bundesbank, Frankfurt am Main (gemeinfrei)
Autobahnbrücke - Bundesarchiv, Bild 146-1979-096-13A / CC-BY-SA
Obdachlosenasyl -  Bundesarchiv, Bild 183-R96268 / CC-BY-SA
Mefo-Wechsel - Guido Golla (CC-BY-SA 3.0)

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2013/02/wirtschaftspolitik-im-dritten-reich.html

Weiterlesen

aventinus recensio Nr. 35 [31.01.2013]: William E. Metcalf (Hrsg.): The Oxford Handbook of Greek and Roman Coinage, Oxford University Press 2012.

Mit diesem Handbuch legt der routinierte amerikanische Numismatiker William Metcalf ein wichtiges Werk vor, das seit langer Zeit als Desiderat gilt. Zwar kann und will es nicht klassische Einführungen in die Numismatik ersetzen. Doch die Menge des behandelten Stoffs geht weit darüber hinaus. http://www.aventinus-online.de/recensio/altertum/art/Rezension_Willi/html/ca/view

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/01/3833/

Weiterlesen

aventinus bavarica Nr. 24 [31.01.2013]: Denkmäler erzählen Geschichte(n)! Die Feldherrnhalle in München Nationale Begeisterung — Instrumentalisierung — Alltagsgeschehen [=Bayernspiegel Nr. 5-6/2012]

Überquert man in Zeiten hektischer Betriebsamkeit den Münchner Odeonsplatz, wird die Feldherrnhalle für gewöhnlich nur am Rande wahrgenommen. Ihre facettenreiche Geschichte bleibt im Verborgenen oder wird auf Hitlers Marsch auf die Feldherrenhalle konzentriert. http://www.aventinus-online.de/bavarica/neueste-geschichte/art/Denkmaeler_erz/html/ca/view

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/01/3829/

Weiterlesen

Duisburgs Bruch mit seiner Geschichte – Mercator-Haus Duisburg III

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Duisburg stark zerstört. Der Wiederaufbau sollte vielmehr ein vollständiger Neuaufbau werden. Es war ein gewollter Bruch mit der Geschichte und mit der gewachsenen historischen Siedlungsstruktur.

Die Bombenangriffe auf Duisburg begannen bereits 1940. Die Stadt glich nach dem Krieg einem Trümmerfeld, wie fast alle Großstädte Deutschlands auch.

Bei einem Beschädigungsgrad von über 60% gilt ein Gebäude als nicht mehr zu retten. Für Duisburg Mitte betraf das 58,4 % des Bestandes. 1947 waren in der Innenstadt 25,2 % der Häuser bereits wieder instand gesetzt und 15, 6% wurden als wieder aufbaufähig eingestuft. Weitere stark zerstörte Stadtteile waren Beeck mit 54,6 % und Untermeiderich mit 57% nicht instandsatzungsfähigen Gebäuden. Der in den 60er Jahren flächensanierte Stadtteil Ruhrort  war „nur“ zu 28% nicht mehr aufbaufähig.[1]

Kohle und Stahl machten das Ruhrgebiet in den 50er Jahren zu einem Motor des Wirtschaftswunderlandes Deutschland. Der Reichtum Duisburgs war einer der Gründe, warum hier eine flächige Neugestaltung der Innenstadt überhaupt möglich wurde. Es wurden straßenzugweise Grundstücke aufgekauft und neu überplant. Bei einer Totalzerstörung von 58, 4% des Gebäudebestandes wären 42% der Häuser wieder zu errichten gewesen. Genug, um an die alte Duisburger Altstadt anzuknüpfen. Das wollten die Stadtväter der fünfziger Jahre nicht. Der Wiederaufbau in Deutschland war von einer starken öffentlichen Debatte begleitet, die sich sehr kontrovers über die verschiedenen Konzepte äußerte.

Ein so radikales Aufräumen, wie in Duisburg, war nämlich nicht die Regel. In anderen Städten wurden andere Konzepte durchgeführt und prägen heute Stadt und Menschen. In den stark zerstörten polnischen Städten Warschau, Breslau und Danzig wurden die Altstädte teilweise bis ins kleinste Detail rekonstruierend wieder aufgebaut. Die Stadtzentren stehen heute da, als wären sie niemals Mittelpunkt von Kampfhandlungen gewesen. Eine ähnliche Wiederaufbauleistung leistete man in Rothenburg ob der Tauber, wo 40% der Bebauung zerstört wurden. Rothenburg gilt als ein Inbegriff des deutschen Mittelalters und die Altstadt von Warschau ist seit 1980 Unesco-Weltkultur-Erbe.

Ein anders Konzept wurde im schwäbischen Freudenstadt und im westfälischen Münster verfolgt. Die zentralen und identitätsstiftenden Bauten, wie die Freudenstädter Kirche und in Münster das Rathaus wurden rekonstruiert, die historische Parzellenstruktur wurde beibehalten. In Münster orientiert sich die Gestaltung der Fassaden an den Originalen, sind aber keine Kopien, sondern vielmehr moderne Interpretationen. Wie in den meisten deutschen Städten wurden auch in Köln die Kirchen rekonstruiert. Neben den Kirchen schmerzte den Kölnern besonders der Verlustes des geliebten Rheinpanoramas. Der berühmte Blickfang ist heute durch eine Rekonstruktion des alten Rathauses wieder hergestellt. Der Gedanke der stilistischen Geschlossenheit eines Stadtbildes hat den Ausschlag für den rekonstruierenden Wiederaufbau der Maximilian-Straße in München gegeben. Wir sehen, der Duisburger Weg, auch in Stuttgart oder Kassel verwirklicht, war nicht der einzige Weg.

Unsere Städte haben sich über Jahrhunderte hinweg entwickelt. Auch Duisburg, am Zufluss der Ruhr in den Rhein gelegen, war seit der Seßhaftwerdung des Menschen Siedlungsplatz. Die Stadt taucht in den Schriftquellen im 9. Jahrhundert das erste Mal auf. Im 10. Jahrhundert wurde Duisburg Königspfalz. Königspfalz zu sein bedeutet, zu den wichtigsten Orten des Deutschen Reiches und zugleich zu den Regierungssitzen des Kaisers zu gehören: wie Aachen, Paderborn, Werla, Tilleda, Grone und Trebur. Duisburg ist zudem westlicher Ausgangspunkt des Hellweges, des wichtigsten Landhandelsweges zwischen Rhein und Elbe. Der Zielort Magdeburg an der Elbe definiert sich heute durch „seinen“ Kaiser Otto I.  Es ist die große Zeit Duisburgs und Ausgangspunkt einer städtebaulichen Entwicklung. Die Pfalz ging wiederum auf einen Königshof zurück, aber das soll hier nicht Thema sein.

Ich habe einmal Duisburger Stadtansichten aus den unterschiedlichen Jahrhunderten untereinander gestellt. Sie sind alle ungefähr aus der gleichen Perspektive aufgenommen und zeigen die Entwicklung der Stadt in den letzten tausend Jahren. Die Google-Earth-Screenshots habe ich von 3D-Modellen gemacht, die von der Uni-Bochum im Netz-Projekt RuhrZeiten erstellt worden sind. Näheres zum Projekt hier.

Besonders eindrücklich zeigt das Luftbild aus den fünfziger Jahren, was ein Bruch mit seiner Geschichte bedeutet. Ein Loblied auf den Wiederaufbau Duisburgs singt heute niemand mehr.

 

[1] Die Zahlen stammen aus: G. Schörken, Wiederaufbau in Duisburg nach dem Zweiten Weltkrieg 1945-1960 (maschinenschriftliches Manuskript 1993) S. 32

 

jjjjjj

Ansicht einer 3D-Rekonstruktion der Kaiserpfalz Duisburg um 1000 Screenshot von www.RuhrZeiten.de für Google-Earth

 

Ansicht einer 3D-Rekonstruktion der Stadt Duisburg um 1200 Screenshot von www.RuhrZeiten.de für Google-Earth

 

Ansicht einer 3D-Rekonstruktion der Stadt Duisburg um 1566 Screenshot von www.RuhrZeiten.de für Google-Earth

 

Luftbild der Duisburger Innenstadt von 1924 (Stadtarchiv Duisburg)

 

Luftbild der Duisburger Innenstadt in den späten 50er Jahren (Stadtarchiv Duisburg)

 

Literatur:

A. Assmann, Geschichte im öffentlichen Raum: Architektur als Erinnerungsträger, in: A. Assmann, Geschichte im Gedächtnis (München 2007) 96-135

G. Binding, Deutsche Königspfalzen. Von Karl dem Großen bis Friedrich II. (765-1240) (Darmstadt 1996)

A. Blank (Hrsg.) J.H. Withof, Chronik der Stadt Duisburg von den Anfängen bis zum Jahre 1742 (Norderstedt 2008)

L. Heid-, H.-G. Kraume-, K. Lerch-, J. Milz-, H. Pietsch-, G. Tromnau-, K.-D. Vinschen, Kleine Geschichte der Stadt Duisburg (Duisburg 1996)

G. Krause (Hrsg.), Stadtarchäologie in Duisburg 1980-1990, Duisburger Forschungen 38 (Duisburg 1992)

J. Milz, Neue Erkenntnisse zur Geschichte Duisburgs, Duisburger Forschungen 55 (Duisburg 2008)

G. Schörken, Wiederaufbau in Duisburg nach dem Zweiten Weltkrieg 1945-1960 (maschinenschriftliches Manuskript 1993) liegt auch gedruckt vor

Zeitzeugenbörse Duisburg e.V. (Hrsg.), Bomben auf Duisburg (Erfurt 2012)

Quelle: http://minuseinsebene.hypotheses.org/362

Weiterlesen

aussichten Nr. 32 [31.01.2012]: Neue Einträge bei aussichten-online.net; Digest 01.01.2013-31.01.2013

novum.ach: Neues aus der Neuzeit http://www.aussichten-online.net/2013/01/3407/ https://www.facebook.com/groups/513222112055579 Unter der Rubrik novum werden fortan Informationen, Neuigkeiten, Internetressourcen etc. zu allen Bereichen der Neuzeit, d.h. der Frühen Neuzeit, der Neuesten Geschichte und der Zeitgeschichte publiziert. Die Rubrik fasst die bisherigen epochenspezifischen Kategorien zusammen. Bei den Beiträgen handelt es sich um Zweitpublikationen aus der gleichnamigen facebook-Gruppe. …………………………………………. Ein […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/01/3823/

Weiterlesen

ViFa Geschichte Nr. 01 (2013): Neues auf den Seiten von historicum.net III-IV/2012

chronicon Vom Treffer zur Ausleihe http://www.historicum.net/recherche/chronicon/ueber-chronicon/ Chronicon, die Suchmaschine für historicum.net, bietet einen neuen Service an: Über den Button "Beziehen" kann bei einer Vielzahl von Treffern geprüft werden, ob sie an einer gewünschten Bibliothek in Deutschland vorhanden sind. Registrierte Nutzer dieser Bibliothek können direkt eine (Fern-)Leihbestellung aufgeben. :::::::::::::::::::::::: THEMEN: Hexenforschung @KIH-eSkript http://www.historicum.net/themen/hexenforschung/akih-eskript/heft-4-2012/ Das Themenheft "Hexerei […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2013/01/3813/

Weiterlesen

Misères de la condition royale en Occident (XIIIe-XVe siècles) (Gilles Lecuppre)

Die Nöte des königlichen Daseins im spätmittelalterlichen Europa

14. Juni 2010

Deutschsprachige Zusammenfassung

Die mediävistische Forschung hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr dem Aufbau der Monarchie zugewandt. Ob eine allmähliche Genese des modernen Staates beschrieben oder die Feinheiten der Propaganda entschlüsselt wurden, den Studien lag dabei stets die Vorstellung eines allgemeinen politischen Konsenses zugrunde. Vielleicht so sehr, dass man vergaß, dass Politik immer auch Konflikt bedeutet, in dessen Zentrum mehr denn je der Titel des Königs stand. Weder der juristische, administrative oder fiskalische Apparat noch die Ausarbeitung klarer Nachfolgeregelungen oder die für die Funktion beanspruchte Sakralität konnten den König vor Staatsstreichen und anderen Bedrohungen bewahren. Die Konzentration immer größerer Gewalt geht stets mit immer höheren Ansprüchen an den Souverän einher: Die Zentralisierung politischer Autorität führt zur Zentralisierung des politischen Konfliktes. Und auch die schwindelerregende Höhe, in welche das ideale Königtum gehoben wurde, verlangt nach einem Monarchen, der diesem heiklen Amt gewachsen war. Beides trägt zu einer neuen Radikalität des Widerstandes bei.

In den Ereignissen selbst wie in der Historiographie ist es das Schicksal des Königs, bedrängt zu werden. Die christliche Moral fordert, dass der Inhaber der obersten Gewalt stetig an Menschlichkeit und Bescheidenheit erinnert werde: Widrigkeiten sollten ihm besonderer Ansporn sein. Die Zeitgenossen werden kaum vergessen: „Des Königs Herz ist in der Hand des HERRN wie Wasserbäche, und er neigt es, wohin er will“ (Spr. 21,1).

Ein Ziel des Beitrages ist es zu zeigen, dass auch die Erfahrungen des Bürgerkrieges – neben dem Hang der politischen Gesellschaft zur Figur des väterlichen Königs – zum Aufstieg der westlichen Monarchien beigetragen haben.

I. Schwächen und Unheil der Könige

1. Gefahren durch Geschlecht und Alter

Zehn Prozent der königlichen Nachfolger in den letzten drei Jahrhunderten des Mittelalters sind Frauen. Doch wird die weibliche Thronfolge zumeist als Krise wahrgenommen, die damit oft zersetzende Kräfte freisetzt. Davon zeugen die Ereignisse um Johanna von Konstantinopel um 1225. Die Erbin der Grafschaften Flandern und Hennegau, die von 1205 bis 1244 regierte, sah sich einem allgemeinen Aufstand ihrer Vasallen und Städte gegenüber. Ausgelöst wurde dieser durch Intrigen im Zusammenhang mit einem Betrüger, der im Land erschien und sich als ihr Vater Kaiser Balduin von Konstantinopel ausgab. Johanna musste sich letztlich an den König von Frankreich als ihren obersten Lehnsherren wenden, um ihre Autorität wieder herzustellen. Noch länger dauerte es, ihren Ruf wiederherzustellen.

Trotz der ständigen Anstrengungen, die Nachfolgeregelungen auf die Primogenitur hin zu verengen, war auch die Regierung eines Kindes bzw. die Regentschaft in dessen Namen häufig Umstürzen jedweder Art ausgesetzt. Meist zugunsten des väterlichen Onkels, der aufgrund seines Alters Sicherheit bot, aber auch, nach unserem Verständnis eher paradox, für die dynastische Kontinuität stand.

2. Unzulänglichkeiten der Existenz und des Körpers des Königs

Der König konnte nicht frei über seinen Körper verfügen und in den Auseinandersetzungen zwischen Parteiungen oder auswärtiger Mächte zum Unterpfand neu gefundener Gleichgewichte werden. Während der Regierung Karls VI. von Frankreich (1380-1422) wurden der Könige und dessen Söhne mehrfach seitens der Partei der Armagnacs entführt. Ein Vorgang, der nicht durch das Verbrechen der Majestätsbeleidung abgedeckt und von seinen Autoren als simple Varianten der Mobilität des Königs dargestellt wurde.

Seit Ende des 13. Jahrhunderts bot sich der englischen Diplomatie der Raub schottischer Prinzen oder der Thronkandidaten als probates Mittel an. Sie konnte damit zugleich an die ständige Bedrohung erinnern, welche die Engländer über das kleine Königreich ausübten und welches sie sich gern zum Untertan gemacht hätten.

Auch über seinen Tod konnte der König nicht frei verfügen. Die Historiographie wie die Feinde der Krone wussten ihn ganz nach ihren eigenen Interessen zu verwerten. Wilhelm, Graf von Holland und römischer König (1247-1256), hätte dem großen Interregnum ein Ende setzen und die Kaiserkrone ergreifen können. Doch fand er im Kampf gegen das unedle Volk der Friesen ein tragisches Ende: Das Eis eines zugefrorenen Sees gab unter dem Gewicht seines Pferdes nach. Die Kirchenmänner bemächtigten sich dieses Ereignisses, um an die Ungewissheit auch des Lebens der Großen zu erinnern.

Trotz der Verschärfung der Rechtsprechung gegen den Verrat war es im 13. Jahrhundert gebräuchlich, die Neuigkeit vom Tod des Königs in Umlauf zu bringen um somit dessen Anhängerschaft aufzulösen – ein weiterer Beleg für die persönliche Natur von Gehorsam und dessen Schwächen.

3. Verzicht und Delegation

Die Ausübung von Macht ist nicht immer erstrebenswert. Einige Potentaten zogen es sogar vor, ihr in Ermangelung der notwendigen Mittel und Sicherheiten den Rücken zu kehren. Die Päpste, die sich im 13. Jahrhundert gern in der Rolle der Hüter der Königtümer sahen, hatten es bisweilen schwer, geeignete Kandidaten zu finden.

Andere versuchten, ihre Macht zu delegieren. Doch selbst das wurde ihnen oft mit dem Verweis auf die Verpflichtungen versagt, die sie während des Eids bei der Salbung eingegangen waren. Vielmehr schuldeten sie einem jeden ihrer Barone die gleiche Zuneigung: So loyal sich ein Günstling auch zeigen mochte, in den Augen des Adels und der Chronisten war er stets des Verrats schuldig.

Trotz der Abscheu, welche die mittelalterlichen Menschen gegenüber Uneinigkeit und Teilung als Zeichen des Bösen hegte – die Gelegenheiten, welche den König sich ein alter ego wählen oder erdulden sahen, waren nicht selten: die Regentschaften einmal ausgenommen, konnte der Monarch zusammen mit seiner Ehefrau, seinem Bruder, seinem Sohn, seinem Günstling, seinem wichtigsten Berater oder seinem Feind als Gespann auftreten, und selbst mit einem Betrüger als Wiedergänger eines früheren Königs. Nicht immer gelang es durch Gewalt und Krieg, alle Gegensätze zu beseitigen. Zog sich der Konflikt in die Länge, mussten neue Formen der Teilung erfunden werden: Aufteilung des Territoriums, internationale Schlichtung, neuartige Formulierungen von Unterwerfung etc.

II. Rivalität um die Königskrone

Die Zeitgenossen hüteten sich davor, von Zwiespalt zu sprechen, und mehr noch, ihn zu denken – und dennoch ist er in der Monarchie häufig anzutreffen. Allein das 13. Jahrhundert, das gern als klassisch bezeichnet und mit der Perfektion seiner Kathedralen und seiner theologischen Summen gleichgesetzt wird, ist über das ganze Abendland hin von königlichen Schismen durchzogen, die Wahlkönigtümer ebenso trafen wie dynastische Thronfolgen.

Lange Zeit bildete das Königreich Frankreich eine Ausnahme. Die zeitgenössischen Autoren betrachten die mittlerweile chronische Zersplitterung im Reich mit Belustigung, vor allem aber mit viel Stolz, bis zu dem Zeitpunkt, als die Kapetinger in direkter Linie ausstarben und man sich an die Wahl eines Nachfolgers machen musste (1328). Diese Wahl wurde ihrerseits in Frage gestellt, während auch die englischen und navarrischen Verwandten Ansprüche auf den Thron anmeldeten.

III. Zwielichtige Praktiken der Monarchie

Die Fortschritte der königlichen Herrschaft kann man schließlich auch als eine „Domestizierung“ zweifelhafter und unmoralischer Praktiken verstehen, die von den traditionellen Fürstenspiegeln abgelehnt wurden.

In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von Thomas von Aquin neu definiert, macht der Skandal die Sünde publik. Seine Untersuchung in den königlichen Häusern erlaubt es die Meisterschaft aufzuzeigen, welche die Fürsten gegenüber diesem a priori zerstörerischen Phänomen entwickelten: Auf ihre Initiative wichen die Grenzen des Akzeptierbaren zurück. Die Entscheidung für den Skandal statt für das Schweigen konnte dazu beitragen, eine Politik zu unterstützen (wie beim Skandal um die Tour de Nesle unter Philipp IV. den Schönen, 1314) und seine rituelle Beilegung konnte als Zeichen für die Zuneigung zum Monarchen interpretiert werden (wie nach dem Bal des Ardents am französischen Königshof, 1393).

Das Abgleiten ins Tyrannische, das potentiell jede Monarchie treffen konnte, vor allem aber jene, die aus einem Staatsstreich hervorgegangen waren, zeichnete sich insbesondere durch eine große Zahl von Komplotten aus. Der geschickte Souverän wusste diese aber nicht nur abzuwehren, sondern auch selbst einzufädeln, um auf diese Weise seinen Einflussbereich zu erweitern, vor Opposition zu warnen oder die Zuneigung seiner Untergebenen zu steigern, die bisweilen sogar bereit waren, imaginäre Verschwörungen niederzuwerfen.

Ein weiteres neues Element am Ende des 15. Jahrhunderts ist die Fähigkeit der Regierenden, Gerüchte gezielt zu steuern. Neben den autorisierten Informationskanälen und der Propaganda wurde im Rahmen der politischen Kämpfe gegen Fürsten und Städte dieser Umweg mit zunehmender Fertigkeit gewählt. So betrachtet, hatten die Könige in der Phase der Bürgerkriege Vieles dazugelernt, was ihre Handlungsmöglichkeiten im Falle eines Konfliktes erheblich erweiterte.

Ende des 15. Jahrhunderts stellten sich Humanisten in den Dienst der Monarchen, um mit Hilfe einer neuen und glanzvollen Sprache oder mit dem schmeichelhaften Vergleich mit Gestalten antiker Mythen deren Legitimität Ausdruck zu verleihen. Sicherlich ein geschicktes Ansinnen: Denn wie erst das Monster den Helden zum Helden machte, so machte erst die Prüfung den König zum König.

Informationen zu Gilles Lecuppre: hier
Zum Programm im Sommersemester 2010: hier

Quelle: http://jeunegen.hypotheses.org/256

Weiterlesen