Erfahrungsbericht: „Was mich selbst und meine Geschichte betrifft…“

Vor einigen Wochen habe ich ein interessantes Telefonat mit einer Frau geführt, die mir von ihren Erfahrungen berichtete, nachdem Sie von diesem Forschungsprojekt erfahren hat. Eine der Forschungshypothesen ist die Frage, welche psychischen Wirkungen der Zweite Weltkrieg für die heutigen Generationen noch haben kann. Natürlich kann man im Nachhinein vieles erklären und ein solcher Einzelfall kann nur helfen Forschungshypothesen zu generieren, die überprüft werden müssen. Weil auf viele dieser Fragen Antworten fehlen, ist es ja so dringend nötig Forschung zu diesem Thema zu betreiben, eben um zu sehen, ob die Ursachen tatsächlich in der Kindheit zu finden sind. Vielleicht lässt es sich auch gar nicht nachweisen? Doch die Geschichte, die mir diese Frau später mit einer Email schickte und viele andere Erfahrungsberichte deuten darauf hin, dass es transgenerationelle Effekte gibt und dass sie ein interessantes Forschungsthema sein können.

Die folgende Email wurde anonymisiert und stilistisch korrigiert. Inhaltlich ist die Email nicht bearbeitet worden.

„Ich habe nicht nur das sogenannte „Kriegsenkelsyndrom“ diagnostiziert bekommen, sondern auch einige andere gravierende Erkrankungen im psychischen und körperlichen Bereich, die mich vor einigen Jahren dazu brachten, dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Inzwischen kann ich einigermaßen bei meinen Diagnosen Zusammenhänge mit den Erkrankungen meiner Vorfahren herstellen. Das Kriegsenkelsyndrom ist bei mir auf die Erlebnisse meines Großvaters (geboren um 1910) zurückzuverfolgen, der unter anderem in russischer Kriegsgefangenschaft war. Diese Erlebnisse versuchte er mit Alkoholmissbrauch und Gewalt zu kompensieren, was für meinen Vater (geboren um 1940) bedeutete, dass er immer wieder massiv Prügel, auch mit Gegenständen, bekam. Diese Gewalterfahrung gab mein Vater dann eins zu eins an mich (geboren um 1970) weiter. Ich habe vor vielen Jahren lernen müssen, dass ich einen sehr hohen Risikofaktor für Suchterkrankungen (speziell Alkohol) habe. So habe ich mich vor über 15 Jahren bewusst entschieden keinen Alkohol mehr anzurühren, da ich nicht in diesen Teufelskreis von Alkohol und Gewalt geraten wollte. Es steht auch in Frage, ob mir der väterliche Zweig mein ADHS adult vererbt hat. Meine psychische Labilität kann ich auf einen anderen Familienzweig zurückverfolgen, da dort ich dort vermehrt Vorfahren gefunden habe, die mit psychischen Problemen zu kämpfen hatten. Ich selbst habe im Alter von 10 Jahren mit Psychotherapien angefangen, die nie wirklich etwas brachten, auch weil mein Vater an diesen niemals teilnahm. Aktuell bin ich seit 5 Jahren in intensiver Dauertherapie, die wohl nie beendet werden darf. Ich habe gerade diese Woche wieder festgestellt, dass die ganzen Themen wie tradierende Erkrankungen nicht ernst genommen werden oder auch frühere Erfahrungen oft totgeschwiegen werden und, wie bei mir, durch charakterliche Verhaltensweisen von anderen Familienmitgliedern negativ de-kompensiert werden.”

Ergänzend muss ich sagen, dass es denn Begriff „Kriegsenkelsyndrom“ nicht in der offiziellen psychotherapeutischen Diagnostik gibt. Er ist mehr ein Arbeitsbegriff, um die Zusammenhänge von Geschichte und Psyche zu erfassen. Die Email stammt nicht von einer Teilnehmerin der damaligen Nachkriegskinder-Studie. Trotzdem glaube ich, dass es eine mögliche Perspektive auf diese Generation darstellt und zur Diskussion anregen kann.

Quelle: http://zakunibonn.hypotheses.org/588

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Das 20. Jahrhundert & der Erste Weltkrieg: Andreas Wirsching – Sicherheit durch die europäischen Mächte

Die internationale Konferenz, die gemeinsam vom Institut für Zeitgeschichte und der Max Weber Stiftung vom 14. bis zum 16. November 2013 in München veranstaltet wurde, beschränkte sich nicht auf gewohnte eurozentrische Perspektiven und traditionelle Narrative, etwa vom Zäsurcharakter des Krieges, sondern diskutierte die Auflösung, Neuformierung und Kontinuität von Ordnungen innerhalb und besonders auch außerhalb Europas. Politische, soziokulturelle, ökonomische und rechtliche Ordnungen auf internationaler und nationaler Ebene wurden dabei ebenso thematisiert wie ideologische Ordnungssysteme und neue Wissensordnungen.

Das 20. Jahrhundert & der Erste Weltkrieg: Andreas Wirsching – Sicherheit durch die europäischen Mächte from maxweberstiftung on Vimeo.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1505

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Das digitale Schulbuch – eine Verknüpfung aller Vorzüge?

[Autorin: Janina Burgmer | Studierende | Universität Duisburg-Essen]

Der Frage nach dem idealen Schulgeschichtsbuch gingen schon zahlreiche Fachleute nach. Der Historiker Jörn Rüsen beispielsweise stellte schon 1992 eine Vielzahl von Kriterien für ein gutes Schulbuch auf. So sollte es etwa formal klar aufgebaut und didaktisch strukturiert sein sowie die Multiperspektivität und historische Urteilsbildung der SuS fördern.

Ob die heutigen Schulgeschichtsbücher diese Kriterien erfüllen, ist fraglich. Doch was müsste man ändern, um dem Ideal eines Schulgeschichtsbuches näher zu kommen? Ließe sich ein „ideales Schulgeschichtsbuch“ mit Hilfe digitaler Werkzeuge besser entwickeln? Wäre ein multimediales Geschichtsbuch ein Mehrwert für historisches Lernen und Lehren? Diesen Fragen haben wir uns im didaktischen Hauptseminar „Leitmedium 2.0? Das Schulgeschichtsbuch zu Beginn des “digitalen” 21. Jahrhunderts“ an der Universität Duisburg-Essen gestellt und am Beispiel des Themas „Kalter Krieg“ digitale Schulbuchseiten erstellt. Relevant war hier vor allem, die Vorzüge der aktuellen Schulbücher zu beachten und die zusätzlichen technischen Möglichkeiten didaktisch sinnvoll zu nutzen, also nicht lediglich eine Digitalisierung bereits vorhandener Schulbücher zu erzeugen.

Mein Vorschlag einer digitalen Schulbuchseite widmet sich dem Unterkapitel „Die Auflösung des Ostblocks – Das Scheitern der Sowjetunion“. Über eine Startseite zum Thema „Kalter Krieg“, die einen ähnlichen Aufbau aufweist wie das Inhaltsverzeichnis eines normalen Schulbuches, gelangt man mit Hilfe von Links zu den Unterkapiteln. Der Vorteil der Übersichtlichkeit eines gedruckten Schulbuches wird somit aufgegriffen. Während die Möglichkeit, Themen und Materialien miteinander zu verknüpfen grundsätzlich einen Vorzug gegenüber herkömmlichen Schulbüchern darstellt, wirken zu viele Hyperlinks jedoch eher unübersichtlich und können schnell in einen Zustand des „Lost in Hyperspace“ führen. Um also eine Desorientierung der SuS aufgrund zu vieler Hyperlinks innerhalb des digitalen Schulbuches zu vermeiden, werden Hyperlinks zwar genutzt, aber auf zu komplexe Verknüpfungen verzichtet und ein einheitlicher Aufbau der Seiten als Orientierungshilfe geschaffen. Außerdem gibt es einen „Zurück-Button“, durch den die vorherige Seite aufgerufen werden kann.

Die Struktur der sich öffnenden Seiten ist für jedes Unterkapitel identisch. Mittig befindet sich ein Textblock, welcher den größten Platz des Bildschirms einnimmt und in dem ein kurzer lexikonartiger Überblick über das Unterthema gegeben wird. Dieser Überblick ist nicht mit einem Darstellungstext gleichzusetzen und soll keine wichtigen und wertenden Informationen vorweg nehmen. Er soll lediglich der „Benennung des Themas“ und zur Motivation der SuS dienen. Fährt man mit der Maus (oder dem Finger) über relevante Begriffe wie „Gorbatschow“ oder „Afghanistan“, erscheint beispielsweise ein Foto Gorbatschows oder eine Karte Süd- und Zentralasiens, um kurze Hintergrundinformationen zu den Begriffen zu vermitteln, die später zu einem besseren Verständnis führen können.

Es wird bewusst darauf verzichtet, die Titelseite des Unterthemas mit einem Darstellungstext beginnen zu lassen und diesen mit anderen Materialien lediglich zu erweitern. Der leider zumeist praktizierte Themeneinstieg mit Hilfe eines Darstellungstextes, der häufig eigene Ideen, kritische Ansätze und Fragestellungen vorweg nimmt und bei den meisten SuS zu einer reinen Wissensansammlung führt, soll hier verhindert werden und der Lehrperson die Möglichkeit gegeben werden, sich das geeignete Medium zum Einstieg in die verschiedenen Vertiefungsbereiche selbst auszusuchen.

Im unteren Bereich des Displays befindet sich permanent ein Zeitstrahl, auf dem wichtige Daten zu dem Unterkapitel, welche später als Vertiefungen behandelt werden können, eingezeichnet sind. Mit Klick auf diesen Zeitstrahl gelangt man immer zurück zu der Titelseite des Unterthemas, in diesem Fall „Die Auflösung des Ostblocks – Das Scheitern der Sowjetunion“.

Rechts neben dem Textfenster befinden sich zwei Icons, welche als Links fungieren. Während der untere Link zu einem Glossar führt, in dem alle wichtigen Begriffe aufgeführt sind und bei Bedarf von jeder Seite aus eingesehen werden kann, führt der obere Link zu den einzelnen Vertiefungen des Unterthemas. Fährt man mit der Maus (oder dem Finger) über das Feld „Vertiefungen“, erscheinen die einzelnen Themen aufgelistet. Durch Anklicken eines Themas öffnet sich eine neue Maske. Der Aufbau der neuen Seite ist gleich dem der Titelseite. So wird in dem Textfenster der Vertiefungsbereich mit Hilfe wichtiger Punkte kurz benannt, ohne weiter auf das Thema einzugehen. Zum Thema „Probleme der Sowjetunion“ können beispielsweise die problematischen Punkte stichwortartig aufgezählt werden. Diese sind mit einer Linkstruktur versehen, so dass sich durch Klicken ein Fenster mit mehreren Icons auf der freien rechten Seite öffnet unter welchen die Materialien abgelegt sind. Ist es bei einzelnen Themen nur schwer möglich, den Text wie eben beschrieben mit Links zu versehen, kann das Display auf der rechten Seite auch direkt mit einem Button „Materialien“ versehen werden. Nun kann der Lehrer wählen zwischen einem kurzen Informationstext zu dem Begriff, einem Darstellungstext, Graphiken und Diagrammen, Audiodateien und Videos, Bildern und Fotos sowie schriftlichen Quellen. Die dazu vorhandenen Materialien werden unten im Textfenster durch einen Klick auf das entsprechende Icon aufgeführt und können anschließend ausgewählt werden. Benötigen die SuS eine Erinnerung zum Arbeiten mit den verschiedenen Medien, können sie einen Link unten im Textfenster anwählen, der Hilfestellungen bietet. Ist ein Medium zu einem Thema nicht vorhanden, wird das entsprechende Icon nicht mit aufgeführt. Durch die Quantität an Materialien sind abwechslungsreiche Arbeitsmöglichkeiten gewährleistet und die arbeitstechnischen Kompetenzen der SuS werden geschult. Der Vorteil des digitalen Schulbuches, eine Vielzahl verschiedener Materialien inklusive Audio- und Videodateien anbieten zu können, kann so ideal genutzt werden. Für die verschiedenen Medien könnten zusätzliche Werkzeuge wie ein Textmarker oder Positionierungshelfer (Kreis, Zielscheibe, Pfeile etc.) zum Markieren relevanter Ausschnitte eines Bildes angeboten werden. Durch das Beibehalten der Layoutstruktur und der Navigationssteuerung, welche Hilfsmaterialien auf der aktuell betrachteten Maske einbindet, kann eine Unübersichtlichkeit vermieden werden. Die Icons „Vertiefungen“ und „Glossar“, die bereits auf der Titelseite des Unterthemas aufgeführt wurde, sind auch in dieser Maske vorhanden. So kann sofort von der aktuellen Maske aus eine andere Vertiefung gewählt werden. Auch von dieser Maske aus kann über die Zeitleiste wie bereits erwähnt zur Titelseite zurückgekehrt werden. Ein weiterer neuer Button ist der Link für die „Aufgaben“. Hier finden sich Aufgabenblätter für die jeweilige Vertiefung, die sowohl direkt auf dem Display bearbeitet als auch ausgedruckt werden können.

Dieser Entwurf des multimedialen Schulgeschichtsbuches vereinbart die Vorzüge des gedruckten Schulbuches und die erweiterten technischen Möglichkeiten einer Digitalisierung. Er schafft eine klare und sich wiederholende formale Struktur und bietet eine Vielzahl an Materialien an, so dass er das historische Lernen und Lehren bestmöglich unterstützt.

Quelle: http://zwopktnull.hypotheses.org/164

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Ausstellung KRIEG UND LICHT im LVR-Freilichtmuseum Lindlar eröffnet

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Im LVR-Freilichtmuseum Lindlar ist vom 28.03. – 14.12.2014 die Ausstellung KRIEG UND LICHT – Zur Dynamik der ländlichen Elektrifizierung um 1914 – zu sehen.

Der ländlich Alltag erfuhr vor 100 Jahren einschneidende Veränderungen: Elektrisches Licht erhellte die Stuben, der Elektromotor brachte Arbeitserleichterung und Produktivitätssteigerung. Wesentliche Impulse erhielt die ländliche Elektrifizierung durch den Ersten Weltkrieg. Doch die Veränderung des Landschaftsbildes weckte bereits vor dem Krieg Kritik – vergleichbar mit Diskussionen, die heute die Windenergie auslöst.

2013 wird die 1913 im Bergischen Heimatstil errichtete Umspannstation aus Herweg in das Gelände des LVR-Freilichtmuseums Lindlar versetzt. Die Ausstellung dokumentiert anschaulich die als Fortschritt propagierten massiven Eingriffe in die Landschaft, aber auch Versuche, moderne Technik und Tradition zu versöhnen.

Weitere Informationen 

Ausstellungsflyer zum Herunterladen: Ausstellung_Krieg_und_Licht

Quelle: http://1914lvr.hypotheses.org/1157

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22. Flache Geschichte

Das missbrauchte Früherautobahn

Es gilt von einem Missbrauch zu berichten: Ein Missbrauch, der schon oft beklagt und in zahlreichen Fällen verübt wurde, dessen Alltäglichkeit eigentlich bekannt sein müsste, der sich aber trotzdem beständig wiederholt. Es geht um den Missbrauch an der Vergangenheit für unlautere Zwecke der Gegenwart.

Der Umgang mit der Vergangenheit bietet an sich zahlreiche Möglichkeiten. Leider werden eher wenige davon genutzt. Man könnte die Vergangenheit intensiv und in allen Details untersuchen, man könnte versuchen, mit Hilfe des Gestern ein besseres Heute zu basteln, und manche könnten sogar versucht sein, aus der Vergangenheit etwas zu lernen. Gerade in öffentlichen Schnellschussdebatten, im alltäglichen Gebrauch sowie in standardisierten Geschichtsvermittlungsverfahren herrscht jedoch nicht selten ein anderer Umgang mit der Vergangenheit vor: Man will dort nur bestätigt finden, was man ohnehin schon weiß.

Man muss es sich ja nicht kompliziert machen, wenn man es auch einfach haben kann. Aber wie einfach darf man es sich machen? Wie einfach darf man es sich insbesondere im Umgang mit denjenigen machen, die sich nicht mehr wehren können, weil sie bereits unter der Erde liegen? Und was helfen uns solche Vereinfachungen hier und heute?

Der bequeme Weg ins Gestern

Nehmen wir zur Verdeutlichung ein offensichtliches Beispiel. Die Einteilung in Geschichtsepochen ist eine etablierte und im europäischen Kontext schon seit mehreren Jahrhunderten geübte Praxis, die insbesondere zur Orientierung im historischen Durcheinander hilfreich sein mag, zugleich aber ihre unübersehbaren Schwierigkeiten hat. Diese Schwierigkeiten wurden schon weidlich diskutiert. Denn die Unterteilung in Antike, Mittelalter und Neuzeit (mitsamt allen Substrukturen) teilt das Schicksal aller Formen des Überblicks: Man erhält eine Übersicht über Vieles, muss dabei aber zwangsläufig vieles übersehen.

An dieser Stelle müssen nicht die vielfach geführten Debatten über das Pro und Contra von Epocheneinteilungen nacherzählt werden. Im Falle von übermäßiger Vereinfachung des Gewesenen wird man aber immer auf folgende paradoxe Situation stoßen: Dass Epocheneinteilungen die rückwärtsgewandten Konstrukte der Nachgeborenen sind, versteht sich von selbst. Die Menschen des Mittelalters hatten keine Ahnung davon, dass sie im „Mittelalter“ lebten. Fatal wird diese diskursive Anordnung jedoch dann, wenn die gleichen Nachgeborenen selbstverständlich annehmen, dass sich diese Menschen nun entsprechend des Konstrukts „Mittelalter“ zu benehmen hätten beziehungsweise sich wundern, wenn sie genau das nicht tun! Wenn das stark vereinfachte Abbild einer historischen Rückschau an die Stelle der Komplexität tatsächlicher Verhältnisse gesetzt wird – spätestens dann muss die geschichtswissenschaftliche Staatsanwaltschaft einschreiten und Anklage im Fall von übergroßer Simplifizierung erheben.

Je weiter vergangene Zeiten chronologisch von unserem eigenen Hier und Jetzt entfernt sind, umso schneller sind wir bereit, diese vergangenen Zeiten vergröbernd darzustellen. Auch das lässt sich ganz leicht belegen, wenn wir aktuelle Vorschläge für epochale Einschnitte in der westlich-europäischen Geschichte näher betrachten: Aufgrund von 9/11 ist 2001 der bisher letzte Vorschlag, 1989 ist ebenso ein offensichtlicher Kandidat, davor kann man 1972 (Ölkrise, Bericht des Club of Rome) oder 1968 als mögliche Kandidaten ausmachen, davor tummeln sich 1945 und 1914. Allein im (verlängerten) 20. Jahrhundert also sechs mögliche Epochenumbrüche. Davor muss man bereits ins Jahr 1789 springen, um einen nächsten epochalen Orientierungspunkt auszumachen, dann sind es wieder drei Jahrhunderte bis etwa 1500, dann gibt es einen Riesensprung bis etwa 500 – und danach verliert sich das Ganze in den Untiefen der Geschichte. Kompliziert ist also immer nur da, wo wir selbst sind. Davor wird es einfacher – zu einfach! Und wenn die Konstrukte, die wir fabrizieren, so übermächtig werden, dass sie den Blick auf die Vergangenheit nicht erhellen, sondern ihn verstellen, dann kann man nur sagen: Schafft die Epochen ab! Dann brauchen wir einen anderen, angemesseneren Blick auf vergangene Zeiten.

Was solcherart produziert wird, ist eine flache Geschichte, die keine Winkel und Kanten hat, keinen Widerstand bietet, sondern problemlos unseren Erwartungen unterworfen wird. Geschichte wird zweidimensional. Das ist in etwa so, als würden wir die Vielfalt einer Landschaft mit der Landkarte verwechseln, die wir von ihr angefertigt haben. Flache Geschichte ist die bequeme Möglichkeit, sich von all den Kompliziertheiten und Komplexitäten zu verabschieden, die eine intensive (und damit auch zeit- und arbeitsaufwändige) Beschäftigung mit der Vergangenheit mit sich bringt. Flache Geschichte ist die gut ausgebaute Autobahn zur historischen Erkenntnis. Aber wieviel Ignoranz verträgt die Vergangenheit, bevor sie zur Parodie verkommt?

Eine Ethik der Geschichtsschreibung

Der Ruf der akademischen Geschichtsschreibung mag nicht immer der beste sein, und dafür gibt es auch den einen oder anderen Grund: schlechter Stil, zum Beispiel, oder übergroße Spezialisierung. Aber die akademische Geschichtsschreibung übernimmt die wichtige, wenn auch nicht immer dankbare Aufgabe des Verkomplizierers, um der allenthalben vorhandenen Komplexitätsreduktion entgegenzuwirken. Und zumindest in dieser Rolle ist sie unverzichtbar. Sie muss uns vor Augen halten, dass die Dinge nicht so schlicht gestrickt sind, wie wir sie uns zuweilen machen.

Es geht also um nicht mehr und nicht weniger als um die Eindämmung der Arroganz der Gegenwart gegenüber der Vergangenheit. Wir müssen ihm begegnen, diesem hochnäsigen, modernisierungstheoretisch unterfütterten Auftritt eines Hier und Jetzt, das meint, den Höhepunkt menschlicher Entwicklungsfähigkeit erreicht zu  haben und vom hohen Ross auf dieses ominöse „Früher“ herabblicken zu können, um mit einem teils bedauernden, teils süffisanten Seufzer zu konstatieren: Die waren eben noch nicht so weit wir.

Wir brauchen daher nichts weniger als eine Ethik der Geschichtsschreibung. Es geht um die Mahnung an eine hinreichende Komplexität historischer Darstellungen. Vollständigkeit kann dabei gar nicht das Ziel sein, aber eine Form der Behandlung des Gestern, die dem Vergangenen gerecht wird, sollte schon geboten sein. Man kann das in eine einfache geschichtsethische Testfrage gießen: Wollen wir so von der Zukunft behandelt werden, wie wir gerade selbst die Vergangenheit behandeln?

Stellen wir die Vergangenheit als nicht vereinfachter dar, als wir unsere eigene Gegenwart dargestellt  wissen wollen. Denn ist das nicht das Schöne am Umgang mit der Vergangenheit: dass es am Ende immer komplizierter, verwickelter, bunter und damit auch erkenntnisreicher ist, als man sich das im Vorhinein ausgemalt hat?


Einsortiert unter:Geschichtskultur, Geschichtstheorie Tagged: Epoche, Geschichtsethik, Geschichtstheorie, Komplexität, Vereinfachung

Quelle: https://achimlandwehr.wordpress.com/2014/04/02/22-flache-geschichte/

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Marcus Schinnagel, ein Astrologe in der Zeit Maximilians I., Schöpfer des astronomisch-astrologischen Kompendiums aus Petershausen

Es war ein großes Glück, dass bei dem Verkauf der Sammlungen der Markgrafen und Großherzöge von Baden 1995 das Land Baden-Württemberg sich das 1489 datierte astronomisch-astrologische Kompendium des Marcus Schinnagel (GND) sichern konnte.1 Das eindrucksvolle, nahezu einzigartige Stück war als Säkularisationsgut aus dem Kloster Petershausen bei Konstanz in das Eigentum der ehemaligen Herrscherfamilie gelangt.

Der Astronomie-Historiker Richard L. Kremer vom Dartmouth-College hat das außergewöhnliche Polyptikon 2012 gewürdigt und auch die spärliche Forschung zur Person seines Schöpfers zusammengefasst.2 Ich konnte jetzt zu Schinnagel neue Lebenszeugnisse auffinden: zu seinen Pfarrstellen in Landsberg am Lech (nur diese war bisher bekannt) und in Sulzberg (Allgäu) und einen Brief an Herzog René II. von Lothringen.

Francis B. Brévart beginnt seinen Artikel über Schinnagel im Verfasserlexikon 19923 mit einer Fehlinformation. Denn das Geburtsdatum 1464, errechnet aus der Handschrift 10534 der Österreichischen Nationalbibliothek Wien4 ist hinfällig, wenn der 1519/20 datierte Codex mit Krakauer Vorlesungen 1483/86 (so Ernst Zinner) gar nichts mit Schinnagel zu tun hat. Kremer führt eine Arbeit von Monika Maruska über Johannes Schöner 2008 an, die keine Spur einer Schinnagel-Provenienz entdeckt habe, ein Ergebnis, das er durch Autopsie der Handschrift bestätigen konnte.5 Die Angabe des Verfasserlexikons, Schinnagel sei bald nach 1520 gestorben, stützt sich auf Zinners Zuweisung von Einträgen von 1519/20 in der Wiener Handschrift an Schinnagel und muss daher ebenfalls wegfallen.

Wahrscheinlich darf man Schinnagel, der aus der oberungarischen Handelsmetropole Kaschau stammte (nicht aus dem böhmischen Koschow, wie das Verfasserlexikon will), mit einem 1466 in Krakau immatrikulierten Marcus Nicolai de Cassowia identifizieren, der 1469 Baccalaureus wurde und 1469/70 mehrfach in Krakauer Universitätsunterlagen belegt ist.6 Er hatte 1470 ein Buch De uita Antichristi et xv signis entliehen, was gut zu dem späteren Astrologen passen würde. Nach dem Immatrikulationsdatum dürfte er um 1450 geboren worden sein.

Heidrun Franz, deren 2012 abgeschlossene Erlanger kunsthistorische Dissertation “Das Polyptychon des Marcus Schinnagel. Ein astronomisch-astrologisches Kompendium aus der Zeit des Renaissance-Humanismus” mir nicht zugänglich war, wird von Kremer mit der Hypothese zitiert, Marcus sei der Sohn des 1430 in Wien immatrikulierten Nicolaus Schynagel de Waidlinga gewesen. Dieser habe sich von Waiblingen bei Stuttgart nach Wien begeben und von da nach Kaschau, wo andere Personen des Namens lebten. Schon die Gleichsetzung von Waidlinga mit Waiblingen ist abwegig. Näher liegt es, Schinnagel mit dem in der Mitte des 15. Jahrhundert belegten Ratsherrn Tadeus Schynnagel in Kaschau und seiner Familie7 in Verbindung zu bringen.

Schinnagel veröffentlichte von etwa 1486 bis etwa 1499 astrologische Druckschriften, sogenannte Almanache und Prognostiken mit Vorhersagen. Das Material ist jetzt bequem in der Datenbank des GW überblickbar. Dort sind auch Digitalisate nachgewiesen.8 Alle drei bekannten Almanache erschienen in Augsburg, die zehn Prognostiken in Ulm (vier Ausgaben), Straßburg und Basel (je zwei) sowie in Leipzig und Wien. Die ältesten erhaltenen Drucke sind ein in Augsburg gedruckter Almanach auf das Jahr 1487 (vermutlich schon 1486 ausgeliefert) und ein in Straßburg gedrucktes Prognostikon auf das gleiche Jahr, in dem er bereits den in Krakau erworbenen Magistertitel trägt: magistri Marci Schinnagel Cracouien.  Beide sind auf Latein verfasst, später schrieb er auch auf Deutsch. Die gereimte Praktik auf 1491, gedruckt von Johann Zainer dem Älteren in Ulm, enthält folgende Autorensignatur:9

Für war den spruch hat gemacht
Gepracticiert vnd auß grund erdacht
Maister marx schinagel ist er genant
Jn schwaben wol erkant
Ain astronomum thu°t er sich nennen
Ain astrologiam gar wol erkennen
Ain arismetricus auch dabey
Mit seinen kunsten ist er frey.

Das in Basel gedruckte Prognostikon auf das Jahr 1491 ist sowohl lateinisch als auch deutsch König Maximilian gewidmet. Die lateinische Vorhersage für 1493 dedizierte Magister Marcus Schinagel de Choschouia Alme Vniuersitatis Cracouiensis astrologus König Albert von Polen. Herzog Albrecht IV. von Bayern erhielt den jüngsten Druck auf das Jahr 1500 gewidmet und zwar sowohl die Basler als auch die Ulmer Ausgabe.

Da die Überlieferungschance für solches Gebrauchsschriftgut eher gering ist, ist davon auszugehen, dass es noch mehr als die jetzt bekannten Drucke gegeben hat.

Noch kaum untersucht wurde die handschriftliche Überlieferung. Kremer nennt in seiner Anmerkung 6 die Handschriften in London, Wolfenbüttel und Krakau, übergeht also die von Zinner nachgewiesene Handschrift W 321 des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Böhm-Katalog Nr. 639). Weder von Kremer noch im Verfasserlexikon wurde bemerkt, dass Gerhard Benecke 1982 die in der Handschrift Bl. 252r-260r enthaltene deutschsprachige Praktik Schinnagels für 1491, gewidmet Erzherzog Sigismund, komplett in englischer Übersetzung veröffentlicht hatte.10 Benecke schreibt auch die folgende Praktik auf 1492 Bl. 266r-269v Schinnagel zu. Angehängt ist eine Bitte an Erzherzog Sigismund, er möge doch dem Absender für seine Primiz (erste Messe) am 2. Februar (wohl 1492) hundert Gulden übermitteln, damit er sie würdig begehen und seine in Rom gemachten Schulden bezahlen könne. Da der Absender wohl Schinnagel ist, was natürlich zu überprüfen wäre, darf man schließen, dass er ab 1492 Priester war und zuvor Rom besucht hatte.

Nicht näher datiert ist der Wolfenbütteler Cod. Guelf. 21.1 Aug. 4° , den der alte Katalog von Heinemann als mögliches Schinnagel-Autograph anspricht. Schinnagel nennt sich in zwei Texten, darunter ein Horoskop für den bereits genannten Herzog Albrecht von Bayern († 1508).

Um 1500 legte Schinnagel ein astrologisches Handbuch an, das über einen Augsburger Besitzer des 16. Jahrhunderts letztendlich in die British Library gelangte (Add. 34603).11 Einmal nennt er sich darin per me magistrum Marcum Schynagel alme vniuersitatis Crakouiensis tunc temporis plebanus ( sic ) in landtsperg anno 1500. Er war damals also Pfarrer in Landsberg am Lech (das Verfasserlexikon hat: Landberg).

Ob Schninnagel auch für Biblioteka Jagiellońska Krakau Cod. 8, eine lateinische astronomisch-astrologische Handschrift mit einer Prognostik für 1501 für Kardinal Fryderyk12, verantwortlich ist, wird man vorerst bezweifeln dürfen, denn die Auflösung M[arcus] N[icolai] C[assoviensis] b[accalarius] C[racoviensis] A[strologus] ist doch recht kühn, bedenkt man, dass sich Schinnagel sonst immer Magister (manchmal auch Doctor) nannte und seinen aus der Matrikeleintragung 1466 abgeleiteten Familiennamen Nicolai sonst nie führte. Es wurden auch schon andere Auflösungen der Buchstabenfolge vorgeschlagen.13

Bis auf die nicht völlig sicher auf Schinnagel zu beziehenden Krakauer Belege standen bisher ausschließlich Nennungen in seinen gedruckten Schriften und seinen Handschriften (einschließlich des Petershausener Kompendiums von 1489) zur Rekonstruktion seines Lebenswegs zur Verfügung. Sein seelsorgerisches Wirken in Landsberg am Lech und Sulzberg im Allgäu beleuchten zwei Regesten der Regesta Imperii und Einträge im Generalschematismus der Diözese Augsburg.

Am 19. April 1494 nahm König Maximilian in Kempten “den Marcus Schinagel, Pfarrer in Sulzberg, einen berühmten Astronomen (astronomicae scientiae peritia celebrem) als seinen Kaplan auf” (RI XIV,1 n. 574). Am 16. Januar 1498 forderte Maximilian in Innsbruck Bischof “Friedrich von Augsburg auf, den Marx Schinagel, KMs Kaplan, zu furderlichen rechten gegen Balthasar von Schellenberg zu verhelfen, der den Schinagel wider alle Billigkeit beschwere, indem er einige Leute in Schinagels Pfarrhof zu Sultzberg legte, als dieser einen Teil seiner Habe nach Landsberg führen ließ, dessen Pfarre ihm Hg Albrecht von Bayern, KMs Schwager und Rat, vor einiger Zeit verliehen hat” (RI XIV,2 n. 5737). Die Widmung mindestens eines Drucks und die astrologischen Ausarbeitungen für den Bayernherzog haben Schinnagel also wohl die Landsberger Stadtpfarrei eingebracht. Offenbar war er wenigstens zeitweilig gleichzeitig in Sulzberg (etwa zehn Kilometer südlich von Kempten) und in Landsberg bepfründet.

Aufgrund von im Zweiten Weltkrieg vernichteten Akten wurde der Augsburger Generalschematismus erstellt, aus dem das Archiv des Bistums Augsburg freundlicherweise Auskunft erteilte: Gemäß “Moritz Widenmann, Generalschematismus der Diözese Augsburg, Bd. II, S. 447, war ein Markus Schin(n)agel ab 1504 Pfarrer in der Stadtpfarrei Landsberg, leider finden sich keine weiterführenden Hinweise zu ihm. Ab 1507 wird ein Johann Seubelin von Kaufbeuren als Pfarrer gelistet. In der Pfarrei Sulzberg wird von 1493 bis 1533 ein Markus Schmagl als Pfarrer angegeben, weitere Hinweise gibt es leider auch zu ihm nicht, auch er erscheint vor 1493 bzw. nach 1533 nicht mehr im Schematismus (S. 412)”14.

Bald nach der oben für 1492 angesetzten Priesterweihe hat sich Schinnagel nach Sulzberg begeben, wo er 1493 im Schematismus erscheint. Vor 1498 wurde er auch Stadtpfarrer in Landsberg, wo er noch 1504 bezeugt ist. Wenig später scheint er diese Stelle aufgegeben zu haben. Angesichts des angenommenen Geburtsdatums um 1450 möchte ich bei dem Sulzberger Beleg 1533 vorerst ein dickes Fragezeichen machen (Schmagl ist sicher als Schinagl zu lesen). Schinnagel ist also nicht vor 1504 gestorben, vielleicht sogar nicht vor 1533.

Nur weil ich auch auf die Idee kam, nach Marcus Schünagel zu suchen, wurde ich auf einen entlegenen Pariser Beleg aufmerksam. 1496 korrespondierte der Pfarrer von Sulzberg mit Herzog René von Lothringen über astrologisch-politische Konstellationen. Da die schlechte Qualität des Pariser Digitalisats15 nicht zur Lektüre des eigenhändigen Briefs einlädt, überlasse ich die Auswertung dieser Quelle gern der weiteren Forschung.

 

Foto von Dr. Bernd Gross (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

  1. “Für Baden gerettet” (1995), S. 126f. Nr. 83 mit Abbildungen.
  2. Richard L. Kremer: Marcus Schinnagel’s winged polyptych of 1489 : astronomical computation in a liturgical format. In: Journal for the history of astronomy. Bd. 43 (2012), Nr. 3, S. 321-345.
  3. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 2. Auflage 8 (1992), Sp. 680f. Google.
  4. http://manuscripta.at/?ID=6998 mit Link zum Katalog HANNA. Brévart im Verfasserlexikon  folgt ganz Ernst Zinner: Verzeichnis der astronomischen Handschriften des deutschen Kulturgebietes (1925), S. 494 und nennt die falsche Signatur Cod. 10584.
  5. Kremer Anm. 1.
  6. Iulia Capros: Students from Košice at foreign Universities before and during the reformation period in the town. Dissertation Budapest 2010, S. 238-240 Nr. 111 online mit Wiedergabe der Quellenstellen.
  7. Siehe etwa http://donauschwaben-usa.org/kosice.htm.
  8. Weitere Abbildung: erste Seite der Wiener Prognostik auf 1493 bei Seethaler 1982 S. 795 PDF.
  9. Nach der Abbildung bei Frederick R. Goff: Some undescribed ephemera of the 15th century in the Library of Congress. In: Beiträge zur Inkunabelkunde, 3. Reihe, I (1965), S. 100–102, Abb. 20 Commons. Der Anfang (ebd. Abb. 19): Commons.
  10. Gerhard Benecke: Maximilian I. (1982), S. 164-174.
  11. Katalog.
  12. Vgl. auch Natalia Nowakowska: Church, State and Dynasty in Renaissance Poland [...] (2007), S. 92 Google.
  13. Grażyna Rosińska: Scientific writings and astronomical tables in Cracow (1984), S. 241 online.
  14. Anfragen beim Stadtarchiv Landsberg am Lech, bei der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Landsberg und bei dem Sulzberger Heimatforscher Otto Pritschet blieben leider ohne Ergebnis.
  15. Gedreht: Commons.

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1615

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Marcus Schinnagel, ein Astrologe in der Zeit Maximilians I., Schöpfer des astronomisch-astrologischen Kompendiums aus Petershausen

Es war ein großes Glück, dass bei dem Verkauf der Sammlungen der Markgrafen und Großherzöge von Baden 1995 das Land Baden-Württemberg sich das 1489 datierte astronomisch-astrologische Kompendium des Marcus Schinnagel (GND) sichern konnte.1 Das eindrucksvolle, nahezu einzigartige Stück war als Säkularisationsgut aus dem Kloster Petershausen bei Konstanz in das Eigentum der ehemaligen Herrscherfamilie gelangt.

Der Astronomie-Historiker Richard L. Kremer vom Dartmouth-College hat das außergewöhnliche Polyptikon 2012 gewürdigt und auch die spärliche Forschung zur Person seines Schöpfers zusammengefasst.2 Ich konnte jetzt zu Schinnagel neue Lebenszeugnisse auffinden: zu seinen Pfarrstellen in Landsberg am Lech (nur diese war bisher bekannt) und in Sulzberg (Allgäu) und einen Brief an Herzog René II. von Lothringen.

Francis B. Brévart beginnt seinen Artikel über Schinnagel im Verfasserlexikon 19923 mit einer Fehlinformation. Denn das Geburtsdatum 1464, errechnet aus der Handschrift 10534 der Österreichischen Nationalbibliothek Wien4 ist hinfällig, wenn der 1519/20 datierte Codex mit Krakauer Vorlesungen 1483/86 (so Ernst Zinner) gar nichts mit Schinnagel zu tun hat. Kremer führt eine Arbeit von Monika Maruska über Johannes Schöner 2008 an, die keine Spur einer Schinnagel-Provenienz entdeckt habe, ein Ergebnis, das er durch Autopsie der Handschrift bestätigen konnte.5 Die Angabe des Verfasserlexikons, Schinnagel sei bald nach 1520 gestorben, stützt sich auf Zinners Zuweisung von Einträgen von 1519/20 in der Wiener Handschrift an Schinnagel und muss daher ebenfalls wegfallen.

Wahrscheinlich darf man Schinnagel, der aus der oberungarischen Handelsmetropole Kaschau stammte (nicht aus dem böhmischen Koschow, wie das Verfasserlexikon will), mit einem 1466 in Krakau immatrikulierten Marcus Nicolai de Cassowia identifizieren, der 1469 Baccalaureus wurde und 1469/70 mehrfach in Krakauer Universitätsunterlagen belegt ist.6 Er hatte 1470 ein Buch De uita Antichristi et xv signis entliehen, was gut zu dem späteren Astrologen passen würde. Nach dem Immatrikulationsdatum dürfte er um 1450 geboren worden sein.

Heidrun Franz, deren 2012 abgeschlossene Erlanger kunsthistorische Dissertation “Das Polyptychon des Marcus Schinnagel. Ein astronomisch-astrologisches Kompendium aus der Zeit des Renaissance-Humanismus” mir nicht zugänglich war, wird von Kremer mit der Hypothese zitiert, Marcus sei der Sohn des 1430 in Wien immatrikulierten Nicolaus Schynagel de Waidlinga gewesen. Dieser habe sich von Waiblingen bei Stuttgart nach Wien begeben und von da nach Kaschau, wo andere Personen des Namens lebten. Schon die Gleichsetzung von Waidlinga mit Waiblingen ist abwegig. Näher liegt es, Schinnagel mit dem in der Mitte des 15. Jahrhundert belegten Ratsherrn Tadeus Schynnagel in Kaschau und seiner Familie7 in Verbindung zu bringen.

Schinnagel veröffentlichte von etwa 1486 bis etwa 1499 astrologische Druckschriften, sogenannte Almanache und Prognostiken mit Vorhersagen. Das Material ist jetzt bequem in der Datenbank des GW überblickbar. Dort sind auch Digitalisate nachgewiesen.8 Alle drei bekannten Almanache erschienen in Augsburg, die zehn Prognostiken in Ulm (vier Ausgaben), Straßburg und Basel (je zwei) sowie in Leipzig und Wien. Die ältesten erhaltenen Drucke sind ein in Augsburg gedruckter Almanach auf das Jahr 1487 (vermutlich schon 1486 ausgeliefert) und ein in Straßburg gedrucktes Prognostikon auf das gleiche Jahr, in dem er bereits den in Krakau erworbenen Magistertitel trägt: magistri Marci Schinnagel Cracouien.  Beide sind auf Latein verfasst, später schrieb er auch auf Deutsch. Die gereimte Praktik auf 1491, gedruckt von Johann Zainer dem Älteren in Ulm, enthält folgende Autorensignatur:9

Für war den spruch hat gemacht
Gepracticiert vnd auß grund erdacht
Maister marx schinagel ist er genant
Jn schwaben wol erkant
Ain astronomum thu°t er sich nennen
Ain astrologiam gar wol erkennen
Ain arismetricus auch dabey
Mit seinen kunsten ist er frey.

Das in Basel gedruckte Prognostikon auf das Jahr 1491 ist sowohl lateinisch als auch deutsch König Maximilian gewidmet. Die lateinische Vorhersage für 1493 dedizierte Magister Marcus Schinagel de Choschouia Alme Vniuersitatis Cracouiensis astrologus König Albert von Polen. Herzog Albrecht IV. von Bayern erhielt den jüngsten Druck auf das Jahr 1500 gewidmet und zwar sowohl die Basler als auch die Ulmer Ausgabe.

Da die Überlieferungschance für solches Gebrauchsschriftgut eher gering ist, ist davon auszugehen, dass es noch mehr als die jetzt bekannten Drucke gegeben hat.

Noch kaum untersucht wurde die handschriftliche Überlieferung. Kremer nennt in seiner Anmerkung 6 die Handschriften in London, Wolfenbüttel und Krakau, übergeht also die von Zinner nachgewiesene Handschrift W 321 des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs (Böhm-Katalog Nr. 639). Weder von Kremer noch im Verfasserlexikon wurde bemerkt, dass Gerhard Benecke 1982 die in der Handschrift Bl. 252r-260r enthaltene deutschsprachige Praktik Schinnagels für 1491, gewidmet Erzherzog Sigismund, komplett in englischer Übersetzung veröffentlicht hatte.10 Benecke schreibt auch die folgende Praktik auf 1492 Bl. 266r-269v Schinnagel zu. Angehängt ist eine Bitte an Erzherzog Sigismund, er möge doch dem Absender für seine Primiz (erste Messe) am 2. Februar (wohl 1492) hundert Gulden übermitteln, damit er sie würdig begehen und seine in Rom gemachten Schulden bezahlen könne. Da der Absender wohl Schinnagel ist, was natürlich zu überprüfen wäre, darf man schließen, dass er ab 1492 Priester war und zuvor Rom besucht hatte.

Nicht näher datiert ist der Wolfenbütteler Cod. Guelf. 21.1 Aug. 4° , den der alte Katalog von Heinemann als mögliches Schinnagel-Autograph anspricht. Schinnagel nennt sich in zwei Texten, darunter ein Horoskop für den bereits genannten Herzog Albrecht von Bayern († 1508).

Um 1500 legte Schinnagel ein astrologisches Handbuch an, das über einen Augsburger Besitzer des 16. Jahrhunderts letztendlich in die British Library gelangte (Add. 34603).11 Einmal nennt er sich darin per me magistrum Marcum Schynagel alme vniuersitatis Crakouiensis tunc temporis plebanus ( sic ) in landtsperg anno 1500. Er war damals also Pfarrer in Landsberg am Lech (das Verfasserlexikon hat: Landberg).

Ob Schninnagel auch für Biblioteka Jagiellońska Krakau Cod. 8, eine lateinische astronomisch-astrologische Handschrift mit einer Prognostik für 1501 für Kardinal Fryderyk12, verantwortlich ist, wird man vorerst bezweifeln dürfen, denn die Auflösung M[arcus] N[icolai] C[assoviensis] b[accalarius] C[racoviensis] A[strologus] ist doch recht kühn, bedenkt man, dass sich Schinnagel sonst immer Magister (manchmal auch Doctor) nannte und seinen aus der Matrikeleintragung 1466 abgeleiteten Familiennamen Nicolai sonst nie führte. Es wurden auch schon andere Auflösungen der Buchstabenfolge vorgeschlagen.13

Bis auf die nicht völlig sicher auf Schinnagel zu beziehenden Krakauer Belege standen bisher ausschließlich Nennungen in seinen gedruckten Schriften und seinen Handschriften (einschließlich des Petershausener Kompendiums von 1489) zur Rekonstruktion seines Lebenswegs zur Verfügung. Sein seelsorgerisches Wirken in Landsberg am Lech und Sulzberg im Allgäu beleuchten zwei Regesten der Regesta Imperii und Einträge im Generalschematismus der Diözese Augsburg.

Am 19. April 1494 nahm König Maximilian in Kempten “den Marcus Schinagel, Pfarrer in Sulzberg, einen berühmten Astronomen (astronomicae scientiae peritia celebrem) als seinen Kaplan auf” (RI XIV,1 n. 574). Am 16. Januar 1498 forderte Maximilian in Innsbruck Bischof “Friedrich von Augsburg auf, den Marx Schinagel, KMs Kaplan, zu furderlichen rechten gegen Balthasar von Schellenberg zu verhelfen, der den Schinagel wider alle Billigkeit beschwere, indem er einige Leute in Schinagels Pfarrhof zu Sultzberg legte, als dieser einen Teil seiner Habe nach Landsberg führen ließ, dessen Pfarre ihm Hg Albrecht von Bayern, KMs Schwager und Rat, vor einiger Zeit verliehen hat” (RI XIV,2 n. 5737). Die Widmung mindestens eines Drucks und die astrologischen Ausarbeitungen für den Bayernherzog haben Schinnagel also wohl die Landsberger Stadtpfarrei eingebracht. Offenbar war er wenigstens zeitweilig gleichzeitig in Sulzberg (etwa zehn Kilometer südlich von Kempten) und in Landsberg bepfründet.

Aufgrund von im Zweiten Weltkrieg vernichteten Akten wurde der Augsburger Generalschematismus erstellt, aus dem das Archiv des Bistums Augsburg freundlicherweise Auskunft erteilte: Gemäß “Moritz Widenmann, Generalschematismus der Diözese Augsburg, Bd. II, S. 447, war ein Markus Schin(n)agel ab 1504 Pfarrer in der Stadtpfarrei Landsberg, leider finden sich keine weiterführenden Hinweise zu ihm. Ab 1507 wird ein Johann Seubelin von Kaufbeuren als Pfarrer gelistet. In der Pfarrei Sulzberg wird von 1493 bis 1533 ein Markus Schmagl als Pfarrer angegeben, weitere Hinweise gibt es leider auch zu ihm nicht, auch er erscheint vor 1493 bzw. nach 1533 nicht mehr im Schematismus (S. 412)”14.

Bald nach der oben für 1492 angesetzten Priesterweihe hat sich Schinnagel nach Sulzberg begeben, wo er 1493 im Schematismus erscheint. Vor 1498 wurde er auch Stadtpfarrer in Landsberg, wo er noch 1504 bezeugt ist. Wenig später scheint er diese Stelle aufgegeben zu haben. Angesichts des angenommenen Geburtsdatums um 1450 möchte ich bei dem Sulzberger Beleg 1533 vorerst ein dickes Fragezeichen machen (Schmagl ist sicher als Schinagl zu lesen). Schinnagel ist also nicht vor 1504 gestorben, vielleicht sogar nicht vor 1533.

Nur weil ich auch auf die Idee kam, nach Marcus Schünagel zu suchen, wurde ich auf einen entlegenen Pariser Beleg aufmerksam. 1496 korrespondierte der Pfarrer von Sulzberg mit Herzog René von Lothringen über astrologisch-politische Konstellationen. Da die schlechte Qualität des Pariser Digitalisats15 nicht zur Lektüre des eigenhändigen Briefs einlädt, überlasse ich die Auswertung dieser Quelle gern der weiteren Forschung.

NACHTRAG 29. April 2014

Die UB Heidelberg hat freundlicherweise ihre Inkunabelfragmente von Werken Schinnagels digitalisiert:

http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/is00335000_a
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/is00335000_b
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/is00335000_c
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/is00334900

Das sind die Nummern 1621-1624 im Heidelberger Inkunabelkatalog.

Zu einem Aufenthalt Schinnagels in Konstanz um 1490 fand ich nachträglich drei Quellen. Ausgangspunkt war eine Suche nach Schunagel in Google Books, die auf einen Hinweis in der Arbeit von Johannes Häne (1899) über den St. Galler Auflauf 1491 führte (in: Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte 26, S. 344 PDF). Die dort zitierte Chronik Rütiners bezieht sich auf das Zeugnis des Hermann Miles, dessen St. Galler Chronik 1902 ediert wurde (Mitteilungen zur vaterländischen Geschichte 28, S. 294). Dort steht zu lesen: “Am fritag darnach [6. Mai 1491, KG] must der Schniagel [sic! KG] mit gewalt von Costanz uß haß des gemainen mans; der wais ein kostlicher ostromey und hat lang von des himels lauf gesagt und ouch von diser kelti; darum si mantend, si habens von im”. Der Prophet wurde also auf Druck der einfachen Leute aus Konstanz verjagt, da er für das Eintreten seiner Prophezeiung verantwortlich gemacht wurde. Das bezieht sich wohl auf den Schadenszauber-Vorwurf der Hexenprozesse. Für diese Nachricht konnte das Stadtarchiv Konstanz in seinen Beständen keine Bestätigung finden. Allerdings erscheint ein D. Schmagel (= Dr. Schinagel) 1490 in den Steuerbüchern im Quartier St. Stefan (diese wurden in Zehnjahresschritten ediert: Die Steuerbücher der Stadt Konstanz Bd 2, 1963, S. 72 Nr. 661). Sein Name wurde gestrichen, er steuerte nur 3 Pfennig aus einem Garten.

Hans Rudolf Lavater war so liebenswürdig, mir einige Seiten aus der Ausgabe Johannes Rütiner: Diarium 1529-1539 zu scannen, der an zwei Stellen auf Schinagel zu sprechen kommt (hrsg. von Ernst Gerhard Rüsch, 1996, Textbd. I.2, S. 460f. Nr. 785, S. 697f. Nr. 977). Beidesmal erwähnt er die Vertreibung des Astrologen aus Konstanz, dem er zuverlässige Vorhersagen attestiert.  Doktor Marcus Schunagel habe Laurentius Teusch in St. Gallen besucht und diesen auf den bevorstehenden Konflikt mit den Schweizern (1490) hingewiesen. Unter Berufung auf Hermann Miles berichtet er, dass die Bauern ihn in Konstanz aus der Stadt verlangt hätten, nachdem alle Reben in einer einzigen Nacht durch Frost zugrunde gegangen waren. Schunagel habe als erstes Prognostiken herausgegeben (“primus fuit qui prognosticationes edidit” bzw. an der zweiten Stelle “prognosticationes annales”). An der zweiten Stelle erzählt Rütiner von dem Besuch einiger St. Galler Bürger bei Dr. Marcus Schunagel in Konstanz, damals im Weissagen sehr berühmt (“celeberrimum praesagiendo”). Er sagte den Krieg mit den Eidgenossen (1489/90), den Aufruhr in St. Gallen 1491 und noch anderes voraus. Alles sei eingetreten, wie er es gesagt hatte.

Diese Nachrichten aus dem Bodenseeraum ergänzen die bisherigen Notizen zu Schinnagel auf das trefflichste. Da Schinnagel ihnen zufolge 1489 in Konstanz lebte und aus diesem Jahr sein seit dem 17. Jahrhundert in Petershausen bezeugtes Kompendium stammt, darf man mit größerer Sicherheit als bisher annehmen, dass es in Konstanz entstanden ist und ursprünglich für das Benediktinerkloster Petershausen bestimmt war.

 

 

 

Foto von Dr. Bernd Gross (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0], via Wikimedia Commons

  1. “Für Baden gerettet” (1995), S. 126f. Nr. 83 mit Abbildungen.
  2. Richard L. Kremer: Marcus Schinnagel’s winged polyptych of 1489 : astronomical computation in a liturgical format. In: Journal for the history of astronomy. Bd. 43 (2012), Nr. 3, S. 321-345.
  3. Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon 2. Auflage 8 (1992), Sp. 680f. Google.
  4. http://manuscripta.at/?ID=6998 mit Link zum Katalog HANNA. Brévart im Verfasserlexikon  folgt ganz Ernst Zinner: Verzeichnis der astronomischen Handschriften des deutschen Kulturgebietes (1925), S. 494 und nennt die falsche Signatur Cod. 10584.
  5. Kremer Anm. 1.
  6. Iulia Capros: Students from Košice at foreign Universities before and during the reformation period in the town. Dissertation Budapest 2010, S. 238-240 Nr. 111 online mit Wiedergabe der Quellenstellen.
  7. Siehe etwa http://donauschwaben-usa.org/kosice.htm.
  8. Weitere Abbildung: erste Seite der Wiener Prognostik auf 1493 bei Seethaler 1982 S. 795 PDF.
  9. Nach der Abbildung bei Frederick R. Goff: Some undescribed ephemera of the 15th century in the Library of Congress. In: Beiträge zur Inkunabelkunde, 3. Reihe, I (1965), S. 100–102, Abb. 20 Commons. Der Anfang (ebd. Abb. 19): Commons.
  10. Gerhard Benecke: Maximilian I. (1982), S. 164-174.
  11. Katalog.
  12. Vgl. auch Natalia Nowakowska: Church, State and Dynasty in Renaissance Poland [...] (2007), S. 92 Google.
  13. Grażyna Rosińska: Scientific writings and astronomical tables in Cracow (1984), S. 241 online.
  14. Anfragen beim Stadtarchiv Landsberg am Lech, bei der Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Landsberg und bei dem Sulzberger Heimatforscher Otto Pritschet blieben leider ohne Ergebnis.
  15. Gedreht: Commons.

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1615

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A Hymn for Spring revealed!

Tower of the Hand: A Hymn for Spring is a little over two months away, so we figured we'd better start divulging all its secrets to help while away this final stretch. And what better way to kick things off than by revealing the book's complete lineup?

Here we go:
"Machiavellianism for a Purpose" - Steven Attewell, founder of Race for the Iron Throne
The logic of revolution applied to rulers, reformers, and "noble fools"

"What Does the Fox Say?" - Marc N. Kleinhenz, editor
The role of House Florent in the southron war against the Others

"It Is Known: Words Are Wind" - Amin Javadi, co-host of A Podcast of Ice and Fire
How cultures of Ice and Fire and Martin's personality are revealed through their repetitious sayings

"Westeros Side Story" - John Jasmin, co-founder of Tower of the Hand
How the Lannisters and Starks are this generation's Jets and Sharks

"House of Thrones, Game of Cards" - Mimi Hoshut, co-host of A Podcast of Ice and Fire
The political paralleling of George Martin: Aegon as Lincoln, Robert as Kennedy, and Cersei as Bush

"Corn Code: The Cipher That Predicts Death" - Jeff Hartline, founder of Wars and Politics of Ice and Fire
The book within the books you should be reading

"The Walking Dead" - Alexander Smith, co-founder of Tower of the Hand
Why Gregor Clegane, Benjen Stark, and the other Reborns will be the ultimate victors of the game of thrones

"Gaming the Game of Thrones" - Aram Lecis, editor-in-chief of TotalPlayStation
How the Song of Ice and Fire videogames are the truest expression yet of Martin's original vision

"The Patriarchs of Westeros" - Stefan Sasse, essayist at Tower of the Hand and co-host of the Boiled Leather Audio Hour
Examining the toll the great lords exact from their families, their smallfolk, and from progress

A Hymn for Spring goes on sale on June 19th, exclusively at Amazon, for $6.99. A print edition will follow shortly thereafter.

Quelle: http://geschichts-blog.blogspot.com/2014/04/a-hymn-for-spring-revealed.html

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Rezensions-Digest März 2014

Hans-Christoph Hobohm: Rezension zu: Raymond Birn: Royal Censorship of Books in Eighteenth-Century France. Palo Alto 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/birn_hobohm

Lothar Schilling: Rezension zu: Julien Broch: L’école des »Politiques« (1559–1598). La contribution des juristes et publicistes français à la construction de l’État royal. Avant-propos Éric Gasparini. Préface Jean-Louis Thireau (Collection d’histoire des idées et des institutions politiques, 41). Aix-en-Provence 2013, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/broch_schilling

Pia Wallnig: Rezension zu: Olivier Chaline (dir.) avec la collaboration d’Ivo Cerman: Les Schwarzenberg. Une famille dans l’histoire de l’Europe, XVIe–XXIe siècles. Panazol 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/chaline_wallnig

Iwan-Michelangelo D’Aprile: Rezension zu: Mark Curran: Atheism, Religion and Enlightenment in Pre-Revolutionary Europe (Royal Historical Studies in History Series, 83). London 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/curran_daprile

Christian Volkmar Witt: Rezension zu: Irene Dingel / Herman J. Selderhuis (Hrsg.): Calvin und Calvinismus. Europäische Perspektiven. Göttingen 2011, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 3, 15.03.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/03/24841.html

Christian Kühner: Rezension zu: Jeroen Duindam / Tülay Artan / Metin Kunt (ed.): Royal Courts in Dynastic States and Empires. A Global Perspective. Leiden 2011, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/artan-duindam-kunt_kuehner

Anuschka Tischer: Rezension zu: Martin Espenhorst / Heinz Duchhardt (Hrsg.): Frieden übersetzen in der Vormoderne. Translationsleitungen in Diplomatie, Medien und Wissenschaft. Göttingen 2012, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 3, 15.03.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/03/23216.html

Kathrin Müller: Rezension zu: Ulrike Feist: Sonne, Mond und Venus. Visualisierungen astronomischen Wissens im frühneuzeitlichen Rom. Berlin 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 3, 15.03.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/03/24358.html

Jutta Wimmler: Rezension zu: Anoush Fraser Terjanian: Commerce and Its Discontents in Eighteenth-Century French Political Thought. Cambridge 2013, in: H-Soz-u-Kult, 04.03.2014

http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2014-1-155

Anuschka Tischer: Rezension zu: Tryntje Helfferich: The Iron Princess. Amalia Elisabeth and the Thirty Years War. Cambridge, Massachusetts / London, England  2013, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/helfferich_tischer

Sven Externbrink: Rezension zu: Françoise Hildesheimer / Stéphane Blond (dir.): »Quand la guerre se retire…«. Actes de la journée d’étude du 19 novembre 2012. Paris 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/blond-hildesheimer_externbrink

Sven Externbrink: Rezension zu: Karin Joos: Gelehrsamkeit und Machtanspruch um 1700. Die Gründung der Berliner Akademie der Wissenschaften im Spannungsfeld dynastischer, städtischer und wissenschaftlicher Interessen (Stuttgarter historische Forschungen 13). Köln / Weimar / Wien 2011, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/joos_externbrink

Ruth Schilling: Rezension zu: Alexander Kästner / Gerd Schwerhoff (Hrsg.): Göttlicher Zorn und menschliches Maß. Religiöse Abweichung in frühneuzeitlichen Stadtgemeinschaften (Konflikte und Kultur – Historische Perspektiven). Konstanz 2013, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/kaestner-schwerhoff_schilling

Johann Kirchinger: Rezension zu: Manfred Knedlik (Hrsg.): Leonhard Müntzer. Ein dichtender Kämmerer der Frühen Neuzeit in Amberg. Eine Edition. Regensburg 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 3, 15.03.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/03/24609.html

Sven Externbrink: Rezension zu: Alexander Koller: Imperator und Pontifex. Forschungen zum Verhältnis von Kaiserhof und römischer Kurie im Zeitalter der Konfessionalisierung (1555-1648). Münster 2012, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 3, 15.03.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/03/20863.html

Donatus E. Düsterhaus: Rezension zu: Heinrich Lackmann / Tobias Schrörs (Bearb.): Katholische Reform im Fürstbistum Münster unter Ferdinand von Bayern. Die Protokolle von Weihbischof Arresdorf und Generalvikar Hartmann über ihre Visitationen im Oberstift Münster in den Jahren 1613 bis 1616 (Westfalia Sacra. Quellen und Forschungen zur Kirchengeschichte Westfalens, 16). Münster 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/lackmann-schroers_duesterhaus

Manuela Böhm: Rezension zu: Jürgen Macha / Anna-Maria Balbach / Sarah Horstkamp (Hrsg.): Konfession und Sprache in der Frühen Neuzeit. Interdisziplinäre Perspektiven (Studien und Texte zum Mittelalter und zur frühen Neuzeit, 18). Münster 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/balbach-horstkamp-macha_boehm

Albert Cremer: Rezension zu: Gary B. McCollim: Louis XIV’s Assault on Privilege. Nicolas Desmaretz and the Tax on Wealth, Rochester (Changing Perspectives on Early Modern Europe). New York 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/mccollim_cremer

Jochen Fühner: Rezension zu: Cédric Michon (dir.): Conseils et conseillers dans l’Europe de la Renaissance v. 1450–v. 1550. Tours 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/michon_fuehner

Ruth Albrecht: Rezension zu: Marc Frédéric Muller: Nicolas Louis de Zinzendorf. Un éclaireur au temps des Lumières (1700–1760). Préface Christian Bonnet (Figures protestantes). Lyon 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/muller_albrecht

Matthias Pohlig: Rezension zu: Peter J. Opitz (ed.): The Myth of Reformation (Refo500 Academic Studies, 9). Göttingen 2013, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/opitz_pohlig

Justus Nipperdey: Rezension zu: Massimo Rospocher (ed.): Beyond the Public Sphere. Opinions, Publics, Spaces in Early Modern Europe(Annali dell Istituto storico italo-germanico in Trento/Jahrbuch des Italienisch-Deutschen Historischen Instituts in Trient. Contributi/Beiträge, 27). Bologna 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/rospocher_nipperdey

Ludolf Pelizaeus: Rezension zu: Sabine Schülting / Sabine Lucia Müller / Ralf Hertel (ed.): Early Modern Encounters with the Islamic East. Performing Cultures (Transculturalisms, 1400–1700). Farnham 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/hertel-mueller-schuelting_pelizaeus

Sabine Holtz: Rezension zu: Philip M. Soergel: Miracles and the Protestant Imagination. The Evangelical Wonder Book in Reformation Germany (Oxford Studies in Historical Theology). Oxford 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/soergel_holtz

Andreea Badea: Rezension zu: Maria Stuiber: Zwischen Rom und dem Erdkreis. Die gelehrte Korrespondenz des Kardinals Stefano Borgia (1731-1804). Berlin 2012, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 3, 15.03.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/03/22520.html

Eberhard Busch: Rezension zu: Jacques Varet (dir.): Calvin. Naissance d’une pensée. Tours 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/varet_busch

Helen Watanabe-O’Kelly: Rezension zu: Pablo Vázquez Gestal: Una nueva majestad. Felipe V, Isabel de Farnesio y la identidad de la monarquía (1700–1729). Sevilla / Madrid 2013, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/vazquez-gestal_watanabe-okelly

Sabine Holtz: Rezension zu: Timothy J. Wengert: Defending Faith. Lutheran Responses to Andreas Osiander’s Doctrine of Justification, 1551–1559 (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation. Studies in the Late Middle Ages, Humanism and Reformation, 65). Tübingen 2012, in: Francia-Recensio 2014/1 | Frühe Neuzeit – Revolution – Empire (1500-1815), 20.03.2014

http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2014-1/FN/wengert_holtz

Hans-Christian Maner: Rezension zu: Mirna Zeman: Reise zu den “Illyriern”. Kroatienstereotype in der deutschsprachigen Reiseliteratur und Statistik (1740-1809). München 2013, in: sehepunkte 14 (2014), Nr. 3, 15.03.2014

http://www.sehepunkte.de/2014/03/23515.html

Quelle: http://frueheneuzeit.hypotheses.org/1610

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