Linkdossier 1: Migrationsland Deutschland?

Für unsere Veranstaltung am 3. Juni in der Fritz Thyssen Stiftung haben wir Lesetipps zusammengestellt, die sich mit Aspekten der Migration beschäftigen. Viel Spaß beim Einlesen!

Grundlagendossier Migration
Die Bundeszentrale für politische Bildung informiert in einem Grundlagendossier umfassend über das Thema Migration. Neben europäischer und weltweiter Migrationspolitik, ihren Herausforderungen und dem Thema Integration stellt das Dossier mit einer Fotogalerie auch Migranten und ihr Lebensumfeld in Berlin vor.

Mehr als 150 Millionen Menschen weltweit leben als Migranten in einem Staat, der nicht ihre ursprüngliche Heimat ist. Dies entspricht etwa der doppelten Bevölkerungszahl der Bundesrepublik. Internationale Migration geht aus von Menschen, die ihre Familien zusammenbringen möchten, von hoch ebenso wie niedrig qualifizierten Arbeitsmigranten sowie von Asylbewerbern und anderen Flüchtlingen.

Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
Auf seiner Homepage informiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, das dem Bundesministerium des Inneren unterstellt ist. In Themendossiers informiert das Bundesamt über seine Tätigkeiten und Veranstaltungen wie den Nürnberger Tagen für Integration oder die Tagung „Deutsche(r) werden – Deutsche(r) bleiben?“:

Maria Jakob von der Universität Leipzig analysiert für ihre Dissertation die bei Einbürgerungsfeiern erzählten Einbürgerungsgeschichten der Neubürger, die dort oft als Redner auftreten. In ihrer Präsentation „Wie werde ich heimisch hier?“ kam sie zu dem Schluss, dass sich die Neubürger in nahezu allen Reden vorrangig auf die lokale Ebene beziehen. „Deutschland“ spiele dem gegenüber nur eine Nebenrolle.

„Warum muss ein hochqualifizierter Migrant seinen Namen bei der Bewerbung streichen?“ – Offene Gesprächsrunde der Bonner SPD über Integrationsfragen
Bei einer Gesprächsrunde Anfang Mai im Haus MIGRApolis in Bonn sprach u.a. Rahim Öztürker, Integrationsratsmitglied in Bonn:

Zudem empfindet er die Erforderlichkeit, dass eingebürgerte Personen sich zusätzlich ins Wählerverzeichnis für die Wahl eintragen müssen, als hinderlich für eine höhere Wahlbeteiligung. Auch bemängelte er die fehlende Anerkennungskultur in Deutschland, wo MigrantInnen nach wie vor eher „bemitleidet“ werden statt z.B. auf ihren unternehmerischen Erfolg angesprochen zu werden.

Migrationsblog der Initiativgruppe e.V.
Auf seinem Blog beschäftigt sich der Integrationskurslehrer Leo Brux der Initiativgruppe e.V., die 1971 von Münchener Bürgerinnen und Bürgern gegründet wurde, kritisch und facettenreich mit dem Thema Migration und fordert zur Diskussion auf:

Kommentare – auch kritische – sind herzlich willkommen. Ich lasse mich gerne auf Debatten ein.

Migration Blog
Das Blog der australischen Regierung befasst sich auf vielfältige Art und Weise mit Migration, sodass zum Beispiel verraten wird, warum die Übertragung des Eurovision Songcontests immer noch wichtig für die Australier ist:

Executives from the Australian broadcasting service SBS will have taken delight knowing the kitsch, culture and cheese that was last Sunday’s Eurovision broadcast was being actively consumed and celebrated by almost half a million Australians across the nation. Nonetheless, celebrations may have been slightly dampened by the knowledge that our newer migrants are unlikely to have shared this unique viewing experience.

The reason for this lies in the changing nature of migration to Australia. Back in the early 1980s, when Eurovision first graced Australian screens, new arrivals were a substantially different bunch than they are today.

Deutsche Einwanderer in Paris im 19. Jahrhundert
Von 2001 bis 2006 führte das Deutsche Historische Institut Paris eine Studie über die Migration deutscher Einwanderer nach Paris durch:

Nicht nur Intellektuelle und Künstler zog es im 19. Jahrhundert aus den deutschen Ländern nach Paris. Handwerker und ungelernte Arbeiter stellten den überwältigenden Großteil der zeitweise bis zu 80 000 deutschsprachigen Migranten. Straßenkehrer, Lumpensammler und Kanalarbeiter aus Hessen, Erd- und Fabrikarbeiter aus der Pfalz, deutsche und elsässische Dienstmägde, Schreiner, Tischler, Schneider und Schuhmacher aus Baden, Bayern und dem Niederrhein: Sie machten Paris – neben Berlin und Hamburg – zeitweise zur dritten deutschen Großstadt.

Gauck plädiert für Vielfalt in Deutschland
400.000 Menschen sind 2012 nach Deutschland eingewandert. Damit ist es das zweitbeliebteste Einwanderungsland der Welt und lässt “klassische” Einwanderungsländer wie Australien oder Neuseeland hinter sich. Im Rahmen einer Einbürgerungsfeier sagte Bundespräsident Joachim Gauck:

Es sei “skurril”, der Vorstellung anzuhängen, es könne so etwas wie ein “homogenes, abgeschlossenes, gewissermaßen einfarbiges Deutschland” geben, sagte Gauck. Er räumte aber ein, dass Einwanderung starke Gefühle freisetze und Konflikte berge. Probleme dürften nicht verschwiegen werden. Gleichzeitig mahnte der Präsident Gelassenheit bei Debatten über Zuwanderung an. “Wir werden solche Auseinandersetzungen immer öfter erleben – aber nicht, weil Integration immer schlechter, sondern im Gegenteil, weil sie immer besser gelingt”, sagte das Staatsoberhaupt.

Quelle: http://gid.hypotheses.org/1054

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The Jews and the Great War: European Leo Baeck Lectures series takes place at the DHI London

A lecture series organised by the Leo Baeck Institute London, the Jewish Museum and the Fritz Bauer Institut, Frankfurt/Main, in cooperation with the German Historical Institute London examines the topic The Jews and the Great War and how the experience of World War I reshaped Jewish history and culture and challenged perceptions of Jewish identity in the UK, Palestine, Germany and Eastern Europe.

On 22nd of May Glenda Abramson will describe life in the Jewish settlement in Palestine under the autocratic rule of Jemal Pasha. Once the war took hold, Palestine was in a parlous condition, almost entirely cut off from the rest of the world, short of essential goods, medical supplies and funds to support those in the Jewish Settlement who depended on international charity. The lack of supplies led to large-scale starvation and disease. How did the Jewish settlement in Palestine cope with these dramatic political, economic and cultural challenges?

Glenda Abramson is Professor of Hebrew and Jewish Studies and Emeritus Fellow of St Cross College, Oxford. Her publications include Drama and Ideology in Modern Israel, Hebrew Writing of the First World War, Soldiers’ Tales and edited books such as: The Encyclopedia of Modern Jewish Culture. She is editor-in-chief of The Journal of Modern Jewish Studies.

The lecture will be held at the German Historical Institute London, 17 Bloomsbury Square, LondonWC1A 2NJ and begin at 6.30pm.

The first lecture of the series was held by Roz Currie, Jewish Military Museum, London and dealt with the topic “Curating the Jewish Experience of the First World War”. The podcast of this lecture can be found here. In the lectures coming up Prof. Dr. Micha Brumlik, Universität Frankfurt/M. will speak about “Hermann Cohen and Franz Rosenzweig – German Jewish Patriots in the Great War” on 12th of June, Prof. Jay Winter, Yale University, USA will talk about “The Great War and Jewish Memory”. More information about the lecture series can be found on the homepage of the Leo Baeck Institute.

Quelle: http://grandeguerre.hypotheses.org/1564

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Vier neue Themen für Blogs von hypotheses.org (2014)

269133752_d72134ac89Auf der Versammlung der französischen Blog-Community in Paris am 8. April 2014 wurde es bereits angekündigt, jetzt stehen die neuen WordPress-Themen als Webdesign-Vorlage für alle Blogs von hypotheses zur Verfügung: Twenty Eleven, Twenty Twelve, Twenty Thirteen und Twenty Fourteen. Im Laufe der nun beginnenden Umstellung werden die bisherigen Themen abgeschafft. Für alle Blogs von hypotheses ist daher ein Umstieg auf eines der neuen Themen notwendig.

Im Folgenden geben wir Ihnen einen Überblick über die Gründe für den Umstieg auf die neuen Themen. Außerdem bekommen Sie eine knappe Anleitung, wie Sie Ihre Blogs auf diese Themen umstellen können. Eine ausführlichere Dokumentation wird demnächst im Bloghaus veröffentlicht.

Weshalb werden neue Themen entwickelt?
Einige der Themen bei hypotheses sind zu komplex und weisen Programmierfehler auf. Andere enthalten Codes, die schwierig zu pflegen sind. Generell sind die Codes sehr heterogen, da sie von unterschiedlichen Organisationen programmiert wurden. Diese Heterogenität erschwert es uns zunehmend, die Wartung der Plattform vorzunehmen.

Hinzu kommt, dass bestimmte Themen bereits veraltet sind und nicht mehr den Standards entsprechen. So lässt sich die Mehrheit der von uns angebotenen Themen nicht an die verschiedenen Bildschirmauflösungen insbesondere von Smartphones und mobilen Geräten anpassen (Stichwort Responsive Webdesign). Auch das Plugin dafür (wp-touch) ist veraltet und ermöglicht keine adäquate und universelle Nutzung.

Die bisher verfügbaren Themen weisen Kompatibilitätsprobleme mit den von vielen Bloggenden geforderten Plugins auf (z.B. Twitter etc.). Somit sind auch die Tests von neuen Plugins für die Plattform schwierig und Entwicklungen langsam bis unmöglich geworden.

Die Erweiterung der Themen ermöglicht uns, schneller auf aktuelle Anforderungen zu reagieren und die Kompatibilität der Plattform nach dem technischen State of the Art zu gewährleisten.

Welche neuen Themen gibt es?
Wir stellen den Bloggenden vier neue, homogenere Themen zur Verfügung, die von einer Gruppe von Softwareentwicklern von WordPress (Basissoftware von hypotheses) erarbeitet wurden. Diese sind in Responsive Webdesign geschrieben, das heißt, dass sich die Auflösung an die Größe und den Typ der Bildschirme bei mobilen Endgeräten anpasst. Die sieben veralteten Themen werden nach und nach abgeschafft.

Die vier neuen Themen sind:
Twenty Eleven. Beispiel: http://difdepo.hypotheses.org/
•Twenty Twelve. Beispiel: http://hctc.hypotheses.org/
Twenty Thirteen. Beispiel: http://pock.hypotheses.org/
Twenty Fourteen. Beispiel (neben Bloghaus): http://surunsonrap.hypotheses.org/

Zurzeit entwickelt WordPress jedes Jahr ein neues Thema. Wir  nehmen uns das als Vorbild und versuchen ebenfalls,  jedes Jahr ein neues Thema für die Plattform zu testen, anzupassen und für die Community bereitzustellen.

Wie kann man zwischen den einzelnen Themen wechseln?
Um zwischen den Themen zu wechseln, wählen Sie eines der neuen Themen aus und konfigurieren es. Klicken Sie hierzu in der Menüoberfläche auf „Design“ > „Thema“. Dann können Sie zwischen den Themen Twenty Eleven, Twenty Twelve, Twenty Thirteen und Twenty Fourteen auswählen und das gewünschte Thema mit einem Klick auf „Aktivieren” freischalten. Bevor Sie das neue Thema auswählen, können Sie sich eine Vorschau des Ergebnisses anzeigen lassen. Abschließend können Sie Ihr neues Thema personalisieren indem Sie auf „Customize“ im Reiter „Design“ klicken.

Wenn Sie sich ein Thema wünschen, das eine einfache Ansicht hat und wenig Konfiguration benötigt, eignen sich Twenty Eleven oder Twenty Twelve.  Im Gegensatz dazu handelt es sich bei Twenty Fourteen um ein stärker konfigurierbares Thema, das allerdings auch mehr Hintergrundwissen abverlangt.

Wann finden die angekündigten Veränderungen statt ?
Die Themen Cleaker Cléo, Evolve Hypothèses.org, Magazine Basic Cléo, Magazine P Basic Hypothèses, Twenty Eleven Hypothèses.org, Twenty Ten und Photopress werden im Zuge der neuen Entwicklungen aufgelöst.

Es gilt der folgende Zeitplan:

  • Seit April 2014 sind die neuen Themen Twenty Eleven, Twenty Twelve, Twenty Thirteen und Twenty Fourteen verfügbar.
  • Ab dem ersten Juli 2014 werden die alten Themen nicht mehr angeboten. Der technische Support für diese Themen wird dann eingestellt. Wir empfehlen Ihnen deshalb, möglichst bald eines der neuen Themen auszuwählen.
  • Ab dem 30. September 2014 werden die alten Themen abgeschafft. Blogs, die bis dahin noch mit den alten Themen verwaltet werden, bekommen automatisch ein neues Thema zugeteilt. Danach ist ein Wechsel zu einem anderen Thema jedoch selbstverständlich weiterhin möglich.
  • Während der Übergangszeit zu den neuen Themen dient Ihnen die Mailingsliste als Plattform, auf der Sie sich austauschen können. Hier können Sie bei auftretenden Schwierigkeiten andere Bloggenden, sowie das Team von de.hypotheses um Rat fragen, und über Ihre Erfahrungen mit den neuen Themen berichten.

Die Dokumentation der Vorgänge wird zurzeit erarbeitet und nach Fertigstellung im Bloghaus veröffentlicht.

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Übersetzung und Anpassung des Beitrags im Maison des Carnets von Tammy Steffen Koenig und Mareike König.

Abbildung: Spices von Jungle_Boy, CC-BY-NC-SA.

 

Quelle: http://bloghaus.hypotheses.org/1064

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Wie passe ich Fußnoten an? Über doppelte Klammern und Makros

Die meisten Bloggenden dürften früher oder später vor der Aufgabe stehen, eine Fußnote in einen Blogpost einbauen zu wollen, und werden merken: Das ist gar nicht so einfach. Wählt man die Funktion »aus Word einfügen«, geht die Verlinkung der Fußnote zum Fußnotentext verloren. Damit dies nicht passiert, genügt es, den Fußnotentext von Hand in jeweils zwei öffnende Klammern und zwei schließende Klammern zu setzen, und zwar an die Stelle, an der das hochgestellte und verlinkte Fußnotenzeichen im Text stehen soll.

Hier ein Beispiel, wie eine solche Fußnote im Backend aussieht:

Fußnoten im Backend

Im Frontend sieht es dann so aus:

Fußnoten im Frontend

Derzeit sind in einigen WordPress-Themes die Fußnoten sehr klein. Dies kann leider nicht eingestellt werden, hier ist eine generelles Update von WordPress gefragt….

Es gibt aber auch ein von OpenEdition programmiertes Makro, mit dem Fußnoten in Blogartikel automatisch eingefügt werden können. Und so geht es für Word 2003, 2007 oder 2010:

  1. Downloaden Sie das macro_notes_wordpress (.zip-Datei) und entpacken Sie die Datei. Das Makro selbst liegt im Vorlagen-Format .dot vor.
  2. Passen Sie die Sicherheitseinstellungen des Dokuments an, die die Ausführung von Makros betreffen:
    • In Word 2003 klicken Sie dafür auf Extras > Makro > Sicherheit > Niedrig.
    • In Word 2007 klicken Sie dafür auf Datei > Optionen > Vertrauensstellungscenter > Einstellungen für das Vertrauensstellungscenter > Einstellungen für Makros > Alle Makros aktivieren
    • In Word 2010 klicken Sie dafür auf Datei > Optionen > Sicherheitscenter > Einstellungen für das Sicherheitscenter > Einstellungen für Makros > Alle Makros aktivieren.
  3. Fügen Sie das Makro zu dem betreffenden Word-Dokument hinzu.
    • In Word 2003 finden Sie die Option unter Extras > Vorlagen und AddIns > Hinzufügen.
    • In Word 2007 und 2010 klicken Sie dafür auf Datei > Optionen > Add-Ins, wählen im Dropdown-Menü unten Vorlagen aus und klicken auf Gehe zu … Im folgenden Fenster können Sie über Hinzufügen das Makro importieren.
  4. Speichern Sie das Dokument und schließen Sie es, damit die Änderungen aktiviert werden.
  5. Öffnen Sie das Dokument erneut und klicken Sie auf die Schaltfläche »Convertir les notes au format WordPress«.
    • In Word 2003 ist die Schaltfläche in der Werkzeugleiste Notes Word verfügbar.
    • In Word 2007 und 2010 findet sich die Schaltfläche in der Rubrik Add-Ins.

Das Makro wandelt nun sämtliche Fußnoten im Dokumententext um und setzt sie in das oben erläuterte Format der doppelten Klammer. Der so entstandene Text kann kopiert und direkt in einen Artikel eingefügt werden.

Egal,ob per Hand oder per Makro eingefügt: WordPress erstellt aus den doppelten Umklammerungen die passenden Fußnoten.

Quelle: http://bloghaus.hypotheses.org/831

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Familienrichter fordern Scheidung ohne Verschulden

Das heutige Morgenjournal auf Ö1 sendete einen Beitrag von Katja Arthofer:

Das Verschuldensprinzip bei Scheidungen soll abgeschafft werden – das fordern die Familienrichter. Denn schuld am Scheitern einer Ehe seien in den allermeisten Fällen beide, diese Sicht habe sich in anderen Ländern längst durchgesetzt, nur nicht in Österreich, so die Familienrichter. Sie fordern einen kompletten Umbau des Scheidungsrechts – mit weitreichenden Konsequenzen für Unterhalt und Pensionsansprüche.


Quelle: http://ehenvorgericht.wordpress.com/2014/05/22/familienrichter-fordern-scheidung-ohne-verschulden/

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Kombinierte Produktionsformen in Deutschland. Entwicklungswissenschaftliche Perspektiven auf sozialen Wandel in einem Industrieland – von Florian Engel

Mit der vielbeschworenen Rückkehr der sozialen Frage hat auch das Thema des sozialen Wandels neue Konjunktur. Ideen für dessen Beschreibung und Analyse liefern jedoch nicht allein aktuelle Sonderforschungsbereiche und Projekte. So soll dieser Artikel einen bereits bestehenden theoretischen Zugang zur … Continue reading

Quelle: http://soziologieblog.hypotheses.org/6718

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Historisches Denken. Lernprozessdiagnose statt Leistungsmessung

 

“If you wish to improve teaching and learning, you have to attend to teaching and learning.” Mit diesem Statement regt Bruce A. VanSledright dazu an, eine einseitige Fixierung auf Fragen der Leistungsüberprüfung und Kompetenzmessung im Large-Scale-Format zugunsten einer stärkeren Fokussierung auf Aspekte der Lernprozessbeschreibung und -diagnostik zu durchbrechen. Nur auf diese Weise, so VanSledright, könne man Lehrer und Schüler erfolgreich darin unterstützen, Geschichte zu lehren und zu lernen, und nur auf diese Weise lasse sich Geschichtsunterricht substantiell verbessern.

 

 

Fragebögen als Basis didaktischer Handlungsempfehlungen?

VanSledrights Position1 ist zwar nicht vollkommen neu, aber sie ist ‒ gerade in ihrer Zuspitzung ‒ zweifellos relevant. Verdeutlichen lässt sich das u.a. an den Publikationen des Berliner Politikwissenschaftlers Klaus Schroeder. Eigentlich ist zu den Schroeder-Studien seit langem alles gesagt: Theoriedefizite, Methodenmonismus, eindimensionale und daher apodiktisch anmutende Befunde.2 Trotzdem versucht Schroeder, LehrerInnen zu erklären, „wie guter Geschichtsunterricht gelingen kann“. Über dieses Thema diskutierte er vor kurzem im Deutschlandfunk mit Peter Droste und Alfons Kenkmann.3 Genau genommen war es gar keine Diskussion, denn Schroeder beschränkte sich auf ein zuvor aufgezeichnetes Eingangsstatement, das sich als “Sternstunde” geschichtsdidaktischer Reflexion erwies.4 Beispielsweise schlägt er vor, den Anteil zeitgeschichtlicher Themen deutlich zu erhöhen ‒ und das, obwohl Antike und Mittelalter in den meisten Lehrplänen ohnehin schon deutlich an Gewicht verloren haben und obwohl Zeitgeschichte (je nach Definition) klar dominiert. Außerdem setzt Schroeder auf Wiederholungen (“Wenn ein Stoff […] wiederholt wird […], [bleibt] mehr hängen […].”). Repetitio est mater studiorum. Diese auf Cassiodor zurückgehende Einsicht findet man auch bei Wikipedia ‒ in der “Liste lateinischer Phrasen/R”.5 Und mit Blick auf Gedenkstättenbesuche empfiehlt Schroeder eine gründliche Vor- und Nachbereitung. Die Aufzählung der Binsenweisheiten ließe sich mühelos verlängern. Das eigentliche Problem besteht jedoch darin, dass Schroeder und sein Team Geschichtsunterricht als solchen gar nicht untersucht haben. Ihr Haupterhebungsinstrument sind geschlossene Fragebögen (Multiple-Choice; Likert-Skalen). Allein auf dieser Grundlage beruhen die Messergebnisse und die daraus abgeleiteten didaktischen Handlungsempfehlungen.

Messeuphorie nach PISA: Cui bono?

Ebenso wie andere Fachdidaktiken hat auch Teile der Geschichtsdidaktik im Gefolge von PISA eine bemerkenswerte Messeuphorie erfasst.6 Jörn Rüsen definiert Geschichtsdidaktik bekanntlich als “Wissenschaft vom historischen Lernen”,7 nicht ‒ so könnte man zugespitzt formulieren ‒ als Wissenschaft der historischen Leistungsmessung. Das ist zwar keine grundsätzliche Absage an Versuche, historische Lernleistungen bzw. Kompetenzen empirisch zu erfassen, aber es ergeben sich doch wichtige Fragen: Lassen sich zentrale historische Kompetenzen im Large-Scale-Modus zuverlässig messen und graduieren? Gibt es dafür entsprechende Aufgabenformate? Und, wenn ja, welche Vorteile hat diese Form des Assessments? Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die Ausführungen der US-amerikanischen Bildungswissenschaftler James Pellegrino, Naomi Chudowsky und Robert Glaser:

“A second issue concerns the usefulness of current assessments for improving teaching and learning – the ultimate goal of education reforms. On the whole, most current large-scale tests provide very limited information that teachers and educational administrators can use to identify why students do not perform well or to modify the conditions of instruction in ways likely to improve student achievement. […] Tests do not reveal whether students are using misguided strategies to solve problems or fail to understand key concepts within the subject matter being tested. They do not show whether a student is advancing toward competence or is stuck at a partial understanding of a topic that could seriously impede future learning. Indeed, it is entirely possible that a student could answer certain types of test questions correctly and still lack the most basic understanding of the situation being tested, as a teacher would quickly learn by asking the student to explain the answer.”8

Unterrichtsverbesserung durch Lernprozessdiagnose

Messung im Large-Scale-Modus allein reicht also nicht aus. LehrerInnen und GeschichtsdidaktikerInnen haben die mindestens ebenso wichtige Aufgabe, historische Lehr-Lernprozesse zu verbessern (“improving teaching and learning”). Dazu müssen sie wissen, an welchen Hürden diese Prozesse immer wieder scheitern (“identify why students do not perform well”). Zu diesem Zweck wiederum bedarf es offener Aufgabenformate. Und nicht zuletzt sollte man mit SchülerInnen über die “Ergebnisse” ihrer Aufgaben ins Gespräch kommen (“learn by asking the student to explain the answer”). Nur auf diese Weise lässt sich nämlich in Erfahrung bringen, vor welchen Herausforderungen sie stehen, wenn sie historisch denken wollen oder sollen. Und erst auf dieser Grundlage wiederum ist ein Beitrag zur Verbesserung von Lehr-Lernprozessen und Geschichtsunterricht möglich. Das ist die zentrale Aufgabe praxisrelevanter geschichtsdidaktischer Forschung. Messung und Quantifizierung im Large-Scale-Format sind zwar möglicherweise nicht vollkommen überflüssig. Wer aber dafür sorgen will, dass Unterricht gelingt, der muss ‒ anders als Klaus Schroeder ‒ auf individuelle Diagnose und die Analyse von Lehr-Lernprozessen setzen. “If you wish to improve teaching and learning, you have to attend to teaching and learning.”9

 

 

Literatur

  • Köster, Manuel et al. (eds.): Researching History Education. International Perspectives and Disciplinary Traditions, Schwalbach/Ts. 2014.
  • Pellegrino, James W. et al. (eds.): Knowing what Students Know. The Science and Design of Educational Assessment. 2nd ed. Washington, DC 2003.
  • VanSledright, Bruce A.: Assessing Historical Thinking and Understanding. Innovative Designs for New Standards, New York/London 2014.

Externer Link

 



Abbildungsnachweis
© berwis  / pixelio.de

Empfohlene Zitierweise
Thünemann, Holger: Historisches Denken. Lernprozessdiagnose statt Leistungsmessung. In: Public History Weekly 2 (2014) 19, DOI: dx.doi.org/10.1515/phw-2014-2058.

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Quelle: http://public-history-weekly.oldenbourg-verlag.de/2-2014-19/historisches-denken-lernprozessdiagnose-statt-leistungsmessung/

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Biyong 辟雍 – die kaiserliche “Lehrhalle”

In unmittelbarer Nachbarschaft zum Pekinger Konfuziustempel (Kongmiao 孔廟) befinden sich die Gebäude der wechselweise als “Akademie” oder “Universität betitelten kaiserlichen Lehranstalt (Guozijian 國子監)[1]

Eine aus dem frühen 19. Jahrhundert stammende russische Beschreibung Pekings wies auch darauf hin, dass sich in dieser Einrichtung unter anderem eine Halle befand, die der Kaiser einmal jährlich aufsuchte:

135. Ko-tseu-kian, die Universität. Unter den Gebäuden, aus denen dieses Institut besteht, ist der im Jahre 1785 erbaute Palast zu bemerken, der an vier Seiten mit einem breiten Graben umgeben ist, über welchen vier Brücken gespannt sind. [...] Am ersten Tage des zweiten Mondes besucht der Kaiser die sogenannte kaiserliche Schule (134), um dem Philosophen Khung-tseu seine Huldigungen darzubringen, und demnächst begibt er sich in den Universitätspalast, um die heiligen Bücher zu erklären. Die alten Cypressen, welche diesen Ort beschatten, wurden von einem Rektor gepflanzt, der unter der mongolischen Dynastie (1295-1341) lebte.[2]

Biyong

Biyong – die kaiserliche “Lehrhalle” – Foto: Georg Lehner

Das hier als “Universitätspalast” bezeichnete Gebäude trägt den Namen Biyong 辟雍[3]. In de Groots Beschreibung des konfuzianischen “Staatskults” wird dieser “Predigtsaal” wie folgt beschrieben:

[...] auf einer quadratischen Insel erbaut, die genau in der Mitte eines kreisrunden Teiches liegt. [...] Er ist gänzlich mit Marmorquadern gemauert und hat genau im Norden, Osten, Süden und Westen eine Steinbrücke [...] die ebenso wie der Teich beiderseits mit schweren Marmorgeländern versehen sind. Insel und Brücken sind auch mit Marmorsteinen gepflastert, gleichwie der umliegende Hof. Der Saal trägt ein doppeltes Dach mit gelbglasierten Ziegeln und hat gegenüber jeder Brücke einen Eingang; der südlichste ist der vornehmste und über ihm hängt eine Holztafel mit der Inschrift 辟雍 Pi’ Jung, dem Namen des Saales.”[4]

Im Inneren ist die Halle ganz im Sinne der ältesten kosmologischen Vorstellungen gestaltet. So wird er durch die 16 Pfeiler, die die Dachkonstruktion tragen, “in neun viereckige Fächer, welche die neun Hauptgegenden der Erde versinnbildlichen”[5] geteilt. Für den Kaiser ist der Platz in der Mitte der Halle vorgesehen. Für den kaiserlichen Lehrvortrag wird ein besonders günstiger Tag bestimmt und der Kaiser hält eine kurze Lesung von je einem Text aus den “vier heiligen Büchern” (sishu 四書) und aus den “fünf kanonischen Schriften” (wujing 五經), den wichtigsten Textgruppen des Konfuzianismus. [6]

 

  1. Bei J.J.M. de Groot: Universismus. Die Grundlage der Religion und Ethik, des Staatswesens und der Wissenschaften Chinas (Berlin 1918) 263 übersetzt mit “Institut für die Söhne der Dynastie.”
  2. “Beschreibung der Stadt Peking.” In: Allgemeine Bauzeitung, Jg. 1859, S. 335 f.
  3. Zum Begriff vgl. Charles O. Hucker: Dictionary of Official Titles in Imperial China (Stanford 1985) 378 (Nr. 4604) „lit. to withdraw and be at peace [..] (2) Throughout imperial history an archaic reference to the National University [...] where men were prepared to become officials.“
  4. De Groot: Universismus, 264.
  5. Ebd.
  6. Zum Ablauf dieser kaiserlichen Lesung vgl. ebd., 264-267.

Quelle: http://wenhua.hypotheses.org/1137

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