Wie können kommunale Ein-Personen-Archive mit Hilfe von Archivmanagement ihrer Leitungsaufgabe gerecht werden und ihre Institution besser oder gezielter entwickeln? Dieser Frage ist Dr. Stefan Schröder in seiner Masterarbeit anhand der Literatur nachgegangen, nicht ohne mit der eigenen Erfahrung des Verfassers kritisch zu prüfen, ob die Praxistauglichkeit in kleinen Archiven gegeben ist oder nicht:
Kurkuma: Von Maria Dermoût zurück zu Rumphius
Isabel Soyka
Maria Dermoûts Roman De tienduizend dingen (dt. Die zehntausend Dinge, aus dem Niederländischen neu übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Bettina Bach, dtv 2016) handelt von Felicia, die auf der Insel Ambon auf einer Gewürzplantage in dem ehemaligen Haus ihrer Großmutter lebt und jedes Jahr an Allerheiligen der auf der Insel in dem betreffenden Jahr Ermordeten gedenkt, sowie ihrer verstorbenen Familienmitglieder. Der Roman lässt Erinnerungen aus Felicias Kindheit und die Umstände, die zu dem Tod der Inselbewohner geführt haben, Revue passieren. Dermoût greift Rumphius und seine Werke in dem Roman auf verschiedene Arten auf. Das Amboinsche Kruid-boek und die Amboinsche Rariteitkamer werden an vielen Stellen explizit genannt. Während der Lektüre stellten sich mir folgende Fragen: Stammen die von Dermoût geschilderten Sagen aus Rumphius’ Rariteitkamer? Lassen sich dort alle Muschelnamen wiederfinden? Und inwiefern geht die Wiedergabe von Rumphius’ Werken in literarische Fiktion über? Im folgenden Post werde ich versuchen anhand eines Beispiels aus dem Roman ein Gewürz im Kruid-boek zu identifizieren.
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Enttäuschte Erwartungen als Keimzelle des Neuen
23.11.2016 Claudia Berger
Es ist so verführerisch wie zumeist falsch, Entwicklungen aus der Retrospektive so zu betrachten, als hätten sie sich zwangsläufig so ergeben müssen, wie sie sich nun einmal ergeben haben. Der historische Akteur hingegen ist, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht, der Kontingenz der Ereignisse ausgesetzt. Für ihn ist nichts „vorsortiert“. Wir hingegen kennen den „Ausgang“ seiner Bemühungen – aus der Vielzahl der Möglichkeiten muss keine mehr ausgewählt werden. Alle Studien und Analysen können so zweckmäßig ganz auf das eigentlich Geschehene ausgerichtet werden, ganz als habe es keine andere Möglichkeit gegeben, als wäre auch diese Entwicklung nicht nur eine Möglichkeit in einem kontingenten Möglichkeitshorizont gewesen. Dieser logische Fehlschluss wird im Englischen bezeichnenderweise „Historian’s fallacy“ genannt.
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Bretonische Flugschriften aus dem 17. bis 20. Jahrhundert (Mittwochstipp 99)
Flugschriften gehörten zu den ersten Medien der Massenkommunikation. Sie dienten der Verbreitung von Nachrichten ebenso wie von politischer und religiöser Propaganda oder der Unterhaltung. In der Bretagne hatten sie für die rein bretonischsprachige Bevölkerung eine besondere Bedeutung, da diese sprachlich … Weiterlesen →
Chancen und Grenzen von Geschichte im Film – R. Rosenstone und „Reds“
von Tim Köhler
Der US-amerikanische Historiker Robert Rosenstone kritisiert Ende der 1980er Jahre den Film Reds. Er ist geradezu enttäuscht von diesem, u.a. auch seinem, Werk, denn er hatte über Jahre hinweg als historischer Berater an dem 1981 in die amerikanischen Kinos gekommenen Doku-Spielfilm mitgearbeitet. Als Geschichtswissenschaftler und Biograph, dessen John-Reed-Biographie, die Lebensgeschichte eines amerikanischen Journalisten und Kommunisten, verfilmt wurde, beklagt er sich über einen Film, der seiner Ansicht nach zu unrecht Erinnerung und Geschichte gleichsetzt, verkürzende Auslassungen beinhaltet, von mangelnder Faktizität, kontextarmen Zeitzeugeninterviews und „schnulzigen“ hollywoodhaften Einlagen geprägt ist, und damit die vertane Chance bedeutet, eine Geschichte kommunistischer Radikalisierung in den USA zu schreiben. Doch später ändert Rosenstone seine Meinung – Schritt für Schritt. 1995 geht er milder mit dem Film um, überhaupt mit „Geschichte im Film“ und umreißt stattdessen die Chancen des Mediums, um dann 2013 nach einem ganz persönlichen cultural turn den Film im Allgemeinen und Reds im Besonderen als Dokumentar- und Spielfilm nicht nur vollends zu rehabilitieren, sondern ab jetzt zu preisen. Was 25 Jahre zuvor Gegenstand seiner Kritik war, stellt er nun gerade als Stärken des Films heraus: Emotionalisierung, inhaltliche Verdichtung auf auch imaginierte Charaktere hin, die Linearität der Erzählung u.v.
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Richental-Rezeption in der Frühen Neuzeit: Ein weiterer Handschriftenfund
Das Wappenbuch, das mit der Richental-Chronik überliefert wurde, darf als eines der einflussreichsten Wappenbücher des Mittelalters gelten. Zu den offensichtlicheren Gründen dafür gehören seine frühe Entstehung (unter den universalen Wappenbüchern war es eines der frühesten, unter denen des frühen 15. Jahrhunderts eines der universalsten), das frühe Datum des Erstdrucks (1483) und sicher auch der Entstehungsort – im Oberrheingebiet entstanden nun einmal viele der großen Wappensammlungen, von denen viele (auch)…
Wozu Kulturwissenschaft?
Dirk Baecker, Universität Witten/Herdecke
Woran erkennt man eine Kulturwissenschaft? Am einfachsten daran, dass ihr so recht niemand angehören will. Kaum jemand bestreitet ihre Notwendigkeit, aber die eigene wissenschaftliche Heimat findet man woanders. So ist es auch an der Fakultät für Kulturreflexion der Universität Witten/Herdecke. Wir sind Philosophinnen, Kunst- und Literaturwissenschaftlerinnen, Soziologen, Politologen, Historikerinnen und Künstler. Jeder von uns kennt seinen Gegenstand, seine Theorien, seine Methoden. Mehr noch, jeder von uns kennt seine Problemstellung, denn erst diese definiert nach Max Weber eine Wissenschaft. Einen Gegenstand zum Thema zu erklären, begründet noch keine Wissenschaft. Trotzdem ist auffällig, dass die Kulturwissenschaften genau das gemacht haben.
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Quelle: http://kure.hypotheses.org/15
„Weltweit vor Ort“: 1916 – 2016. Verdun und die Somme. Der ‚centenaire‘ der Materialschlacht
Vor einhundert Jahren tobten zwei der blutigsten Schlachten der Geschichte in Verdun und an der Somme. Die „Materialschlachten“ des Jahres 1916 stellten die logische Konsequenz der Erfahrungen der Jahre 1914 und 1915 dar – ihr Zäsurcharakter sollte daher nicht übertrieben werden. Dennoch kann kein Zweifel daran bestehen, dass sie in Intensität und Dauer neue Standards des Schreckens setzten und damit zu Recht zu zentralen Erinnerungsorten des Ersten Weltkriegs aufstiegen.
Angesichts der großen Bedeutung des Ersten Weltkriegs im französischen und britischen Symbolhaushalt überrascht es nicht, dass das Gedenken an die beiden Großschlachten des Jahres 1916 mit großem Aufwand betrieben wurde. Um die in diesem Kontext feststellbaren Akzentsetzungen soll es hier gehen. Die jüngsten Höhepunkte des offiziellen Gedenkens – die deutsch-französische Gedenkfeier vom 29. Mai in Verdun und die frankobritische Gedenkzeremonie vom 1. Juli in Thiepval – sind dabei ideale Ausgangspunkte für die Frage nach Konvergenzen und Asymmetrien des Erste-Weltkriegs- Gedenkens im europäischen Kontext.
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Quelle: https://mws.hypotheses.org/36932
Zu Sprachkenntnissen und Bildungsstand der Offiziere
Einen Krieg zu führen bedeutete mehr als nur hoch zu Roß die Soldaten ins Schlachtgetümmel zu führen. Gerade auch im 17. Jahrhundert war mit Händen zu greifen, was man eine Bürokratisierung des Kriegs nennen kann. Die Armee und die überhaupt die Kriegführung mußte verwaltet werden. Schreibarbeit gehörte zum Alltag eines jeden Offiziers, erst recht eines Kommandeurs. Allein weil die Kosten für den Unterhalt der Kriegsmaschinerie so exorbitant waren, kamen die Kriegsherren um Verwaltungsstrukturen im Militär nicht herum. Und auch im operativen Geschäft eines Feldzugs war Kommunikation alles. Kurzum, ein Feldherr führte den Krieg zu allererst aus seiner Feldkanzlei heraus.
Was also mußte er dafür mitbringen?
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Der Vegetarianer-Club 1876-1881
Nach Gustav Struves Tod im Jahr 1870 blieb es einige Jahre ruhig um die Wiener Vegetarier. Franz Kubiczek und Adolf Zedtwitz publizierten zum Thema, aber erst im November 1876 wurde „nach mehreren vergeblichen Bemühungen, einen Verein von Vegetarianern zu gründen” mit dem Vegetarianer-Club erneut eine Organisation ins Leben gerufen[1]. Im Jänner 1879 wurde der Club als Verein angemeldet[2].Der Club lud in diesen Jahren regelmäßig zu Vorträgen, am häufigsten sprach der (stellvertretende) Vorstand Franz Chimani.
Franz Chimani
Der Orthopäde Franz Chimani (ca. 1832-1891) engagierte sich stark für die Verbreitung der Schwedischen Heilgymnastik in Wien und Niederösterreich und für regelmäßiges Turnen bei Kindern. Die Schwedische Heilgymnastik wurde in den 1810er Jahren von Pehr H. Ling (1776-1839) entwickelt. In Deutschland und Österreich wurde sie in den 1850er Jahren bekannt, eine weite Verbreitung scheiterte aber daran, dass Anhänger der von Johann F.
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Quelle: https://veggie.hypotheses.org/95