In ihrem Gastbeitrag stellt Eva Pfanzelter, Assistenzprofessorin am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, ihr aktuelles Forschungsprojekt „Holocaust Websites“ vor. Im ersten Beitrag gibt die Autorin einen Überblick über das Thema. Zu Beginn der 1990er Jahre sprach der französische Kulturhistoriker … Weiterlesen →
Lexikon zur Computergeschichte: Advanced Technology Format – AT-Format
Rezensionsüberblick 7/2013 | #HistMonast
Seit Dezember erscheint hier auf dem Gemeinschaftsblog “Ordensgeschichte” ein monatlicher Rezensionsüberblick, zu dessen Erstellung alle Interessierten herzlich eingeladen sind. Für den nun folgenden Überblick über Rezensionen, die im Juli 2013 online erschienen sind, wurden sehepunkte, H-Soz-u-Kult, recensio.net, H-Net Reviews, Reviews in History, H-ArtHist, histara, The Medieval Review, IASLonline, Concilium medii aevi und die Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte ausgewertet; die Zusammenstellung muss sich aber künftig natürlich nicht darauf beschränken. Wer sich in Zukunft beteiligen oder Ergänzungen anbringen möchte, ist herzlich eingeladen. Die Rezensionen [...]
Kotau – die chinesische Ehrbezeugung
In Kreuzworträtseln wird regelmäßig nach Ausdruck für eine “chinesische Ehrbezeugung” gefragt. Gemeint ist damit der so genannte Kotau. Der Begriff leitet sich vom Chinesischen ketou 磕頭 (“mit dem Kopf auf den Boden schlagen”) ab. Dieser Ausdruck kam in der Song-Zeit (960-1279) in Gebrauch. Davor war seit der Han-Zeit (206 v.-220 n. Chr.) der Ausdruck koutou 叩頭 dafür gebräuchlich.[1]
In dem von A. C. Burnell und Henry Yule im späten 19. Jahrhundert zusammengestellten Hobson-Jobson. A Glossary of Colloquial Anglo-Indian Terms and Phrases liest man dazu:
“the salutation used in China before the Emperor, his representatives, or his symbols, made by prostrations repeated a fixed number of times, the forehead touching the ground at each prostration. It is also used as the most respectful form of salutation from children to parents, and from servants to masters on formal occasions, &c.”[2]
Wilkinson weist darauf hin, dass diese Form der Ehrbezeugung im traditionellen China ursprünglich nicht so unterwürfig gewesen wäre, wie es vor allem die ab der Wende zum 19. Jahrhundert entstandenen britischen Berichte über China häufig vermittelt hätten. Das Zeremoniell wurde zu einer Zeit eingeführt, als man in China beim Sitzen noch auf dem Fußboden kniete.[3]
Noch in der Qing-Zeit (1644-1911) war der Kotau fixer Bestandteil bei kaiserlichen Audienzen – damals in der Form sangui jiukou 三跪九叩, d. h. “dreimal verbeugen und neunmal mit der Stirn den Boden berühren.” Diese Ehrbezeugung lief wie folgt ab: die zur Audienz Vorgelassenen hatten niederzuknien und zunächst dreimal mit der Stirn den Boden zu berühren. Anschließend mußten sie sich erheben. Das Ganze wurde dann noch zwei mal wiederholt und anschließend wurde den in Audienz Empfangenen gestattet, sich zurückzuziehen.[4]
- Vgl. dazu Endymion Wilkinson: Chinese History. A Manual. Revised and enlarged (Cambridge, Mass., 2000) 106.
- Stichwort “Kotow, Kowtow”; vgl. dazu die Online-Version in den Digital Dictionaries of South Asia der University of Chicago. Vgl. auch Encyclopaedia Britannica, 11. Aufl., Bd. 15 (1911) 922: “Kowtow, or Kotou, the Chinese ceremonial act of prostration as a sign of homage, submission, or worship. The word is formed from ko, knock, and tou, head. To the emperor, the ‘kowtow’ is performed by kneeling three times, each act, accompanied by touching the ground with the forehead.”
- Wilkinson: Chinese History, 106. Zur “westlichen” Sicht auf diese Form der Ehrbezeugung und die dadurch ab dem späten 18. Jahrhundert entstandenen Spannungen in chinesisch-”westlichen” vgl. James L. Hevia: “‘The ultimate gesture of deference and debasement’: Kowtowing in China. In: Michael J. Braddick (Hg.): “The Politics of Gesture: Historical Perspectives” Past and Present, Supplement 4 (2009) 212-234.
- Vgl. Wilkinson: Chinese History, 106 f.
Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/707
Erfahrungsbericht über das Verfassen eines WP-Artikels
Das Verfassen eines Wikipedia-Artikels hatte ich mir zu Beginn des Seminars einfach vorgestellt. Entsprechend war meine Meinung über die Qualität und Nutzbarkeit von WP-Artikeln für die literaturwissenschaftliche Praxis nicht besonders hoch. Diese muss ich zum Teil, nachdem ich selbst einen Artikel verfasst habe (Ideenreportage), revidieren: Abgesehen von den technischen Hürden (HTML) hat auch das Verfassen des Artikels, vornämlich die Verweise auf die Quellen, mehr Zeit in Anspruch genommen als ich gedacht hätte. Das hat mein Vorurteil – jeder kann WP-Artikel schreiben und daher haben sie für die wissenschaftliche Praxis keinen Wert – zum Teil aufgehoben. Denn um einen Artikel zu verfassen, muss man abgesehen von der Kenntnissen zum Thema, worüber man einen Artikle verfassen möchte, bereit sein, sich mit der HTML-Sprache auseinanderzusetzen – auch wenn nur Grundkenntnisse genügen und Wikipedia Einem Hilfestellung bietet (Wikipedia-Hilfe)-, man muss in seinem Artikel ausreichende Quellennachweise einfügen und der Vollständigkeit halber Verlinkungen zu anderen WP-Artikeln herstellen.
Vornehmlich die Quellennachweise entscheiden meines Erachtens über die Seriösität eines Artikels, da sie zum Einen die Basis für den Artikel bilden und zum Anderen dem Leser die Möglichkeit geben, bei Bedarf den Inhalt des Artikels zu überprüfen bzw. zu rekonstruieren. Das ist der entscheidende Punkt, der meine Einstellung zu Wikipedia als literaturwissenschaftliches Instrument geändert hat: Als Nutzer habe ich die Möglichkeit – über den Aufbau und den Inhalt des Artikles hinaus – mir anhand der Bibliographie und der Versionsgeschichte ein Bild über die Kompetenz sowie das Wissen des Artikel-Autors bzw. Autoren zum Thema des Artikels zu machen.
Mein Fazit ist daher: Wikipedia ist wie jede Quelle kritisch zu nutzen und bietet Transparenz in Blick auf seine wissenschaftlliche Brauchbarkeit (Quellennachweise, Versionsgeschichte etc.); dennoch würde ich WP-Artikel nur mit Einschränkung als Ausgangspunkt, als Möglichkeit, sich einen ersten Überblick über ein Thema zu verschaffen, in der literaturwissenschaftlichen Recherchepraxis empfehlen.
Von Emotionen gefangen
Die kolorierte Federzeichnung, die das Blog überspannt, stammt aus einer Handschrift (Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 389, fol. 044v, http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/cpg389/0100, um 1256) des mittelhochdeutschen, 1215/16 von Thomasîn von Zerclaere verfassten Lehrgedichtes Der Welsche Gast.
Zu sehen ist eine alte, den Geiz (erge) verkörpernde Frau, die auf einer Truhe sitzt. Sie gibt dem Reichtum (rihtum) ihre rechte Hand und gebietet ihm, den reichen Mann zu ihr zu bringen (zeuh mirn her). Er kommt diesem Gebot nach und befiehlt seinerseits dem Reichen, den er an einem Strick hinter sich her zieht, ihm zu folgen (wolge mir). Der reiche Mann (der reich) fügt sich seinem Schicksal (ich muz iz tun), da er zugleich von der Habgier (girde) mit einem Stock angetrieben wird (ile drat du saumst dich).
Das Bild findet sich im dritten Buch des Welschen Gastes, das sich inhaltlich mit dem Reichtum und den an ihn gebundenen, negativen Emotionen (Geiz, Habgier, Hochmut, Angst, Hass und Zorn) auseinandersetzt. Einen guten Überblick über das Werk Der Welsche Gast bietet das Teilprojekt B4 des ausgelaufenen SFB 496 der WWU Münster.
Der Brand von Glogau (1631)
Am 24. Juni 1631 kommt es in Glogau zur Katastrophe: Eine Feuersbrunst bricht aus und erfaßt in wenigen Stunden fast die ganze Stadt. Schon wieder ein Ort, der in diesen unruhigen Zeiten in Asche gelegt wurde, könnte man sagen: Wo ist das Besondere an diesem Fall? Glogau (oder Großglogau, wie die Stadt in diesen Zeiten meist genannt wurde) war die Heimatstadt von Andreas Gryphius. Nun hatte dieser schon einige Jahre zuvor versucht, den Kriegsereignissen und ‑bedrückungen auszuweichen. Doch im Jahr 1631 war er in seine Heimat zurückgekehrt und wurde so Zeuge des Stadtbrands.
Was genau in der schlesischen Stadt passiert war, erfahren wir aus dem Bericht eines kurbayerischen Gesandten. Dieser hielt sich im Frühjahr 1631 in Prag auf und informierte von dort aus Kurfürst Maximilian in München über die aktuellen Entwicklungen in den kaiserlichen Erblanden. Am 5. Juli berichtete der Gesandte über die Ursache des Brands in Glogau: „Am St: Johannes tag, hat herr obriste Wachtmaister von Schaumburg, weill Er ein Creizherr, ein banchet gehalten, ist das feur in der Kuchel entstannden, vnnd zumallen die heiser maistens von holz, ist in wenig stunden, ausser des Schloß, die Statt in Aschen gelegt worden.“ (BayHStA, Dreißigjähriger Krieg Akten 260 fol. 42 Ausf.)
In diesen Wochen und Monaten intensivierten sich die Kämpfe der Kaiserlichen gegen die Schweden. Letztere rückten nicht nur, nachdem sie ihre Position in Pommern ausgebaut hatten, nach Mecklenburg und in die Mark Brandenburg vor, sondern griffen mehr und mehr auch nach Schlesien aus, stießen hiermit also in die kaiserlichen Erblande vor – eine Entwicklung, die man in Wien mit wachsender Sorge betrachtete. Gerade die Städte standen im Mittelpunkt solcher Vorstöße, und der Name Glogaus tauchte in den Berichten aus diesen Wochen immer wieder mal auf. Daß nun im Zuge solcher Überfälle und Kämpfe auch einmal eine Stadt in Flammen aufging, war nicht ungewöhnlich. Aufgrund der Nachricht des kurbayerischen Gesandten wissen wir aber nun sicher, daß im Fall Glogaus keine kriegerischen Verwicklungen zur Katastrophe geführt haben. Vielmehr war es offenbar ein Küchenunfall oder eine Unachtsamkeit, die sich im Zuge eines Banketts ereignete.
Natürlich war dies kein Trost für die Glogauer, die erst 1615 den letzten Stadtbrand hatten erleben müssen. Auch für Gryphius, der damals 16 Jahre alt war, wird dieses Ereignis eine prägende Wirkung gehabt haben. Wenige Jahre später, 1637, erlebte er im schlesischen Freystadt erneut einen Stadtbrand, ein Ereignis, das er dann in der „Fewrigen Freystadt“ beschrieb. Auch in diesem Fall war es wohl eine Unachtsamkeit, die die Feuersbrunst ausgelöst hatte. Für Gryphius und seine Zeitgenossen war der rote Hahn auf dem Dach eines von vielen Schicksalschlägen, die immer wieder vorkamen, neben Seuchen, Hungersnöten und Kriegsdrangsalen.
Quelle: http://dkblog.hypotheses.org/227
Bayern, Deine Heimat
Den Anfang meines aktuellen Arbeitsfeldes machte ein Quellenschnipsel aus dem Protokollbuch der Gemeindeverwaltung:
Gemeindeverwaltung, Bernried am 21. Februar 1904. Gegenstand der Beschlußfassung auf Grund Art. 101 des Pol.-Str.-Ges.-B.
Auf Vortrag des Bürgermeisters und nach eingehender Beratung wurde mit allen Stimmen beschlossen, was folgt:
Die Gemeindeverwaltung Bernried erläßt auf Grund Art. 1,3 Ziffer 1 u. Art. 101 des Polizei-Straf-Gesetzbuches nachstehende ortspolizeiliche Vorschriften:
§1
Veränderungen im Innern oder am Äußeren von Gebäuden u. sonstigen baulichen Anlagen, wie Feldkapellen u. Denkmalen, von künstlerischer oder geschichtlicher Bedeutung, namentlich auch Änderungen an Fassaden mit alter Bemalung unterliegen der baupolizeilichen Genehmigung, auch wenn sie sonst nach der allgemeinen Bauordnung nicht genehmigungspflichtig werden.
§2
Bei allen Neubauten u. Umbauten ist darauf Bedacht zu nehmen, daß die Gebäude den heimischen Bauformen bzw. dem Charakter der Bauweise des Ortes angepaßt werden u. auf das Gesamtbild des Ortes und der nächsten Umgebung nicht störend wirken.
§3 Die Ortspolizeibehörde behält sich vor, gegebenen Falls nach Einvernehmen von Sachverständigen Änderungen an den Plänen anzuordnen, soweit dies möglich ist, ohne durch bedeutende Erhöhung der Kosten die Bauausführung unmöglich zu machen oder zu sehr zu erschweren.
[...] (Gemeindearchiv Bernried, B2/5, S. 1f.)
Schon auf den ersten Blick ist dieser Quellenschnipsel interessant, handelt es sich doch um ein Paradebeispiel für konservativ-konservierende Dorfpolitik. Dabei ist aber mindestens genauso interessant, dass offenbar der Anstoß für diese politische Regulierung des Bauens in Bernried nicht aus dem Dorf selbst kommt, denn die Grundlage ist ein bayerisches Gesetz, das nun Auswirkungen auf die Politik vor Ort hat.
Noch interessanter wird das Ganze aber auf den zweiten Blick, denn es handelt sich bei dieser Quelle um den lokalen Niederschlag einer größeren Bewegung, der Heimatschutzbewegung, die in ganz Deutschland aktiv war und Parallelen in anderen europäischen Ländern hat. Als Teil der bürgerlichen Reformbewegungen gehörte die Heimatschutzbewegung eher dem rechts-konservativen Lager an und hatte erhebliche Überschneidungen mit der Agrarromantik; sie vereinte Denk- und Naturschutz mit Volks- und Brauchtumspflege. Ihr Zentrum hatte die Heimatschutzbewegung im städtischen Raum unter akademisch geprägten Männern des Bürgertums. Hier aber wird sie auch Teil der politischen Wirklichkeit im Dorf.
Im Moment arbeite ich mich an diese Thema in zwei Richtungen ab:
- Erstens rekonstruiere ich, welche Vorstellungen von Ländlichkeit und Moderne in der Heimatschutzbewegung verbreitet waren und in welcher Form diese Vorstellungen sich in administrativen Formen niederschlugen – nicht nur in Gesetzen, sondern auch in Vorschriften, Maßgaben für Bauämter etc.
- Zweitens bin ich auf der Suche nach den Wirkungen der Vorschrift. Wurde sie – in Bernried und Umgebung vor allem – zur Anwendung gebracht? Welche Bauten wurden verhindert oder modifiziert? Gab es möglicherweise Konflikte, Auseinandersetzungen? Hier führt mich eine Spur besonders in die Richtung der Bauberatungen, die der Bayerische Verein für Volkskunst und Volkskunde e.V. seit 1904 anbot – mit wachsendem Erfolg.
Während die erste Perspektive also den Horizont erweitert, nach bayerischen, deutschen, möglicherweise sogar europäischen synchronen Prozessen und Entwicklungen fragt, ist die zweite Perspektive vor allem lokal, konzentriert auf Bernried und Umgebung, und durchaus nicht nur auf 1904. Vielmehr wird hier die Wirkungsgeschichte der Regelung verfolgt – und damit auch die Frage, welche Wirkungen die Makrogeschichte von Agrarromantik und nationalkonservativer Heimatideologie auf den ländlichen Mikrokosmos hatte. Das scheint mir ein vielversprechender doppelter Ansatz der mikrohistorischen Erforschung ländlicher Gesellschaften zu sein. Über exemplarische Ansatzpunkte versuche ich, die Verbindungen in die weitere Geschichte zu rekonstruieren – Verbindungen synchroner Art in die Makro-Geschichte, gleichzeitig auch diachrone Entwicklungslinien, die über die Wirkung dieser „Makro-Geschichte“ (wie der Heimatschutzbewegung) im Konkreten Aufschluss geben können.
Ich werde vermelden, wenn ich mit den Nachforschungen weiter gekommen bin – im Moment bin ich eingegraben in Akten, alte Zeitschriften und (mehr oder weniger) aktuelle Fachliteratur zum Thema.
Quelle: http://uegg.hypotheses.org/114
Wenn wir im Jahr 1913 leben würden…
Unter dem Titel „Si nous vivions en 1913“ sendet der französische Nachrichtensender France Inter seit dem 15. Juli ein tägliches Radiofeature morgens kurz vor 8h00. Der bekannte französische Historiker Antoine Prost, Präsident der „Mission du centenaire de la première guerre mondiale“, die Gedenkveranstaltungen rund um den 100. Jahrestag des Ersten Weltkrieg vorbereitet, schreibt und liest dafür die Texte.
In den knapp 3 ½ minütigen Sendungen widmet er sich dem Alltagsleben der Französinnen und Franzosen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg: Arbeit, Essen, Hygiene, Kino und Kindheit, aber auch Militärdienst und Kolonien werden thematisiert. Der Zugang auf die Vorkriegszeit über gegenwärtige Situationen und Fragestellungen funktioniert, die Beiträge sind kurzweilig und interessant. Die Machart der Sendungen, vor allem Stimme und Art des Erzählens, bei denen die Hörer mit einem “chers auditeurs” angeredet werden, scheinen selbst aus einer anderen Zeit zu stammen. Das verleiht der Chronik einen Retro-Charme, was durchaus positiv gemeint ist.
Die bisher erschienen 27 Sendungen stehen zum Nachhören auf der Website von France Inter bereit. Sie sind darüber hinaus eine gute Gelegenheit, die Französischkenntnisse aufzupolieren. Vor allem Französischlehrer könnten auf ihre Kosten kommen und mit ihren Schülern den Konjunktiv üben… hier eine kleine Auswahl der Sendungen:
Si nous vivions en 1913…
… Nous n’écouterions pas la radio
… Nous aurions déjà enterré beaucoup de proches
… Nous travaillerions beaucoup
… Nous nous retrouverions au café
… Nous serions peut-être une travailleuse
Musik und religiöse Gewalt. Ägypten heute und Europa im 16. Jahrhundert
Immer wieder beschäftigt mich die Frage, warum und wie religiöse Differenz überspringt in religiöse Gewalt. Besonders spannend finde ich die Katalysatoren, also die Auslöser, Scharniere und Verstärker des Übergangs. Zu diesen gehören in besonderer Weise Gesang und Musik. Entsprechende Hinweise finden sich im Ägypten des Augusts 2013 und in der europäischen Religionsgeschichte des 16. Jahrhunderts. Gibt es eine anthropologische Konstante von Musik als Gewaltauslöserin? Vor einigen Tagen hat Serge Michel, der Korrespondent der französischen Tageszeitung Le Monde in Ägypten, über die Gründe der Gewaltwelle und der Zusammenstöße zwischen koptischen und anglikanischen Christen und Muslimen berichtet. Der genaue Ort des Geschehens war Bani Ahmad, 270 Kilometer südlich von Kairo gelegen, am Samstag, 3. August. Ein Monat war seit der Absetzung von Präsident Mursi durch die Armee vergangen. Seither droht ein Bürgerkeig zwischen islamistischen Mursi-Anhängern und eher laizistisch orientierten Anhängern der Armee und den “Liberalen”. Der Konflikt zwischen Kopten und Muslimen ist in Ägypten seit jeher Teil der inneren Spannungen des Landes. Doch diese finden nun, vermengt mit dem politischen Bürgerkrieg, einen neuen Kontext und neue Artikulationsformen. Am 3. August sprang die Differenz über in Gewalt. Das Treibmittel dafür war laut Serge Michels Reportage ein Lied. In der ersten Version der Ereignisse [...]