von Sibylle Röth (Konstanz)
Exposition
„Gibt es wirklich Rechte der Menschheit? und sind die Menschen in Ansehung derselben völlig gleich?”1 Dies war eine der Fragen, die in deutschen aufgeklärten Zeitschriften in der Zeit der Französischen Revolution diskutiert wurden. Sie ist Teil einer breiteren Debatte, die sich um die Frage drehte, ob es natürliche Rechte gibt, die jedem Einzelnen einzig aufgrund seines Menschseins zukommen und – wenn das der Fall ist – welche Konsequenzen daraus für die Verfasstheit der Gesellschaft erwachsen.
Meine Dissertation, die an der Forschungsstelle „Signaturen der Frühen Neuzeit” an der Universität Konstanz angesiedelt ist und die im Folgenden vorgestellt werden soll, untersucht Diskurse wie diesen, um herauszufinden, in welchen Zusammenhängen Gleichheit und Ungleichheit in der deutschen Spätaufklärung diskutiert wurden. Das Konzept der Menschenrechte setzt voraus, dass es Rechte gibt, die für alle Menschen gleichermaßen gelten. Allein dieser Ansatz ist also schon eine Provokation der ständischen Ordnung.
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