17. Magazinierte Geschichte

magazinesPopularität vs. Seriosität?

Regelmäßig bringen sie das Neueste von gestern und vorgestern in den Zeitschriftenhandel: Geschichtsmagazine. Sie erfreuen sich bei einer anhaltend großen Leserschaft einer ebenso anhaltend großen Beliebtheit. In den Bahnhofsbuchhandlungen liegen sie nicht irgendwo versteckt, hinten in der Ecke aus, sondern finden sich prominent am Eingang platziert, zu großen Stapeln aufgehäuft. Aber auch in jedem Kiosk um die Ecke kann man sie finden, diese Hefte, die eine informative und unterhaltsame Reise in die Vergangenheit versprechen. Der Markt für Geschichtsmagazine scheint so gut bestellt zu sein, dass sich schon seit einigen Jahren gleich mehrere von ihnen Konkurrenz machen können.

Neben den Zeitschriften „Damals“ (verkaufte Exemplare 22.779) und „G/Geschichte“ (27.719), die dieses Geschäft schon seit Längerem betreiben und, ebenso wie „P.M. History“ (45.893), auf eine Heftgestaltung gemischten Inhalts setzen, sind es vor allem die großen Verlage, die dieses Segment für sich in Anspruch nehmen. Am prominentesten ist wohl „Geo Epoche“ aus dem Haus Gruner + Jahr (109.320), ein Magazin, das von sich behauptet, die Nummer 1 unter den populären historischen Zeitschriften zu sein. Aber auch „Der Spiegel“ (84.019) und „Die Zeit“ warten seit einiger Zeit mit eigenen Geschichtsmagazinen auf (Alle Verkaufszahlen laut IVW 3. Quartal 2013).

Aus wissenschaftlicher Perspektive sind Geschichtsmagazine durch eine unübersehbare Ambivalenz geprägt. Einerseits kann man sich nur freuen über die Aufmerksamkeit, die historische Themen in der Öffentlichkeit genießen. Vergleichbare populäre Zeitschriften zur Linguistik, Literaturwissenschaft oder Soziologie gibt es nicht. Andererseits wird gerade diese Popularität zuweilen mit dem Verlust wissenschaftlicher Seriosität und Komplexität erkauft.

Aber mir soll es hier nicht um die schon x-fach erörterten Spannungen zwischen wissenschaftlichen Ansprüchen und ihrer Aufbereitung für ein größeres Publikum gehen. Denn gegen solche Formen der Popularisierung zu polemisieren, halte ich offen gestanden für ein Luxusproblem – besser eine komplexitätsreduzierte Übersetzung als gar keine Wahrnehmung. Nein, was ich am Phänomen ‚Geschichtsmagazin‘ viel interessanter finde, ist die aktuelle Geschichtskultur, die sich darin manifestiert. Wenn sich eine Gesellschaft derart für Vergangenes interessiert, dass sie nicht nur in Fernseh-, sondern auch in Heftformaten eifrig darauf zurückgreift – welche Form nimmt dieses Vergangene dann an? Denn Popularisierungen funktionieren üblicherweise über Kreuz: Eine bestimmte Nachfrage soll befriedigt werden, und zwar so, dass sie sich nicht zuletzt auch wirtschaftlich rechnet. Zugleich besteht (zumindest theoretisch) die Möglichkeit, neue Angebote zu machen und Bedürfnisse zu wecken, die bisher möglicherweise noch gar nicht formuliert werden konnten.

Bildlichkeit vs. Genauigkeit?

Die Inhalte der Geschichtsmagazine lassen sich – kaum überraschend – nicht über einen Kamm scheren. Bei den Artikeln ist so ziemlich alles dabei, was man in textlichen Gemischtwarenläden erwarten darf. Vom eher unbeholfenen Artikel des bemühten Volontärs über die schmissig-journalistische Reportage bis zur nüchternen Auseinandersetzung der universitär bestallten Historikerin findet man Erfreuliches und weniger Erbauliches.

Eines ist aber unbedingte Voraussetzung: Die Themen müssen bildfähig sein. Ohne Bebilderung geht gar nichts. Man müsste es noch genauer nachrechnen (was ich nicht getan habe), aber nach meiner Schätzung wird etwa die Hälfte eines Heftumfangs durch Abbildungen eingenommen. Und durch Karten. Insbesondere „Geo Epoche“ nutzt Karten (zusätzlich zu sehr vielen Bildern) ausgiebig, um deutlich zu machen, dass Geschichte nicht nur in der Zeit und im Text, sondern auch im Raum und im Bild stattfindet. Damit haben Geschichtsmagazine eine Möglichkeit, die vielen historischen Büchern aus Kostengründen fehlen, wenn sie so ausgiebig auf Abbildungen zurückzugreifen. Dafür liegen die Preise dann aber auch schon auf dem Niveau von schmalen Büchern. Zuweilen führt diese Visualisierungspraxis zu zweifelhaften Auswüchsen, so wenn Historiengemälde aus dem 19. Jahrhunderts zur Illustration mittelalterlicher Verhältnisse herangezogen werden oder wenn im Heft über den Amerikanischen Bürgerkrieg von „Geo Epoche“ Fotografien digital koloriert wurden, „um ihre Anschaulichkeit zu verstärken“ [1]. Geschichtstuning für Fortgeschrittene.

Es wäre interessant, eine Redaktionssitzung zur Erstellung eines solchen Heftes belauschen zu können, um zu erfahren, nach welchen Gesichtspunkten die einzelnen Beiträge ausgesucht werden. Man kann aber auch ohne entsprechende Abhörprotokolle von den abgedruckten Artikeln auf die übergeordneten Prinzipien schließen: Zunächst geht es um Überblickswissen, das den Rahmen bereiten soll für die Schilderung bestimmter Ereignisse, für Menschlich-Biographisches und für Aspekte des Alltagslebens, die einen wesentlichen Teil des Inhalts ausmachen. Nicht minder interessant sind aber die Themenbereiche, die nur am Rande vorkommen oder auch ganz ausgelassen werden: Es sind all diejenigen, die wenig Anschauliches zu bieten haben, die strukturelle Grundlagen in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik oder Kultur betreffen. Befürchtet man hier möglicherweise Langeweile in der Geschichtsunterhaltung – obwohl es gerade hier in einem doppelten Sinn ‚grundlegend‘ werden könnte?

Nicht selten scheinen sich die Artikel aus der ‚Übersetzung‘ wissenschaftlicher Forschung (und dickleibiger Bücher) in Artikelform zu speisen. Insofern liegt hier ein prototypischer (und überhaupt nicht abwertend gemeinter) Fall von Popularisierung wissenschaftlichen Wissens vor. Zweifelsfalten kriechen allerdings auf die Denkerstirn, wenn im Kleingedruckten darauf verwiesen wird, begriffliche Unterschiede nicht ganz so genau zu nehmen. Da wird dann beispielsweise aus Gründen der sprachlichen Varianz die Sklaverei mit Leibeigenschaft, Knechtschaft und Unfreiheit in einen begrifflichen Topf geschmissen. Das ist keine Popularisierung mehr, sondern ziemlich grobe Ungenauigkeit [2].

Distanz als Differenz!

Treten wir aber einen Schritt zurück, sehen von den konkreten Heftinhalten ab und betrachten das größere Themenspektrum. Dann fällt auf, dass Bewährtes aufbereitet, etablierte Themen besetzt und das ohnehin bereits – zumindest ungefähr – Bekannte abgehandelt wird. Klassische Themen, die auch schon den schulischen Geschichtsunterricht prägten, werden vielfach wieder aufgegriffen: das antike Rom, Napoleon, der Nationalsozialismus, die Kreuzritter oder der Erste Weltkrieg – Länder, Menschen, Abenteuer. Man weiß also immer, was man bekommt, Überraschungen bleiben die Ausnahme. Damit bleibt aber leider auch die Möglichkeit ungenutzt, die ausgetretenen Pfade zumindest ein wenig zu verlassen, Vergangenes nicht immer schon von vornherein zu reduzieren auf große Persönlichkeiten, große Ereignisse oder große Reiche. Vielleicht ginge es auch einmal anders. Warum lassen sich denn nicht einmal Themenhefte entwerfen, die vermeintlich Abseitiges, Schräges, Unbeachtetes behandeln? Warum nicht etwas über die Geschichte des Schattens, des Spaziergangs oder der Börsenspekulation? Warum nicht eine genauere Betrachtung der Alpenfurcht und -begeisterung, familiärer Hierarchien oder der Sprache der Diplomatie? Etwa weil die Popularisierung immer nur so weit getrieben werden darf, wie das Zielpublikum bereits vorangeschritten ist? Sicherlich geben bei kommerziellen Unternehmen wie Geschichtsmagazinen die Auflagen den Ton an, weshalb sich immer das am besten verkauft, was ohnehin schon bekannt ist. Aber vielleicht gibt es ja thematische Nachfragen, von denen noch niemand etwas wusste, die gerade deswegen geweckt werden könnten, weil sie eben nicht das immer schon Bekannte aufwärmen?

Ich gebe zu, das ist recht idealistisch gedacht – wahrscheinlich zu idealistisch. Begnügt man sich bis zur Änderung dieses Zustands mit der regelmäßig dargebotenen Hausmannskost, so zeigen die Geschichtsmagazine eine dominierende Vorstellung von der Vergangenheit an, die zwar kein eindimensionales, aber doch recht übersichtliches Set an Funktionen aufweist: Erstens findet sich ein affirmatives Geschichtsbild, das auf Identifizierung, wenn nicht gar auf Identitätsbildung setzt. Hierzu dienen Klassikerthemen wie die Geschichte der jungen Bundesrepublik, noch eher aber biographische Zugänge – Stichwort: Vorbilder. Zweitens findet sich ein historischer Exotismus, der das Fremdartige hervorhebt. Das Mittelalter bietet sich hierfür schon seit Längerem als ideale Spielwiese an, denn hier kann man vermeintlich ohne Hemmungen allen Phantasien von sex’n’crime’n’powerplay frönen. Die dritte Variante ist gewissermaßen die negative Umkehrung der ersten, insofern sie auf Betroffenheit setzt und damit zu einer Identifizierung ex negativo anleiten möchte. Paradethema ist natürlich der Nationalsozialismus, aber alle Formen kriegerischer Auseinandersetzung, gesellschaftlicher Unterdrückung oder ethnischer Verfolgung können dazu herhalten.

Gegen solche Formen der Historisierung ist per se nichts zu sagen. Sie versäumen aber eine wichtige, wenn nicht sogar die wesentliche Qualität historischer Beschäftigung: Sie nutzen die zeitliche Distanz gerade nicht dazu, um Differenz zu thematisieren, um Selbstkritik zu üben und die Grundlagen gegenwärtiger Verhältnisse zu analysieren. Ein Geschichtsmagazin, das eben diese Möglichkeiten nutzt, würde ich gerne einmal lesen wollen – nur um es wohl nach der ersten Nummer wieder eingehen zu sehen.

[1] Geo Epoche, Nr. 60 (2013): Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 13.

[2] Geo Epoche, Nr. 60 (2013): Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 5.


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17. Magazinierte Geschichte

Popularität vs. Seriosität?

Regelmäßig bringen sie das Neueste von gestern und vorgestern in den Zeitschriftenhandel: Geschichtsmagazine. Sie erfreuen sich bei einer anhaltend großen Leserschaft einer ebenso anhaltend großen Beliebtheit. In den Bahnhofsbuchhandlungen liegen sie nicht irgendwo versteckt, hinten in der Ecke aus, sondern finden sich prominent am Eingang platziert, zu großen Stapeln aufgehäuft. Aber auch in jedem Kiosk um die Ecke kann man sie finden, diese Hefte, die eine informative und unterhaltsame Reise in die Vergangenheit versprechen. Der Markt für Geschichtsmagazine scheint so gut bestellt zu sein, dass sich schon seit einigen Jahren gleich mehrere von ihnen Konkurrenz machen können.

Neben den Zeitschriften „Damals“ (verkaufte Exemplare 22.779) und „G/Geschichte“ (27.719), die dieses Geschäft schon seit Längerem betreiben und, ebenso wie „P.M. History“ (45.893), auf eine Heftgestaltung gemischten Inhalts setzen, sind es vor allem die großen Verlage, die dieses Segment für sich in Anspruch nehmen. Am prominentesten ist wohl „Geo Epoche“ aus dem Haus Gruner + Jahr (109.320), ein Magazin, das von sich behauptet, die Nummer 1 unter den populären historischen Zeitschriften zu sein. Aber auch „Der Spiegel“ (84.019) und „Die Zeit“ warten seit einiger Zeit mit eigenen Geschichtsmagazinen auf (Alle Verkaufszahlen laut IVW 3. Quartal 2013).

Aus wissenschaftlicher Perspektive sind Geschichtsmagazine durch eine unübersehbare Ambivalenz geprägt. Einerseits kann man sich nur freuen über die Aufmerksamkeit, die historische Themen in der Öffentlichkeit genießen. Vergleichbare populäre Zeitschriften zur Linguistik, Literaturwissenschaft oder Soziologie gibt es nicht. Andererseits wird gerade diese Popularität zuweilen mit dem Verlust wissenschaftlicher Seriosität und Komplexität erkauft.

Aber mir soll es hier nicht um die schon x-fach erörterten Spannungen zwischen wissenschaftlichen Ansprüchen und ihrer Aufbereitung für ein größeres Publikum gehen. Denn gegen solche Formen der Popularisierung zu polemisieren, halte ich offen gestanden für ein Luxusproblem – besser eine komplexitätsreduzierte Übersetzung als gar keine Wahrnehmung. Nein, was ich am Phänomen ‚Geschichtsmagazin‘ viel interessanter finde, ist die aktuelle Geschichtskultur, die sich darin manifestiert. Wenn sich eine Gesellschaft derart für Vergangenes interessiert, dass sie nicht nur in Fernseh-, sondern auch in Heftformaten eifrig darauf zurückgreift – welche Form nimmt dieses Vergangene dann an? Denn Popularisierungen funktionieren üblicherweise über Kreuz: Eine bestimmte Nachfrage soll befriedigt werden, und zwar so, dass sie sich nicht zuletzt auch wirtschaftlich rechnet. Zugleich besteht (zumindest theoretisch) die Möglichkeit, neue Angebote zu machen und Bedürfnisse zu wecken, die bisher möglicherweise noch gar nicht formuliert werden konnten.

Bildlichkeit vs. Genauigkeit?

Die Inhalte der Geschichtsmagazine lassen sich – kaum überraschend – nicht über einen Kamm scheren. Bei den Artikeln ist so ziemlich alles dabei, was man in textlichen Gemischtwarenläden erwarten darf. Vom eher unbeholfenen Artikel des bemühten Volontärs über die schmissig-journalistische Reportage bis zur nüchternen Auseinandersetzung der universitär bestallten Historikerin findet man Erfreuliches und weniger Erbauliches.

Eines ist aber unbedingte Voraussetzung: Die Themen müssen bildfähig sein. Ohne Bebilderung geht gar nichts. Man müsste es noch genauer nachrechnen (was ich nicht getan habe), aber nach meiner Schätzung wird etwa die Hälfte eines Heftumfangs durch Abbildungen eingenommen. Und durch Karten. Insbesondere „Geo Epoche“ nutzt Karten (zusätzlich zu sehr vielen Bildern) ausgiebig, um deutlich zu machen, dass Geschichte nicht nur in der Zeit und im Text, sondern auch im Raum und im Bild stattfindet. Damit haben Geschichtsmagazine eine Möglichkeit, die vielen historischen Büchern aus Kostengründen fehlen, wenn sie so ausgiebig auf Abbildungen zurückzugreifen. Dafür liegen die Preise dann aber auch schon auf dem Niveau von schmalen Büchern. Zuweilen führt diese Visualisierungspraxis zu zweifelhaften Auswüchsen, so wenn Historiengemälde aus dem 19. Jahrhunderts zur Illustration mittelalterlicher Verhältnisse herangezogen werden oder wenn im Heft über den Amerikanischen Bürgerkrieg von „Geo Epoche“ Fotografien digital koloriert wurden, „um ihre Anschaulichkeit zu verstärken“ [1]. Geschichtstuning für Fortgeschrittene.

Es wäre interessant, eine Redaktionssitzung zur Erstellung eines solchen Heftes belauschen zu können, um zu erfahren, nach welchen Gesichtspunkten die einzelnen Beiträge ausgesucht werden. Man kann aber auch ohne entsprechende Abhörprotokolle von den abgedruckten Artikeln auf die übergeordneten Prinzipien schließen: Zunächst geht es um Überblickswissen, das den Rahmen bereiten soll für die Schilderung bestimmter Ereignisse, für Menschlich-Biographisches und für Aspekte des Alltagslebens, die einen wesentlichen Teil des Inhalts ausmachen. Nicht minder interessant sind aber die Themenbereiche, die nur am Rande vorkommen oder auch ganz ausgelassen werden: Es sind all diejenigen, die wenig Anschauliches zu bieten haben, die strukturelle Grundlagen in Wirtschaft, Gesellschaft, Politik oder Kultur betreffen. Befürchtet man hier möglicherweise Langeweile in der Geschichtsunterhaltung – obwohl es gerade hier in einem doppelten Sinn ‚grundlegend‘ werden könnte?

Nicht selten scheinen sich die Artikel aus der ‚Übersetzung‘ wissenschaftlicher Forschung (und dickleibiger Bücher) in Artikelform zu speisen. Insofern liegt hier ein prototypischer (und überhaupt nicht abwertend gemeinter) Fall von Popularisierung wissenschaftlichen Wissens vor. Zweifelsfalten kriechen allerdings auf die Denkerstirn, wenn im Kleingedruckten darauf verwiesen wird, begriffliche Unterschiede nicht ganz so genau zu nehmen. Da wird dann beispielsweise aus Gründen der sprachlichen Varianz die Sklaverei mit Leibeigenschaft, Knechtschaft und Unfreiheit in einen begrifflichen Topf geschmissen. Das ist keine Popularisierung mehr, sondern ziemlich grobe Ungenauigkeit [2].

Distanz als Differenz!

Treten wir aber einen Schritt zurück, sehen von den konkreten Heftinhalten ab und betrachten das größere Themenspektrum. Dann fällt auf, dass Bewährtes aufbereitet, etablierte Themen besetzt und das ohnehin bereits – zumindest ungefähr – Bekannte abgehandelt wird. Klassische Themen, die auch schon den schulischen Geschichtsunterricht prägten, werden vielfach wieder aufgegriffen: das antike Rom, Napoleon, der Nationalsozialismus, die Kreuzritter oder der Erste Weltkrieg – Länder, Menschen, Abenteuer. Man weiß also immer, was man bekommt, Überraschungen bleiben die Ausnahme. Damit bleibt aber leider auch die Möglichkeit ungenutzt, die ausgetretenen Pfade zumindest ein wenig zu verlassen, Vergangenes nicht immer schon von vornherein zu reduzieren auf große Persönlichkeiten, große Ereignisse oder große Reiche. Vielleicht ginge es auch einmal anders. Warum lassen sich denn nicht einmal Themenhefte entwerfen, die vermeintlich Abseitiges, Schräges, Unbeachtetes behandeln? Warum nicht etwas über die Geschichte des Schattens, des Spaziergangs oder der Börsenspekulation? Warum nicht eine genauere Betrachtung der Alpenfurcht und -begeisterung, familiärer Hierarchien oder der Sprache der Diplomatie? Etwa weil die Popularisierung immer nur so weit getrieben werden darf, wie das Zielpublikum bereits vorangeschritten ist? Sicherlich geben bei kommerziellen Unternehmen wie Geschichtsmagazinen die Auflagen den Ton an, weshalb sich immer das am besten verkauft, was ohnehin schon bekannt ist. Aber vielleicht gibt es ja thematische Nachfragen, von denen noch niemand etwas wusste, die gerade deswegen geweckt werden könnten, weil sie eben nicht das immer schon Bekannte aufwärmen?

Ich gebe zu, das ist recht idealistisch gedacht – wahrscheinlich zu idealistisch. Begnügt man sich bis zur Änderung dieses Zustands mit der regelmäßig dargebotenen Hausmannskost, so zeigen die Geschichtsmagazine eine dominierende Vorstellung von der Vergangenheit an, die zwar kein eindimensionales, aber doch recht übersichtliches Set an Funktionen aufweist: Erstens findet sich ein affirmatives Geschichtsbild, das auf Identifizierung, wenn nicht gar auf Identitätsbildung setzt. Hierzu dienen Klassikerthemen wie die Geschichte der jungen Bundesrepublik, noch eher aber biographische Zugänge – Stichwort: Vorbilder. Zweitens findet sich ein historischer Exotismus, der das Fremdartige hervorhebt. Das Mittelalter bietet sich hierfür schon seit Längerem als ideale Spielwiese an, denn hier kann man vermeintlich ohne Hemmungen allen Phantasien von sex’n’crime’n’powerplay frönen. Die dritte Variante ist gewissermaßen die negative Umkehrung der ersten, insofern sie auf Betroffenheit setzt und damit zu einer Identifizierung ex negativo anleiten möchte. Paradethema ist natürlich der Nationalsozialismus, aber alle Formen kriegerischer Auseinandersetzung, gesellschaftlicher Unterdrückung oder ethnischer Verfolgung können dazu herhalten.

Gegen solche Formen der Historisierung ist per se nichts zu sagen. Sie versäumen aber eine wichtige, wenn nicht sogar die wesentliche Qualität historischer Beschäftigung: Sie nutzen die zeitliche Distanz gerade nicht dazu, um Differenz zu thematisieren, um Selbstkritik zu üben und die Grundlagen gegenwärtiger Verhältnisse zu analysieren. Ein Geschichtsmagazin, das eben diese Möglichkeiten nutzt, würde ich gerne einmal lesen wollen – nur um es wohl nach der ersten Nummer wieder eingehen zu sehen.

[1] Geo Epoche, Nr. 60 (2013): Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 13.

[2] Geo Epoche, Nr. 60 (2013): Der Amerikanische Bürgerkrieg, S. 5.


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Quelle: http://achimlandwehr.wordpress.com/2013/12/30/17-magazinierte-geschichte/

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Auf der Suche nach einem Fürsten. Gedanken zu einem Itinerar Josephs zu Salm-Reifferscheidt-Dyck

“Wo ist Joseph? […] Ah, da ist er ja!”. Fast wie bei einem beliebten Kinderpiel geht es dem an seiner Person Interessierten durch den Kopf, wenn er versucht, die unterschiedlichen Aufenthaltsorte und Reisewege Josephs zu Salm-Reifferscheidt-Dyck auf der historischen Europakarte nachzuverfolgen. Denn dies ist bei einem solch umtriebigen “Wanderer” wie ihm gar nicht so einfach: Dyck und sein Umland; die Reichsstadt Köln, wo Joseph die Schulbank drückte; die alte Kaiser- und Bäderstadt Aachen, Hauptort des Roer-Departements, auch dort besaß er ein prächtiges Haus; Düsseldorf und der rheinische Provinziallandtag; Brüssel, zentrale Station auf seiner “Kavalierstour” und Sitz des Bankiers seines Vertrauens; Wien, wo er studierte; Berlin, Hauptstadt der Hohenzollernmonarchie; das rheinische Alfter mit seinen Mineralquellen als traditioneller Familienenbesitz und Nebenresidenz; Spanien und Südfrankreich, die er bereiste; London, das Mekka der Botaniker; Nizza, wo er seinen Lebensabend verbrachte; und natürlich Paris, immer wieder Paris… .

Reisen machen Leute, Orte prägen Menschen. Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck steht dafür eindrücklichst Pate. Ein (netz-)biographischer Zugriff muss dies freilich berücksichtigen, aber auch in eingängiger Form visualisieren! Deshalb entsteht im Rahmen der Netzbiographie ein Itinerar in Form einer kartenbasierten Mehrebenengraphik. Anhand farbiger Linien und Punkte werden hier die Wege, Lebensorte und -stationen Salm-Dycks überlappend wie überblickend dargestellt. Bei der Beantwortung der obligatorischen Folgefrage nach dem “wann?” helfen Verlinkungen auf die biographische Zeitleiste. So wird der Protagonist auf eine ganz neue, entscheidende Weise sichtbar gemacht – ohne rot-weiß gestreiften Pulli, versteht sich!

Florian Schönfuß

Quelle: http://rhad.hypotheses.org/205

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DH Award 2012 Nominee: Totenbuch-Visualisierung

Bei den aktuellen DH Awards (jeder ist aufgerufen, mit abzustimmen!) sind betrüblicherweise nur 2,5 Kandidaten aus dem deutschprachigen Raum nominiert. Neben dem Blog von Anne Baillot, der immerhin in Berlin “spielt” sind das das Institut für Dokumentologie und Editorik (IDE) und – für die Kategorie “Best DH visualization or infographic” – eine Visualisierung aus dem “Totenbuch-Projekt” der Universität Bonn, welches von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften gefördert und vom Cologne Center for eHumanities (CCeH) DH-seitig begleitet wird. Die Visualisierung ist ein recht komplexes “Ding” so dass es sich vielleicht lohnt, auch hier noch einmal ein paar erklärende Worte dazu zu verlieren.

Totenbuch-Gesamtvisualisierung

Worum geht es? Es geht um das altägyptische Totenbuch. Das altägyptische Totenbuch ist ein Textkorpus. Eine Sammlung von Sprüchen, die über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder zusammengestellt und aufgeschrieben wurden, um sie einem/r Verstorbenen mit ins Grab zu geben auf dass die Sprüche ihm oder ihr beim Übergang in das Reich der Toten helfen mögen. Das Totenbuch-Projekt dokumentiert die überlieferten Textzeugen (ca. 3000 Totenbücher mit ca. 30.000 einzelnen Spruchnachweisen) und leistet Grundlagenarbeit für die weitere Erforschung des Totenbuchs. Dazu gehört auch, dass man sich einen Gesamteindruck von den einzelnen Sprüchen und ihrer Überlieferung verschaffen möchte.

Häufig und selten überlieferte Sprüche

Die hier zu diskutierende Grafik zeigt zunächst die von der Forschung “kanonisierten” Sprüche in ihrer kanonisierten Reihenfolge. Dabei steht jeder blaue Punkt für einen Spruch. Die Größe des Punktes steht für die Häufigkeit der Überlieferung des Spruches. Man erkennt auf einen Blick, welche Sprüche und Spruchgruppen breit überliefert sind und welche nicht.

Innerhalb des digitalen Textzeugenarchivs als Web-Präsentation des Projekts wird ausgiebig Gebrauch von Visualisierungen gemacht, um die Strukturen und die quantitativen Eigenschaften der überlieferten Textzeugen zu veranschaulichen. Bei dieser Grafik steht eine speziellere Fragestellung im Hintergrund, die einen Schritt in die eher analytische Dimension der Visualisierung markiert. Die Frage lautet: Entspricht die durch die Forschung etablierte kanonische Ordnung der Sprüche (die hauptsächlich auf einem Leitzeugen beruht) der Wirklichkeit der Gesamtüberlieferung? Wie gut entspricht sie ihr? Und wie kanonisch ist die Abfolge der Sprüche auf den Textzeugen wirklich?

Dazu visualisiert die Grafik die Nachbarschaftsverhältnisse zwischen Sprüchen. Es wird ausgezählt, wer die Nachbarn eines Spruches auf einem Textzeugen sind. Auf den überlieferten Objekten häufig benachbarte Sprüche werden in der Grafik durch Linien verbunden. Je dicker die Linie, desto häufiger ist eine Nachbarschaft belegt. Gäbe es eine deterministische Reihenfolge im Textkorpus, dann gäbe es nur eine einzige Verbindungslinie durch alle Sprüche. Wäre die Reihenfolge ganz beliebig, dann gäbe es eine große Zahl unterschiedlichster Verbindungslinien zwischen den Sprüchen. Die Gesamtvisualisierung liefert hier ein recht deutliches Signal: wenn man bedenkt, dass die Überlieferung einen langen Zeitraum (2.300 Jahre), eine große geografische Spannweite (17 Breitengrade), unterschiedlichste materielle Objekte (von Papyrus über Mumienbinden bis zu Grabinschriften) und verschiedenste Überlieferungszustände umfasst, dann ist die Abfolge als durchaus wenig variant zu betrachten. Und sie steht zunächst nicht im Widerspruch zu der Abfolge, mit der die Forschung selbst arbeitet. Ein genauerer Blick kann aber weitere Fragen anstoßen, die diesen Gesamteindruck bestätigen oder relativieren.

Scheinausreißer

Schnell fallen dabei einige dicke Linien auf, die der These einer relativ festen Abfolge zu widersprechen scheinen. Dies ist aber manchmal darauf zurückzuführen, dass aus inhaltlichen Gründen im Projekt Sprüche zusammengelegt wurden, die einen ähnlichen Text bieten. Die stärkste Verbindung von Spruch 47 scheint z.B. nach oben ganz woanders hin zu gehen, tatsächlich zielt sie aber auf Spruch 10/48. Hätte man die beiden nicht zusammengelegt, dann wäre die Reihe durchaus intakt. Das gleiche gilt für die nach unten gehende Linie bei Spruch 50, die auf Spruch 11/49 zielt.

Was ist hier los?

Andere Fälle erklären sich nicht in der gleichen Weise von selbst. So ist die Reihung von 136 zu 137 möglicherweise fragwürdig. Denn ein unmittelbarer Nachbar von 136/136A bzw 136B ist nur in 14 Fällen Spruch 137. Dagegen folgt auf 136B allein 49 mal Spruch 149 und auf 136/136A allein 47 mal Spruch 138 oder 139. Allerdings bedeutet das immer noch nicht, dass eine andere Reihung zu einem “glatteren” System führen würde. Hier wäre vielleicht in einem nächsten Schritt eine differenziertere Untersuchung anzusetzen, die z.B. Zeitstufen oder andere Gruppierungsmerkmale in den Blick nehmen könnte, um der Sache auf den Grund zu gehen.
Dies sind nur willkürliche Beispiel dafür, wie die Gesamtgrafik gelesen werden kann. Sie kann nichts weiter sein als ein ersten Schritt zu einem Verständnis der Gesamtstruktur und erste Einblicke in Details bieten. Dazu bedient sie sich mit der Berücksichtigung nur unmittelbarer Nachbarschaften eines sehr einfachen Modells, das methodisch durchaus fragwürdig ist und ggf. weiter zu verfeinern wäre.
Eines der hier leitenden Designziele ist das Konzept von “Overview & Detail”: man will zugleich einen Gesamteindruck herstellen UND bei näherer Betrachtung (am Bildschirm muss man wohl vom “reinzoomen” sprechen) immer feinere Details erkennbar machen. Das hat, wenn man es konsequent verfolgt, durchaus Nachteile und Kosten: Die Grafik ist recht groß. Zu groß für einen Monitor. Das aber ist Absicht. Es geht um eine Gesamtvisualisierung mit dem Potential für lokale Detailstudien.

Das Ding in meiner Küche

Das Ding im Besprechungsraum

Deshalb war das Ziel von Anfang an nicht eine Darstellung in den Grenzen eines Browserfensters. Tatsächlich sind die größeren Fassungen auch gar nicht vollständig in normalen Browserfenstern darstellbar, weil z.B. Firefox nur ein 7-faches Herauszoomen ermöglicht – und damit ist man immer noch nicht weit genug weg. Die Grafik ist trotzdem auf eine Breite von 210cm ausgelegt worden. Denn hier geht es nicht nur um die Digitalisierung einer materiellen Überlieferung, sondern auch um die Materialisierung digitaler Daten! Die Grafik funktioniert am Bildschirm als Werkzeug für Detailstudien. Hier offenbart auch jede Verbindungslinie beim onmouseover Start- und Endpunkt sowie die absoluten Fallzahlen. Für das Paradigma des Overview&Detail aber muss man seinen Schreibtischstuhl verlassen und die Maus loslassen. Ihre eigentliche heuristische Kraft entfaltet “die Tür”, wie wir den Ausdruck auf einer Forex-Platte nennen erst, wenn man sich vor sie stellt, sie abschreitet und vor- und zurücktritt. Erst diese körperliche Auseinandersetzung mit dem materiellen Objekt, sei es (derzeit, leihweise) in meiner Küche oder im Besprechungsraum des Instituts, entspricht der Informations- und Interaktionsintention der Visualisierung.

Die Menschen dahinter? Die Programmierung lag bei Ulrike Henny, ausgehend von und in einem Prozess der Konzeption und Diskussion mit anderen Kollegen vom CCeH. Wirklich “gemacht” haben aber vor allem die Daten, auf denen alles beruht, eine große Zahl ägyptologischer Fachwissenschaftler, zuletzt unter der Leitung von Marcus Müller, die alle Informationen in den letzten 20 Jahren zusammengetragen haben. Ohne diese Arbeit wüssten wir nichts und könnten nichts sehen.

Die Technik dahinter? Eine xQuery-Abfrage auf den Daten in einer XML-Datenbank (eXist) schreibt eine SVG …

Ausgangsdaten, lokales XML

xQuery schreibt …

… SVG (reduziert)

Quelle: http://dhd-blog.org/?p=1315

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Europe Body Count

Editorial notice: The following text is written by Nicolas Kayser-Bril, a french journalist and a pioneer in advanced data journalism. Some of his projects are highly relevant for the digital history community and we are very glad to have Nicolas presenting his new project here at hist.net! You can contact Nicolas at nkb@jplusplus.org. (ph) A [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/6507

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Visualisierung von Ergebnissen

Anlässlich mehrerer Tagungen, auf denen wir Tesla präsentieren dürfen, haben wir ein wenig an der Visualisierung von Experiment-Ergebnissen gearbeitet, v.a hat Stephan die neueste Version seines WordCloud-Erzeugers Cloudio in den Client von Tesla integriert. Damit können jetzt Wortwolken, wie die oben im Titelbild meines Blogs, innerhalb von Tesla erzeugt werden.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, die bisher implementierten Tesla-Visualisierer hier im Blog vorzustellen, bevor wir heute das nachmittag ab 15:15 Uhr live im TextGrid-Café tun. Visualisierung wird vor allem da benötigt, wo die automatische Evaluation von Ergebnissen zu kurz greift und die Forscherin/der Forscher, der experimentell arbeitet, ihre/seine Ergebnisse mittels ihres/seines Intellektes überprüfen will. Wie es das Thema verlangt, werden hier mehr Screenshots denn Texte im Vordergrund stehen.

Alle folgenden Visualisierungen basieren auf den Ergebnissen eines einzigen Experiments, [das irgendwann im Laufe der Woche von Alena bei der Plattform MyExperiment geshart wird, ich binde den Link dann ein]. Dabei geht es eigentlich nur um eine Studie zu einer Methode, temporale Ausdrücke aus Texten zu extrahieren. Der zugehörige Workflow sieht im Editor wie folgt aus:

Oben im Workflow finden sich Wikipedia-Texte, deren temporale Ausdrücke vorausgezeichnet wurden. Auf der linken Seite befindet sich die Komponenten, deren Zusammenspiel diese temporalen Ausdrücke (ohne die Kenntnis der Vorauszeichnungen) ermitteln soll. Auf der rechten Seite steht, relativ allein, die Evaluationskomponente, welche die Menge der vorausgezeichneten Ausdrücke mit der Menge der experimentell ermittelten vergleicht.

Nach der Ausführung des Experiments steht zunächst eine Ergebnis-Übersicht zur Verfügung, in der Informationen zu den einzelnen Komponenten abrufbar sind, hier schreibt z.B. die Evaluationskomponente ihre ermittelten Werte zur Precision, Recall und F1-Wert hinein:


Möglicherweise ist am aber nicht nur an den Evaluationsmaßen interessiert, sondern auch daran, welche der vorausgezeichneten Ausdrücke denn nun gefunden wurden und welche nicht. Dabei möchte man vielleicht auch direkt den Kontext sehen, in dem sich die (nicht) gefundenen Ausdrücke befinden. Hierfür bietet sich z.B. ein farblich unterlegter Text an:

In dieser Visualisierung sind die vorausgezeichneten (rot) und die ermittelten (gelb) temporalen Ausdrücke markiert. Überlappen sich beide, so werden sie mit der Mischfarbe (orange) markiert. Hier sieht man, dass der Versuchsaufbau für Datums-Angaben verschiedenen Formats recht gut funktioniert und noch Verbesserungen hinsichtlich von zeitbezogenen Wörtern eingebracht werden könnten (etwa durch Erweiterung der Gazetteer-Listen).

Vielleicht möchte man aber auch eine Aufstellung allerermittelten temporalen Ausdrücke haben. Dafür hat Tesla eine Tabellen-Visualisierung (Tabellen können auch direkt in ein csv-Format exporiert werden, um sie woanders weiter zu verarbeiten):

Außerdem verfügt Tesla noch über eine Visualisierung in Klammerstruktur (um etwa Dominanzbeziehungen zwischen Elementen im Text auszudrücken, den Sceenshot spare ich mir ausnahmsweise mal) und eben über die WordCloud, die zumindest visuell momentan der Höhepunkt jeder Tesla-Präsentation ist, auch wenn es nicht für jedes Datum Sinn macht, es in einer Cloud darzustellen. In der folgenden Abbildung sind etwa alle temporalen Ausdrücke nach ihrer Häufigkeit aufgetragen. Kann man nicht unbedingt für Interpretationszwecke nutzen, schön aussehen tut es dennoch:

Soweit meine kurzen Ausführungen zu den bereits in Tesla integrierten Visualisieren. Wir wissen selbst, dass es noch eine Menge von Möglichkeiten gibt, die zu integrieren sich wirklich lohnen würde, etwa einen Datenplotter und Darstellungsmöglichkeiten für statistische Auswertungen. Auch die allen Visualisierungen zugrundeliegende Datenstruktur ist historisch gewachsen und inzwischen überarbeitungsbedüftig. Ist auf der Liste der nice-to-haves. Ob wir wirklich noch mehr realisieren können hängt aber vor allem von potentiellen Geldgebern ab (sonst haben wir soviel anderes zu tun). Wir hoffen mal das Beste.

 

 

Quelle: http://texperimentales.hypotheses.org/229

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Die Geschichte der Welt in 100 Sekunden

A History of the World in 100 Seconds from Gareth Lloyd on Vimeo. Wikipedia eignet sich aufgrund seiner Datenstruktur hervorragend für allerlei Experimente im Sinne der hier bereits mehrfach thematisierten Data Driven History. Eine beinahe maximal mögliche Datenaggregation haben die beiden BBC-Mitarbeiter Gareth Lloyd und Tom Martin im Rahmen des History Hack Day anfangs Jahr [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/5196

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Plagiate visuell darstellen

Vor kurzem schrieben wir an dieser Stelle respektive in der Neuen Zürcher Zeitung einige Male über die wachsende Bedeutung von Daten für die historische Forschung und insbesondere über die noch weitgehend unerschlossenen Möglichkeiten der Visualisierung grosser Datenmengen – Stichwort «Data Driven History». Nun hat uns die Affaire um Guttenberg sehr anschaulich vorgeführt, wie grosse Textmengen [...]

Quelle: http://weblog.hist.net/archives/5103

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Data Driven History

«Digital» bedeutet zunächst einmal, «auf Ziffern beruhend», «durch Ziffern ausgedrückt». Hauptmerkmal einer digitale Geschichtsschreibung wäre demnach ihre Zahlenbasiertheit. Tatsächlich deutet vieles daraufhin, dass mit dem «digital turn» der letzten Jahre Zahlen und Daten eine neue Bedeutung in der Geschichtswissenschaft erhalten könnten. Anders aber als bei der quantitiv orientierten Geschichtswissenschaft, die sich seit den sechziger Jahren [...]

Quelle: http://weblog.histnet.ch/archives/4895

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