Bloße Studentenschelte oder wichtiger Zwischenruf?

Die Überschrift hatte es mir gleich angetan: „Studienanfänger – leseschwach und verantwortungsscheu. Ein Professor lässt Frust ab: Warum sind Studenten so mutlos und verzweifelt, wenn es Widerstände gibt? Und wo sind Neugier und Abenteuerlust geblieben?“ stand in der Online-Ausgabe der FAZ am 24.02.2016. Großartig – die übliche Studentenschelte, turnusmäßig abgeliefert. Von der Lektüre hatte ich gar nicht viel erwartet.

Der evangelische Theologe Bernd Beuscher, Autor dieses Artikels, hat es aber doch geschafft, mich zu überraschen.

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Quelle: https://geschichtsadmin.hypotheses.org/389

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Bloße Studentenschelte oder wichtiger Zwischenruf?

Die Überschrift hatte es mir gleich angetan: „Studienanfänger – leseschwach und verantwortungsscheu. Ein Professor lässt Frust ab: Warum sind Studenten so mutlos und verzweifelt, wenn es Widerstände gibt? Und wo sind Neugier und Abenteuerlust geblieben?“ stand in der Online-Ausgabe der FAZ am 24.02.2016. Großartig – die übliche Studentenschelte, turnusmäßig abgeliefert. Von der Lektüre hatte ich gar nicht viel erwartet.

Der evangelische Theologe Bernd Beuscher, Autor dieses Artikels, hat es aber doch geschafft, mich zu überraschen.

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Quelle: https://geschichtsadmin.hypotheses.org/389

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Digitalität und Geschichtswissenschaft

Seit einigen Wochen diskutiert die Historikerzunft engagiert (aber allmählich auch wieder abflauend) über „Quellenkritik im digitalen Zeitalter: Die Historischen Grundwissenschaften als zentrale Kompetenz der Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter“ (so der Titel des Positionspapiers von Eva Schlotheuber und Frank Bösch (http://blog.historikerverband.de/2015/10/30/quellenkritik-im-digitalen-zeitalter-die-historischen-grundwissenschaften-als-zentrale-kompetenz-der-geschichtswissenschaft-und-benachbarter-faecher/; Forum dazu unter http://www.hsozkult.de/text/id/texte-2890?title=diskussionsforum-historische-grundwissenschaften-und-die-digitale-herausforderung). Zeit, die Debatte Revue passieren zu lassen – was naturgemäß nicht in allen Punkten geschehen kann. Den fachkundigen Anmerkungen der vielen an der Diskussion beteiligten Vertreter der Historischen Hilfswissenschaften (ich bevorzuge weiterhin den Begriff der „Historischen Hilfswissenschaften“) zu eben diesen und der Digitalen Geisteswissenschaftler zu eben jenen mag ich nichts hinzufügen; stattdessen möchte ich mich auf wenige grundsätzliche Bemerkungen beschränken.

Das zentrale Argument von Schlotheuber und Bösch lautet: Wir erleben eine massenhafte Digitalisierung von Quellenbeständen und müssen es schaffen, die entsprechende Quellenkritik zu vermitteln, auf dass Studierende kompetent mit diesen Quellenbeständen umgehen können.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/384

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Geschichtsdidaktische Herausforderungen der Flüchtlingsdiskussion

Dass die Zahl nach Deutschland gelangender Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen oder als Bürgerkriegsflüchtlinge Aufenthalt suchen, ist bekannt, dass dies die öffentlichen Diskussionen in Deutschland heftig emotionalisiert und dabei zunehmend zu latenter und manifester Aggressivität und Gewaltbereitschaft führt, auch.

Die Geschichtsdidaktik reagiert derweil, wenn ich es richtig sehe, auf zwei Ebenen: Zum einen verweist sie, inspiriert von der Historischen Migrationsforschung (und völlig zu Recht), auf die historische Normalität von Wanderung und Mobilität sowie auf die historischen Ursachen der gegenwärtigen Wanderungsbewegungen. Zum anderen (und ebenso zu Recht) betont sie die Notwendigkeit einer Geschichtsdidaktik, die sich dem interkulturellen historischen Lernen verpflichtet fühlt. Dafür gibt es bereits gute Vorarbeiten, die wohl noch nicht überall und ausreichend in die Ausbildung künftiger Lehrer/innen integriert ist, aber grundsätzlich schon jetzt viel zu bieten hat.

Beide Ansätze sind richtig, aber sie haben eines gemeinsam: Sie akzeptieren den Grundsatz der gegenwärtigen gesellschaftlichen Aufregung, die im starken Anwachsen der Flüchtlingszahlen des eigentliche Problem und die eigentliche Herausforderung sieht. Man kann die Situation aber auch einmal anders sehen: Das eigentliche Problem ist die Anfälligkeit so vieler Menschen für heftige Emotionalisierung angesichts einer Situation, die nach Vernunft ruft, und zu diesem Problem gehört die große Zahl an Menschen, die differenzierende, differenzierte und in diesem Sinne uneindeutige Berichterstattung als Ausdruck von Lügenpresse empfinden oder die in Politikerinnen und Politikern, die Politik auch als langwierigen Aushandlungsprozess kennengelernt haben und schnellen Lösungen daher erfahrungsbasiert nicht vertrauen, als Volksverräter beschimpfen. Mein Eindruckist, dass sich hier auch ein autoritäres Denken ausdrückt, das sich selbst als aufrichtig und klar wahrnimmt: Ich rede nicht mal so oder mal so, ich rede immer, wie mir der Schnabel gewachsen ist, und wenn man Leute wie mich mal lassen würde, wären die Probleme auch schnell gelöst, man muss es nur wollen und man muss eben mal Entscheidungen treffen und dann auch handeln.



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Quelle: https://geschichtsadmin.hypotheses.org/371

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Ut omnes unum sint – Teil II

Unter “Ut omnes unum sint” (http://geschichtsadmin.hypotheses.org/297) hatte ich schon vor einiger Zeit darum gebeten, am Überlegen zu partizipieren und über sinnvolle, nicht zielgruppenspezifische und nicht defizitorientierte Sensibilisierungen und Maßnahmen nachzudenken.

Sicher nicht die wichtigste Baustelle in den an der JGU Mainz laufenden Überlegungen, aber dennoch auf der mentalen Liste, ist die Frage nach Gebetsräumen auf dem Campus. Traditionell gibt es eine Katholische Hochschulgemeinde und eine Evangelische Studierendengemeinde, die auf Universitätsflächen auch Gebetsräume unterhalten. Seit einiger Zeit wird auch über Gebetsräume anderer Gruppen (vor allem über muslimische, d.h. i.d.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/352

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Einwanderung und Überlieferungszusammenhang

Historiker müssen sicher nicht zu allem etwas beitragen. Sie sollten es, jedenfalls als Historiker, vor allem dann nicht tun, wenn ihre eigene Arbeit nichts mit dem Thema zu tun hat, zu dem sie sich äußern. Sie sollten dann auch vorsichtig mit dem Einsatz ihres Vokabulars sein, das nach außen Expertentum suggeriert, auch wenn ein solches gar nicht vorliegt. Sie sollten dann auch markieren, dass sie sich als Privatleute äußern, nicht als Experte. Anders vor etwa drei Wochen Jörg Baberowski: Unter dem Titel “Europa ist gar keine Wertegemeinschaft” wendet er sich vehement gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung.

Nun gilt es nicht, dem, was Baberowski dort vorträgt, als weiterer vermeintlicher Experte etwas entgegenzustellen. Es reicht vielleicht festzustellen, dass auch Baberowski nicht wirklich souverän beispielsweise mit den verschiedenen Aufenthaltstiteln umgeht, die einen legalen Aufenthalt in Deutschland ermöglichen, und stattdessen pauschalierend und mehrfach von “illegalen Einwanderern” spricht; er weiß, was ein solches Sprechen auslöst. Und dass er den von anderen schon gewohnten Minderheitsduktus dann in einem Folge-Interview auch noch einnimmt (“es gibt eine Atmosphäre, in der jene, die das wollen, anderen vorschreiben können, wie sie zu reden haben” – http://www.faz.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/343

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Rationales Entscheiden und historische Erklärung

Seit langem beschäftige ich mich mit der Frage der handlungstheoretischen Grundlegung der historischen Erklärung. Aktuell stoße ich dabei auf die Selbstbeschreibung des SFB 1150 „Kulturen des Entscheidens“ in Münster. Auf der Homepage findet sich eine Zusammenfassung des Forschungsprogramms, in der es u.a. heißt: “Damit soll zum anderen ein Anstoß dazu gegeben werden, Entscheiden zu einem zentralen Problem der Historischen Kulturwissenschaften zu machen […].” Dem kann ich ich nur anschließen – würde aber ergänzen, dass Entscheiden immer schon ein zentrales Problem der Historischen Kulturwissenschaften war.

Was mich aber verwundert, ist der in der Geschichtswissenschaft immer noch anhaltende Impuls, sich gegen ein Modell von Handlungsrationalität zu wenden, das eigentlich von niemandem mehr vertreten wird – das hat etwas vom Kampf gegen selbstgebaute Strohpuppen. Zugleich werden Theorieentwicklungen der letzten 20-30 Jahre souverän ignoriert. Es erinnert ein wenig an die Begeisterung der Historiker/innen für Clifford Geertz zu einem Zeitpunkt, als die Ethnologie ihn schon nach heftiger Kritik zu überwinden begann.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/334

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“Dialog für Frieden” – oder Orwell 2.0

Rückblick auf das Ausstellungsprojekt: Am 09. Mai schrieb mir Ali Söylemezoglu, Vorsitzender des Vereins mit dem sprechenden Namen: “Dialog für Frieden e.V.”, wir würden eine Veranstaltungsreihe anbieten, in der die Behauptung erhoben werde, dass die Türken 1915 einen Völkermord verübt hätten. Das war schon einmal falsch: “Die Türken” hatten wir nirgendwo geschrieben, wohl aber tauchte der Begriff “Völkermord” in Vortragstiteln der die Ausstellung begleitenden Vortragsreihe auf. Erstaunlich, wie man missverstanden werden kann, wenn jemand missverstehen will. Der Dialog für Frieden (laut eigener Internet-Recherche ein nur 15 Köpfe starker, aber eben lautstarker Verein) fuhr fort, wir seien uns jedenfalls darin einig, dass die Ereignisse 1914-1922 in Anatolien von größter Bedeutung seien. Insofern wären wir sicher alle der Meinung, dass eine gemeinsame öffentliche Diskussion der Ereignisse an unserer Universität (mit gleichen Redeanteilen der “Vertreter der Völkermordthese” und der “Vertreter der Gegenposition”) sinnvoll sei, um insbesondere das Für und Wider der Einstufung der Ereignisse als Genozid abzuwägen. Eben letzteres war aber gar nicht die Intention von Ausstellung und Vortragsreihe; wie wir unter http://www.blogs.

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Quelle: https://geschichtsadmin.hypotheses.org/330

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Studienabbruch steuern?

Seitdem das Land Hessen die finanzielle Unterstützung der eigenen Universitäten an die Reduktion der Studienabbruchquoten binden möchte, wird auch hierüber diskutiert. Nun kritisiert Jürgen Kaube in der FAZ die Politik, die auf diese Weise nur politisch gesteuerte Fehlentwicklungen der Bologna-Reformen überdecken wolle:

Heute aber verlässt, nach Zahlen des Deutschen Hochschulverbandes, jeder dritte Student vor dem ersten Abschluss die Universität, zwei von fünf, die für Mathematik oder Naturwissenschaften eingeschrieben sind, bleiben ebenfalls ohne Bachelor-Titel. In den Sozialwissenschaften, einschließlich Jura und Ökonomie, schließt jeder Vierte nicht ab. Was tun? Politik bedeutet, sich auf keinen Fall mit den eigenen Entscheidungen blamieren zu wollen. Also müssen die Hochschulen für das Scheitern von Bologna verantwortlich gemacht werden. Man habe, heißt es seit einiger Zeit, wenn die Mängel nicht mehr weggeredet werden können, vielerorts Bologna schlecht umgesetzt. Dass die völlig überflüssigen und noch dazu teuren Akkreditierungsagenturen überall all die Studiengänge offiziell für gut und „studierbar“ befunden haben, die jetzt von so vielen Studenten abgebrochen werden, passt dazu allerdings nicht. Eine nähere Betrachtung der Umstände, unter denen studiert oder abgebrochen wird, scheuen Wissenschafts- und Bildungsminister ohnehin.

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Quelle: http://geschichtsadmin.hypotheses.org/318

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Ausstellung zum Völkermord an den Armeniern an der JGU Mainz

Eine Projektgruppe von 11 Studierenden unter der Leitung von Dr. Andreas Frings hat für das Historische Seminar der JGU Mainz eine Ausstellung zum Thema “Eine ‘innertürkische Verwaltungsangelegenheit’? Osmanisch-deutsche Verflechtungen und die Armeniergräuel im Ersten Weltkrieg” erarbeitet, die am Mittwoch feierlich eröffnet wurde und seit gestern (bis Pfingsten) im Philosophicum der JGU Mainz zu sehen ist. Projektbegleitend wurde unter der URL https://www.blogs.uni-mainz.de/fb07-armeniergreuel/ eine Ausstellungshomepage erarbeitet, die die Texte der Poster spiegelt und zusätzlich weitere Materialien und didaktische Überlegungen anbietet. Ausstellung und Homepage wurden bewusst so aufgebaut, dass sie auch im Unterricht eingesetzt werden können – angesichts der aktuellen medialen Aufmerksamkeit für das Thema also eine wichtige Unterstützung für all jene, die sich vorstellen können, das Thema des Völkermordes aus der Perspektive der deutsch-osmanischen Beziehungsgeschichte heraus in den Unterricht zu bringen. Rückmeldungen zu den Texten oder den Materialien (die sukzessive aufgebaut und erweitert werden) sind ausdrücklich erwünscht und über ein Online-Gästebuch auf der Homepage möglich.

Quelle: http://vgdrp.hypotheses.org/351

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