Als „Carlo Cesarini aus Urbino“ und „Carlo der Geiger“ (Carlo del Violino) reüssierte in Rom ein Zeitgenosse Georg Friedrich Händels. 1690 wurde er zum Leiter der musikalischen Akademien des Kardinals Benedetto Pamphilj bestellt, dem er auch die folgenden drei Jahre diente, als dieser als päpstlicher Legat nach Bologna entsandt wurde. Die enge Verbindung zur Familie Pamphilj, zu der der Borghese und der Ruspoli als den wichtigsten Musikmäzenaten des barocken Rom, bestimmte die Karriere des späteren Kirchenmusikers an Pietà dei Fiorentini, dem Oratorio S. Marcello und der Gesù-Kirche maßgeblich, verhalf ihm zu Wohlstand, wie unter anderem die satte Mitgift seiner beiden Töchter zeigt. Das in den vier Jahrzehnten von Cesarinis Wirken an der Gesù entstandene umfangreiche Oeuvre hat den Verlust von deren Musikarchiv infolge der Auflösung des Jesuitenordens nicht überdauert. Dagegen ist sein Kantatenschaffen, seine Opern und Oratorien, zu denen er meist im Verbund mit anderen im Dienste des römischen Adels stehenden Musikern beigetragen hat (unter ihnen Giovanni Lorenzo Lulier, Tommaso Bernardo Gaffi, Giovanni Bononcini, Alessandro Scarlatti, Giovanni und Franceco Gasparini, Antonio Caldara, Giovanni Andrea Valentini), ein höchst beeindruckendes klingendes Zeugnis des Ende des 17. bis weit in das 18. Jahrhundert hinein ungemein produktiven römischen Musiklebens, in dessen Bann auch ein Georg Friedrich Händel als junger Italienreisender geriet und das er durch eigene Beiträge und brillante Auftritte bereichert hat. Über den dichtenden Kardinal Benedetto Pamphilj gibt es mehrere Verbindungen zwischen Cesarini und Händel, und Händels Italianità trägt ihren Teil dazu bei, dass sich die Forschung mit anhaltendem Interesse dem Instrumental-, aber auch dem Kantaten-, Oratorien- und Opernschaffen zumal seiner „römischen“ Zeitgenossen widmet. So findet heute in Rom in der Biblioteca Casanatense ein Studientag statt mit dem Titel „Carlo Francesco Cesarini e la cantata a Roma fra Sei e Settecento: Dall’edizione critica all’esecuzione“ (Carlo Francesco Cesarini und die Kantate in Rom zwischen 17.
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Forschungsblog der ÖNB
Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/1022596637/
Was ein Wandteppich im Institut für Evangelische Theologie mit der Vorgeschichte der Universität zu tun hat
(Ein Gastbeitrag von Thomas Vogtherr) Im Institut für Evangelische Theologie befindet sich seit Jahrzehnten ein großformatiger Wandteppich, auf dessen Rückseite ein Schild mit folgendem Text zu lesen ist: „DER BERGPREDIGER – Entworfen von Erich Klahn. GESCHENK DES LANDESBISCHOFS HANS [sic!] … Weiterlesen →
Bett-Postille
Man kann nicht sagen, dass der japanische Künstler Tatzu Nishi den Reformator Martin Luther von seinem Sockel geholt habe. Eher im Gegenteil. Er hebt uns auf Sockel hinauf. Mit der Installation „Als dann flugs und fröhlich geschlafen (In bed with Martin Luther)“ hat Tatzu Nishi das Eisenacher Martin-Luther-Denkmal mit einem vollständigen, sehr durchschnittlichen deutschen Schlafzimmer umbaut. Und zwar auf Sockelhöhe. Man kann nun ein Gerüst ersteigen, um dieses Schlafzimmer zu betreten und die einstige Luther-Statue aktuell als Bett-Statue zu begutachten.
Ist das nun Kunst oder höherer Blödsinn? Will hier jemand den Reformator veräppeln – oder warum muss man ihn ins Bett zerren (oder korrekt formuliert: ihn mit einem Bett umstellen)?
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Quelle: https://meinjahrmitluther.wordpress.com/2016/11/21/bett-postille/
Zeremonielle Hierarchien: Audienzen bei der Kaiserin (3): Botschafterinnen
Im letzten Blog ging es um hierarchische Abstufungen zwischen Damen des Reichsfürstenstandes bzw. um solche zwischen Reichsfürstinnen und Kurfürstinnen des Reiches. Für jede Gruppe wurden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts detaillierte Niederschriften darüber angefertigt, wie eine Audienz bei der Kaiserin zu verlaufen hatte, um Hierarchien zeremoniell umzusetzen. Gleiches galt aber auch für Damen von außerhalb des Reiches: Auch die Gemahlinnen der Botschafter ausländischer Mächte am Wiener Hof hatten Audienzen bei der Kaiserin.
Die vielfältigen Hierarchien diplomatischen Zeremoniells und diplomatischer Ränge, die sich seit dem 16. Jahrhundert allmählich ausprägten, können und müssen dabei hier nicht im Einzelnen behandelt werden1. Zu erinnern ist jedoch daran, dass ein regulärer Botschafter in zeremonieller Hinsicht den ihn entsendenden Souverän „verkörperte“, dass bei seinem Empfang, vor allem bei der Einholung in die Stadt und bei der ersten Audienz, besonders strenge Regeln galten, die dem Rang des „hinter“ dem Botschafter stehenden Fürsten genau entsprachen2. Daraus resultierten im frühneuzeitlichen Europa zahlreiche Konflikte, die bis hin zu bewaffneten Auseinandersetzungen reichen konnten3.
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Begriffsdefinitionen „Intersexualität“ X: Diskussion und Conclusio

Dieser Blogpost ist der zehnte und letzte einer Reihe von Beiträgen, die auf den Vortrag von Marion Hulverscheidt auf dem Symposion „Männlich-weiblich-zwischen“ (September 2015) zurückgehen. Siehe hier für den ersten Beitrag.
In den letzten Beiträgen wurde anhand der Analyse dreier zentraler Texte – vom Pädiater Andrea Prader (hier), dem Gynäkologen Ernst Philipp (hier) und dem Psychiater Hans Jörn Lammers (hier) – die lebendige Diskussion um die Fassbarkeit und Klassifikation von Intersexualität/Hermaphroditismus Ende der 1950er Jahre im deutschsprachigen Raum detailliert dargelegt und mit weiteren Literaturstellen, beispielsweise aus dem Lehrbuch der Kinderchirurgie von Max Grob (hier), aus medizinischen Wörterbüchern und aus dem als Standardwerk angelegtem Sammelband „Intersexualität“ von Claus Overzier (siehe hier) flankiert. Die solchermaßen vorgenommene dichte Beschreibung macht eine Zeitgebundenheit der verwendeten Begriffe mehr als augenfällig.
Unterschiedliche Bestimmungen des „Kerngeschlechts“
Beispielhaft seien hier die Begriffe erwähnt, die für die Beschreibung des Kerngeschlechts verwendet werden: Prader bezeichnet als genetisches oder chromosomales Geschlecht den an Zellkernen im Blutbild, Schleimhautabstrich oder der Hautbiopsie erhobenen Befund.
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Begriffsdefinitionen „Intersexualität“ X: Diskussion und Conclusio
In den letzten Beiträgen wurde anhand der Analyse dreier zentraler Texte – vom Pädiater Andrea Prader (hier), dem Gynäkologen Ernst Philipp (hier) und dem Psychiater Hans Jörn Lammers (hier) – die lebendige Diskussion um die Fassbarkeit…