
Stalin-Büste vor der Lipezker Parteizentrale der der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation, Foto: Ekaterina Makhotina
2017, im Jubiläumsjahr der Oktoberrevolution, steht ihr Macher, Vladimir Lenin, im Schatten seines Nachfolgers, Josif Stalin.[1] Zumindest ist Stalin die historische Figur, die den meisten Platz in der öffentlichen Debatte über die sowjetische Geschichte und russische Gesellschaft einnimmt, sei es als Reaktion auf die Umfrageergebnisse des Lewada-Zentrums, laut denen Stalin als „herausragendste Person der russischen Geschichte“ genannt wurde[2], oder als Reaktion auf die Installation einer Stalin-Büste neben derer der33 anderen Herrscher Russlands im Hof des Museums für Militäruniformen in Moskau oder aufgrund der Gedenktafel an einer Moskauer Universität.[3] In- und außerhalb des Landes wird Russen ein „Stalin-Kult“ attestiert.
Der seit 64 Jahren tote sowjetische Diktator ist im Herbst 2017 eindeutig ein Objekt der „heißen Erinnerung“ oder einer noch-nicht-vergangenen Vergangenheit. Die weit bekannte Titelüberschrift Michail Gefters „Stalin starb gestern“ aus dem Jahr 1988[4] ist somit bis heute gültig. Umso verwunderlicher ist es, dass es abseits von der Feststellung einer „Stalin-Renaissance“ oder eines „Stalin-Trends“[5] im heutigen Russland keine Diskussion darüber gibt, was diese „Erinnerung“ ausmacht, was die Gründe dafür sind, und ob es sich überhaupt um eine „Erinnerung“ handelt. Dabei ließen sich viele der genannten Phänomene als Medialisierung der stalinschen Popularität deuten, – und darum wird es im folgenden Beitrag gehen.
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Quelle: https://erinnerung.hypotheses.org/1541