CfP: Methodenworkshop

"Arbeiter des Stahlwerks Riesa diskutieren in der Mittagspause die wichtigsten politischen Ereignisse" (Originalbildunterschrift), in: Die Deutsche Demokratische Republik im Aufbau 4 (1951), Heft 2, o.S., Fotograf unbekannt

Seit Beginn der neunziger Jahre haben sich zahlreiche Wissenschaftsdisziplinen gegenüber visuellen Produktionen und Praktiken als Quellen geöffnet. Für die Interpretation von Neuester Geschichte und Zeitgeschichte nutzt die Visual History Fotografien, Plakate, Illustrationen, Postkarten, Landkarten, Filme oder Karikaturen im Kontext ihrer gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Entstehung sowie ihrer Distribution als Quellen. Sie analysiert diese zugleich als eigenständige Medien und als visuelle Diskurse, die historische Konstellationen und Deutungen erzeugen. Die spezifischen Methoden der Bildquellenforschung sind jedoch so diffus wie mannigfaltig.

Um bildanalytische Methoden praxisnah zu diskutieren, veranstaltet die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Kultur- und Sozialgeschichte der DDR in transnationaler Perspektive“ am 21. Juni 2014 ihren zweiten DoktorandInnenworkshop an der Research Academy Leipzig. Der Workshop wird sich anhand aktueller Dissertationsprojekte, die sich mit der Geschichte staatssozialistischer Gesellschaften im europäischen Kontext auseinandersetzen, diskursanalytischen Zugängen zum Bild und der Interpretation von Bildern widmen. Den TeilnehmerInnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre Projekte sowie die darin verwendeten Bildquellen vorzustellen und von den Problemen zu berichten, die sich ihnen bei deren Interpretation stellen.

"Arbeiter des Stahlwerks Riesa diskutieren in der Mittagspause die wichtigsten politischen Ereignisse" (Originalbildunterschrift), in: Die Deutsche Demokratische Republik im Aufbau 4 (1951), Heft 2, o.S., Fotograf unbekannt

„Arbeiter des Stahlwerks Riesa diskutieren in der Mittagspause die
wichtigsten politischen Ereignisse“ (Originalbildunterschrift), in: Die Deutsche
Demokratische Republik im Aufbau 4 (1951), Heft 2, o.S., Fotograf unbekannt

Im ersten Block des Workshops wird Prof. Dr. Gerhard Paul (Historiker, Flensburg) Fragen zu Theorie und vor allem Praxis der Visual History beantworten. Im Mittelpunkt sollen dabei methodische Schwierigkeiten und konkrete Probleme zwischen Bildanalyse und -interpretation stehen.

Den zweiten Teil des Workshops wird Dr. Silke Betscher (Kulturwissenschaftlerin, Bremen) anleiten. Im Zentrum dieses Themenblocks zur Visuellen Diskursanalyse stehen Fragen nach der Bildwirkung im größeren politisch-gesellschaftlichen Rahmen und der Identifizierung von Bildzusammenhängen, die von sozialistischer Bildpolitik und -steuerung betroffen sind, sich dieser zugleich aber auch entziehen.

Zur Teilnahme am Workshop bitten wir Sie, ein Abstract (nicht mehr als 600 Wörter), samt Ihrer Kontaktangaben (ggf. Institution, E-Mail) bis zum 1. Juni 2014 an christian.rau@uni-leipzig.de zu senden.

 

Das Abstract soll folgende Informationen enthalten:

  • Projektskizze (Arbeitstitel, Erkenntnisziel, Quellen) mit Reflexionen über den methodischen Zuschnitt des Projektes
  • kurze Begründung, warum Sie am Workshop teilnehmen möchten
  • Benennung konkreter Probleme in Form von Fragen, die Sie im Workshop diskutieren möchten

Die Abstracts sowie Kontaktangaben dienen als Grundlage für einen Reader, den jede/r TeilnehmerIn des Workshops im Vorfeld der Veranstaltung in elektronischer Form erhält.

Wir begrüßen es zudem ausdrücklich, wenn Sie forschungspraktische Probleme anhand konkreter Bildquellen diskutieren möchten. In diesem Fall bitten wir Sie, uns Ihre Quellen im Vorfeld zu schicken.

Bitte beachten Sie, dass die Teilnehmerzahl aufgrund der räumlichen Kapazitäten auf maximal 25 Personen begrenzt ist.

Weitere Informationen unter: http://nachwuchskolloquium.wordpress.com/

_____________________________________________________________________________

Ablaufplan, 21. Juni 2014

  • 9.00-9.30 Uhr: Begrüßung und Einführung
  • 9.30-13.00 Uhr: Visual History (Impulsreferat und Diskussion mit Prof. Dr. Gerhard Paul), zwischendurch Kaffeepause
  • 13.00-14.30 Uhr: Mittagspause
  • 14.30-18.00 Uhr: Bild-Diskurs-Analyse (Impulsreferat und Diskussion mit Dr. Silke Betscher), zwischendurch Kaffeepause

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/05/12/cfp-methodenworkshop-bildquellen-und-ihre-nutzung-in-der-forschung-ueber-die-ddr/

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CfP: Methodenworkshop

"Arbeiter des Stahlwerks Riesa diskutieren in der Mittagspause die wichtigsten politischen Ereignisse" (Originalbildunterschrift), in: Die Deutsche Demokratische Republik im Aufbau 4 (1951), Heft 2, o.S., Fotograf unbekannt

 

Seit Beginn der neunziger Jahre haben sich zahlreiche Wissenschaftsdisziplinen gegenüber visuellen Produktionen und Praktiken als Quellen geöffnet. Für die Interpretation von Neuester Geschichte und Zeitgeschichte nutzt die Visual History Fotografien, Plakate, Illustrationen, Postkarten, Landkarten, Filme oder Karikaturen im Kontext ihrer gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Entstehung sowie ihrer Distribution als Quellen. Sie analysiert diese zugleich als eigenständige Medien und als visuelle Diskurse, die historische Konstellationen und Deutungen erzeugen. Die spezifischen Methoden der Bildquellenforschung sind jedoch so diffus wie mannigfaltig.

Um bildanalytische Methoden praxisnah zu diskutieren, veranstaltet die interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Kultur- und Sozialgeschichte der DDR in transnationaler Perspektive“ am 21. Juni 2014 ihren zweiten DoktorandInnenworkshop an der Research Academy Leipzig. Der Workshop wird sich anhand aktueller Dissertationsprojekte, die sich mit der Geschichte staatssozialistischer Gesellschaften im europäischen Kontext auseinandersetzen, diskursanalytischen Zugängen zum Bild und der Interpretation von Bildern widmen. Den TeilnehmerInnen soll die Möglichkeit gegeben werden, ihre Projekte sowie die darin verwendeten Bildquellen vorzustellen und von den Problemen zu berichten, die sich ihnen bei deren Interpretation stellen.

"Arbeiter des Stahlwerks Riesa diskutieren in der Mittagspause die wichtigsten politischen Ereignisse" (Originalbildunterschrift), in: Die Deutsche Demokratische Republik im Aufbau 4 (1951), Heft 2, o.S., Fotograf unbekannt

„Arbeiter des Stahlwerks Riesa diskutieren in der Mittagspause die
wichtigsten politischen Ereignisse“ (Originalbildunterschrift), in: Die Deutsche
Demokratische Republik im Aufbau 4 (1951), Heft 2, o.S., Fotograf unbekannt

Im ersten Block des Workshops wird Prof. Dr. Gerhard Paul (Historiker, Flensburg) Fragen zu Theorie und vor allem Praxis der Visual History beantworten. Im Mittelpunkt sollen dabei methodische Schwierigkeiten und konkrete Probleme zwischen Bildanalyse und -interpretation stehen.

Den zweiten Teil des Workshops wird Dr. Silke Betscher (Kulturwissenschaftlerin, Bremen) anleiten. Im Zentrum dieses Themenblocks zur Visuellen Diskursanalyse stehen Fragen nach der Bildwirkung im größeren politisch-gesellschaftlichen Rahmen und der Identifizierung von Bildzusammenhängen, die von sozialistischer Bildpolitik und -steuerung betroffen sind, sich dieser zugleich aber auch entziehen.

Zur Teilnahme am Workshop bitten wir Sie, ein Abstract (nicht mehr als 600 Wörter), samt Ihrer Kontaktangaben (ggf. Institution, E-Mail) bis zum 1. Juni 2014 an christian.rau@uni-leipzig.de zu senden.

 

Das Abstract soll folgende Informationen enthalten:

-  Projektskizze (Arbeitstitel, Erkenntnisziel, Quellen) mit Reflexionen über den
methodischen Zuschnitt des Projektes

-  kurze Begründung, warum Sie am Workshop teilnehmen möchten

-  Benennung konkreter Probleme in Form von Fragen, die Sie im Workshop
diskutieren möchten

 

Die Abstracts sowie Kontaktangaben dienen als Grundlage für einen Reader, den jede/r TeilnehmerIn des Workshops im Vorfeld der Veranstaltung in elektronischer Form erhält.

Wir begrüßen es zudem ausdrücklich, wenn Sie forschungspraktische Probleme anhand konkreter Bildquellen diskutieren möchten. In diesem Fall bitten wir Sie, uns Ihre Quellen im Vorfeld zu schicken.

Bitte beachten Sie, dass die Teilnehmerzahl aufgrund der räumlichen Kapazitäten auf maximal 25 Personen begrenzt ist.

Weitere Informationen unter: http://nachwuchskolloquium.wordpress.com/

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Ablaufplan, 21. Juni 2014

9.00-9.30 Uhr           Begrüßung und Einführung

9.30-13.00 Uhr          Visual History (Impulsreferat und Diskussion mit
Prof. Dr. Gerhard Paul), zwischendurch Kaffeepause

13.00-14.30 Uhr         Mittagspause

14.30-18.00 Uhr         Bild-Diskurs-Analyse (Impulsreferat und Diskussion mit
Dr. Silke Betscher), zwischendurch Kaffeepause

Quelle: http://www.visual-history.de/2014/05/12/cfp-methodenworkshop-bildquellen-und-ihre-nutzung-in-der-forschung-ueber-die-ddr/

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Wenn ein Fürst auf Brautschau geht. Teil I

 

Einer der bekanntesten Allgemeinplätze über das Leben in der Vormoderne betrifft das Zusammenleben von Männern und Frauen. Die Ehe, so sagt man, habe mit gegenseitiger Liebe und Zuneigung gar nichts zu tun gehabt. Die romantische Beziehung der Geschlechter sei eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Bei vormodernen Eheschließungen hätte Pragmatismus geherrscht. Diese Pauschalisierung, die in der Regel mit einer negativen Wertung der vor-romantischen Ehepraxis einhergeht, ist nicht falsch. Aber, wie bei den meisten Allgemeinplätzen, steckt der Teufel im Detail. Ja, in allen Ständen und Schichten, vom Adel über das Stadtbürgertum bis hin zu den bäuerlichen Schichten, galt die Partnerwahl in erster Linie als eine Sache der Familien, nicht der Betroffenen. Die, zumeist männlichen, Oberhäupter der Familienverbände arrangierten die Ehen ihrer Kinder mit Blick auf das Interesse der gesamten Familie. Ehen stifteten soziale Kontakte, versprachen materiellen Gewinn und mehrten die Ehre des Familienverbandes. Persönliche Befindlichkeiten von Braut und Bräutigam hatten davor zurückzutreten. Gerade im Adel spielte die ‚richtige‘ Partnerwahl eine besonders wichtige Rolle, weil man über die größten sozialen, kulturellen und ökonomischen Ressourcen der vormodernen Gesellschaft verfügte. Eine Heirat besaß hier, wie Evelin Oberhammer bemerkt, „über die individuell-private Komponente hinaus, öffentlichen Charakter“ (Oberhammer 1990:182). Trotzdem darf man es sich nicht zu einfach machen und adelige Partnerwahl bzw. Eheschließung auf externe Faktoren reduzieren.

Die Normen und Vorstellungen, die bei der Partnerwahl handlungsleitend wirkten, waren deutlich vielschichtiger, als das Klischee der ‚arrangierten Ehe‘ glauben macht. So war es, um nur ein Beispiel zu nennen, den Zeitgenossen ungemein wichtig, dass die Ehepartner miteinander harmonisierten. Eine zerrüttelte Ehe, in der Mann und Frau aufgrund gegenseitiger Abneigung nicht mehr miteinander verkehrten, gesellschaftlich wie sexuell, schadete dem Familienwohl und widersprach den christlichen Wertvorstellungen, wonach die eheliche Verbindung der Geschlechter eine vor Gott geheiligte Form des Zusammenlebens darstellte. Unter den Bedingungen der vormodernen Partnerwahl war die dauerhafte Eintracht der Eheleute jedoch etwas, was kaum im Voraus garantiert werden konnte. Häufig sahen sich die Brautleute vor der Vermählung zum ersten Mal. Sie lernten sich also erst dann gegenseitig kennen, wenn sie bereits verheiratet waren. Dieser Heiratspraxis wohnte ein starkes Moment von Unvorhersehbarkeit inne, das nur abgemildert, nicht umgangen werden konnte.

Der Adel ging mit dieser Kontingenz in strategischer Weise um, indem er versuchte, das Unplanbare planbar zu machen. Da es in der Regel die Männer waren, für die eine Frau gesucht wurde, spricht man bei der Partnerwahl auch von Brautschau. Die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Brautschau war Wissen. Zum einen benötigte man theoretisch-methodisches Wissen: Wie erkannte man zum Beispiel, ob eine Frau fruchtbar war? Welche Charakterzüge waren an einer Frau wünschenswert, welche gefährlich und wie erkannte man sie? Zum anderen hatte man den Heiratsmarkt ständig zu beobachten und relevante, zukünftig vielleicht einmal nützliche Informationen zu sammeln. Ein probates Mittel, um Nachrichten über geeignete Kandidatinnen auszutauschen, war das Medium des Briefes. Insbesondere die weiblichen Mitglieder eines Hauses nutzten ihr weit verzweigtes Korrespondenznetz in diesem Sinn. Aber auch während man Besuch empfing, bei Freunden, Bekannten oder am Hof weilte, gab es immer wieder Gelegenheiten, die Kenntnis des Heiratsmarktes aufzufrischen

Die hier bisher nur angedeutete Vorstellungswelt, die der adeligen Heiratspraxis zugrunde lag, gewinnt an Konturen, wenn man sich den Quellen zuwendet. Außergewöhnlich ergiebig ist in dieser Hinsicht ein Dokument aus dem späten 17. Jahrhundert, das über mehrere Generationen im Fürstenhaus Liechtenstein kursierte. Diese sogenannte ‚Instruktion‘ hatte Fürst Karl Eusebius von Liechtenstein (1611-1684) für seinen Sohn und Nachfolger Johann Adam (1657-1712) verfasst. Die Erziehungsinstruktion ist eine frühneuzeitliche Textgattung, die sich aus der mittelalterlichen Spiegelliteratur entwickelt hat. Spiegel waren moraldidaktische Schriften, die den Weg zum tugendhaften Leben aufzeigen wollten. Üblicherweise wählte man die Form des Tugendspiegels, in dem die Normen für den richtigen Lebenswandel anhand von Beispielen (exempla) erläutert wurden. Seltener waren sogenannte Lasterspiegel, die dem Motiv der verkehrten Welt waren. Sie malten moralisch verwerfliches Handeln in drastischen Bildern, um vor dieser Kontrastfolie das richtige Verhalten einzufordern. Die Tugenden, die immer wieder bemüht wurden, hatten sich in spätantiker Zeit unter dem Einfluss der Kirchenväter zu einem Katalog verfestigt. Es gab vier Kardinal-Tugenden, aus denen sich alle anderen ableiteten: Klugheit, Maß, Tapferkeit und Gerechtigkeit. Später wurde es üblich, die Tugenden in Frauengestalt zu allegorisieren. Von ihnen gab es insgesamt sieben. In der vormodernen Bilderwelt sind diese Frauen quasi allgegenwärtig.

Die "Mäßigung" von Piero del Pollaiolo um 1470. Eine von sechs Tugendallegorien, die der Maler aus Florenz geschaffen hatDie “Mäßigung” von Piero del Pollaiolo um 1470. Eine von sechs Tugendallegorien, die der Maler aus Florenz geschaffen hat

Die Sollens-Sätze der Spiegel fußten also in der Regel auf einem christlichen Fundament, d.h. sie wurden moraltheologisch begründet. Daran änderte sich auch in der Frühen Neuzeit nichts, als sich, bedingt durch den Buchdruck, das Feld der moraldidaktischen Erziehungsschriften immer weiter ausdifferenzierte. All den mehr oder weniger neuen Textsorten, den Ehebüchlein oder -predigten, den Erziehungsschriften und der Hausväter- bzw. Ökonomieliteratur stimmten in einer Sache überein. Sie besaßen den Anspruch von zumindest mittelbarer Anwendbarkeit. Sie sollten die Menschen durch Praxistauglichkeit belehren und erziehen, nicht durch theoretisch-theologische Denk- und Stilübungen.

Die Erziehungsinstruktion war vor allem eine Textgattung des Adels. In ihr bearbeitete der Verfasser verschiedene Themenfeldern, die praktische Relevanz für das Leben und Wirken seiner Nachkommen besaßen. Die weitaus meisten bekannten Instruktionen hatte der Vater an den ihm nachfolgenden Sohn verfasst. Manchmal richtete er sich auch an alle Söhne. Seltener überliefert sind Instruktionen, in denen sich Väter an ihre Töchter wenden. Dagegen scheinen Mütter häufiger an ihre Töchter geschrieben zu haben. Nur ausnahmsweise existieren Instruktionen von Frauen an ihre Söhne. Auch die Instruktion von Fürst Karl Eusebius berührt verschiedene Themen, wie die standesgemäße Lebensführung, das richtige Finanzgebaren und natürlich die Politik. Für die bisherigen Ausführungen relevant sind insbesondere seine mehrseitigen Ausführungen zur Brautschau und zum ehelichen Lebenswandel.

Zu Anfang dieses Abschnitts seiner Instruktion erinnert Karl Eusebius seinen Sohn an den Sinn und Zweck der Ehe:

So du dir vor allem werdest angelegen seyn lassen, deiner Vermählung und Erhaltung deiner eigenen Descendenz und Lini per sucessionem masculinam, vor und zu welchen allein von Gott und denen Gesatzungen ist gesetzet, geordnet und zugelassen worden das Christliche Ehe-Beth […] über welches nichts Angenehmeres, Wohlgefälligeres, Nutzlicheres und Erfreilicheres seyn kann, als seine succession in perpertua secula zu stabiliren und zu erhalten
(pag. 121)

Die erste Pflicht eines Familienoberhauptes war es, die biologische Fortsetzung, die ‚Fortpflanzung‘ der Dynastie sicherzustellen. Dazu bedurfte es natürlich einer ausreichenden Zahl von Nachkommen. Die einzige Möglichkeit, dies auf legitime Art und Weise zu besorgen, war das „Christliche Ehe-Beth“. Die Gesetze Gottes und übrigens auch die der Menschen („denen Gesatzungen“) sanktionierten jede Form von Verkehr außerhalb der Ehe. Dem dynastisch denkenden Adel Europas blieb keine andere Wahl als die monogame Bindung eines Mannes an eine Frau (bzw. einer Frau an einen Mann!). Heiraten war Standespflicht: „wer Landt und Leüth hat, muß vermehlet seyn, seine Succession nach dem Willen des Allerhöchsten zu erhalten“ (pag. 123).

Diesen Punkt betont Karl Eusebius in seiner Instruktion immer wieder. Den katholischen Liechtenstein ging es dabei gar nicht so sehr um einen möglichen vorehelichen Sexualkontakt seines Sohnes mit seinen potenziell skandalträchtigen Folgen (nämlich einer Schar von Kegeln, also unehelichen Kindern). Er scheint eher Angst davor gehabt zu haben, dass sich Johann Adam gar nicht oder zu spät vermählte:

werdest dir also nicht einfallen durch ein narrishen Capricio und Einfall und Laster Einstreüung des Teüfls deine ehiste Vermählung zu protrahiren und auf zushieben, mit etwan narrichten Einfall, du woltest gar nicht heürathen sub specie der Andacht oder eines geistlichen Stands, deme solst du nicht folgen; dan es seyn Einwurf und Fang-Strickh des Teüfls“(pag. 121)

So kommt es an dieser Stelle zu der paradoxen Situation, dass der Eintritt in den geistlichen Stand und den Zölibat als Teufelswerk beschrien wird. Die Gefahr, auszusterben, war freilich tatsächlich eine nur allzu reale Bedrohung für jedes Adelsgeschlecht. Kinderreichtum war nicht nur aus theologischer Sicht eine erfreuliche Angelegenheit, weil sich dadurch die Zahl der Christen vermehrte. Vielmehr war es für ein Haus überlebensnotwendig, nicht nur einen Erben, sondern viele hervorzubringen. Die Kindersterblichkeit war hoch, fast jede Krankheit konnte den Tod bedeuten, Reisen waren lang und beschwerlich, der im Adel übliche Kriegsdienst zog nicht gerade selten Tod oder Verwundung nach sich. Deshalb war es nur folgerichtig, wenn die Dynastie auf Alternativen in Form von zweiten, dritten und vierten Söhnen zurückzugreifen in der Lage war. Im Übrigen galt Ähnliches auch für die weibliche Nachkommenschaft. Es wird zwar immer wieder kolportiert, dass Mädchen als eine Belastung, gar als Fluch gesehen wurden (wegen der zu zahlenden Aussteuer), daran ist in der Praxis aber wohl wenig gewesen. Denn auch die Töchter dienten der Dynastie, indem sie in andere Häuser einheirateten und so Beziehungen etablierten bzw. stabilisierten. Vielleicht handelt es sich bei diesem Klischee um einen Reflex aus der in der Tendenz misogynen, d.h. frauenfeindlichen Literatur der Zeit? Insgesamt ist jedenfalls klar: Gerade im Adel galten Kinder als Segen.

Johann Adam I. Andreas Fürst von Liechtenstein (1684-1712). Gemälde von Peter van Roy (1683 – nach 1738).

Eine große Kinderschar stellte für die meisten Häuser gleichzeitig eine sehr schwere finanzielle Bürde dar. Eheschließungen waren eine teure Angelegenheit. Die Ausgaben für eine prächtige Hochzeitsfeier machten dabei nur einen Bruchteil  der eigentlichen Kosten aus. Die langfristige Belastung verbarg sich in der materiellen Ausstattung des Brautpaares. Töchter entzogen der Familie bei ihrer Vermählung Kapital in Form der Mitgift (Aussteuer), die je nach Rang und Stand des Hauses den Jahreserträgen mehrerer Gutsbetriebe oder kleiner Herrschaften ausmachen konnte. Im Gegenzug musste der Bräutigam Sicherheiten in Höhe der Mitgift stellen. Diese sogenannte Widerlage bestand üblicherweise aus Grundbesitz, dessen Einkünfte dann für die Bedienung der Zinsen von 5-10% verwendet wurden. Hinzu kam mit der sogenannten Morgengabe eine Barleistung des Bräutigams an seine Braut, die er ihr am Tag nach der Hochzeit verehrte. Sie betrug häufig, aber nicht immer, ungefähr 10% der Mitgift. Die Braut ihrerseits erhielt vor der Vermählung von ihrer Familie mehr oder weniger umfangreiche Sachleistungen, wie Schmuck, Kleider, Decken usw. Der aufwändige Gabentausch im Umfeld einer Eheschließung erfüllte einen doppelten Zweck. Die Geschenke und Verehrungen stifteten ein Band gegenseitiger Abhängigkeit zwischen den Brautleuten und ihren Familien. Sie bildeten aber auch das ökonomische Fundament der Ehe.

Weil ein Eheprojekt derartig hohe Aufwändungen mit sich brachte, verheirateten kinderreiche Adelshäuser, die es sich nicht leisten konnten oder wollten, nicht alle ihre Nachkommen. Bei den Liechtenstein etwa war es üblich, dass sich nur der älteste Sohn vermählte. Dieser Brauch hing unmittelbar zusammen mit der inneren Verfassung des Hauses. Karl von Liechtenstein (1569-1627), der Vater von Karl Eusebius, hatte nämlich 1598 eine Erbeinigung mit seinen beiden Brüdern Maximilian und Gundaker geschlossen, die den Familienbesitz de facto in einen sogenannten Fideikommiss umwandelte. Damit besaß der jeweilige Familienälteste (Senior), in diesem Fall Karl, später sein Sohn Karl Eusebius, weitgehende Privilegien bei der Handhabung der Hausgeschäfte. Fortan empfing nur noch der Senior allein die Lehen, er übernahm alle innerfamiliären Vormundschaftsfälle und vertrat ganz allgemein das Haus nach außen. Der Kern des Hausgutes, u.a. die Herrschaften Feldsberg, Herrenbaumgarten und Plumenau, unterstand seiner alleinigen Verfügungsgewalt. Für den gesamten Besitz bestand ein Veräußerungsverbot. Das aus Spanien stammende Rechtsinstitut des Fideikommiss war zu jener Zeit im Reich und den Erblanden fast völlig unbekannt. In den meisten Adelsfamilien blieb bis weit ins 18. Jahrhundert die gemeinsame Güterwaltung verbunden mit der Güterteilung üblich. Diese Besitz-Zersplitterung war in der Familie Liechtenstein seit Anfang des 17. Jahrhunderts ausgeschlossen.

Der Fidekommiss spielte den Liechtenstein bei ihren Eheprojekten auch in anderer Weise in die Hände. Sie konnten es sich nämlich mithilfe der großen Latifundien in Böhmen und Mähren leisten, ihren Ältesten bereits sehr jung zu verheiraten. In anderen, weniger begüterten Häusern mussten die Söhne bis zu ihrem eigenen Regierungsantritt, also bis zum Tod des Vaters, warten, falls sie nicht mit ihrer Braut auf Jahre im elterlichen Haushalt leben wollten. Wenn Karl Eusebius seinem Nachfolger eine möglichst frühe Eheschließung nahe legt, dann nur, weil die Familie es sich leisten kann. So ist denn auch das Argument, es sei doch „ein Freüd und Ergetzlichkeit“ die eigenen Kinder bis ins Erwachsenenalter begleiten zu können, für andere adelige Ehepaare purer Luxus. Die ökonomische Realität machte häufig eine rasche Heirat unmöglich.

Karl Eusebius spricht neben dieser dynastiesichernden Funktion der Ehe auch den vorerwähnten politischen Charakter der adeligen Heiratspraxis an:

Die andere Qualität und Wesenheit in deiner und aller der Deinig und Successoren unsers Haus bestehet in der vornehmen Vermählung und Befreindung der vornehmsten adelichsten uhralten fürstlichen und chürfurstlichen Geschlechtern […] dan ein dergleichen adelichste Freundshafft ist summa delectationis, honoris & consolationis & utilitatis & dignitatis [höchst erfreulich, ehrenvoll und sowohl tröstlich, wie nützlich als auch würdevoll]“ (pag. 125)

Freundschaft und Verwandtschaft sind hier austauschbare Begriffe. Im adeligen Verständnis bedingte das eine das andere und umgekehrt. Freunde, die man um Rat und Beistand bitten konnte waren eben in erster Linie die eigenen Verwandten. Durch Heiratspakte schuf sich eine Familie potenzielle Verbündete. Dabei war besonders wichtig, die Standesgleichheit zu wahren. Der fürstlichen Rang des Hauses Liechtenstein machte notwendig, sich nur mit Familien aus den höchsten Kreisen des Reichsadels zu verbinden. Man müsse „sich des vornehmsten Stammen allezeit höchst- und billich erfreüen und nicht einer unbedachtsammen Lieb, einer Schönheit überwinden noch mit Heürath einlassen sollen, als dergleichen hohen Verwandtens, so reputirlich und also vor allem zu shätzen“ (pag. 126).

Ein zweiter großer Faktor war die Konfession der Braut. Karl Eusebius fordert ausdrücklich:

keine ketzerishe Gemahlin jemahls, auf was Weyß oder Vorwand es beshehen könte, zu nehmen, dan ob gleich Exempl vorhanden, das dergleichen Heürath dennoch gerathen seyn, und die ketzerishe Gemahlin bekehrt ist worden, so ist dennoch nicht zu trauen, und denen alten Exempl nach der heyligen Schrifft zu besorgen, wie durch die Weiber die Männer verführet seyn worden“ (pag. 132)

In den Augen des liechtensteinischen Oberhaupts schadete eine konfessionsverschiedene Ehe mehr, als sie nützte. Einer Protestantin im Ehebett durfte man nicht trauen. Selbst wenn sie sich später bekehren ließ, könnte sie sich bloß verstellen, um ihren Gemahl vom wahren Glauben abzubringen. Furcht und Feindseligkeit gegenüber der anderen Konfession waren auch Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg noch aktuell.

Tatsächlich konnten die Liechtenstein diesen hier mit Nachdruck formulierten Anspruch auf ein reichsadeliges Konnubium lange Zeit nicht umsetzen. In den Augen ihrer Wunschpartner aus dem Reichsfürstenstand waren sie bloße Emporkömmlinge, weil sie aus dem landsässigen Herrenstand der habsburgischen Erblande stammten. Johann Adams Großvater Karl hatte den Reichsfürstentitel im Jahr 1620 vom Kaiser erhalten. Im Gegensatz zu den alten reichsfürstlichen Geschlechtern besaßen die Liechtenstein auch noch nicht die Reichsstandschaft, d.h. sie hatten keinen Sitz auf der Fürstenbank des Reichstages. Man versuchte zwar immer wieder, verwandtschaftliche Bande mit den alten Fürstenhäusern im Reich zu knüpfen, doch scheiterten diese Projekte stets. Deshalb blieb den Liechtenstein nichts anderes übrig, als sich weniger prestigeträchtige Alternativen zu suchen.

Karl Eusebius heiratete 1644 Johanna Beatrix Prinzessin von Dietrichstein. Die Dietrichstein stammten ebenfalls aus dem erbländischen Herrenstand und waren von Kaiser Ferdinand II. in den Reichsfürstenstand erhoben worden. Als katholisches Geschlecht ehemaliger Landsassen stand das Haus vor dem gleichen Problem wie die Liechtenstein. Die alten Reichsadelsgeschlechter verweigerten ihnen aufgrund ihrer Herkunft das Konnubium. Was lag also näher, als sich mit den anderen Neufürsten aus der unmittelbaren Umgebung zu ‚befreunden‘? Zusammen mit den ebenfalls in den 1620er Jaheren gefürsteten Eggenberg gaben die Liechtenstein und Dietrichstein ihre Nachkommen wechselseitig in den Ehestand. So entstand ein über mehrere Generationen stabiler, exklusiver Heiratskreis zwischen drei der reichsten und mächtigsten Adelsfamilien im Territorium der Habsburger. Diese $endogame Heiratspraxis hatte enge verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den drei Häusern zur Folge. Karl Eusebius‘ Ehefrau zum Beispiel war gleichzeitig seine Nichte. Johann Adam heiratete mit Maria Theresia von Dietrichstein eine Cousine ersten Grades. Einen päpstlichen Dispens wegen zu naher Verwandtschaft einzuholen, war im ausgehenden 17. Jahrhundert nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel im Haus Liechtenstein.

Literatur

Beatrix Bastl: Eheliche Sexualität in der Frühen Neuzeit zwischen Lust und Last. Die Instruktion des Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein, in: Archiv für Kulturgeschichte 78 (1996), S. 277–301.
Evelin Oberhammer: Gesegnet sei dies Band. Eheprojekte, Heiratspakten und Hochzeit im fürstlichen Haus, in: Der Ganzen Welt ein Lob und Spiegel. Das Fürstenhaus Liechtenstein in der frühen Neuzeit, hrsg. v. ders., Wien/München 1990, S. 182–203.

 

 

Quelle: http://edelfrauen.hypotheses.org/94

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Interdisziplinärer Sommerkurs „Inschrift – Handschrift – Buchdruck. Medien der Schriftkultur im späten Mittelalter“ Greifswald, 21. – 27. September 2014

Rubenowstein Greifswald (Christine Magin 2014)

Rubenowstein Marienkirche Greifswald
(Christine Magin 2014)

In den letzten Jahren sind aus den Studienplänen vieler mediävistischer Disziplinen Seminare sowie praktische Übungen zu Arbeitstechniken verschwunden, die für den Umgang mit mittelalterlichen Originalquellen unerlässlich sind. Die „Arbeitsstelle Inschriften“ der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, die am Historischen Institut der Universität Greifswald verortet ist, führt daher vom 21. – 27. September 2014 (Anreise am 21.9.) den interdisziplinären Sommerkurs „Inschrift – Handschrift – Buchdruck. Medien der Schriftkultur im späten Mittelalter“ durch. Ziel des Kurses ist die Vermittlung fächerübergreifend anwendbarer Kenntnisse für die Arbeit mit spätmittelalterlichen Originaltexten in Form von Handschriften, Inschriften und Inkunabeln. Im Rahmen des Sommerkurses sollen die entsprechenden Medien behandelt und erworbene oder bestehende Kenntnisse sowohl durch praktische Übungen als auch durch eine Exkursion vertieft werden.

Der Sommerkurs versteht sich als Angebot für Master-Studierende und Promovierende der Fächer Geschichte, Deutsche und Lateinische Philologie des Mittelalters, Kunstgeschichte, Buchwissenschaften, Kirchengeschichte, Musikwissenschaften sowie Editions- und Historische Grundwissenschaften. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sind ausdrücklich dazu aufgefordert, im Rahmen des Kurses eigene Master- und Dissertationsprojekte zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen.

Die Veranstaltung wird am Alfried Krupp Wissenschaftskolleg in Greifswald sowie in der Universitätsbibliothek Greifswald und in Rostock stattfinden. Der Kurs wird gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, Essen, und der Sparkasse Vorpommern. Für die kostenfreie Unterbringung auswärtiger Teilnehmer wird gesorgt. Ferner können Reisestipendien beantragt werden.

Bewerbungen werden bis zum 31. Mai 2014 (verlängerte Frist) erbeten. Weitere Hinweise für interessierte Bewerberinnen und Bewerber sowie Informationen zum Kursprogramm finden sich auf den Seiten des Mittelalterzentrums der Universität Greifswald unter www.phil.uni-greifswald.de/fk/maz/aktivitaeten.html.

Quelle: http://mittelalter.hypotheses.org/3700

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guter, schlechter, blinder, leidenschaftlicher Ehrgeiz

Augustus - der Erhabene

Augustus – der Erhabene

In einem geistes- oder kulturwissenschaftlichen Studium wird schon früh deutlich, dass Ehrgeiz, ebenso wie Fachwissen, eine Grundvoraussetzung ist, um voran zu kommen. Auch bei Schwankungen der eigenen Motivation muss der Ehrgeiz gepflegt werden, denn die Konkurrenz und der Druck sind groß, die Stellen rar, Leidenschaft und innerer Antrieb notwendig. Obwohl also Ehrgeiz als Thema, zumindest hab ich es lange so wahrgenommen, immer unterschwellig da ist, setzt man sich nur selten intensiver damit auseinander. Deswegen war es sehr spannend und aufschlussreich für mich – und ist es hoffentlich auch für euch – in meinem ersten selbstkonzipierten KM Magazin Ehrgeiz von verschiedensten Seiten zu beleuchten. Durch die Recherche, die Gespräche mit den Autoren und natürlich die Texte selbst konnte ich viel über die verschiedensten Aspekten lernen: über Psychologie und das persönliche Ego, über Passionen, berufliche Strukturen, Lebenswege und auch die Gesellschaft selbst.

Passion, Motivation, Ambition, Streben

In der Mehrheit der europäischen Sprachen bedeutet Ehrgeiz Ambition oder Motivation. Die Ehrgeizigen wollen etwas bewegen oder werden von etwas bewegt, sie sind geprägt von Idealismus und Begeisterung. Der etymologische Ursprung von Geiz meint Streben oder Passion – also nicht, mit Ehre zu geizen, sondern, danach zu streben. Die wirklich schöne Einleitung ins Thema beschäftigt sich denn auch mit der Evolution von Ehrgeiz als Teil des menschlichen Daseins. Das Interesse an Laufbahnen in der “brotlosen” Kunst lässt sich ohne diesen Ansporn kaum erklären. Ehrgeiz ist hier der Antrieb zur Selbstverwirklichung einer Leidenschaft und manchmal auch die Suche nach Antworten. In der Vielfalt der Themen, mit denen man sich als Geisteswissenschaftler beschäftigt – Philosophie, Geschichte, Politik, Gesellschaft, Kunst – ergeben sich immer wieder neue Ansätze, die Welt zu verstehen und Löungswege für aktuelle Probleme und Veränderungen zu finden.

Aber es gehört auch dazu, dass man für finanzielle Mittel und die Zustimmung der Geldgeber und Öffentlichkeit kämpfen muss. Ehrgeiz hat dann auch negative Facetten. In der Umgangssprache wird er oft mit der Übermäßigkeit von Wirtschaftsmagnaten oder Politikerboni in Verbindung gebracht. Doch auch in Wissenschaft und Kultur steht Ehre immer öfter für indivuelle Anerkennung oder die Durchsetzung der eigenen Meinung. Etwas veraltet klingend, sollte sie aber vielleicht wieder öfter in ihrem ursprünglichen Sinne in den Mittelpunkt gestellt werden: das Ansehen und die Achtung aufgrund von moralischen Werten, die in einer Gesellschaft oder einem Berufsstand gelten. Die Bemühung, offen zu sein und sich weiterzuentwickeln, zu Erkenntnissen nicht nur für das eigene Ansehen, sondern auch für die Gesellschaft zu kommen und nicht zuletzt Transparenz nach innen und nach außen sind solche erstrebenswerten Werte des modernen Wissenschaftbetriebes sein.

Caesar und Augustus

Caesar

Caesar

Ehrgeiz ist janusköpfig. Er steht – wie in der römischen Antike Caesar und Augustus – für den Unterschied zwischen dem Antrieb, besser zu sein als die anderen, und jenem, ehrwürdig sein zu wollen. Caesar ging über Leichen, um seine Ziele zu erreichen, und missachtete dabei vor allem den gesellschaftlich als richtig anerkannten Weg und die Werte, auf die man in Rom nun mal besonderen Wert legte. Auf sein Ziel zustürzend, verlor er die Steine dabei aus dem Blick und fiel. Augustus ging das geschickter an. Für ihn war, zumindest nach außen, das Ziel nicht der indivuelle Status, sondern das Wohl des Staates und damit die Ehre. Volk und Senat von Rom konnten sich damit denn auch eher anfreunden. Das ist zwar ein bisschen vereinfacht dargestellt – die Umstände waren nicht ganz unschuldig an den Karrieren der beiden – trotzdem hat die ehrgeizige Geschichte dieser beiden ihre Gültigkeit nicht verloren. Im Laufe einer Karriere schwankt man zwischen beiden Arten von Ehrgeiz,  die Anforderungen sind von Beginn an hoch. Wer nur nach Idealen und nicht ein wenig nach Macht und Einfluss strebt, bleibt auf der Strecke. Wissenschaftler sind stets auch gegenseitige Konkurrenz.

Manchmal scheint es, als sind gerade in den Geisteswissenschaften oft auch Stillstand und das Festhalten am Gegebenen an der Tagesordnung. Obwohl Leidenschaft hier einen großen Stellenwert hat, sucht man unter stetigem Druck gern nach dem idealen, sicheren Karriereweg und verliert dabei ein bisschen das eigene Ziel und die eigenen Vorstellunen aus den Augen. Auch diesem blinden Ehrgeiz ist ein Beitrag im Heft gewidmet, der einer spannenden Diskussion mit der Autorin folgte. Für das Ansehen wissenschaftlicher Arbeit und die Qualität der Ergebnisse ist es aber gerade der passionierte Ehrgeiz für die Sache, der gepflegt werden muss. Nur er kann den ehrwürdigen, fairen Wettkampf um Ideen, Ideale und Werte anregen, bei dem im das Streben nach Anerkennung über sich herauswächst.

Nicht zuletzt kann Ehrgeiz auch Spaß machen und ist ein zentraler Teil des Abenteuerdranges. Deswegen ist es umso spannender, dass Tanja Neumann auch etwas über Gamification geschrieben hat. Ich hoffe ihr habt genauso viel Spaß beim Lesen wie ich und freue mich über Feedback, denn ohne bringt keine Form von Ehrgeiz etwas :)

Das Magazin könnt ihr euch hier kostenlos und vollständig als PDF herunterladen.

Quelle: http://kristinoswald.hypotheses.org/1268

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mediaevum.net: Digitale Perspektiven mediävistischer Quellenrecherche, v. Andreas Kuczera

http://mittelalter.hypotheses.org/3492 Forschern in den Geisteswissenschaften stehen immer mehr digitalisierte Volltexte zur Verfügung. Daraus ergeben sich Chancen, neue Fragestellungen werden möglich, deren Beantwortung wiederum neue Perspektiven eröffnet, aber auch Herausforderungen schafft. In diesem Aufsatz wird versucht, diese Probleme einzugrenzen und neue Möglichkeiten für die Arbeit mit Volltexten in den Geisteswissenschaften mit einem Fokus auf die Mediävistik […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/05/5108/

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Lexikon zur Computergeschichte: Konventioneller Speicher

Als Konventionellen Speicher bezeichnete man in der x86-Architektur die ersten 640 KiB RAM (unterhalb von A0000hex), welche ohne weitere Umwege von Betriebssystem und Prozessor direkt addressiert werden konnten. Da dies das zehnfache des Speichers des ersten IBM-PCs Anfang der 1980er Jahre darstellte, rechnete man nicht so schnell mit einem Überschreiten dieser Grenze. Andere Techniken wie […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/05/5098/

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FES: Internetseite Sozialistische Front Hannover, betrb. v. d. Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin

http://www.sozialistische-front.de Die Sozialistischen Front war eine sozialdemokratische Widerstandsorganisation gegen den Nationalsozialismus im Raum Hannover, die zwischen 1934 und 1936 aktiv war. Sie gilt heute als eine der größten und bedeutendsten Widerstandsgruppen der Vorkriegszeit. Dieses Internetangebot dokumentiert die Geschichte dieser Gruppe, die vor allem mit illegalen Flugschriften eine Gegenöffentlichkeit zur nationalsozialistischen Propaganda schaffen wollte. Es zeigt, […]

Quelle: http://www.einsichten-online.de/2014/05/5095/

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Vorschlag für eine Umgestaltung des Grazer Diözesanmuseums

Also, wäre ich das Diözesanmuseum Graz (mit Facebookauftritt, immerhin!), würde ich diese Gelegenheit nicht verpassen und mich sofort zur Conchita Wurst-Pilgerstätte respektive -Fanzone erklären, ist dort immerhin diese schöne Skulptur der Heiligen Kümmernis aus dem 18. Jahrhundert ausgestellt. Als Datum für die Umgestaltung bietet sich der 20. Juli an, also der Gedenktag der Kümmernis bzw. Wilgefortis. Und selbstredend ist es höchst an der Zeit, dass sie wieder in den offiziellen Heiligenkalender aufgenommen wird, um die Anciennität des Katholizismus auch in Sachen Transgender zu demonstrieren!

450px-Saint_Wilgefortis_Graz_20121006
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Saint_Wilgefortis_Graz_20121006.jpg
(Wikimedia, CC-BY-SA-3.0, Fotograf Gugganij)

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/869216025/

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Hörspiel In a mist von Michaela Melián

Dank der aktuellen Ausgabe von konkret (Print, 5/2014, S.47) wurde ich auf Michaela Meliáns Hörspiel In a mist aufmerksam, das kommenden Freitag (16.5.2014, 21:05-23:00, Verfügbarkeit als Podcast angekündigt) auf Bayern 2 ausgestrahlt wird; begeleitend dazu gibt es eine Ausstellung im Badischen Kunstverein.

Ausgangspunkt des Hörspiels ist das sowjetische Theaterstück "Fritz Bauer", das 1928/29 von revolutionären KünstlerInnen für Kinder verfasst wurde:

Aus der sowjetischen Perspektive soll der Klassenkampf in Deutschland gezeigt werden, die schweren Bedingungen, unter denen die Arbeiterfamilien leben: Der kommunistische Arbeiter Karl Bauer ist wegen der Planung eines Streiks gezwungen, in die Illegalität zu gehen, da ihn die Polizei sucht. Seine Familie bleibt ohne Existenzgrundlage zurück. Mit allen Mitteln versucht die Gendarmerie von seinem Sohn Fritz Bauer das Versteck seines Vaters zu erfahren. Viele im Stück angesprochenen Themen sind auch heute virulent, etwa prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder ungerechte Bildungschancen. "IN A MIST" entsteht vor diesem Hintergrund als eine Musik- und Sprachcollage unter Verwendung von aktuellen Tonquellen verschiedenster Provenienz, Musik, Geräusch, Klang und Sprache, die formal anknüpfen soll an die akustischen utopischen Modelle (Musik für die Zukunft), wie sie in den 1920erJahren in Russland entwickelt wurden. Gleichzeitig beinhaltet der Titel "IN A MIST" auch eine westliche Referenz - an eineSwingkomposition von Bix Beiderbecke, die Ende der 1920er Jahre entstand.

Quelle: http://adresscomptoir.twoday.net/stories/868842644/

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