Die Auferstehung der Hermaphroditen

Das Gedicht “Über den Hermaphroditen” (Carmen de ermaphrodito; der Text hier) ist vor allem ein gelehrtes Rätsel: Das lyrische Ich berichtet, wie seine schwangere Mutter die Götter über sein Schicksal befragt habe, und widersprüchliche Antworten erhalten habe: Das Kind werde ein Junge, so Phoebus, ein Mädchen, so Mars, weder noch, so Juno – dass es ein Hermaphrodit wurde, ist die “Lösung” dieser Rätselantworten. Ebenso rätselhaft die Vorhersagen zum Tod des Hermaphroditen: Er werde durch Waffen umkommen, so Juno, durch Erhängen, so Mars, durch Ertrinken, … Die Auferstehung der Hermaphroditen weiterlesen

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/363

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Grausame Gesetze gegen Hermaphroditen: Der Fall der konstantinischen Gesetze

Seit dem 17. Jahrhundert taucht in ganz verschiedenen Quellen immer wieder die Vorstellung auf, in der Antike seien “Hermaphroditen” verfolgt und vernichtet worden. Diese Vorstellungen stützen sich auf ganz verschiedene Quellen: Das Recht der paterfamilias, neugeborene Kinder auszusetzen oder zu töten, bedrohte in der Praxis wohl vor allem Mädchen, aber auch “Hermaphroditen”, wie schon die christliche Apologetik ausdrücklich festhielt. Das dürfte bis in die Zeit Konstantins der Fall gewesen sein. Die Wahrnehmung von “hermaphroditischen” Kindern als Prodigien und Vorzeichen konnte in der Antike ebenfalls … Grausame Gesetze gegen Hermaphroditen: Der Fall der konstantinischen Gesetze weiterlesen

Quelle: https://intersex.hypotheses.org/392

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Mannjungfrauschaft

Dass “Jungfrau” kein unmittelbares Pendant für das männliche Geschlecht hat, ist ein sprachkritischer Klassiker, und auch wenn “Frauschaft” mittlerweile sogar in den Duden aufgenommen wurde, ist “Mannschaft” ebenfalls einschlägig bekannt. Aber erst beides zusammen – “Mannschaft” plus “Jungfrauschaft” – ergibt die mir bis vor kurzem noch ganz unbekannte “Mannjungfrauschaft” (aka “Halbjungfrauschaft”, die selbst Google nicht zu kennen scheint). Beide lernte ich mal wieder in jenem wirren, von Gender-Themen besessenen Milieu kennen, das mich auch sonst manchmal die Augen reiben läßt: Das gute alte Bürgertum, … Mannjungfrauschaft weiterlesen

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/395

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“Freier” Konsens und IOC-induzierte Operationen

Die Richtlinien des IOC von 2011, nach denen Teilnahme an Frauenwettkämpfen nicht (mehr) von den Genitalien, auch nicht mehr von den Chromosomen, sondern aktuell von den Androgenen (v.a. Testosteron) im Blut abhängig gemacht wird, scheinen erst einmal eine reichlich abstrakte Drohung zu sein. Wie weitreichend aber die Auswirkungen sein können und bereits sind, zeigt eher unfreiwillig ein endokrinologischer Aufsatz (Patrick et al. 2013), in dem en passant auch erwähnt wird, dass die dort diskutierten Daten insbesondere auch Operationen an vier Athletinnen gewonnen wurden, die … “Freier” Konsens und IOC-induzierte Operationen weiterlesen

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/439

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Sex (und gender) bei der Fifa

Die Fifa ist gut bekannt aus dem Wirtschaftsteil und neuerdings auch von den Titelseiten großer Zeitungen. Neben ihren wirtschaftlichen Tätigkeiten, die die Öffentlichkeit (und die Gerichte) so intensiv beschäftigen, organisiert und lizenziert sie auch sportliche Großereignisse, namentlich Fussball-Weltmeisterschaften. Differenzierungen nach Geschlecht sind dabei seit langem üblich, früher in Form der Nichtzulassung weiblicher Spieler, heute z.B. bei geschlechtsspezifischem Rasen (Männer spielen immer auf Naturrasen, die Frauen in Kanada gerade auf Kunstrasen). Keine Überraschung also, dass auch die Fifa wie andere Organisatoren solcher Großereignisse regelmäßig (neu) […]

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/398

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Diodor, Bibliotheke XXXII, 12: Der älteste Bericht über geschlechtsverändernde Operationen

Diodors Bibliotheke XXIII, 10-12 enthält mehrere Berichte über Wechsel des körperlichen Geschlechts, darunter die älteste mir bekannte Beschreibung einer geschlechtsverändernden Operation (Bib. XXXII, 12). Zum Inhalt siehe meinen früheren Post, als dessen Beleg ich unten die Übersetzung von G. Wirth zitiere. Hier nur ein paar Worte zu wichtigen Begriffen Diodors und zur Überlieferung: “Doppelgeschlechtliche Menschen” werden von Diodor als “Zweigestaltige”, “Dimorphe” (dimorphoi) bezeichnet; nachdrücklich wird dies aber als Täuschung bezeichnet, in Wahrheit gebe es solche Menschen eben nicht, die Natur täusche den Menschen (pseudographein). […]

Quelle: https://intersex.hypotheses.org/354

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Der “Hermaphrodit von Zürich” (Kommentar)

Der von der Forschung so genannte “Hermaphrodit von Zürich” war ein Mensch mit doppelten Genitalien, von dessen Geburt im Jahr 1519 ein Einblatt-Druck aus dem gleichen Jahr berichtet (der Text hier). Über das Flugblatt wissen wir einiges, es ist aus verschiedenen Gründen in mehreren (Spezial-)Disziplinen gut bekannt, u.a. als mutmaßliches frühester Einblattdruck Christoph Froschauers. Über den Mensch, der hier zur Welt kam, erfährt man dabei weniger. Immerhin aber wissen wir dank einer Notiz Wicks, dass es sich um eine reale Person namens Christa Urslin […]

Quelle: https://intersex.hypotheses.org/250

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Wappenbuch Richental IV: Die Ettenheimer Handschrift

Die sogenannte Ettenheimer Handschrift der Richental-Chronik (heute in Karlsruhe; Sigle E) scheint auf den ersten Blick kein wichtiger Textzeuge für eine Untersuchung von Richentals Wappenbuchs zu sein, denn sie enthält so gut wie gar keine Wappen. Dennoch ist sie ein aufschlussreicher Textzeuge, um das stemma codicum zu rekonstruieren (auch für das Wappenbuch) und allgemeiner, um die Produktion von (Wappen-)Handschriften im späten 15. Jahrhundert zu verstehen. Wie schon Kautzsch 1894 bemerkte, hängt der Chroniktext von E teils von einer Vorlage wie A, teils von einer Vorlage wie K und teils von einer dritten Fassung der Chronik ab, die Buck mit G identifizieren konnte ab (Buck 2001). Interesanterweise stimmen die Wechsel der Vorlagen mit Lagenwechsel und mit Handwechseln überein; das spricht sehr dafür, dass hier verschiedene Schreiber parallel mit verschiedenen Vorlagen arbeiteten, deren Arbeit erst am Ende zu einem Codex zusammengefügt wurde. Mittelalterliche Serienproduktion also, so wie das Pecien-System an den Universitäten. Wie sieht es aber mit den Wappen aus? Erst einmal schlecht, E enthält sie überwiegend nicht. Aber ein zweiter Blick lohnt sich. Dort, wo im Text Wappen zu erwarten gewesen wären, fehlen sie, aber teilweise sind sie zumindest vorgezeichnet.

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Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/3165

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Konrad Grünenberg IX: Die Editionen

Konrad Grünenbergs Wappenbuch ist im deutschen Sprachraum seit dem späten 19. Jahrhundert berühmt, und wurde in den Jahrzehnten um 1900 mit Superlativen geradezu überhäuft – das größte, schönste, wichtigste, prächtigste Wappenbuch des Mittelalters wurde es genannt. Vieles davon hängt mit der Geschichte des Berliner Codex zusammen, dessen Erwerb durch das Preußische Heroldsamt 1841 einen angeblichen Verkauf der (übrigens gar nicht mehr in Deutschland befindlichen) Handschrift ins Ausland abwenden sollte. Unter dem Eindruck des drohenden Verlusts wurde die Handschrift immer schöner und wichtiger. Ganz so aufregend (und teuer) wie der Erwerb des Codex Manesse 1888 war die Sache nicht, aber am Ende wurde nicht nur die Handschrift gekauft, sondern auch ziemlich teure Faksimile-Ausgabe auf den Weg gebracht. Es handelt sich um die erste von relativ vielen gedruckten Ausgaben von Grünenbergs Wappenbuch, die ich im folgenden in chronologischer Reihenfolge vorstellen möchte: 1. Die erwähnte erste Ausgabe wurde vom Heraldiker J. G. Leonhard Dorst (alias Dorst von Schatzberg) und Rudolf von Stillfried (seit 1840 Zeremonienmeister Friedrich Wilhelms IV.) in den späten 1830er Jahren begonnen.

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Quelle: http://heraldica.hypotheses.org/2707

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Von Menschen und Monstern in der Rechtgeschichte

Zu den Missverständnissen, die einer “langen Geschichte” uneindeutiger Körper im Weg stehen, gehört die Vorstellung, dass Menschen mit untypischen Genitalien lange Zeit, wenn nicht gar immer, als “Monster” wahrgenommen worden seien. In der neueren Literatur gehen diese Vorstellungen oft auf Foucault zurück. Eine durchaus typische Formulierung dieser Position lautet z.B. so: Since ancient times intersexed bodies were literally constructed as mythical monsters and have been seen as such in the medical discourse until today. The enduring influence of the mythical and religious literary imagery […]

Quelle: http://intersex.hypotheses.org/255

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